Für eine Nanny viel zu sexy - Cathy Williams - E-Book

Für eine Nanny viel zu sexy E-Book

Cathy Williams

4,9
2,49 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Ein kesses Lachen und zu viel Sex-Appeal - so hat sich der New Yorker Tycoon Matt Strickland die neue Nanny nicht vorgestellt! Aber zu spät. Er hat Wirbelwind Tess die Tür zu seinem Anwesen geöffnet. Und zu seinem Herzen …

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 170

Bewertungen
4,9 (16 Bewertungen)
14
2
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



IMPRESSUM

Für eine Nanny viel zu sexy erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2011 by Cathy Williams Originaltitel: „Her Impossible Boss“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., Londonin der Reihe: MODERN ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRABand 343 - 2012 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Übersetzung: Rita Koppers

Umschlagsmotive: Mike Watson Images / Thinkstock

Veröffentlicht im ePub Format in 07/2015 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733742690

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

Werden Sie Fan vom CORA Verlag auf Facebook.

1. KAPITEL

Matt starrte auf das unbeholfene Bewerbungsschreiben, das vor ihm lag. Wo sollte er nur anfangen? Die Liste der unterschiedlichsten Jobs, die dort aufgeführt waren, irritierte ihn. Vor allem, weil kein Job lange beibehalten worden war. Genauso wenig ansprechend war die langweilige Kurzbiografie. Unter normalen Umständen hätte er diese Bewerbung sofort in den Papierkorb geworfen, ohne auch nur ein Mal den lückenhaften handgeschriebenen Lebenslauf am Schluss überflogen zu haben. Nur zu dumm, dass es sich nicht um normale Umstände zu handeln schien.

Schließlich nahm er über den auf Hochglanz polierten Mahagonischreibtisch hinweg die junge Frau ins Visier, die aufgeregt auf ihrem Stuhl hin und her rutschte.

„Acht Jobs.“ Damit stieß er sich vom Tisch ab. Er schwieg, doch sein Schweigen sagte mehr als tausend Worte.

Tess Kelly war auf Empfehlung ihrer Schwester zu ihm gekommen. Sie durfte sich nicht erlauben, sehr wählerisch zu sein, und so saß sie nun vor ihm, um sich als Kindermädchen für seine Tochter zu bewerben. Sein erster Eindruck war, dass Tess Kelly nicht nur jegliche einschlägige Erfahrung fehlte, sie schien auch fachlich überfordert zu sein.

Der Blick aus großen grünen Augen ruhte auf ihm, und Matt folgte ihren Bewegungen, die etwas fahrig wirkten. Außerdem kaute sie nervös auf ihrer Unterlippe. Er mochte in einer ausweglosen Lage sein, das bedeutete aber nicht, dass er es ihr leicht machen würde.

„Mir ist klar, dass es nicht wenig sind …“

„Sie sind dreiundzwanzig Jahre alt und haben schon acht verschiedene Jobs gehabt. Ganz schön viel, würde ich sagen.“

Tess wich seinem kühlen Blick aus. Unter dieser entschlossen abwägenden Miene war es ihr unmöglich, Ruhe zu bewahren. Was, um alles in der Welt, hatte sie dazu getrieben, sich bei diesem Mann zu bewerben? Vor drei Wochen war sie nach New York gekommen, um ihre Schwester zu besuchen. Sie hatte sich eine Auszeit nehmen wollen, um ihre Zukunft zu überdenken. Jedenfalls hatten ihre Eltern ihr das als Wunsch mit auf die Reise gegeben, bevor sie ihr ein letztes Mal auf dem Flughafen zugewinkt hatten und Tess die Reise über den Atlantik angetreten hatte.

„Du bist nun dreiundzwanzig Jahre alt, Tess“, hatte ihre Mutter mit Bestimmtheit gesagt und ihr eine Dose mit selbst gemachten Plätzchen zugesteckt, um ihr den Abschied zu erleichtern. „Du scheinst noch immer nicht die geringste Idee zu haben, was du mit deinem Leben anfangen sollst. Dein Dad und ich würden es sehr begrüßen, wenn du etwas zur Ruhe kommen würdest. Such dir etwas, was du gerne tust – etwas, was dich länger als nur für fünf Minuten beschäftigt … deine Schwester Claire kennt sich im Geschäftsleben aus. Sie wird dir den einen oder anderen nützlichen Rat geben können. Jedenfalls würde es dir guttun, den Sommer einmal woanders zu verbringen …“

Keiner hatte jedoch erwähnt, dass zu dieser „Reise“ ein Job als Kindermädchen gehören würde. Noch nie in ihrem ganzen Leben hatte sie einen Job gehabt, bei dem man sich um Kinder kümmern musste. Sie hätte auch nicht sagen können, ob sie jemals das leiseste Interesse an der Arbeit mit Kindern gehabt hatte. Und doch war sie nun hier und saß als Bittstellerin vor einem Mann, der sie bis ins Mark erschütterte. Sie hatte auf ihn gewartet, und kaum hatte sie seine tiefe Stimme gehört, war sie herumgefahren. Lässig hatte er im Türrahmen gelehnt und sie eingehend betrachtet. Ein Schauer der Angst war ihr den Rücken hinuntergelaufen. Sie war auf einen würdevollen Herrn mittleren Alters vorbereitet gewesen. Schließlich war er der Chef ihrer Schwester. Ihm gehörte die Firma, und er leitete sie mit strenger Hand. Wie, zum Teufel, schaffte er das nur mit gerade einmal fünfunddreißig Jahren? Obendrein war er auch noch sehr attraktiv.

Doch sein distanziertes Verhalten erschreckte sie jetzt. Auf die ebenmäßigen, schmalen Gesichtszüge schlich sich nicht das leiseste Lächeln. Wie konnte Claire nur für diesen Mann arbeiten, ohne einen Nervenzusammenbruch zu erleiden?

„Und Ihr schulischer Werdegang … Sie haben sich eigentlich für nichts qualifizieren können, während Ihre Schwester schon sehr viel geleistet hat. Claire hat ein erstklassiges Staatsexamen und ist die Chefin meiner Rechtsabteilung. Sie jedoch besitzen … lassen Sie mich mal sehen … einen mittelmäßigen Schulabschluss, dann haben Sie auf dem College einen Kunst-Grundkurs …“

„Nun gut, Mr Strickland, ich bin nicht Claire“, gab Tess mit geröteten Wangen zurück. „Claire und Mary waren exzellente Schülerinnen …“

„Wer ist Mary?“

„Meine andere Schwester. Sie ist Medizinerin. Beide vollbringen schon ihr ganzes Leben lang Hochleistungen. Aber nicht jeder ist so zielstrebig wie meine Schwestern.“

Von Natur aus war Tess eigentlich ein fröhlicher, aufgeschlossener Mensch. Doch diesem Mann gegenüber spürte sie eine tiefe Abneigung. Angefangen von seiner Begrüßung – „Sie haben sich eine halbe Stunde verspätet. Ich dulde Zuspätkommen nicht.“ – bis hin zu seiner offensichtlichen Annahme, sie sei eine Versagerin. So deutlich hatte er es zwar nicht ausgedrückt, doch es hatte unausgesprochen mitgeschwungen.

„Na schön. Vergessen wir die Formalitäten und kommen zum Punkt.“ Matt beugte sich vor und stützte sich mit den Ellenbogen auf den Tisch. „Sie sind hier, weil ich keine andere Wahl hatte. Ich weiß nicht, was Claire Ihnen gesagt hat. Lassen Sie es mich deshalb klarstellen. Meine Exfrau ist vor wenigen Monaten verstorben, und seitdem habe ich das volle Sorgerecht über meine zehnjährige Tochter. In den letzten Monaten hat sie beinahe ebenso viele Kindermädchen gehabt, wie Sie Jobs gewechselt haben. Deshalb hat die Agentur, mit der ich gearbeitet habe, mir förmlich die Tür vor der Nase zugeschlagen. Ich habe zwar drei Haushälterinnen, doch für diese Aufgabe sind sie nicht kompetent genug. Ich könnte mich weiter umsehen, doch ehrlich gesagt handelt es sich nur um eine befristete Beschäftigung über drei Monate – und eine professionelle Kraft wird für diesen kurzen Zeitraum nicht zur Verfügung stehen. Die Zeit, Miss Kelly, ist mein Problem. Ich habe einen außergewöhnlich langen Arbeitstag. Ich habe weder die Zeit noch die Neigung, mich um meine Tochter zu kümmern. Deshalb kam Ihr Name ins Spiel. Ihre Schwester hat Sie über den grünen Klee gelobt, was Ihren Umgang mit Menschen betrifft. Und nur deshalb, Miss Kelly, sitzen Sie vor mir – trotz Ihrer offenkundigen Defizite.“

Nicht zum ersten Mal ließ Matt die Ereignisse der letzten Zeit an seinem geistigen Auge vorüberziehen.

Vor acht Jahren war er geschieden worden und hatte das Leben seiner Tochter mehr oder weniger nur aus der Ferne mitbekommen. Catrina, seine Exehefrau, war ein Jahr nach der Scheidung mit dem Kind nach Connecticut gezogen. Sie hatte ihm böse mitgespielt, was seine Besuchszeiten anbelangte, sodass es ihm in dieser Zeit unmöglich gewesen war, echte Gefühle für die kleine Samantha zu entwickeln. Vor sechs Monaten war Catrina bei einem Autounfall ums Leben gekommen, und seine ihm fast fremde Tochter hatte plötzlich vor seiner Tür gestanden – nachtragend, voll Trauer, eigensinnig, beinahe feindselig.

Diverse Kindermädchen hatten einander die Klinke in die Hand gegeben, und nun hatte er keine große Wahl.

„Das tut mir leid. Es tut mir so leid. Claire hat mir davon nichts erzählt … Ihre arme kleine Tochter …“ Tränen des Mitgefühls sammelten sich in Tess’ʼ Augen. „Es überrascht mich nicht, dass sie Schwierigkeiten hat, sich einzugewöhnen.“

Sprachlos über diese Reaktion griff Matt in eine Schublade, holte eine Packung Papiertaschentücher hervor und reichte sie ihr.

„Also, obwohl Sie nicht das Bild einer idealen Kandidatin abgeben …“, fuhr er fort.

„Ich denke, Sie haben Ihre Zweifel wegen meiner vielen Jobs in all den Jahren.“ Tess war bereit, ihm einen Vertrauensvorschuss zu geben. Obwohl er sie hart und abweisend behandelte, befand er sich doch in einer schwierigen Position und hatte verständlicherweise Sorge, jemanden einzustellen, der ihn nachher vielleicht hängen ließ.

„So ist es“, entgegnete er. „Es würde Samantha nur schaden, wenn jemand sich nur für wenige Tage umsehen will und dann gelangweilt wieder verschwindet. Trotz des häufigen Wechsels hat jedes der bisherigen Kindermädchen versucht, sein Bestes zu geben. Würden Sie das auch tun?“

„Ja. Aber ja doch.“ Sie schaute ihn an. Trotz seiner unversöhnlichen Miene sah er in Wirklichkeit unverschämt gut aus. Sie musste sich abwenden und drehte das Taschentuch in ihrer Hand hin und her.

„Überzeugen Sie mich.“

„Wie bitte?“

„Ich habe zwar keine Wahl, Miss Kelly, aber ich möchte dennoch, dass Sie mich überzeugen, keinen Fehler zu machen. Ihre Schwester mag sie in den höchsten Tönen loben, ich vertraue ihr auch, aber …“ Er zuckte die Schultern und lehnte sich zurück. „Überzeugen Sie mich.“

„Es liegt mir fern, jemanden im Stich zu lassen, Mr Strickland“, beteuerte Tess mit geröteten Wangen. Sie lehnte sich vor und wirkte jetzt ernst und sehr aufrichtig. „Sie halten mich zweifellos für unbeständig. Meine Familie würde Ihnen wahrscheinlich zustimmen. Eigentlich war ich in den meisten meiner Jobs bisher entbehrlich, aber ich habe niemanden im Stich gelassen. Selbst als ich die Stelle als Empfangsdame bei Barney & Son aufgab, hat Gillian sofort übernehmen können. Um ehrlich zu sein, waren dort alle ein wenig erleichtert, als ich wegging. Stets habe ich die Leute in die falschen Abteilungen geschickt …“

„Lassen Sie uns versuchen, beim Thema zu bleiben.“

„Gut. Was ich sagen will, ist, dass Sie mir Ihre Tochter anvertrauen können. Ich werde Sie nicht enttäuschen.“

„Obgleich Sie keinerlei Erfahrung auf dem Gebiet haben? Fürchten Sie nicht, dass es Ihnen in Gegenwart eines zehnjährigen Kindes bald langweilig werden könnte?“

„Ich glaube nicht, dass Kinder langweilig sind. Und Sie?“

Matt wurde tiefrot im Gesicht. Langweilte er sich mit Samantha? Er wusste es nicht. Die Beziehung zu seiner Tochter war angespannt, um es vorsichtig auszudrücken. Sie redeten nur selten miteinander und wenn, tat sich eine schier unüberwindbare Kluft zwischen ihnen auf. Samantha war trotzig und wenig mitteilungsfreudig, und ihn konnte man nicht gerade als Gefühlsmensch bezeichnen.

„Wie stellen Sie sich also die Arbeit mit meiner Tochter Samantha vor?“ Er wollte ihre Unterhaltung vorantreiben und sah Tess fest in die Augen.

Sie runzelte die Stirn, hatte die Lippen leicht geöffnet, die apfelgrünen Augen blickten gedankenverloren in die Ferne. Auf eine Frau wie Tess Kelly war er nicht gefasst gewesen. Ihre Schwester Claire war groß, lebhaft, tüchtig und trug stets einen Hosenanzug. Tess hingegen wirkte, als hätte sie in ihrem Leben noch nie einen Hosenanzug gesehen, und ihr Haar …

Sie trug keinen Bob, sondern ihr Haar lang, wirklich sehr lang.

„Nun … ich denke, da wäre erst einmal das Übliche. Museen, Kunstgalerien. Und es gibt das Kino, den Zoo … Ich zum Beispiel liebe den Central Park. Wir könnten dorthin gehen. Ich bin mir sicher, dass Ihre Tochter mit der neuen Stadt noch nicht vertraut ist und dass ihr Freunde fehlen. Also werde ich sie einfach beschäftigen und unterhalten müssen.“

„Und da gibt es noch etwas, was sich Hausaufgaben nennt.“

Tess zuckte leicht zusammen und tat überrascht. „Welche Hausaufgaben?“, fragte sie. „Wir haben Ferien.“

„Wie Sie sich vorstellen können, ist Samantha nach Catrinas Tod längere Zeit nicht zur Schule gegangen. Vor allem deshalb, weil sie von Connecticut zu mir nach New York kam. Es hätte wenig Sinn gemacht, sie hier einzuschulen, und die Privatlehrer, die ich engagierte, kamen und gingen so regelmäßig wie die Kindermädchen. Folglich muss sie einiges nachholen, bevor die Prüfungen in ihrer neuen Schule Anfang September beginnen.“

„Na schön“, meinte sie gedehnt. „Und was ist meine Aufgabe bei der Sache?“

Ungeduldig schnalzte er mit der Zunge. „Sie helfen ihr, den Stoff nachzuholen.“

„Wie bitte?“, fragte Tess vollkommen konsterniert. „Ich bin kein Privatlehrer! Sie haben doch meine Bewerbung gesehen. Sie haben sich doch gerade über meine Mängel lustig gemacht.“

Allein die Vorstellung, jemand anderem etwas beibringen zu müssen, war ihr ein Graus. Ihr flatterten schon die Nerven, wenn sie an Lehrbücher dachte. Als Jüngste von drei Kindern war sie im Schatten ihrer klugen Schwestern aufgewachsen und hatte sich schon in jungen Jahren vielem verweigert. Wenn sie sich keinem Wettbewerb stellte, konnte sie auch nicht verlieren. Ihr war damals schon klar gewesen, dass sie nie eine Chance haben würde, ebenso klug wie ihre Schwestern zu sein. Wie, um alles in der Welt, war er auf die absurde Idee gekommen, sie als Privatlehrerin zu engagieren?

„Es tut mir leid, dass ich Ihre Zeit in Anspruch genommen habe, Mr Strickland“, sagte sie forsch und stand auf. „Wenn Unterricht Teil meines Vertrags werden soll, bin ich leider überfordert. Ich … ich kann es einfach nicht. Claire und Mary sind Genies, ich nicht. Ich habe niemals eine Universität von innen gesehen. Das wollte ich auch nicht. Sie brauchen jemand anderen als mich.“

Matt sah sie aus leicht zusammengekniffenen Augen an und ließ sie weiterplappern.

„Langsam bekomme ich eine Vorstellung von Ihrem Schulbesuch. Sie haben die Schule gehasst“, meinte er schließlich.

„Nicht gehasst.“ Zuerst hatte Tess sich nichts aus dem Job als Kindermädchen gemacht. Doch jetzt wollte sie ihn trotz allem haben. Die Notlage seiner Tochter berührte sie sehr. So jung und abhängig von einem Vater, der ganz offensichtlich ein Workaholic war, dieser Gedanke berührte sie in ihrem Innersten. Zum ersten Mal verspürte sie den Wunsch, sich tatsächlich für eine Sache zu engagieren. „Ich bin einfach nicht dazu geeignet, Lehrstoff zu vermitteln“, wiegelte sie trotzdem ab.

„Ich habe nichts übrig für Menschen, die die weiße Flagge hissen und resignieren, bevor sie Dinge überhaupt ausprobiert haben“, ereiferte sich Matt. „Ich bitte Sie ja nicht, Samantha auf eine Prüfung vorzubereiten, sondern lediglich, ihr ein bisschen Grundwissen beizubringen. Mathematik, Englisch, Naturkunde. Wenn Sie wirklich die Absicht haben sollten, mich zu überzeugen, haben Sie soeben den falschen Weg eingeschlagen.“

„Ich will nur ehrlich sein! Wenn Sie ihr keinen Privatunterricht mehr erteilen lassen wollen, warum helfen Sie ihr nicht bei den Hausaufgaben?“ Sie kam ins Stocken. „Sie führen ein großes Unternehmen, also müssen Sie für diese Aufgabe qualifiziert sein. Oder benötigen Sie in der Firma keine Mathematik und kein Englisch? Es gibt aber auch Kinder, denen es nicht liegt, privat unterrichtet zu werden. Vielleicht gehört Ihre Tochter dazu.“

„Samantha hat ihren Privatunterricht zu Hause sogar genossen“, gab Matt kurz und bündig zurück. „Allerdings nur, wenn sie sich angestrengt hat. Was leider nur selten geschehen ist. Vielleicht würde ihr eine weniger strukturierte Unterrichtsmethode sogar helfen. Doch dass ich mithelfe, ist ausgeschlossen. Ich habe kaum mehr Zeit zu schlafen. Ich verlasse meine Wohnung um halb acht Uhr am Morgen. Und am Abend versuche ich, bereits um acht Uhr heimzukommen, wenn ich nicht gerade auf Dienstreise bin.“

„Sie arbeiten von halb acht Uhr morgens bis um acht Uhr abends? Jeden Tag?“

„Nur am Wochenende habe ich manchmal ein wenig mehr Zeit.“ Matt zuckte mit den Schultern. Er kannte niemanden, der seine Arbeitszeit etwas ungewöhnlich fand. Alle leitenden Mitarbeiter in seinem Unternehmen hatten einen engen Terminplan und wenig Zeit. Als Gegenleistung dafür erhielten sie fabelhafte Gehälter. „Im Übrigen weichen Sie schon wieder vom Thema ab.“

„Tut mir leid“, sagte Tess leise. „Sie tun mir einfach leid.“

„Wie bitte?“ Matt konnte es nicht glauben. Noch nie hatte ihn jemand bedauert, ganz im Gegenteil. Er war in eine Welt von Reichtum, Macht und Einfluss hineingeboren worden, ein Umstand, der ihm überall Tür und Tor geöffnet hatte. Da er keine Geschwister hatte, hatte die ganze Verantwortung, das Familienvermögen zusammenzuhalten, auf seinen Schultern geruht. Er war noch einige Schritte weitergegangen und hatte es beträchtlich vermehrt. Matt hatte das Unternehmen ausgeweitet und in Geschäftsfelder investiert, auf die sein Vater nicht in seinen kühnsten Träumen gekommen wäre. So war Matt unantastbar geworden. Die großen Wirtschaftskrisen hatten so manchen Konkurrenten vom Markt gefegt. Ihm hatten sie nichts angehabt, was ihn jedes Mal freute, wenn er daran dachte.

„Ich könnte mir nichts Schrecklicheres vorstellen, als der Sklave meines Jobs zu sein“, dachte Tess laut. „Doch ich gebe Ihnen recht. Ich weiche schon wieder vom Thema ab. Ich wollte lediglich wissen, warum Sie sich nicht selbst mit Samantha beschäftigen. Aber nun habe ich begriffen, dass Sie dafür keine Zeit haben.“

Schwang da ein Hauch von Kritik mit?

„Gut. Dann sind wir ja einer Meinung.“

„Darf ich Sie noch etwas fragen?“ Tess räusperte sich. „Wann haben Sie denn bei all Ihrer Arbeitszeit überhaupt noch Zeit für Ihre Tochter?“

Ungläubig starrte Matt sie an. Mit ihrer direkten Frage hatte sie ihn auf dem falschen Fuß erwischt, zumal es ihm nur selten passierte, dass jemand etwas so Persönliches von ihm wissen wollte.

„Ich weiß nicht, was diese Frage mit Ihrer Bewerbung zu tun hat“, gab er heftig zurück.

„Oh, eine ganze Menge! Sie haben doch bestimmt auch einmal ein bisschen Freizeit, und da möchte ich Sie nicht stören.“

„Meine Zeit mit Samantha ist nicht streng geregelt.“ Sein Ton war kalt und ablehnend. „Wir fahren am Wochenende allerdings oft in die Hamptons auf das Gut ihrer Großeltern.“

„Wunderbar.“ Tess war noch nicht überzeugt.

„Na schön, dann wäre das ja erledigt. Also kommen wir zu Ihrer Arbeitszeit.“ Mit seinem Stift schlug er einen Stakkato-Rhythmus auf die Schreibtischplatte. Tess fühlte sich wie in einer Prüfung. „Ich erwarte, dass Sie jeden Morgen nicht später als halb acht hier sind.“

„Halb acht?“

„Ist das ein Problem?“

Tess schwieg.

Er zog die Augenbrauen hoch und fuhr fort: „Ich nehme Ihr Schweigen als Nein. Es ist eine Voraussetzung für diese Tätigkeit. In einem Ausnahme- oder Notfall könnte ich eine Haushälterin bitten, einmalig für Sie einzuspringen, aber ich hoffe, dieser Fall wird nie eintreten.“

In all ihren Jobs war Tess stets pünktlich gewesen. Doch sie musste zugeben, dass keiner so früh begonnen hatte. Sie war einfach keine Frühaufsteherin. Doch das würde er gewiss nie verstehen können. Nebenbei hätte sie gern gewusst, ob er jemals an Schlaf dachte.

„Fangen all Ihre Angestellten so früh an?“, fragte sie leise. Aus irgendeinem Grund brach Matt in lautes Gelächter aus. Sie erschrak.

„Meine Leute werden nicht fürstlich dafür bezahlt, ständig auf die Uhr zu schauen“, sagte er ernsthaft. „Wollen Sie tatsächlich behaupten, noch nie etwas von Überstunden gehört zu haben?“

„Das war nie notwendig“, erklärte Tess. „Doch ich bin in meinem ganzen Leben noch nie fürstlich bezahlt worden. Was mir aber auch egal ist. Geld ist mir nicht so wichtig.“

Gegen seinen Willen war Matt fasziniert. Lebte diese Frau auf demselben Planeten wie er? Eigentlich sollte er seine Marschroute beibehalten, doch seltsamerweise hatte er das Bedürfnis, einmal davon abzuweichen.

„Wirklich?“, fragte er skeptisch. „Dann sind Sie aber ein Einzelfall, sozusagen ein Unikat.“

Tess war sich nicht sicher, ob seine Worte sarkastisch gemeint waren. Als sie ihren Blick jedoch über die luxuriöse Einrichtung seines Penthouses schweifen ließ, begriff sie, dass ihn ihre Gleichgültigkeit gegenüber Geld verblüfft hatte.

Bereits als sie durch die Tür getreten war, hatte sie erkannt, dass Matt Strickland sich in einer Sphäre bewegte, die Lichtjahre von ihrer eigenen Welt entfernt war. Die Menschen in seiner Umgebung pflegten sicherlich die gleiche luxuriöse Lebensweise, die einem nur möglich war, wenn man ständig nur an Geld dachte.

Tess’ʼ Aussage, nicht an Geld interessiert zu sein, entsprach absolut der Wahrheit. Andernfalls hätte sie sich ganz sicher mit mehr Antrieb einen Beruf gesucht.

Auf der anderen Seite hatte sie keinen allzu großen Respekt vor jemandem, bei dem Geld ganz oben auf der Prioritätenliste stand. So wie bei Matt Strickland. Obwohl sie seine Klugheit und seinen Ehrgeiz schätzte, bestand eine tiefe Kluft zwischen ihm und ihr, was Tess jedoch ziemlich egal war.

Als sie ihn kurz musterte, schlug ihr Herz schneller.

„Sie sagen ja gar nichts“, meinte er. „Soll das heißen, ich habe unrecht?“ Er machte eine ausladende Handbewegung.

„Alles hier ist sehr gediegen“, erwiderte Tess schließlich. Sie überlegte, ob sie ihm ehrlich sagen sollte, was sie von seinem kostbaren Mobiliar und den wertvollen Bildern an den Wänden hielt.

„Aber …?“