Fühle und gehe selbst! - Alexa Förster - E-Book

Fühle und gehe selbst! E-Book

Alexa Förster

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Beschreibung

Das Buch „Fühle und gehe selbst!“ dient der Befähigung, die Verantwortung nicht nur für die Gesundheit, sondern auch für die Gestaltung des Lebensweges in die eigenen Hände zu nehmen. Es zeigt Lösungswege und Strategien auf, unterstützt darin, eigenverantwortlich zu agieren und Vertrauen in die eigene Heilungskompetenz zu erlangen. Dieses Buch handelt von Ängsten, den daraus resultierenden Krankheiten und Verhaltensmustern, sowie den Lebenssichtweisen und Perspektiven, die sich entwickeln, wenn Ängste die Führung im Leben übernommen haben. Es widmet sich der Entstehung von Krankheit im Allgemeinen, beleuchtet die Hürden der Genesung und bietet heilsame Impulse an, um unabhängig und eigenverantwortlich gesund zu werden. Es stärkt die Selbstakzeptanz und das Vertrauen in den eigenen heilsamen Weg.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Fühle und gehe selbst!

Alexa Förster

Fühle und gehe selbst!

Alexa Förster

© 2023

überarbeitete Neuauflage

Autorin, Alexa Förster

Umschlag, Illustration: Mandy Göhler/ https://mandygoehler.com/

Lektorat, Korrektorat: Ina Kleinod https://sinntext.de/

Druck und Distribution im Auftrag der Autorin:

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland

ISBN:

Softcover

978-3-347-96312-2

E-Book

978-3-347-96311-5

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autorin, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.

Inhalt

Cover

Halbe Titelseite

Titelblatt

Urheberrechte

Einführung

Teil I: Krankheit − eine Frage der Betrachtung

Krankheit als Weg

Krankheit als Begleiter

Systemisch krank

Teil II: Hürden der Genesung

Grundlagen der Heilung

Die Manifestation der Angst

Die 7 Grundängste

Teil III: Heilsame Impulse

Heilwerden – ein Prozess

Ausblick – Der Weg der Seele

Dank

Nachwort

Über die Autorin

Literatur

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Einführung

Die Magie der Literatur schafft es, dass Worte, die wir lesen, in uns nachwirken. Manchmal lesen wir ein Buch, ein Kapitel, einen Satz und etwas ist anders als zuvor. Vielleicht wissen wir nicht genau, warum oder durch welche Aussage die Veränderung konkret angestoßen wurde, und dennoch ist unsere Sicht auf die Welt verändert und wird nie mehr dieselbe sein wie zuvor. Manchmal merken wir erst Jahre später, welchen Eindruck ein Buch in uns hinterlassen hat, wie sich unsere Wahrnehmungen und Wahrheiten dadurch verändert haben – ja, wir vielleicht sogar im Ergebnis Krankheit, Ängste, Mutlosigkeit und Hoffnungslosigkeit hinter uns gelassen haben.

Dass Sie mein Buch in Ihren Händen halten, deutet darauf hin, dass Sie es für möglich halten, Ihre Gesundheit selbst zu beeinflussen – oder es sich mindestens sehr wünschen. Sie sind also bereit, sich darauf einzulassen, Ihr Wohlbefinden niemand anderem zu überlassen als sich selbst. Sie geben sich die Erlaubnis, nicht nur die Verantwortung für Ihr Erleben, sondern auch für Ihre körperliche und seelische Verfassung zu übernehmen, um sich einem inneren „Heilsein“ anzunähern. Wenn Sie mich fragen, ist das eine gute Voraussetzung, um sich neue Horizonte zu erschließen und sich zu öffnen für möglicherweise ungewöhnliche Betrachtungsweisen. Wir können die Welt zwar nicht neu erschaffen und bestehende Dinge nur begrenzt verändern, aber wir können sie und uns selbst einmal neu betrachten und dadurch vielleicht noch tiefer begreifen. Und ein tieferes Verständnis hilft, wenn wir für uns besser sorgen und mehr für uns tun wollen.

Seit über 25 Jahren bin ich therapeutisch tätig. Ich begleite Menschen in unterschiedlichen Kontexten auf ihren persönlichen Lebensoder Heilungswegen. Meine Erfahrung ist immer dieselbe: Durch die Erweiterung der Sichtweisen und ein großes Angebot zahlreicher heilsamer Impulse haben meine Patienten selbst die Möglichkeit, sich ganzheitlich wahrzunehmen und eigenständig sowohl die körperliche als auch die seelische Ebene nachhaltig zu beeinflussen. Ich leite sie an, sich ihre eigenen heilsamen Räume zu erschließen und diese zu nutzen. Ich ermutige sie, Vertrauen in ihre selbstheilenden Kräfte zu setzen. Jeder Mensch verfügt im Grunde über diese selbstheilenden Potenziale und es ist mein höchstes Anliegen, diese in meinen Patienten zu fördern.

Wenn wir uns in unserer Ganzheit betrachten, dann ist dies an sich schon eine heilsame Erfahrung. Dabei kommt es nicht so sehr auf die Maßnahme an, die wir auf dem Weg unserer Gesundung anwenden, sondern vielmehr auf die Zuwendung und Hinwendung zu uns selbst, die wir in diesem Prozess erfahren. So kann zum Beispiel ein wohlwollender Raum, der zwischen einem Therapeuten oder Arzt und seinem Patienten entsteht, eine wesentliche Grundlage für Heilungserfolge sein. Fehlt jedoch diese Möglichkeit, als ganzer Mensch in einen Gesundungsprozess eingebunden zu werden – und das ist nicht selten in unserer westlichen technisierten Medizin der Fall –, dann bleibt die persönliche Zuwendung meistens auf der Strecke. Bestimmte medizinische Behandlungen werden sozusagen seelenlos verabreicht und verlieren ihre Heilkraft beziehungsweise entfalten diese erst gar nicht. Heilung hat immer(!) etwas mit Verbundenheit und Verbindung zu tun; aus meiner Sicht vor allem mit einer Rückverbindung zu sich selbst. Nennen Sie es die Anbindung an die eigene innere Heilkraft oder die eigene innere Führung. Sie ermöglicht in jedem Fall, eine Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Dazu gehört auch ein Erkennen und Verstehen dessen, was in den „krank machenden“ Zustand überhaupt hineingeführt hat.

Krank zu sein geht aus meiner Sicht immer mit einem Gefühl der Trennung einher, sozusagen einer Abkehr von sich selbst, auch wenn das in den überwiegenden Fällen, mit denen ich zu tun habe, am Beginn nicht zum Grundverständnis meiner Patienten gehört. Als Heilpraktikerin bin ich also zunächst darum bemüht, den Menschen in seiner ganzen Lebensweise zu sehen, zu verstehen und ihn mit sich selbst wieder in Beziehung zu bringen – sei es durch Aufmerksamkeit, durch Zeit- oder Ruhegewinn, durch die Gelegenheit, ein wirklich ausführliches Gespräch zu führen, oder durch die Anregung, sich selbst in verschiedenster Weise wieder zu begegnen. Das Wichtigste ist, dass sich der Patient oder die Patientin sich selbst wirklich zuwendet und widmet.

In meiner Praxis für Resonanzmedizin lege ich großen Wert auf einen heilsamen Raum der Selbstbegegnung. Während das geschieht, gehe ich in Resonanz1 mit meinem Gegenüber, „schwinge“ mich auf seine ganz persönliche Frequenz2 ein und gebe ihm dadurch die Möglichkeit, seine eigene innere Stimme oder Fährte (wieder) zu finden und zu ermitteln, was ihn in ein körperliches oder emotional-psychisches Ungleichgewicht hineingeführt hat. Ich nenne diese vertrauensvolle Begegnung und Selbstbegegnung das „heilsame Feld“, in dem Impulse und Erkenntnisse, aber auch Behandlungsabläufe auf den Betroffenen so treffsicher einwirken, dass es letztlich den Patienten oder die Patientin befähigt, die eigene Gesundheit, ja das gesamte Wohlbefinden selbst zu gestalten. So simpel es auch klingt: Mein Angebot an meine Patienten ist immer auch eine Hilfe zur Selbsthilfe. Die deutsche Ärztin Anna Fischer-Dückelmann (1856-1917) hat es so ausgedrückt: „Der beste Arzt ist der, der sich überflüssig macht.“ Nicht nur die angewandte Maßnahme oder Methode ist entscheidend für einen Heilungserfolg, sondern auch das Setting, in dem behandelt wird: Offenheit, Respekt und liebevolle Zuwendung sind die drei wesentlichen Aspekte dabei – sowohl vonseiten des Therapeuten als auch vonseiten des Patienten sich selbst gegenüber. Erst dann entsteht der Raum und die Möglichkeit, sich den eigenen Körper und die eigene Innenwelt zu erschließen und positiv zu beeinflussen.

Ich wünsche Ihnen viel Mut, Neugier, Freude und Interesse dabei, sich Ihre eigene Welt zu erschließen, denn sie gehört Ihnen und es liegt in Ihrer Macht, sie zu beeinflussen!

1 Lexikon der Wissenschaft: Das Mitschwingen eines Körpers mit einem anderen.

2 Häufigkeit; Wiederkehr; hier: Einstimmung auf die Wellenlänge des Patienten.

Teil I

Krankheit − eine Frage der Betrachtung

Krankheit als Weg

Wir alle möchten in erster Linie gesund sein. Gesundheit ist ein hohes Gut im Leben und wenn wir sie verlieren, treten meistens alle anderen Werte hinter diesen Verlust zurück. Ich möchte Sie im ersten Teil des Buches einladen, mit mir zunächst den Weg einer Krankheit zu erkunden. Im Anschluss daran werden Sie erfahren, wie Sie Ihren ganz persönlichen Weg der Heilung finden können – mit möglichst großer Offenheit und Neugier. Was bedeutet also eigentlich Gesundheit? Hierzu verfasste die WHO (Welt-Gesundheits-Organisation) 1948 eine bis heute allgemeingültige Definition. Sie legte fest: „Gesundheit ist der Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.“3 Dieser These entsprechend können wir also davon ausgehen, dass Gesundheit davon abhängt, dass wir im Gleichgewicht mit uns selbst, unserem Umfeld und all den uns umgebenden Bedingungen sind. Doch wie real ist der Zustand der Gesundheit, wenn wir unseren Blick einmal weiter schweifen lassen?

Gönnen Sie sich einen Augenblick Bedenkzeit und halten Sie kurz inne. Befragen Sie sich selbst, ob Sie sich als gesund einstufen würden. Befinden Sie sich wirklich im Gleichgewicht mit sich selbst und alldem, was Sie umgibt? Falls dem nicht so ist, müssten Sie, obwohl Sie womöglich keine körperlichen Symptome haben, gemessen an dieser Definition krank sein. Haben Sie nun allerdings Symptome, fühlen sich aber trotz allem im Gleichgewicht und wohl, dann können Sie allerdings der Definition nach leider nicht gesund sein! Offenbar lässt sich der Zustand von „Gesundsein“ oder „Kranksein“ nicht so leicht allgemeingültig klären, sondern unterliegt Ihrer ganz individuellen Wahrnehmung und Betrachtung.

Was bedeutet es denn für Sie, krank zu sein? Ist damit ein beängstigender Zustand gemeint, der Ihr persönliches Befinden, je nach Ausmaß und Schweregrad, deutlich einschränkt? Ist es eine Form von Kontrollverlust über körperliche Reaktionen, die Sie nicht einordnen können? Etwas, das sich anfühlt wie „aus den Fugen zu geraten“, weil die üblichen Mechanismen, sich wieder „in Ordnung zu bringen“, nicht mehr greifen? Ist es ein physisch wie emotional „angegriffener“ Zustand, in dem Sie sich möglicherweise anders verhalten müssen, als es Ihren Gewohnheiten entspricht? Beispielsweise bedeutet das, sich zu schonen, Ernährungsweisen umzustellen, den Organismus mit chemischen Präparaten unterstützen zu müssen, um wieder genesen zu können. In jedem Fall ist das Kranksein ein inneres wie körperliches Ungleichgewicht, welches Sie dazu drängt oder sogar zwingt, sich um sich selbst zu kümmern.

Je nachdem, wie „schwer“ krank Sie sind, werden Sie mir also zustimmen, dass ein kranker Zustand Ihr ganzes Sein und Erleben nachhaltig beeinflussen kann. Wenn Sie sich aber tatsächlich im Ganzen beeinträchtigt fühlen, wie sollten Sie dann gleichzeitig auf dieses fundamentale Geschehen selbst Einfluss nehmen können? Gibt es Maßnahmen und Methoden, die Sie in ein körperliches und inneres Gleichgewicht zurückführen können? Und wenn Sie wieder gesund sind: Was können Sie dann tun, um eine wirklich langfristige Regulation Ihrer inneren Stabilität zu erlangen, die Ihre Gesundheit überhaupt voraussetzt?

Die westliche Schulmedizin betrachtet den Patienten im großen Ganzen als ein Objekt, das in Körper und Seele getrennt zu sein scheint. Ein Mediziner sieht in der Regel in einem kranken Menschen eine Ansammlung von Zellen, Geweben und Organen, die zum Gegenstand seiner Forschung oder Behandlung werden. Obwohl bereits vor 100 Jahren die psychoanalytischen Erkenntnisse von Sigmund Freund, Carl Gustav Jung und Alfred Adler den Zusammenhang von Körper, Seele und Geist festgestellt haben, sind diese in den meisten heutigen medizinischen Betrachtungen noch lange keine Selbstverständlichkeit. Der Patient wird also zumeist als ein „kranker“ Körper betrachtet, und zwar ungeachtet seiner Lebenssituation, seines biografischen Hintergrundes oder seiner persönlichen emotionalen, mentalen und spirituellen Entwicklung. Im Mittelpunkt stehen ausschließlich physiologische, biochemische und biophysikalische Funktionen, die apparativ beleuchtet und in der Regel durch die Gabe von Medikamenten gezielt behandelt werden. Und trotz der aufwendigen Maßnahmen und fortschrittlichen Entwicklung sind die Menschen nicht gesünder als früher.

Mein Eindruck ist ein anderer: Krankheiten, Epidemien und Seuchen sind durch die zunehmende Technisierung besser kontrollierbar als noch vor einiger Zeit, doch die zunehmenden psychischen Erkrankungen und psychosomatischen Leiden scheinen unkontrolliert auf dem Vormarsch. Die bislang angewandten Maßnahmen – beispielsweise der übertriebene Einsatz von Psychopharmaka – unterdrücken diese Krankheiten mehr oder weniger, ohne eine tiefere Lösung auf allen zusammenhängenden Ebenen von Körper, Geist und Seele anzubieten. Sie zielen darauf ab, die Symptome auszuhebeln, bekämpfen aber deren Ursache nicht. Es ist wie beim Jäten von Unkraut: Wer nur das sichtbare Kraut abreißt und sich nicht um das Ausgraben der Wurzel kümmert, der wird es nicht dauerhaft los.

Mein Ziel ist es, Ihnen stattdessen Lösungen vorzustellen und nahezubringen, die Sie befähigen, Ihre ganzheitliche Heilung ins Auge zu fassen. Betrachten wir zunächst das Prozedere, wie es sich normalerweise abspielt: Sie fühlen sich nicht gut und wählen den Weg zum Arzt. Er möge Ihnen sagen, was mit Ihrem Körper nicht stimmt. Er soll Ihnen erklären, was die Ursache für Ihren desolaten Zustand ist. Zwischenfrage: Wer bestimmt über Ihr Kranksein? Sie selbst oder der aussagende Arzt? Bislang fühlten Sie sich nur nicht wohl, ohne so recht zu wissen, was Sie eigentlich bedrückt, doch der Arzt hat nun eine Vermutung. Was passiert also? Wahrscheinlich hat er – ohne sich auf Sie als Person näher einzulassen – einen spontanen Verdacht. Er äußert einen ersten Befund und ordnet bestimmte Untersuchungen an, um eine Diagnose zu stellen. Und das begleitet er mit Worten in dieser Art: „Ja, das sieht nicht gut aus, das müssen wir abklären. Es könnte im schlechten Fall sogar bösartig sein!“ Dann lässt er Sie mit dieser Aussage im trostlosen Behandlungsraum allein zurück, wo Sie nun darauf warten, dass eine Arzthelferin kommt und Ihnen Blut abnimmt. So schnell geht das: Beim Betreten der Praxis fühlten Sie sich lediglich unwohl, doch spätestens jetzt sind Sie – allein durch die vage Aussage des Arztes – ziemlich beunruhigt, obwohl noch gar nichts feststeht. Sie werden etwa eine Woche lang schlecht schlafen und unkonzentriert arbeiten, weil das Damoklesschwert der „schlimmen“ Krankheit über Ihnen schwebt. Und wenn die Diagnose dann kommt, sind Sie unwiderruflich KRANK! Nicht nur ein bisschen von etwas befallen, das sich bald allein wieder zurückziehen wird. Nein, es hat Sie schwer getroffen. Eine Bedrohung, ein Desaster, eine Katastrophe, ein Unglück bricht über Sie herein. Sie stehen da, hilflos und erschüttert. Was nun? Sie legen all Ihre Wünsche und Hoffnungen in die Hände des Arztes. Er möge Ihren Körper wieder „auf den rechten Weg“ zurückführen. Sie übertragen ihm die Verantwortung für Ihre Gesundheit. Stopp! Sagten wir nicht zu Beginn, dass die Verantwortung für Ihr Wohlbefinden in Ihnen selbst liegt?

Viele Menschen glauben, dass der Arzt ihren Körper wieder in den Zustand der Gesundheit zurückführen wird und wenn es dem Hausarzt nicht gelingt, dann sicher einem Facharzt oder spätestens einem Spezialisten. Wir sind weit davon entfernt, anzunehmen, dass wir selbst etwas an unserer Gesundheit ausrichten können, außer vielleicht ein paar persönliche Parameter, wie die Ernährung oder das Bewegungsverhalten, zu verändern. Hauptsächlich gehen wir davon aus, dass Medikamente und Operationen die beste Wahl der Heilmittel sind, durch deren Anwendung wir dann mit großer Wahrscheinlichkeit wieder genesen werden. Wir halten es weder für möglich, dass Symptome unter bestimmten Voraussetzungen „von ganz allein“ wieder verschwinden, noch vertrauen wir auf die Heilkräfte unseres Körpers. Alles, was zählt, sind die Aussagen von anderen! Es sind die anderen, die besser über uns Bescheid wissen als wir selbst. Weil sie die Fachleute sind und wir uns selbst nicht gut genug kennen. Warum ist das so?

Es gibt zahlreiche geschichtliche, technologische und evolutionäre Gründe, die dazu beigetragen haben, dass wir heutzutage nicht (mehr) an unsere Selbstregulation – die Wirksamkeit unserer eigenen Heilkraft – glauben. Sie anzuführen, würde diesen Rahmen sprengen. Fakt ist: Wir sind so sehr beeindruckt von „Fachwissen“, dass wir inzwischen so gut wie ganz aufgehört haben, uns um eine gründliche Selbstkenntnis zu bemühen. Auf der Seite der Mediziner und Gesundheitseinrichtungen ist zudem eine fast autoritär zu nennende Verfügung über unser Wohlbefinden oder eben Unwohlsein entstanden, die unsere Selbstfürsorge so gut wie gar nicht mehr einfordert. Stattdessen geht es um Diagnosen in Zahlencodes, Wahrscheinlichkeiten in Prozenten und Kosten in Euros. Dass unsere Selbstaufmerksamkeit ein wesentlicher Beitrag wäre, um wieder gesund werden zu können, steht nicht auf den Rezeptscheinen. Wir vertrauen also nur noch auf etwas, was von außen zugeführt wird, was uns suggeriert und versprochen wird, ohne dabei herauszufinden, wie sich das „Kranke“ in uns selbst anfühlt, was es bedeutet oder was es uns vielleicht sogar „sagen“ möchte. Krankheit ist für die meisten von uns ein ausnahmslos uneingeladener und unerwünschter Besucher, der – am besten sofort – aus dem Körper hinausgejagt werden sollte.

Wir haben im Laufe der Zeit mehr und mehr den Kontakt zu uns selbst, zu unserer Intuition, zu leitenden Gefühlen und körperlichen Wahrnehmungen verloren. Wir haben keinerlei maßgeblichen Bezug mehr zu unserer „inneren Stimme“ und zu unseren regenerativen Heilkräften. Haben wir denn auch vergessen, dass es unser(!) Körper ist, der ein Leiden überhaupt produziert? Wäre es denn nicht viel sinnvoller, damit zu rechnen, dass wir dann auch selbst in der Lage sind, unserem(!) Leiden auf heilsame Weise zu begegnen?

Das Feld der Möglichkeiten, zu erkranken und ebenfalls wieder zu gesunden, ist selbstverständlich nicht so überschaubar, wie ich es hier zugrunde lege. Ich erhebe nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, wenn ich in dieser vereinfachenden Art betrachte, wie schnell(!) und wie umfänglich(!) wir die Verantwortung für unsere Gesundheit nach außen verlegen. Aber das Prinzip ist Ihnen sicher schnell klar geworden: Wir behandeln unseren „kranken“ Körper – einschließlich einer „kranken“ Psyche – im Allgemeinen wie eine kaputte Maschine, die wir fix in die Werkstatt bringen. Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich weder schulmedizinische Wege noch den Einsatz von Medikamenten infrage stellen. Im Gegenteil, ich bin dankbar für den technischen Fortschritt, die lebensrettenden und unterstützenden Maßnahmen, die die moderne Medizin ausmacht. Ich möchte auch nicht die Ärzteschaft kritisieren, auch wenn ich mich über eine bessere psychologische Ausbildung dieses Berufstandes und einen empathischeren Umgang mit erkrankten Menschen sehr freuen würde. Und mir ist selbstverständlich klar, dass Letzteres nicht fehlt, weil Ärzte herzlos sind, sondern ihrerseits häufig unter enormem Druck arbeiten müssen – sozusagen selbst leiden. Ich bemühe mich jedoch um darüber hinausgehende Betrachtungsweisen, die womöglich dem komplexeren Zustand des Einzelnen, wenn er von Krankheit betroffen ist, ganzheitlich entsprechen, auch wenn nicht immer alle Zusammenhänge erklärt werden können.

Heilsame Möglichkeiten erschließen sich also nicht ausschließlich über Biochemie und Diagnostik. Vielmehr möchte ich Sie, lieber Leser, liebe Leserin, sensibilisieren für den Automatismus Ihrer eigenen Reaktionen im Krankheitsfall. Ich möchte Ihnen bewusst machen, was Sie dann gewohnheitsmäßig tun. Nur dann, wenn Sie es sich erlauben, Ihre bisherige Vorgehensweise zu hinterfragen, können Sie für sich daraus langfristig einen eigenen Handlungsspielraum erarbeiten. Sie haben die Möglichkeit – auch wenn Ihnen das an dieser Stelle noch unwahrscheinlich vorkommt –, den maßgeblichsten Einfluss auf Ihre Krankheit und somit auch Ihre Gesundheit selbst zu nehmen. Sie haben die Freiheit, sich dem Diktat Ihres Körpers zu unterwerfen oder Ihr ganzheitliches Befinden positiv wirksam zu beeinflussen! Ist Letzteres vorstellbar für Sie, obwohl es sich möglicherweise in Ihren Ohren im Augenblick noch sehr befremdlich anhört? Gönnen Sie sich jetzt einen Augenblick Bedenkzeit und finden Sie als Erstes heraus, wie Sie zu dieser Aussage stehen. Ich bin zuversichtlich, dass Sie im Verlauf dieses Buches mehr und mehr Vertrauen darin gewinnen werden.

Das innere Gleichgewicht

Da ich im Rahmen meiner Praxistätigkeit hauptsächlich energetische Verfahren einsetze, beschreibe ich einem Patienten zum besseren Verständnis des Energiesystems gern folgendes Bild: Unser Land ist durchzogen mit Autobahnen. Zumeist fließt der Verkehr auf diesen Straßen gut und flüssig, hin und wieder kommt es zu kurzen Stockungen, besonders während bestimmter Tageszeiten. Doch diese lösen sich zumeist ohne äußeres Zutun von allein wieder auf und alles kann ungehindert weiterfließen. Unser Körper ist mit Energiebahnen ähnlich durchzogen. Die Energie fließt auf ihnen wie der Verkehr auf den Autobahnen. Um die Struktur und die Arbeitsweise dieses Energiebahnen-Netzes besser zu verstehen, können wir verschiedene Methoden oder Modelle verwenden, beispielsweise die traditionelle chinesische Medizin (TCM4). Die Grundlagen dieser Energielehre sind ungefähr vor 2.000 Jahren entwickelt worden und formulieren von jeher einen ganzheitlichen Ansatz. Die TCM führt in der Betrachtung sowohl körperliche, emotionale und mentale als auch spirituelle Faktoren zusammen, um den Gesundheitszustand eines Menschen langfristig zu stabilisieren und den Ursachen von Krankheit auf den Grund zu gehen. Ihr Ziel ist nicht die Behandlung des kranken Menschen, sondern das beständige Im-Fluss-Halten der Energie, damit sich eine Krankheit gar nicht erst ausbilden, also manifestieren kann.

Dieser Ausrichtung folgend wurden im alten China die Medizinkundigen für die Gesunderhaltung eines Menschen bezahlt. Wenn jemand erkrankte, setze dieser seine Zahlungen an den Heiler aus und nahm sie erst ab der Genesung wieder auf. Klingt das absurd? Das ist es ganz und gar nicht, es ist nur so, dass wir in der westlichen Kultur – wenn überhaupt – die adäquate Strategie der Prophylaxe5 ziemlich weit unten auf der Liste unserer Prämissen führen. Aber der gesunde Menschenverstand wird immer bestätigen, das Vorbeugen besser als Nachsorge ist, oder nicht?

Laut der Philosophie der TCM zirkuliert die Lebensenergie (Qi6) in unseren Energiebahnen (Meridianen7) flüssig und ungehindert. Sie stockt hin und wieder kurz, wenn wir zum Beispiel in Stress geraten, fließt jedoch im Zustand der Entspannung selbstregulierend weiter. Ähnlich wie im Leben gerät auch in unserem Energiesystem manchmal alles aus dem Lot. Es ist Rushhour, die Autobahn ist überfüllt, ein Unfall geschieht. Mehrere Fahrzeuge rauschen ineinander. Ein LKW liegt quer und blockiert die gesamte Fahrbahn. Nichts geht mehr. Die Blockierung breitet sich als Stau zusehends auf das ganze System aus. Ein großer Schaden ist entstanden. Polizei, Feuerwehr und Krankenwagen müssen anrücken. Die Betroffenen stehen unter Schock und ihre Verletzungen werden behandelt. Dann wird die Fahrbahn geräumt, Fahrzeuge abtransportiert. Die Behebung des Schadens dauert seine Zeit, und die Defekte am Randstreifen und in den Leitplanken bleiben noch lange sichtbar.

Nach einem physischen oder psychischen Trauma beispielsweise findet etwas Vergleichbares im Körper statt. Zunächst gerät auch hier das gesamte System in einen Stau – einen Energiefluss-Stau. Unter Zuhilfenahme aller zur Verfügung stehenden Mechanismen des Körpers wird dieser so gut wie möglich wieder auflöst. Es findet eine ebensolche Regulierung statt wie im Bild des Unfalls. Doch auch hier bleibt ein „Abdruck“ der Verletzung als Information im Gewebe wie eine Delle in der Leitplanke. Sie ist jederzeit in unserem Körperzell-Gedächtnis wieder abrufbar. Stellen Sie sich das so vor: Viele kleinere und größere Verletzungen – auch und besonders psychische Belastungen – werden im Laufe unseres Lebens in unserem Körper und unserer Seele „gespeichert“. Unser inneres Gleichgewicht ist eine sehr sensible Angelegenheit.

Nehmen wir ein anderes Beispiel: Sie fühlen sich gut, nehmen im Augenblick keinerlei Befindlichkeitsstörungen wahr. Sie sind zufrieden und mit dem beschäftigt, was gerade geschieht. Sie befinden sich im inneren Gleichgewicht. Sie sind im Fluss mit sich selbst, empfinden sich physisch wie psychisch ausgeglichen. Nichts ahnend erhalten Sie einen Telefonanruf, in dem Sie über den Motorradunfall Ihres Kindes informiert werden. Sie sprechen nur kurz, doch das, was gesagt wird, erschüttert Ihr System fundamental! Innerhalb eines einzigen Augenblicks fallen Sie heraus aus der inneren Seligkeit. Jetzt sind Sie erschrocken durch die neue Information und das hat eine dramatische Wirkung in Ihnen. Alles ist sofort anders als zuvor und von Ihrem inneren Gleichgewicht ist nichts mehr übrig. Angstvolle Gedanken und Gefühle überschwemmen Ihr System. Sie geraten ins Stocken und befinden sich sogleich in einem Energiefluss-Stau. Nicht nur Ihre Psyche hat durch den Anruf gelitten, sondern der Schreck ist Ihnen buchstäblich „in die Glieder gefahren“ und dort stecken geblieben. Auf allen Ebenen sind Sie blockiert, nichts geht mehr. Was passiert nun? Wie reagieren Sie? Verfallen Sie in eine Schockstarre oder geraten Sie in Panik und Hektik? Sie wissen nicht, was Sie zuerst tun sollen. Wollen Sie das Geschehen ausblenden, verdrängen? Lenken Sie sich ab und versuchen den Alltag irgendwie zu meistern? Werden Sie Ihre Empfindungen ersticken, um auf der Arbeit zu funktionieren? Aus meiner Erfahrung mit Schock-Patienten gehe ich davon aus, dass die meisten Menschen gar keine Idee haben, wie sie den Schreck in sich neutralisieren können. Sie hoffen im Stillen darauf, dass sich alles von allein regulieren möge. Nach dem Motto: Die Zeit wird schon alle Wunden heilen! Denn sie wissen einfach nicht, was in diesem Moment hilfreich für sie sein könnte. Sie erzählen möglicherweise jemandem davon oder tragen das Leid still mit sich herum. Doch wie das Erleben in ihnen weiterwirkt, ist ihnen nicht bekannt.

War der Schreck groß, so bleiben die Information und die daran geknüpften Emotionen jederzeit abrufbar und können sogar Jahre später das Befinden des Betroffenen nachhaltig beeinflussen. Aber auch schon aufgrund einer kurzen Störung verändert sich das innere Milieu und ein dauerhaftes Ungleichgewicht kann zur Grundlage weiterer Veränderungen führen, die wir landläufig als Krankheit bezeichnen. Jegliche Art von schockierenden Erlebnissen, Unfällen oder auch psychischen Traumen können Energiefluss-Störungen im Körper nach sich ziehen und kurzfristig, länger anhaltend oder gar lebenslang in unserem System gespeichert werden. Unser Erleben – positiv wie negativ – verknüpft sich mit unseren Gedanken und Emotionen und bleibt somit jederzeit präsent und abrufbar. Es lenkt unterschwellig – aus dem Unterbewusstsein heraus – unser Handeln, Tun und Sein. Wirken die Erlebnisse unbewusst in uns, so werden sie sich über kurz oder lang auf der körperlichen Ebene präsentieren und unsere innere Stabilität ins Wanken bringen. Finden wir jedoch einen bewussten Umgang mit dem Erlebten und stellen wir uns unseren Themen, dann sind wir auch in der Lage, bewussten Einfluss auf unser Befinden zu nehmen.

Auch das Immunsystem unterliegt dem inneren Gleichgewicht. Gerät es „aus der Bahn“ oder ist es funktionseingeschränkt, dann hat es einen erheblichen Einfluss auf unser gesamtes Befinden, körperlich und seelisch. Die Leistungsfähigkeit des Immunsystems wiederum hängt sowohl von der körperlichen Fürsorge und Pflege als auch von unserer seelischen Zufriedenheit ab. Das Essen von ungesunden und wertlosen Nahrungsmitteln beispielsweise schränkt sie genauso ein und führt zur Verschlackung des inneren Milieus wie eine übermäßige seelische Last. Das heißt, ein verschlackter Organismus ist weniger leistungsfähig, Reparatur-Prozesse finden weniger effektiv oder gar nicht mehr statt. Der Weg zur nächsten Krankheit ist vorprogrammiert, wir sprechen dann von der Manifestation einer Krankheit.

Sicher fragen Sie sich spätestens hier, was Sie selbst tun können, um ein stabiles inneres Gleichgewicht zu erlangen, zurückzugewinnen oder zu erhalten und somit auch Ihr Immunsystem positiv zu beeinflussen.

Bin ich die Krankheit?

Die nun folgende Betrachtung mag Ihnen befremdlich erscheinen, vielleicht sogar erhebliche Widerstände in Ihnen wecken, doch erlaube ich mir die gewohnte Betrachtung von Krankheit und Diagnose infrage zu stellen, um Sie zum Nachdenken anzuregen. Selbstverständlich müssen Sie nicht konform gehen mit dem, was ich schreibe, und doch wünsche ich mir eine Erweiterung Ihrer Sichtweise, eine Öffnung Ihrer gewohnten Wahrnehmungen und eine möglicherweise Neuinterpretation des Zustandes einer Krankheit und der Wirkungsweise einer Diagnose.

Stellen Sie sich Folgendes vor: Seit einigen Tagen bemerken Sie ein Unwohlsein in Ihrem Körper. Nein, so richtig krank fühlen Sie sich noch nicht, es ist nur ein zeitweiliges Drücken und Stechen im linken Oberbauch. Sie selbst nehmen wahr, dass es einen Zusammenhang gibt mit dem, was Sie gegessen haben. Aus dem zeitweiligen Auftreten der Stiche im Bauch entwickelt sich eine anhaltende Präsenz. Ein plagender Schmerz etabliert sich nach einiger Zeit. Zudem vertragen Sie nun bestimmte Speisen weniger gut, ein leichtes Gefühl der Übelkeit gesellt sich immer häufiger zu dem unterschwelligen Schmerz. Sie fühlen sich reduziert und unwohl, doch immer noch nicht richtig krank. Ihr freundlich zugewandtes Umfeld ist bereits in leichter Sorge und rät Ihnen, einen Arzt zu konsultieren. Auch Sie glauben, dass dies hilfreich und nötig sein könnte. Nachdem Sie den Beschluss gefasst haben, sehnen Sie, um endlich Klarheit über Ihre Symptome und eine Lösung Ihres Problems zu erhalten, den Termin herbei. Nach einer zermürbenden Wartezeit werden Sie endlich erlöst und dürfen beim Arzt vorsprechen. In den wenigen Augenblicken, die er sich Ihnen zuwendet, Sie bestenfalls noch körperlich abtastet, scheint er schon zu wissen, was Sie „haben“, und nennt Ihnen die möglichen Ursachen Ihres Unwohlseins. Sie verlassen – leicht irritiert – mit einer Diagnose, einem Rezept und einer Überweisung zur Magenspiegelung die Praxis. Ah, denken Sie, es scheint ja alles nicht so schlimm zu sein. Die Tabletten werden Ihnen helfen, und die Magenspiegelung bringt dann die abschließende Klarheit. Nachdem die verordneten Tabletten nur wenig helfen, sehen Sie nun mit Spannung der Magenspiegelung entgegen. Sie brauchen endlich Klarheit über Ihren Zustand! Da der Termin auf sich warten lässt, werden Sie zusehends unruhiger. Auch Ihr Umfeld fiebert mit Ihnen. Sie verlieren an Körpergewicht, Ihr Aussehen spiegelt Ihr Befinden wieder. Dann ist es endlich so weit, man beleuchtet Sie von innen. Die apparative Innenschau findet allerdings nicht heraus, was Sie in den Zustand körperlichen Ungleichgewichts geführt hat, jedoch dient sie als Grundlage einer manifesten Diagnose. Der durchführende Arzt schaut Sie an und sagt: „Tja, das sieht nicht gut aus! Das könnte auch Krebs sein! Wir entnehmen am besten eine Gewebeprobe – und dann haben wir Klarheit!“ Der fundamentale Satz klingt in Ihnen nach. In dem Augenblick, in dem er in Ihnen „wirkt“, beginnen Sie innerlich zu sterben. Ein radikaler Schock fährt in Sie hinein, sie fühlen sich entmachtet, gelähmt, ausgeliefert, hilflos und überfordert – und wahrscheinlich völlig alleingelassen. Wie soll es weitergehen mit einer solchen Diagnose? Wie sind die Prognosen, die Heilungschancen? Welche Möglichkeiten der Behandlung gibt es? Naht Ihr Ende? Werden Sie leiden? Wie wird sich Ihr Leben im Angesicht der drohenden Katastrophe nun gestalten? Was wird aus Ihren Kindern, Ihrem Mann? Sterben Sie etwa vor Ihren Eltern?

Unzählige Gedanken durchströmen Sie, lassen Sie trauern, leiden, verzweifeln, weinen, hoffnungslos werden. Andere Gedanken sind zuversichtlich, scheinen Sie beruhigen zu wollen, indem sie Ihnen Kraft und Zuversicht suggerieren. Doch gegen die aufkeimende Angst scheinen diese Gedanken machtlos! So geben Sie sich langsam geschlagen, freunden sich mit Ihrem Zustand und dem Gedanken an, schwer erkrankt zu sein. Sie geben sich in die Hände Ihres Schicksals und vertrauensvoll in die Hände Ihrer Ärzte. Sie adaptieren die Vorstellung der Krankheit, werden zum Kranken, werden eins mit der Diagnose. Sie fühlen sich so, wie Sie in der Krankenhaussprache betitelt werden: Sie sind „das Knie von Zimmer 211“, „der Infarkt von Zimmer 412“, „der Magenkrebs von Zimmer 38“. Sie werden von einem Menschen, der irgendwie in ein Ungleichgewicht geraten ist, zu einer Krankheit, die Sie befallen und in Besitz genommen hat. Sie lassen sich auf die Krankheit ein, lassen sie dadurch noch tiefer in sich hinein und beginnen sich durch sie zu definieren. Sie fangen möglicherweise an, die vermeintliche Krankheit zu bekämpfen, und Sie verfluchen ihr Dasein! Hadern mit sich und der Welt. Sie fragen sich, warum es ausgerechnet Sie getroffen hat. Sie sind wechselweise wütend oder traurig, völlig resigniert oder auch zeitweilig hoffnungsfroh. Doch eins ist sicher: Sie finden keinen Abstand mehr zur Krankheit! Sie identifizieren sich mit ihr und kaum ein Gedanke ist noch unbelastet und frei. Die Krankheit hat Sie in Besitz genommen. Können Sie mir folgen? Sie werden(!) ungewollt zu dem, was Sie plagt und von dem Sie sich am liebsten trennen würden. Sie entwickeln sich – wie im gegenseitigen Einvernehmen – von einem Menschen, der lediglich zunächst sein Gleichgewicht verloren hat, zu einer Krankheit!

Diagnose ist nur ein Wort