Fürsten-Roman 2567 - Katja von Seeberg - E-Book

Fürsten-Roman 2567 E-Book

Katja von Seeberg

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Beschreibung

Prinzessin Primaballerina

Berühmt, aber ohne Liebesglück?

Anna Grefe ist eine erfolgreiche Balletttänzerin, die als Kind von der Fürstenfamilie von Adenhausen adoptiert wurde. Ihre leiblichen Eltern hat sie bei einem Autounfall verloren. Da diese mit der Adelsfamilie stets eng befreundet waren, lebte Anna fortan dort, man schenkte ihr ein neues Zuhause, in dem es ihr an nichts fehlte. Insbesondere zu ihrem Ziehbruder Leonhardt hat Anna mit den Jahren ein inniges Verhältnis entwickelt. Sie liebt ihn, doch niemand darf wissen, wie es in ihrem Herzen aussieht. Leo sieht in ihr ja nur die kleine Schwester.
Als der Prinz ein Gastsemester an der amerikanischen Elite-Universität Harvard absolviert, stürzt sich Anna verbissen in ihre Tanzproben, um die Leere zu füllen, die Leos Aufbruch nach Amerika in ihr hinterlassen hat. Von nun an zählt sie die Tage bis zu seiner Rückkehr.
Doch als der ersehnte Augenblick da ist, bricht Annas Welt zusammen, denn Leo ist nicht allein: an seiner Seite ist Carly, seine Verlobte, wunderschön, gebildet und aus gutem Haus ...

Anna fühlt sich wie in einem Albtraum gefangen. Sie bereut, dass sie zu lange gewartet hat. Jetzt ist die Chance auf ihr Liebesglück vertan, denn Leo liebt eine andere ...
Liebe Leserinnen und Leser, dieser ergreifende Adelsroman um die geheime Sehnsucht einer Primaballerina wird Sie tief im Herzen berühren.

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Seitenzahl: 134

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Inhalt

Cover

Impressum

Prinzessin Primaballerina

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: cassinga / iStockphoto

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-7573-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Prinzessin Primaballerina

Berühmt, aber ohne Liebesglück?

Von Katja von Seeberg

Anna Grefe ist eine erfolgreiche Balletttänzerin, die als Kind von der Fürstenfamilie von Adenhausen adoptiert wurde. Ihre leiblichen Eltern hat sie bei einem Autounfall verloren. Da diese mit der Adelsfamilie stets eng befreundet waren, lebte Anna fortan dort, man schenkte ihr ein neues Zuhause, in dem es ihr an nichts fehlte. Insbesondere zu ihrem Ziehbruder Leonhardt hat Anna mit den Jahren ein inniges Verhältnis entwickelt. Sie liebt ihn, doch niemand darf wissen, wie es in ihrem Herzen aussieht. Leo sieht in ihr ja nur die kleine Schwester.

Als der Prinz ein Gastsemester an der amerikanischen Elite-Universität Harvard absolviert, stürzt sich Anna verbissen in ihre Tanzproben, um die Leere zu füllen, die Leos Aufbruch nach Amerika in ihr hinterlassen hat. Von nun an zählt sie die Tage bis zu seiner Rückkehr.

Doch als der ersehnte Augenblick da ist, bricht Annas Welt zusammen, denn Leo ist nicht allein: An seiner Seite ist Carly, seine Verlobte, wunderschön, gebildet und aus gutem Haus …

»Der Party-Prinz lässt nichts anbrennen. Diese zwei Schönheiten ringen um das Herz des attraktiven Junggesellen«, las Margaret Fürstin von Adenhausen laut vor und ließ die Morgenzeitung mit einem ernüchterten Seufzen auf den Frühstückstisch sinken.

Hätte sie nicht längst graue Haare, sie würden ihr mit Sicherheit nach all diesen provozierenden Schlagzeilen ihres Enkelsohns wachsen. Natürlich gab es auch ein Foto zu der Geschichte, das Leo in den Armen zweier leicht bekleideter Damen zeigte, die wild sein Gesicht küssten und Lippenstiftspuren auf seinen Wangen hinterließen.

»Alles in Ordnung mir dir?«, fragte Graf von Ortweil besorgt und stellte die Teekanne auf den Tisch zurück, mit der er sich soeben Pfefferminztee eingegossen hatte.

Alle zwei Wochen nahmen Margaret und ihr guter alter Freund gemeinsam das Frühstück ein. Es war eine Tradition, die seit vielen Jahren bestand und die sie nicht mehr missen wollte.

»Nein, leider ganz und gar nicht.«

»Es geht wieder um deinen rebellischen Enkel, oder?«

Es brachte nichts, etwas vor ihrem alten Freund und Weggefährten Ludwig verbergen zu wollen. Er durchschaute Margaret wie eh und je.

»Leonhardt ist fünfundzwanzig Jahre alt. Er studiert Medizin und ist ein kluger Kopf. Ich verstehe nicht, warum er immer wieder in äußerst unangenehmerweise von sich reden macht. Er muss doch wissen, was das für die Familie bedeutet.«

Graf Ludwig nippte an seinem Tee und bedachte sie mit einem Blick, der eine Mischung aus Verständnis aber auch Amüsement darstellte. Es war derselbe Blick, den er Margaret damals auf der Privatschule zugeworfen hatte, als Margaret im Unterricht wegen Schwatzens mit ihrer Banknachbarin getadelt worden war. Damals war sie die Rebellische gewesen. Doch das waren auch andere Zeiten gewesen. Was damals aufmüpfig genannt wurde, löste heute höchstens ein müdes Lächeln bei den Leuten aus. Aber ja, sie wusste, was Ludwig ihr mit diesem Blick sagen wollte. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, und sie erkannte viel von sich in ihrem Enkel Leo.

»Das ist die Jugend von heute, Margaret. Zu unserer Zeit war das alles natürlich anders, obwohl ich mich da durchaus an eine Schülerin erinnere, die ganz gern ihre Grenzen austestete«, sagte er auch schon.

»Jaja. Ist ja alles recht.«

»Dein Enkelsohn genießt einfach sein Leben. Sieh es ihm nach.«

»Nachsehen? Jetzt sei mal nicht zu nachgiebig, mein Guter. Hier steht, er hätte außerdem den Inhaber eines Clubs beleidigt und zu tief ins Glas geschaut. Ich bitte dich. Das ist doch kein royales Verhalten. Er ist kein Bürgerlicher, sondern ein Prinz, der noch dazu aus einer altehrwürdigen Familie stammt.«

Graf Ludwig lächelte milde. Offenbar hatte er tatsächlich Verständnis für den missratenen Enkel, was Fürstin Margaret nicht verstehen konnte. Leos Verhalten fiel schließlich auf die ganze Familie zurück.

»Es kann so nicht weitergehen. Ich war ja immer der Meinung, dass Sabine ihn zu lasch erzieht. Nun, woher soll sie auch wissen, was die Etikette vorschreiben? Sie stammt ja aus bürgerlichen Verhältnissen.«

»Meine Liebe, das klingt ja schon ein wenig nach Standesdünkeln.«

»Ich meine es nicht so, Ludwig, das weißt du hoffentlich. Aber mein lieber Sohn Eduard war Sabine Schuster von Anfang an verfallen. Ich weiß noch, wie er sie mir damals vorstellte. Seine Rechtsanwalt- und Notargehilfin, die plötzlich nicht mehr nur eine kleine Angestellte, sondern die Verlobte eines Prinzen war. Bescheiden war sie nie. Und teure Kleider mussten auch sofort her. Ich dachte, sie hätte keinen guten Einfluss auf Eduard. Und auf Leo offensichtlich auch nicht.«

»Dennoch duldest du sie unter deinem Dach.«

»Schloss Aden ist groß. Eduard und Sabine leben weitestgehend ihr eigenes Leben. Zugutehalten muss ich ihnen, dass sie wenig Aufsehen erregen in der Öffentlichkeit. Nun, Sabine ist ja auch nicht der Typ fürs Öffentliche, auch wenn sie das gern anders sieht. Aber Leo macht mir wirklich Kummer.«

»Ich bin sicher, in einigen Jahren wird er vernünftiger sein. Vielleicht, wenn er sein Studium abgeschlossen hat?«

»Das wäre zu schön, um wahr zu sein. Ich komme einfach nicht an den Jungen heran. Er hört nicht zu, er weiß alles besser, er interessiert sich nicht für seine Herkunft. Und Frauen hat er immer um sich, doch meint er es mit einer von ihnen ernst?«

»Klingt so, als solltest du intervenieren.« Ludwig nippte erneut an seinem Tee.

Margaret schaute ihn verblüfft an.

»Das höre ich ja zum ersten Mal. Ich dachte, es regelt sich deiner Meinung nach alles von allein.«

»Das glaube ich auch weiterhin. Aber es macht dich unglücklich, wie es gerade ist. Und ich gebe zu, mich würde es auch nicht sehr erfreuen, wenn mein Enkelkind ständig in der Presse stünde. Also warum unternimmst du nichts gegen diese Flausen, die er offensichtlich im Kopf hat?«

»Was soll ich denn tun? Ich sagte doch bereits, er hört mir nicht zu.«

»Ein Auslandssemster hat noch niemandem geschadet.«

»Ich verstehe nicht, worauf du hinauswillst?«

»Harvard.«

»Was ist mit Harvard?«

»Schicke ihn für ein Semester als Gaststudent an die US-amerikanische Eliteuniversität. Ich habe einen guten Bekannten, dessen Tochter dort vorübergehend studierte. Sie kam als neuer Mensch zurück. Pflichtbewusst. Ehrgeizig. Zielstrebig. Diese Eigenschaften steckten natürlich schon vorher in ihr. Aber sie war wie ein Rohdiamant, der seine Stärken erst entfalten konnte, nachdem man ihn geschliffen hatte.«

Nachdenklich fuhr sich Margaret mit dem Finger über das Kinn. Das war gar keine so schlechte Idee.

»Ich meine, mich zu erinnern, dass dein Sohn Eduard Kontakte nach Harvard hat. Es müsste für ihn doch ein Leichtes sein, Leo einen entsprechenden Studienplatz zu verschaffen.«

»Weißt du Ludwig, du bist wirklich ein Fuchs.«

Er lächelte charmant und wieder einmal fragte sich Fürstin Margaret, wie ihr Leben ausgesehen hätte, wenn sie sich damals für Graf Ludwig statt für Fürst Gustav entschieden hätte. Beide Männer waren eng befreundet gewesen, auch später noch, als Margaret längst Gustavs Ring am Finger getragen hatte. Gustav war immer voller Energie und Lebensfreude gewesen. Es erschreckte Margaret, dass er von ihnen dreien zuerst gegangen war.

»Guten Morgen, störe ich?«, erklang eine sanfte Stimme.

Margaret hob den Kopf und entdeckte Anna in der Tür. Die junge Frau war der reinste Lichtblick, und mehr als einmal hatte sich Margaret gewünscht, Leo wäre seiner Pflegeschwester ähnlicher.

»Nicht doch, Liebes, setz dich gern zu uns. Der Tisch ist reichlich gedeckt.«

Anna lächelte und nickte. »Vielen Dank.«

Sie begrüßte Graf Ludwig höflich und nahm am anderen Ende des Tisches Platz.

»Du musst wissen, Ludwig, meine Enkelin hat eine kleine Ensemblerolle für eine Neuinszenierung im Schlossparktheater ergattert.«

»Ist das wahr?«, staunte der Graf.

Anna nickte schüchtern.

»Als Opernsängerin?«, hakte er nach.

»Als Balletttänzerin. In Schwanensee.«

»Ah, darauf hätte ich kommen können. Bei der grazilen Erscheinung. Ich gratuliere Ihnen.«

»Vielen Dank.«

Margaret atmete tief durch. Wo Leo ihr Sorgenfalten bereitete, machte Anna sie stolz. Die junge Frau, gerade mal zwanzig Jahre jung, war höflich, bescheiden und liebenswert, dazu aber auch ehrgeizig. Sie hatte hart trainiert, um diese Tanzrolle zu bekommen und bewiesen, dass man sich nur anstrengen musste, dann konnte man vielleicht nicht alles, aber doch so einiges im Leben erreichen.

»Sie müssen als Tänzerin gewiss stark auf Ihre Ernährung achten.«

»Ich versuche, mich gesund zu ernähren, das stimmt.«

Anna lebte ihr Leben so viel bewusster, als Leo es tat. Margaret überlegte, ob es daran lag, dass das Mädchen erst mit sechzehn Jahren in die Familie gekommen war und zuvor ein normales Leben, fernab aller Hochherrschaftlichkeit geführt hatte. In mancherlei Hinsicht war das bürgerliche Leben also doch nicht nur von Nachteil.

Hatten Eduard, Sabine und sie selbst Leo zu viel durchgehen lassen? War er zu sehr verwöhnt worden? Es gab sicherlich etliche Gründe, warum sich ihr Enkel heute mit falschen Freunden umgab und eine Freundin nach der anderen mit nach Hause brachte, sodass selbst die Presse kaum hinterherkam, wer seine aktuelle Partnerin war.

»Schwanensee ist übrigens eines meiner liebsten klassischen Ballette«, erklärte Ludwig und summte die eingängige Melodie des bekannten Schwanentanzes.

Ein scheues Lächeln huschte über Annas Gesicht. »Sie haben Talent, Graf.«

Ludwig lachte. »Nein, meine Liebe, Sie haben Talent. Sie wurden immerhin als Tänzerin für Schwanensee engagiert. Wann darf man Sie denn auf der Bühne bewundern?«

Anna bestrich eine Brezel mit fettarmer Margarine.

»Im Frühjahr, denn die Proben haben gerade erst begonnen.«

»Auch wenn das noch ein Weilchen hin ist, freue ich mich auf die Vorführung. Sie können also mit mir als Zuschauer rechnen.«

»Das ist sehr liebenswürdig, Graf von Ortweil.«

Fürstin Margaret fiel auf, dass Anna ein wenig verhalten wirkte. Die junge Frau war zwar von Natur aus schüchtern, es sei denn sie stand in ihren Ballettschuhen auf der Bühne, denn dann hatte sie mit einem Mal eine außerordentliche Präsenz, jetzt wirkte sie allerdings auf die Fürstin, als würde sie etwas bedrücken.

Nachdem das Frühstück beendet war, die Hausangestellten alles abgeräumt hatten und Ludwig sich verabschiedete, traf Margaret erneut auf Anna, die auf der Schlossterrasse stand und in die Ferne blickte.

»Was ist mit dir, Liebes?«, fragte Margaret mütterlich und legte von hinten ihre Hände auf Annas Schultern. »Denkst du an den Unfall?«, hakte sie vorsichtig nach.

Anna seufzte und drehte sich zu ihr um. Wehmut lag in diesen Augen, die sonst immer ein kleines Lächeln in sich bargen.

Vier Jahre war es her, seit Anna ihre Eltern durch einen tragischen Autounfall verloren und als Pflegekind nach Schloss Aden gekommen war. Es hatte sich angeboten, weil ihre Familie mit dem Fürstenhaus eng befreundet gewesen war. Margaret kannte Anna schon so viel länger, hatte sie einst sogar als Baby im Arm gehalten, sie sporadisch immer wieder gesehen und so ihre Entwicklung verfolgt.

Früh hatte sie sich fürs Ballett begeistert. Auf jedem Sommerfest war sie durch ihre liebenswürdige und hilfsbereite Art aufgefallen und selbst die Pubertät hatte sie ohne große Schwierigkeiten überstanden. Sie war so pflegeleicht, dass Margaret manchmal dachte, das Kind nähme sich so sehr zurück, dass sie ihr eigenes Glück aus den Augen verlor.

»Was immer dich bedrückt, du kannst mit mir darüber reden.«

Sofern es die Fürstin beurteilen konnte, waren ihr Eduard und sogar Sabine gute Zieheltern. An die konnte sie sich ebenfalls immer wenden, das wusste sie hoffentlich. Sie hatten das Mädchen wie ihr eigenes Kind angenommen. Und genau das hatte auch Margaret getan, sie sah in Anna ihre Enkeltochter.

»Es ist … ach, ich vermisse meine Familie«, gab Anna zu. »Aber mach dir keine Sorgen, es geht mir gut.«

»Na schön.« Margaret strich ihr eine Strähne hinters Ohr. »Meine Tür steht dir immer offen.«

Anna lächelte. »Vielen Dank, Großmutter Margaret, ich weiß das sehr zu schätzen. Doch im Moment möchte ich einfach nur allein sein.«

»Ganz wie du möchtest, Kind.«

Sie drückte noch einmal Annas Schulter und zog sich ins Schloss zurück.

***

Anna Grefe setzte sich auf die kleine Bank, die auf der Terrasse stand und blickte zum wunderschönen Schlosspark. Ganz langsam färbten sich die Blätter bunt. Der Sommer neigte sich dem Ende zu, was Anna ein wenig traurig stimmte. Großmutter Margaret hatte nicht unrecht. Natürlich vermisste sie ihre Eltern.

Für sie war damals eine Welt zusammengebrochen, als man ihr die schrecklichen Nachrichten überbracht hatte. Anstatt frisch erholter Eltern, die gerade aus dem Urlaub zurückkamen, hatte die Polizei vor der Tür gestanden. Ohne die Familie von Adenhausen hätte Anna nicht gewusst, wie sie das alles hätte überstehen sollen. So schlimm es noch immer für sie war, ihre Familie verloren zu haben, so sehr beunruhigte sie auch, was sie vorhin zufällig mit angehört hatte, kurz bevor sie in den Speisesaal gekommen war.

Fürstin Margaret dachte daran, Leo nach Harvard zu schicken. Für ein ganzes Semester. Das waren sechs Monate beziehungsweise sechsundzwanzig Wochen oder anders ausgedrückt: einhundertzweiundachtzig ganze Tage sowie ein halber.

Anna seufzte. So lange sollte sie Leo nicht mehr sehen? Nicht in seiner Nähe sein dürfen, nicht mit ihm herumalbern können oder gemeinsam lachen? Ihr wurde schwer ums Herz. Anna schloss die Augen. Niemand wusste von ihren Gefühlen für ihn. Nicht einmal Leo selbst.

Sie hatte einmal versucht, ihm anzudeuten, was sie für ihn empfand. Das war zum 68. Geburtstag der Fürstin, also vor fast zwei Jahren gewesen, als ein prächtiger Ball im großen Saal von Schloss Aden stattgefunden hatte.

Leo hatte sie zum Tanz aufgefordert. Das allein hatte bei ihr für weiche Knie gesorgt, die es ihr erschwert hatten, seiner leidenschaftlichen Führung auf dem Parkett zu folgen. Und ihr Herz hatte so mächtig geklopft, dass ihr bei jeder Drehung gleich doppelt schwindelig geworden war.

Seine Wärme zu spüren, ihm so nah sein zu dürfen hatte sie veranlasst, ihm zu sagen, was sie fühlte.

»Ich mag dich wirklich sehr, Leo«, hatte sie ganz vorsichtig gesagt.

»Ich dich doch auch, Anni. Du bist meine kleine Schwester.« Sein liebevoller Blick war ihr durch und durch gegangen, doch es war nur der Blick eines großen Bruders gewesen, der seiner kleinen Schwester nahestand, sie beschützen wollte und sich wünschte, dass es ihr gut ging.

Dieses kleine einfache Wörtchen »Schwester« hatte ihr an diesem Abend die Hoffnung geraubt. Anna hatte sich nicht getraut, mehr zu sagen, ihm die Wahrheit zu gestehen. Bis heute. Denn offensichtlich hatte Leo nur brüderliche Gefühle für sie, obwohl sie in Wahrheit lediglich Ziehgeschwister waren.

Manchmal jedoch, wenn er sie anlächelte oder länger als üblich anblickte, bekam Anna eine kleine Gänsehaut und war sich dann nicht mehr sicher, ob Leo nicht doch mehr für sie empfand.

»He, Schwesterherz«, ertönte da eine vertraute Stimme hinter ihr.

Anna wandte sich um und blickte hinter sich. Gerade hatte Prinz Leonhardt die Terrasse betreten. Und er sah in seinem kurzärmeligen Polohemd und den legeren Jeans wie immer umwerfend aus. Die dunklen Haare waren aus dem Gesicht gekämmt, gaben so den Blick auf seine männlichen Züge und den markanten Kiefer frei.

Er setzte sich neben sie auf die Bank, und Anna spürte wieder das verräterische Kribbeln im Bauch.

»Heute gar keine Seminare an der Uni?«, wunderte sie sich und versuchte, ihr wildes Herz ein wenig unter Kontrolle zu bekommen.

»Nein, heute schwänze ich einfach mal.« Er zwinkerte ihr zu. »Und was machst du hier draußen. Keine Probe?«

»Nein, erst heute Abend. Diesmal findet die Probe nicht nur im Trainingsraum statt, sondern auf der Bühne.«

»Klingt gut. Ich bin wirklich stolz auf dich, Schwesterchen. Du bist die Erste in der Familie, die es auf die Bretter, die die Welt bedeuten, geschafft hat.«

Er schloss die Augen und genoss sichtlich die letzten wärmenden Strahlen der Sommersonne. Schon bald würde der Herbst ins Land ziehen. Und dann war Leo für ein halbes Jahr weg.

»Großmutter ist nicht gut auf dich zu sprechen«, sagte sie, nur um irgendetwas zu sagen.

»Ach ja? Warum denn diesmal?«

»Stand wohl wieder was in der Zeitung über dich.« Anna hatte den Artikel nicht gelesen und es auch nicht vor.

Leo winkte ab. »Sie wird sich schon wieder beruhigen.«

»Das glaube ich nicht, Leo. Sie überlegt, dich nach Harvard zu schicken.« Sie biss sich auf die Zunge. Das hätte sie vielleicht nicht vorwegnehmen sollen.