Gefängnis der Liebe - Erin Wright - E-Book

Gefängnis der Liebe E-Book

Erin Wright

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Beschreibung

Er ist ein Kämpfer, kein Liebhaber…

Vor zwei Jahren verlor Wyatt Miller durch einen betrunkenen Fahrer seine Familie. Mit seinem Herz zerbrochen, setzte er langsam die Stücke seines zerschmetterten Lebens wieder zusammen. Die Arbeit auf seiner Tausend-Acker Ranch von morgens bis abends hilft ihm dabei, sein gebrochenes Herz zu vergessen. Als er einen Betrunkenen in einer Nacht davon abhält, hinter das Steuerrad zu steigen, endet er in einem blutigen Kampf… und danach hinter Gittern.

Sie hält Männer in Schach, aber hat ein weiches Herz…

Abby Connelly nimmt ihre Arbeit im Long Valley Gefängnis ernst. Sie träumt nicht vom Heiraten, Kindern oder weißen Lattenzäunen. Sie will nur ihren Job erledigen und die einzige Familie, die sie noch hat, ihren Vater, zufriedenstellen. Aber in dem Moment, in dem der raue und verwundete Wyatt Miller Fuß in ihr Gefängnis setzt, merkt Abby, dass ihr Herz wohl gerade eine Planänderung vorsieht…

Aber Kleinstädte haben es an sich, einen großen Groll im Gedächtnis zu behalten. Wyatt und Abby haben einen schweren Kampf vor sich, um das böse Blut zwischen der Familie Miller und den Connellys zu überwinden.

Erlösung ist nie einfach …

Gefängnis der Liebe ist der dritte Roman in der Reihe der Long Valley Cowboys, wobei jedes Buch der Long Valley Welt eigenständig gelesen werden kann. Er beinhaltet einige Kraftausdrücke und erotische Momente. Viel Spaß!

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Gefängnis der Liebe

Ein Unverhofftes Treffen mit einem Cowboy

Cowboys von Long Valley Liebesroman

Book Drei

Erin Wright

übersetzt vonMaureen F.

Wright Hot Sexy Cowboys

Inhalt

1. Wyatt

2. Abby

3. Wyatt

4. Abby

5. Wyatt

6. Abby

7. Wyatt

8. Abby

9. Wyatt

10. Abby

11. Wyatt

12. Abby

13. Wyatt

14. Abby

15. Wyatt

16. Abby

17. Wyatt

18. Abby

19. Wyatt

20. Abby

21. Wyatt

22. Abby

23. Wyatt

24. Abby

25. Wyatt

26. Abby

27. Wyatt

28. Abby

29. Wyatt

30. Abby

31. Wyatt

32. Abby

33. Wyatt

34. Abby

35. Abby

36. Wyatt

37. Abby

38. Wyatt

39. Wyatt

40. Abby

41. Wyatt

42. Abby

43. Wyatt

44. Abby

45. Wyatt

Epilog

Rückkehr der Liebe - Auszug

Ein Fehler, oh nein!

Bücher von Erin Wright

Über die Autorin

Über die Übersetzerin

FürJasmine die Schreibkatze:

Danke für alle deine Kuscheleinheiten. DiesesBuch wäre buchstäblich ohne dich nicht dasselbe gewesen…

1Wyatt

November, 2016

WyattMiller schlenderte abends um 23.30 Uhr im Mr. Petrol's den Gang mit Snacks entlang. Es gab nichts Besseres, als nach einem Abendessen in den Gängen eines Mini-Marktes zu suchen. ZähltenZwiebelringe und BeefJerky zu einer ausgewogenen Ernährung? DieZwiebelringe könnten als sein Gemüse und das BeefJerky als sein Protein dienen.

Er zog eine Grimasse. Es gab Tage, an denen das Leben in einer Kleinstadt wirklich beschissen war, wie zum Beispiel, wenn Lebensmittelgeschäfte stolz darauf waren, "bis spät geöffnet" zu haben. Spät in einer Kleinstadt bedeutete bis neun Uhr abends.

Er nahm eine TüteLay'sChips mit dem Salz- und Essiggeschmack aus dem Regal.

Schau mal her, noch mehr Gemüse.

Er war sich nicht sicher, ob eine Ernährungsberaterin das gutheißen würde, aber andererseits gab es in diesem Mini-Markt fast nichts, was eine Ernährungsberaterin gutheißen würde. Er sollte eigentlich einfach nach Franklin fahren und dort einkaufen gehen, aber das war 30 Minuten entfernt, und er hatte einfach keine Lust dazu. Nachdem er gestorben war, sollte auf seinem Grabstein geschrieben sein: »Er war zu faul, um nach Franklin zu fahren, deswegen ist er an einem Herzinfarkt durch Junkfood vom Mr. Petrol‘s gestorben.«

In diesem Moment hielt draußen ein Fahrzeug an. Na ja, "anhalten" klingt, als hätte der FahrerKontrolle über seine Handlungen, aber Wyatt sah, wie der Jeepgerade rechtzeitig vor dem Geschäft anhielt. Er vergaß dadurch die TüteChips in seinen Händen völlig. Fast wäre er durch das Schaufenster des Mini-Marktes gefahren.

Ach du Scheiße!

Er erkannte den Jeep. Es gab im Tal nur einen orangefarbenen Tarnjeep.

DieFahrertür schwang auf und Richard stolzierte heraus. Wyatt war sich nicht sicher, ob Richard stolzierte, weil er möglicherweise so arrogant und von sich selbst eingenommen oder weil er betrunken war. Beides wäre durchaus möglich.

Wyatt erinnerte sich daran, ein- und auszuatmen. Und dann noch einmal. Er konnte nicht so reagieren, wie er wollte - Richard ins Gesicht schlagen - also musste er einfach ruhig bleiben. Das würde ihm sowieso jeder empfehlen.

Er wusste das. Es musste sich nur daran erinnern. Und dementsprechend handeln.

Egal wie gut es sich anfühlen würde, Richard eine runterzuhauen.

Richard stolperte in den Laden hinein und Wyatt konnte von zwei Gängen weiter die Alkoholfahne riechen.

Er war also betrunken.

Richard schaffte es zum Bierkasten, ohne dabei ein Kopfregal zu zerstören, was ein kleines Wunder war, und schnappte sich ein 24er-PackBudweiser.

Ein 24er-Pack? Wirklich? Wenn du schon so besoffen bist?

Wyatt fiel es wieder schwer zu atmen und er merkte, dass er die TüteChips in seinen Händen zu einem winzigen Ball zerdrückt hatte, wobei die Chips aus der geplatzten Tüte auf den Boden gefallen waren. Richard schien das Geräusch jedoch nicht zu bemerken, denn er schwang das 24er-Pack auf die Theke und zahlte einige Momente später mit seiner Debitkarte.

Einatmen, ausatmen.

Wyatt hoffte, dass der Kassierer ihn gleich aufhalten würde. Sicherlich würde er erkennen, dass es eine wirklich schreckliche Idee war, Richard zu diesem Zeitpunkt mehr Bier zu verkaufen.

Oder?

Richard nahm sein Bier und stolperte auf die Tür zu.

DerKassierer hielt ihn nicht auf. Wyatt spürte, wie die Wut in ihm hochkochte.

»Warum hast du ihm das Bier verkauft?!« DieWorte platzten wie Kanonenfeuer aus Wyatt heraus. Er konnte nicht anders, als diese Frage zu stellen, genauso wenig wie er nicht in der Lage gewesen war, zu atmen.

»Alter weißt du, wer das ist?«, reagierte der Kassierer mit einem Schulterzucken.

»Natürlich weiß ich, wer das ist«, antwortete Wyatt.

»Nun, meine Bewährungszeit ist fast vorbei. Nur noch einen Monat und ich bin raus aus dem System. Da werde ich doch den Sohn des Richters nicht anpissen.«

Das war es. Wyatt warf die zerknüllte TüteChips auf den Boden und rannte zur Tür. Er würde nicht tatenlos zusehen, wie Richard jemandem das Leben nahm, weil er zufällig genetisches Material mit dem einzigen Richter in der Stadt teilte. Ganzsicher nicht.

Er stürmte zur Eingangstür des Mr. Petrol‘s hinaus. Richard hatte es endlich geschafft, seinen Schlüssel in die Zündung zu bekommen und ihn umzudrehen. Wyatt schnappte den Türgriff und riss sie auf.

»Was willste, Killer?«, lallte Richard und schaute Wyatt mit trüben Augen an.

»HalloKumpel. Schön dich wiederzusehen.« Wyatt holte aus und platzierte seine Faust direkt auf DicksNase.

2Abby

»GutenMorgen, Papi«, sagte Abby mit singender Stimme, als sie das Büro des Sheriffs betrat.

Sie ahnte eigentlich schon, bevor er seinen Mund öffnete, wie er genau reagieren würde. Sie hatte ihn mit Papi begrüßt, weil die Stimmung im Büro ihr mitteilte, dass er besonders schlecht gelaunt war. Manchmal machte es einfach Spaß, ihren Vater zu verarschen.

»Du kennst die Regeln«, schimpfte er. »Wenn einer von uns in Uniform ist, sind wir Sheriff und Hilfssheriff. Ich bekomme genug hochgezogene Augenbrauen, weil ich meine eigene Tochter eingestellt habe. Mach es nicht noch schlimmer und vor allem heute nicht.«

»Oh, nein? Was ist los?« Neugierig setzte sie sich auf die andere Seite seines riesigen Schreibtisches. Normalerweise ließ ihr Vater nichts an sich ran, aber wie er heute vor dem einzigen Fenster des Raumes hin und her ging, gab ihr das Gefühl, dass etwas Schlimmeres passiert war, als ihr zu spätes zu Arbeit kommen.

»Du kannst es von mir erfahren, da es ohnehin gleich dein Problem sein wird«, sagte der Sheriff.

»Eh, langsam. Du hast hier die Verantwortung. GehörenProbleme nicht zu deiner Abteilung?«

»Eigentlich ist es mein Job, zu entscheiden, zu wem die Probleme gehören, und dementsprechend Anordnungen zu treffen«, erwiderte er.

Sie unterdrückte den Drang, ihre Augen zu verdrehen. Es gab Tage, da war es mehr als nervig, die Tochter des Sheriffs zu sein.

»Also was hat denn diesen Stress im Mannschaftsraum verursacht?«

»Du wirst nie glauben, wer hinten ist.«

»Du hast recht, ich habe keine Ahnung. Ich habe gestern Abend tatsächlich mein Funkgerät ausgeschaltet und da niemand angerufen hat, nahm ich an, dass alles in Ordnung sei.«

»WyattMiller«, sagte er.

»Wow«, sagte Abby genauso schockiert, wie er gedacht hatte, dass sie sein würde. Sie starrte ihn einen Moment lang an und versuchte zu verarbeiten, was er gerade gesagt hatte. Plötzlich fühlte sie sich schrecklich darüber, dass sie sich beim Hereinkommen so görenhaft verhalten hatte. Als seine Tochter sollte sie ihn besser unterstützen und weniger sarkastisch sein. »Alles okay bei dir?«

»Du wirst nie glauben, warum er hier ist«, meinte er und ignorierte ihre Frage.

»Hat er O'Malley's wieder wegen einer PartieBillard zertrümmert?«

»Nein, er hat RichardSchmidt auf dem Parkplatz von Mr. Petrol's verprügelt.«

»Er hat was?!«, explodierte sie. »Wie zum Teufel kommt er denn dazu so etwas tun?!«

IhrVater starrte sie nur an, und da überwand Abby den Schock, dass WyattRichard verprügelt hatte. Obwohl das wahrscheinlich, wenn sie ehrlich zu sich selbst war, eine Weile dauern würde. Wie schwer müsste es für ihren Vater sein, damit umzugehen? Dies war ein Wirrwarr aus jeglichen beschissenen Umständen.

»Oh mein Gott, Papa, geht es dir gut?« Sie sprang aus ihrem Stuhl und ging auf ihn zu, um ihn zu umarmen.

»Abby...« Er hob defensiv seine Hände hoch und wehrte ihre Umarmung ab, was sie mehr traf, als sie es gedacht hätte. Sie änderte ihre Richtung und ging stattdessen zur offenen Bürotür.

»Komm mir nicht so«, sagte sie, schloss die Tür zu und drehte sich mit einem mitfühlenden Blick zu ihm um. »Es gibt Momente, in denen du immer noch mein Vater bist, egal wie viele Abzeichen du zwischen uns stapelst, und dies ist einer dieser Momente.«

»Okay, gut.« Er holte tief Luft und schaute ihr in die Augen. »Um ehrlich zu sein, geht es mir nicht so gut. Deshalb möchte ich, dass du dich darum kümmerst. Ich konnte mich größtenteils, als ich mit seinen Brüdern sprach, zusammenreißen. Ich spürte jedoch, wie meine Zurückhaltung drohte nachzulassen«, sagte er, während er sich die Stirn rieb. »DieSachescheint sehr einfach. Ich sollte wollen, dass er bekommt, was fair ist, aber nach allem, was passiert ist, kann ich nicht aufhören, das Gefühl zu haben, dass er mehr als das bekommen sollte, was streng genommen "fair" ist. Genau das ist das Problem. Wenn ich meine persönlichen Gefühle nicht im Griff habe und es vermassele, wird er nicht einmal das bekommen, was er zu Recht verdient.«

»Also... möchtest du, dass ich übernehme?« Als er nickte, fragte sie ihn ein wenig sarkastisch: »Wieso glaubst du, dass ich mein Temperament besser unter Kontrolle habe als du?«

»Du bist ein besserer Mensch als ich«, antwortete er einfach.

»Das ist nicht wahr, und du weißt es.«

»Nun, jeder wird sich irgendwann mit ihm auseinandersetzen müssen, aber ich versuche, mich so weit wie möglich aus der Situation zu entziehen. Ich möchte nicht, dass meine persönlichen Gefühle im Weg sind. Ich hoffe dass du, weil du etwas Abstand hast und die Schichtleiterin bist, effektiver als ich dafür sorgen kannst, dass nichts schief läuft.«

»Alles okay bei dir?« Sie wusste, dass sie sich wie eine kaputte Schallplatte anhörte, aber während sie ihren Vater beobachte, konnte sie nicht anders, als sich Sorgen um ihn zu machen. SeinBlutdruck könnte zu hoch werden und...

»Ja, es geht mir großartig«, sagte er und versuchte, glücklich und normal zu erscheinen, aber er scheiterte total und schlug mit seiner Faust auf den Tisch. »Nein, ich bin im Moment verdammt sauer. Ich kann es einfach nicht glauben, dass es gerade diesesArschloch war, dass den Sohn des Richters verprügelte. Das ist typisch WyattMiller. Er glaubt, dass er alle Probleme der Welt mit seinen Fäusten lösen kann, und er denkt nie darüber nach, ob er sich einmischen sollte oder nicht, und vor allem, ob seine Fäuste sich einmischen sollten oder nicht. AlsNächstes wird er an der Theke einer weiteren Runde von Leuten erzählen, dass er ihre Farmen besser führen kann als sie selbst. Ich habe in meinem Leben noch nie ein so arrogantes, besserwisserisches StückScheiße getroffen.«

Er hielt an und starrte Abby schwer atmend an.

»Ich bin mir ziemlich sicher, dass es klar ist, dass ich mich besser nicht mit dem alltäglichen GeschäftWyatt hierzubehalten beschäftigen sollte«, sagte er und Abby meinte einen leicht sarkastischen Ton in seiner Stimme zu hören.

Sie biss sich nur auf die Lippe und nickte. Obwohl es ewig her war, dass Wyatt die Bemerkung gemacht hatte, dass ihr Vater keine Ahnung hatte, wie er eine Farm führen sollte und er es ihm zeigen würde, war es offensichtlich, dass ihr Vater immer noch nicht darüber hinweg war. Sie war sich nicht sicher, ob er es jemals sein würde. Wenigstens war ihrem Vater klar, dass er diesen Abstand zwischen ihnen wahren sollte.

»Alles klar, Sheriff, was soll ich tun?«

»Mach einfach deinen Job als Schichtleiterin und Gefängnisaufseherin. Behandle ihn wie jeden anderen Häftling, aber wenn irgendwelche Probleme auftauchen, kümmere dich einfach darum. Und um Himmels willen, gib seinem Anwalt keinen Spielraum. Ich erteile dir jegliche Vollmacht so zu handeln, wie du es für richtig hältst, solange du mich raushältst.«

»Also kann ich die offensichtliche Frage stellen?«

»Und die wäre...?«

»Warum deklariere ich das nicht einfach als Interessenkonflikt und schicke ihn nach AdaCounty?«

»DasLetzte, was ich brauche, ist, dass dieser Idiot beweist, dass ich mein eigenes Gefängnis nicht führen kann.«

»Richtig«, sagte Abby. Sie hatte dem Gespräch wirklich nichts mehr hinzuzufügen. Das war neu für sie.

»Was ich von dir brauche, und mir ist klar, dass ich eine Menge von dir verlange, ist, dass du das alles zusammenhältst und mich gleichzeitig aus Schwierigkeiten heraushältst. Übernimm den Fall einfach und handele so, wie du es für angemessen hältst. Ich werde dich in allem unterstützen.«

Sie nickte.

»Aus der Ferne«, fügte er hinzu.

Sie ließ ihn zurück in seinem Büro und begab sich auf den Weg zu ihrem Problem.

3Wyatt

Verdammt, ich fühle mich schrecklich.

Ihm war schlecht und er fühlte sich, als hätte er einen Kampf mit einem Grizzlybären verloren, und obendrein hatte er geträumt, dass sein BruderStetson ihn anschrie, er solle aufwachen. Wenn es eine Möglichkeit gab, seinen Tag von Anfang zu versauen, dann war es, dass er sich in seinen Träumen mit seinem wehleidigen Bruder auseinandersetzen musste. Der rotznäsige kleine Schweinehund konnte in nicht mal in seinem Schlaf in Ruhe lassen.

Schließlich stellte sein Gehirn die Verbindung her, dass Stetson nicht in seinem Traum war, aber tatsächlich schrie, er solle aufwachen.

Er öffnete endlich seine Augen, und lieber Gott, was war es hell. SeinKopf brüllte aus Protest. Was zum Teufel hatte er sich angetan?

Er erkannte den Raum nicht. Er hörte, wie Declan und Stetson sich über etwas stritten, aber worüber war ihm egal. Alles, was er wissen wollte, war, wie er sie zum Schweigen bringen konnte.

»Jetzt ist nicht die Zeit für deinen jämmerlichen Blödsinn, also hör auf damit«, hörte er Declan sagen.

»JaMama«, schaffte Wyatt es so gerade zu sagen, aber es klang nicht ganz richtig, wie es herauskam. »Wo zum Teufel bin ich?«

»Du bist im Gefängnis«, sagte Declan mit seiner herablassenden Stimme, die er immer verwendete, wenn er dabei war, seinen Bruder zu beruhigen.

Wyatt hasste diese Stimme so sehr, aber aus irgendeinem Grund, an den er sich gerade nicht erinnern konnte, ließ er seinen Bruder damit davonkommen. Er würde sich später bestimmt wieder erinnern.

Er schwang seine Beine über die Kante des Bettes, auf dem er lag, und versuchte aufzustehen. Die ganze Welt verschob sich nach rechts, und Wyatt beschloss, sich stattdessen wieder hinzusetzen. Nur für eine Minute.

»Warum zum Teufel bin ich im Gefängnis?«, schaffte er endlich herauszubekommen.

»Du hast dich dazu entschieden, dich wie eine Ein-Mann-Bürgerwehr zu verhalten, und hast RichardSchmidt verprügelt«, sagte Stetson mit verschränkten Armen, während er ihn anstarrte.

Oh.

Richtig.

Er erinnerte sich jetzt wieder.

Er war sich ziemlich sicher, dass ein Eingeständnis vor einem Anwalt oder Richter seine Zeit hinter Gittern verlängern würde, aber anderseits war das Gefühl von seiner Faust in DicksGesicht, das Beste, was er in langer Zeit empfunden hatte.

»Er war betrunken. Ich habe versucht, ihn zu hindern, sich hinter das Lenkrad zu setzen, aber er wollte nichts davon hören.« Wyatt zuckte mit den Schultern, was ihm noch mehr Schmerz bereitete. Er hatte nach dem ersten Schlag nur noch rot gesehen, und wenn er darauf zurückblickte, war er sich nicht mehr sicher, was passiert war. Es war alles nur ein Schleier aus Wut und Vergeltung. Vielleicht war "hatte versucht ihm das Fahren auszureden" nicht ganz richtig, es sei denn, man würde "Fausthiebe" als Reden bezeichnen. In diesem Fall hätte er sehr viel geredet.

»DasArschloch hat mich Killer genannt.« Er hat jeden Schlag verdient. Wenn er schon einen beschissenen Trick abziehen konnte, war es wohl dieser gewesen.

»Hör zu, ich weiß, nachdem was passiert ist, dass ihr nicht gerade Busenfreunde seid«, sagte Stetson sarkastisch. »Aber das bedeutet nicht, dass du ihn, wenn dir danach ist, einfach verprügeln kannst. Vielleicht hätte ein Anruf bei der Polizei auch geholfen.«

»Wieso? So, dass sie ihn für eine Nacht in eine Zelle schmeißen und er dann wieder wie immer ungeschoren davon kommt?«

Declan drängte sich zwischen die beiden. »Wyatt, wir haben die Sache besprochen und glauben, dass es vielleicht eine gute Idee ist, dass du hier ein oder zwei Tage drin bleibst.«

Wyatt schwenkte seinen Blick zu Declan zurück. Von allen Menschen auf der Welt, von denen er dachte, dass sie auf seiner Seite wären, stand Declan an erster Stelle dieser Liste. Declanwar diese Liste.

Er hätte nie gedacht, dass Declan ihn auf diese Weise verraten würde.

BeimBlick auf WyattsGesicht hob Declan defensiv seine Hände. »Wyatt, du hast ihn krankenhausreif geschlagen. Er hat drei gebrochene Rippen, und sie werden wahrscheinlich einen plastisch-rekonstruktiven Eingriff an seinem Gesicht vornehmen müssen, um die Knochen wieder dorthin zu bringen, wo sie hingehören. Ich weiß, dass du glaubst, dass deine Handlung gerechtfertigt war, aber du kannst nicht einfach auf Leute losstürmen und sie zusammenschlagen.«

»Niemand ist gestorben und hat dich zum König der Welt gemacht«, sagte Stetson flach. »Du musst begreifen, dass du dich nicht durch dein Leben prügeln kannst.«

»Ja, was auch immer. Lass mich verdammt noch mal in Ruhe«, sagte Wyatt. »Ihr beide wollt doch nur, dass ich versage, und nutzt diese Gelegenheit, um das zu erreichen. MeinGott, sogar meine eigene Familie hat sich gegen mich gewendet. Ohne mich wärt ihr zwei nichts. Ich bin derjenige, der über all den dummen Scheiß nachdenkt, von dem ihr nicht einmal etwas wisst. Nur zu, lasst mich hier drin. In einem Tag seid ihr wieder hier und werdet mich anflehen, eure Ärsche zu retten.«

Er drehte ihnen den Rücken zu und wartete darauf, dass sie gingen.

»Ich werde mich um deine Farm kümmern. Jorge wird die meiste Arbeit erledigen, also werde ich einfach dafür sorgen, dass er die Hilfe bekommt, die er braucht«, bot Declan an. »Du kannst hier drin die Hilfe bekommen, die du brauchst.«

»Ja, tu mir bloß keinen Gefallen«, sagte Wyatt sarkastisch und änderte dann seine Meinung. »Eigentlich kannst du mir einen Gefallen tun. Sorge dafür, dass Stetson sich von meiner Farm fernhält. Wenn ich hier rauskomme, möchte ich seinen Dreck nicht aufräumen.«

Keiner von beiden sagte ein Wort. Er wartete darauf, dass Stetson etwas Kluges erwidern würde, aber er schwieg. Schließlich konnte Wyatt es nicht mehr ertragen.

»Geht einfach. Ihr zwei geht mir auf die Nerven.«

Er hörte, wie ihre Cowboystiefel auf dem Betonboden verstummten und eine Tür hart ins Schloss krachte, bevor er sich wieder auf die Pritsche legte und seine Augen schloss.

»Warum machen die Leute mit mir immer so eine Scheiße?«

4Abby

Abby ging den Gefängnisblock zu WyattsZelle hinunter. Es war sein großer Tag, und sie war die glückliche Beamtin, die ihn in den Gerichtssaal bringen durfte. Er hatte die letzte Woche damit verbracht, sie jedes Mal, wenn sie vorbeikam, anzuschnauzen und Westernromane zu lesen. Sie stellte sich vor, dass diese Anhörung so gut verlaufen würde, wie zu erwarten war, was, um es einmal so auszudrücken, entsetzlich schrecklich sein würde.

Sie hatte nicht vor, Wyatt (oder ihren Vater) hierüber zu informieren, aber sie hatte Mitleid mit Wyatt. IhrVater würde einen Herzinfarkt erleiden, wenn er dies erfahren würde, aber sie hatte seit diesem ersten Morgen in seinem Büro entdeckt, das es einige Lücken in der Geschichte ihres Vaters gab, warum Wyatt im Gefängnis gelandet war. EinigewichtigeInformationen fehlten. Wyatt hatte Richard nicht einfach aus dem Nichts geschlagen. Nur weil der Himmel blau war und der Wind aus dem Westen herüberwehte.

Okay, sicher, Richard hatte es nicht verdient, im Krankenhaus zu landen, aber sie begann zu erkennen, dass auch ihr Vater bei WyattMiller nicht rational handelte.

»Bereit?«, fragte sie und hielt mit den Schlüsseln und Handschellen in der Hand an seiner Zellentür an. Er grunzte, schwang seine Beine über die Bettkante und warf das LouisL'Amour-Taschenbuch in die Ecke seiner Pritsche. Er schob seine Hände durch die Öffnung in der Tür, damit sie ihm die Handschellen anlegen konnte, und nachdem sie die Tür entriegelt hatte, begann er schweigend vorauszugehen, während sie ihm folgte.

Bei so einer einnehmenden Persönlichkeit war es schwer zu verstehen, warum ihn nicht jeder mochte und liebte.Sie versuchte beim Gehen nicht ihre Augen zu verdrehen. WennWyatt nur halb so sympathisch wäre wie sein Aussehen, hätte er viel mehr Fans auf der Welt.

Heute war der Terminplan kurz - nur WyattsFall und ein paar Strafzettel für zu schnelles Fahren. Natürlich hatte der RichterSchmidtWyatt als Letztes auf die Liste gesetzt, denn er würde jede noch so kleine Chance ergreifen, um sich gegenüber Wyatt wie ein Arsch zu benehmen.

Endlich war Wyatt dran.

»DerStaatIdaho gegen WyattMiller«, rief der Gerichtsreporter. Wyatt schlurfte vorwärts, sein Anwalt an seiner Seite. Abby lehnte sich an die Wand des Gerichtssaals und hielt ihren Atem an. Es könnte gut ausgehen oder in einem Desaster enden. InAnbetracht der Tatsache, das es hier um RichterSchmidt und Wyatt ging, war sie sich ziemlich sicher, dass man auf Letzteres setzen sollte.

»Sie sind also wegen Körperverletzung vorgeladen?«, sagte der Richter, beugte sich nach unten und starrte Wyatt über seine Brille an. »Ich habe immer gewusst, dass dieser Tag kommen würde. Natürlich habe ich nie geahnt, dass mein Sohn das Opfer sein würde⁠—«

»RichterSchmidt, wir bitten um einen Gerichtswechsel«, unterbrach WyattsAnwalt. Es war fast nie eine gute Idee, den Richter zu unterbrechen, aber anderseits war das Ganze hier ein Zirkus. Es gab keine Regeln mehr. Sie wäre nicht überrascht, wenn der Richter mit einem Stabhochsprung über seine Richterbank springen und selbst einige Schläge austeilen würde. »Ich denke, dass es deutlich ist, dass es hier einen Interessenkonflikt gibt. Wir möchten, dass der Austragungsort nach AdaCounty verlegt wird.«

DerRichter lehnte sich grinsend in seinem Stuhl zurück. »Von mir aus. Aber ich habe gehört, dass ihr Terminkalender um diese Jahreszeit, wegen den Feiertagen und so, ziemlich voll ist. Sie werden wahrscheinlich eine Weile auf IhreAnhörung warten müssen.«

»Deshalb möchten wir für HerrnMiller eine Kaution beantragen«, warf der Anwalt nahtlos ein. »Es ist Spätherbst und ein Farmer wie HerrMiller ist noch dabei, seine Ern⁠—«

»Aber bei so einem hohen Fluchtrisiko«, sagte der Richter mit hochgezogenen Mundwinkeln, »kann ich ihn nicht gehen lassen. Wer weiß, wo er hingehen würde, wenn er bis zu seiner Anhörung in Boise frei rumlaufen könnte.«

»EuerEhren«, sagte der Anwalt flehend, »HerrMiller hat immer nur in LongValley gewohnt. Er besitzt hier eine Farm. SeineFamilie ist hier. Er ist der Inbegriff⁠—«

»eines hohen Fluchtrisikos«, unterbrach ihn der Richter. »Ich kenne HerrnMillersHintergrund recht gut und brauche nicht daran erinnert zu werden. Wenn er seine Anhörung nach AdaCounty verlegen will, sei es so. Aber ich werde nicht zulassen, dass er unter meiner Aufsicht der Justiz entflieht. DieserFall wird hiermit nach AdaCounty verlegt; HerrMiller wird bis zu seiner Anhörung in Boise im ValleyCountyGefängnis verbleiben. Abgelehnt.« Er schlug mit dem Hammer auf das Holz vor ihm.

Abby starrte den Richter einen Moment lang entsetzt an. Sie hatte befürchtet, dass der Richter den Vorteil nutzen würde, WyattsAnhörung leiten zu können, aber selbst sie hatte nicht erwartet, dass er dies tun würde.

WennWyatt seine Zuckerrüben nicht zu Ende ernten könnte, dann würden sie auf den Feldern verrotten und er könnte seine jährliche Ratenzahlung an die Bank nicht leisten. SeinBruderStetson hatte seine Ratenzahlung an die Bank im vergangenen Herbst nicht geleistet, und so hatte er durch eine glückliche Fügung des Schicksals seine FrauJennifer kennengelernt, aber irgendwie bezweifelte Abby, dass Wyatt nur halb so viel Glück haben würde. Dies könnte Wyatt finanziell ruinieren, und der Richter wusste das. SeinTrockenweizen war bereits geerntet worden, aber er verdiente das meiste Geld mit seinen Rüben, und der Richter war sich dieser Tatsache sehr wohl bewusst.

VerdammtesArschloch, Wyatt so zu verarschen. Er weiß genau, was er tut. Der einzige Weg für Wyatt diesem Schlamassel zu entkommen, wäre, wenn seine Brüder einschreiten würden, aber sie haben ihre eigenen Farmen zu führen. Außerdem habe ich sie an dem Morgen nach WyattsVerhaftung im Gefängnis gehört und bin mir nicht sicher, ob sie bereit sind, ihm bei der Betreibung seiner Landwirtschaft zu helfen. DieserRichter nutzt seine Macht, um sich mit seinem ehemaligen Schwiegersohn anzulegen und es gib nichts, was ich dagegen tun kann⁠—

Sie hörte, wie sich jemand direkt hinter ihr räusperte und dann ihren Ellbogen berührte. Sie drehte sich um, unterbrach endlich ihren starrenden Blick auf den Richter und sah, dass WyattsAnwalt neben ihr stand. »Ich glaube, mein Mandant braucht IhreDienste«, sagte der Anwalt leise.

Richtig. Sie sollte ihn zurück in seine Gefängniszelle bringen. Sie warf dem Anwalt ein freundliches Lächeln zu, bevor sie Wyatt wieder die Handschellen anlegte und versuchte - und höchstwahrscheinlich versagte - ihren inneren Aufruhr zu verbergen. Als sie die Handschellen um seine Handgelenke zuschnappte, konnte sie nicht umhin, die von der Sommersonne gebräunten muskulösen Arme zu bemerken, und wie sich sein Haar im Nacken kräuselte, etwas zu lang für die Konvention, aber perfekt, um mit ihren Fingern durchzufahren.

Sie räusperte sich, schüttelte ihren Kopf und konzentrierte sich auf die Arbeit.

Die nächsten Wochen würden lang werden.

5Wyatt

Er saß in seiner Gefängniszelle und wartete ungeduldig auf seinen Therapeuten. Das war etwas, wovon er nie gedacht hatte, dass er es jemals tun würde. Auf eine Therapiestunde warten war nicht gerade etwas, was er täglich tat, geschweige denn sich darauf zu freuen, aber hier im Gefängnis freute er sich über jedeUnterbrechung seines plötzlich sehr eintönigen Lebens.

DieWahrheit war, dass er sich zu Tode langweilte. Seit er acht Jahre alt war und angefangen hatte seinen Vater auf den Feldern zu helfen, war er noch nie so lange ohne Arbeit gewesen. Sogar im Winter konnte er mit den Pferden reiten gehen oder in der Scheune an Traktoren herumtüfteln.

Also trieb ihn das Lesen von LouisL'Amour, das Essen von Betty'sDiner und der 30-minütige Ausgang im Innenhof, Tag für Tag, schlicht und einfach langsam in den Wahnsinn.

Nun, das und Abby auf ihren Runden zu beobachten. Und wie sie mit seinem Tablett zu seiner Zelle kam. Und dann Zeit damit zu verbringen, mit ihr darüber zu scherzen, ob Tomaten wirklich essbar seien oder nicht (wo er natürlich recht hatte und sie unrecht, denn Tomaten waren einfach nicht essbar, egal wie sehr Leute das Gegenteil behaupten).

Aber abgesehen von Abby und allen Aktivitäten im Zusammenhang mit Abby war das Gefängnis die reinste Langeweile. Er legte sich auf seine Pritsche, faltete die Hände unter seinem Kopf und starrte an die wasserbefleckte Decke. Mit einem Therapeuten zu sprechen... das war etwas, was er seit der HighSchool nicht mehr getan hatte, und das war ein Berufsberater gewesen, kein Therapeut, der dir mit deiner emotionalen Scheiße hilft.

DieserTherapeut war zur 100% die Idee seines Anwalts gewesen, der argumentiert hatte, dass es gut für einen Richter aussehen würde, dass er Hilfe in der Zeit bis zu seiner Anhörung gesucht hatte. Wyatt dachte nicht, dass ein Richter sich darum einen Dreck scheren würde - seinem ehemaligen Schwiegervater hier in LongValley war es sicherlich egal, aber...

Er langweilte sich.

Er langweilte sich zu Tode.

Er langweilte sich so sehr, dass ein Gespräch mit einem Therapeuten wie eine gute Idee klang.

Was genau die Definition von Langeweile sein musste.

Er war froh, dass Shelly nicht mehr da war, um ihn im Gefängnis verrotten zu sehen. Sie wäre so enttäuscht von ihm gewesen. Natürlich hatte es auch nicht geholfen, dass er ihren Bruder verprügelt hatte.

Anderseits hätte er, wenn sie noch da gewesen wäre, keinen Grund gehabt, ihren Bruder zu verprügeln.

Er hörte, wie die Tür des Zellenblocks geöffnet wurde und war dankbar für die Unterbrechung des inneren nie endenden Kreislaufs der Schuldgefühle. AbbysStimme schwebte auf ihn zu, als sie zusammen mit, wie er vermutete, dem Therapeuten hereinspaziert kam. »Er ist da hinten - wir haben Konferenzräume, wo Sie sich mit ihm treffen können, wenn Sie möchten.«

AbbysStimme zu hören war... nett. Wyatt schwang seine Beine über die Bettkante und schaute ihr dabei zu, wie sie mit schwingenden Hüften auf ihn zukam. Er mochte schon immer ein bisschen Fleisch auf den weiblichen Knochen - wer auch immer behauptete, dass es sexy war, mit einem SackKnochen zu schlafen, war völlig verrückt - und Abby hatte ihre Kurven genau an all den richtigen Stellen.

Nicht, dass er die Tochter des Sheriffs auf dieseWeise betrachten würde.

Natürlich nicht.

»Ja, das wäre sehr nett.« Die kultivierte, aber freundliche Stimme der Therapeutin brachte ihn schließlich dazu, sich seiner neuen Ablenkung des Wahnsinns zuzuwenden. Sie war etwas älter, vielleicht Ende fünfzig, mit kurzen braunen Haaren und grauen Strähnchen, und ihre viereckige Brille verlieh ihr ein gelehrtes Aussehen. Er hatte noch nie eine richtige Therapeutin getroffen, und er war sich nicht sicher, was er erwartet hatte, aber als er sie jetzt sah...

Sie sah genauso aus, wie er sich eine Therapeutin vorgestellt hatte. Wenn er sich jemals die Mühe gemacht hätte, sich eine Therapeutin vorzustellen, was natürlich nicht der Fall war.

Er stand von seinem Bett auf und lief zur Zellentür. Er steckte seine Hände durch die Türöffnung, damit ihm die Handschellen angelegt werden konnten, als die Therapeutin ihre Hand hob, um Abby aufzuhalten. »Ich ziehe es vor, dass meine Klienten, während ich mit ihnen rede, keine Handschellen tragen. Es ist schwer für sie, sich zu entspannen, wenn sie Metallarmbänder tragen. Ich glaube, dass ich mich darauf verlassen kann, dass HerrMiller sich während unseres Gespräches wie ein Gentleman verhalten wird.« Sie sah ihn hierbei direkt an, und ihre grauen Augen untersuchten ihn, während sie sprach.

Er nickte, ohne dabei den Blickkontakt zu unterbrechen. »Ich verspreche es Ihnen«, schwor er feierlich. Nicht, dass er jemals eine Frau angreifen würde, aber angesichts seiner Vergangenheit, in der er Menschen verprügelte, die nicht mit seiner Ansicht der Welt übereinstimmten, verstand er ihren Wunsch nach Zusicherungen.

»Das reicht mir.«

Abby zuckte mit den Schultern und hing ihre Handschellen wieder an ihren Gürtel. »Dann führe ich Sie beide einfach in den Konferenzraum«, sagte sie, schloss auf und schwang die Zellentür für ihn auf. Er streifte an ihr vorbei und atmete unbewusst ein, als er vorbeiging. Zitronen. Warum roch sie immer nach Zitronen? Es war das Verrückteste, auf die schrecklichste und perfekteste Art. Es war sein Lieblingsduft - sauber und rein, ohne süßlich zu sein - und wenn er es nicht besser wüsste, würde er denken, dass Abby ihn mit Absicht ausgewählt hatte, um ihn verrückt zu machen.

Was sie offensichtlich nicht getan hatte, da sie nicht wusste, dass es sein Lieblingsduft war.

Was die ganze Sache noch verrückter machte.

Sie ging hinter ihnen her, als sie nach vorne und rechts liefen. Nachdem sie sich am Konferenztisch eingerichtet hatten, nahm sie den Türknopf in die Hand, informierte die Therapeutin, den diensthabenden Beamten zu rufen sobald sie fertig sind und verschwand dann hinter der Holztür.

Wyatt spürte bei ihrem Verschwinden ein Gefühl des Verlusts, das er sich nicht erklären wollte. Oder irgendjemand anderem.

DieTherapeutin lächelte ihn an, ein freundliches, aber professionelles Lächeln, das ihm sagte, dass sie eine Vertraute, aber keine Freundin sein würde. Er respektierte das.

»HerrMiller, darf ich SieWyatt nennen?«

»Ja, Ma'am, das ist in Ordnung.«

»Sie dürfen mich Rhonda nennen.«

Er nickte einmal. »Rhonda.«

»Wyatt, ich verstehe, Sie haben eine Vorgeschichte mit RichardSchmidt, dem Mann, den Sie verprügelt haben. Stimmt das? Oder sehnten Sie sich einfach nach der guten alten Zeit und fingen an, auf ihn einzuschlagen, weil Sie in letzter Zeit niemanden geschlagen hatten?«

Er konnte nichts für das kleine Lächeln, das an seinen Lippenrändern erschien. »Es hängt sicherlich davon ab, wen Sie fragen«, sagte er milde. »Ich bin mir sicher, dass es Leute in dieser Stadt gibt, die genau glauben, dass das der Grund ist, warum ich Dick geschlagen habe.«

»Dick? Ich dachte, er zieht es vor, Richard genannt zu werden.« Sie wölbte ihm eine perfekt gepflegte Augenbraue entgegen. Er grinste sie knabenhaft an.

»Oh, das tut er auch. Genaudeshalb nenne ich ihn Dick. DerName passt einfach viel besser zu seiner Persönlichkeit.«

Sie lächelte jetzt selbst. »Nun, warum erzählen Sie mir nicht von IhrerBeziehung zu Richard? Wir können dort anfangen.«

Wyatt lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »WievielZeit haben wir?«, fragte er sarkastisch

»So viel, wie wir brauchen«, antwortete sie, ohne mit der Wimper zu zucken. »Normalerweise plane ich die Sitzungen für meine Klienten im SechzigMinuten-Takt, aber ich habe heute keine weiteren Termine in LongValley, also kann ich den ganzen Nachmittag mit Ihnen plaudern, wenn Sie möchten.«

Sie drängte ihn mit Absicht zurück. Sie wusste, dass er den ganzen Nachmittag genauso wenig mit einer Therapeutin verbringen wollte, als wie mit Tanzunterricht.

Sie hatte Rückgrat. Das gefiel ihm.

»Vor sieben Jahren habe ich DicksSchwester, Shelly, geheiratet. Anfangs verstand ich mich mit Dick und seinem Vater, HerrSchmidt, ganz gut, aber es stellte sich bald heraus, dass sie meinten, dass ich nicht gut genug für sie wäre. Was ich wahrscheinlich auch nicht war, aber sagen Sie mal ehrlich, wer ist gut genug für seine Frau?«

»IhrSchwiegervater ist also RichterSchmidt?«, fragte sie.

»Ex-Schwiegervater«, korrigierte er.

»Sie sind geschieden?«

»Nein.« Er seufzte und schob unbequem auf seinem Stuhl hin und her. Dies war der schwierige Teil. Das war der schreckliche Teil. Es war das einzig Gute daran, hier in LongValley zu wohnen - jeder kannte seine Geschichte. Er bräuchte sie nicht immer wieder zu erzählen. Er musste sich diesen Tatsachen, die sein zerbrochenes Leben ausmachten, nicht stellen. »Sie ist gestorben. Autounfall. Vor einem Jahr. MeineTochter war mit ihr im Auto. Sie starben beide am Unfallort.«

Sie starrte ihn nur wertend an und nickte einmal, um anzuzeigen, dass sie ihn gehört hatte, also fuhr er fort. »MeinSchwiegervater und mein Schwager gaben mir die Schuld daran.«

»SindSie gefahren?«, fragte sie.

»Nein. Ich war zu Hause.«

»Warum haben sie Ihnen dann die Schuld gegeben?«

»Weil ich sie diesen Abend gebeten hatte, die Milch zu holen. Ich war gerade zu Hause - es war ein langer Tag gewesen - und Shelly meinte, dass die Milch ausgegangen war. Normalerweise wäre ich gegangen, denn man möchte eine Fünfjährige nicht im Kindersitz anschnallen, nur um kurz nach Franklin zu fahren, um Milch zu kaufen, aber ich war einfach müde und wollte nicht fahren. Ich war egoistisch.« Er starrte auf die ferne Wand, an der ein unscheinbarer Abdruck einer Meeresküste hing, und fühlte, wie sich seine Kehle vor Frustration und Tränen zusammenzog.

Nein, keine Tränen. Er würde nicht weinen.

NurFrust.

»Wie spät war es?«, fragte die Therapeutin leise.

»Spät? Abend. Vielleicht so gegen neun Uhr.«

DieTherapeutin ließ die Stille den kleinen Raum füllen. Sie dehnte sich aus und drückte ihn nieder, aber er sagte nichts. Gott sei Dank fuhr sie schließlich fort. »Also, als Sie ihren Schwager dann sahen⁠—«

»Ex-Schwager.«

»IhrenEx-Schwager im Supermarkt sahen, dann entschieden Sie sich, dass es Zeit war, dies mit IhrenFäusten zu diskutieren?«

Er nickte. Es war vielleicht politisch nicht korrekt, das zuzugeben, aber ja, so war es gewesen.

»Hat er irgendwas getan, um diese Diskussion zu provozieren?«

»Ja!« Er hielt inne, denn er bemerkte, dass seine Stimme für den winzigen Raum, in dem sie sich befanden, sehr laut klang. Er atmete ein und versuchte die Gefühle, die über ihn hereinbrachen, zu beherrschen, aber die Ungerechtigkeit des Ganzen hatte schon seit Wochen an ihm genagt. Verdammt, es war an der Zeit, dass sich jemand anderes als sein Anwalt seine Seite der Dinge anhörte.

»Er fuhr betrunken. Er hätte fast die Vorderseite des Mr. Petrol‘s gerammt. Er war da, um mehr Bier zu kaufen und der Kassierer ließ ihn gewähren. Er sagte mir, dass er den Sohn des Richters nicht verärgern wollte, denn seine Bewährungszeit wäre fast abgelaufen. Dick war bereits in seinem potthässlichen, orangefarbenen Tarn-Jeep, als ich nach draußen kam, um ihn am Wegfahren zu hindern. DieSache geriet dann ziemlich schnell außer Kontrolle.«

»Warum haben Sie nicht stattdessen die Polizei gerufen?«