Money for Mistress - so wurde ich ein Geldsklave | Erotischer SM-Roman - Carrie Fox - E-Book

Money for Mistress - so wurde ich ein Geldsklave | Erotischer SM-Roman E-Book

Carrie Fox

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Beschreibung

Dieses E-Book entspricht 224 Taschenbuchseiten ... Nach außen hin erfolgreicher Immobilienmakler, ist Cornelius von Sonnenberg insgeheim leicht beeinflussbar und einem besonderen Fetisch verfallen: Er liebt Schaufensterpuppen. Nach einer herben Enttäuschung mit einer Frau bestellt er sich die wunderschöne Real Doll Babsi. Als besonderen Kick sucht er eine dominante Frau im Internet. Er erfüllt ihr jeden Wunsch und verfällt dieser Gelddomina allmählich. Der Ruin steht bereits an, als er Celine kennenlernt. Wird sie ihn aus den Fängen der herrschsüchtigen Domina befreien können und seine Liebe zu Babsi verstehen? Oder verliert er alles, woran er geglaubt hat? Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.

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Seitenzahl: 313

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Impressum:

Money for Mistress - so wurde ich ein Geldsklave | Erotischer SM-Roman

von Carrie Fox

 

1964 in Dinslaken geboren, verbrachte Carrie Fox ihre Jugend in Duisburg, wo sie auch heute wieder lebt. Ihr beruflicher Lebenslauf führte sie über eine handwerkliche Ausbildung zur Verkaufsberaterin in einem Baumarkt.Außer einer Eins in Deutsch und Kunst zeichnete sich nie ab, dass sie ihren privaten Ausgleich einmal im Schreiben finden würde. Nachdem sie über 50 wissenschaftliche Artikel für eine historische Fachzeitschrift verfasst hatte, veröffentlichte sie 2021 ein Sachbuch zur Geschichte. Seit 2010 widmet sich Carrie dem Schreiben erotischer Romane und liefert jedes Jahr ein neues Buch.

 

Lektorat: Ulrike Maria Berlik

 

 

Originalausgabe

© 2022 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Cover: © lightfieldstudios @ 123RF.com

Umschlaggestaltung: MT Design

 

ISBN 9783750741591

www.blue-panther-books.de

Der Immobilienmakler

Cornelius von Sonnenberg stand vor dem Schaufenster eines Sportgeschäfts. Unauffällig und doch aufmerksam sah er durch die große Scheibe.

Die Schaufenster wurden des Öfteren umgestaltet und die Puppen darin je nach Saison, aktueller Sportart oder dem neuesten Modehit neu eingekleidet. Jeden Monat ein bis zwei Mal. Er sah sich alles an, was sie heute neu trugen. Da er selbst gern Tennis spielte und im Park aktiv lange Strecken lief, interessierten ihn die Sportsachen, die sie anhatten. Natürlich nicht nur das. Eigentlich ging er wegen der Puppen dorthin. Sie faszinierten ihn und zogen ihn auf unerklärliche Weise an. Aber das sollte niemand mitbekommen.

Heimlich, und fast ohne seinen Kopf zu bewegen, blickte er nach links und rechts, ob ihn niemand beobachtete. Ob jemand hinter ihm stand, sah er in der Spiegelung der großen Schaufensterscheibe.

Niemand befand sich in seiner Nähe. Das war gut so. Dass Schaufensterpuppen zu einem alltäglichen Innenstadtbild gehörten, erleichterte ihm die Sache. Normale Menschen beachteten die Puppen als Solche gar nicht. Es gab viel zu viele andere Dinge drum herum zu sehen. Die Straße, die Geschäfte, entgegenkommende Passanten. Und auch die Geräusche lenkten ab. Niemand schenkte den ausgestellten Puppen Aufmerksamkeit. Anscheinend war er der Einzige. Sein Interesse zu verbergen war nicht einfach, aber er konnte nicht anders. Seine Leidenschaft war sehr ausgeprägt.

Für Cornelius lag es auf der Hand, dass viele Leute einen bestimmten Hang zu Sachen hatten, es jedoch nie als Tick oder Fetisch bezeichneten. Dabei war der einzige Unterschied von ihm zu diesen Liebhabern, dass er diese Schaufensterpuppen wirklich liebte und sexuelle Fantasien entwickelte, sobald er sie sah. Er sah etwas völlig anderes in diesen Figuren als die Menschen, die daran vorübergingen. Er sah beständige Eleganz und grazile Ebenmäßigkeit. Die figürlichen Models standen wie wunderschöne Frauen hinter der Scheibe. Manchmal glaubte er, ihre Gesichtsausdrücke hätten sich minimal verändert. Er nahm auch die neuen Posen wahr, wenn die Dekorateure sie umgestaltet hatten, und wollte am liebsten einer von ihnen sein, sodass er sie einmal berühren dürfte.

Er seufzte leise und wünschte sich, dass andere Menschen seine Gefühle nicht verurteilten oder ausgrenzten. Die Freude am Betrachten der Puppen, die reizvolle Figur, die sie hatten, und die magische Anziehungskraft, die von ihnen ausging, hatten ihn mehr und mehr daran glauben lassen, dass seine erotischen Fantasien durch die Schaufensterpuppen noch höher in ihm loderten. In seiner Fantasie wurden sie zu lebenden Wesen und bekamen einen Charakter, eine Stimme und eine Seele. Dieses Gefühl war immer weiter in ihm gewachsen, bis es ausreichte, sie nur anzusehen. Dann bekam er einen Steifen.

Hinter der großen Schaufensterscheibe waren sie geschützt. Er wusste, dass er sie niemals berühren konnte, vielleicht war gerade das der Kick an der Sache. Seine besondere Neigung zu diesen bestimmten Objekten stimulierte seine sexuelle Lust. Oft dachte er an seine geliebten Puppen, wenn er zu Hause war. Dann holte er sich, in bewundernden Gedanken an sie schwelgend, einen herunter.

Drei bewegliche Kunstfrauen waren zu einer Gruppe zusammengestellt worden. Er fand sie fantastisch. Sie ermöglichten ihm die ausgefallensten Fantasien. Er konnte eine halbe Stunde und mehr vor dem Schaufenster verbringen und sie ansehen. Es waren zwar immer dieselben Gestalten, aber jedes Mal entdeckte er etwas anderes an ihnen.

Die Größte mit den schwarz glänzenden Kunsthaaren und den großen Augen hatte ihre Arme heute nach hinten ausgestreckt, sodass es aussah, als lehnte sie sich leger an einen Birkenstamm, der als Requisit dort hingestellt war. Cornelius stellte sich vor, dass ihre Hände hinter dem Stamm mit Handschellen zusammengebunden waren.

Die Blonde, die meist hochwertige Markenartikel trug, hatte ihren Kopf in Richtung der Schwarzhaarigen gedreht bekommen.

Bei der Rothaarigen mit dem lasziven Mund erkannte er heute eine Beschädigung an der rechten Hand. Sie war neu. Vielleicht war der Arm während des Umbaus heruntergefallen und deswegen ein Stückchen ihrer Haut abgesprungen. Darunter war das Grundmaterial zu erkennen. Schwarzer Kunststoff.

Warum hatten sie ihr nicht Handschuhe angezogen? Oder sie an den Birkenstamm gestellt, anstatt der Schwarzhaarigen? Die verletzte Stelle sah unästhetisch aus. Er war gespannt, ob die Schaufensterdekorateure das so lassen wollten.

Cornelius kannte die Puppen, als wären sie seine Nachbarn. Manchmal grinste er in sich hinein, weil er sie aus reinem Reflex grüßen wollte. Guten Tag, die Damen …

Er war fasziniert von ihnen und versank in Tagträumereien, die ihn erregten. Die Puppe mit den blonden Haaren hielt ihre Hand scheinbar locker. Leicht geöffnet und in einer Höhe, die genau seiner Schwanzhöhe entsprach. Er stellte sich vor, seinen Penis dort hineinzulegen. Wie es sich wohl anfühlte? Kalt und fest vielleicht oder sogar glatt, sodass es ihn noch mehr erregte. Ein leichtes Zucken ging durch sein Glied. Es juckte in der Hose.

Die Rothaarige hatte den Mund ein wenig geöffnet. Ihre Lippen waren voll und rot. Es sah lüstern aus, fand er. Ja geradezu obszön, wie deutlich der Mund das Gesicht dominierte. Ihre Lippen zeigten den Anflug eines Lächelns und ihre Gesichtszüge waren starr. Wie könnte sie auch ihre Mimik verändern, es war bloß eine Puppe. Trotzdem ließen ihre Lippen an einen wollüstigen Ausdruck denken. So, als fickte er seine Wunschpartnerin und sie stöhnte leise, mit geschlossenen Augen, den Mund etwas offenstehend, den Kopf rückwärts ins Kissen drückend.

Ihr Körper war zwar nicht betont sexy, wohl aber schlank und ihre Beine waren leicht gespreizt, damit sie einen besseren Stand hatte. Wenn es eine echte Frau wäre und sie stände in dieser Haltung vor ihm, könnte er der Einladung, sie zwischen den Beinen zu berühren, sicher nicht widerstehen. Vor seinem geistigen Auge sah er, wie er vor ihr stand, das kurze Sportröckchen langsam anhob, während er die Pobacken der Frau streichelte. Er könnte seine Hände nach vorn gleiten lassen und zwischen ihre warmen Schenkel fassen, um mit den Fingern einfühlsam ihre feuchten Schamlippen zu öffnen. Bei diesem Gedanken schoss ihm das Blut in den Schwanz. Sein Steifer drückte bereits gegen den Stoff. Jetzt nur nicht umdrehen.

Er versuchte, sich vom Thema abzulenken, und betrachtete die Beschädigung an der Hand der Puppe. Er überlegte, mit welchem Kleber er dieses Stück wieder ankleben könnte.

Cornelius atmete tief ein, änderte seinen Stand, sodass er seinen Schwanz nicht mehr allzu deutlich spürte, und dachte über ernste Themen nach. Zum Beispiel, wie er den Herrensitz der alten, ortsansässigen Grafen unter den Hammer bringen könnte. Seit über einem Jahr versuchte er bereits, das große Anwesen zu verkaufen. Das Haus glich einer riesigen, rustikalen Villa mit mehreren Etagen. Es war vor Jahrhunderten gebaut worden und stand unter Denkmalschutz, deswegen waren diverse Verschönerungsarbeiten oder Anbauten nicht erlaubt. Das allerdings veränderte den Wert der Immobilie. Wenn diese Vorschriften nicht wären, könnte man das Haus modernisieren lassen und es könnten sich Käufer finden, die sicher fünf bis sechs Millionen dafür zahlten. Eine satte Maklerprovision hätte er so gut wie in der Tasche. Unter den baulich unakzeptablen Umständen, die das Denkmalamt vorgab, fand er es jedoch sehr anstrengend, das große Herrenhaus loszuwerden. Es müsste schon ein Käufer sein, der das Wildromantische liebte oder Lost Places. Zum Glück hatte sich letzte Woche endlich eine Interessentin für das Zwanzig-Zimmer-Haus mit fünftausend Quadratmetern Grundstück gemeldet. Eine italienische Opernsängerin namens Viola da Racci wollte es sich ansehen. Für heute Nachmittag war der Besichtigungstermin angesetzt. Cornelius hatte vor, seinen besten Anzug anzuziehen, um Eindruck zu machen, und er würde, wie immer, sein Immobilienbüro als das beste weit und breit anpreisen. Sicher könnte er ein paar bauliche Highlights zeigen, damit die Opernsängerin anbeißen würde. Er war gespannt, ob er den Verkauf diesmal gut über die Bühne bringen konnte.

Gut, dass er diese Gedanken hatte, denn in seiner Hose fühlte sich alles wieder normal an. Unauffällig ordnete er seinen Penis und seine Hoden, indem er, in seine Jackentasche fassend, mit den Fingern dagegen drückte. Er war eigentlich auf dem Weg zur Arbeit. Doch die Faszination mit den Puppen hatte ihn wieder einmal zu lange vor dem Schaufenster stehen lassen. Er bemerkte, dass er eine knappe halbe Stunde überzogen hatte, als er auf seine Uhr sah. Eiliger als sonst überquerte er deshalb die Straße. Sein Büro war nicht weit entfernt.

***

Cornelius war reich. Seine Eltern hatten ihm ein Vermögen hinterlassen, das sich sehen lassen konnte. Bei einem tragischen Autounfall vor drei Jahren hatte niemand sie retten können. Sie waren sofort tot, als der große Lkw mit ihnen zusammenprallte. Als er die schreckliche Nachricht erhalten hatte, war er zu Hause. So wie jetzt. Die Polizei hatte bei ihm geklingelt. Dieses Szenario und auch die Beerdigung hinterher hatten sich in sein Gehirn gebrannt. Er konnte das Unglück so schnell nicht verarbeiten. Ob es ihm jemals gelänge? Es war gut, dass er sich mit seiner Arbeit und seinem Sport ablenken konnte. Er stammte aus gutem Hause, so war es für ihn selbstverständlich, dass er das kleine Immobilienimperium seines Vaters nun vertrat. Er kannte sich gut aus und war sehr erfolgreich tätig. Er hatte seinen Hauptsitz in der Stadt und ein kleineres Maklerbüro am Rande der Stadt. Der Name »von Sonnenberg« war weithin bekannt. Seine Büros liefen unter seinem Namen. Er war der Chef der Firma und hatte seine hinreißenden weiblichen Bekanntschaften meist auf der beruflichen Ebene. Seine rund zwanzig Maklerinnen und Immobilienmakler mussten stets gut gekleidet sein. Wenn es eine Frau war, hatte sie sich feminin und elegant zu kleiden. Männer trugen Business-Anzüge, Krawatten und moderne, hochpolierte schwarze oder braune Schuhe. Es gehörte zum Job, einen guten Eindruck zu machen, darum hatte er es vertraglich mit seinen Mitarbeitern festgelegt. Es sollte seriös und gleichzeitig extravagant wirken, wenn man sich als Kaufinteressent einen Makler ins Haus holte.

Er stand im Flur seines Landhauses vor dem Spiegel, schob den Knoten seiner silberfarbenen Krawatte zurecht, kontrollierte, ob keine Bartstoppeln sichtbar waren, und strich seine dunklen Haare glatt nach hinten. Perfekt. Er lächelte smart in den Spiegel und prüfte den Ausdruck seiner blauen Augen. Er fand, dass er gut aussah. Sein Gesichtsausdruck wirkte nicht überheblich, aber er sah geschäftstüchtig aus. Wenn er das Kinn anhob, verstärkte sich dieser Eindruck. Jeder sollte es ihm ansehen, dass er hier in der Stadt unter den Maklern das Sagen hatte. Er war der Größte, sackte die meisten Provisionen ein und hatte, wie er annahm, die meisten Klicks auf seiner Seite. Der teure Maßanzug stand ihm gut und er konnte in dieser Aufmachung sicherlich die neue Kaufinteressentin beeindrucken. Das war ihm ganz wichtig. Die blank polierten, vorn spitz zulaufenden Schuhe glänzten im Licht.

Gut, ein bisschen zu viel Eitelkeit hatte er bereits selbst an sich bemerkt. Ach, was sollte das schon schaden? Wenn sein Auftreten dem Geschäft guttat, war doch alles in Ordnung.

Sein ausgeklügeltes Beschäftigungssystem funktionierte bestens. Er hatte zwar fest angestellte Mitarbeiter, aber die meisten Makler, die unter seinem Namen arbeiten durften, waren Freiberufler. Sie vermittelten gegen Provision Häuser, Wohnungen und ganze Anwesen, wie diesen Landsitz, den er heute zeigen wollte. Jeder Makler arbeitete für sich selbst. Um sich einen guten Namen zu sichern und das Vermittlungsgeschäft voranzutreiben, kauften sich die eigenständigen kleinen Makler bei Cornelius ein. Er bot ihnen durch die Verwendung seines Firmennamens und seines Logos höhere und gezieltere Provisionen, die bereits für den Käufer vorberechnet und nicht verhandelbar waren. Von diesen Provisionen mussten die Makler fünf Prozent an ihn abtreten. Natürlich hatte er selbst ebenfalls eine Beteiligung unter den Vermittlungen. Seine eigene. Und die lag bei hundert Prozent. Er war froh, beruflich so weit aufgestiegen zu sein, dass er seine Provisionen nicht mit anderen teilen musste.

Hin und wieder trafen sich einige Makler, die sich untereinander kannten. Mal in einem Restaurant mit separiertem Raum oder bei jemandem im Garten zum Grillen.

Cornelius hatte noch nie jemanden eingeladen. Es war gar nicht nötig, denn Einladungen erhielt er selbst mehr als genug. Schon allein die Käufer der Immobilien luden ihn nach einem erfolgreichen Kaufabschluss ein. Das war gang und gäbe. Und dann noch seine Berufskollegen. Wenn jemand eine Superprovision eingestrichen hatte, gab es etwas zu feiern und das kam mindestens einmal monatlich vor. Er ließ es sich jedes Mal etwas kosten, ein geeignetes Geschenk mitzubringen, denn es erwartete ihn meist ein gutes und ausreichendes Büfett mit leckeren Drinks und einer netten Gesellschaft. Es entsprach seinem großzügigen Stil, Geschenke mitzubringen und er tat es gern, weil er freundliche Dankbarkeit ihm gegenüber sehr schätzte.

Das Geld saß locker und es ging ihm gut dabei, es für Dinge auszugeben, von denen er manchmal noch nicht mal etwas für sich selbst hatte. Das musste auch gar nicht sein. Er wollte nur dankbare Blicke ernten und Komplimente bekommen. Es war ein sehr befriedigendes Gefühl.

Er gab es zum Beispiel für Kellner in bestimmten Restaurants oder für Putzfrauen aus. Auch für Frau Müller, die etwas ältere Büroangestellte, die für ihn wie eine Privatsekretärin war. Eigentlich war sie sehr vielseitig. Sie beherrschte die Aufgabe als Empfangsdame genauso gut wie den Job als Telefonistin und vereinbarte Termine so passend, als hätte sich Cornelius selbst darum gekümmert. Im Anschluss an die Arbeit mit all dem Papierkram polierte sie auch noch die Glasplatte seines Schreibtisches. Sie war ein wahrer Goldschatz. Kürzlich hatte er ihr einen Strauß wunderschöner Blumen mitgebracht, weil sein Glasschreibtisch stets spiegelnd glänzte. Diese Frau hatte es einfach verdient, beschenkt zu werden. Sie war eine echte Perle mit ihrer Hilfsbereitschaft und ihrer fürsorglichen Art.

Kurz gesagt, hatte seine Brieftasche immer einen automatischen Öffner für alle, die es in seinen Augen verdient hatten.

Wenn ihm eine Frau besonders gefiel, kaufte er schon mal ein Paar goldene Ohrringe. Alexandra war so eine Frau. Sie war dafür prädestiniert gewesen. Er erinnerte sich gern an sie, denn ihre Dankbarkeit war jedes Mal wie eine Belohnung für ihn. Kurz bevor er das Immobilienbüro übernommen hatte, war er eine Weile mit ihr zusammen gewesen. Die Zeit mit ihr war wunderbar.

Sie war eine Frau, die es am Anfang sicher ernst mit ihm gemeint hatte. Als sie sich kennenlernten, hatten sie sofort eine heiße Nacht verbracht. Sie war eine der freundlichsten, angehenden Maklerinnen, die er bisher in seinem Maklerseminar kennengelernt hatte. Er hatte das Seminar gegeben, um die besten Teilnehmer für sein Maklerbüro herauszusuchen.

Er konnte ihr Gesicht und ihr dankbares Wesen nicht vergessen. Sie hatte sich immer überschwänglich bedankt. Er hatte in ihren Augen ein bestimmtes, großartiges Glitzern gesehen, das ihn an seine eigene Kindheit erinnert hatte. Wenn er etwas Großes geschenkt bekommen hatte, mussten seine Augen genauso fiebrig und freudig ausgesehen haben. Jedenfalls hatte er es stets so empfunden.

Leider bestand die Liaison mit ihr nur für eine kurze Zeit, denn sie war bald darauf in eine weit entfernte Stadt gezogen. Er hatte nie mehr von ihr gehört. So schnell konnte eine schöne Beziehung wie ein Luftballon zerplatzen. Er hob unmutig seine Schultern und zog leicht enttäuscht einen Mundwinkel nach unten.

»Ach, was solls?«, murmelte er und winkte ab.

Das Leben hielt sicher noch bessere Chancen für ihn bereit. Die Welt war voller schöner Frauen, er musste nur die passende finden. Eine Frau, die er beschenken konnte, so wie damals Alexandra.

Wenn er jemanden beschenkte, sah er das Glück in den Augen der Empfänger und freute sich daran. Es gab ihm das Gefühl, ein paar Prozentpunkte mehr wert zu sein. Mehr, als normale Männer es waren. Er wollte ein großzügiger Kavalier sein. Es bereitete ihm Freude, wenn man ihm dankte, und in gewisser Weise erregte es ihn sogar.

Es war ihm anerzogen worden, dass er Bitte und Danke sagte. Es gehörte zur guten Erziehung, dass er Mädchen und Frauen den Vortritt ließ, ihnen die Tür öffnete, ihnen die Jacke bereithielt und charmant im Umgang mit ihnen war. Den meisten gefiel es und es bestätigte ihm, dass seine wohlerzogene Art die richtige war, um den ganzen Dank zu ernten, den er mit seiner freundlichen und großzügigen Art gesät hatte. Es freute ihn bis tief in sein Innerstes und er genoss das großartige Gefühl, als wäre es prickelnder Champagner, der auf der Zunge sprudelte und erquickend durch seinen Körper zog.

Er sah auf die große moderne Uhr, die gleich neben dem Spiegel hing. Er hatte noch genügend Zeit, zum Juweliergeschäft zu fahren, bevor er sich der italienischen Dame annahm. Er wählte den Autoschlüssel des silbernen Stadtwagens. Der kleine BMW war sozusagen sein Firmenauto. Mit ihm fuhr er all die kurzen Strecken zwischen Büro und Immobilie. Der teure Ferrari wäre sonst sicher schnell verreckt, der Motor hätte Schaden genommen, weil er für Kurzstrecken nicht geeignet war.

Cornelius seufzte verzückt, als er an den schwarzen Ferrari Portofino dachte, der direkt in der Garage neben der des BMW stand. Er passte zu ihm. Er fand, dass er rein äußerlich die Schnittigkeit mit ihm gemeinsam hatte. Er liebte die schönen Formen des Autos genauso wie die Kurven an einer Frau. Aber seinen schwarzen Sportwagen konnte er heute getrost stehen lassen. Er hatte genug andere Gelegenheiten, sein schnelles Gefährt auszufahren.

Er drückte, noch im Flur stehend, auf den Knopf neben der Haustür, damit sich das große, weiße Tor öffnete. Anschließend zog er seine Jacke vom Haken, nahm die Gucci-Sonnenbrille mit und betätigte auch den Fernsender für sein Garagentor. Er war froh über diese Annehmlichkeiten, die ihm so vieles im Haus und auf seinem großen Grundstück erleichterten. Salopp schmiss er seine Jacke über die Schultern und ging zur Garage, um den Dienstwagen zu nehmen.

Er stieg ein, setzte seine Sonnenbrille auf, schnallte sich an und startete den Motor seines schicken Autos.

Ein Blick auf seine teure Armbanduhr sagte ihm, dass er noch Zeit vertrödeln konnte, bis er zu dem vereinbarten Besichtigungstermin mit Frau da Racci, der Opernsängerin, fahren musste.

Also plante er nachzusehen, ob seine speziell für ihn angefertigten und mit seinem Logo gravierten Schlüsselanhänger schon fertig waren, die er bei der Übergabe seiner Immobilien verwendete. Er hängte die großen, ovalen Schilder gern an die Schlüssel. Neue Immobilienbesitzer hatten gleich ein Andenken an ihn. Gleichzeitig war es auch eine Form von Werbung. Wenn Käufer ihren Freunden ihr neues Haus zeigten, erzählten sie meist von »Immobilien von Sonnenberg« und zeigten den Schlüsselanhänger. Nicht selten meldeten sich neue Kaufinteressenten, die den Namen »von Sonnenberg« von diesen Schlüsselanhängern kannten.

Pfeifend und gut gelaunt fuhr er davon. Schließlich parkte er sein Auto und betrat bald darauf das Geschäft des Juweliers. Er nahm seine Sonnenbrille ab, steckte sie sich ans Revers und trat elegant in den Verkaufsraum. Ein elektronischer Dreiklang ertönte beim Eintreten und vermittelte dem Ladenbesitzer, dass ein Kunde das Geschäft betreten hatte. Aus einem Nebenraum kam Gerd Lackner, der Inhaber, heraus.

»Hallo, Gerd, na, läuft das Goldgeschäft?«, begrüßte Cornelius ihn lächelnd und steckte leger eine Hand in seine Hosentasche, während er auf ihn zuschritt.

»Ja sicher, was denkst du denn?« Gerd lachte ihm entgegen und griff in das Regal neben sich. Er stellte einen Karton auf die Theke.

»Was gibts denn Neues auf dem Goldmarkt?« Cornelius fragte ab und zu nach, weil Gerd sich mit Geld- und Goldanlagen beschäftigte.

»Alles okay so weit. Meine Goldanlage ist im Wert gestiegen, aber ich warte noch ab. Es heißt, der Goldpreis soll weiter steigen.« Er lächelte wissend und zwinkerte ihm zu.

»Ich drück dir die Daumen«, antwortete Cornelius und blickte auf den Karton.

»Hier sind sie, zwanzig Stück, graviert, blank poliert und aus stabilem Kupfer mit Edelchrom überzogen, genau wie du es immer möchtest. Das macht vierhundert Euro.«

»Wunderbare Arbeit. Auf dich kann man sich halt verlassen, danke dir, Gerd.«

Cornelius war stolz auf seine eigene Kreation. Der Schriftzug von Sonnenberg unterstrich ein modern angedeutetes Haus auf dem ovalen, silbern glänzenden Schild. Er zählte die Schlüsselanhänger noch einmal nach und verschloss den Deckel des Kartons. Da er noch ein bisschen Zeit hatte, sah er sich die ausgestellten Schmuckstücke an. Sein Blick fiel auf eine goldene Kette, die keine Glieder hatte, sondern eine eigenartig ineinander verwobene Struktur besaß. Fasziniert nahm er sie von dem künstlichen und mit schwarzem Samt überzogenen Torso und betrachtete sie im Licht des Juweliergeschäfts, indem er sie auf seiner Handfläche drapierte.

»Die gefällt mir. Sieht sehr wertvoll aus.« Er nickte, als er sie in der Hand wog.

»Die kostet fünftausend.«

»Ich muss sie haben. So eine habe ich noch nirgends gesehen.«

Cornelius freute sich über das erstandene Schmuckstück und bezahlte passend mit Geldscheinen, die er fächerartig auf der Verkaufstheke ausbreitete. Natürlich konnte er ebenso gut mit seiner Card bezahlen, aber es bereitete ihm Freude, Scheine zu zählen und zu fühlen, wie sie zwischen seinen Fingern auseinanderglitten.

Gerd legte das erlesene Schmuckstück auf ein cremeweißes Polster im Inneren eines schmalen, dunkelblauen Etuis mit glänzender Aufschrift. Die Schlüsselanhänger verpackte er in eine edel aussehende, schwarze Tüte mit dem goldenen Emblem des Juweliergeschäfts. Mit dieser prunkvollen Tasche konnte jedermann sehen, wo Cornelius einkaufte. Er fühlte sich damit, als sei er einer der königlichen Söhne, deren Kleidung Vorbild ist. Mit diesem noblen Gefühl verließ er das Geschäft.

»Auf Wiedersehen, Conny«, rief Gerd ihm hinterher.

»Mach’s gut«, antwortete er über die Schulter schauend und trat hinaus auf die Straße.

Nach wenigen Schritten hatte er seinen kleinen BMW erreicht, legte das edle Etui und die Tüte sorgfältig und vorsichtig auf der Rückbank ab, breitete eine Decke darüber aus und verschloss das Fahrzeug wieder per Funkschlüssel. Noch eine Stunde bis zur Abfahrt. Wie sollte er bloß die Zeit totschlagen?

Am Ende seiner Aufgabenliste hatte er doch noch Zeit übrig und stand, sich mit dem Hintern an das Auto lehnend und mit leger übereinandergeschlagenen Füßen, wie ein Snob am Straßenrand, beobachtete die Leute, genoss die Sonne und dachte über seinen Arbeitstag nach. Hunger hatte er auch. Er hatte heute früh nur einen Happen Käse aus dem Kühlschrank im Vorübergehen eingeschmissen. Ein wirklich spärliches Frühstück. Er hatte damit gerechnet, dass der Zeitrahmen gut geplant war, bevor er sich mit Frau da Racci traf. Er hatte seine Dinge geordnet, die er für den Hausverkauf benötigte. Er hatte sich elegant angezogen, was ebenso seine Zeit brauchte und war noch am Büro vorbeigefahren, um einige schriftliche Dokumente und den Laptop zu holen, die er ebenfalls unter der Decke auf der Rückbank seines BMW verstaut hatte. Nun konnte er sich immer noch Zeit lassen und seine unverhofft gewonnene Freizeit genießen. Das war auf jeden Fall besser, als zu spät zu kommen. Er lehnte sich an sein Auto und hielt sein Gesicht in die Sonnenstrahlen. Er nahm die Sonnenbrille von seinem Revers und setzte sie sich auf. Es war Frühling, doch die Sonne hatte schon eine ziemliche Kraft. Er genoss mit geschlossenen Augen, wie die Wärme sich auf seinem Gesicht ausbreitete und ein bisschen zu brennen begann. Es war schon okay, es ersparte ihm diese Woche den Gang zum Solarium. Schließlich sollte das echte Sonnenlicht in Maßen gesünder für die Haut sein.

Eine Kleinigkeit zu essen täte ihm jetzt gut. Er sah sich um. Auf der linken Straßenseite befanden sich der Juwelier, ein Blumengeschäft, eine Bank und eine Versicherungsagentur. Er wandte den Kopf. Auf der anderen Straßenseite sah er zwei Modeboutiquen, ein Sportgeschäft und einen großen, modernen Supermarkt. Dort bekäme er mit Sicherheit einen Snack für zwischendurch. Er stieß sich sanft vom Auto ab und schlenderte auf den Supermarkt zu.

In der Obstabteilung griff er nach einem Viererpack Äpfel, die mit einem Bio-Aufkleber versehen waren, nahm im Kassenbereich noch einen kräftigenden Müsliriegel für die Fitness mit und legte die Sachen sorgfältig aufs Band. Vor ihm stand eine junge Frau, die sich eine Gourmet-Eistorte der teuren Sorte aus dem Tiefkühlregal genommen hatte. Es war eine große Eisbombe mit mehreren Sahnekrönchen und roten Kirschen. Sicher hatte sie eine Gartenparty vor, oder sie kaufte sie für einen Kindergeburtstag. Cornelius betrachtete sie von hinten. Sie war minimal größer als er, hatte eine schöne Figur, war schlank und trug ein figurbetontes gelbes Sommerkleid mit winzigen schwarzen Pünktchen. Dazu trug sie rote Lackpumps und eine passende rote Handtasche. Ihre schulterlangen braunen Haare zuckten sanft, wenn sie ihren Kopf bewegte. Sie drehte sich zur Kassiererin, sodass er sie von der Seite sehen konnte. Ihre flachen Wangenknochen waren auffällig. Die könnte ihm gefallen. Ihre Bewegungen waren angenehm anzusehen und sie verströmte einen zarten Duft eines kostspieligen Parfums. Er lächelte verzückt. Es lockte ihn, sie anzusprechen. Seine Vorsicht Frauen gegenüber, gebot ihm jedoch Zurückhaltung. Die Kassiererin zog die Eistorte über den Scanner und sagte den Preis. Cornelius hörte, wie sich die hübsche Frau mit der Kassiererin unterhielt.

»Also das verstehe ich überhaupt nicht, es ist doch genug drauf.«

Anscheinend funktionierte die Bankkarte nicht, denn das kleine Gerät, das mit der Kasse verbunden war, piepste jedes Mal, wenn sie die Karte einschob.

»Vielleicht ist der Magnetstreifen nicht in Ordnung, das kommt schon mal vor«, entgegnete die Kassiererin.

»Und was mache ich jetzt? Ich muss die Eistorte dringend jetzt sofort haben und ich habe kein Bargeld dabei. Normalerweise zahle ich immer und überall alles bargeldlos. Also das verstehe ich wirklich nicht.« Sie schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern.

Cornelius zückte beherzt seine Brieftasche und nahm einen Fünfzig-Euro-Schein heraus. Es war eine besondere Situation, in der er sich verpflichtet fühlte, zu helfen. Diesem Gefühl konnte er nichts entgegensetzen. Hilfsbereitschaft war eine Eigenschaft, die seinen Charakter prägte.

»Darf ich das für Sie übernehmen?« Er streckte den Schein zur Kassiererin hin.

Die sah ihn überrascht an. Die junge Frau drehte ihren Kopf zu ihm herum und musterte ihn abfällig von oben bis unten. Sie reagierte frech und aufgebracht.

»Was fällt Ihnen denn ein?«

Cornelius zuckte zusammen, ließ sich jedoch den Schreck nicht anmerken und mutmaßte: »So wie es aussieht, können Sie nicht zahlen und da wollte ich …«

»Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind?«, unterbrach sie ihn harsch. »Natürlich kann ich das bezahlen, was denken Sie denn? Stecken Sie sich Ihr Geld sonst wo hin!«

Während sie das sagte, baumelte ihre rote Lackhandtasche bedrohlich an ihrem Arm. Sie würde sie vielleicht nach ihm werfen, wenn er nicht sofort einen Rückzieher machte. Danach sah es jedenfalls aus. Für den Bruchteil einer Sekunde spürte er leichte Angst. Oder war es Respekt? Er fühlte sich ihr gegenüber irgendwie unterlegen, obwohl es umgekehrt sein sollte. Warum fuhr sie ihn an? Er wollte ja nichts Böses, im Gegenteil, er wollte ihr nur helfen.

Vielleicht fühlte sich die Frau ja auch beleidigt, dachte er mit einem ironischen Gedankenausdruck. Dabei wollte er sie doch nur aus dieser vertrackten Situation befreien. Er zog seine Finger samt Geldschein hastig wieder zurück und verstummte.

»Ich komme gleich wieder, lassen Sie die Torte hier stehen«, sagte sie zur Kassiererin gewandt und lief eilig aus dem Geschäft.

Vielleicht wollte sie ihr Bargeld schnell von der Bank gegenüber holen. Das hätte sie nun wirklich einfacher haben können. Cornelius fühlte sich irgendwie zu Boden gedrückt. Noch nie hatte jemand seine Hilfe abgeschlagen, wenn es um Geld ging. Er wollte doch nur nett sein und der Frau aus der peinlichen Situation helfen. Er konnte nicht verstehen, warum sie so heftig reagierte. Mit dieser Reaktion hatte er nicht gerechnet. Allein das Temperament hätte er bei ihr nicht vermutet.

Er sah ihr nach, während die Kassiererin das Band betätigte und seine Artikel über den Scanner rutschen ließ.

»Leute gibts …«, meinte sie und sah ihn an.

Nun war er es, der mit den Schultern zuckte. »Dabei wollte ich ihr nur helfen.«

»Das ist wirklich ganz nett von Ihnen, aber manche Leute wollen einfach nicht, dass man ihnen hilft. Es macht drei fünfzig.«

Cornelius zahlte, und als er das Geschäft verließ, ging ihm die arrogante und zickige Frau nicht aus dem Kopf.

Duschfantasien

Viola da Racci stand bereits vor dem großen, geschwungenen, schmiedeeisernen Tor und wartete auf ihn. Cornelius konnte sie über eine gewisse Distanz erkennen. Er sah auf seine Rolex. Er kam nicht zu spät. Frau Da Racci war zu früh dran. Es wäre ja noch schöner, zu einer so wichtigen Verabredung zu spät zu kommen. Sein BMW näherte sich der Einfahrt. Er stieg aus, ging auf Signora da Racci zu und gab ihr begrüßend und einladend die Hand.

»Frau da Racci, herzlich willkommen auf dem Landsitz der Grafenbrüder. Haben Sie gut hergefunden?«, begrüßte er sie.

»Ja, danke. Ich habe fast zwei Stunden bis hierher gebraucht und hoffe nun, dass die Reise nicht umsonst war.«

Sie hatte einen dezenten italienischen Akzent und eine deutliche und kräftige Aussprache. Das lag sicher daran, dass sie eine Sängerin war und täglich ihre Gesangs- und Sprachübungen machte. Ihre Art wirkte wie die einer Diva. Berühmt und unnahbar. Anscheinend war sie sich ihrer Bekanntheit bewusst. Und wie betörend ihre dunklen Augen strahlten. Ihre schwarze Lockenpracht dominierte das Gesicht. Sie war sicher Anfang vierzig und trug ein sexy Sommeroutfit. Ein leicht fließendes, buntes Sommerkleid mit einem tiefen Ausschnitt. Cornelius fühlte sich wie verzaubert. Er holte aus der Jackentasche den Schlüssel mit dem ovalen Anhänger hervor und steckte ihn in das Kästchen, das sich an der gemauerten Zaunsäule befand. Es klickte kurz. Das Tor öffnete sich elektrisch.

»Sie werden es sicher nicht bereuen«, bestätigte er lächelnd, deutete mit der Hand den Eintritt an und nickte dezent mit dem Kopf, als legte er eine Art Verbeugung in die Geste. Frau Da Racci ging stolzen Schrittes vor. Als sie an ihm vorbeizog, vernahm er einen herrlichen Duft. Der zarte Geruch war nicht aufdringlich, sondern nur dezent von ihr aufgelegt. Es war die richtige Dosierung. Es wirkte verlockend auf ihn. Am liebsten wäre er jetzt ein Schal, der sich um ihren Hals schmiegte, nur um diesen zauberhaften Duft ständig einatmen zu dürfen.

Einige Meter trennten das Haus vom Einfahrtstor. Cornelius und Frau da Racci gingen nebeneinander her. Der gestreute Kies knirschte unter ihren Schuhen.

»Die Einfahrt muss gemacht werden. Es ist ja eine Zumutung, hier als Frau entlangzugehen. Meine Schuhe …« Sie hielt sich kurzerhand einhändig an seiner Schulter fest, griff mit der anderen Hand nach ihrem Schuh und zog ihn sich von dem grazilen Fuß. Cornelius zuckte verwundert zusammen.

»Frau Da Racci … Was …«, stotterte er perplex. »Was machen Sie denn?« Er war für einen kurzen Moment überrascht, dass sie sich an ihm festhielt. Aber seine gute Erziehung gebot es ihm, seine Schulter anzubieten und sie lächelnd zu stützen, wie es sich für einen Gentleman gehörte.

»Da sehen Sie, schon habe ich ein Steinchen drin«, antwortete sie.

Ihr eleganter Schuh sah wundervoll in ihrer Hand aus. Diese Szene müssten sie mal im Sportgeschäft ausstellen. Es stände den Schaufensterpuppen sicher gut. Der schwarze Schuh hatte einen schönen, leicht spitzen Absatz und eine vorn zugespitzte Form. Eine schwarze Lederrose befand sich oben auf. Einfach traumhaft. Auch die dazugehörige Frau sah traumhaft aus. Und wie sie sich immer noch auf seine Schulter stützte. Solche direkten Berührungen gefielen ihm schon, aber er konnte es sich als Immobilienmakler nicht leisten, darauf einzugehen. Er musste sie dezent loswerden, wollte ihre Hand jedoch nicht berühren und sie von sich schieben.

»Frau da Racci?«

»Ach, nennen Sie mich ruhig Viola.«

Sie schüttelte ihren Schuh aus und streifte ihn sich elegant zurück über den schlanken Fuß. Schließlich ließ sie ihn endlich los und sah ihn an. Ihr betörender Blick traf seinen und sofort fühlte er sich davon gefangen. Was für ein schönes Gefühl. Er schenkte ihr ein kurzes Lächeln und schluckte das Gefühl hinunter. Vor ihr wollte er sich nicht bloßstellen.

Er versuchte, seinen Gesichtsausdruck zu kontrollieren und ihr gegenüber seriös auszusehen. Er konnte es sich nicht leisten, auf eine Kundin einzugehen und persönlich zu werden, sei es noch so verlockend. Schließlich hatte er einen guten Ruf zu verlieren. Beherrschung zu behalten, hatte er sich mit der Zeit antrainiert. Es war richtig, so zu handeln, denn es gefiel ihm, wenn andere ihn für unnahbar hielten. Zudem konnte er es sich als Geschäftsmann nicht leisten, wegen einer Frau zu entgleisen. Es wäre ein gefundenes Fressen für die Reporter des Lokalblättchens. Es würde sofort in der Zeitung stehen, für jedermann sichtbar. Die Reporter kannten ihn, weil er schon einige Werbeinterviews gegeben hatte. Es wäre viel zu gefährlich, darum ging er auf das angebotene Du nicht ein.

»Okay, Frau da Racci. Können Sie weiterlaufen?«

»Ja, alles in Ordnung, das spitze Steinchen ist raus. Wir können loslegen.«

Er sah ihr eine Sekunde lang direkt in die dunklen Augen, bevor er mit seinem Verkaufstext begann.

»Vor uns sehen wir den Herrensitz der beiden letzten Grafen. Sie sind Brüder. Das Château war im Familienbesitz seit dem siebzehnten Jahrhundert. Sie besaßen zu dieser Zeit mehrere Gemarkungen und Landschaften, sodass das Land zu gleichen Teilen aufgeteilt wurde. In der Erbfolge ging der Besitz immer an zwei Brüder. Im Lauf der Zeit wurde ihnen das Land genommen oder sie verkauften es. Nun sind die letzten zwei verbleibenden Grafen alt geworden. Beide sind über achtzig. Sie können ihr Besitztum nicht mehr erhalten. Es ist ihnen zu aufwendig geworden und nun wollen sie ihr heimeliges Château natürlich verkaufen.«

»Und wo ziehen sie hin?«

»Sie sind schon umgezogen. Vermutlich in eine Seniorenresidenz. Um ehrlich zu sein, weiß ich es gar nicht genau.« Er lächelte verlegen.

»So ist der Lauf des Lebens. Für die Grafen ist es sicher ein Drama. Für mich dagegen geht vielleicht ein Traum in Erfüllung.«

Wie sie das sagte. Verträumt. Bescheiden und irgendwie bestimmend und zielgerichtet, als gehörte ihr das Anwesen schon. Ob sie sich bereits entschieden hatte, als sie am Tor stand? Sein Maklerinstinkt sagte ihm, dass das Geschäft längst in der Tasche war, bevor die Verkaufsverhandlungen begonnen hatten. Cornelius war begeistert, ließ sich aber nichts anmerken.

Nachdem er ihr alles über das große Herrenhaus erklärt hatte, fragte sie ihn, ob sie die Räume allein ansehen dürfe.

»Natürlich. Sie können sich alles in Ruhe ansehen.«

»Ich muss die Akustik prüfen. Die musikalische Wirkung ist mir sehr wichtig. Darum muss ich das erst einmal im Alleingang ausprobieren. Und natürlich muss ich sehen, ob es mir insgesamt gefällt. Sagen wir eine Stunde, haben Sie so viel Zeit?«

»Selbstverständlich, tun Sie sich keinen Zwang an. Bewegen Sie sich überall frei. Ich warte so lange in meinem Auto und komme danach zu Ihnen, um alles zu beantworten, was Sie zu diesem Haus wissen möchten.«

Viola öffnete die alte Eichentür, nachdem Cornelius ihr den Schlüssel gegeben hatte. Zu seinem Auto zurückschlendernd dachte er über sie nach. Irgendwie kam sie ihm bekannt vor. War es der Duft, der sie umgab? Oder ihre Stimme? Vielleicht ihre Kleidung oder ihre Frisur? Da kam ihm Alexandra erneut in den Sinn. Ja, sie hatte genauso ein erotisches Flair gehabt. Sie war Viola ähnlich.

Er setzte sich in den Dienstwagen und ließ die Tür offenstehen. Er lehnte seinen Kopf an die Nackenstütze und erinnerte sich.

Er dachte daran, dass er sie zu einem romantischen Dinner zu sich nach Hause eingeladen hatte. Sie hatte freudig zugesagt. Nach dem Essen bei Kerzenschein hatte auch schon das schöne Liebesspiel begonnen. Es dauerte nicht lange, bis er seine Hände auf ihren Po gelegt hatte und sie sanft an sich drückte, die Finger spreizend auf ihrem Hintern bewegte und sie zärtlich zur leisen, langsamen Tanzmusik küsste. Sie hatte ihn heiß und hungrig gemacht. Hungrig auf körperliche Liebe. Seine Lust war schnell auf ein Maximum angestiegen. Wenn er ein Liebesbarometer bei sich getragen hätte, wäre sicher das Röhrchen explodiert.

Seine Lippen berührten ihre. Sanft zog er mit den Zähnen an ihrer Unterlippe. Ihre Reaktion darauf machte ihn noch heißer. Sie versuchte, sich ihm zu entziehen, und quiekte scherzend, daraufhin hatte er sie losgelassen. Das hatte er ein paar Mal wiederholt. Es war eins der schönsten Vorspiele, die er je gehabt hatte. Er hatte bemerkt, wie Alexandra zwischendurch auf seine Hosen geschielt hatte, ihre Aufmerksamkeit aber gleich darauf wieder auf sein Gesicht lenkte. Wahrscheinlich wollte sie prüfen, wie weit er war. Wollte sehen, ob sich bereits eine steife Latte in seiner Hose gebildet hatte. Oh ja, das hatte es. Kein Wunder, denn ihre ausgiebigen Küsse schmeckten nach Mehr. Sie war eine Zauberzungenkünstlerin.

Cornelius hatte dabei ein berauschendes Gefühl gehabt, als wenn sich die Welt nur noch um Alexandra und ihn drehte. Sie strich durch seine Haare und durchwühlte sie unzüchtig. All ihre Lust schien sich in dieser Bewegung zu entfalten. Spätestens, als sie ihren Unterleib an seinen drückte, wusste er, sie wollte die Härte seines Schwanzes mit ihrem Venushügel fühlen. Und er hielt sie wie eine Puppe an ihrer Taille und beobachtete ihre Gesichtszüge. Der Moment der Leidenschaft war wunderschön wie der glitzernde Sternenhimmel über einem ruhigen See, nur dass die Glitzersteinchen wie verrückt in seinem Kopf und in seinem Lendenbereich wirbelten.

Sie konnten mit dem Küssen nicht aufhören. Noch während sie sich feurig küssten und umarmten, dirigierte Cornelius sie ins andere Zimmer aufs Bett. Sie ließ sich in die weichen Kissen fallen. Ihr Rock rutschte zurück. Leicht und wie vom Wind angehoben zeigte sie ihm bald ihr Geschlechtsteil. Nur andeutend, als ob sie aus Versehen ihre Schenkel öffnete und er einen Einblick erhaschen konnte. Er wusste genau, dass es geplant war. Alexandra wusste, wie sie ihn schnell auf Touren brachte, und diese Geste war einer ihrer aufreizenden Tricks.