Fürsten-Roman 2735 - Caroline Thanneck - E-Book

Fürsten-Roman 2735 E-Book

Caroline Thanneck

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Beschreibung

Prinzessin Victoria von Fellberg weiß, was es heißt, Verantwortung zu tragen. Seit dem Tod ihres Vaters führt sie nicht nur die traditionsreiche Schlossbrauerei, sondern auch das Familienerbe mit eiserner Disziplin - koste es, was es wolle. Ihre Verlobung mit dem erfolgreichen Hotelerben Konstantin Kallistratos scheint perfekt: Er ist charmant, ehrgeizig und bereit, ihrer Familie unter die Arme zu greifen. Doch manchmal sehnt sie sich nach mehr gemeinsamer Zeit, nach mehr Nähe, Zärtlichkeit, Leidenschaft. Als Victoria auf die Insel Santorini reist, um die Hochzeit vorzubereiten, begegnet sie Georgios - einem Künstler, der tief in ihr Herz zu blicken scheint. Seine Bilder berühren etwas in ihr, das sie längst vergessen glaubte: den Wunsch nach Freiheit. Ist die Traumhochzeit plötzlich in Gefahr?

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Seitenzahl: 131

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Märchenhochzeit auf Santorin

Vorschau

Impressum

Märchenhochzeit auf Santorin

Eine Prinzessin folgt ihrem Herzen

Von Caroline Thanneck

Prinzessin Victoria von Fellberg weiß, was es heißt, Verantwortung zu tragen. Seit dem Tod ihres Vaters führt sie nicht nur die traditionsreiche Schlossbrauerei, sondern auch das Familienerbe mit eiserner Disziplin – koste es, was es wolle. Ihre Verlobung mit dem erfolgreichen Hotelerben Konstantin Kallistratos scheint perfekt: Er ist charmant, ehrgeizig und bereit, ihrer Familie unter die Arme zu greifen. Doch manchmal sehnt sie sich nach mehr gemeinsamer Zeit, nach mehr Nähe, Zärtlichkeit, Leidenschaft.

Als Victoria auf die Insel Santorini reist, um die Hochzeit vorzubereiten, begegnet sie Georgios – einem Künstler, der tief in ihr Herz zu blicken scheint. Seine Bilder berühren etwas in ihr, das sie längst vergessen glaubte: den Wunsch nach Freiheit. Ist die Traumhochzeit plötzlich in Gefahr?

Diese Prinzessin sollte dringend den Stock aus ihrem Allerwertesten ziehen!

»Das ist wirklich unerhört!« Empört starrte Victoria den Artikel an, als könnte sie ihn allein mit ihren Blicken dazu bringen, zu verschwinden. Doch wie es häufig in ihrem Leben war, verschwand der Ärger nicht einfach, nur weil sie sich das wünschte.

Stattdessen fiel ihr Blick auf die Fotografie, die ebenfalls abgedruckt worden war und sie mit einer verbissenen Miene zeigte, während sie von einer Schar fröhlich lachender Kinder umschwärmt wurde. Sie sah aus, als würde sie nichts lieber tun, als die Kinder auf eine Armlänge Abstand zu halten. Die strengen Linien ihres schwarzen Etuikleides verstärkten diesen Eindruck noch.

Victoria Prinzessin von Fellberg entsann sich genau an diesen Tag. Ihr Vater war gerade begraben worden, und sie hätte nichts lieber getan, als sich mit ihrer Trauer im nächstbesten Mauseloch zu verkriechen. Stattdessen war sie vor dem Kirchhof in eine Schulklasse geraten, die wohl gerade einen Ausflug machte, und hatte sich mit aller Kraft zusammengerissen, um nicht vor den Augen der Kinder in haltloses Schluchzen auszubrechen. Drei Jahre war das inzwischen her. Sie hatte keine Ahnung, wer sie damals fotografiert hatte, aber dieses Foto unterstrich nun den Inhalt des Artikels.

Die Zeilen beschäftigten sich mit ihrer Beziehung zu dem Unternehmer Lennard von Wehlen. Normalerweise hätte sie dem Artikel keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Die Illustrierten waren sich nie ganz einig, ob sie sie als prüde Jungfer oder Nymphomanin mit allen möglichen Liebschaften beschreiben sollten. So sollte sie Affären schon mit bekannten Schauspielern und sogar mit einem Prinzen aus Großbritannien gehabt haben. Es war selten etwas Wahres daran.

Diesmal jedoch gab es ihr einen Stich, denn Lennard und sie waren tatsächlich ein Paar gewesen. Vor ihrer Verlobung mit Konstantin natürlich. Es hatte nicht lange gehalten, aber offenbar lange genug, dass er sich nun in einem Artikel Luft machte.

Nun hat sie sich also den nächsten Mann geangelt, der wahrscheinlich absolut ahnungslos ist, wie verklemmt und kaltherzig sie ist. Der arme Kerl tut mir wirklich leid. Wenn diese Ehe Bestand haben soll, muss Victoria dringend an sich arbeiten. Diese Frau ist so kalt wie ein Stück Totholz. Aus diesem Grund habe ich unsere Liaison auch beendet ...

»Er hat gar nichts beendet«, erklärte sie. »Ich habe Schluss gemacht, als ich herausgefunden habe, dass er mehr als nur eine Blüte mit seinem Stachel beglückt.«

Ein Stück Totholz?

Verflixt, das tat mehr weh, als sie sich eingestehen wollte.

»Ich bin nicht verklemmt.« Verstimmt trommelte sie mit einem Finger auf die Schreibtischplatte.

»Sie sind nicht?« Milena war gerade dabei, den Papierkorb in einen großen blauen Müllsack auszuleeren und zurück neben ihren Schreibtisch zu stellen. Die kleine, zierliche Frau sprach mit einem Akzent, der ihre polnischen Wurzeln verriet. Sie trug ihre dunklen Haare zu einem dicken Zopf geflochten und wirbelte durch das Büro. »Was mit Skulpturen? So schöne Männer. Sie haben sie verkauft.«

»Das war keine Kunst, das war Pornographie«, erwiderte Victoria trocken.

»Waren antik. Waren Vermögen wert.«

»Selbst schuld, wer für so etwas Geld bezahlt.« Victoria hatte sich keineswegs an den von der Natur ausgesprochen prächtig bestückten Statuen gestört. Nein, sie hatte das Geld aus dem Verkauf gebraucht. Es half ihrer Familie, über die Runden zu kommen. Leider verschwand es schneller als Schnee in der warmen Julisonne, und so suchte sie bereits nach neuen Möglichkeiten, um ihre Finanzen aufzubessern.

Seit dem Tod ihres Vaters war es nicht gerade einfacher geworden.

Mit der Prinzessin gab es überhaupt keine Überraschungen. Sie ist so berechenbar wie eine uralte Taschenuhr ...

Victoria schob die Zeitung von sich.

»Ich bin überhaupt nicht berechenbar. Das ist eine ...«

»Frechheit«, vollendete Milena für sie.

Vicky verzog das Gesicht. »Sie wussten, was ich sagen würde.«

»Berechenbarkeit ist nischt schlecht, aber vielleicht wäre gut, wenn offener wären. Umarmen Sie das Leben. Wagen Sie mal etwas.« Milena nickte ihr aufmunternd zu.

»So etwas nimmt meiner Erfahrung nach nie ein gutes Ende.« Die Prinzessin schüttelte den Kopf.

Sie brauchte Ordnung, um effizient zu funktionieren. Ihre Tage folgten stets dem gleichen Muster. Unter der Woche stand sie morgens um halb sechs auf, ging joggen und duschte, bevor sie ihr Frühstück einnahm. Danach ging sie an ihre Arbeit. Abends traf sie sich entweder mit Geschäftspartnern oder aß mit ihrer Mutter, bevor sie noch etwas arbeitete und schließlich todmüde ins Bett fiel.

Himmel, selbst in ihren eigenen Ohren klang das sterbenslangweilig.

So war das Leben nun mal. Ihr Vater hatte ihr den Betrieb anvertraut und ihr die Verantwortung nicht nur für die Familie, sondern auch für über achtzig Angestellte übertragen. Sie würde tun, was nötig war, um sein Vertrauen nicht zu enttäuschen. Und so leitete sie die Schlossbrauerei, den Vertrieb und die Pflege der weitläufigen Hopfenfelder, die zu Schloss Fellberg gehörten.

Ihr Großvater hatte die Brauerei einst gegründet und später an ihren Vater übergeben. Der hatte das Fellberg-Bier in den Export gebracht, und so wurde es nun bis nach Skandinavien und sogar in die USA verkauft. Der Absatz war gut, das Bier aus der Schlossbrauerei war beliebt. Steigende Nebenkosten glichen sie mit guten Verkäufen aus. Das Problem, das Victoria schlaflose Nächte bereitete, war das Schloss selbst. Erbaut vor rund dreihundertfünfzig Jahren, nagte der Zahn der Zeit an allem – von den Kellergewölben bis zum Dach. Die Kosten für anfallende Reparaturen und Renovierungen stiegen von Jahr zu Jahr. Ganz zu schweigen von der Grundsteuer, die förmlich explodiert war.

Kaum war eine Rechnung bezahlt, trudelten drei neue ein ...

Victoria biss die Zähne zusammen. Irgendwie waren sie immer über die Runden gekommen. Sie konnten es auch weiterhin schaffen, solange sie sich nicht hängen ließ.

Und so straffte sie nun die Schultern und hob das Kinn.

Ihre Kleidung war ebenso effizient wie sie selbst. Unter der Woche trug sie Etuikleider in gedeckten Farben – schlicht, einfach, elegant. Dazu hochhackige Pumps. Sie musste sich keine Gedanken um ihre Outfits machen. Oder ihre Haare. Die lange braune Mähne bändigte sie in einem strengen Knoten. Dazu trug sie ein schlichtes Make-up, das morgens kaum Zeit kostete. Mascara, Rouge und ein Hauch Puder. Keinen Lippenstift, weil sie die unliebsame Angewohnheit hatte, sich beim Nachdenken auf die Lippen zu beißen. Bei ihr hielt kein Lippenstift länger als ein paar Minuten, deshalb verzichtete sie gleich darauf und sparte sich die Zeit dafür.

Wenn es etwas gab, das sie zutiefst verabscheute, dann waren es Überraschungen. An diesem Abend hatte eine auf sie gelauert: ein Artikel, in dem ihr Exfreund über ihre frühere Beziehung plauderte und sich dabei nicht scheute, über sie herzuziehen. Ganz nebenbei erwähnte er den Roman, den er geschrieben hatte und der ganz zufällig vor wenigen Tagen erschienen war.

Lennard nutzte das Interesse der Presse an ihrer Verlobung, um sein Buch zu promoten? Vicky drehte sich der Magen um.

Sie ist so ein Kontrollfreak. Das hat mich zu einer Figur meines Romans inspiriert.

Victoria faltete die Zeitung zusammen und warf sie in den Papierkorb, um das unerträgliche Geschreibsel aus ihrem Blickfeld zu katapultieren.

Dann nahm sie ihrer Putzfrau den Staubwedel aus der Hand und wirbelte damit die Schreibtischleuchte ab.

»Ich bin ganz sicher vieles, aber kein Kontrollfreak.«

»Man sollte nicht für möglich halten.« Sanft nahm Milena ihr den Staubwedel wieder ab. »Wenn nervös, brauchen Hände Arbeit. Sie sollten gehen heim und entspannen.«

»Ich kann nicht. Ich habe noch Unmengen von Arbeit zu erledigen. Außerdem sollte mich dieser Artikel nicht so stören. Ich bin verlobt. Ich bin glücklich. Konstantin ist ein großartiger Mann. Ich kann mich wirklich glücklich schätzen, ihn zu haben.« Vicky fing einen Blick ihrer Putzfrau auf. »Was denken Sie?«

»Ist nicht wichtig, was ich finde. Ist Ihr Mann. Wenn er macht, Sie lächeln ohne Grund und Sie haben kleine Flattervögel im Bauch, wenn bei ihm sind, dann er der richtige Mann für Sie.«

Flattervögel? Vicky zog die Nase kraus. Das könnte sie nun nicht behaupten. Dafür hatte ihr Verlobter andere Qualitäten. Jede Menge anderer Qualitäten. Er sah ausgesprochen gut aus, war vermögend und bei ihm wusste sie immer, woran sie mit ihm war. Seiner Familie gehörte eine ganze Kette von florierenden Hotels überall in Europa. Und er wollte dasselbe wie sie: sich eine gute Zukunft aufbauen.

»Wir ergänzen uns hervorragend«, murmelte sie vor sich hin.

Milena ließ ihr Staubtuch sinken. »Klingt wie Geschäft. Nicht wie Liebe.«

»Ich glaube, die Ehe ist ein bisschen von beidem.« Versonnen drehte Victoria ihren weißgoldenen Verlobungsring. In weniger als einem Monat würde sie verheiratet sein. »Sind Sie verheiratet, Milena?«

»Bald sieben Jahre.« Das Gesicht der anderen Frau leuchtete auf. »Mein Bogdan bringt mich jeden Tag zum Lachen und hält mich, wenn ich weine. Er guter Mann.«

»Das klingt wunderbar.«

»Sie auch guten Mann finden.« Milena nickte ihr zu. Dann setzte sie ihre Putzrunde fort und verschwand im Büro nebenan.

Victoria hatte an diesem Abend die Buchhaltung erledigt und war noch später dran als sonst. Ihre Angestellten waren längst heimgegangen, und sie beschloss, nun auch Schluss zu machen. Ein Blick auf ihr Telefon zeigte keine neuen Nachrichten an.

Nicht, dass sie eine erwartet hätte.

Konstantin Kallistratos traf sich an diesem Abend mit einem alten Freund zum Squash-Spielen. Sie würden sich erst morgen wiedersehen, wenn sie zum Mittagessen verabredet waren. Kurz flackerte ihr der Gedanke durch den Kopf, wie seltsam es auf einen Außenstehenden wirken musste, dass sie mit ihrem Verlobten einen Termin ausmachte, aber wenn sie das nicht taten, sahen sie einander noch seltener.

Konstantin hatte vorgeschlagen, ihre getrennten Wohnungen bis zur Hochzeit zu behalten. Was ihr praktisch vorgekommen war. Schließlich arbeitete er in seinem Hotel in der Münchner Innenstadt und wohnte unter der Woche auch dort, während Schloss Fellberg eine gute Autostunde von der Stadt entfernt war und an einem abgelegenen kleinen See lag. Einer von ihnen müsste einen langen Arbeitsweg in Kauf nehmen, wenn sie beim anderen einzogen. Nach der Hochzeit würden sie in sein Haus am Chiemsee ziehen. Das lag wunderschön mit Blick auf den See auf einem großen Grundstück, das ganz allein ihnen gehören würde.

Sie träumte davon, morgens im See zu schwimmen und abends mit ihrem Mann am Wasser zu sitzen, ein Glas Wein zu trinken und sich über ihren Tag zu unterhalten. Dafür würde sie den langen Arbeitsweg gern in Kauf nehmen.

Während sie sich die Zukunft ausmalte, schaltete sie ihren Computer aus und verließ ihr Büro. Die Schlossbrauerei war in einem Wirtschaftsgebäude gut 500 Meter vom Schloss selbst entfernt untergebracht. Ein gewundener Fußweg führte unter einem wunderschönen, uralten Baumbestand hindurch an der Brauerei vorüber. Laternen säumten den Weg in regelmäßigen Abständen und warfen warme Lichtinseln auf den Asphalt. Nach links ging es zum Schloss und nach rechts zu den Stallungen.

Da sie noch nicht müde war und auch keinen Hunger hatte, beschloss sie, Blitz noch einen Besuch abzustatten. Sie hatte den Hengst vor dem Abdecker gerettet. Sein Fell war komplett schwarz – bis auf einen weißen, blitzförmigen Fleck an seiner rechten Seite. Er hatte ihrem Onkel gehört. Der war mit seinen Leistungen beim Pferderennen nicht mehr zufrieden gewesen. Da sich Blitz wegen eines gesundheitlichen Problems auch nicht für die Zucht eignete, hatte er eingeschläfert werden sollen. Das war Vicky zu Ohren gekommen, und sie hatte ihn kurzentschlossen zu sich geholt und gesund gepflegt. Seitdem war er ihr treuester Freund.

Im Stall wurde sie vom Duft von Stroh und warmen Pferdeleibern empfangen. Neben Blitz gab es hier nur noch Thunder, das Reitpferd ihrer Mutter. Früher hatte es viele Pferde auf Schloss Fellberg gegeben, aber aus Kostengründen hatte man ihre Zahl reduziert, und so waren nur noch zwei Pferde im Stall untergebracht.

Blitz schnaubte freudig und stampfte im Stroh, als sie zu ihm in die Box trat. Liebevoll stupste er sie mit der Nase an.

»Hey du.« Sie strich über seinen Hals und spürte, wie die Anspannung dieses Tages von ihr abfiel.

Als sie es sich erlaubte, loszulassen, überfiel eine bleierne Erschöpfung sie. Sie lehnte ihre Stirn an die ihres Pferdes und gab sich dem warmen Trost seiner Gesellschaft hin ... bis sie plötzlich ein leises Knacken, gefolgt von einem gedämpften Fluch und schnellen Schritten in der Nähe, hörte.

»Hallo?« Verwundert trat sie vor die Box und spähte den Gang entlang, der von der Stalllaterne erhellt wurde.

Niemand war zu sehen.

Merkwürdig!

Wer hatte sich nur zu so später Stunde hier herumgetrieben?

Vor den Fenstern trieb noch der Morgennebel über die Wiesen. Doch der leuchtend blaue Himmel versprach wieder einen schönen Sommertag.

Schloss Fellberg lag südwestlich von München. Es war ein prachtvoller Bau aus massivem Naturstein mit einer großen Terrasse und einem steilen Walmdach, das mit roten Biberschwanzziegeln gedeckt war. Vier Türme reckten sich stolz in den Himmel. Jeder war mit einer bezaubernden Lüftlmalerei verziert. Zwei Jagdhunde aus Sandstein bewachten die Freitreppe, die zum Portal hinaufführte. Das Schloss selbst wurde auf drei Seiten von dichtem Wald umgeben. Auf der vierten befand sich eine große Wiese, hinter der sich üppige Hopfenfelder abzeichneten.

So früh am Morgen lag der Schlossgrund noch ruhig und verlassen da. Ihre Mutter schlief noch. Sie wurde nicht gern gestört. Das wussten die Bediensteten, und so blieben sie unsichtbar. Prinzessin Victoria hatte gerade ihre Routine beendet, war laufen gewesen, hatte geduscht und sich angekleidet, als ihr Handy die Titelmelodie der Fernsehserie »Die Nanny« spielte. Der Klingelton war ihrer Schwester zugeordnet. Josie hatte ihn selbst eingestellt. Sie liebte die Serie mit dem warmherzigen Kindermädchen und konnte die meisten Folgen inzwischen schon mitsprechen.

Auch ihre Schwester war alles andere als eine Frühaufsteherin, deshalb alarmierte der frühe Anruf Victoria nun auch direkt. Josefine – von allen Josi genannt – studierte Sprachen in London. Ein Studium im Ausland war schon als kleines Mädchen ihr Traum gewesen, und sie hatte hart dafür gearbeitet, um ihn sich zu erfüllen. Mit ihrem glänzenden Schulabschluss hatte sie ein Stipendium erhalten und lebte nun seit anderthalb Jahren in London.

»Warum erzählst du mir denn nichts? Ihr habt euch getrennt? Wirklich getrennt?«, sprudelte sie nun heraus, kaum dass Victoria das Handy hochgenommen hatte.

»Was meinst du?« Vicky blinzelte verwirrt. »Wer hat sich getrennt?«

»Na du und Konstantin! Warum hast du nie ein Wort darüber verloren, dass es nicht gut läuft mit euch beiden? Ich hatte ja keine Ahnung!«

»Ich weiß wirklich nicht, wovon du sprichst.«

»Warte! Dann stimmt es also gar nicht?«

»Dass wir getrennt sind? Nein, natürlich nicht. Wie kommst du nur darauf?«

»Es steht in allen möglichen Zeitungen. Schau mal ins Internet.«

»Ja ... einen Moment bitte.«

Victoria ließ sich auf ihr Bett sinken, zog ihren Laptop heran und klappte ihn auf. Sie rief das Internet auf. Ihre Startseite war die Tageszeitung, in der sie sich gern über alle wichtigen Neuigkeiten informierte. An diesem Tag hatte sie noch nicht nachgeschaut – und so fiel sie jetzt aus allen Wolken, als ihr ein Foto von sich selbst angezeigt wurde. Darauf war zu sehen, wie sie sich Blitz zuneigte. Ihr Gesicht war so ernst, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen.