Frühling, Darling, Chaos und Sam - May Sparkle - E-Book

Frühling, Darling, Chaos und Sam E-Book

May Sparkle

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Beschreibung

Der Frühling ist in Darling angekommen, und ...   Lily übernimmt dieses Jahr die Organisation des Frühlingsfests im beliebstesten Hotel von Darling, Arizona. Alles läuft wie am Schnürchen, doch dann liefert die Floristin Sam die falschen Blumen. Noch zu allem Überfluss verliebt sich Lily in die Magierin Lumen, die sie dank der arroganten Sam leider übel belügt und ihr vorflunkert, sie wäre die Eigentümerin des Hotels.   Nun muss Lily nicht nur das Frühlingsfest auf die Beine stellen, sondern auch noch möglichst überzeugend eine Hotelbesitzerin mimen und nebenbei herausfinden, für wen ihr Herz tatsächlich schlägt.     Dies ist der Auftrakt der vierteiligen Darling-Reihe von May Sparkle. Jeder Band erzählt die Geschichte eines weiblichen Liebespaares zu einer anderen Jahreszeit.     Romantisch humorvolle Gay Romance für Frauen.         Weitere Romane von May Sparkle:   Die Darlingreihe:   Frühling, Darling, Chaos und Sam Sommer, Darling, Schicksal und Kate   erscheint demnächst: Herbst, Darling ... Winter, Darling ...   Fantasyroman für Frauen:   Kiss the Dragon - Wenn Liebe zum Vermächtnis wird   Erscheint demnächst von May Sparkle   Erotische Gay Romance für Frauen   She ist the one? Was wäre wenn ...  

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May Sparkle

Frühling, Darling, Chaos und Sam

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

1. Kapitel

 

 

 

 

 

 

1. Kapitel

 

Lily kauerte jetzt schon gefühlte zehn Minuten unter dem Schreibtisch ihrer Chefin. Die Anspannung war kaum zu ertragen. Ihre Strumpfhose scheuerte bei dem Versuch, sich möglichst dicht am Boden zu halten. Nervös kaute sie an ihren frisch lackierten Fingernägeln. Ihr strohblonder Pony, der ihr immer wieder über die Augen fiel, versperrte ihr die Sicht auf das, was direkt vor ihr geschah. Lily blies die lästigen Fransen aus der Stirn. Warum hatte sie sich nochmal solch eine dämliche Frisur schneiden lassen? Ach ja, aus Liebe. Das war´s.

Lily zog die Füße näher an den Körper, und verkroch sich noch ein Stückchen weiter unter dem Schreibtisch. Sie war ja selbst schuld an ihrer äußerst prekären Lage. Die Frau, vor der Lily ein unbeschreibliches Geheimnis hütete, schlich durch das Büro ihrer Chefin. Jetzt hatte sie Lily schon durch das gesamte Obergeschoss des Hotels gejagt, doch sie gab einfach nicht auf. Immer noch befand sie sich auf der Suche nach ihr.

So hatte Lily das alles nicht geplant. Auf keinen Fall sollte der Frühling mit solch einem mächtigen Geheimnis beginnen. Wenn sie könnte, würde sie die letzten beiden Tage ungeschehen machen. Wie toll wäre das, einfach auf Repeat drücken, auf die gewünschte Stelle im Leben zurückspulen und noch einmal von Neuem versuchen, was man so miserabel verbockt hat. Und das hatte sie definitiv.

Lily atmete tief aus. Zu tief.

Hastig presste sie die Hand auf die Lippen. Bei ihrem Pech hörte die Frau, die immer noch das Büro nach ihr absuchte, sie sicherlich. So leise sie konnte, richtete sie sich ein Stück auf. Vorsichtig spähte sie über die Tischplatte in das abgedunkelte Büro. Die Frau ihrer Träume ging vor dem Schreibtisch auf und ab. So ein Glück. Sie hatte sie nicht bemerkt. Bald würde sie aufgeben und den Raum in dem Lily sich verkrochen hatte wieder verlassen. Hoffte sie jedenfalls.

Doch das Gegenteil war der Fall.

Die Frau seufzte und ließ sich im selben Atemzug in den Ohrensessel neben der Tür fallen. Lily musste sich irgendwie vor einer Begegnung mit ihr drücken. Nur wie sollte sie aus dem Büro entkommen, ohne sofort von ihr entdeckt zu werden?

Immerhin hatte sie sich jetzt genau neben der Tür postiert... Wenn Lilys Pechsträhne weiterhin anhielt, würde die Frau mit Sicherheit jede Minute den Lichtschalter neben sich entdecken. Und dann war ihre Tarnung komplett dahin. Wie lange konnte sie sich noch erfolgreich vor ihr verstecken, bis sie die Taste drückte? Und wie lange konnte sie dann noch ihr Geheimnis vor ihrer großen Liebe bewahren?

Lily schüttelte den Kopf.

Wie war sie bloß in diese ausweglose Situation geraten? Das Erzählen und Verbreiten von Lügen zählte doch sonst nicht zu ihren Eigenschaften. Und warum musste sie ausgerechnet die wunderbarste Frau auf diesem Erdball anlügen?

Gedanklich spulte sie zurück auf Anfang. An den verhängnisvollen Tag, an dem sie dieser unglaublichen Frau zum ersten Mal begegnet war.

 

»Na, dann mal an die Arbeit, Mädels!« Lily klatschte auffordernd in die Hände und ihre Freundinnen setzten sich lachend in Bewegung. Sie war es nicht gewohnt Anweisungen zu geben, doch zum Glück kannte sie das Team sehr gut, das ihr in den nächsten beiden Tagen helfend zur Seite stehen würde. Der Großteil des Hotelpersonals bestand zu ihrer Erleichterung derzeit aus ihren eigenen Freundinnen und deren Hilfe konnte Lily nur allzugut gebrauchen.

Das Frühlingsfest in Darling stand kurz bevor und es musste noch etliches vorbereitet werden. Da so gut wie alle der führenden Angestellten sich derzeit nicht in der Stadt aufhielten, blieb der Großteil der Arbeit für das Frühlingsfest an Lily hängen. Martinaa, die Besitzerin des Hotels, befand sich bis zum Sommerbeginn auf Geschäftsreise und überließ die Führung des Restaurant- und Barbereichs, sowie die Leitung der Rezeption ihrer besten (und einzigen) Barkeeperin: Lily.

Denn auch ihre Arbeitskollegin, die kellnernde Schriftstellerin Josy, verbrachte den gesamten Frühling außerhalb der heimeligen Ortschaft, Darling Arizona.

Also war Lily bei allen wichtigen Entscheidungen völlig auf sich gestellt. Zum Glück hatten sich ihre vier Freundinnen Sandra, Megan, Leonie und Natalie bereit erklärt, ihr bei der Umsetzung ihrer Ideen zur Seite zu stehen. Leonie war zufälligerweise auch Martinas Freundin, was Lily zuerst als störend empfunden hatte. Sie hatte fälschlicherweise angenommen, ihre Chefin wolle sie von ihrer Geliebten überwachen lassen. Doch genau das Gegenteil war der Fall. Denn Leonie hatte einiges an Martinas Führungseigenschaften auszusetzen. Sie lästerte sogar in einer Tour über ihre neue Freundin. Lily hielt die Ohren die meiste Zeit mit imaginären Ohrenstöpseln geschlossen, wenn Leonie über Martina sprach. Sie wollte sich wirklich nicht einmischen. Auch wenn sie Leonie in manchen Bereichen eventuell Recht gab, was Martinas Entscheidungen für das Hotel betraf. Aber sie hatte viel zu viel Panik davor, dass ihre Chefin dann doch von ihrem Plappermaul Wind bekommen würde. Lily hielt lieber den Mund und hörte weg.

Gerade als Leonie wieder einmal über Martina herziehen wollte, klatschte Lily schnell erneut in die Hände. Sie würde ihrer Freundin besser eine besonders anstrengende Aufgabe zuteilen, bei der sie weniger Zeit zu lästern finden würde.

»Leonie, bist du so lieb und gehst in den Garten? Die Stühle müssen aus dem Winterschlaf geholt werden.«

»Bedeutet deine Ansage, genau das, was ich denke?«

»Wenn du glaubst, dass du Stühle putzen sollst, dann ja«, erwiderte Lily grinsend. Leonie war ein kleiner Wirbelwind, der keine einzige Anweisung ohne Widerstand über sich ergehen ließ.

Leonie spannte ihren Zeigefinger und Daumen zu einer Waffe. »Na gut, aber nur wenn mir Natalie dabei hilft.«

»Alles klar, ich bin einverstanden«, beschloss Lily seufzend. Es hatte keinen Zweck, sich mit Leonie anzulegen. Lily würde ja doch nie gewinnen. Und außerdem wollte sie es sich generell mit niemandem verscherzen. Lily wurde gern gemocht. Und sie konnte es gar nicht leiden, wenn irgendjemand sie nicht ausstehen konnte. Selbst wenn sie diese Person selbst gar nicht so sehr mochte. Was aber natürlich bei Leonie ganz und gar nicht zutraf. Diese überaus energische Geschäftsfrau konnte Lily sogar extrem gut leiden. Auch wenn es hin und wieder nicht den Anschein machte. Doch mit Leonie musste man sich bei Zeiten ein Wortgefecht liefern, um der Freundschaft den nötigen Tribut zu zollen. Sie war sogar kurzzeitig mal in die ständig sprechende Frau verknallt, jedoch ging es nie über Schwärmerei hinaus.

Sandra, eine weitere Freundin, hatte sich neben den beiden positioniert, darauf wartend, dass Leonie in den Außenbereich des Hotels verschwand.

»Entschuldige, dass ich dich beim Dirigieren störe, aber wohin sollen denn die Veilchen, Lily?«, unterbrach Sandra ihre Gedanken. »Der Blumenlieferant steht draußen vor der Tür und wartet auf Anweisungen.« Sandra deutete hinüber zu der schweren Flügeltür des Hotels. Sandra war die Unschuld in Person und glaubte stets an das Gute in den Menschen. Obwohl sie zuhause zwei Kleinkinder hatte, half sie Lily bei den Vorbereitungen für das Frühlingsfest. Sandra war die gute Seele des Freundinnenquartetts und half, wo immer sie konnte. Zum Glück hatte Andrea, die Mom der sehr lebhaften Zwillinge, über den Frühling keine beruflichen Verpflichtungen und konnte Sandra somit bei der Erziehung unterstützen. Und Sandra konnte dank Andreas Unterstützung tageweise im Hotel aushelfen.

Nur, was hatte Sandra gerade gesagt?

»Was sagst du da, Sandra?« Lily war außer sich.

Sandra schluckte. »Tut mir leid ... ich wollte dich nicht stören, aber der Lieferant steht mit den Blumen vor der Tür? Das habe ich gesagt.«

»Und welche Blumen hast du gesagt, hat er geliefert?«

»Ähm ...Veilchen? Die hast du doch bestellt, oder?«

Lily räusperte sich. »Nein, natürlich habe ich keine Veilchen bestellt. Wer will denn schon auch öde Wiesenblumen bei einem imposanten Frühlingsfest, frag ich dich, Sandra.« Lily kratzte sich an der Schläfe. »Wie kommt dieser unfähige Lieferant denn bloß auf die Idee, ich könnte ernsthaft Veilchen bestellt haben?«

»Am besten fragst du ihn selbst«, erwiderte Sandra nervös.

»Ja, du hast Recht. Immerhin steht er ja schon mit den falschen Blumen vor der Tür, da kann ich ihn auch gleich persönlich danach fragen.«

Lily nickte Sandra kurz zu und machte sich auf den Weg nach draußen. Ihr Herz pochte von Schritt zu Schritt schneller. Lily wurde nicht nur gern von allen anderen gemocht, sie verabscheute auch direkte Konfrontationen mit anderen Menschen. Und zwar noch mehr als alles andere auf der Welt. Wenn es nach Lily ging, dann durfte jeder Streit gerne heimlich und schweigend ausgetragen werden. Und am besten, ohne dem Anderen dabei direkt mitzuteilen, wie man sich fühlte, oder, dass man überhaupt aus irgendeinem Grund beleidigt auf ihn war.

Konfrontationen waren gar nicht ihr Fall. Schon in ihrer Kindheit ging sie stets den Streitereien ihrer Geschwister aus dem Weg, um niemandem von beiden Recht geben zu müssen. Und auch wenn sie ihre Eltern beim Diskutieren erwischte, machte Lily lieber eine ausladende Kurve um die beiden. Sie wollte bloß nicht mit hinein gezogen werden. Und dann im schlimmsten Fall noch dazu genötigt werden, sich für eine Sichtweise und so für einen Elternteil zu entscheiden. Selbst Streit mit ihrer Familie anzufangen kam sowieso nie in Frage. Sie war alles andere als angriffslustig oder bereit von sich aus Andere mit ihren Fehlern zu konfrontieren.

Und jetzt sollte sie diesem Lieferanten sagen, dass er einen Fehler gemacht hatte… Lily erreichte die hölzerne Flügeltür. Sie öffnete sie mit einem Stoß. Ihr blieb vor lauter Anspannung beinahe das Herz stehen. Sie schaffte es kaum, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Mittlerweile hörte sie das heftige Schlagen ihres Herzens deutlich in ihren Ohren. Zitternd näherte sie sich dem Lieferwagen. Auf der Seite des Laderaums prangte das Logo des Floristen. Ein lächelndes Gänseblümchen, das eine Sonnenbrille trug und einen blättrigen Daumen nach oben reckt. Darunter erkannte Lily den Schriftzug mit dem Namen des Inhabers: S & A Costello – Familienbetrieb. Der Lieferant saß noch im Wagen und machte keine Anstalten auszusteigen, als Lily direkt davor stehen blieb. Ihr Herz rutschte ihr in die Hose. Doch sie musste sich zusammenreißen. Tief Luft holen und sagen, was sie zu sagen hatte. Es war doch in Wahrheit keine große Hexerei. Es ging doch nicht einmal um ein persönliches Anliegen, sondern nur um einen beruflichen Fehler, mit dem der Lieferant mit Sicherheit gar nicht einmal viel zu schaffen hatte. Es war Mister Costello, den die falsche Lieferung später noch beschäftigen würde, wenn der Fahrer sie retour in den Laden gebracht hatte.

»Ähm, verzeihen Sie bitte, ich möchte Sie ja nicht stören ... aber ... sie möchten wissen, wo Sie die Lieferung abladen sollen, habe ich gehört?« Lily sprach durch das herunter gekurbelte Fahrerfenster, ohne den Fahrer direkt anzusehen. Sie war immer noch nervös und musste sich konzentrieren, um nicht drauf los zu stottern.

»Ich warte jetzt schon seit über zehn Minuten darauf, dass irgendjemand kommt und mir sagt, wo ich die Veilchen hinstellen soll. Das kann doch nicht sein, dass dieses Hotel plötzlich dermaßen schlecht organisiert ist«, ertönte eine mehr als genervte Frauenstimme.

Lily stockte der Atem. Ihr Herzschlag, der sowieso schon auf Tausend war, legte noch einen Zahn zu. Die Stimme der Frau klang weich, doch ihre Worte trafen Lily wie die Kugeln aus einer verbal geladenen Kanone.

»Entschuldigen Sie, ich … ich … es war noch einiges zu tun, und deshalb habe ich länger gebraucht«, stammelte Lily. Langsam hob sie den Kopf, um der Lieferantin bei ihrer Entschuldigung in die Augen sehen zu können. Das schönste Paar blaue Augen, das Lily jemals auf diesem Planeten gesehen hatte, blickte ihr direkt entgegen. Um ihre Augen tanzten zarte Lachfältchen. Und auch ihre Lippen signalisierten ein freundliches Gesicht. Doch die Antwort der Lieferantin trieb Lily abrupt Tränen in die Augen.

»Jetzt lassen Sie mich doch nicht noch länger warten«, beschwerte sich die Fahrerin mit Blick auf die Uhr. »Was sind Sie denn für eine Geschäftsführerin? Dermaßen inkompetent, sowas habe ich noch nicht erlebt.«

Lily pulte mit dem Nagel ihres Zeigefingers eine Träne aus dem Augenwinkel, bevor sie für die Lieferantin sichtbar wurde. »Verzeihen Sie, bitte? Ich habe mich doch gerade bei Ihnen entschuldigt.«

Das Gesicht der Frau nahm abrupt kältere Züge an. »Das nennen Sie eine Entschuldigung? Das kann doch nicht Ihr Ernst sein.«

Lily kniff die Pobacken zusammen und sammelte all ihren Mut. »Wenn Sie nicht sofort einen freundlicheren Ton anschlagen, dann werde ich mich bei Ihrem Chef über Sie beschweren müssen.«

»Das können Sie gerne tun.« Sie streckte ihr die Hand durch das Fenster entgegen. »Samantha Costello, stets zu Ihren Diensten.«

Machte diese Person gerade einen schlechten Scherz? Es konnte doch unmöglich wahr sein, dass so eine unsympathische und vorlaute Tussi ein eigenes Unternehmen führte, ohne sich all ihre Kundschaft beim ersten Treffen zu vergraulen. Lily wusste, dass Martina schon seit Jahren bei Costello bestellte. Sie fragte sich unweigerlich, warum um alles in der Welt, Martina das immer wieder tat? Immerhin hatte diese unfähige Floristin jetzt sogar die falschen Blumen geliefert.

»Du kannst mich gerne Sam nennen. Wo ist denn deine Vorgesetzte heute, hm? Vielleicht bin jetzt ich diejenige, die ein ernstes Wörtchen über dich reden möchte … wie war noch gleich dein Name?«

»Du kannst nicht mit meiner Chefin sprechen.« Lily trat einen Schritt vom Auto zurück.

»Nagut, Miss ZurückhaltendundHöflich, du musst mir deinen Namen ja nicht verraten. Ich finde ihn auch so heraus, so viele inkompetente Angestellte wird das Hotel ja hoffentlich nicht haben.«

Vielleicht hatte diese Frau ja auch einfach nur ein Problem mit gay people. Ja, das konnte natürlich gut sein, denn seit Lilys Outing hatte ihre sexuelle Orientierung sich wie ein Lauffeuer in ganz Darling verbreit. Nicht, dass es in Darling ungewöhnlich war, auf Frauen zu stehen, das geschah hier wesentlich öfter, als man glauben mochte, doch es gab auch etliche Leute, die damit immer noch absolut nicht klar kamen. Was fiel dieser ruppigen Person denn nur ein? Lily spürte, wie ihr Puls sich erneut beschleunigte, aber aus einem anderen Grund als zuvor. Lily wurde wütend. Kaum zu glauben aber wahr. Wie konnte sie die Floristin auch nur für einen kleinen Moment attraktiv finden?

Sie war tatsächlich richtig wütend über das Verhalten eines anderen Bewohners aus Darling. Das war ihr das letzte Mal passiert, als sie fünf Jahre alt gewesen war. Als ihre beste Freundin Susi aus dem Kindergarten, Lily böse in den Unterarm gezwickt hatte. Lily verdankte dieser Eskapade ihren ersten richtig schmerzhaften blauen Fleck. Susi musste sich dafür bei ihr entschuldigen und die kleine Lily unterdrückte ihre Wut schon damals erfolgreich. Sie war dann noch sechs weitere Jahre mit Susi befreundet gewesen, ohne ihr jemals ganz verziehen zu haben. Die Wut flammte nur noch weiter in Lily auf, als sie an Susi dachte. Sie fühlte sich wie ein Vulkan, der jeden Moment explodierte. Die kochende Lava floss ohne Rückhalt in ihre Fingerspitzen. Sie fühlte wie ihr Blut in ihren Adern pulsierte und die Wut versuchte, sich zu verbalisieren.

Jeden Moment wäre es so weit und der Vulkan Lily würde sich über diese schreckliche Sam Costello in Form von Wortlava übergießen.

»Du bist ein furchtbar egozentrischer Mensch, weißt du das?«, schnaubte Lily. »Und noch dazu hast du die falschen Blumen geliefert.«

»Was soll ich getan haben?« Sam schien die Welt nicht mehr zu verstehen.

»Du hast die falschen Blumen geliefert«, wiederholte Lily, jetzt weniger energisch.

»Momentchen Mal, das Hotel hat doch per Mail Veilchen bestellt. Ich habe es schwarz auf weiß. Soviel ich mich erinnern kann, kam die Nachricht von einer Lily irgendwie.«

Lily lief glutrot an. Das Schreiben hatte sie selbst verfasst. In Auftrag von Martina hatte sie direkt bei Costello bestellt. Doch sie hatte gewiss nicht die falschen Blumen angefordert.

»Dann zeig´ mal her«, forderte Lily die Floristin siegessicher auf.

Sam tippte auf ihrem Smartphone herum. »Ach, so ein Mist, ich dürfte die Nachricht schon gelöscht haben. Aber es waren eindeutig Veilchen, hundertpro.«

»Oh, wie gelegen das für Ihre Behauptung kommt, Misses Costello.«

»Nenn mich bitte Sam, das habe ich dir doch schon gesagt. Misses Costello war meine Mutter.«