Die Helden von Fort Bliss - G.F. Barner - E-Book

Die Helden von Fort Bliss E-Book

G. F. Barner

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Beschreibung

Begleiten Sie die Helden bei ihrem rauen Kampf gegen Outlaws und Revolverhelden oder auf staubigen Rindertrails. G. F. Barner ist legendär wie kaum ein anderer. Seine Vita zeichnet einen imposanten Erfolgsweg, wie er nur selten beschritten wurde. Als Western-Autor wurde er eine Institution. G. F. Barner wurde als Naturtalent entdeckt und dann als Schriftsteller berühmt. Seine Leser schwärmen von Romanen wie "Torlans letzter Ritt", "Sturm über Montana" und ganz besonders "Revolver-Jane". Der Western war für ihn ein Lebenselixier, und doch besitzt er auch in anderen Genres bemerkenswerte Popularität. »Er ist ein verdammter…« Und was Kay Logan danach sagt, das kann man gut hören. Er redet ziemlich laut. Und betrunken ist er auch. Manchmal vergißt Kay Logan dann, daß er eigentlich Sergeant ist und ein Vorbild sein soll. Es kommt vor, daß ihm die Nase eines anderen Mannes nicht gefällt, aber so wenig wie Kellys Nase hat ihm noch keine gefallen. Chess Campbell, der noch halbwegs nüchtern ist, sieht die Katastrophe kommen. »Halt doch dein Maul, Kay!« »Und er ist ein elender Kriecher! Jawohl, Corporal. Hast du gesagt, daß ich mein Maul halten soll?« Es wird schlagartig still in der Bodega von Juan Alvarez. Selbst Fiedler, der Third Corporal, der seit zwei Wochen den Stockschnupfen hat, röchelt nicht mehr wie jemand, der jeden Augenblick zu ersticken glaubt. Neun Männer sind in der Kneipe. Sie bilden zwei Gruppen. Die eine ist fünf Mann und die andere vier wackere Krieger stark. Alvarez wird kreidebleich und vergißt seinen Bierhahn zu schließen. Das Bier rinnt über den Tresen und rieselt dann auf Juan Alvarez' nackte Zehen. Wenn Juan schon gegen Wasser eine Abneigung hat, außer er tauft seinen Brandy damit, gegen Bier, das auf die Füße tröpfelt, hat er wirklich noch mehr. Er dreht den Zapfhahn zu, sieht Kay Logan erschrocken an und weiß ganz genau, daß Logan nur einen Mann mit seinem schönen Ausdruck gemeint haben kann.

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G.F. Barner – 249 –

Die Helden von Fort Bliss

Es war ein mörderischer Kampf

G.F. Barner

»Er ist ein verdammter…«

Und was Kay Logan danach sagt, das kann man gut hören. Er redet ziemlich laut. Und betrunken ist er auch. Manchmal vergißt Kay Logan dann, daß er eigentlich Sergeant ist und ein Vorbild sein soll. Es kommt vor, daß ihm die Nase eines anderen Mannes nicht gefällt, aber so wenig wie Kellys Nase hat ihm noch keine gefallen.

Chess Campbell, der noch halbwegs nüchtern ist, sieht die Katastrophe kommen. »Halt doch dein Maul, Kay!«

Kay Logan blickt über das Glas hinweg in die Augen des Corporal Campbell, stülpt die Lippen auf und sagt danach so laut, als hätte er den zweiten Zug der dritten Kompanie zu kommandieren:

»Und er ist ein elender Kriecher! Jawohl, Corporal.

Hast du gesagt, daß ich mein Maul halten soll?«

Es wird schlagartig still in der Bodega von Juan Alvarez. Selbst Fiedler, der Third Corporal, der seit zwei Wochen den Stockschnupfen hat, röchelt nicht mehr wie jemand, der jeden Augenblick zu ersticken glaubt.

Neun Männer sind in der Kneipe. Sie bilden zwei Gruppen. Die eine ist fünf Mann und die andere vier wackere Krieger stark.

Alvarez wird kreidebleich und vergißt seinen Bierhahn zu schließen. Das Bier rinnt über den Tresen und rieselt dann auf Juan Alvarez’ nackte Zehen. Wenn Juan schon gegen Wasser eine Abneigung hat, außer er tauft seinen Brandy damit, gegen Bier, das auf die Füße tröpfelt, hat er wirklich noch mehr. Er dreht den Zapfhahn zu, sieht Kay Logan erschrocken an und weiß ganz genau, daß Logan nur einen Mann mit seinem schönen Ausdruck gemeint haben kann.

Darum blickt Alvarez zu Kelly. Mag sein, daß der ein feiner Bursche ist, er sieht zumindest so aus. Daß er aber tatsächlich ein anständiger Kerl ist, das bezweifelt mancher. Nur hat es noch keiner laut gesagt, bis auf Kay Logan.

»Jeff!« zischt Alvarez nach dem ersten Schreck und stößt den zweiten Sergeant Jeff Baxter, über den Tresen hinweg an. »Jeff, tu’ was, sonst…«

Jeff Baxter, ein ruhiger Bursche, den nichts aufregen kann und der Nerven wie Stahltaue hat, zieht nur einmal die linke Augenbraue hoch.

»Was soll ich tun?« fragt er, als hätte er nicht gehört, was sein Freund und Mitkrieger Kay Logan gesagt hat.

»Mama mia!« jammert Alvarez. »He, du mußt Kay…«

Aber es ist längst zu spät. Wer immer mit Kay Logan zu tun gehabt hat, der weiß, daß Logan manchmal nur einen Grund sucht, eine Schlägerei anzuzetteln.

Kay Logan hat sich blitzschnell, obwohl er doch betrunken wie die ganze Haubitzenbatterie von Fort Bliss ist, etwas einfallen lassen.

Und Corporal Campbell, gewöhnlich sein Brandy-Freund, hat heute seinen Pechtag.

Logan, über sechs Zoll groß, dabei auch noch kräftig, starrt Campbell aus seinen glasigen Augen an und streckt dann jäh die rechte Hand aus.

»Sag noch mal deinem Sergeant, daß er das Maul halten soll!« faucht Logan heiser. »Na los, du schmutziger Feigling, sage es!«

Jeff Baxter zieht auch noch die andere Braue hoch. Ob es stimmt, daß Baxter alles sieht, vor allen Dingen Indianer und Yankees, das weiß Alvarez nicht genau, aber es wird erzählt. Baxter und Logan bilden ein unzertrennliches Gespann, wenn die Südstaatenarmee einmal einen Zug Kavallerie auf Patrouille schickt. Ohne Baxter ist Logan nur die Hälfte wert, heißt es. Aber ohne Logan soll Baxter nie losreiten, wenn es wirklich hart zu werden verspricht.

»A – aber, Kay«, erwidert Campbell, der plötzlich an Logans rechter Faust hängt, gurgelnd, weil ihm Logan die Luft abdreht und der oberste Knopf des Uniformhemdes durch die Gegend fliegt. »Ich hab’s nicht so gemeint – haarrr – Luuuuft!«

»Bekommst du«, sagt Kay Logan grimmig. »Hast du gleich, du mickriger Zwerg, dem die Stiefelschäfte bis an den Bauchnabel reichen. Du gibst deinem Vorgesetzten Befehle, du Affe?«

Alvarez hinter dem Tresen wird bleich und bekreuzigt sich heimlich, während er sich duckt.

Von der rechten Tresenkante aus setzte sich Sergeant Kelly in Bewegung. Er ist wirklich ein ganz prächtiger Bursche mit einem Benehmen, als sei er nicht Sergeant, sondern Lieute­nant. Vielleicht wäre er nie Sergeant geworden, wenn er nicht ein sogenannter Kriecher wäre. Kelly, sagt man, verrät seine Kameraden manchmal. Vor zwei Wochen hatte Logan eine Brandyflasche in der Jacke und trank während des Dienstes. Am Abend, ehe sie vom Ausritt zurückkamen, kontrollierte Captain Forges Kay Logan vor Dienstende und stellte fest, daß Logan getrunken hatte. Er fand auch die Flasche – und Logan danach den Weg zum Jail, in dem er drei Tage steckte.

Seitdem behauptet Logan steif und fest, nur ein verdammter Hundesohn könne ihn verpfiffen haben: Ward Kelly.

Nun kommt Kelly, der keinen Zoll kleiner ist als Logan, an Baxter vorbei und bleibt an Logans rechter Seite stehen.

Es ist so still geworden, daß man das Herabtropfen des Bieres deutlich hören kann.

»Moment, Logan!« sagt Kelly scharf und stäubt sich ein Haar vom piksauberen Uniformärmel. »Hast du gesagt, ich sei ein Kriecher?«

Kay Logan wendet den Kopf. Er blickt Kelly so unschuldig und verwundert an, daß der einen Moment daran zweifelt, Logan richtig verstanden zu haben.

Aber er sollte Kay Logan besser kennen. Logan ist der geborene Trickser.

Das Wort geht im Fort um, daß Logan eine ganze Kiste voller Tricks hätte und immer etwas wüßte, um einen anderen zu überraschen.

Genauso kommt es.

Logan macht ein Gesicht, als habe er nichts vor, aber auch nicht die kleinste Teufelei. Dabei hat der schlaue Fuchs schon längst einen Plan.

»Genau das sagte ich«, erwiderte Logan, und sein breites Grinsen macht Kelly wütend. »Du bist der allerletzte und schmierigste Halunke, den unser Fort jemals gesehen hat. Dir sollte man Mokassins mit verstärkten Sohlen aus Pferdehaar schenken, damit du noch besser schleichen kannst, du Lump. Wer hat gemeldet, daß ich Brandy getrunken habe, he? Das warst du, verdammter Kriecher. Du hast es meinem Freund, Captain Forges, gesagt. Streite es ab, dann werde ich dich den lumpigsten Lügner der Armee nennen!«

Kelly verfärbt sich. Hat er einen Augenblick geglaubt, daß Logan erklären würde, ihn nicht gemeint zu haben, dann hat er sich geirrt. Im Gegenteil, Logan beschimpft ihn noch mehr und ganz offen vor aller Ohren.

»Das nimmst du zurück, Logan!« sagt er heiser und zornig. »Ich sage dir, du entschuldigst dich, sonst…«

»Was, sonst?« fragt Logan grinsend und sieht ihn nicht an, sondern schüttelt seinen Corporal Campbell ein wenig durch.

»Du bist nicht nur ein ganz gemeiner Lügner und Kriecher, der scharf darauf ist, First Sergeant zu werden, du bist auch ein Feigling, der es nicht wagen wird, gegen jemanden loszugehen, Kelly. Komm, hau ab, du Stinktier!«

Kelly wird kreidebleich, holt tief Luft und ballt die Hände.

»Wiederhole es draußen noch mal, Logan!« zischt er. »Komm vor die Tür, dann…«

»Verschwinde!« unterbricht ihn Kay Logan scharf. »Ich bin mit diesem windigen Corporal beschäftigt. Störe mich nicht, Kelly, du reibst dich am falschen Mann.«

Sergeant Kelly wirft einen kurzen Blick auf Jeff Baxter, aber der rührt sich nicht. Die Sache geht nur Logan und Kelly etwas an. Alle anderen halten sich heraus.

»Los, komm vor die Tür oder mit in den Hof, Logan!« sagt er heiser.

Kay Logan scheint ihn nicht zu hören, er beutelt Campbell weiter durch. Kelly ist wohl für ihn nicht mehr vorhanden.

»Zum Henker, jetzt ist es genug!« bellt Kelly ihn an. »Zum letztenmal, Logan. Komm mit in den Hof, sonst erlebst du was!«

Und dann, als Logan nicht reagiert, macht Kelly seinen ersten und letzten Fehler. Er streckt die Hand aus, legt sie auf Logans Schulter und will den Sergeant herumziehen.

In derselben Sekunde aber explodiert Logan auch schon. Und er muß Corporal Campbell in seinen Plan einbezogen haben.

Kay Logan dreht sich jäh. Kellys Hand rutscht von seiner Schulter. Campbell herumreißend, sagt Kay Logan: »Faß mich nicht an, du Skunk!«

Einer hat es die ganze Zeit gewußt und doch nur zugesehen. Es mußte kommen, es war unabänderlich für Sergeant Jeff Baxter. Wenn jemand Kay Logan genau kennt, dann ist es Baxter. Sicher hätte es einem rauhen, harten Burschen wie Kay Logan nichts ausgemacht, drei Tage in das Armee-Jail zu wandern. Dort sitzt Logan sehr oft und singt greuliche Lieder. Aber ihn hat man bisher immer auf frischer Tat erwischt. Und es gibt immer nur eine Tat: Die Trunkenheit im Dienst.

Zwar hat sich Kay Logan auch oft geprügelt und einige Male dafür im Bau gesessen, aber zumeist erwischte man ihn mit einer Flasche am Hals. Diesmal jedoch hat ihn einer seiner Kameraden denunziert.

Und genau das ist es, was Kay Logan wie die Pest haßt. Es gibt immer wieder Dinge, die sich beim Dienst ereignen: Da sind Rekruten, die meutern wollen, die sich drücken oder nach dem Zapfenstreich kommen. All diese Vögel, so nennt Kay seine Rekruten, greift er sich selbst. Es ist noch nie vorgekommen, daß Logan einen seiner Untergebenen gemeldet hat. Er bereinigt die Sache immer auf seine Weise und ohne großes Geschrei, das bis zu First Lieutenant John Long, seinem Squadron-Chief, dringen könnte.

Für Kay Logan gibt es keine größere Gemeinheit, als jemanden anzu­schwär­zen.

Genau das aber, und sämtliche Männer der zweiten Eskadron wissen es, hat Sergeant Kelly getan. In ihren Augen ist Kelly ein Lump, mag er auch noch so geschniegelt und gebügelt herumlaufen.

Als Campbell, der sofort erkannt hat, was Logan plante, losfliegt, zieht er den Kopf ein. Er rammt Kelly mit dem Schädel, klammert sich haltsuchend an Kellys Uniformrock fest und verschafft Kay Logan eine Chance. Er will Logan helfen, aber Logan hat sich noch nie von jemandem helfen lassen.

»Gib ihn frei, du Narr!« sagt Logan da auch schon knurrend, als er Campbells Klammergriff erkennt. »Laß ihn los, Mann!«

Er sagt es zu spät für Campbell, der sich in Kelly höllisch getäuscht hat. Niemand hätte Kelly zugetraut, daß er auch rauh werden könnte. Zu Kellys ständig hochnäsiger, dünkelhafter Art paßt es einfach nicht, kämpfen zu können. Aber Sergeant Kelly kann kämpfen.

Kaum hält Campbell sich fest, als Ward Kelly das rechte Knie hochreißt.

Der Stoß trifft den kleinen Campbell in die Seite. Für Sekunden glaubt der Corporal, keine Luft mehr zu bekommen. Wie durch einen ganzen Heuhaufen, in dem er sich verkrochen zu haben glaubt, hört er Kelly knirschend sagen:

»Du kleiner Wüstenfloh, den Trick landest du bei mir nicht!«

Danach stößt Kelly seine Fäuste vor.

Das wird härter, als der kleine Campbell schlucken kann. Der Schmerz durchzuckt seinen Körper, er will einknicken, als ihn die Faust er­wischt und kerzengerade hochzieht.

Für Campbell beginnen sämtliche Glocken der Mauleselkompanie zu läuten. Danach hat er das Gefühl, von einem dieser störrischen Ziegenböcke getreten worden zu sein. Er fliegt genau auf Kay Logan zu.

Der überwindet blitzschnell die Schrecksekunde. Auch Logan erkennt, daß Kelly bei aller Geschniegeltheit doch ein harter, kampfgewohnter Bursche ist.

»Sieh an«, sagt Kay Logan, denn es hätte ihm keinen großen Spaß gemacht, einen Saloon-Sergeant wie Kelly zu Boden zu schmettern. »Der kann ja was. Dann wollen wir mal, hepp!«

Und ist schon zur Seite, als Campbell, der Glöckchen bimmeln und Maultiere schreien hört, auf ihn zufliegt. An seiner linken Seite vorbei tritt Campbell die Reise bis an den nächsten Tisch an. Dort landet der kleine Corporal rücklings, rutscht über die Platte und reißt zwei Flaschen nebst einigen Gläsern mit, ehe er selbst am Boden landet.

Kay Logan aber ist schon gesprungen, fixiert seinen Mann und holt links aus.

Für einen Burschen wie Logan, der voller Tricks steckt, ist Kelly vielleicht trotz aller kämpferischer Eigenschaften kein Gegner.

Logan hat kaum die Linke hoch, als er erkennt, wie Kelly den Hieb blockieren will. Kelly senkt den Arm. Er wird todsicher, von unten nach oben schlagen, um den Schlag zu parieren. Kelly versteht also eine ganze Menge von einem Faustkampf.

»Gut!« zischt Logan.

Statt einen Schwinger linkshändig zu schlagen, zieht Logan in letzter Sekunde die Rechte nach.

Er setzt den Hieb so kurz an, daß Kelly ihn nicht mehr blockieren kann. Und es ist Logan, als hätte er nun endlich die große Genugtuung, es keinem Kameradenanschwärzer heimzahlen zu können.

Kelly kann nichts mehr tun. Logans knochenharte Faust trifft ihn voll. Kellys kurzer Aufschrei geht in ein Gegurgel über.

Kaum schmeckt Kelly sein eigenes Blut, als er die Übersicht verliert. Er stürzt sich auf Kay Logan. Wie oft er zuschlägt und trifft, das weiß er nicht. Er kommt derart schnell und ungestüm, daß er sogar einen Kay Logan überrascht. Einen Moment ist Logan verstört. Er steckt einige Hiebe ein. Als Kelly aber nicht lockerzulassen scheint, springt Logan blitzschnell zurück. Er muß sich den wütenden Kelly vom Leibe schaffen.

Der Sprung bringt ihn für eine halbe Sekunde aus der Reichweite von Kellys Fäusten und gibt ihm Zeit genug, sich auf die Kampfweise des anderen einzustellen. Als Kelly ihm nachsetzen will, schießt Logan erst die Rechte und blitzschnell danach die Linke ab. Der erste Schlag schleudert Kellys Arme nach oben, der zweite sitzt wieder voll auf dessen Kinnspitze.

Ward Kelly stößt einen erstickten Laut aus. Einen winzigen Moment nimmt er die Linke zum Mund hoch. Während er mit der Rechten Logan wegstoßen will, duckt sich Kay und stößt die rechte Faust steil nach oben.

»Teufel«, sagt Logan überrascht, als Kelly nun schwankt und nicht umfällt. »Der Verräter verträgt einen Stiefel.«

Kay krümmt sich, macht einen Schritt zur Seite und schießt dann die Linke ab.

Der Schlag hat gesessen, Kelly geht aber immer noch nicht zu Boden.

»Mach es kurz, Kay«, sagt Baxter vom Tresen her. »Ich höre Hufschlag.«

Aber Logan kümmert sich nicht darum, ob draußen jemand reitet, ob die Streife kommt oder der Town-Marshal jeden Moment erscheinen kann. In Logans Augen ist es jemand nicht wert, einen Mann genannt zu werden, wenn er einen Partner verpfeift. Die Lektion, die Logan Kelly verpassen will, kann nicht hart genug sein.

Kay Logan setzt pausenlos mit seinen Schlägen nach. Er will diesen Mann zertrümmern und so schlagen, daß er diese Lehre nie vergessen wird. Kelly torkelt wie trunken von rechts nach links. Er versucht, sich an einem Tisch zu halten, starrt auf die Flasche, die jemand halb geleert hat, und streckt dann die Hand aus.

Sie sehen alle, daß Logan kaltblütig wartet, bis sich Kelly dreht und den Arm hochreißt, dann wirbelt Logan die Linke herum und triffts Kellys Ellbogen. Die Flasche fliegt im hohen Bogen zu Boden und zersplittert.

»Nicht doch!« sagt Kay Logan grimmig. »Mann, du wirst doch nicht unfair werden. Du mußt erst lernen, daß man seine Partner nie anschwärzt. Und du lernst es jetzt.«

Schon treten Logans Fäuste wieder in Aktion. Kelly schwankt wie ein junger Laubbaum im Herbststurm, er stolpert vorwärts, landet am Tresen und hält sich stöhnend an der Kante fest.

»Kay, die Patrouille!« stößt Baxter in diesem Augenblick heiser hervor. »He, draußen ist die Patrouille!«

Aber Kay Logan hört ihn nicht, er stürmt dem davongetorkelten Kelly nach, will ihn endgültig zur Raison bringen.

Selbst Campbell, der sich bis auf die Knie hochgestemmt hat, hört Baxters Warnung, aber auch er kann nichts mehr tun.

Draußen ist ein scharfer Ruf zu hören, dann das schwere Poltern von Stiefeln auf dem Vorbau.

Aber Logan feuert den nächsten Hieb ab.

Niemand begreift, warum Logan nicht reagiert, als die Schritte auf die Tür zukommen. Ist es Logans grimmiger Entschluß, gewachsen in drei Jailtagen, Kelly für alle Zeiten das Petzen abzugewöhnen, oder ist es Logans Wille, Kelly auf die langsame Art zu Boden zu bringen?

Logan setzt dem über einen Tisch fallenden Kelly nach.

Kaum aber hat er ihn erreicht, packt er den Sergeant am Kragen und reißt ihn herum. Da erscheint in der Tür von Alvarez’ Kneipe der Mann.

Er steht dort, hat die Beine ge­spreizt und hält beide Türflügel fest. Hinter ihm ist das graue Tuch einiger Uniformen zu sehen. Die sechs Mann der Nachtpatrouille sind zu früh für Kay Logan da.

Der Mann, der die Türflügel nun ausschwingen läßt, starrt Logan wild an.

Baxter sieht den Captain in der Tür und verfärbt sich. Und das will bei Baxter einiges heißen. So schnell wird ein Jeff Baxter nicht blaß.

Der Mann an der Tür macht nur noch einen Schritt. Captain Brad Forges ist nicht sehr groß und auch nicht breitschultrig. Captain Brad Forges hat schwarze Augen, dunkle Haare und auf der linken Wange eine Säbelnarbe. Vielleicht macht es seine geringe Körpergröße, vielleicht verachtet Forges Leute, die nicht hart genug im Dienst sind, Captain Forges ist der Satan von Fort Bliss. Wo immer er auftaucht und wann immer er einmal die Baracken inspiziert, die Furcht wandert vor ihm her wie eine düstere Wolke.

Forges kann einen Mann wegen einer Kleinigkeit so schwer wie einen Verbrecher bestrafen, er schwört auf bedingungslosen Gehorsam, auf eiserne Härte und Disziplin. Forges haßt Indianer, Nordstaatler und Leute, die ihm zu widersprechen wagen. Er kann einen Mann, der seine Meinung vertritt, bis zum Umfallen schinden. Straf­exerzieren bei Forges gleicht einem Marsch durch die Hölle und zurück.

Seine Armeerfahrungen hat Forges nach und nach erworben. Als der Krieg begann, ging er, wie viele andere Texaner, zur Armee. Bis dahin war er Händler gewesen

Im gleichen Augenblick, als Logan schon mit der rechten Faust ausholt, sagt Forges mit solch schneidender Stimme, daß jeder Mann im Saloon wie unter einem Peitschenhieb zusammenfährt:

»Logan! Sergeant Logan, Sie sind festgenommen! Lassen Sie den Mann da sofort los!«

Nun hört es Logan endlich. Diese Stimme würde ihn noch aus dem Grab springen lassen.

Kay Logan zuckt zusammen, aber er sieht sich nicht um. Dort steht Brad Forges, sein spezieller Freund seit jenem Tag, an dem Logan für Forges als Späher ritt und seine Meinung zu sagen wagte. Damals hatte Forges eine ganz andere Meinung. Er war zu der Zeit noch First Lieutenant, ein Mann mit wenig Erfahrungen, aber einem unbändigen Haß auf alle Indianer. Statt auf Logans Rat zu hören, ließ Forges seine Squadron vorrücken, schickte zwei Züge aus, um ein paar lausige Apachen zu fangen, und verlor die Hälfte eines Zuges. Hätte er auf Logan gehört, wäre ihm das nicht passiert.

Seit jenem Tag haßt Forges Logan und versucht alles, um diesem Mann immer wieder eins auszuwischen. Nichts ist sicherer als das: Logan wandert wieder ins Armee-Jail

Und diesmal werden es 20 Tage sein.

Als Logan seinen Freund Forges erkennt und das Gesicht Kellys vor sich sieht, jenes Mannes, der ihn verraten hat, kommt die Wut wieder. Es ist der gleiche Haß, den die gesamte Erste Squadron des Forts empfindet, wenn Captain Brad Forges antreten läßt.

»Hund!« sagt Logan zwischen den Zähnen. Niemand weiß genau, ob er Kelly oder den Captain meint. »Jetzt bekommst du deinen Teil!«

Sein wilder, kurzer und trockener Haken läßt Ward zurück über den Tisch schießen. Sergeant Kelly, der das getan hat, was ein anständiger Soldat nie tun sollte, beschreibt einen regelrechten Salto rückwärts. Dann prallt er auf einen Stuhl, der unter seinem Gewicht in Stücke bricht. In das Bersten und Splittern des Holzes hinein kommt der schwere Aufschlag, mit dem Kelly am Boden landet.

»Sergeant Logan!«

Er hört ihn schreien, den kleinen, grausamen Mann mit der wilden, bösartigen Stimme. Und er wünscht sich, nicht Ward vor den Fäusten zu haben, sondern diesen kleinen Satan.