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Dieses E-Book entspricht ca. 240 Taschenbuchseiten ... Manuela sucht nach einem Mann, der zu ihr passt, wird im Internet jedoch nicht fündig. Dafür stößt sie auf den Chat eines Swingerclubs, wo sie fortan unerwartet heiße Nächte und erotische Abenteuer erlebt. So entwickelt sie sich von einem stillen Mauerblümchen zu einer wahren Swingerkönigin. In ihrem Kopf gibt es nur noch Sexfantasien und schließlich bereitet sie ihr Meisterstück vor. Der geplante Gangbang soll das beste, ausgefallenste und extremste Sexerlebnis für sie werden. Fünf Männer liegen ihr zu Füßen und bescheren ihr ein Feuerwerk der Lust. Ob sie dort den Lover findet, der sie dauerhaft befriedigen kann? Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.
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Seitenzahl: 335
Veröffentlichungsjahr: 2025
Impressum:
Gangbang im SwingerClub | Erotischer Roman
von Carrie Fox
1964 in Dinslaken geboren, verbrachte Carrie Fox ihre Jugend in Duisburg, wo sie auch heute wieder lebt. Ihr beruflicher Lebenslauf führte sie über eine handwerkliche Ausbildung zur Verkaufsberaterin in einem Baumarkt.Außer einer Eins in Deutsch und Kunst zeichnete sich nie ab, dass sie ihren privaten Ausgleich einmal im Schreiben finden würde. Nachdem sie über 50 wissenschaftliche Artikel für eine historische Fachzeitschrift verfasst hatte, veröffentlichte sie 2021 ein Sachbuch zur Geschichte. Seit 2010 widmet sich Carrie dem Schreiben erotischer Romane und liefert jedes Jahr ein neues Buch.
Lektorat: Jasmin Ferber
Originalausgabe
© 2025 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: © Wisky @ depositphotos.com © InspiraDeposit @ depositphotos.com
Umschlaggestaltung: MT Design
ISBN 9783756196623
www.blue-panther-books.de
Die Veränderung
Seine heiße Zunge hinterließ eine prickelnde Flammenspur auf Manuelas Haut. Er bedeckte ihren Körper mit leidenschaftlichen Zungenschmeicheleien und leckte feucht und leidenschaftlich über ihre Brüste. Wilde Gefühle erfassten sie. Erregt reckten sich ihre Nippel in die Höhe. Sein nicht zu erkennendes Gesicht wanderte weiter nach unten, über ihre zarte Haut, ihren Bauch und ihre Hüftknochen. Wie lustvoll ihre heißen Gefühle sie packten, als läge sie in einer Wanne voller dampfend heißer, aufgeweichter Gummibärchen. Gänsehaut überzog ihren Körper und sie stöhnte auf. Wenig später machte er sich mit seiner Zunge an ihrer Lustperle zu schaffen. Was für ein aufregendes Gefühl. Es war, als ob sie in die Höhe gezogen wurde. Sie spürte die Nässe, die Hitze, die in ihrem Körper strahlte und ehe sie sich versah, überkam sie ein durchflutender Orgasmus, als ob sie durchgewirbelt und davongespült wurde.
Manuela schreckte auf und blinzelte. Sie war aufgewacht und bemerkte erstaunt, dass sich ihre Hand noch zwischen ihren Beinen befand. Sie zog sie heraus und betrachtete ihre leicht schleimigen Fingerkuppen. Der Orgasmus war noch spürbar. Er ebbte in leichten Wallungen ab. Sie hatte es sich nicht eingebildet. Der Traum hatte sie in höchste Sexsphären geschossen, sodass es ihr heiß gekommen war. Wieder hatte sie einen geilen, feuchten Traum, der sie immer dann im Schlaf übermannte, wenn sie eine heimliche, tief in ihrer Seele verborgene Sehnsucht nach einem Mann verspürte. Einen, der zu ihr gehörte, an den sie sich lehnen konnte und der ihr ein guter Liebhaber war. Schade, dass dieser aufregend schöne Traum zu Ende war.
Sie rieb sich die Augen und streckte ihre Arme so weit nach oben, dass ihre Brüste sich prall nach vorn richteten. Als sie sich anschließend entspannt hinsetzte, sah sie aus dem Fenster und stellte enttäuscht fest, dass der heutige Spätherbsttag trüb und grau war. Es regnete. Wassertropfen liefen in diamantglänzenden Streifen an der Fensterscheibe herunter. Sie rekelte sich noch einmal, bevor sie sich entschloss, aufzustehen. Sie steckte ihre Füße, noch auf der Bettkante sitzend, in das Paar rosa Plüschhausschuhe, die vor ihrem Bett standen, stand auf und schlurfte völlig nackt zu ihrem Kleiderschrank. Ohne einen Blick in den Spiegel zu werfen, öffnete sie schwungvoll die beiden Türen und fand, dass sie heute als Kontrast zu diesem mehr als schlechten Wetter etwas Sonniges anziehen sollte, vielleicht etwas Gelbes oder Orangefarbenes. Sie nahm die Kleidungsstücke heraus und schloss die Türen ihres Schrankes wieder. Dann schlüpfte sie in die einfachen und bequemen Sachen und betrachtete sich eingehend im Spiegel, der sich auf den Außenseiten der Schranktüren befand. Dabei drehte sie ihre Hüften, um sich von allen Seiten begutachten zu können. Die Kleidung war praktisch und hinderte sie nicht daran, sämtliche Bewegungen auszuführen. Die legere Hose war mit einem Gummibund versehen, sodass sie sich in jede Richtung drehen oder in gebückter Haltung ihre Hausarbeit verrichten konnte, nichts zwängte sie ein. Sie sah sich genauer im Spiegel an. Eine Weile starrte sie nachdenklich auf ihr Spiegelbild, schließlich gab sie vor sich selbst zu, dass sie sich hatte gehen lassen. Vor allem, was die Kleidung betraf. Sie schob die Schuld auf die Tatsache, dass sie und ihr Freund sich vor Kurzem getrennt hatten. Seit er nicht mehr bei ihr wohnte, war ihr vieles egal geworden. Man sah ihr bestimmt ihre Gleichgültigkeit an. Aber für wen, verdammt noch mal, sollte sie sich hübsch machen? Sie betrachtete ihr tailliertes Shirt, das schon ein bisschen eng und polsterbetonend anlag und erinnerte sich dabei, wie es war, als sie dieses Shirt von ihrem Freund geschenkt bekommen hatte.
Szenen entstanden vor ihren Augen. Leidenschaftliche Augenblicke. Schöne Bilder aus einer glücklichen Zeit. Noch voriges Jahr hatten sie einen Pauschalurlaub gebucht und für diesen Anlass hatte er ihr ein neues T-Shirt geschenkt. Sie liebte es und trug es im Hotel und am Strand fast täglich. Es duftete nach Ferien, Sonne, Salzwasser und Sonnencreme. Verträumt spürte sie dem Gefühl nach und schloss genießend die Augen. Nach dem Urlaub und nach vielen Wäschen hatte dieses Shirt immer noch eine besondere Anziehungskraft auf sie. Es war ihr Lieblingsshirt geworden, doch jetzt … Sie erschrak vor ihrer Verlorenheit in der Welt der Erinnerungen und schüttelte missmutig den Kopf. Nein, das Shirt hatte nun ausgedient, es war das letzte Erinnerungsstück, das ihr noch von ihm geblieben war. Sie wusste nicht, warum diese Gefühle immer wiederkehrten, sie war nicht gezwungen, an ihre längst vergangene Beziehung zu denken. Sie wünschte sich, diese Gedanken abschalten zu können. Zum Teufel, warum konnte sie ihn nicht vergessen? Sie zog das Shirt wieder aus, knüllte es zusammen und schmiss es wütend in die Zimmerecke. Irgendwann musste auch mal Schluss sein, mit dem Nachtrauern. Zorn packte sie in diesem Moment, denn er hatte sie wegen einer anderen Frau sitzen gelassen, kurz nach diesem schönen Urlaub. Dreckskerl! Wie konnte er ihr das antun? Wut und Sehnsucht wechselten sich in ihrer Stimmung ab. Wehmütig dachte sie an die schöne Zeit vor ihrer Trennung zurück. Es tat immer noch weh.
Sie drehte sich um und hob das Shirt noch einmal auf. Sie führte es an ihr Gesicht, hielt es in ihren geballten Händen, schloss die Augen und roch noch einmal prüfend daran, aber es duftete nicht mehr nach Sonne, Sand und Meer, es hielt in ihr nur schmerzliche Erinnerungen wach. Schließlich warf sie es endgültig in den Mülleimer, dass der metallene Deckel laut schepperte.
Sie fragte sich, ob es nicht besser war, nach vorn zu blicken. War es nicht schon längst Zeit, einen neuen Anfang zu wagen? Sie trat einen Schritt näher an den Spiegel heran, bis ihr Gesicht fast das Glas berührte. Mittellange, braune Haare hingen glatt und ungleichmäßig bis über die Schultern. Sie zupfte eine Strähne aus dem Gesicht. Ihre großen braunen Augen waren etwas, das ihr an sich gefiel. Sie fand auch, dass sie einen dezent geschwungenen Mund hatte, der an den Winkeln ganz leicht nach oben zeigte. Ihr Ex-Freund hatte sie oft deswegen Mona Lisa genannt. Der Rest ging gar nicht. Kleidung im Schlabberlook, ein ungepflegtes, verschlafenes Aussehen. So würde sie nie jemanden finden. Eigentlich konnte sie sich sehen lassen, wenn da nicht ihre Hemmungen wären, vor Menschen zu treten und jemanden anzusprechen. Sie stemmte beide Hände gegen den Spiegel. Hoffnung schöpfend, blickte sie in ihre eigenen Augen und flüsterte zu sich selbst.
»Reiß dich endlich zusammen und mach was aus dir!«
Sie war fünfundzwanzig und stand erst am Anfang ihres Lebens. Da musste es doch Möglichkeiten geben. Ein sehr großer Vorteil war, dass sie nun frei war. Sie brauchte sich eigentlich keine Sorgen mehr zu machen. Sie konnte sich ihre eigenen Ziele stecken oder ihre eigenen Ideen ausleben, ganz wie sie wollte. Es war niemand mehr da, der sie aufhielt. Aber etwas hinderte sie daran. Sie konnte diese ungewohnte Situation noch nicht fassen, konnte ihre Empfindungen noch nicht einordnen und dem Ruf der Freiheit folgen. Es war schwer, das Gefühl frei zu sein, zu realisieren. Immer noch befand sie sich in einer Art abwartenden Haltung, als ob noch etwas geschähe, das die ganze Geschichte rückgängig machte. Doch das würde natürlich niemals passieren. Sie wusste es ganz genau. Nur ihre verletzte Seele konnte damit noch nicht klarkommen.
Sie nahm Abstand vom Spiegel, streckte die Hände hinter ihren Kopf und zog die Haare stramm zusammen, sodass es aussah, als hätte sie eine Hochsteckfrisur. Den Blick nicht vom Spiegel lassend, drehte sie ihre Hüften und nickte sich zu. Das bisschen Hüftgold konnte sie sicher schnell wieder loswerden. Langsam ließ sie ihre Hände über ihren Busen fahren. Sie lächelte ihr Spiegelbild an. So schlecht sah sie doch nicht aus, gewiss könnte sie noch etwas aus ihrer Erscheinung herausholen. Schließlich konnte sie sich nicht für immer verkriechen, nur weil sie eine schlechte Erfahrung gemacht hatte. Die Frage, die sie bewegte, war, wie sie es anfangen sollte und vor allem, wo sie anfangen sollte.
Sie nahm das Telefon in die Hand und wählte die Nummer ihrer Freundin. Neidvoll beobachtete sie hin und wieder, wie Eva sich verabredete. Sie hatte ständig Liebschaften, mal für ein paar Wochen, mal für einige Monate und einmal dauerte eine Verbindung sogar ein ganzes Jahr. Sie hatte zwar nie eine echte Beziehung, aber stets einen Mann an ihrer Seite. Wie stellte sie das bloß an? Wahrscheinlich machte das ihren Charme aus. Sie war schlank und geschmeidig. Ihr Körper allein war schon ein Hingucker. Sie bewegte sich elegant, mit einem besonderen Hüftschwung. Dazu hatte sie blonde lange, sanft wellige Haare und wenn sie jemanden ansah, schimmerte ihr Blick dunkel. Meist hatte sie ihre Augen mit einem rauchigen Lidschatten und schwarzer Mascara betont, jeder Kerl würde in ihrem Blick gefangen sein. Wenn sie ausging, trug sie oft einen roten Lippenstift auf ihren vollen, formvollendeten Lippen. Ihr Wesen war stets positiv gestimmt und anders als bei anderen Frauen. Eva war für Manuela eine Sexbombe, wie sie sich wahrscheinlich viele Männer wünschten. Sie war fröhlich und frivol und sie schaffte es, die Männer zu umgarnen, sodass jeder Kerl sie anhimmelte. Eva war einfach die perfekte Frau, die sich alle Männer der Welt angeln konnte. Sie brauchte nur mit den Augen zu klimpern und schon gehörte ihr derjenige Mann, den sie anvisiert hatte. Manuela bewunderte ihre Art. Sie war ein Idol und tief in ihrer Seele wusste sie, dass es nicht verkehrt wäre, wenn sie Eva nacheiferte oder es zumindest versuchte. Sie wäre so gern wie sie und beschloss, sich ihr anzuhängen.
Ihre Freundin meldete sich. Manuela erzählte von ihren Bedenken und von ihrem Ziel, einen neuen Mann zu finden.
»Denk nur an das schöne Gefühl der Liebe. Du willst doch einen Mann finden, der zu dir passt, oder?«
»Ja aber.«
»Ach Manuela. Sieh dich doch mal an! Eine Veränderung würde dir guttun, glaub mir. Oder willst du dein Leben lang allein bleiben?« Sie schnaufte ins Telefon und Manuela glaubte, ihre Ungeduld körperlich zu spüren. Schon einmal hatte sie ihr vorgeschlagen, neue Klamotten kaufen zu gehen, doch Manuela hatte sich nicht getraut.
»Ich glaube, ich bin jetzt so weit«, erwiderte sie deshalb und freute sich auf die Begegnung mit ihrer Freundin.
»Das wurde auch Zeit.«
»Glaubst du, dass ich mit einem neuen Outfit wieder jemanden für mich finden kann?«
»Was für eine Frage! Du kennst den Spruch: Kleider machen Leute. Ich bin sicher, dein Wunsch wird in Erfüllung gehen.«
»Und du bist meine Modeberaterin, ja?«
»Na klar. Das mache ich sehr gern. Ich hole dich heute um fünfzehn Uhr ab.«
Manuela legte das Festnetztelefon in seine Ladeschale. Ihr Herz pochte vor Aufregung. Alles änderte sich nun für sie. Sie holte tief Luft, als wollte sie sich von einer Last, die auf ihren Schultern lag, befreien. Endlich fühlte sie sich stark genug für einen Neubeginn.
Wenn sie sich jetzt nicht sputete, änderte sich an ihrem kümmerlichen Dasein niemals etwas. Sie musste ihr Leben umkrempeln, um ihrem derzeit tristen, eingefahrenen und stinklangweiligen Lebensrhythmus entkommen zu können. Sie erinnerte sich an die Zeit, bevor sie einen Freund hatte. Da war sie frei und konnte tun und lassen, was sie wollte. Nach der Schule war sie oft zu den Pferden eines nahe gelegenen Reithofes gegangen und durch den Wald geritten oder sie flog im Galopp über die Stoppelfelder. Nichts brachte ihr ein schöneres Freiheitsgefühl als das. Bei Sonnenuntergang stieg sie manchmal auf den Aussichtsturm am Rand des großen Parks. Hier in der Höhe unter freiem Himmel spürte sie die Freiheit ebenso. Es sollte wieder so sein. Zwar nicht mehr auf Pferden oder auf dem Turm, aber in ihrer Lebensanschauung. Sie schöpfte neuen Mut und setzte große Hoffnungen in ihr Umstyling.
Sie bürstete ihre herunterhängenden Haare durch, zog ihre verwaschene Jeansjacke an und stieg in die bequemen Sportschuhe, die sie zu jedem Anlass trug. Dann griff sie den Stoffbeutel, den sie stets zum Einkaufen mitnahm.
Eva wartete bereits mit einem aufgespannten Regenschirm vor der Haustür.
»Komm! Das Wetter ist genau richtig für eine Tour im Einkaufscenter.« Sie hakte sich unter Manuelas Arm und führte sie flink zum Auto. Der Regen prasselte auf den Schirm.
»Was für ein Sauwetter!«, rief sie in den strömenden Regen hinein und beeilte sich, ins Auto zu gelangen. Sie war gespannt, wie der heutige Tag verlief, denn viel Ahnung von Mode hatte sie nicht.
Im Parkhaus stiegen sie gleichzeitig aus dem Auto, wobei Eva ihre silberne Umhängetasche über die Schultern schwang. So eine wollte Manuela auch haben.
»Kannst du dir vorstellen, wie aufgeregt ich bin?«
»Ach komm du kleines hässliches Entlein, heute machen wir einen schönen Schwan aus dir.«
»Wer ist wir?«, fragte Manuela irritiert.
»Der Friseur und die netten Verkäuferinnen. Ich kenne die doch alle. Schließlich bin ich oft hier.«
»Mit Beziehung geht alles besser.« Manuela atmete noch einmal tief durch, bevor sie durch den Glastüreneingang in die lange, doppelgeschossige Passage trat. Auf der linken Seite in der unteren Etage befand sich besagter Friseur.
Eva ging vor. »Hey Marc, hast du noch einen Platz frei?«
Ein nett aussehender Mann drehte den Kopf zu ihnen herum. Er nickte lächelnd.
Mit vorgehaltener Hand erklärte Eva: »Der Meister flirtet wie ein Casanova, mehr will ich dir nicht verraten.«
Manuela kicherte verhalten. Was sie wohl damit meinte? Ob er sie ansprechen würde, war fraglich, denn noch war kein schöner Schwan aus ihr geworden.
»Natürlich, kommt rein.« Er winkte ihnen mit der Hand zu, hereinzutreten.
Er sah trotz seiner weichen Gesichtszüge gut aus, hatte blondes, gepflegtes Haar und ein selbstsicheres Auftreten.
»Nehmen Sie Platz. Möchten Sie einen schönen Haarschnitt?«
»Ja, bitte. Einmal mit allem.« Sie setzte sich. Der Friseur hängte ihr mit einer eleganten Drehung einen bunten Umhang über die Schultern.
»Mmh …«, überlegte sie unentschlossen. Ob sie einen schönen Haarschnitt bekommen sollte, hatte er gefragt. Sie lächelte, ohne zu verraten, was sie dachte. In Gedanken sah sie sich bereits händehaltend mit ihm auf einer Brücke stehen, in romantischer Umgebung, die Gesichter nah aneinander, zum Kuss bereit.
»Sie haben wunderbare Haare«, riss er sie aus der Gedankenwelt. »Ich mache die schönste Frau der Stadt aus ihnen, ebenso schön wie ihre Freundin.«
Als er den Umhang an ihrem Nacken zusammengebunden hatte, nahm er mit zwei Fingern einige Haarspitzen und begutachtete sie. Bisher hatte sie sich ihre Haare selbst geschnitten, das war für ihn sicher offensichtlich, sein prüfender Blick sagte alles. Sie errötete, wie sie an der Hitze in ihren Wangen bemerkte.
»Es ist wohl schon ein wenig länger her, dass Sie beim Friseur waren?«
»Ja kann schon sein«, antwortete sie verlegen, weil es ihr sehr peinlich war. Sie spürte, wie Röte prickelnd ihre Wangen überzog. Hoffentlich bemerkte er es nicht. Sie wollte sich souverän zeigen, doch bisher war es ihr noch nicht gelungen. Wie ein plumpes Landei kam sie sich vor.
»Einen Stufenschnitt könnte ich mir vorstellen«, lenkte sie ab und blies eine Haarsträhne wieder zurück, die über ihr Auge rutschen wollte. Der tiefgehende Blick des Haarkünstlers irritierte sie. Er sah sie direkt an. So direkt, dass sie glaubte, er drang in ihre Seele ein. War es das etwa, von dem Eva eben noch sprach? Flirtete er jetzt mit ihr, durch die Sprache der Augen und der leicht verführerischen Gestik?
»Die schönsten Frauen vertrauen auf seinen Stil«, bestätigte Eva und lächelte ihm charmant zu.
»Junge Frau, ihr Haar hat die besten Voraussetzungen, eine topmodische Frisur zu bekommen.« Wie er das sagte. Seine Stimme war leise, als ob er es nur ihr ganz persönlich zuflüsterte. Sie schmolz durch seine Worte, wie Butter, die in der Sonne stand. Schön wäre es, wenn er mit ihr ausginge. Oder schöner noch, wenn er mit ihr ins Bett ginge. Ihre Gedanken schweiften in eine rosarote Liebeswelt ab. Eine kurze Hitzewallung brachte sie schließlich wieder in die Wirklichkeit zurück.
Der Friseur war ziemlich flink mit dem Schneiden ihrer Haare. Seine Hände wuschen sanft und sie genoss es mit geschlossenen Augen, wie seine Fingerkuppen sanft ihre Kopfhaut massierten und wie eine Gänsehaut ihre Arme überflog, wenn er ihren Nacken erreichte. Er legte sehr viel Gefühl in seine Fingerfertigkeit. Ob er privat ebenso so zärtlich war? Nach dem Auswaschen fragte er, ob es noch eine Haarkur sein dürfte. Natürlich, er sollte noch mehr massieren mit seinen sanften Fingern. Es gefiel ihr sehr gut. Am liebsten wäre ihr, wenn er eine halbe Stunde lang weitermachte. Er nahm eine Handvoll Pflegemittel und verteilte es in kreisenden Bewegungen auf ihrem Kopf. Sie atmete aus und musste aufpassen, dass ihr kein Stöhnen über die Lippen kam. Der angenehme Druck seiner Fingerkuppen machte sie an. Ein leichtes Kitzeln erreichte die Region zwischen ihren Beinen. Sie bekam eine Gänsehaut unter dem Abdeckcape. Gut, dass es niemand sah. Sie wäre gewiss knallrot angelaufen, hätte jemand ihre Reaktion bemerkt. Wie ein erotischer Schauer überlief es sie, von den Haarspitzen bis zu den Oberschenkeln. Am Ende hatte sich ein kribbelndes Gefühl in ihrer Muschi breitgemacht. Sie war erregt. Wie wunderbar, so eine erotische Kopfmassage könnte sie öfter über sich ergehen lassen.
Als der Friseur fertig war, zupfte er noch an der neuen Frisur und nebelte etwas Haarspray darüber. Er hielt einen Spiegel hinter ihren Kopf, damit sie die neue Haartracht bewundern konnte. Ihr Haar war nun nackenlang. Sie nickte langsam, sich selbst betrachtend. Es gefiel ihr, neu gestylt zu sein. Als alles so weit fertig war, bat der Friseur sie zur Zahlung und deutete, sich leicht verbeugend, mit der Hand in Richtung Kasse. Schade eigentlich, es wäre leicht gewesen, mit ihm den Anfang zu machen, den Umgang mit Männern zu lernen, wenn der kurze Flirt nur weitergegangen wäre.
Gut, dass ihre Freundin dabei war. Sie wusste, was gut für sie war. Eine Veränderung war in ihrem Fall wichtig und bedeutend für ihre Zukunft. Das richtige Aussehen konnte ihr helfen, offener und lockerer zu werden. Wenn sie jetzt noch geschminkt wäre, käme sie bald an ihr Ziel. Sie drückte sich selbst die Daumen, als sie den Friseursalon verließen und auf die Fläche des Einkaufscenters traten. Eine lange Reihe an Geschäften lag vor ihnen. Sicher ließe sich einige schöne Kleidungsstücke finden.
»Sieh mal hier, das kleine Schwarze.« Eva hielt ein freizügiges Oberteil in die Höhe, als sie an einem Drehständer für Bekleidung vorbeikamen. Es hing auf dem Bügel und sah ziemlich aufreizend aus. Spaghettiträger und ein weiter Wasserfallausschnitt, der viel freilegte. Es war ihr peinlich, dass Eva es in die Höhe hielt, sodass es alle Leute sehen konnten. Sie kam mit dem knappen Shirt auf sie zu und hielt es ihr vor. Am besten tun, als gehörte sie nicht dazu, dachte Manuela und drehte sich weg.
»Stell dich doch nicht so an, Mensch!« Ihre Modeberaterin legte freundschaftlich eine Hand um ihre Schultern und drückte sie an sich.
Irgendwie hatte sie ja recht, sie sollte sich nicht so haben. Sie hatte schließlich einen Entschluss gefasst und wollte sich an den kommenden Dingen erfreuen, sonst würde das nie etwas. Sie verstand langsam, dass es um weitaus mehr ging, als nur neue Klamotten. Die Kleidung sollte zeigen, was in ihr steckte. Endlich sah sie ein, dass sie sich offen zeigen sollte, sowohl in der Bekleidung als auch in ihrem Wesen. Es war nicht einfach, dieses Ziel zu verfolgen, aber wie sonst sollte sie Signale in die Männerwelt senden?
Sie betrachtete ihre Freundin und verglich sich mit ihr. Sie wollte es schaffen, ihren eigenen aufreizenden Stil zu erreichen.
Es prickelte hitzig auf ihrer Gesichtshaut und sie wurde nervös, als sie in einem Geschäft für Dessous einen sexy BH entdeckten.
»Damit dein Busen schön zur Geltung kommt. Die Männer stehen nicht auf Naturbrüste, die herunterhängen.« Eva lachte leise und wissend. Dann stiegen sie in die Kabine und zogen den Vorhang zu. Der BH war schwarz mit einem roten Rüschenrand und dezenten Trägern.
»Wow, wie schön.« Leichte Bedenken schlichen sich schon wieder in ihre Gedanken. War das nicht zu aufreizend, zu offenherzig? Man konnte ihren halb nackten Körper sehen. Unsicher schielte Manuela zum Vorhang, ob er auch dicht geschlossen war. Neugierige Blicke konnte sie jetzt nicht ertragen. Zu aufregend war die Situation, halb nackt in einer öffentlichen Kabine zu stehen. Ihre Freundin nickte anerkennend und hob die Augenbrauen.
»Sieh hin.« Eva drehte sie in Richtung Spiegel. Sie stand nun hinter ihr, sodass Manuela dem Blick in den Spiegel nicht ausweichen konnte. Der BH stand ihr wirklich gut, die schwarzen Körbchen passten haargenau. Eva legte ihre Hände darauf.
»Was machst du?«, wisperte Manuela irritiert. Es war ungewohnt, Frauenhände auf ihrem Körper zu spüren, aber irgendwie fühlte es sich gut an. So ließ sie es geschehen, sie war schließlich ihre Freundin. Ihre Hände strichen über die prallen Brüste. Wie schön ihre rot lackierten Fingernägel auf dem schwarzen Stoff aussahen. Mit zarten Berührungen umrundete sie den aufreizenden BH und verdeutlichte ihr, wie wunderschön sie aussehen konnte. Er fühlte sich insgesamt fest an, doch seine Oberfläche war samtig weich. Die qualitative Kleidung lag sanft auf der Haut und saß perfekt an den Brüsten. Ihre Körbchengröße D konnte sich nun sehen lassen. Manuela konnte den Blick nicht vom Spiegel abwenden. Dann zog sie ihren Bauch ein und streckte sich bei gerader Wirbelsäule, sodass sie vor dem Spiegel noch schlanker wirkte. Nicht nur schlanker, auch stolzer und erhabener kam sie sich plötzlich vor. Sie sah Eva an, die bestätigend zurückblickte. Gemeinsam betrachteten sie diesen ungewohnten Anblick im Spiegel.
Ihre Brüste schienen größer und runder geworden zu sein. Was ein BH alles hervorzaubern konnte.
»Ich sehe eine Sexbombe vor mir stehen«, meinte sie und kicherte. Verträumt blickte sie in den Spiegel.
»Und was für eine. So wirst du auffallen«, entgegnete Eva.
Ein etwas länger geschnittener, schwarzer Blazer hatte es ihr angetan, diesen kaufte sie ebenso. Sie hatte die neu erstandenen Sachen anbehalten und die alten in einer Plastiktüte verstaut. Es fehlten noch die Schuhe, somit war der Tag perfekt.
»Bitte keine hohen, auf denen kann ich nicht laufen«, sagte sie zu Eva.
»Na, es gibt doch schöne flache Schuhe, sie müssen nicht hoch sein, sie sollen einfach zu dir passen. Sie heißen Ballerina.« Sie waren schwarz, hatten eine elegante Form und einige blinkende, winzige Schmucksteinchen, deren Anordnung wie ein Sternenhimmel auf dem schwarzen Material glitzerte.
»Gefalle ich dir so?«, fragte sie und drehte sich noch einmal herum, dabei auf den Zehenspitzen gleitend, als wollte sie eine Pirouette drehen.
»Du musst nicht mir gefallen, sondern den Männern, aber das ist mit Sicherheit der richtige Einstieg. Du siehst sehr elegant aus.«
Es standen noch vier Kunden vor ihnen an der Kasse. Die Zeit reichte für einen Small Talk. So unterhielten sie sich über Aussehen und Wirkung, über Frauen, die auf Männer Eindruck hinterlassen und über Männer, die Frauen unwiderstehlich finden.
»Und was denkst du, wo man sie findet?«, fragte Manuela schließlich, während sie die Ballerinas auf die Theke stellte.
»Männer gibt es wie Sand am Meer, du findest sie eigentlich überall«, meinte Eva.
»Das ist doch keine Antwort.« Manuela sah sie fragend an.
»Ich selbst finde sie in Diskotheken am schnellsten. Und ich werde immer fündig, das weißt du doch.« Eva lächelte wie der Sonnenschein.
»Das ist kein Ort für mich, du kennst mich. Da ist es viel zu laut und zu voll.« Manuela schüttelte den Kopf.
»Hast du es schon mal im Internet probiert?«
»Im Internet. Ach Mensch. Dass ich da nicht selbst draufgekommen bin!«, sagte sie überrascht und schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn.
Wieder auf dem langen Fliesenkorridor des Einkaufscenters hatte Manuela eine Ecke entdeckt, in der große Mülltonnen standen. Sie schleuderte die Tüten mit den alten Klamotten hinein. Der Deckel senkte sich und vergrub symbolisch ihr vorheriges Aussehen. Für immer. Ihre Schlabberklamotten waren nun quasi begraben. Auf dem Weg zurück betrachtete sie sich in den Schaufensterscheiben. Leichtfüßig schwebte sie, sich selbst betrachtend, an den großen Fenstern vorbei, die nun eine ganz andere Frau spiegelten. Sie lächelte und bemerkte nicht, dass ihr ein junger Mann entgegenkam. Im letzten Moment sah sie den schnellen Schatten aus den Augenwinkeln, fast hätte es einen Zusammenstoß gegeben.
»Huch! Tschuldigung«, stammelte sie erschreckt und legte eine Vollbremsung hin. Der junge Mann ging an ihr vorbei, lächelte und blickte sie direkt an. Sein Kopf drehte sich mit, als er weiterging. Er sah ihr nach und pfiff hinter ihr her. Galt dieser bewundernde Pfiff wirklich ihr? Sie konnte es nicht fassen. Lange hatte sie so etwas nicht erlebt. Eine Beachtung, wie sie schöner nicht sein konnte. Nun war sie stolz und genoss die Bewunderung des fremden, gut aussehenden Mannes. Ach, könnte sie ihn doch näher kennenlernen. Doch er war zu schnell verschwunden. Er bog um die nächste Ecke und war weg.
Eva brachte sie wieder nach Hause. Als sie zurück in ihrer Wohnung war, drückte sie mit dem Rücken die Haustür zu, lehnte sich dagegen und ließ die Bilder des ereignisreichen Tages noch einmal Revue passieren. Dann sah sie an sich hinunter. Der moderne, elegante Blazer, die schöne neue Hose, die flachen Schuhe. Sie sah ganz anders aus. Sie seufzte zufrieden und hatte plötzlich die Vision vom großen Glück mit einem neuen Mann. Ab jetzt hieß es, Chancen suchen, Bekanntschaften schließen und sich in das Abenteuer Männer stürzen.
Erste Erfahrungen
Wie bitte? Manuela las verblüfft die Antworten. Es gab in einem Gesundheitsforum einen Chatbereich, in dem sich Leute unterhielten und ungeniert ihr Intimleben preisgaben. Sex war ein Thema, an dem sich viele beteiligten. Jemand stellte eine Frage und es dauerte nicht lange, bis sich mehrere Antworten an diese Frage hefteten. Staunend las sie mit offenem Mund. Sie war fassungslos über das, was dort geschrieben wurde. Aber lesen musste sie die Beiträge trotzdem, denn gegen ihre eigene Neugier konnte sie kaum ankommen. Sie war diese Art von Kommunikation nicht gewohnt und glaubte zunächst nicht, was sie dort las. Über alles wurde dort offen geredet. Über Penislängen und Rasuren an den Genitalien, Sex an ungewöhnlichen Orten und abstrakten Praktiken. Und erst die Ausdrücke. Fotze und Schwanz waren die am meisten verwendeten Wörter. Das war ja allerhand! Doch sie konnte nicht wegsehen. Zu faszinierend war das Geschehen auf dem Bildschirm.
Es schockierte sie, dass über die Möglichkeit des Internets so viel von der Wirklichkeit zu sehen war. Die Welt in den Weiten des Webs war anders als ihr eigenes Leben. Es zählte nur Sex. Nach und nach wurde klar, dass sie etwas in ihrem Leben verpasst haben musste. Sie wurde nie freizügig erzogen und lebte genauso zurückhaltend, wie man es ihr immer vorgelebt hatte. In Sachen Freund hatte sie bisher nur einen einzigen, dem sie bedingungslos treu war.
Sie saß verblüfft vor dem PC und las, was sie bisher nie vermisst hatte. Sie hatte wohl wirklich das Abenteuer Sex mit anderen Männern übersehen und fühlte sich plötzlich angespornt, alles nachzuholen. Sollte sie sich auch in diesem Chat anmelden? Ihre Finger verlangten förmlich danach, etwas hineinschreiben zu dürfen. Ihre Gedanken beschäftigten sich damit, dass die Nutzer dieser Seite eine bestimmte, andere Art von Moralverständnis oder abstraktem Denken an den Tag legten, bei dem sie gar nicht richtig mitkam. Sollte sie diese Leute und Ihre Einstellungen zum Sexualleben ernst nehmen? Verstieß es nicht gegen ihre eingeimpften Ansichten und war es nicht eher eine verlotterte Gesellschaft, die sie bisher noch als negativ empfand? Sie fragte sich, ob es überhaupt richtig war, dort mitzumischen, in diesem Topf voller schmutziger Gedanken. Sie bezweifelte, dass diese Seiten gesellschaftstauglich waren. Zum ersten Mal fiel es ihr auf, dass »die Gesellschaft« ja aus vielen kleinen Splittergruppen zu bestehen schien. Interessengebiete gab es zu Zigtausenden. Der eine interessierte sich für Sport, der andere für Autos. Was den Sex im Internet betraf, war er sicher nur ein kleiner Teil des Gefüges. Der Chat war nur ein Stück, doch genau dieses Thema weckte ihr Interesse. Noch stand sie zwar außen vor, fühlte sich jedoch bereits angezogen. Sie wollte schon den moralischen Zeigefinger gegen sich selbst erheben, aber sie konnte sich plötzlich nicht mehr gegen die Gedankenflut wehren. Sie fand sich bereits verloren in den Weiten des Internets.
Unerkannt damit anzufangen, Männerbekanntschaften zu finden, war bestimmt richtig, sie brauchte niemandem gegenüberstehen und in dessen Augen zu blicken, wenn sie sich über Sex unterhielt.
Es gab viele Benutzernamen, die auf Sex hindeuteten. Je länger sie über die Aktivitäten der User nachdachte, desto neugieriger wurde sie. Sie meldete sich schließlich an. Bereit, dort mitzureden, wagte sie schließlich ihren ersten Versuch und fand es wunderbar. Sie empfand den Chatraum als spannend, aufschlussreich und an manchen Stellen höchst erregend. Leute, die sie nicht persönlich kannte, drängten sich in ihr Bewusstsein. Zum Großteil waren es immer dieselben, die antworteten oder Fragen verfassten. Es war wie in einer Gemeinschaft, in der sie sich wohlfühlte. Sie spürte, wie sich die unbekannten User in ihr Herz schlichen, als seien sie ihre lieben Kumpel, mit denen sie gern abhängen würde. Alle waren nett zu ihr. Wie schnell sich doch ihre Meinung gewandelt hatte. Die anfängliche Abneigung war plötzlich wie verflogen und schon bald gehörte sie auch dazu und fand die anzüglichen Ausdrücke gar nicht mehr so schlimm.
Einmal gab sie ihre E-Mail-Adresse weiter und war sehr gespannt, was daraus werden sollte. Nie vorher hatte sie eine derartige Aufregung verspürt. Nach Feierabend las sie, wie gewohnt, ihre E-Mails. Die Post eines unbekannten Absenders fiel ihr gleich ins Auge. Es lief ihr heiß und kalt den Rücken hinunter. Der Mann, der ihre E-Mail-Adresse bekommen hatte, grüßte sie in der ersten Zeile sehr freundlich und ansprechend.
»Hallo liebe Unbekannte, es freut mich sehr, dir schreiben zu dürfen und mit dir ins virtuelle Sexleben zu entfliehen. Hast du Lust darauf, mit mir in Fantasien zu schwelgen und die Lust spürbar zu machen? Fühl dich umarmt von Martin.«
Sie las freudig weiter und beantwortete die Nachricht des fremden Mannes. Sie wusste bald, dass er einen Meter achtzig groß und dunkelhaarig war. Er beschrieb sich als einunddreißigjähriger Single aus der nördlichen Gegend Deutschlands.
Es dauerte nicht lange, bis sich der E-Mail-Verkehr deutlich intensiver gestaltete. Sie war so gespannt auf seine E-Mails, dass sie es kaum erwarten konnte. So kam es, dass sie auf diese Weise immer tiefer in die Welt des gelebten Cybersex hineinrutschte und es erregte sie zunehmend. Sie las seine neueste Nachricht.
»Zärtlich küsse ich deinen Hals und streichele dir über die Schenkel, während meine Hand über dein Haar streicht. Bis ich zu deinen Ohrläppchen gelange, an denen meine Lippen verweilen, als du deinen Kopf für einen wundervollen Kuss drehst. Er macht uns heißer für alles, was noch kommen mag. Lang und innig küssen wir uns, während unsere Hände beschäftigt sind, den Körper des anderen zu spüren und zu betasten. Meine Hände wandern unter deine Bluse und ich spüre deine wundervolle warme Haut. Langsam komme ich an deine Brust, die meine großen starken Hände sanft massieren. Indem wir uns küssend und streichelnd unserer Kleider entledigen, stehen wir bald nackt voreinander. Sanft lege ich dich nieder, um mit meiner Zunge zwischen deinen Schenkeln zu versinken. Mit einem wundervollen Stöhnen, das über deine Lippen kommt, mache ich mich daran, dir den Verstand zu rauben.«
Wie in Trance legte sie selbst die Hände an ihre Brust und streichelte sich. Sie liebte es, wenn Martin versuchte, sie in seine virtuelle Fantasiewelt zu entführen, die hauptsächlich aus Sex bestand. Er hatte es geschafft, sie dort zu integrieren. In einer Welt, in der nur Gefühle zählten. Große Gefühle, die beide Seelen berührten. Sie fühlte sich auf einmal bereit, Dinge zu tun, die sie zuvor niemals zu tun gewagt hatte. Manuela verriet ihm ihren richtigen Namen und entschloss sich, Martins Fantasie weiter fortzuführen. Sie schrieb in gleicher Weise zurück. Martin hatte ihr den Weg zum Cybersex geebnet, er war ihr Schlüssel zu einem neuen aufregenden Lebensweg. Hier war sie richtig. Es kribbelte in ihren unteren Regionen, sobald sie von ihm las. Ungeduldig wartete sie auf die nächste E-Mail von ihm. Ein gut ausgedachtes Wechselspiel von erregenden Gedanken ging zwischen ihnen hin und her. Sie empfand es plötzlich als einfach, ihre Gefühle loszulassen und sie Martin mitzuteilen. Diese Zeilen riefen Geilheit hervor. Sie fand diesen Zustand unsagbar schön. Ihre Verklemmtheit fiel von ihr ab und sie ertappte sich dabei, wie sich ihre spießigen Gedanken umwandelten. Es interessierte sie, ja es faszinierte sie sogar, alles zu lesen und zu sehen, was mit Sex zu tun hatte.
Die Freude daran dominierte nun ihrer Welt. Martin war ihr interaktiver Lover geworden, und sie dachte ständig an ihn. Es war wie Verliebtsein, aber doch nicht richtig, denn sie hatte ihn noch nie gesehen.
Sie sah auf die Uhr, es war bereits mitten in der Nacht. Sie hatte die Zeit vergessen, während sie am PC saß und Martins Worten folgte. So verabschiedete sie sich von ihm und ging zu Bett. Obwohl sie müde war, konnte sie nicht einschlafen. Sie wälzte sich hin und her und versuchte, eine geeignete Schlafposition zu finden. Die Unterhaltung mit Martin ging ihr nicht aus dem Sinn. Diese Worte, diese Gefühle, die sie in Erregung versetzt hatten. Sie drehte sich wieder auf den Rücken und versuchte, Ruhe in ihren Körper zu bekommen und ihre Gedanken zu dämpfen, aber es gelang ihr heute Abend nicht. Wie von selbst legten sich ihre Hände auf die Oberschenkel und ein wohliges Kribbeln durchfuhr ihren Unterkörper. Die Gedanken an Martin und die Vorstellung, wie er wohl aussehen mochte, wie er sie berührte, erregten sie sehr. Wie automatisch glitten ihre Hände ein Stückchen tiefer. Ihre Gefühle stiegen in diesem Moment, sodass sie das unbedingte Verlangen verspürte, sich von diesem innerlichen Druck zu befreien.
Als sie mit ihren Fingern die empfindliche Haut der Innenseiten der Oberschenkel berührte, durchzuckte sie ein leidenschaftlicher Kick. Es war eine Art von Selbstleidenschaft. Eine besondere Zeit, die sie mit sich selbst verbrachte und von niemandem beobachtet werden konnte. Unter ihrer Bettdecke konnte sie sich die schönsten Momente ausmalen und sich in die Geilheit hineinsteigern, die es brauchte, um ordentlich zu kommen. Hier konnte sie sich gehen lassen. Ungestört und in einer wunderbaren Fantasiewelt schwebend, wuchs ihre Erregtheit. Kaum ein paar Minuten vergingen und sie hatte Zeige- und Mittelfinger an ihre Schamlippen gelegt. Die Hitze unter der Bettdecke stieg an. Ebenso die hohe Temperatur, die sie während der Geilheit empfand. Nässe entstand. Sie fingerte in sich hinein, langsam und gefühlvoll. Sie glitt hinauf und hinunter, immer entlang der glitschigen Zone, vom Eingang der Vulva bis zum hoch erregten Kitzler.
O Martin …, dachte sie voller Wollust. Wenn es nur seine Finger wären. Sie berührte ihren Kitzler. O Gott, wie wunderbar es sich anfühlte. So feucht und rutschig. Ihre eigenen Gedanken peitschen sie auf. Sie stellte sich vor, wie er sie liebkoste, wie seine Zunge durch ihre Schamlippen drang und er sie lustvoll leckte. Die Vorstellung brachte sie dazu, ihr Lustknöpfchen genussvoll und langsam mit dem Mittelfinger zu umkreisen. Zwischendurch verschwanden ihre Finger tief in ihrer Spalte, sodass ihre Geilheit auf ein Höchstmaß anstieg und sie sich wollüstig in ihren Kissen hin und her aalte. Sie zog sie wieder heraus und ließ sie erneut tief in sich hineinrutschen. Dann nahm sie den Daumen hinzu und legte ihn an ihren weich und groß gewordenen Kitzler. Sie hechelte ihre Lust hinaus und bog ihr Becken rhythmisch, als hätte sie ihren Verführer bei sich liegen. Martin. Wie in Trance stellte sie sich seine Fickkünste vor. Wie sein Schwanz in sie eindrang und wie er sie leidenschaftlich küsste. Bei der Vorstellung, wie groß und prall wohl seine Eichel war und wie sie sich mit ihrer Nässe verband, spürte sie, wie sich ihr Unterkörper zusammenzog. Wellen der Lust peitschten ihre Gefühle nach oben auf die Spitze des Geilheitsbarometers. Es dauerte nicht lange, bis sie dieses überwältigende Gefühl eines heftigen Orgasmus erlebte. Sie unterdrückte den befreienden Schrei und war verschwitzt, von der Anstrengung und dem Eifer, mit dem sie sich von ihrem Gefühlsstau befreit hatte. Ob Martin sich ebenfalls Erleichterung verschaffte, mit den erregenden Texten, die sie einander schrieben?
Manuela empfand es gar nicht mehr so schlimm und konnte sich denken, mit ihren Worten auch bei ihm derartige Ergebnisse zu erzielen. Wie ein Rezept war es, bei dem die Zutaten aus erregenden Textzeilen und einer heißen Vorstellungskraft bestanden, die sie miteinander verquirlte und ihm darbot. Sie sah es nun bestätigt, dass sie es verdammt erregend fand und sie im Gleichklang mit ihrer Fantasie einen schönen Orgasmus erreichen konnte.
Seit einigen Tagen ging es nun schon so, dass sie und Martin sich E-Mails schrieben. Jeden Tag. Sie dachte immer an ihn. Ständig. Es war, als hätte sie sich in einen Mann verliebt, der gar nicht neben ihr saß, wenn sie seine Zeilen las. Er war für sie wie ein verschwommenes Phantom, wie ein Schatten, der sich stets neben ihr aufhielt.
»Meine liebe Manuela, ich will dir heute eine Fantasie schreiben, die dir hoffentlich gefällt. Du sitzt in der Straßenbahn, ich gegenüber. Wir kennen uns nicht, haben uns noch nie gesehen. Ich schaue dich an und du hältst meinem Blick stand. Ein leises Lächeln umspielt deinen Mund und deine Augen scheinen zu lachen. Als du aussteigst, folge ich dir einfach, nehme vorsichtig deine Hand und du lässt es geschehen. Du willst etwas fragen, aber ich lege meinen Finger auf deinen Mund. Worte würden den Zauber dieser Begegnung nur stören. Willst du diese Fantasie weiter mit mir spielen?«
Sie antwortete genauso fantasievoll zurück und es entwickelte sich daraus eine sexuelle Basis voller erregender Worte, aus der sie schöpfen konnte, wann sie wollte. Sie hatte keine von Martins E-Mails gelöscht und las sich die erregenden Texte immer wieder durch.
All ihre Gedanken kreisten um dieses neuartige Gefühl, das sie empfand, wenn sie an ihn dachte. Nie vorher hatte sie eine derartige Spannung verspürt. Es war für sie wie eine Sucht geworden, ständig in den Computer zu sehen, ob eine Nachricht von ihm da war. Sie trommelte mit ihren Fingerspitzen voller Ungeduld auf den Schreibtisch, bis endlich das E-Mail-Postfach geöffnet war und die Nachrichten anzeigte. Sie erkannte die Wichtigkeit dieser Korrespondenz und nahm sich vor, von nun an mehr aus sich herauszugehen und die Augen zu öffnen. Für den Rest der Welt, für die Annehmlichkeiten, die Dinge, an denen sie Spaß haben konnte und natürlich den Sex. Die Nachrichten von Martin waren sehr erregend für sie. Es wäre schön, wenn sie diese Fantasien gleichermaßen im wirklichen Leben umsetzen könnte. Einen Mann zu finden, der dazu bereit war, wäre die Krönung ihrer zurzeit noch unerfüllten Sehnsüchte und Wünsche. Sie wollte jetzt endlich frei sein. Tun und lassen, was sie für richtig hielt und niemandem Rechenschaft ablegen. Zum Teufel mit der Befangenheit. Sie sollte jetzt durchstarten. Hinein ins abenteuerliche Leben in der sexuellen Männerwelt.
Der Cybersex hatte sie verändert, wie sie selbst an sich bemerkte. All ihre Sinne lauschten nun in Richtung Sex, und ihr Interesse war enorm gestiegen. Sie wollte mehr von einem aufregenden Leben, mehr von einem Mann. Neuerdings sah sie Männern hinterher und stellte sich dabei vor, mit diesem oder jenem ins Bett zu steigen. Doch vorerst blieb es beim Beobachten. Sie erkannte, dass das Ganze nicht hoppla hopp und in aller Eile über die Bühne zu bringen war, weil sie es kaum erwarten konnte. Es brauchte eine gewisse Distanz, um die Dinge erst mal oberflächlich zu betrachten und sich nach und nach zu vertiefen. Und es forderte großen Mut von ihr, den ersten Schritt zu wagen.