Gefährten des Windes - Astrid Frank - E-Book

Gefährten des Windes E-Book

Astrid Frank

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Beschreibung

Doppelter Lesespaß für Pferdefans: "Fliegen wie Pegasus": Ganz oben auf der Siegerstraße ist er – Pegasus, das Springwunder. Und plötzlich der Sturz. Von einer Sekunde auf die andere ist alles anders: Der Wallach ist nicht mehr als seinen Fleischpreis wert. Doch dann rettet eine völlig andere Eigenschaft dem ehemaligen Turnierpferd das Leben, denn Pegasus versteht es, auf die Bedürfnisse behinderter Kinder einzugehen. "Gigant": Ohrenbetäubender Lärm. Sirenengeheul. Dichter Rauch, der dem Pferd die Sicht nimmt. Doch Gigant bleibt ruhig. Das Polizeipferd und seine Reiterin Antonia sind ein eingeschworenes Team, das in gefährlichen Situationen perfekt funktioniert. Und sich aufeinander verlassen kann. 2 Romane über außergewöhnliche Pferde

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Buchinfo

Doppelter Lesespaß für Pferdefans:

„Fliegen wie Pegasus“:

Ganz oben auf der Siegerstraße ist er – Pegasus, das Springwunder. Und plötzlich der Sturz. Von einer Sekunde auf die andere ist alles anders: Der Wallach ist nicht mehr als seinen Fleischpreis wert. Doch dann rettet eine völlig andere Eigenschaft dem ehemaligen Turnierpferd das Leben, denn Pegasus versteht es, auf die Bedürfnisse behinderter Kinder einzugehen.

„Gigant“:

Ohrenbetäubender Lärm. Sirenengeheul. Dichter Rauch, der dem Pferd die Sicht nimmt. Doch Gigant bleibt ruhig. Das Polizeipferd und seine Reiterin Antonia sind ein eingeschworenes Team, das in gefährlichen Situationen perfekt funktioniert. Und sich aufeinander verlassen kann.

2 Romane über außergewöhnliche Pferde

Autorenvita

© Axel Schulten

Astrid Frank wurde 1966 in Düsseldorf als Tochter des Schriftstellers Karlhans Frank geboren, wodurch sie sich schon in frühester Kindheit mit dem Verlagswesen konfrontiert sah. Trotzdem führte sie ihr Weg bereits während ihres Studiums der Germanistik, Biologie und Pädagogik in die gleiche Richtung: Sie war als Lektorin und Rezensentin in mehreren und für mehrere deutsche Verlage tätig und machte außerdem eine Ausbildung zur „Zoobegleiterin des Kölner Zoos“. Nach dem Studium arbeitete sie für ein halbes Jahr in einer Buchhandlung und beleuchtete das Medium Buch damit von einer weiteren Seite. Seit 1996 ist sie freie Lektorin und Übersetzerin, seit 1998 schreibt sie Geschichten (für Kinder). Astrid Frank lebt mit Mann, zwei Söhnen und Hund Aimee in Köln.

www.astridfrank.de

Prolog

Wenn ich ihn nach Italien verkaufe, krieg ich das Doppelte!«

Fina konnte ihr Entsetzen nicht verbergen. Pegasus zwölf Stunden und mehr mit Dutzenden anderer Pferde in einem Schlachtviehtransporter? Und das in seinem Zustand? Um am Ende ausgemergelt und halb verdurstet, mit blutigen Bisswunden und Tritten, die sich die panischen Tiere in der Enge des Transporters gegenseitig zufügten, geschlagen und mit Elektroschocks voran zur Schlachtbank getrieben zu werden? Wenn er dann überhaupt noch lebte!

»Also gut. Ich gebe Ihnen tausend Euro. Mehr bekommen Sie nirgends für ihn.« Sie widerstand dem Drang, aus Angst vor seiner Antwort die Augen zu schließen. Wenn er jetzt nicht nachgab, dann konnte sie nichts mehr für Pegasus tun. Dann war er verloren. Dann hatte sie den Weg hierher umsonst gemacht.

»Ich glaub, da schick ich ihn lieber nach Italien.«

»Zwölfhundert. Mein letztes Wort.« Ihre Stimme war nur noch ein Krächzen. Hatte sie das wirklich getan? Hatte sie ihm tatsächlich zwölfhundert Euro geboten? Wo sollte sie bloß auf die Schnelle so viel Geld auftreiben? Bauer Preuß würde ihr das Tier wohl kaum überlassen, wenn er nicht jeden Schein, den sie ihm zugesagt hatte, sofort in Händen hielt! Und selbst wenn sie es schaffte! Was kam dann? Was sollte sie überhaupt mit Pegasus anfangen, wenn Preuß sich auf den Handel einließ? Es war schließlich nicht damit getan, Pegasus freizukaufen. Er war krank, brauchte dringend tierärztliche Behandlung, eine Unterkunft und Futter. Finas Gedanken überschlugen sich, während sie auf die Antwort des Bauern wartete.

Preuß ließ sich viel Zeit. Er schien die Vorteile und Nachteile des Geschäfts sorgfältig gegeneinander abzuwägen. Es war nicht zu übersehen, dass diese Frau an dem Tier hing. Und er wollte so viel wie möglich herausholen. Bei einem solchen Familiennamen musste die Frau ja Geld haben – mit von Essen hatte sie sich vorgestellt. Und sie konnte einem armen, einfachen Bauern wie ihm, der hart für seinen Lohn schuften musste, ruhig etwas davon abgeben. Außerdem gefiel ihm die Rolle des Stärkeren. Und das Tier hatte ausgedient. Es war nicht mehr wert als den Fleischpreis. So, wie’s aussah, kam Pegasus sowieso nie wieder auf die Beine.

Auf der anderen Seite wäre er ganz schön dumm, wenn er sich das Geld entgehen ließe. Und ihm konnte es schließlich egal sein, ob sich das Leiden des kranken Tieres weiterzog. Wenn diese Verrückte das wertlose Pferd unbedingt wollte – bitte, warum sollte er es ihr nicht geben?

Aber was würde Franz sagen? Der Schlachter war schon auf dem Weg hierher. Er würde Zeter und Mordio schreien, wenn der Wallach nicht mehr da und er umsonst zu ihm herausgekommen wäre. Und wenn er ihm eine Gewinnbeteiligung anbot? Vielleicht hundert Euro?

»Dreizehnhundert«, feilschte Preuß. Denn die zwölfhundert, die Fina ihm geboten hatte, betrachtete er bereits als sein Eigentum. Er war nicht bereit davon auch nur einen Cent wieder abzugeben. Dann sollte der lahme Gaul lieber verrecken.

Fina hielt die Luft an. Sie wusste schon nicht, woher sie zwölfhundert Euro nehmen sollte. Und jetzt noch einmal hundert mehr? Unwillkürlich krampfte sich ihre Hand um das Bündel Geldscheine in ihrer Hosentasche zusammen. Sie hatte nur fünfhundert dabei. Das war die Summe, mit der sie gerechnet hatte. Wo sollte sie die restlichen achthundert Euro auftreiben? So schwer hatte sie sich das alles nicht vorgestellt. Sie spürte Wut in sich aufsteigen. Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein! Glaubte er wirklich, sie wäre so dumm sich von ihm derart über den Tisch ziehen zu lassen? Einen Augenblick lang überlegte sie zu pokern und Desinteresse zu heucheln. Vielleicht sollte sie sich einfach umdrehen und gehen? Sie hatte schließlich alles getan, was in ihrer Macht stand, um Pegasus zu retten. Ihre Möglichkeiten waren erschöpft. Mehr als erschöpft sogar.

Preuß spürte ihre Unsicherheit. Er sah ihren funkelnden blauen Augen an, dass die Frau ihm am liebsten den Hals abgedrückt hätte. War er zu weit gegangen? Vielleicht hätte er sich mit den zwölfhundert zufrieden geben sollen? Wäre das okay, wenn sie sich jetzt einfach umdrehte und ginge? Oder würde er sich dann ärgern? War es ihm die Genugtuung, das Pferd sterben zu sehen und der Frau ihren Willen zu verweigern, wirklich wert, auf so viel Geld zu verzichten? Siebenhundert Euro waren schließlich kein Pappenstiel! Er konnte davon den alten Traktor noch einmal reparieren lassen.

Das schmerzerfüllte Wiehern eines Pferdes unterbrach ihr Kräftemessen. Die wässrig blauen Augen des Bauern lösten sich von den türkisfarbenen der jungen Frau und beide blickten gleichzeitig in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war.

Fina spürte, wie sich die feinen Haare an ihren Unterarmen bei dem Laut aufstellten. Erst das Brummen eines Motors half ihr sich aus ihrer Erstarrung zu lösen und wie auf ein geheimes Kommando wandten sich die beiden Kontrahenten in seltsamer Einigkeit wieder um und sahen dem Wagen des Schlachters entgegen, der in diesem Augenblick auf den Hof einbog.

Teil I

Niemals sollen die Menschen so weit sich vergessen

und die lebende Kreatur behandeln wie alte Schuhe

und abgenützte tote Geräte, die sie fortwerfen mögen,

wenn sie nicht mehr zu gebrauchen sind.

Wir sollen es nicht tun

und uns niemals bei alten lebendigen Wesen

nach dem Nutzen fragen,

den sie nur schwach oder gar nicht mehr haben.

Wir sollen sie behalten, und sei es auch nur,

um daraus Barmherzigkeit gegen Menschen zu lernen.

Ich würde kein altes Pferd und keinen alten Ochsen,

der sich einmal für mich geplagt hat, verkaufen können.

Plutarch (griechischer Schriftsteller und Philosoph, 45–125)

1

Ein klassischer Fehlalarm.« Der Tierarzt Dr. Strauch sammelte seine Untersuchungsinstrumente ein. Er lächelte Fina mit seinem typischen schiefen Grinsen wohlwollend und tröstend an.

Augenblicklich hatte die junge Frau das Bild eines kleinen, schelmischen Jungen vor Augen, der jemandem erfolgreich einen Streich gespielt hat und sich darüber freut. Dabei war Dr. Strauch achtundzwanzig!

Herr Lothrop, der Besitzer des Gestüts, schnaubte. Sein Schnauben klang alles andere als wohlwollend oder tröstend.

Fina senkte den Blick und starrte auf den sorgfältig mit Stroh ausgepolsterten Stallboden. Von Hunden und ihren Besitzern sagt man, dass sie sich im Lauf der Zeit immer ähnlicher werden. Galt das auch für Menschen, die mit Pferden zu tun hatten?

»Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte Dr. Strauch und legte Fina eine Hand auf die Schulter, während er sich an ihr vorbei zur Boxentür drängte. »Der Stute geht es gut. Es ist alles in Ordnung.« Seine Berührung hatte nicht die beruhigende Wirkung, die sie vielleicht haben sollte.

Fina nickte stumm. Sie war sich hundertprozentig sicher gewesen, dass Fleurie kurz vor der Niederkunft stand. Bewegungslos wartete sie, bis der schlaksige, junge Arzt und ihr korpulenter Chef, dem alles Schlaksige im Verlauf seiner sechsundfünfzig Lebensjahre abhanden gekommen war, den Abfohlstall verlassen hatten. Herr Lothrop warf ihr im Vorübergehen einen missbilligenden Blick aus seinen kleinen Schweinsaugen zu. Auch ohne diesen Blick war Fina bewusst, dass sie, die beste Bereiterin des international erfolgreichen Züchters, ihn enttäuscht hatte.

Die Kirchturmuhr schlug gedämpft. Mitternacht. Fina überprüfte noch einmal Einstreu und Tränke. Natürlich war alles in Ordnung. Mit einem letzten skeptischen Blick auf Fleurie, die unbeteiligt dastand und ihr gelangweilt hinterherschaute, schloss sie die Boxenklappe hinter sich.

Kaum hatte sich die Stalltür zugezogen, stöhnte die Stute leise. Ihre Flanken vibrierten. Fleurie wandte den Kopf und hob den Schweif. Sie drehte sich einige Male im Kreis wie ein Hund, der eine bequeme Schlafposition sucht, dann sank sie zu Boden.

Fina wälzte sich in ihrem Bett hin und her. Es lag nicht nur an der ungewohnt weichen Matratze im Gästezimmer des Gestüts oberhalb des neuen Stalls, dass sie keinen Schlaf fand. Immer wieder kontrollierte sie den Wecker, der sie in einer Stunde daran erinnern sollte, nach Fleurie zu sehen. Obwohl Dr. Strauch behauptet hatte, die Geburt würde mindestens noch vierundzwanzig Stunden auf sich warten lassen, wollte Fina sichergehen, dass mit der Stute wirklich alles stimmte. Warum musste auch ausgerechnet heute der Geburtsmelder spinnen?

Fina knipste das Licht an und starrte auf den Wecker. Sie verfolgte, wie die einzelnen Sekunden verstrichen. Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig. Eine Minute schien ewig zu dauern.

Cäsar, Finas Mischlingshund, der vor dem Bett lag, grunzte missmutig und drehte ihr demonstrativ den Rücken zu.

Vielleicht hat er Recht, dachte Fina, und ich sollte versuchen etwas zu schlafen.

Fleurie zitterte vor Anstrengung. Sie war schweißüberströmt. Ihre Augen traten hervor, während ihr Körper von der Austreibungswehe erfasst wurde. Als die Wehe abklang, hob sie den Kopf und versuchte neugierig einen Blick auf die Vorderbeine des Fohlens zu erhaschen, die bereits zwischen ihrem Schweif zu sehen waren, bevor der Schmerz der nächsten Wehe sie zwang sich wieder zurückzulehnen.

Der Atem des Pferdes ging schwer. Seine Nüstern weiteten sich und zogen sich wieder zusammen, als der Wehenschmerz erneut von ihm Besitz ergriff. Aber dies war nicht das erste Fohlen, das die Stute zur Welt brachte. Sobald der Schmerz für einen Augenblick nachließ, wandte sich Fleurie zum wiederholten Mal um und betrachtete zufrieden den Kopf des Fohlens, der mittlerweile, auf den Vorderbeinen ruhend, auf dem Stroh lag. Ein letztes Aufbäumen und der Körper des neugeborenen Pferdes glitt auf den Stallboden. Die Eihülle war bereits zerrissen und gab den Blick auf das vom Fruchtwasser glänzende fuchsfarbene Fell frei. Der kleine Hengst war kräftig und agil. Obwohl seine Hinterbeine noch von der Fruchthülle umschlossen wurden, versuchte er schon den Oberkörper aufzurichten.

Auch Fleuries Kräfte kehrten nach der anstrengenden Geburt erstaunlich schnell zurück. Sie streckte ihrem Sohn den Kopf entgegen und beschnupperte ihn zärtlich. Mit ihrer Zunge fuhr sie über sein Fell und stupste ihn aufmunternd mit der Nase an.

Entschlossen schlug Fina die Decke zurück. Sie hielt es nicht länger aus, hier herumzuliegen und gegen den Impuls anzukämpfen, nach Fleurie zu sehen. Der Wecker würde erst in vier Minuten klingeln, aber warum sollte sie die ganze Zeit auf die Uhr starren, während sie spürte, wie ihre Nervosität und ihre Unruhe von Sekunde zu Sekunde wuchsen!

»Komm, Cäsar«, forderte sie den Hund auf, der mit einem Schlag hellwach war und seiner Herrin zur Tür folgte. Die junge Frau schlüpfte in ihre Gummistiefel und band mit beiden Händen ihr langes dunkles Haar zu einem Knoten zusammen.

Cäsar stand schwanzwedelnd vor der Tür und wartete darauf, dass Fina sie für ihn öffnete. Er liebte es, mit ihr in den Stall zu gehen. Er mochte den Geruch der Pferde und genoss ihre Gesellschaft. In dieser Hinsicht ähnelte er sehr seiner Herrin, die sich nur in der Nähe dieser majestätischen Tiere richtig wohl fühlte. Bei Menschen – vor allem bei jungen Männern wie Dr. Strauch – verspürte Fina nie diese Ausgeglichenheit und allumfassende Zufriedenheit. Menschen machten sie meistens nervös und unsicher. Im Gegensatz zu Pferden wusste sie bei ihnen nie so recht, wie sie mit ihnen umgehen sollte.

Die Luft war klar und frisch. Über den Ställen lag eine ungewöhnlich friedliche Stille, als die junge Frau die wenigen Meter zum Abfohlstall über das Gelände schritt. Auf der leeren Weide zirpten einige Grillen und irgendwo am Dorfrand heulte ein Hofhund. Der plötzliche Schrei einer Eule kam Fina vor wie der Auftakt zum Finale eines Horrorfilms. Es fehlte nur noch ein Schwarm Fledermäuse. Fröstelnd kreuzte sie die Arme vor ihrer Brust und versuchte in der Dunkelheit Cäsar im Auge zu behalten, der mit der Nase über dem Boden aufgeregt den Wegesrand beschnupperte. Nicht dass er die Witterung eines Kaninchens aufnahm und sie die restliche Nacht damit zubringen musste, ihren Hund zu suchen! Das hätte gerade noch gefehlt!

Im Abfohlstall war es angenehm warm. Sobald Fina der vertraute Geruch von frischem Stroh und Pferd in die Nase stieg, fiel ein Teil der Unruhe von ihr ab. Doch vor Fleuries Box blieb sie wie angewurzelt stehen.

Von Fleurie war nichts zu sehen. Die Stute musste sich hingelegt haben. Das war der Moment, in dem Fina wusste, welcher Anblick sie erwartete, wenn sie in dem schummrigen Licht der Notbeleuchtung in die etwa zwanzig Quadratmeter große Box blicken würde.

Das Fohlen wollte soeben aufstehen. Es stemmte die Vorderbeine auf, aber sie rutschten immer wieder zur Seite weg. Fleurie unterstützte die Versuche ihres Kindes mit antreibenden Nasenstübern. Jetzt wandte sie sich zu Fina um und als sie die Bereiterin erkannte, mühte sie sich schwerfällig auf die Beine. Sie sah die junge Frau an, als wollte sie sagen: Na, wie habe ich das gemacht? Ist er nicht ein Prachtkerl?

Fina lächelte zustimmend zu dieser unausgesprochenen Frage und betrachtete ehrfürchtig das Wunder des Lebens. Vor nicht einmal zwei Stunden hatte diese Stute den Tierarzt und den Besitzer des Gestüts glauben gemacht, die Geburt würde sich verzögern, und nun stand hier ein kerngesundes und offenbar äußerst lebhaftes, kleines Pferd vor ihr, das in diesem Augenblick entdeckte, wie es seine Beine sortieren musste, um darauf zu stehen. Mit unsicheren Schritten, mehrmals noch das Gleichgewicht verlierend, stolperte der kleine Hengst auf seine Mutter zu und suchte instinktiv nach der Milchquelle.

Fina empfand keine Genugtuung, dass sie Recht behalten hatte. Sie war einfach unendlich erleichtert, weil die erfahrene Zuchtstute ihr Fohlen auch ohne menschliche Hilfe gesund zur Welt gebracht hatte. Sie mochte sich gar nicht ausmalen, was alles hätte passieren können! Jetzt war es Dr. Strauch, der sich von Herrn Lothrop eine Standpauke anhören konnte. Der arme Kerl tat ihr jetzt schon Leid.

Herr Lothrop hatte den Deckhengst für seine beste Stute sorgfältig ausgewählt und weder Kosten noch Mühen gescheut. Poseidon, der Vater des kleinen Hengstes, galt als das Springtalent der vergangenen Jahre. Der Hannoveraner war schon zu Lebzeiten so etwas wie eine Legende und Herr Lothrop setzte dementsprechend große Erwartungen in seinen Nachkommen. Der Gestütsbesitzer würde glücklich sein zu erfahren, dass sein Wunsch nach einem männlichen Tier in Erfüllung gegangen war.

Apropos! Fina sah auf ihre Armbanduhr. Sollte sie Herrn Lothrop jetzt anrufen und informieren? Dr. Strauch musste ebenfalls noch einmal einen Blick auf den kleinen Kerl werfen, der inzwischen äußerst geschickt das Euter seiner Mutter gefunden hatte. Doch das Saugen der wertvollen Kolostralmilch strengte das Fohlen noch sehr an. Bereits nach wenigen Minuten hatte es genug und legte sich hin.

Behutsam betrat Fina die Abfohlbox, stets darauf bedacht, sich nicht zwischen Fleurie und ihr Neugeborenes zu stellen. Mit der bereitgelegten Schnur band sie Eihaut und Nabelschnur hoch, damit Fleurie nicht darauf treten konnte, bis die Nachgeburt abgegangen war.

Fleurie begrüßte sie freundlich und Fina pustete ihr sacht in die Nüstern und krabbelte ihren Hals. »Das hast du prima gemacht, altes Mädchen«, lobte sie die Stute.

Das Fohlen beäugte die junge Frau zugleich misstrauisch und neugierig und Fina achtete darauf, ihm nicht zu nahe zu kommen, um es nicht zu erschrecken. Sie würden noch genug Zeit haben, sich miteinander vertraut zu machen.

Frank, Astrid:

Gefährten des Windes – 2 Romane in einem Band (Leseprobe)

ISBN 978 3 522 68054 7

Einbandgestaltung: bürosüd GmbH, München

E-Book-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

© 2015 Thienemann in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH, Stuttgart

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