Gedanken und Kreis - Rainar Nitzsche - E-Book

Gedanken und Kreis E-Book

Rainar Nitzsche

0,0

Beschreibung

Es handelt sich bei Gedanken und Kreis um die Erstlingswerke des Autors: Gedanken über Ich und Umwelt sowie Kreis unendlich und unterschiedlich, die handschriftlich verfasst in zwei kleinen Ringbüchern vorliegen. Nach der Lektüre von Also sprach Zarathustra von Friedrich Nietzsche schrieb der Autor sein erstes Werk in zwei Wochen. Die Themen sind Existenz und Simulation, Sinn des Lebens, Krankheit und Tod, der ewige Friede unter uns Menschen pax aeterna, eine neue Moral für uns Menschen sowie die Reise ins All, Leben schaffen aus Liebe und schließlich das Ende allen Lebens und des Kosmos und sein Neuanfang.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 195

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Der Autor

Dr. Rainar Nitzsche wurde am 27.12.55 in Berlin geboren, ging im Saarland zur Schule und lebt in Kaiserslautern, wo er Biologie studierte und über Brautgeschenke bei Spinnen promovierte. Er ist gelernter Buchhändler und gründete 1989 den Rainar Nitzsche Verlag. Seit 2015 veröffentlicht er seine Bücher als Autor bei BoD, bookrix und neobooks. Bisher erschienen von ihm die Pfadwelten-Romane, Bücher mit fantastischer Kurzprosa, Lyrikbände sowie Titel unter dem Pseudonym Olaf Olsen. Seit seiner Jugend fotografiert er Tiere. Spinnenfotos finden sich in seinen Sachbüchern über Spinnen. Seine Kunstbücher enthalten künstlerisch verfremdete Fotos, meist mit eigenen Texten.

Zum Buch

Es handelt sich bei Gedanken und Kreis um die Erst-lingswerke des Autors: Gedanken über Ich und Umwelt sowie Kreis unendlich und unterschiedlich, die handschriftlich verfasst in zwei kleinen Ringbüchern vorliegen und nach der Lektüre von Also sprach Zarathustra von Friedrich Nietzsche geschrieben wurden. Die Themen sind Existenz und Simulation, Sinn des Lebens, Krankheit und Tod, der ewige Friede und eine neue Moral für uns Menschen, die Reise ins All, Leben schaffen aus Liebe, das Ende allen Lebens und des Kosmos und sein Neuanfang.

Inhalt

Vorwort

Einleitung

Friedrich und Rainar Ni(e)tzsche

Meine Zeit

Eingebung, Nichtexistenz und Simulation

Der Anfall*

Tod und Prädestination

Euphorie und Depression

Tierliebe und Biologiestudium

Krank und einsam

Yoga

Unsterblichkeit

Kosmische Klänge, Heimat und Du

Intuition

Heimat

Dreieinigkeit und Fünfheit

1 Licht

2 Leben

3 Liebe

4 Frieden

5 Eins-sein

Nachwort

Ich aber bin Höhe und Länge und Breite und Zeit

Vorwort

Einleitung

Das Zeichen

Reise und Geburt

Reise

Begrüßung

Ankunft und Leben

Hell scheint die Sonne

Lachen muss die Mutter Erde

Leben auf Erden

Der Erhabene

Das Kommende

Sonnenschein

Trostlos ist alles, öde und leer

Die kleine Liebe*

Vom Warten

Eine Abiturrede

Nur ein kleines Kind

Der ewige Wandel - Zoologe und Botaniker

Trüber Tagesbeginn

Der Angeber

Lachen bis zum Morgen

Eine Liebesgeschichte

Eine andere Liebe

Sein Kampf, ihr Kampf, Kampf

Strahlen vom Himmel

Vom Teufel

Ein Gewitter

Und nach dem Gewitter: Trauer

Krank liege ich da

Der Schlaf kommt

Im Walde

Geburtstag

Die Überwindung oder Der Übergang

Einer aber fragte: »Warum aber dann Frieden?«

Tod und Geburt

Eine Offenbarung

Jedes Ende ist ein Anfang

Ich aber lehre euch, zeige euch

Nach der großen Stunde

Heute, gestern und morgen

Die große Stunde - Menschwerdung

1. Die große Stunde

2. Das Licht erleuchtete - Aus heiterem Himmel

3. Das blaue Licht

4. Die Stunde der Freude

5. Die neue Welt

Im All

1. Der Aufbruch

2. Klein wird sie, immer kleiner

3. Hinter uns: das War

4. Die kurze Zukunft

5. Ein Krieg

6. Die Katastrophe

7. Erkennen

8. Das Zeichen

Tod und Vereinigung

Vergangenheit und Zukunft

Im Kosmos

1 Im Kosmos vereint

2 Wie die Kinder

3 Rückblick

4 Der große Donner

5 Der große Blitz

6 Vom Schwarzen Loch

7 Die letzte Verwandlung

8 Vom Schaffen

9 Das Werk

10 Die bunte Sonne

Der Untergang oder Der neue Anfang

Im Nichts wird Etwas sein

,

Nachwort

Vom Pulsieren

Kleiner Scherz zum Schluss

Gedanken über Ich und Umwelt

Glaubst du, es wacht auf, unser kleines Kind?

Erster Versuch meine Gedanken und Gefühle schriftlich niederzulegen1

Heute geschrieben über gestern für morgen aber auch über heute, über morgen Wo ein Ende ist da ist auch ein neuer Anfang

1: Meine Kommentare: Die Sprache ist noch sehr schlecht, aber sie wird immer besser werden (4.4.75). Wenn ich einiges heute lese, muss ich lächeln und bin manchmal ganz anderer Meinung, denn ich habe mich verwandelt (9.8.78). Und die Lyrik ..., nun ja, nicht sonderlich toll (15.4.19).

Vorwort

Heute, wo nun jedes Werk fast oder ganz umsonst in beliebiger Auflage gedruckt bzw. gespeichert mit null Exemplaren vorliegen und als E-Book veröffentlicht werden kann und ich mich dem Ende meines Lebens mit rasenden Schritten nähere, ist es kein Problem mehr und auch an der Zeit, diese Gedanken hier zu veröffentlichen. 46 Jahre sind nun schon vergangen, da ich diese Worte schrieb. Ob es aber jemanden außer mir interessieren wird, ist hier die große Frage. Vermutlich nicht. Macht aber nichts.

Wie auch immer: Was ist, das ist, einmal geschehen, geschrieben, für alle Zeit und kann niemals ungeschehen gemacht werden, weder durch uns Menschen noch durch die, die nach uns sind, und die Anderen dort draußen und tief in uns, die da leben und lachen und weinen und - träumen, von besseren Welten, genauso wie wir.

Rainar Nitzsche, 9.5.21

Gedanken über Ich und Umwelt ist mein erstes Werk. Es entstand zwischen dem 4.4. und dem 14.4.1975. In den Computer tippte ich die Texte im August bis September 1993. Bei dieser Abschrift nahm ich nur kleine stilistische Korrekturen vor und verwendete die neue deutsche Rechtschreibung. In der vorliegenden Druckversion ergänzte ich zudem einige Überschriften. Der Titel der Fortsetzung lautet: Ein Kreis, unendlich und unterschiedlich.

Wo ein Ende ist da ist auch ein neuer Anfang

Wo ein Anfang ist da war ein Ende

Allen Menschen dieser einen Erde und denen, die nach uns sein werden

Gewidmet Friedrich Nietzsche

Einleitung

Wie soll ich nun beginnen und womit?

Aller Anfang ist wirklich schwer.

Aber genug der dummen Redensarten. Ich will schreiben, was mir gerade in den Sinn kommt.

Friedrich und Rainar Ni(e)tzsche

Wer ist es überhaupt, der hier etwas über sich niederschreiben will? Wer bin ich denn?

Ein Nichts im unendlichen All, ein sinnloses Etwas, das sich in seinem ungeheuren Hochmut einbildet, etwas zu sein?

Nein! Das wollte selbst Friedrich (Nietzsche) nicht wahrhaben. Zwar hat er den Nihilismus begründet, doch an der totalen Sinnlosigkeit einer um sich selbst drehenden Erde, einem sich selbst verzehrenden Ungeheuer2 und immer wieder sich selbst gebärenden, an der ewigen Wiederkehr des Gleichen wäre er beinahe zerbrochen, so dass er doch noch in diese pessimistische Anschauung einen großen Optimismus warf, indem er einräumte, dass nach jeder neuen Wiederkehr die Lage sich bessern kann3, der Mensch also besser werden kann. Denn es wäre schrecklich, wenn der kleine Mensch immer wieder genauso wäre und nicht überwunden werden könnte. Also auch er, mein Bruder, mein Vorgänger, der Verkünder einer neuen Moral, der große Lehrer verkündet einen grenzenlosen Optimismus in seinem Übermenschen, der der Sinn der Erde sei.4

Aber ich heiße ja Rainar, und auch mein Nachname unterscheidet sich von seinem. Schon darin wird klar, dass wir nicht eins sind, nicht einer Meinung sein können. Doch in vielem stimmen wir überein, vieles haben wir gemeinsam, trotz so vieler Gegensätze, die schon in der Größe des Geistes liegen. Wie ich es schon in seine Biographie hineingeschrieben habe: Durch ihn bin ich entscheidend beeinflusst worden. Denn, nicht nur das Erbgut entscheidet, was der Mensch wird, was aus ihm wird, genauso drückt die Umwelt ihren Stempel auf jeden Menschen auf. Besonders in der Kindheit wird der Mensch ja durch sie geprägt. Auch noch in meinem Alter, in dem ich mich zwar schon erwachsen fühle und es auch offiziell von Staats wegen bin, in Wirklichkeit aber noch ein Kind, ein Wesen, das begierig zu lernen, alles, was es sieht und ertastet mit seinen unvollkommenen Sinnesorganen, zu verstehen sucht, obwohl es dieses nie ganz tun kann und wird. Denn der Mensch ist nicht Gott, er ist nicht alles, sondern nur ein Teil der Heimat, ein Teil des Kosmos. So ist also auch dies zu verstehen:

Meine Zeit

Danksagung: Durch dich, Friedrich, habe ich zum Geist zurückgefunden, sonst wäre ich auch nur ein Nichts, ein Teil, einer unter vielen, eine Ameise, kurzum ein Anhänger des Sozialismus, Kommunismus. Meine Zeit - die Zeit, in der ich jetzt dieses niederschreibe, ist damit gemeint, nicht die Zeit, die kommen wird, die auch die »meinige« sein wird - und meine Umgebung, das Land also, in dem ich aufgewachsen und erzogen worden bin, sind ja sehr demokratisch und von sozialistischen und kommunistischen Ideen durchsetzt, jedenfalls die Jugend, mit der ich in Berührung stehe, zu der ich gehöre. Auch in der Schule, durch unseren Lateinlehrer I. ist dieser sozialistische Einfluss in mich eingeflossen, so dass in mir einige Ideen verankert sind, ob bewusst oder unterbewusst.5

Jeder Mensch ist ein Abbild seiner Zeit. Aber zum Ausgleich von dummem Geschwätz sie Bildungsgleichheit, Chancengleichheit und anderem hat mir Friedrich verholfen, der schon sagt: »Oh meine Brüder, die Menschen sind nicht gleich.« Das ist mir gestern, am 3.4.1975 richtig aufgegangen und es hat mich erfreut.

Eingebung, Nichtexistenz und Simulation

Manchmal also, wenn ich alleine bin, oder in letzter Zeit nach einem Film, der mir gut gefallen hat, der mich seelisch tief beeindruckt, tief ergriffen hat (muss dann meistens weinen vor Freude oder vor Schmerz), dann habe ich Augenblicke der Eingebung und der Erkenntnis, dann durchzuckt mich ein Gedanke, den ich schon manchmal vielleicht hegte, der aber mir dann erst zur Gewissheit wird.

Manchmal auch mache ich mir Gedanken über philosophische, das Leben betreffende Fragen. Die Stellen, die ich hier von mir zitiere, stammen von solchen lichten Augenblicken6, in denen ein unbekannter Gott, wie das Friedrich genannt hat, zu mir spricht. Ich nenne es meine Heimat, die dies tut. Vielleicht sind es auch andere Wesen, auf die ich sowieso schon längere Zeit warte, auf dass sie das Los der Menschheit verbessern, auf dass diese nicht, jetzt noch nicht ausstirbt.

Ebenso kann es auch sein, dass niemand zu mir spricht und ich mir dies nur einbilde.

Aber dann kann es auch sein, dass ich überhaupt nicht existiere, die Umwelt um mich ebenfalls nicht, woran ich aber nicht glaube, das heißt, was ich für unrichtig, für Hirngespinste halte.

Ebenso kann ich nur eine Figur in einem Simulationsversuch höher entwickelter Wesen sein, wie dies auch die ganze Erde sein kann.

Doch was hat das für einen Zweck, an solche Möglichkeiten zu denken. Das führt nur zu Depressionen und zur Krankheit.

Der Anfall7

Aber einmal hätte ich schwören können, dass ich nur ein Ding bin, was gelenkt wird, gesteuert wird und dieser Steuerung willenlos unterworfen ist. Es war voriges Jahr (5.11.74), als ich gerade mein Bio-logiestudium begonnen hatte.

Wie jeden Morgen stand ich auf, zog mich an und frühstückte. Ich musste mich beeilen, trotz Müdigkeit, da um 8.15 Uhr die Chemievorlesung bei Professor K. (phys. Chemie) begann.

Ich ging also los, die Aktentasche in der Hand. In dieser waren neben dem Schreibzeug (Papier und Vierfarbstift) ein Ordner mit den bisherigen Physikaufzeichnungen und die Chemieübungsaufgaben zur Abgabe (Korrektur). Draußen regnete es etwas. Kurz vor der Uni, genauer gesagt, vor dem Bau, in dem der Chemievorlesungssaal ist (Bau 11), traf ich noch jemanden aus dem Semester, irgendein Mädchen. Sie hatte einen Schirm dabei. Ich hatte meine Kapuze hochgeklappt. Da fiel mir die Tasche aus der Hand, und ich hob sie auf. Inzwischen war ich alleine. Denn die Studentin war weitergegangen. Ich ging die Stufen hinunter (vor dem Bau), und dann wurde mir schwindelig, und ich ging und ging, immer weiter. Ich hätte anhalten können, doch ich wollte nicht aufgeben, sondern eisern durchhalten, bis ich zur Vorlesung komme. An Autos stieß ich an und flog beinahe über sie. Ein schreckliches Gefühl packte mich. Ich fühlte, wie die Umwelt um mich herumlief, aber nicht ich ging, sondern sie. Ebenso glaubte ich, ich würde von irgendetwas gesteuert werden bzw. die Umwelt um mich herum. Solche schrecklichen Minuten hatte ich bis dahin und bis heute nie erlebt. Fürchterlich war es. Ich ging immer weiter, an Leuten vorbei, die ich nicht erkannte. Straßennamen konnte ich gerade lesen, aber ich hatte total die Orientierung verloren. Ich wunderte mich, aber ich wollte nicht aufgeben und ging.

Plötzlich fragte mich ein Junge nach dem Weg zur Uni, und ich blieb stehen. Ich konnte aber nur die Schultern zucken, vielleicht auch nicht, und stammeln: »Weiß nicht, keine Ahnung.«

Dann sah ich die Bahnunterführung und begriff schlagartig, dass ich von der Uni Richtung Stadt marschiert war und bemerkte, dass meine Aktentasche weg war. Ich musste sie unterwegs verloren haben. Jetzt war mir einiges klar. Ich hatte es schon gehört, aber noch nicht selbst erlebt. In der Quadrophenia8 heißt es: »Statements to a a stranger, asking for directions turn out from being help to being questions.« So war es mir ergangen, als der Junge mich fragte. Dieser Satz fiel mir danach ein. Wo ich nicht wusste, wo ich war, wie sollte ich ihm sagen, wo die Uni ist. Ich wusste es selbst nicht.

Etwas danach, in der Uni angekommen (war vorher in der Wohnung), erzählte ich von dem Geschehen meinen Studienkameraden, und plötzlich war ich weg. Denn die Erinnerung reicht bis zum Erzählen. Einer riet mir noch, die Strecke abzugehen, wegen des Mappenverlustes.

Und ich erwachte erst wieder liegend in einem Krankenwagen. Neben mir Günter H., der auch im Wohnheim wohnt und ein verkappter Mediziner ist, und daneben ein anderer Student. Mehr als fünfzehn Minuten muss ich ohnmächtig gewesen sein. Das ist ebenfalls eine schreckliche Sache.

Nebenbei: die Hilfe von Mitmenschen ist etwas sehr Schönes. Diese fünfzehn Minuten und weitere Minuten (2. Anfall) an diesem Tag fehlen mir. Die Zeit ist mir gestohlen worden. Wo war ich da mit meinen Gedanken? Waren sie tot? Ich weiß es nicht.

Ebenso ergeht es den Tieren und Menschen beim Schlaf. Er ist notwendig zur Regeneration, Erholung und Entspannung, aber ich habe schon seit einiger Zeit darin einen Verlust, eine Verschwendung gesehen. Außerdem, wo ist die Seele da, die Gefühle, der Geist? Liegt vielleicht nur der Körper auf dem Bett und schläft, während die Seele Ausgang hat?

Tod und Prädestination

Wie ist es, wenn man stirbt?

Darüber, über den Tod, über das, was danach kommt, habe ich mich schon mit meinem Mitschüler Walter N. unterhalten (OIa9). Auch ihm hat sich dieselbe Frage oft schon gestellt. Es ist übrigens der einzige Mensch, den ich bisher getroffen habe, den ich für denkfähig halte; ich habe ihn vor dem Abitur im Geist sehr verehrt und gleich beim Kennenlernen ob seiner geistigen Entwicklung bewundert und geschätzt. Auch er wüsste gerne, wie das Leben oder Nichtleben nach dem Tode ist.

»Ich bin darauf gespannt, schon jetzt«, habe ich ihm geantwortet.

Gibt es ein Leben nach dem Tode, wenn ja, was für eines? Ein körperliches in anderer Hülle, ein seelisches, ein immaterielles, ein unvorstellbares für einen Lebenden oder gibt es gar kein Leben?

Ist mit dem Tode alles zu Ende?

Ist der Tod das Ende, wo er doch eine Notwendigkeit für die Höherentwicklung des Lebens war. Denn Einzeller sind ja potentiell unsterblich, was einer meiner größten Wünsche ist. An meinem 22. oder 23. Geburtstag möchte ich ebenso sein, unsterblich, potentiell. Nur einst, wenn meine Zeit abgelaufen ist, werde ich mich dann selbst umbringen und sterben, wie es Friedrich wollte: »Meinen Tod, den lobe ich euch, den freien Tod, der mir kommt, weil ich will. Und wann werde ich wollen? Wer ein Ziel hat und einen Erben, der will den Tod zur rechten Zeit für Ziel und Erben.« (Also sprach Zarathustra).

Aber kann denn die Zeit für mich ablaufen?

Ist mein Handeln prädestiniert? Ist alles, was ich tue, bereits vorprogrammiert? Bin ich nur eine Marionette, die alles tun muss (siehe Simulationsversuch)? Oder darf ich alles wollend tun? Oder kann und muss ich alles selbst entscheiden?

Irgendwie scheint es mir, dass mein Handeln doch vorgesehen ist und notwendig ist für die Zukunft.

Zitat vom 3.4.75: »So vieles, was mir begegnet ist oder mir begegnen wird, passt zusammen, wie bei einem Puzzle die einzelnen Teile. Ich werde es alles einst gebrauchen können. Durch dieses werde ich einst so sein, wie ich sein soll, wie ich sein will. Irgendetwas oder -jemand sorgt dafür seit meiner Geburt, ja vielleicht schon seit Ewigkeit bin ich geplant als das, das ich bald bin.

Wer ist es nur, der dieses tut?

Vielleicht weiß ich es bald, egal ob man es Schicksal, Gott, Zufall oder Vorsehung nennen will.

Ist es meine Heimat oder jemand daraus?

Oder ist alles nur Täuschung, Einbildung, Wahnsinn, Wunsch?«

Euphorie und Depression

Jeder Mensch fühlt sich manchmal in einem Stimmungshoch, ein anderes Mal in einem Tief, mal ist er also high, mal down. So ist es natürlich auch bei mir, aber ich versuche möglichst oft gut gelaunt zu sein. Denn, wie Friedrich schon sagte: »Seit es Menschen gibt, hat der Mensch sich zu wenig gefreut. Das , meine Brüder, ist unsere Erbsünde. Und lernen wir besser uns zu freuen, so verlernen wir am besten, ändern wehe zu tun und Wehes auszudenken.« Doch im Unterschied zur Freude am Leben, am Sonnenschein, bin ich manchmal ganz euphorisch.

Zitat: »Jetzt bin ich leicht, jetzt fliege ich, jetzt sehe ich mich unter mir, jetzt tanzt ein Gott durch mich.« Wie ich es schon einmal angedeutet habe, das ist der Fall nach dem Hören von Musik, die meine Seele zum Tanzen bringt und welche ich deshalb kosmische Musik nenne. Hier fühle ich die Verbundenheit mit dem Kosmos, mit meiner Heimat, mit der Heimat der Menschheit, mit der Heimat allen Lebens, worauf ich später noch eingehen werde.

Andere Male aber bin ich ganz depressiv, niedergeschlagen und sehe die Kleinheit und Armseligkeit des Menschen, insbesondere die von mir, die Ver-lorenheit in der Grenzenlosigkeit des Universums, durch welche Gedanken Friedrich zu seinem Nihilismus kam.

So ein Tief hatte ich nach meinem Krampfanfall, solch eine Anwandlung von Pessimismus. Folgendes habe ich da in der Nervenklinik in Homburg niedergeschrieben (15.11.74). Es handelt von der Lage der Menschheit, bezogen auf meine Person:

Oh, wann ist das Leid zu Ende wann wird das Licht erstrahlen?

I Groß ist die Not und werden tut sie immer größer überall ist Schmutz und Tod wann muss die Mutter sterben?

II Da, ein Licht entsteht doch es flackert fast scheint es nicht zu sein Es brennt mit kleiner Flamme allmählich wächst und wächst es aber nur zögernd glimmt sein Schein doch plötzlich droht tiefe Nacht herein Wann muss das Licht verlöschen?

III Es ist ein Nichts noch kann es alles werden und unsere Heimat, die wird leben Doch zu Staub zerfällt es? Welch Sein die Mutter wird erleben? Entsteht ein neues, ein anderes Licht? Oder gibt es nur noch Nichts? Und tiefe, tiefe dunkle Nacht muss herrschen

Doch noch tieferer Pessimismus hat mich schon ergriffen. 11.4.74, 21.55 Uhr:

1. »Was ist das für ein Los! Eingesperrt in Zeit und Raum. Alles nur einmal erleben, all die schönen Augenblicke, oh wie armselig sind wir doch!

2. Diese armseligen Geschöpfe, die nicht würdig sind, Menschen genannt zu werden, töten und vernichten alles. Sie zerstören die Natur und damit sich selbst, diese Dummköpfe. Was für eine schreckliche Welt, diese Narren!

3. Sie könnten das Paradies schaffen und schaffen das Chaos.

4. Hoffentlich bleibt noch Zeit, um zu retten, sonst ist der Untergang sicher und sterben alle, und mit uns all die unschuldigen Kreaturen, Pflanzen, Tiere und alle Materie der Erde.«

Oder ein anderes Mal: »Oh Mutter, wie grau bist du geworden! Oder bist du schon schwarz wie die Wolken, die das Licht verdecken? Oh, wie klein ist es erst, das Licht, das kommen wird, um einen bessere Welt zu schaffen!«10

Tierliebe und Biologiestudium

Aber nur fort von den grauen Gedanken zu dem Bunten, zu den Farben, die ich so liebe, was man an meinen Bildern schon sehen kann, die ich 1974/75 und schon etwas vorher gemalt habe.11

Hier habe ich nicht gemalt um des Malens willen, um der Kunst willen - da würde ich es nicht zu viel bringen, denn ich glaube nicht, dass ich gut malen kann, jedenfalls zeichnen kann ich überhaupt nicht (z. B. Porträt etc.).

Also wieder zurück zu meinen Bildern. Sie stellen alle, wie das hier Geschriebene, meine Gedanken und Gefühle dar. Ihr Inhalt ist aus den Titeln abzulesen, so z. B. Das Leben entsteht. Das Leben. Das Zeichen des Friedens. Terra. Liebe. Kosmos. Die Fünfheit. You come. Sonne, Erde, Leben, Zeit.

Hieraus kann man schon die Verbundenheit mit der Biologie erkennen. Das Leben: das bunte, das pulsierende, das singende, das entstehende, das blühende, das arbeitende, das schaffende, aber auch das sterbende, das leidende, das sichverfärbende, das faulende, das vermodernde, das ruhige, das erstarrte, das erkrankende, dieses Leben hat mich schon seit der Kindheit fasziniert.

Psychologisch gesehen ist meine Liebe zu Tieren durch viele Besuche im Zoo Berlin mit meinen Großeltern wahrscheinlich geprägt worden. Es kann natürlich sein, dass diese Liebe schon vorher da war und nur in den Zoobesuchen ihren Ausdruck gefunden hat. So wollte ich dann auch schon ab der Mittelstufe das Biologiestudium ergreifen, mit dem ich ja jetzt angefangen habe. Ich hatte also keine Sorgen wie viele Mitschüler, die sich entscheiden mussten und lange überlegen, was sie werden wollten. Bei mir war dieses alles klar. Nur der Numerus clausus brachte mich manchmal an den Rand der Verzweiflung. Es gab Augenblicke, vor und nach dem Abitur, bis zum Erhalt der Zulassung, wo ich alles am liebsten hingeworfen hätte12 angesichts der Sinnlosigkeit der ganzen bisherigen Ausbildung am Gymnasium. Dieser Ausbildung bin ich jedoch jetzt dankbar.

Was mich ärgert, ist das sinnlose Französischgepauke und die Tatsache, dass man bei allen Schulausbildungen fast nur dummes unnötiges Zeug erlernt, anstatt seinen Geist im Denken zu üben. Und so muss ich mich den Worten meines Freundes Johannes G. anschließen, der da sagte: »die Schule ist eine Verdummungsanstalt.« Zwar verdummt man nicht so, aber man wird nicht klüger, nicht handlungsfähiger, nicht denkender. Aber das konnte ich ja nicht ändern, noch nicht.

Und so bin ich durch Latein, was ich nebenbei in den Naturwissenschaften noch gut gebrauchen kann, und durch Mathematik, aber auch durch das Schreiben von Aufsätzen in Deutsch doch dahin gelangt, erste Denkansätze selbst zu entwickeln und etwas schreiben zu können. Es kann natürlich auch hier wieder sein, dass ich zum Denken ohne die Schule genauso, zur gleichen Zeit oder vielleicht auch noch früher gekommen wäre. Aber als dreidimensionales Wesen, das in der Zeit gefangen ist, ist für mich die Sache eben so gelaufen. Zu denken, dass es anders hätte sein können, ist sinnlos, witzlos und dumm.

Warum nun studiere ich Biologie?

Primär natürlich aus Interesse, aus Freude an Tieren und am Leben, auch an Menschen. Ebenfalls um einen Beruf zu haben, eine Arbeit, mit der ich Geld verdienen kann. Denn leider braucht man dieses, um sich ernähren zu können. Aber ich glaube eben in Hinsicht auf die Vorbestimmung, dass es notwendig ist, Bio zu studieren, dass ich es später gut gebrauchen kann, wenn ich vielleicht im All herumfliege, um andere Lebewesen zu treffen. Da ist es vorteilhaft, wenn man etwas Ahnung, wenigstens von dem terrestrischen Leben, hat. Besonders in der Verhaltensforschung sehe ich momentan meine Spezialisierung. Doch das ist noch nicht endgültig, das kann sich noch ändern.

Auch meine Hobbys werde ich ausbauen, dass sie zum Ausdruck meiner Gedanken und Gefühle werden, zur Hilfe beim Biologiestudium und zur Schulung meines Geistes und zur Freude, zur Erhaltung meines Optimismus dienen: Fotografieren, Filmen, Lesen (schwierige Sachen, die mich interessieren, die da sind: Philosophie, Biologie, Naturwissenschaften), Malen, Musik hören, Tiere (Fische, Wasserschildkröten) halten. Mein Schaffenswille ist also gerade groß. Eine Schaffensperiode hat soeben begonnen.

Krank und einsam