Geburt - Silvia Höfer - E-Book

Geburt E-Book

Silvia Höfer

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Beschreibung

Hebammenwissen für die Handtasche

Dieses Buch bietet Paaren alles Wichtige, was sie rund um die Geburt wissen müssen: Es unterstützt das Vertrauen in die Fähigkeiten des weiblichen Körpers ein Kind zu gebären, verringert Ängste und ermöglicht es, eigene Wünsche und Vorstellungen zu formulieren. Fakt ist: Ein bestärkender und zuversichtlich machender Start ins Leben wirkt sich lebenslang auf die körperliche und emotionale Gesundheit von Mutter und Baby aus – unabhängig vom Geburtsort. Dafür ist es wichtig, sich kompetent zu fühlen und wichtige Entscheidungen selbst treffen zu können.

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Seitenzahl: 172

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SILVIA HÖFER

Geburt

Was eine Hebamme ihrer Tochter mitgeben würde

Kösel

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Copyright © 2019 Kösel-Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,Neumarkter Straße 28, 81673 München

Umschlag: Weiss Werkstatt München Redaktion: Melanie Hartmann, Fürstenfeldbruck Layout & Satz: Veronika Preisler, München Umschlagmotiv & Illustrationen: Daphne Patellis, München Autorinnenfoto: Johanna Ruebel, Berlin

Für Simone und Moritz

Geboren wird nicht nurdas Kind durch die Mutter,sondern auch die Mutter durch das Kind.Gertrud von le Fort 1876–1971

Inhalt

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit habe ich meistens keine geschlechtergerechte Schreibweise verwendet, sondern spontan und abwechselnd eine Form. Dabei gelten sämtliche Personenbezeichnungen gleichermaßen für alle Geschlechter.

Den für dich persönlich richtigen Weg finden

Welche Vorstellungen hast du von einer Geburt?

Was ist die beste/sicherste Art der Geburt für dein Baby und für dich?

Wo soll das Baby zur Welt kommen?

Pro- und Kontra-Argumente für verschiedene Gebärorte

Geburtsplan – Erwarte auch das Unerwartete!

Wer soll mitkommen?

Oxytocin, dein großer Helfer!

Die ersten Anzeichen – und wie lange noch, bis es wirklich losgeht?

Übung oder echte Wehen?

Die Phasen des Gebärens und warum Zeit dann keine Rolle mehr spielt

Die Gefühle der Warte- und Vorbereitungszeit

Die erste, frühe Vorarbeit (Latenzphase)

Was passiert dabei mit dir und mit deinem Baby?

Vaginale Geburt oder Kaiserschnitt?

Top-Tipps für Partner und Partnerinnen

Wann musst du zum Gebärort aufbrechen?

Und nun aber bitte sofort! (sehr, sehr selten)

Was erwartet dich am Gebärort?

Was hilft bei der Gebärarbeit?

Die aktive, erste Phase des Gebärens

Was passiert nun mit dir und mit deinem Baby?

Was hilft – Wissen, Vorstellungen, Positionen, Wasser, Massagen

Top-Tipps für Partner und Partnerinnen

Wie mit dem Schmerz umgehen ...?

Schmerzerleichterung – welche Möglichkeiten hast du?

Deine Hormone helfen mit!

Was ist eine Übergangsphase und was tut dir dann gut?

Die zweite Phase des Gebärens – das Ziel vor Augen!

Was hilft – Wissen, Vorstellungen, Positionen, Wasser, Massagen

Das Wunder ist da!

Die dritte Phase des Gebärens – oder wann und wie kommt die Plazenta?

Die Plazenta – Mythen über dieses großartige Organ

Warum ist der Haut-an-Haut-Kontakt so wichtig?

Was wird bei deinem Baby untersucht?

Die Botschaft geht in die Welt

Du bist Mutter geworden!

Und was, wenn nicht alles nach Wunsch läuft?

Unterstützte Geburten

Das Baby braucht Starthilfe: Zu früh geborenes oder krankes Baby

Herzlichen Glückwunsch!

Über die Autorin

Glossar

Kopiervorlage Wunschgeburt

Einleitung

Was für eine Geburt wünschst du dir für dich und dein Baby? Bei dieser Frage an meine Tochter und auch an die von mir begleiteten schwangeren Frauen erlebte ich häufig ein langes Schweigen oder »Egal, wie ich da durchkomme: Die Hauptsache ist mein gesundes Baby!« Natürlich geht es um das Wohlergehen deines Babys. Aber auch deine Wünsche, Erwartungen und Erfahrungen bei der Geburt sind wirklich wichtig! Wie wir gebären und geboren werden wirkt sich lebenslang auf eure körperliche und emotionale Gesundheit als neugeborene Mutter und als neugeborenes Baby aus. Dabei geht es nicht um einen bestimmten Geburtsort – zu Hause oder in einem Perinatal-Zentrum, im Kerzenschein oder unter der OP-Lampe. Es geht darum, dass du Entscheidungen informiert für dich und dein Baby treffen kannst. Jede Geburt ist ein kleines Abenteuer (und für mich immer noch das größte Wunder der Welt), das nicht zu 100 Prozent planbar ist. Aber mit dem Wissen um deine Möglichkeiten – auch in unvorhergesehenen Situationen – kannst du näher an deinen Wünschen bleiben – egal, wohin die Reise geht.

Als deine Buchhebamme möchte ich dich in diesem Buch mit meinem in über 40 Jahren gesammelten Praxiswissen aus über 4000 Geburts- und über 6000 Wochenbettbegleitungen dabei unterstützen, dich auf die bestmögliche Geburt für dich und dein Baby vorzubereiten. Es geht um deine Fähigkeit zu gebären und darum, Respekt und Möglichkeiten im Gebärraum zu erhalten. Du hast ein Recht auf die allerbeste Unterstützung bei der Geburt deines Babys.

Alles Gute für die ganze Familiewünscht dir deine Silvia Höfer

Den für dich persönlich richtigen Weg finden

Vorstellungen von der Geburt•Die sicherste Geburt•Gebärorte•Pro und Kontra•Geburtsplan•Wer kommt mit?•Oxytocin•Erste Anzeichen•Echte Wehen?

Welche Vorstellungen hast du von einer Geburt?

Warst du schon einmal bei einer Geburt dabei? Wenn ja, wie hast du sie erlebt?

Wenn ich diese Frage stelle, höre ich häufig die Geschichten der Geburten von Kälbern, Hunden oder Katzen. Die allermeisten davon sind in der vertrauten Umgebung der Tiere sehr gut verlaufen. Es wurde nicht in den Gebärprozess eingegriffen, weil alle davon ausgingen, dass die Tiere mit ihrem Instinkt schon »wüssten«, wie eine Geburt ablaufen müsse. Vorbereitet dafür wurde für diesen Zeitraum eine ruhige Umgebung mit kuscheligen Körben oder warmen, dunklen Ställen. Die Tiere wurden nur – und auch wirklich nur dann – durch kundige Menschen wie Tierärztinnen unterstützt, wenn der Prozess anders als üblich ablief. Tja, so weit scheinen die Basics für Geburten von Säugern bekannt zu sein. Und wie steht es mit uns Menschenfrauen?

Für die meisten von uns finden Geburten fernab vom alltäglichen Leben statt, und so haben wir nicht aus erster Hand lernen können, was unterstützt und was hindert. Wahrscheinlich sind deine Bilder von Geburt durch mehr oder weniger reißerische Filme im Fernsehen oder Kino entstanden, oder auch durch die Bibel (Gebärumgebung wie oben im Stall beschrieben ...) und andere Literatur. Gute Übermittlerinnen für Visionen sind auch unsere Mütter und Freundinnen. Was wurde dir von deiner Geburt erzählt? Ist das, was du an Geschichten gehört hast oder auch welche Worte in deiner Erinnerung kursieren, positiv oder negativ?

Die Vorstellungsbilder schwanken heute zwischen gleißenden OP-Lampen und Kerzenschein, zwischen Tönen erzeugenden Maschinen in der Klinik und Meeresrauschen beim Gebären mit Delfinen, zwischen wachsam beobachtenden Hebammen und Ärztinnen und einer Alleingeburt im Wald. Das sind wahrlich viele sehr verschiedene Bilder. Und welches hat nun mit dir zu tun – und was unterstützt die Jahrtausende alte Physiologie des Gebärens? Viele Fragen an dich und deine Vorstellungskraft!

Wenn du dich mit diesem Thema ein wenig beschäftigst, wirst du erkennen, dass alle erwähnten Bilder einen Hintergrund und eine mehr oder weniger starke Bedeutung für unsere momentane Gebärlandschaft haben. Und du hast das wundervolle Privileg zu wählen. Zu wählen, ob du entbunden werden möchtest oder selbst gebären willst. Der Unterschied zwischen diesen Optionen besteht darin, dass du beim Entbundenwerden darauf vertraust, dass dir die Menschen an deinem Gebärort sagen werden, wie es geht und dir dabei helfen werden. Und das werden sie auch tun, so gut es geht! Wenn dir die Vorstellung des Selbergebärens besser gefällt, nimmst du das Ruder in deine Hände, weil du durch deine Vorbereitung dann einfach eine gute Vorstellung vom Ablauf, dem ungefähren zeitlichen Rahmen und den körperlichen Prozessen hast. Deine mentale Vorbereitung auf die Geburt kannst du in einem Plan skizzieren, in dem du deine Vorstellungen mit Wunschpunkten dekorierst. Eine Kopiervorlage für diese Punkte findest du am Ende des Buches.

Ich möchte dich – egal, welche Option für dich die richtige ist – darin unterstützen, dass du den für dich persönlich richtigen Weg findest.

Was ist die beste/sicherste Art der Geburt für dein Baby und für dich?

Jede Geburt eines Babys ist ein einmaliges Ereignis und unterliegt als Teil der Fortpflanzung seit Jahrtausenden ganz natürlichen Gesetzen. Als ein äußerst komplexer, hoch entwickelter, sich selbst steuernder Lebensprozess braucht sie im Normalfall keine Behandlung. Dieser besondere Tag, auf den du dich vielleicht lange vorbereitet hast, ist aber nicht bis ins letzte Detail planbar. Und jede Gebärende wird die Geburt anders, auf ihre ganz persönliche Weise erleben. Die Aufgabe der professionellen Begleiterinnen ist es, dir an diesem Tag jede nur erdenkliche Unterstützung zu bieten. Dafür arbeiten alle nach klar etablierten Standards, die auch die medizinische Sicherheit für dich und dein Baby beinhalten, damit du dich ganz entspannt und geborgen der Gebärarbeit widmen kannst. Ein Baby zur Welt zu bringen ist in diesem Teil der Welt eine sehr sichere Sache. Und wenn du nicht zu der Gruppe der Frauen gehörst, bei der zu klinischer Betreuung geraten wird, gilt das Kriterium »sicher« genauso für die Klinik wie für außerklinische Orte.

Wichtig ist, dass du dich unterstützt und verstanden fühlst, dass du informierte Entscheidungen treffen kannst und genügend professionelle Begleiterinnen zur Verfügung stehen. Und selbst wenn du dich anfangs für eine Hausgeburt entschieden hast, kannst du bedingt durch veränderte Umstände (zum Beispiel ein Baby, das unbedingt mit dem Popo nach unten im Becken liegen will – Beckenendlage*) im Lauf der Schwangerschaft zu einer anderen Entscheidung bezüglich des Ortes kommen. Wirklich wichtig ist nur, dass du dich mit deiner Entscheidung wohlfühlst und darin von deinem Partner oder deiner Partnerin unterstützt wirst.

Wo soll das Baby zur Welt kommen?

Auszuwählen, wo dein Baby zur Welt kommen soll, ist ein wichtiger Teil der Vorbereitung auf das große Ereignis. Da der Ort einen Einfluss auf deine Gebärerfahrung haben wird, ist es erst einmal wichtig zu wissen, ob du wirklich eine Wahl haben kannst. Wenn medizinische Gründe für eine Klinikgeburt sprechen (siehe dazu das folgende Kapitel »Pro- und Kontra-Argumente für verschiedene Gebärorte«), dir in deiner Wohnumgebung keine Auswahl zur Verfügung steht oder für dich sowieso nichts anderes infrage kommt, ist alles so weit klar. Falls du noch unsicher sein solltest, in welche Richtung du tendierst, beginne so früh wie möglich mit der Suche nach deinem Weg.

Welche Gebärorte gibt es in deiner Umgebung?

Zuerst gilt es herauszufinden, welche klinischen und außerklinischen Gebärorte in deiner Umgebung vorhanden sind. Wenn du über außerklinische Geburtshilfe nachdenkst, musst du erst einmal in Erfahrung bringen, ob es Hebammen mit dem Angebot der Hausgeburtshilfe oder auch Geburtshäuser in Wohnortnähe gibt.

Wenn du in Richtung Klinik tendierst, kann dir bei der Entscheidung für den richtigen Gebärort die Beantwortung folgender Fragen bei der Informationsveranstaltung einer Klinik helfen:

•Wie viele Geburten finden in einem Jahr statt, und wie viele davon erfolgen mit Dammschnitten*, Kaiserschnitten, vaginal operativen Hilfen und Verlegungen in eine Kinderklinik? Wie viele Hebammen und Ärztinnen arbeiten in einer Schicht? Ist immer – auch nachts – eine erfahrene Fachärztin im Haus?

•Ist bei der Gebärarbeit Bewegung möglich und kann ich die Möbel im Gebärraum etwas nach meinen Bedürfnissen umstellen, oder muss ich im Bett bleiben?

•Kann ich während der Wehenarbeit essen und trinken, wenn mir danach ist?

•Wird die Herzton-Wehen-Überwachung (CTG) während der ganzen Gebärarbeit kontinuierlich durchgeführt oder gibt es Zeiten, in denen ich herumlaufen kann?

•Gibt es eine Gebärbadewanne? Wie viele Babys werden tatsächlich im Wasser geboren?

•Darf ich meine Gebärposition selbst wählen?

•Wie viele Menschen darf ich zur Geburt mitbringen?

•Kann ich um etwas Intimität bitten, um eine Beschränkung auf die unbedingt notwendigen Helfer zu erreichen?

•Ist rund um die Uhr ein Anästhesist im Haus oder schnell erreichbar, der eine Leitungsanästhesie* (PDA/EDA) legen kann?

•Ab welchem Tag nach dem errechneten Termin wird die Geburt medikamentös eingeleitet?

•Kann mein Baby nach der Geburt die ganze Zeit bei mir bleiben oder muss es zu bestimmten Zeiten auf die Säuglingsstation?

•Wie viele Frauen stillen ausschließlich, wenn sie nach der Geburt diesen Ort verlassen? Gibt es Stillberaterinnen im Haus?

•Wird eine ambulante Geburt in diesem Haus nach normalem Geburtsverlauf und bei gesundem Baby unterstützt?

Wenn du mit den meisten Antworten zufrieden bist und dein Bauchgefühl stimmt, hast du deinen Platz gefunden. Hurra!

Pro- und Kontra-Argumente für verschiedene Gebärorte

Wenn du in Richtung außerklinische Geburt tendierst, ist das Wissen um Möglichkeiten und Grenzen hilfreich. Hier die mentalen Pro- und Kontra-Argumente für die verschiedenen Gebärorte.

Hausgeburt

Für eine Geburt außerhalb der Klinik kannst du dich entscheiden, wenn die Schwangerschaft ohne größere Probleme verläuft und eine normale Geburt erwartet wird. Das gilt auch für Frauen über 40, Erstgebärende und Frauen, die zum Beispiel ein Baby mit einer chromosomalen Fehlbildung wie Trisomie 21 erwarten. 2016 wurden in Deutschland 4983 von 792 000 Babys zu Hause geboren.

Pro Hausgeburt

•Zu den Prinzipien gehört die persönliche 1:1-Betreuung. Du kennst deine Hebamme.

•Vertraute, familiäre Atmosphäre während der Geburt.

•Weniger medizinische Interventionen und weniger Gebrauch von Schmerzmitteln als in der Klinik.

Kontra Hausgeburt

•Bei schweren Komplikationen während der Geburt und beim Wunsch nach medikamentösen Schmerzmitteln ist eine Verlegung in eine Klinik notwendig.

•Neugeborene mit Problemen müssen sofort in eine Kinderklinik transportiert werden. In der Regel kann die Mutter sich dann mit aufnehmen lassen, hat aber dort oftmals keine so guten Erholungsbedingungen und keine medizinische Betreuung.

Geburtshaus und Hebammenpraxis

2016 wurden 7187 von 792 000 Babys in hebammengeleiteten Einrichtungen geboren. Für eine Geburt außerhalb der Klinik kannst du dich entscheiden, wenn die Schwangerschaft ohne größere Probleme verläuft und eine normale Geburt erwartet wird. Das gilt auch für Frauen über 40, Erstgebärende und Frauen, die zum Beispiel ein Baby mit einer chromosomalen Fehlbildung wie Trisomie 21 erwarten.

Pro Geburtshaus/Hebammenpraxis

•Auch hier gehört die 1:1-Betreuung zum Prinzip. Da oft Teams zusammenarbeiten, weißt du nicht genau, welche Hebamme für dich da sein wird. In der Regel lernst du aber alle vorher kennen.

•Ebenfalls weniger medizinische Interventionen und weniger Gebrauch von Schmerzmitteln als in der Klinik.

Kontra Geburtshaus/Hebammenpraxis

•Auch hier ist bei schweren unerwarteten Komplikationen während der Geburt und beim Wunsch nach medikamentösen Schmerzmitteln eine Verlegung in eine Klinik notwendig.

•Neugeborene mit Problemen müssen sofort in eine Kinderklinik transportiert werden.

Hebammengeleiteter Kreißsaal

Im Gegensatz zu Ländern wie Großbritannien, Dänemark, Schweden, Norwegen, Österreich und der Schweiz gibt es hierzulande nur wenige davon.

Pro Hebammengeleiteter Kreißsaal

•Hier kannst du von dem Vorteil einer individuell gestalteten Gebärsituation, selbst in einer Klinik, profitieren.

•Es wird deutlich seltener mit medizinischen Mitteln eingegriffen als in ärztlich geleiteten Abteilungen.

Kontra Hebammengeleiteter Kreißsaal

•Sollten Komplikationen auftreten, ist die Verlegung in den nahegelegenen ärztlich geleiteten Kreißsaal notwendig, der mit mehr medizinischen Unterstützungsmitteln ausgerüstet ist. So ist dort dann sofort eine Frauenärztin zur Stelle.

Geburtshilfliche Abteilung im Krankenhaus

Die Geburt in der Klinik muss sein, wenn bei dir oder dem Baby problematische Befunde auftreten (siehe dazu den folgenden Kasten).

Pro Geburtshilfliche Abteilung im Krankenhaus

•Einige Kliniken arbeiten mit Belegsystemen. Eine freiberufliche Hebamme, die deine Betreuung bereits in der Schwangerschaft übernommen hat, kann dich auch während der Geburt in der Klinik begleiten. Sie ist dann deine »Beleghebamme«.

•Eingriffe unter ärztlicher Leitung sind bei Komplikationen sofort möglich.

•Alle Medikamente und Anästhesiemöglichkeiten sind vorhanden.

•Eine gemeinsame Unterbringung von dir und deinem Baby in einem Raum (Rooming-in) ist mittlerweile selbstverständlich.

•Kleinere vorübergehende Probleme der Babys nach der Geburt wie Neugeborenengelbsucht oder Blutzuckerschwankungen können meist vor Ort behandelt werden.

Kontra Geburtshilfliche Abteilung im Krankenhaus

•Bei ernsthaften Erkrankungen oder anhaltenden Beschwerden muss das Baby in eine Kinderklinik verlegt werden.

•Du hast eine geringere Chance, eine Geburt ohne medizinische Eingriffe zu erleben als in außerklinischen Einrichtungen.

•Größere Wahrscheinlichkeit des Einsatzes von Opiaten und Anästhesien.

•Höhere Wahrscheinlichkeit einer Kaiserschnittgeburt.

Geburtshilfliche Abteilung im Krankenhaus mit Kinderklinik

Die findest du in der Regel nur in großen Städten oder an Universitätskliniken. Wenn du in einer Kleinstadt oder auf dem Land wohnst, muss eine Einweisung bereits vor der Geburt erfolgen.

Pro Geburtshilfliche Abteilung im Krankenhaus mit Kinderklinik

•Du und dein Baby können in der Regel auch hier in einem Raum untergebracht werden.

•Eingriffe unter ärztlicher Leitung sind bei Komplikationen sofort möglich.

•Alle Medikamente und Anästhesiemöglichkeiten sind vorhanden.

•Alle Möglichkeiten sind vorhanden, um gegebenenfalls helfend einzugreifen, wenn dein Baby in der Kinderklinik versorgt oder behandelt werden muss.

Kontra Geburtshilfliche Abteilung im Krankenhaus mit Kinderklinik

•Geringere Chance, eine Geburt ohne medizinische Eingriffe zu erleben als in außerklinischen Einrichtungen.

•Größere Wahrscheinlichkeit des Einsatzes von Opiaten und Anästhesien.

•Höhere Wahrscheinlichkeit einer Kaiserschnittgeburt.

Bei folgenden aktuellen oder in deiner Vorgeschichte aufgetretenen Situationen in der Schwangerschaft brauchst du eine klinische Betreuung

•Nach mehreren Fehl- oder Totgeburten,

•bei mehr als einem Baby,

•wenn dein Baby gleich nach der Geburt ärztliche Betreuung braucht (zum Beispiel bei einem Herzfehler),

•bei Gebärmutterkomplikationen (zum Beispiel Myom Operationen),

•bei einer vorzeitigen Plazentalösung in der Vorgeschichte,

•bei einem hohen Blutverlust nach einer vorhergehenden Geburt,

•bei Besonderheiten und Komplikationen in der Schwangerschaft,

•bei Erkrankungen wie Blutgerinnungsstörungen, behandlungsbedürftiger Diabetes Typ I und II und akuten Infektionen wie zum Beispiel HIV,

•bei einer Plazentainsuffizienz mit Mangelentwicklung des Babys,

•bei Suchterkrankungen,

•bei Bluthochdruck, Präeklampsie* oder HELLP*-Syndrom.

* Erklärungen zu den Wörtern mit *findest du hinten im Glossar.

Bei folgenden Situationen kurz vor oder während der Geburt brauchst du eine klinische Betreuung

•Wenn dein Baby in Steiß- oder Querlage liegt,

•bei einem Blasensprung ohne Wehentätigkeit mit Farbwechsel des Fruchtwassers (grün oder rot),

•bei einem vorzeitigen Blasensprung ohne Geburtsbeginn über zwölf bis achtzehn Stunden und einer Geburt vor der 37. Schwangerschaftswoche,

•bei stärkeren Blutungen in der Eröffnungsphase,

•bei Verdacht oder Anzeichen auf Infektionen der Eihäute,

•bei einer Sauerstoffunterversorgung des Babys,

•bei einer vorzeitigen Plazentalösung.

Alleingeburt

Den Wunsch zur Alleingeburt, das heißt sein Kind ganz allein auf die Welt zu bringen, und die dahinterliegenden Beweggründe der Frauen kann ich durchaus verstehen. Die Angst, in einer so sensiblen und verletzlichen Situation anderen Menschen ausgeliefert zu sein, habe ich genauso oft als Begründung für diesen Wunsch gehört, wie die Traumatisierung bei vorhergegangenen Geburten. Während meiner Wochenbettbesuche bei frisch gebackenen Müttern habe ich leider viel zu oft hören müssen, dass diese durch professionelle Begleiterinnen traumatisiert wurden.

Aber meine Haltung dazu ist nach den Arbeitserfahrungen als Hebamme in Indien und im Südsudan klar. Ich habe dort Situationen erlebt, in denen sich die gebärenden Frauen nicht selbst helfen konnten und die Babys schon gar nicht. Ich möchte dir nun nicht die Studien der Organisationen der Vereinten Nationen (UNICEF und WHO) unter die Nase halten, welche an vielen Orten der Welt darum kämpfen, professionelle Begleiterinnen für Geburten auszubilden, damit sich die gesundheitliche Situation für Mütter und ihre Babys verbessern kann. Aber ich will dir doch ein paar Anregungen mitgeben, falls du über eine Alleingeburt nachdenkst.

Wenn du ein Opfer von schlechten Erfahrungen in Gebärkliniken bist, ist es umso wichtiger, vor der Geburt an einem Plan für eine Wunschgeburt und dem Formulieren deiner persönlichen Grenzen zu arbeiten. Ich möchte dir empfehlen anstatt einer Alleingeburt nach einer Vertrauensperson zu suchen, wie zum Beispiel einer Beleg- oder Hausgeburtshebamme, die von deinen Ängsten und Sorgen erfährt und die die Geburt dann entsprechend sensibel begleitet. Du kannst viele Themen im Vorfeld besprechen und deine dir wichtigen Regeln selbst in der Klinik aufstellen (zum Beispiel mit deinen Wunschpunkten, siehe die Kopiervorlage am Ende des Buches). Wichtig ist nur, dies vorher im Gespräch vor Ort zu klären. Hilfreich dabei ist die Begleitung einer dich unterstützenden, vertrauten Person. Auch wenn du dort beim Vortragen deiner Vorstellungen vielleicht nicht nur Hurrarufe hören wirst, so gehört ein gewisses Maß an Auseinandersetzung einfach dazu, um für dich transparent zu machen, warum bestimmte Vorgehensweisen in der Klinik zur Routine gehören. Und nur so kannst du herausfinden, ob du den für dich richtigen Ort gefunden hast oder nicht. Du kannst äußern, dass du nicht, oder nur im Notfall vaginal untersucht werden möchtest, keinen Dammschnitt* wünschst und viele andere Dinge, die dann in deinen Unterlagen dokumentiert werden und um deren mögliche Einhaltung sich alle professionellen Begleiterinnen nach einem vorbereitenden Gespräch bemühen werden.

Während in Österreich die Pflicht besteht, bei der Geburt eine Hebamme hinzuzuziehen, ist es in Deutschland grundsätzlich erlaubt, ohne Inanspruchnahme professioneller Hilfe zu gebären. Wenn das Baby während der Geburt allerdings Schaden erleidet, den eine Hebamme hätte verhindern können, macht sich die Mutter unter Umständen der fahrlässigen Körperverletzung oder gar fahrlässigen Tötung schuldig.

Geburtsplan – Erwarte auch das Unerwartete!

Wenn du einen Plan für die Geburt schreibst, zeigt das allen professionellen Begleiterinnen, dass du dich mit deinen Wünschen und auch mit den verschiedenen Optionen an den Gebärorten auseinandergesetzt hast. Und natürlich ist nicht alles planbar; das haben wir ja im Leben schon oft genug erfahren. Aber: Wenn du nicht kommunizierst, was deine Wünsche und Vorstellungen sind, bekommst du sie auch nicht erfüllt. Mir hat es immer geholfen zu erfahren, was sich die werdenden Eltern für diesen wichtigen Tag in ihrem Leben wünschen. Das bedeutet zwar nicht, dass der Plan immer 1:1 umgesetzt werden kann, da Flexibilität während der Geburt notwendig ist, aber es bedeutet, dass sich die Wahrscheinlichkeit enorm erhöht, dass deine Begleiterinnen dich in der überaus kompetenten Rolle wahrnehmen, die dir zusteht, und du daher das bekommst, was zu dieser Rolle passt. Ansonsten bekommst du vielleicht eher das, was die Profis für dich als gut empfinden. Und das ist nicht immer zwingend dasselbe.

Also, auch wenn es unendlich viele Variationen von Geburtsverläufen gibt und es gut ist, dass du dir mehrere Szenarien vorstellst: Du hast die Wahl und auch das Recht, Entscheidungen zu treffen.