Gedichte und Lieder - Adolf Glassbrenner - E-Book

Gedichte und Lieder E-Book

Adolf Glassbrenner

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Beschreibung

Adolf Glaßbrenner war ein deutscher Humorist und Satiriker. Dieser Sammelband binhaltet seine schönsten Dichtungen und Lieder, darunter auch die Sammlung "Die verkehrte Welt" und das Werk "Neuer Reineke Fuchs".

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Gedichte und Lieder

Adolf Glaßbrenner

Inhalt:

Adolf Glaßbrenner – Biografie und Bibliografie

Verbotene Lieder

Zuruf

Sanct Georg

Unser Frühling

Kuckuck!

Die Sclaven-Emancipation

! –

Wiegenlied

Weine nicht!

Die alte Leier

Allerhöchste Logik

Der Verlust des Adels

Seufzer

Halbes Träumen

Geisterrache

Vom Jüngling Sangesmuth

Zwei Wünsche

I–a!

Sohn und Vater

Schiller's Lied an die Freiheit

Neue Fibelverse

Die Sorgen auf dem Throne

Elegie auf den Tod des Herzogs von Orleans

Deutsche Sclaven

Vom kleinen Michel

Der Tambour

Dithyrambe

General A.

Warum denn?

Die Väter

Die Hand auf's Herz!

Opposition

Die Sternschneuzen

Bestrafte Falschheit

Quodlibet

Unsere Freiheit

Die freieste Monarchie

Die Diebe

Hoffnung

Die Holznoth

Der neue Komet

Die Raupe

Rheinweinlied

Der Topf mit Orden

Geschichte von 18 ...

Armes Bayern!

Wanderlied eines adligen Handwerksburschen

Wie der Hund knurren und bellen wollte

Der brave Unterthan

Mein Gebet

Das Mährchen vom Reichthum und der Noth

Der Hofpoet bei der Geburt eines Prinzen

Muckerlied

Die Ruinen

Punschlied

Der deutsche Michel beim Fortschritt

Die Geschichtlinge

Variationen zum Leierkasten

Usus est Tyrannus!

St!

Alle wie Einer!

Der gelehrte Kater

Der cosmopolitische Nachtwächter

Champagnerlied

Das Mährchen vom Geist

Wir

In der Sternennacht

Mein Dichten und Trachten

Volkshymne

Die Verkehrte Welt

Vorgesang

Erstes Kapitel - Eine Rundschau

Zweites Kapitel - Die Gräfin Lotte

Drittes Kapitel - Der Sultan und sein Hof

Viertes Kapitel - Adel und Verfassung

Fünftes Kapitel - Der Abschied des Sultans

Sechstes Kapitel - Der Stiefelputzer

Siebentes Kapitel - Der Barbier

Achtes Kapitel - Der Briefträger

Neuntes Kapitel - Das Billet

Zehntes Kapitel - Das hohe Lied vom Passe

Eilftes Kapitel - Der Paß-Rath

Zwölftes Kapitel - Lilialinda

Dreizehntes Kapitel - Die Trennung

Vierzehntes Kapitel - Zurück

Fünfzehntes Kapitel - An die Leser

Sechszehntes Kapitel - Ein Vernünftiger

Siebzehntes Kapitel - Begräbniß und Kirchhof

Achtzehntes Kapitel -  Beim Ober-Mufti

Neunzehntes Kapitel - Empfang und Unterricht

Zwanzigstes Kapitel - Die Bibliothek. Eine Injurie. Schlußeffekt

Einundzwanzigstes Kapitel - An die Kritik

Zweiundzwanzigstes Kapitel - Aus meinem Merkbuche

Dreiundzwanzigstes Kapitel - Parlamentarismus

Vierundzwanzigstes Kapitel - Eine Gesellschaft

Fünfundzwanzigstes Kapitel - Woher mein Geld?

Die Insel Marzipan

Neuer Reineke Fuchs

Erstes Capitel.

Zweites Capitel.

Drittes Capitel.

Viertes Capitel.

Fünftes Capitel.

Sechstes Capitel.

Siebentes Capitel.

Achtes Capitel.

Neuntes Capitel.

Zehntes Capitel.

Eilftes Capitel.

Zwöftes Capitel.

Dreizehntes Capitel.

Vierzehntes Capitel.

Fünfzehntes Capitel.

Sechszehntes Capitel.

Siebzehntes Capitel.

Achtzehntes Capitel.

Neunzehntes Capitel.

Zwanzigstes Capitel.

Einundzwanzigstes Capitel.

Zweiundzwanzigstes Capitel.

Dreiundzwanzigstes Capitel.

Vierundzwanzigstes Capitel.

Fünfundzwanzigstes Capitel.

Sechsundzwanzigstes Capitel.

Siebenundzwanzigstes Capitel.

Achtundzwanzigstes Capitel.

Neunundzwanzigstes Capitel.

Dreißigstes Capitel.

Einunddreißigstes Capitel.

Zweiunddreißigstes Capitel.

Dreiunddreißigstes Capitel.

Vierunddreißigstes Capitel.

Fünfunddreißigstes Capitel.

Sechsunddreißigstes Capitel.

Siebenunddreißigstes Capitel.

Achtunddreißigstes Capitel.

Neununddreißigstes Capitel.

Vierzigstes Capitel.

Einundvierzigstes Capitel.

Zweiundvierzigstes Capitel.

Dreiundvierzigstes Capitel.

Vierundvierzigstes Capitel.

Letztes Capitel.

Gedichte und Lieder, A. Glaßbrenner

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

ISBN: 9783849615802

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

Frontcover: © Vladislav Gansovsky - Fotolia.com

Dieses Werk bzw. Inhalt und Zusammenstellung steht unter einer Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz. Die Details der Lizenz und zu der Weiterverwertung dieses Werks finden Sie unter http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/. Der Inhalt und die Zusammenstellung oder Teile davon wurden der TextGrid-Datenbank entnommen, wo der Inhalt und die Zusammenstellung oder Teile davon ebenfalls unter voriger Lizenz verfügbar sind. Eine bereits bestehende Allgemeinfreiheit der Texte bleibt von der Lizensierung unberührt.

Adolf Glaßbrenner – Biografie und Bibliografie

Humoristischer und satirischer Schriftsteller, geb. 27. März 1810 in Berlin, gest. daselbst 25. Sept. 1876, widmete sich dem Kaufmannsstand, beschäftigte sich aber daneben mit literarischen Arbeiten und redigierte 1831 eine Zeitschrift: »Don Quijote«, die aber wegen ihres Freimuts bereits 1833 unterdrückt wurde. Nun veröffentlichte G. unter dem Namen Adolf Brennglas eine Reihe kleiner Schriften u. d. T.: »Berlin wie es ist und trinkt« (Berl. u. Leipz. 1832–50, 30 Hefte; teilweise mehrfach aufgelegt), die mit meisterhafter Beobachtungsgabe Bilder aus dem Berliner Alltagsleben vorführten und im Scherz viele Gedanken laut werden ließen, die damals imErnst auszusprechen die Zensur nicht gestattet hätte. Ähnliche Arbeiten Glaßbrenners sind: »Leben und Treiben der seinen Welt« (Leipz. 1834) und »Berliner Volksleben« (das. 1848–51, 3 Bde.). Das Resultat eines siebenmonatigen Aufenthalts in Wien (1835) waren die anonymen »Bilder und Träume aus Wien« (Leipz. 1836, 2 Bde.), die vom Bundestag verboten wurden. 1840 heiratete G. die Schauspielerin Adele Peroni (geb. 17. Jan. 1813 in Brünn, gest. 31. Juli 1895 in Berlin), der er 1841 nach Neustrelitz folgte. Hier schrieb er seine »Verbotenen Lieder« (Zürich 1843), deren 2. Auflage als »Lieder eines norddeutschen Poeten«, die 3., sehr vermehrte Auflage aber als »Gedichte von Adolf G.« (Berl. 1851, 5. Aufl. 1870) erschien, und das komische Epos »Neuer Reineke Fuchs« (Leipz. 1846, 4. Aufl. 1870), ein Gedicht voll von der schonungslosesten Satire. 1848 stand G. als Führer an der Spitze der demokratischen Partei in Mecklenburg-Strelitz. 1850 dort ausgewiesen, lebte er mit seiner Gattin erst m Hamburg und kehrte 1858 nach Berlin zurück, wo er die Redaktion der »Berliner Montagszeitung« führte. Von Glaßbrenners späteren Schriften sind noch zu erwähnen: der »Komische Volkskalender« (1845–67, 23 Jahrg.); die »Xenien der Gegenwart« (mit D. Sanders, Hamb. 1850); die politisch-aristophanische Posse »Kaspar der Mensch« (das. 1850); die »Komische Tausendundeine Nacht« (Braunschw, 1852), das komische Epos »Die verkehrte Welt« (Berl. 4857, 6. Aufl. 1874) u.a. In den späteren Jahren verfasste er auch Jugendschriften, unter denen »Lachende Kinder«, »Sprechende Tiere«, »Insel Marzipan« viele Auflagen erlebten. Als Dichter im engeren Sinne zeigt sich G. am reinsten in »Kaspar der Mensch« und im »Neuen Reineke Fuchs«, welch letzteres wohl sein bestes Werk sein dürfte. Seine Erfolge als »Vater des Berliner Witzes« haben unzählige Nachahmer geweckt und an der späteren Entstehung der Berliner Lokalposse (deren »höheren Blödsinn« aber G. verachtete) einen wesentlichen Anteil. Vgl. Schmidt-Cabanis, Adolf G. (Berl. 1881).

Verbotene Lieder

 Motto: Gott ist wie Shakspeare: Spaß und

 Ernst läßt er aufeinander folgen.

Ludwig Börne.

Zuruf

Fliegt nun weiter, liebe Lieder!

Kleine Seelen meiner Seele!

Singt den hohen Sang der Freiheit

Ringsumher mit süßer Kehle!

Ach, ihr seid verbot'ne Lieder!

Euer Sang hat mächt'ge Tadler:

Gift'gen Blickes, scharfer Kralle

Harren eurer schon die Adler.

Sie, die in den Wolken thronen,

Deckten gern den Strahl der Sonne,

Daß in Blüthen und in Liedern

Nicht erwacht der Freiheit Wonne.

Doch, wie sie euch gier erfassen,

Was euch Gott durch mich gegeben

Werden sie euch nimmer rauben:

Eures Lebens höh'res Leben!

Denn vom höchsten Geist getrieben.

Folgt ihr auf aus meinem Herzen.

Seine ew'gen Reime singend:

Schmerz in Scherzen, Scherz in Schmerzen.

Darum singt den Sang der Freiheit!

Steckt ihr auch in Adlerskrallen,

Werden doch in Tausend Seelen

Eure Töne wiederhallen.

Sanct Georg

Wie flog Dein Name von Land zu Land!

Wie eine süße Legende!

Du schwangst Dich auf das geflügelte Roß

So muthig, so behende.

Der Freiheit, der Freiheit! erscholl Dein Gesang:

Es wurde den Alten im Purpur so bang,

Es griffen zum Schwert ihre Hände.

Ich komme zu retten, riefest Du aus,

Die Armen, die Sklaven, die Schwachen!

Mein muthiger Ritter Sanct Georg,

So zogst Du, zu tödten den Drachen.

Und tausendfüßig, schnaubend vor Wuth,

Das Ungethüm kam gekrochen;

Da hast Du heiligen Zorn's Deinen Speer

Tief in den Schlund ihm gestochen.

Und ob er mit scharfen Zähnen auch biß,

Schmerzbrüllend und wüthend zerrte und riß,

Deine Lanze ist nicht gebrochen!

Ihm aber, ihm stürzte rasselnd das Blut

Hervor aus dem furchtbaren Rachen:

Mein muthiger Ritter Sanct Georg

O tödte, o tödte den Drachen!

Noch blitzet Dein Aug', noch flattert Dein Haar,

Noch singst Du heilige Lieder,

Noch hältst du mit nervigem Arm den Speer:

Stoß' nieder, Georg, stoß' nieder!

So ruft Dir Dein Volk, so ruft Dein Genoß',

Denn ob ihm rasselnd ein Blutstrom auch floß,

Der Lindwurm erhebt sich noch wieder!

Der Freiheit gilt es! drum auf und dran!

Bald wollen wir jubeln und lachen!

Mein muthiger Ritter Sanct Georg

Stoß' nieder den furchtbaren Drachen!

Unser Frühling

Mutter Erde! Deutsche Erde!

Hörst du nicht? Der Frühling kam!

Gottes Bote rief das Werde!

Schüttle ab den Wintergram!

Deine See'n, sie rauschen mächtig,

Deine Ströme ziehn geschwind,

Deine Wälder grünen prächtig,

Und die Luft ist süß und lind!

Mutter Erde! Deutsche Erde!

Ob dein Ohr es nicht vernahm'?

Gottes Bote rief das Werde!

Schüttle ab den Wintergram!

Deine Vögel singen Lieder,

Und allüberall ist's Mai!

Deine Rosen blühen wieder,

Deine Schmerzen sind vorbei!

Mutter Erde, deutsche Erde,

Trotz der holde Frühling kam,

Blickt aus deinen Felsenrunzeln

Noch der alte Wintergram.

Deine Söhne sind so fleißig,

So gehorsam und so treu!

Alle, alle Neununddreißig

Dichten Lieder auf den Mai.

Liebe, gute Mutter Erde

Hörst du nicht? der Frühling kam!

Nein! trotz Gottes neuem Werde

Bleibt im Antlitz ihr der Gram.

Kuckuck!

Ein König ging im Monat Mai

An einem grünen Wald vorbei,

Kuckuck!

Mit finstrem Aug' und finstrem Sinn,

So brütete er vor sich hin.

Kuckuck! Kuckuck!

Das Blühen all, ihm blüht es nicht,

Der Winter steht ihm im Gesicht;

Kuckuck!

»So viele Köpf' beherrsche ich,

Kein Herz in Liebe schlägt für mich!«

Kuckuck! Kuckuck!

»Da hör' ich ja den Kuckuck schrein;

Das soll ein weiser Vogel sein.«

Kuckuck!

»Du weiser Vogel sag' mir doch,

Wie lange Jahre herrsch' ich noch?«

Kuckuck! Kuckuck!

Der Vogel hüpft auf grünem Zweig

Und ruft durch's freie Frühlingsreich:

Kuckuck!

Der finstre König wird versöhnt,

Weil's fort und immer wieder tönt:

Kuckuck! Kuckuck!

Drauf kam ein gnädiger Erlaß

Vom Staatsminister auf die Gaß!

Kuckuck!

Das Volk sei aller Sorge bar:

Der König herrscht noch dreißig Jahr!

Kuckuck! Kuckuck!

Der Kuckuck hätt' es ihm vertraut;

Es sei im ganzen Reiche laut;

Kuckuck!

Der Vogel sei auch schon gefang'n,

Und ihm ein Orden umgehang'n.

Kuckuck! Kuckuck!

So oft nun Seine Majestät

In Zorn und Wuth auf's Volk geräth –

Kuckuck!

Hört man im ganzen Lande flehn:

O möcht' er doch zum Kuckuck gehn!

Kuckuck! Kuckuck!

Die Sclaven-Emancipation

Lob und Heil, ihr großen Mächte,

Jubelnd euch gesungen sei,

Daß ihr ehrtet Menschenrechte,

Und die Sclaven machtet frei!

Und warum sie's nicht schon waren

Lange, das ist Einerlei!

Jetzt, nach wen'gen hundert Jahren,

Sind die schwarzen Sclaven frei.

O wie glücklich ist's auf Erden!

Völker, singt Juchhei, Juchhei!

Wenn's die weißen nun noch werden,

Dann sind alle Sclaven frei!

! –

Auf, die Trompeten geblasen,

Deutschland, Deutschland ist frei!

Friedrich Wilhelm hat's gesprochen:

Was die Völker hofften, es sei!

Der König hat es gesprochen;

Nun jubelt's durch's ganze Reich;

Nun schmücken sich Thür und Fenster

Mit Blum' und grünem Zweig.

Auf, auf, die Glocken gezogen!

Auf's Knie zum brünst'gen Gebet!

Gott hat sein Herz uns gelenket,

Erhört ist, was wir gefleht!

Nun ist ein Singen und Klingen

Durch's freie Vaterland;

Es reichen sich alle Feinde

Versöhnt die Bruderhand.

Lustfeuer auf den Bergen

Verscheuchen die schwarze Nacht,

Bis der erste Freiheitsmorgen

Erscheint in goldener Pracht.

Purpur'ne Wolken verkünden's:

Der Langersehnte ist da!

Und wie ein jubelnder Donner

Begrüßt ihn der Völker Hurrah.

Die Mädchen zieren mit Blumen

Der Männer Pflug und Schwert;

Es werden wie höhere Wesen

Die Freiheitssänger verehrt;

Dann braust es millionenstimmig:

Unser Gram, er ist vorbei!

Erfüllt ist, was uns versprochen!

Deutschland, Deutschland ist frei!

Und wie ein Gott der Erde,

Steht Friedrich Wilhelm da,

Noch so viel Glück und Liebe

Schuf keines Menschen Ja!

Sie feiern ihn mit Thränen

Der Wonne und des Danks;

Sie feiern ihn mit Tönen

Des schönsten Lobgesangs. –

Und als ich drauf erwachte,

Fand ich mich wieder kaum;

Die Lerchen drüben sangen,

Es flüsterte im Baum.

Ich war da eingeschlummert

An eines Waldes Saum:

Das rauschten wohl die Eichen!

Das war ein grüner Traum.

Wiegenlied

Muhme Rehler hatt' 'n Garten,

Ach, 'n wunderschönen Garten!

Und der war vergittert.

In dem Garten stand ein Baum,

Ach, ein wunderschöner Baum!

Der gibt Dir nicht Schatten.

Auf dem Baum, da war ein Zweig,

Ach, ein wunderschöner Zweig!

Dein sind nicht die Früchte.

Auf dem Zweig da war ein Nest,

Ach, ein wunderschönes Nest!

Nur für große Vögel.

In dem Nest, da lag ein Ei!

Ach, ein wunderschönes Ei!

Das ist Dein, mein Söhnchen.

In dem Ei, da steht geschrieben:

Du sollst Deinen König lieben.

Weine nicht!

Michel, warum weinest du,

Weinest du so sehr?

»Weil ich stets soll kindisch bleiben,

Und mein Wohl nicht selbst betreiben,

Darum, darum weine ich,

Weine ich so sehr!«

Michel, warum weinest du,

Weinest du so sehr?

»Weil es mir nicht macht Behagen,

Daß ich soll den Maulkorb tragen,

Darum, darum weine ich,

Weine ich so sehr!«

Michel, warum weinest du,

Weinest du so sehr?

»Weil sie mir mein Geld verprassen,

Ohne Nachricht, wo sie's lassen,

Darum, darum weine ich,

Weine ich so sehr!«

Michel, warum weinest du,

Weinest du so sehr?

»Weil ich bin in tausend Banden,

Und in Neununddreißig Landen,

Darum, darum weine ich,

Weine ich so sehr!«

Michel, warum weinest du,

Weinest du so sehr?

»Weil ich hab' mein Blut verspritzet,

Ohne, daß es mir genützet,

Darum, darum weine ich,

Weine ich so sehr!«

Michel, darum weine nicht,

Weine nun nicht mehr!

Wenn du einsiehst deine Schwächen,

Will ich dir mal 'was versprechen!

Darum, darum weine nun,

Weine nun nicht mehr!

Die alte Leier

Hofrath, Stadtrath, Registrator,

Baurath, Kriegsrath, Auskultator,

Supernumerarius,

Marschall, Secretarius,

Geht die alte Leier.

Titel sind nicht theuer!

Bänder, blaue, grüne, weiße,

Kreuze, Sterne, Stanisläuse,

Rothe Krebse vierter Klasse,

Eine ungeheure Masse,

Geht die alte Leier.

Orden sind nicht theuer!

Edel-, Wohl- und Hochgeboren,

Gnaden und Hochwohlgeboren;

Frau Major und Excellenzen,

Euer Durchlaucht, Eminenzen,

Geht die alte Leier.

Unsinn ist nicht theuer!

Möchte, könnte, dürfte, sollte,

Allerhöchst geruhen wollte,

Thunlichst, möglichst, in Betrachtung,

In submissester Erwartung,

Geht die alte Leier!

Die verdammte Leier!

Ganz ergeb'ne, treue, schlechte,

Tiefste, unterthän'ge Knechte;

Demuthsvoll und ehrfurchtsvoll!

Nein, sie klingt denn doch zu toll

Die verdammte Leier!

Hol' euch All' der Geier!

Allerhöchste Logik

So sei's!

Zu meiner Ehre, zu meinem Preis:

Wasser ist Eis!

Genug des Geschrei's,

So sei's,

Zwar . . . . . . . . . . . . . . .

Das ist wahr,

Jedoch seid still!

Ich will!

So sei's!

Zu meiner Ehre, zu meinem Preis:

Ein Viereck ist ein Kreis!

Genug des Geschrei's,

So sei's!

Obgleich . . . . . . . . . . . . . . .

Das ist nicht an Euch!

Seid still, seid still!

Ich will!

So sei's!

Zu meiner Ehre zu meinem Preis:

Ein Kind ist ein Greis!

Genug des Geschrei's,

So sei's!

Obschon . . . . . . . . . . . . . . .

Laßt Euren Hohn!

Den Augenblick still!

Ich will!

So sei's!

Zu meiner Ehre zu meinem Preis!

Schwarz ist Weiß!

Genug des Geschrei's,

So sei's!

Indeßen . . . . . . . . . . . . . . .

Das sei vergessen!

Haltt's Maul! Seid still!

Ich will!

Der Verlust des Adels

Nun, adeliger Schuft, Verbrecher,

Der frech betrogen und geraubt,

Nun ist's, den Unsern dich zu nennen,

Uns bürgerlichem Pack erlaubt.

Dem Beispiel deiner Ahnen folgend,

Traf dich so hartes Mißgeschick!

Jetzt nimmt man Räubern ihren Adel –

So geht die schöne Zeit zurück!

Nun, Schurke, bist du unser worden,

Da Schmach an deinem Namen klebt;

Denn wir sind die gebornen Schurken,

Von denen Staat und König lebt.

Doch tröste dich und strebe weiter,

Verfolge deinen Galgenlauf!

Dann, aus der bürgerlichen Sphäre,

Zieht man dich wiederum hinauf.

Seufzer

Es blühen die Blümlein im Thal und auf Höhn';

Sie kleiden sich alle in Farben so schön,

Ein jedes nach seiner Weise.

Sie duften so lieblich, sie duften so fein:

Was kann denn so hold wie die Blumen noch sein?

Ich singe den Blumen zum Preise.

Die Vögelein fliegen von Zweig zu Zweig;

Sie haben ein freies und glükliches Reich

Und singen zu Gottes Ehre.

Die Lerche, sie jubelt, die Nachtigall klagt,

Kein Vogel, wie er zu singen hat, fragt.

O, daß ich ein Vögelein wäre!

Die Sterne, sie glänzen so feurig und mild;

Das Weltmeer woget so kräftig und wild;

Die Bächlein murmeln so leise:

Frei äußert sich Alles in Wald und Flur,

Und Alles und Alles nach seiner Natur,

Und Alles auf seine Weise!

Des Menschen Geist aber ist Duft und Klang,

Und Glanz und Blüthe und wilder Drang,

Es ist der Gott auf Erden!

Und ist er nicht frei, ist es höllische Schmach,

Daß der Göttliche seine Fesseln nicht brach,

Und frei und frei muß er werden!

Halbes Träumen

Schon ist Mitternacht vorüber.

Draußen flötet Philomele;

Wünsche, Hoffnungen, Gedanken

Ziehen wirr durch meine Seele.

Wogend Herz, gib dich zur Ruhe,

Laß' die Sehnsucht endlich hafen!

Laß' den Steuermann, den Denker,

Laß' den müden Sänger schlafen!

Aber immer wilder wogt es,

Höher schlägt es seine Wellen;

Ach, am stumpfen, starren Felsen

Wird mein leichtes Schiff zerschellen!

Rettung! Rettung! Weh, verloren!

Weh, der große Mast, er bricht!

Mit dem Schiffe geh' ich unter,

Hilfst du, Gott im Himmel, nicht!

Und umher greif' ich verzweifelnd,

Und ergreife das Register

Von den neuen Ordensrittern,

Unterzeichnet vom Minister.

Fort sind plötzlich die Gedanken;

Still und ruhig ist's im Herzen,

Endlich, endlich kann ich schlafen!

Und so lösch' ich denn die Kerzen.

Geisterrache

Der Censor schlief, es war Mitternacht;

Da regt sich's in seinen Schranken;

Da standen die bleichen Geister auf,

Die ermordeten Gedanken.

Sie seufzten tief, sie seufzten schwer;

Sie wankten und schwankten hin und her,

Und: wehe! wehe! wehe!

Erscholl's in des Mörder's Nähe.

»Ich hatte das arme Volk zu lieb!«

Erhub der Eine die Stimme.

»Ich forderte das versprochene Glück

Mit schlecht verbißenem Grimme.«

Der Dritte sprach: »Ich war munteres Blut,

Ich verwechselte ein Mal Scepter und Knut'!«

Der Vierte: »Ich war ein Tadel

Gegen den lästigen Adel.«

»Ich forderte keck das freie Wort!«

»Und ich die Gleichheit der Rechte.«

»Ich sagte: die Fürsten gehörten dem Volk:«

»Und ich: wir wären keine Knechte!«

»Ich höhnte die traurige Petition.«

»Ich aber rief: habt ihr vergessen schon?

Unterdrückt, verbietet nur fleißig:

Ein Tausend Acht hundert und Dreißig!«

So sprachen sie alle in finsterm Groll,

Und schwuren Rache zum Himmel;

Drauf wirrt's und schwirrt's um des Schläfers Kopf

Das böse Geister-Gewimmel.

Sie krochen durch Nase, durch Ohr und Mund;

Sie rißen am Haar ihn, sie stopften den Schlund,

Sie tobten auf seiner Stirne,

Sie schrieen in seinem Gehirne.

Früh Morgens wurde dem Censor verliehn

Ein großer, langer Orden;

Er aber sah stier auf das bunte Band,

Denn er war wahnsinnig worden. –

An jenem Schrank', in der Nacht darauf,

Hing er mit dem Ordensbande sich auf,

Und draußen hörte der Wächter

Ein fürchterliches Gelächter.

Vom Jüngling Sangesmuth

Es zog ein Jüngling Sangesmuth

Wohl über Berg und Thal,

Sein Herz war stolz, sein Sinnen gut,

Er liebte die Menschen zumal.

Eichen, Rosen, Veilchen,

Warte noch ein Weilchen.

Da kam er vor ein Königsschloß,

Die Laute in der Hand,

Wo manche stille Thräne floß

Herum im weiten Land.

Eichen, Rosen, Veilchen,

Warte noch ein Weilchen.

Der König hat ihn kaum erschaut,

Rief er ihn vor den Thron:

Nun singe mir von deiner Braut,

Von der Liebe süßem Lohn!

Eichen, Rosen, Veilchen,

Warte noch ein Weilchen.

Die Freiheit, das ist meine Braut,

Herr König auf dem Thron!

Die Menschen lieb' ich, Menschenglück

Ist meiner Liebe Lohn.

Eichen, Rosen, Veilchen.

Warte noch ein Weilchen.

Der König warf ihn in den Thurm:

Da singe Freiheitssang!

Da sei dir Hörer Kröt' und Wurm

Dein ganzes Leben lang!

Eichen, Rosen, Veilchen,

Warte noch ein Weilchen.

Wie ist das Land umher so grün,

Wie rauscht der Eichenwald!

Wie duftig hier die Blumen blühn,

Wie froher Sang erschallt!

Eichen, Rosen, Veilchen,

Warte noch ein Weilchen.

Wo's duftig blüht, wo's fröhlich schallt,

Da stand ein Königsschloß;

Da war es finster rings und kalt,

Und manche Thräne floß.

Eichen, Rosen, Veilchen,

Warte noch ein Weilchen.

Jetzt ist es hier so schön, so schön,

Als wär' es immer Mai!

Jetzt sind in Thälern und auf Höhn

Die Menschen froh und frei!

Eichen, Rosen, Veilchen,

Warte nur ein Weilchen.

Zwei Wünsche

Ach, zwei Wünsche wünscht' ich immer

Leider immer noch vergebens.

Und doch sind's die innig-frommsten,

Schönsten meines ganzes Lebens!

Daß ich alle, alle Menschen

Könnt' mit gleicher Lieb' umfassen,

Und daß Ein'ge ich von ihnen

Morgen dürfte hängen lassen.

I–a!

Ein Esel dacht: den schweren Sack

Willst du nicht länger tragen;

Er wurde hager, blaß und spack

Und stöhnte und thät klagen;

Jedoch, sobald der Müller da,

So rief er blos I–a, I–a!

Es ging ein Jahr um's andere hin.

Der Esel mußte tragen;

Doch trüb und trüber ward sein Sinn,

Er thät erbärmlich klagen.

Jedoch, wenn er den Müller sah,

So rief er bloß I–a, I–a!

Doch endlich kommt er nicht mehr fort,

Konnt' nicht den Sack mehr tragen;

Drauf gab er sich sein Ehrenwort,

Sein Leiden laut zu klagen;

Jedoch, als er den Müller sah,

So rief er blos I–a, I–a!

Er wurde alt, er wurde krank,

Thät immer heft'ger klagen,

Jedoch sein ganzes Lebelang

Hat er den Sack getragen.

Als sterbend er den Müller sah,

Da röchelt er I–a, I–a!

In Stokau, Augs- und Lüneburg,

In Cassel und in Wesel!

Was einmal Esel durch und durch,

Das ist und bleibt ein Esel!

Was auch geschieht und was geschah,

Der Esel schreit I–a, I–a!

Sohn und Vater

Fritz frägt den alten Vater;

»Wo ist mein blankes Schwert?

Will ziehen gen den Buben,

Der uns die Freiheit wehrt!

Was frommt's mir, daß ich lernte

Bis in die späte Nacht?

Hinunter mit den Ketten,

So weit die Sonne lacht!

Fort mit den staub'gen Büchern,

Fort mit der Wissenschaft!

Der Freiheit will ich opfern

Des Lebens Thatenkraft!

Es ruft mich in die Schranken,

Zu kämpfen für das Recht,

Und fall' ich auch, so kämpft' ich

Für's kommende Geschlecht!«

Der Vater aber schüttelt

Das altermüde Haupt,

Und spricht: mein lieber Fritze,

Das ist ja nicht erlaubt!

Schiller's Lied an die Freiheit

Freiheit, schöner Götterfunken!

Sang das deutsche Dichterherz.

Doch da fühlten die Hallunken

Schon des Feuertodes Schmerz.

Solcher Funke muß entflammen,

Haben weislich sie gedacht.

Und in Trümmer stürzt zusammen

Unsre Größe, unsre Macht!

Chor.

Freude! haben wir gesungen,

Doch es ahnte das Gemüth,

Als der Funke dort erglüht,

Daß der Freiheit er entsprungen.

Und den schönen Götterfunken

Löschten die Verruchten aus;

Feuersicher, siegestrunken

Saßen sie im stolzen Haus.

Und als rings in armen Gauen

Freude, Freude! es erklang,

Riefen sie, die Falschen, Schlauen,

Höhnisch lachend: Gott sei Dank!

Chor.

Freude! sangen wir in Thränen,

Freude! in dem tiefsten Leid.

Unser Lied war Fröhlichkeit,

Wenn wir knirschten mit den Zähnen.

Freiheit! Freiheit! soll's erklingen,

Unser deutsches Lied fortan,

Und wer's also möchte singen,

Wie's die Tyrannei ersann:

Fort, hinaus mit dem Hallunken,

Der noch vor Hallunken kniet!

Freiheit, schöner Götterfunken!

Heißt das ew'ge deutsche Lied.

Chor.

Unsern Fluch auf die Vernichter!

Schwört's bei diesem goldnen Wein,

Dem Gelübde treu zu sein!

Schwört es bei dem Sternenrichter.

Sternenrichter! Feuertrunken

Hat der Sänger das erdacht,

Als der Freiheit Götterfunken

Seine Liebe angefacht.

Der in immer naher Ferne

Alle Menschen wollte frei:

Er wird richten auch die Sterne

Auf der Brust der Tyrannei!

Chor.

Freiheit! Freiheit laßt uns singen!

Wenn der Funke sprüht und glüht,

Wird der Freude schönstes Lied

Bald aus allen Herzen klingen.

Neue Fibelverse

A.

Der Adler raubt und frißt gar viel;

Der Adel trieb ein arges Spiel.

B.

Der Bär liegt auf der Bärenhaut,

Der Bundestag ist bald ergraut.

C.

Ein Carcer ist ein finstres Loch;

Ein Mensch sogar wird Censor noch.

D.

Das Denken, oft dem Denker schadt's;

Der Dummkopf lebt in bona pac'.

E.

Das Eichhörnchen hüpft froh und nett;

Von Eisen fertigt man die Kett.

F.

Zum Flügel thuen Federn noth;

Die Freiheit gab der liebe Gott.

G.

Nicht gut ist oft Gold, Glanz und Gunst,

Göthe that viel für die Kunst.

H.

Der Herr zum Hund spricht: ducke dich!

Wer Herz hat, hebt zum Himmel sich.

I.

Die Ironie schafft Manchem Qual;

Iesuiten sind mein Ideal.

K.

Der König hat die Krone auf;

Die Krankheit geht den alten Lauf.

L.

In freier Luft die Lerche singt;

Das Lastthier auf der Erde hinkt.

M.

Millionen lenkt die Majestät;

Nach Mitternacht zeigt der Magnet.

N.

Die Noth bricht Eisen, heißt der Spruch;

Nun, Zweifler, sagt das nicht genug?

O.

Die Ochsen, die sind nicht gescheidt;

Oschreit man, es ist noch nicht Zeit!

P.

Der Pudel geht im Pelz umher;

Ich haß' Pedant und Philister:

Q.

Suchst du die Q im Menschenstall,

Du find'st kaum mehr als Quark und Qual.

R.

Rückwärts geht immer nur ein Thor;

Revolutionen kommen vor.

S.

Das Schaf, das schweigt, wenn man es scheert;

Zur Schlacht benutzt man oft das Schwert.

T.

Trompet' und Trommel lustig tönt;

Der Teufel nur der Thränen höhnt.

U.

Vom Uebel ist, was drüber ist,

Und daß dies unten man vergißt.

V.

Die Vettern und Verwandten sind

Von Vortheil immer noch, mein Kind!

W.

Wahrheit verfliegt nicht in der Luft;

Wer nicht sein Wort hält, ist ein Schuft.

Z.

Der Zügel nützt bei Pferden viel;

Der Geist der Zeit kommt doch zum Ziel.

Die Sorgen auf dem Throne

Espartero! Espartero!

Wärst aus Spanien nicht verbannt du,

Gerne hättest du genommen

Seinen Scepter in die Hand du!

Isabella! Isabella!

Vormundschaft ist unerträglich!

Selbst das Regiment zu führen,

Sehnt dein Herze sich unsäglich.

Ach Christine! Ach Christine!

Wär'n nicht die verdammten Cortes,

Du regiertest; Espartero'n

Thätest grade du zum Tort es.

Ach Don Carlos! O Don Carlos!

Wie viel Thränen sind vergossen!

Um den Purpur dir zu färben,

Wie viel Blut hast du vergossen!

Ludwig Philipp! Ludwig Philipp!

Gerne sagtest du dem Sohne:

Geh', hilf Isabellen tragen,

Als ihr Gatte, Spaniens Krone!

So viel Sorgen auf dem Throne,

Und doch um ihn so viel Sorgen!

Gott im Himmel soll's vergelten!

Rothschild hier, der soll euch borgen!

Elegie auf den Tod des Herzogs von Orleans

Dich, von den Prinzen unsrer Tage,

Der edelste vielleicht,

Dich, o gerecht ist meine Klage!

Hat schon der Tod erreicht!

Dich, von Europa's Prinzen allen,

Dich einzig faßt er an:

So Viel' sind auf den Kopf gefallen,

Doch Keiner starb daran!

Deutsche Sclaven

Waldesgrün bekleidet strecken

Stolz ihr Haupt, empor zum Himmel

Jene riesig hohen Berge!

Schaun verächtlich auf die Zwerge,

Auf das ämsige Gewimmel

Dort in Dörfern und in Flecken.

Denn sie bieten reichen Segen

An Metallen, Holz und Steinen,

Bieten Flüsse, Felder, Früchte,

Und doch sehn sie das Gezüchte

Jammern, hungern, betteln, weinen

Drunten auf den blüh'nden Wegen.

Mehr als Thau auf goldnen Auen

Blitzen hier der Armuth Thränen,

Und inmitten üpp'ger Thäler,

Nur zur Wollust ihrer Quäler,

Nackte Menschen unter Thränen

Gier an troknem Brote kauen.

Soll ich nun zu schildern trachten,

Wie in Weh mein Herz geschmolzen

Euer elend, elend Leben?

Nein, mag mir es Gott vergeben!

Wie die Riesen dort, die stolzen,

Sclaven! muß ich euch verachten.

Vom kleinen Michel

Unser kleine Michel

Wollte mal regieren:

Hatte er kein Land nicht,

Konnt er nicht regieren!

Nahm seine Mutter ein Faß voll Sand,

Setzt ihn drauf, hier hast du Land!

Faß voll Sand!

Hast du Land!

Allerunterthänigst!

Unser kleine Michel

Wollte mal regieren:

Hatte er kein Scepter nicht,

Konnt er nicht regieren!

Nahm seine Mutter 'n Knotenstock:

Hau' nur immer um dich grob!

Knotenstock!

Nur recht grob!

Allerunterthänigst!

Unser kleine Michel

Wollte mal regieren:

Hatt' er keinen Unterthan,

Konnt er nicht regieren!

Trieb seine Mutter herbei die Schaf':

Hier ist Volk, getreu und brav!

Jedes Schaf

Treu und brav!

Allerunterthänigst!

Unser kleine Michel

Wollte mal regieren:

Hatt' er keine Krone nicht,

Konnt' er nicht regieren!

Nahm seine Mutter 'n Suppentopf,

Stülpt ihn Micheln auf den Kopf;

Suppentopf

Auf den Kopf!

Allerunterthänigst!

Unser kleine Michel

Wollte mal regieren:

Hatt' er keinen Minister nicht,

Konnt' er nicht regieren!

Rief seine Mutter den Philax her,

Schnuppert der am Sande sehr;

Philax her,

Schnuppert sehr!

Allerunterthänigst!

Unser kleine Michel

Wollte mal regieren:

Hatt' er keinen Pfaffen nicht,

Konnt' er nicht regieren!

Rief seine Mutter den Kater Schwarz:

Hier hast du 'was ganz Apart's!

Kater Schwarz,

Was Apart's!

Allerunterthänigst!

Unser kleine Michel

Wollte mal regieren:

Hatte er kein Geld nicht,

Konnt' er nicht regieren!

Nahm seine Mutter 'n Stempelbogen;

Hat er gleich die Schaf' betrogen!

Stempelbogen,

Schaf' betrogen!

Allerunterthänigst!

Unser kleine Michel

Wollte mal regieren:

Hatt' er keine Weisheit nicht,

Konnt' er nicht regieren!

Sagt seine Mutter ihm: Allerhöchst!

War er gleich an Gott zunächst.

Allerhöchst,

Gott zunächst!

Allerunterthänigst!

Unser kleine Michel

Wollte mal regieren:

Macht seine Mutter ihm den Spaß,

Daß er konnt' regieren!

Kam sein Vater mit der Knut';

Spielst zu frech, das thut nicht gut!

Nie regieren!

Nur pariren

Allerunterthänigst!

Der Tambour

Vor Zeiten war ein Herzog hoch,

Der wohl sein armes Land betrog;

Der war bei seinem Volk verhaßt,

Als wie der Gottseibeiuns fast.

Da plötzlich schon früh Morgens stund

Ein Tambour in des Schlosses Rund,

Der hatte gar ein bleich Gesicht,

Und blickte stier, wie Menschen nicht.

Der trommelte in wildem Drang,

Daß wohl dem Besten wurde bang:

Rundherum, rundherum am Thron

Rebellion, Rebellion, Rebellion!

Dem Herzog fährt es durch den Leib;

Er zittert wie ein schwaches Weib;

Kaum hat er Kraft zu diesem Wort:

Schafft mir den bleichen Tambour fort.

Der Tambour trommelt immerzu,

Und sonder Rast und sonder Ruh':

Rundherum, rundherum am Thron

Rebellion, Rebellion, Rebellion!

Es lauft hinab die Höflingsschaar;

Sie fand nicht, wo der Schrecken war;

Hat Nichts gesehn, hat Nichts gehört,

Und glaubt, der Herzog sei bethört.

Der Tambour trommelt immer zu,

Und sonder Rast und sonder Ruh:

Rundherum, rundherum am Thron

Rebellion, Rebellion, Rebellion!

Der Herzog wurde matt und krank,

Es klang ihm schon wie Grabgesang;

Er schrie vor Schmerz, er schrie vor Wuth,

Verzweifelt war sein böser Muth:

Der Tambour trommelt immerzu,

Und sonder Rast und sonder Ruh:

Rundherum, rundherum am Thron

Rebellion, Rebellion, Rebellion!

Dithyrambe

Auf, Jubelbrüder, jubelt laut,

Singt trunkensel'ge Lieder!

Der ewig jugendliche Gott

Des Weines naht uns wieder.

Sein Leben ist das schönste Blut!

Die Sonne seine Liebe!

Sein Athmen ist die Poesie

Der reinsten Menschentriebe.

Den Himmel drückt er an die Brust

Mit seinen goldnen Sternen;

Auf Blitzesschwingen trägt er uns

Bis in die fernsten Fernen.

Der Staub des Erdenlebens flieht,

Wenn er die Glut entzündet,

Und in das Diamantenkleid

Der Göttlichkeit uns windet!

Die Sonne wirft er in die Nacht,

So lang sein Blut wir trinken,

Bis daß wir voll Begeisterung

Und selig niedersinken.

Er krönet mit Unsterblichkeit,

Baut Tempel auf aus Splittern!

Sein ist das Reich der Phantasie,

Vor dem Tyrannen zittern.

Die schönsten Weiber dieser Welt

Schmelzt er in ein's zusammen!

Und läßt uns da zu Himmelslust

An ihrem Leib entflammen!

Sein Muth, sein ewiger Humor

Befreit uns von dem Zügel,

Und Dem, der nicht mehr stehen kann,

Leiht er der Wonne Flügel!

Drum, Jubelbrüder, jubelt laut,

Singt trunkensel'ge Lieder!

Der ewig jugendliche Gott

Des Weines naht uns wieder.

Sein Leben ist das schönste Blut!

Die Sonne seine Liebe!

Sein Athmen ist die Poesie

Der reinsten Menschentriebe.

General A.

Ich habe nur Vierundzwanzig Mann,

Kleine schwarze Husaren,

Und dennoch trotzen sie der Gewalt

Mit allen ihren Schaaren.

Aus ihren Augen blitzt Geist und Kraft,

Sie kämpfen mit heil'ger Leidenschaft,

Und nimmer für Orden, nimmer für Geld:

Für die Menschen allein und ihre Welt.

Ich habe nur Vierundzwanzig Mann,

Nicht mehr als Vierundzwanzig!

Und doch sind sie hier, und sind zugleich

In Boston, Wien und Danzig,

In Constantinopel, in Petersburg;

Durch alle Festungen hau'n sie sich durch;

Bald sind sie so ernst, bald sind sie so flott,

Und immer heißt es: mit Gott, mit Gott!

Ich habe nur Vierundzwanzig Mann,

Doch sind's gar kecke Reiter!

Doch sind es für Freiheit, Schönheit und Recht

Brave, unsterbliche Streiter!

Und wo sie kommen mit Spiel und mit Sang,

Da bringt man den Kriegern Thränen zu Dank,

Denn Thränen der Freud' und der Wehmuth allein,

Das ist ihr Manna, das ist ihr Wein.

Und bin ich gleich A, ihr General,

Bin nicht mehr als sie, nicht minder;

Bin reicher, vornehmer, stolzer nicht,

Nicht muthiger, nicht geschwinder.

Wir sind keine Sclaven – die stießen wir aus,

Die leben beim Feinde in Saus und Braus,

Und ziehen sie gegen uns selber zur Schlacht,

Die Söldner! sie werden verhöhnt und verlacht!

Ja, Fünfundzwanzig Mann sind wir nur,

Doch voll der edelsten Triebe;

Der Himmel, das ist unser Vaterland,

Die Freiheit unsere Liebe!

So ziehn wir umher in der weiten Welt,

Und wo ein Bruder getroffen auch fällt –

Flugs reitet er weiter, dem Feinde zum Spott,

Und singet und kämpfet mit Gott, mit Gott!

Warum denn?

Warum ist's denn mit großen Herrn

Nicht räthlich, Kirschen essen?

Weil sie vielleicht vergessen,

Daß uns von Gott, dem größten Herrn,

Die Früchte gleich gemessen?

Trüg' einer Orden, Band und Stern,

Wollt' mit mir Kirschen essen,

Stracks wär' ich so vermessen!

»Wie Du eß' ich die Kirschen gern,

Laß uns zusammen essen.«

Und ließe er mir nur den Kern,

Wollt's Fleisch alleine essen,

Schlüg' ich ihm in die Fressen!

Drum sagt, warum's mit großen Herrn

Nicht räthlich, Kirschen essen?

Die Väter

Mit blauem Aug', mit blondem Haar

Ein Mann von kräft'gem Wuchse war,

Auf Herrmann's Denkmal steht er;

Er wirft den Blick durch Flur und Wald,

Und ruft, daß es wohl mächtig schallt:

Mein Vaterland, mein Vaterland,

Du hast zu viele Väter!

Er bricht 'nen grünen Eichenzweig

Als Wanderstock sich ab sogleich,

Und durch die Länder geht er,

Und was er hört und was er sieht,

Er ruft zu Allem, was geschieht:

Mein Vaterland, mein Vaterland,

Du hast zu viele Väter!

Er ist gewandert hin und her,

Er hub den Blick, so thränenschwer,

Zu Gott und innig fleht er:

O schling' um unser Vaterland

Der Liebe und der Eintracht Band!

Mein Vaterland, mein Vaterland,

Es hat zu viele Väter!

O Mutter, deutsche Freiheit, du,

Ließ' dich dein Lüsten einst in Ruh',

Es reute dich nicht später!

Jetzt ist kein Glück in unserm Haus,

Jetzt rufst du selber mit mir aus:

Mein Vaterland, mein Vaterland,

Du hast zu viele Väter!

Die Hand auf's Herz!

Warum legt wohl in diesem Bilde

Der König auf das Herz die Hand?

Die Hand auf's Herz! nie hat's geschlagen

Für dieses arme Volk und Land.

Die Hand auf's Herz! Er kennt die Wunde,

Die er dem guten Reiche schnitt;

Er sieht die traurigen Finanzen,

Und so deckt er das Defizit. –

Opposition

Da nun die Welt die Freiheit liebt,

Die ganze, weite Welt!

Da muthig sich das Volk erhebt,

Und Kett' auf Kette fällt;

Da die verfluchte Sclaverei

Auf immerdar verschwand,

Und, frei vom kalten Leichentuch,

Es grünt und blüht im Land:

So sind nicht Wir,

So seid es Ihr,

Gewürm am Thron,

Ihr seid Opposition!

Da jedes große, schöne Herz

Für's Wohl des Volkes schlägt,

Und schale Mittelmäßigkeit

Nur Eure Fahne trägt;

Da überall, durch Stadt und Land,

Der Geist der Freiheit zieht,

Und das Gespenst der Tyrannei

Vor seinem Schwerte flieht:

So sind nicht Wir,

So seid es Ihr,

Gewürm am Thron,

Ihr seid Opposition!

Da aus der Asche der Gewalt

Der Phönix Geist erstand,

Nach seinem kühnen Sonnenflug

Sich Aller Blick gewandt;

Da Poesie, Humor und Kunst

Euch höhnen, wenn Ihr krächzt;

Als Lerchen jubiliren, da

Der kranke Adler ächzt:

So sind nicht Wir,

So seid es Ihr,

Gewürm am Thron,

Ihr seid Opposition!

Da nun der Mensch zum Menschen ward

Aus schnödem Fürstenknecht;

Da stolzer er nun trägt das Haupt,

Und fordert keck sein Recht;

Da's nun so ist, so wie es ist,

Wie's ändert kein Geschwätz:

So sind die Frei'n loyal, loyal

Dem göttlichen Gesetz!

So sind nicht Wir,

So seid es Ihr,

Gewürm am Thron,

Ihr seid Opposition!

Die Sternschneuzen

Und das ist ja durch's ganze Land

Beim Buben und der Maid bekannt,

Daß, wenn ein Stern vom Himmel fährt,

Was schnell man wünschte, wird erhört.

Da wünscht sich nun beim Sternenglanz:

Das Gretchen bald den Myrthenkranz;

Kaum ist der junge Tag heran,

Da hält ihr Liebster um sie an!

Der Eine wünscht sich Glanz und Pracht

Der And're eine süße Nacht,

Der Dritte wünscht sich Dies und Das,

Und Allen wurd's erfüllet baß.

Nur der dies Liedel hat erdacht,

Dem hat es nicht so gut gemacht;

Dem wurde bis auf diese Stund,

Noch keinerlei Erhörung kund.

Denn jüngst zur Nacht da schneuzt es sehr,

Die Sterne flogen hin und her!

Da rief er: Deutschland, schneuze dich

Auch du ein Mal recht ordentlich!

Bestrafte Falschheit

Jetzt wollen wir mal singen

Das nagelneue Lied,

Von einem schmucken Junker, –

Ei, ei, vom schmucken Junker!

Der sich in Zwei verliebt.

Die Eine war die Freiheit,

Die Zweit' die Höferei;

Die Freiheit ließ er fahren, –

Ei, ei, die ließ er fahren!

Und schwur der Höferei.

Die Höferei frägt leise:

Warst du und bleibst mir treu?

»Der Schwarze soll mich holen, –

Ei, ei, der soll ihn holen!

Ich war und bleib' dir treu!«

Jetzt kriegt er Orden, Degen

Und glänzendes Gewand;

Es dauert kaum drei Tage, –

Ei, ei, kaum dreier Tage!

Da reicht sie ihm die Hand.

Doch an dem Hochzeitsfeste,

Just bei der Tafellust,

Da kam der schwarze Satan, –

Ei, ei, der schwarze Satan!

Und packt ihn bei der Brust.

»Den Eid hast du gebrochen,

Verlassen deine Braut!

Der Freiheit bist verlobet, –

Ei, ei, der bist verlobet!

Der Höferei getraut.«

So nahm er ihn beim Kragen

Und fuhr mit ihm hinaus;

Die Wittwe aber lachte, –

Ei, ei, die Wittwe lachte!

Die stummen Gäste aus.

Und ist mein Mann zur Höllen,

Hab' ich doch Gold und Pracht!

Und mehr als hundert Buhlen, –

Ei, ei, als hundert Buhlen!

Bei Tage und bei Nacht!

Quodlibet

So geht es in Schnützelputzfingen,

Wo die Schnecken Bücher verschlingen,

Wo die Ochsen die Hymne singen:

Da ist der Esel Minister geworden,

Da grasen auf der Wiese Heerden von Orden,

Da speist man gebratene Titel.

So geht es in Schnützelputzfingen,

Wo die Schnecken Bücher verschlingen,

Wo die Ochsen die Hymne singen:

Da geht der Marder als Pfaffe herum,

Und macht die Gänse und Hühner dumm,

Das Kameel ist da Deputirter.

So geht es in Schnützelputzfingen,

Wo die Schnecken Bücher verschlingen,

Wo die Ochsen die Hymne singen:

Da ist den Vögeln das Singen verboten,

Der Esel, der liefert ihnen die Noten,

Und darnach dürfen sie piepen.

So geht es in Schnützelputzfingen,

Wo die Schnecken Bücher verschlingen,

Wo die Ochsen die Hymne singen;

Da hat der Löwe alleine Verstand

Die Lerchen, die sind aus dem Reich' verbannt,

Die Faulthiere sitzen im Staatsrath.

So geht es in Schnützelputzfingen,

Wo die Schnecken Bücher verschlingen,

Wo die Ochsen die Hymne singen:

Da hungern die Schafe und laßen sich scheeren,

Und erzeigen ihren Hütern viel Ehren,

Den Wölfen und den Hyänen.

So geht es in Schnützelputzfingen,

Wo die Schnecken Bücher verschlingen,

Wo die Ochsen die Hymne singen!

Ich wüßte der Dinge noch viele zu sagen,

Die zu sich in Schnützelputzfingen getragen,

Gar lächerlich über die Maaßen.

Unsere Freiheit

Wir haben geopfert Gut und Blut;

Wir haben erkämpfet mit heißem Muth

Unsere Freiheit.

Wir haben befestigt der Fürsten Thron,

Und dafür ward uns gerechter Lohn:

Da war einmal ein kleiner Dieb,

Der stahl ein Brod dem Kind zulieb,

Und wurde schier gefangen,

Und konnte erst in Jahr und Stund,

Trotz sein und seines Weibes Mund,

Die Freiheit wieder erlangen.

Dem Andern war's Glück auch nicht hold:

Stahl einem Filz 'nen Sack mit Gold

Durch Einbruch still und nächtens;

Und eh' noch ein halb Jahr verging,

Er am Gevatter Dreibein hing,

Und das von wegen Rechtens.

Der Dritte war ein großer Dieb,

Der stahl sich ganz allein zulieb

Der Menschen Ehr' und Rechte,

Und Städt' und Länder obendrein:

Dem thäten sie Ruhmesopfer weih'n,

Und dienten ihm wie Knechte.

Nun weiß ich doch wahrhaftig nicht,

Wie solch ein dummes Ding geschicht,

Und müßte doch vermeinen,

Daß, wenn euch Gott das Urtheil lenkt',

Der dritte Dieb viel höher hängt,

Als wie die beiden kleinen!

Hoffnung

Wenn die Hoffnung nicht wär',

Wir lebten nicht mehr!

Sie allein kann uns trösten,

Kann lindern die Pein.

Wie gieng es denn hin, wie gieng es denn her,

Wenn die Hoffnung nicht wär'!

Die Armuth, sie weint,

Ihr Gold wird verpraßt;

Die göttliche Wahrheit,

Sie ist verhaßt!

Wie gieng es denn hin, wie gieng es denn her,

Wenn die Hoffnung nicht wär'!

Vor Gott sind wir gleich,

Hier aber liegt, ach!

In der Wiege die Größe,

In der Wiege die Schmach!

Wie gieng es denn hin, wie gieng es denn her,

Wenn die Hoffnung nicht wär'!

Nur der Adel regiert,

Der Bürger ist Sclav,

Und ist doch voll Weisheit,

Ist kräftig und brav!

Wie gieng es denn hin, wie gieng es denn her,

Wenn die Hoffnung nicht wär'!

Unser Recht vom Himmel,

Sie schlugen's entzwei;

Sie traten's mit Füßen,

Und wir dachten dabei:

Wie gieng es denn hin, wie gieng es denn her,

Wenn die Hoffnung nicht wär'!

So ha'n wir gehoffet,

Und hoffen noch jetzt;

Aber Hoffen und Harren

Macht Narren zuletzt.

Es ging besser hin, es ging besser her,

Wenn die Hoffnung nicht wär'!

Unsre Hoffnung ist der Geist,

Der die Ketten zerreißt;

Unsre Hoffnung ist das Schwert,

Gen Tyrannen gekehrt!

Wie ging es denn hin, wie ging es denn her,

Wenn die Hoffnung nicht wär'!

Die Holznoth

Ihr habt, ihr chinesischen Armen,

An Holz so große Noth;

Euch klappern noch die Zähne

Bei Reis und trocknem Brot!

Da hab' ich, euch, Chinesen!

Gesonnen hin und her,

Wie euch aus solchen Nöthen

Am besten zu helfen wär'.

Und seht, ich hab's gefunden,

Ich schwör's beim Yiu und Yang!

Mein Rath, der soll euch frommen,

Euch wärmen lebenslang.

Fällt jeden Stammbaum nieder

In eurem himmlischen Land!

Ein bess'res Mittel ist mir

Beim Tao! nicht bekannt.

Der neue Komet

Er weis't sich nicht geschichtlich nach,

Kann sich nicht legitimiren.

Und doch bewundernd, o der Schmach!

Aller Augen nach ihm stieren.

So plötzlich will er mit glänzendem Schweif

Am hohen Himmel regieren?

Nein, nein, wir haben von ihm nichts gewußt,

Er darf nicht existiren!

Es ist ein Nebel, es ist ein Phantom!

Ein Komet ist es nun und nimmer!

So groß war'n die Kometen alle nicht,

Er ist ein falsches Geflimmer!

In unserm Register ist er nicht da,

Wir könn'n ihn nicht geltn elassen;

Wir bringen ihn nach St. Helena,

Das heißt, sobald wir ihn fassen!

Die Raupe

Die Raupe auf dem Baume saß,

Und von der Kron' die Blätter fraß –

Ja ja!

Sie war im bunten Kleide,

Als wie von Sammt und Seide,

Ha ha ha ha ha ha!

Ein Staatsminister ging vorbei,

Der sah das Thier und sprach: Ei ei!

Ja ja!

Wie konnt' es ihr gelingen?

'S geht nicht mit rechten Dingen!

Ha ha ha ha ha ha!

Du unbehülflich dummes Thier!

Ich wundre mich, drum sage mir:

Ja ja!

Wie hast du's unternommen,

Und bist so hoch gekommen?

Ha ha ha ha ha ha!

Und als die Raupe blieb nicht stumm,

Da wurd' er roth und dreht sich um.

Ja ja!

Die Raupe hat gesprochen:

Mein Freund, ich bin gekrochen!

Ha ha ha ha ha ha!

Rheinweinlied

Seit Tausend Jahren unverdrossen

Ist Euer Blut für uns geflossen

Ihr Reben an dem Rhein!

Drum will es Gott und soll es sein:

Wir schwören's hier,

So lassen wir

Auch gerne unser Blut für euch.

Schenkt ein, schenkt ein

Den goldnen Wein

Vom Rhein,

Und laßt's uns wacker treiben!

Die grünen Reben an dem Rhein,

Sie sollen unser bleiben!

Greift munter nach dem grünen Becher,

Und bringt ein Hoch, Gebrüder Zecher,

Den Reben an dem Rhein!

Und will es Gott und soll es sein:

Wir ziehn sogleich

Mit Ihm, für euch

Und für das liebe Vaterland!

Schenkt ein, schenkt ein

Den goldnen Wein

Vom Rhein,

Und laßt's uns wacker treiben!

Die grünen Reben an dem Rhein,

Sie sollen unser bleiben!

Wir schmücken uns mit euch, ihr Reben,

So grün wie unsre Lust zum Leben!

Ihr Reben an dem Rhein!

Und will es Gott und soll es sein:

Aus euerm Blut

Trinkt Todesmuth

Ein jeder deutsche Bruder sich.

Schenkt ein, schenkt ein

Den goldnen Wein

Vom Rhein,

Und laßt's uns wacker treiben!

Die grünen Reben an dem Rhein,

Sie sollen unser bleiben!

Doch ob wir auch dem Feind nicht weichen,

Seid lieber süßen Friedens Zeichen

Ihr Reben an dem Rhein!

Und will es Gott und soll es sein,

So trinkt der Feind

Mit uns vereint

Auf unsrer deutschen Freiheit Wohl!

Schenkt ein, schenkt ein

Den goldnen Wein

Vom Rhein,

Und laßt's uns wacker treiben!

Die grünen Reben an dem Rhein,

Sie sollen unser bleiben!

Der Topf mit Orden

Auf dem Balkon des Palastes

Steht Seine Excellenz mit dem Topf,

Und unten harret die Masse

Des Volkes Kopf an Kopf.

Der Topf – wohl über die falsche

Bestimmung weinend – tropft,

Und ist mit bunten Orden

Und Sternen vollgestopft.

Seine Excellenz der Minister beugt sich

Ueber's Geländer hinaus;

Dann ruft er warnend: Kopf weg!

Und gießt den Inhalt aus.

Geschichte von 18 ...

Es zog ein Lüderjan über das Feld;

Der hatt' einen Beutel und hatte kein Geld,

Er wird es wohl bekommen!

Und als er kam in die große Stadt,

Er weder Speise noch Obdach hatt'.

Es wird sich Alles finden!

»Was treibst Du umher dich als Lüderjan?

Sollst jährlich Dreihundert Thaler ha'n,

Wenn du willst Censor werden.«

Nein, für Dreihundert Thaler das Jahr,

Da werd' ich nicht aller Ehren bar,

Will ich mich nicht beschimpfen.

»Was treibst Du umher dich als Lüderjan?

Sollst jährlich Sechshundert Thaler ha'n,

Wenn du willst Censor werden.«

Für Sechshundert Thaler thu' ich es Euch,

Da ist mir Ehre und Schande gleich,

Da will ich Censor werden.

Du Censor, du Henker, du Mörder, du Dieb!

Kein Mensch mag dich achten, kein Mensch hat dich lieb,

Für die Sechshundert Thaler!

Armes Bayern!

Wohl in jedem deutschen Lande

Steht noch eines Sängers Haus,

Singend seines Volkes Schande

Fliegen seine Lieder aus,

Und es theilen alle Herzen

Sangbegeistert seine Schmerzen

Nur; so viel in Dir auch leiern,

Du bist öde, kalt und leer!

Armes Bayern, armes Bayern,

Du hast keinen Dichter mehr!

Wohl schaut man von Deinen Bergen

In ein blühend Gartenland;

Doch von Deines Königs Schergen

Sind die Sänger draus verbannt!

Prangst Du auch in grünem Kleide,

Steckst du doch in tiefem Leide,

Denn nur von bezahlten Schreiern

Tönt es widrig ringsumher!

Armes Bayern, armes Bayern,

Du hast keinen Dichter mehr!

Aus dem kalten Steine baust Du

Dir kein warmes Lebenshaus;

Aus dem todten Steine haust Du

Große Todte Dir nur aus;

Leichen prangen dort in Galla

In dem Grabmal der Walhalla!

Aller Jugend, allem Neuern

Droht dies stumme Geisterheer;

Armes Bayern, armes Bayern,

Du hast keinen Dichter mehr!

Aus dem Fett der Mönche lodert

Nicht die Flamme Deines Ruhms,

Und Dein Christenthum vermodert

In dem Sumpf des Pfaffenthums;

Aller Lichtesfeinde Größter

Baute die verfluchten Klöster,

Daß sich Deinem Fluge bleiern

Anhängt der Jesuiten-Heer!

Armes Bayern, armes Bayern,

Du hast keinen Dichter mehr!

Weh! in deinen Kammern dreschen

Schau' ich Deine Besten Stroh,

In dem Hopfensaft erlöschen

Jedes heiße Ach und O,

Dumpfer werden Deine Geister,

Deine Zwingherrn dreist und dreister!

Vor dem Bild des allzutheuern

Königs kniest Du seufzerschwer:

Armes Bayern armes Bayern,

Du hast keinen Dichter mehr!

Ob sie Deinen Namen schreiben

Mit Ipsilon oder J,

Wirst Du doch bei solchem Treiben

Deiner Ahnen würdig nie!

Ob des röm'schen Knecht's Gemeinheit

Schreit nach Deutschheit und nach Einheit,

Hetzt er deutschen Geist, den freiern

Doch mit seinem Mordgewehr:

Armes Baiern, armes Baiern,

Du hast keinen Dichter mehr!

Mit den allerschönsten Typen,

Auf dem saubersten Papier.

Reich versehn mit Participen

Gab dein König Ludwig Dir

In die fleh'nd gestreckten Hände

Seiner Dichtungen drei Bände;

Für Sechs Gulden ein'ge Dreiern

Gab sie Allerhöchst selbst – Er!

Armes Baiern, armes Baiern,

Du hast keinen Dichter mehr!

Wanderlied eines adligen Handwerksburschen

Ach, ach, ach und ach,

Wie schön's doch früher war!

Vor, vor, vor und vor,

Vor drei-, vierhundert Jahr!

Da räuberte mein Ahn' umher,

Als ob das Beste seine wär';

Jetzt wird man gleich gefangen,

Gehangen!

Wir, wir, wir, wir zähln

Schon lange vor Noah;

In, in, in der Arch'

War mein Geschlecht schon da!

Doch zeig' ich jetzt mein Wappen auf,

Wo unser Eselskopf darauf,

So lachen mir die Wichte

In's G'sichte.

Jetzt, jetzt, jetzt und jetzt,

Jetzt wand're ich zu Fuß;

Weil, weil, weil und weil

Ich Arbeit suchen muß.

Was hilft mir nun mein Stammbaum auch,

'S wächst nicht Brod und Butter drauf.

Muß sie mit sauern Mienen

Verdienen.

Wer, wer, wer und wer

Kauft mir mein'n Adel ab?

Daß, daß, daß und daß

Ich etwas davon hab'?

Denn wenn wenn ich Nichts von haben thu',

Als Schweiß und Hunger und Durst dazu,

So dank' ich für die Ehre

Euch sehre!

Wie der Hund knurren und bellen wollte

(Im Tone des tiefsten Mitleids zu singen.)

Solo.

Ein Hund, der wollte bellen.

Chor.

Ein Hund, der wollte bellen.

Solo.

Bellen, knurren!

Chor.

Murren, blaffen! Ein Hund, der wollte bellen.

Solo.

Der Hausherr wollt's nicht dulden.

Chor.

Der Hausherr wollt's nicht dulden.

Solo.

Dulden, leiden!

Chor.