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Der Umzug in eine neue Stadt ist nichts Neues für die vierzehnjährige Izzy. Trotzdem ist sie nicht wirklich begeistert davon. Neue Bekanntschaften machen die Umstellung erträglicher und bald merkt sie, wie verwunschen ihr neues Zuhause ist. Je näher sie ihre neue Freundin Kim kennenlernt, desto tiefer wird sie in ein Geflecht aus Lügen und Geheimnissen hineingezogen. Bald schon muss sie bemerken, dass die mysteriöse Magie, die die schöne Kim umgibt, gefährlicher ist, als vermutet.
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Seitenzahl: 128
Veröffentlichungsjahr: 2018
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Die Autorin
Charline Dreyer wurde 1997 in Berlin geboren. Die jetzige Studentin schrieb den Kinderroman Gegengift im jungen Alter von 13 Jahren, angefangen mit dem Bücherschreiben hat sie mit elf. Ihr Motto damals lautete: Kinder schreiben fur Kinder.
Gegengift machte sie sie zur Verlagsautorin. Ihr bisher aufwendigstes Werk veroffentlichte sie im Alter von 20 Jahren als Selfpublisher online. Weitere Bücher sind in Bearbeitung und zu erwarten.
***
Fur Meine Oma.
Danke, dass du mir in jeder Dunkelheit
meinen Weg gezeigt hast.
Danke, dass du mein Licht bist.
Ich liebe dich.
Bis zum Mond – und wieder zuruck.
***
»Prolog«
Kapitel »Eins«
Kapitel »Zwei«
Kapitel »Drei«
Kapitel »Vier«
Kapitel »Fünf«
Kapitel »Sechs«
Kapitel »Sieben«
Kapitel »Acht«
Kapitel »Neun «
Kapitel »Zehn«
Kapitel »Elf«
Kapitel »Zwölf«
Kapitel »Dreizehn«
Kapitel »Vierzehn«
Kapitel »Fünfzehn«
Kapitel »Sechzehn«
Kapitel »Siebzehn«
Kapitel »Achtzehn«
Kapitel »Neunzehn«
Kapitel »Zwanzig«
Kapitel »Einundzwanzig«
Kapitel »Zweiundzwanzig«
Kapitel »Dreiundzwanzig«
Kapitel »Vierundzwanzig«
Kapitel »Fünfundzwanzig«
Kapitel »Sechsundzwanzig«
Kapitel »Siebenundzwanzig«
Kapitel »Achtundzwanzig«
Kapitel »Neunundzwanzig«
Kapitel »Dreißig«
Sie wusste genau, was sie zu sehen bekam, aber trotzdem schaute sie noch ein letztes Mal in den großen Spiegel mit dem vergoldeten Rahmen. Das enge Kleid war wie verschmolzen mit ihrer schlanken Taille, ihrer perfekten Figur. Sie seufzte, lächelte und schüttelte ihr rotes, seidiges Haar, das in Wellen über die schmalen Schultern bis über ihren Rücken fiel. Die vollen und langen Wimpern umrahmten ihre grünen, großen Augen.
„Ich bin wunderschon“, dachte sie und machte eine halbe Drehung. Jetzt schien die helle Augustsonne auf ihre weiße Haut und ließ ihre Augen noch strahlender wirken.
Das Mädchen wusste, was ihr Ziel war. Sie hatte ihr ganzes, unsterbliches Leben darauf gewartet, dass es endlich Wirklichkeit wurde. Sie wusste, dass es ein Leichtes werden würde, es kostete sie nicht einmal viel Anstrengung. Dann schaute sie ein letztes Mal an sich herunter.
Zufrieden mit dem, was sie sah, ging sie ein wenig in die Knie und sprang leichtfüßig aus dem Fenster, landete leise wie eine Katze auf dem moosbedeckten Waldboden und schaltete ihre Menschlichkeit komplett ab. All ihre Konzentration war nun auf den scharfsinnigen Jagdinstinkt gerichtet. Sie verengte die Augen und fletschte leicht ihre schneeweißen, spitzen Zähne. Dann sprang sie ins Dickicht, rannte mit einer unglaublichen Geschwindigkeit zwischen den Bäumen und Büschen hindurch, ohne auch nur einmal leicht zu stolpern. Sie hatte einen Geruch in der Nase, der sie noch wilder, schneller und stärker machte. Abrupt blieb sie stehen, verschwand hinter einer alten Eiche und lauschte.
Da war ein Pochen. Das Pochen eines menschlichen Herzens. Wie eine Eidechse kletterte sie blitzschnell den Baum empor. Tatsächlich. Da war ein Mensch, ein anderes Mädchen, mit blonden Haaren. Ihre Wärme war so stark, so intensiv, dass es ihr im Brustkorb kribbelte. Das rothaarige, tierähnliche Mädchen lächelte und flüsterte:
„Menschen haben die lästige Eigenschaft Dinge zu tun, denen sie nicht gewachsen sind. Dinge, an denen sie scheitern, bevor sie überhaupt angefangen haben, an sie zu glauben.“
„Nein“, stohnte ich geschockt. „Das kannst du mir nicht antun! Nicht schon wieder. Nicht noch einmal…“
„Was hätte ich bitteschon sagen sollen? Entschuldigen sie bitte, aber meine kleine Schwester mochte nicht umziehen, deshalb kann ich ihr Angebot leider nicht annehmen? Das Leben ist kein Wunschkonzert, Izzy! Oder denkst du etwa, mir würde das ewige Hin und Her Spaß machen? Denkst du vielleicht, dass das das Leben ist, was ich mir gewünscht habe? Mir wäre es doch auch lieber, wenn es anders wäre! Aber wir brauchen nun mal das Geld!“
Das war wieder Typisch Liz! Drei Stunden labern wie ungerecht die Welt doch sei. Aber eigentlich hatte sie ja Recht. Doch das würde ich niemals vor ihr zugeben!
„Ich weiß! Ich weiß. Ja… Schon klar… Nur…“, doch Liz unterbrach mich: „Ja… versteh schon was du meinst. Du hast dich gerade erst richtig eingelebt, und schwupp! Schon kommt dir deine große Schwester mit: Wir ziehen um! Ich weiß, es ist doof. Gerade in deinem Alter. Ich weiß auch wie das ist… weißt du, als Mama und Papa noch lebten… na ja. Ich war fünf… als sie starben. Das weißt du ja. Nun… Sie hatten mich sonst immer zu ihren vielen Forschungsreisen mitgeschleppt, mich dort bei Kindermädchen abgegeben. Ich kenn das, von Ort zu Ort zu reisen. Doch einmal, da warst du gerade mal ein halbes Jahr alt, hatten sie darauf bestanden, uns bei Oma und Opa zu lassen. Und genau bei dieser Reise, war der Flugzeugabsturz. Wären wir dabei gewesen, wären wir jetzt tot… Stell dir das mal vor! Das ist so unheimlich.“
Ich schluckte und wusste zunächst nicht genau, was ich sagen sollte. Noch nie hatte Liz so offen darüber gesprochen. Ohne, dass ich es wollte, kullerte mir eine kleine Träne die Wange hinunter. Ich hatte meine eigenen Eltern noch nie richtig kennengelernt. Ich ließ mich auf das lila Plüschsofa fallen, das wir erst vor einem Monat gekauft hatten.
Liz, meine neunzehn jährige, große Schwester, war meine einzige Verwandte, die noch lebte. Meine Großeltern waren schon vor langer Zeit gestorben… genauso wie meine Eltern. Ich war jetzt vierzehn. Vierzehn…
„Izzy? Alles okay?“, fragte Liz und strich mir übers honigblonde Haar. Ich nickte. Ich liebte meine Schwester. Auch wenn mich das ständige Umziehen echt nervte.
Liz war Model. Na ja… wenn man das als Modeln bezeichnen konnte… eigentlich war sie nur ein „Vorführobjekt“ einer winzigen Boutique. Die Stylistinnen zogen meiner Schwester die selbst kreierten Klamotten an und sie musste dann mit den Teilen einmal hoch und runter laufen, während irgend so ‘n Modetrottel diese Klamotten „prüfte“ ob sie gut genug für sein Geschäft waren. Total bekloppt. Ich fand diese ganze Sache irgendwie schon immer sehr merkwürdig…
Es war jetzt das dritte Mal in diesem Jahr, dass sie ein „Jobangebot“ bekam. Diesmal aus Berlin.
Berlin… einer riesigen Großstadt, wo man wahrscheinlich kein Fleckchen Grün entdecken konnte. Da sollte ich hinziehen. „Für immer“, hatte Liz gesagt. Das sollte das letzte Mal sein. Noch mal wollte sie keinen neuen „Job“ annehmen, denn in Berlin würde sie doppelt so viel Geld verdienen, wie hier. Sie hatte es versprochen. Ihr zukünftiger „Chef“ auch. Sie würde für echte „Stylisten“ modeln. Ihr „Chef“ hatte wohl gesagt, dass sie „Talent“ hätte! Aha. Na ja… sollte sie doch machen was sie wollte… Sie musste es ja wissen. War ja alt genug, oder?
Wenige Tage später: „Aber Nemo darf doch mitkommen, oder?“, fragte ich während der kleine Terrier auf meinen Schoß krabbelte und sich das Kopfchen kraulen ließ. „Klar. Wir haben ein kleines Häuschen, am Rand der Stadt, nicht mitten in der City. Und ich weiß doch, wie sehr du an dem Tier hängst“, antwortete meine Schwester.
Nemo war mein bester Freund. Ein 2 Jahre junger Yorkshire-Terrier, den ich zu meinem zwolften Geburtstag von Liz geschenkt bekommen hatte. Quietschend versuchte er nun, mir die Socke aus der Hand zu reißen, die ich gerade in meinen Koffer stopfen wollte. „Na schon. Nimm sie!“, lachte ich und der kleine Hund rannte triumphierend mit der weißen Socke im Maul durch mein Zimmer.
In drei Tagen sollten wir in Berlin sein. In einem „hübschen Häuschen, ganz für uns allein“, hatte Liz gesagt. Obwohl ich mir immer noch nicht vorstellen konnte, dass es in Berlin ein Haus mit Garten geben sollte.
Aber zu diesem Zeitpunkt konnte ich ja noch nicht ahnen, was es in Berlin alles gab…
Die Umzugswagen waren schon lange an unserem neuen Zuhause angekommen. Aber wir noch nicht, war ja klar! Die Fahrt dauerte echt lang!
„Wann sind wir endlich da?“, fragte ich ungeduldig, als Liz sich ihre blonden Haare zu einem Pferdeschwanz zusammenband und müde aus ihrem Pappbecher einen großen Schluck Kaffee trank. Wir waren sehr früh losgefahren. Um sechs hatte mich Liz geweckt und eine halbe Stunde später saßen wir schon im Auto.
Gerade machten wir an einer Raststätte Pause. Meine Schwester zuckte mit den Schultern und leckte sich den Schaum von den Lippen. „Ich schätze mal… so in zwei Stunden? Ja, das konnte hinkommen.“
Ich seufzte und schloss die Augen. „Ich hoffe es…“
Eine Stunde später, schwitzten wir wie verrückt. Es war echt heiß. Die Morgensonne knallte vom strahlendblauen Himmel und erhitzte unser kleines Auto gewaltig. Die Klimaanlage war kaputt und die Fenster konnten wir auf der Autobahn nicht offnen.
Als wir dann in der City angekommen waren, hatte ich plotzlich ein ganz anderes Bild von Berlin. Sicher, es war eine riesige Stadt, mit unzähligen Autos und Menschen, aber es faszinierte mich trotzdem, auch wenn ich Großstädte noch nie gemocht hatte. Es gab auch viele Parks, was mich echt wunderte. Und als wir dann immer mehr und mehr an den Rand der Stadt fuhren, weit entfernt von Autolärm und stinkenden Abgasen, wollte ich zunächst nicht glauben, dass wir überhaupt noch in Berlin waren. Die Umgebung wurde immer grüner.
Als wir dann an unserem Ziel, der langen, langen Reise angelangt waren, war das, was ich sah, die großte Überraschung und genau das, was ich überhaupt nicht erwartet hätte…
Zum Glück waren Sommerferien! Denn in die Schule wollte ich ganz sicher nicht. Bei dem, was ich gerade sah, bekam ich eine riesige Lust auf Ferien und Freizeit nur für mich allein.
„Ich hatte dir doch versprochen: Ein wunderschones Häuschen, mit Garten, Pool und einem eigenem Zugang zum Wald. Da kannst du bestimmt total schone Spaziergänge mit Nemo machen!“, sagte meine Schwester, während sie das kleine Gartentor aufschloss.
Was? Ein kleines Häuschen?! Nein! Das war ein riesiges Haus mit einem riesigen Garten und einem Mörderpool!
„War… das nicht… irre teuer?“, fragte ich, immer noch im Bann gezogen von dem, was ich sah.
„Ich musste echt lange arbeiten. Und ich habe gut verdient. Das hier sollte eine Überraschung werden, deshalb erzählte ich dir nichts von meinem Erfolg.“
Also war ihr Chef doch kein Betrüger-Idiot?! Unglaublich…
Ich lachte und fiel ihr in die Arme. „Danke!“, seufzte ich überglücklich.
Doch die Freude schwand, als ich merkte, dass Nemo verschwunden war.
„Ich glaube, dass er in den Wald gerannt ist. Das ist typisch für ihn – total neugierig. Am besten, du gehst gleich mal gucken. Ich muss hier weitermachen“, sagte Liz, die gerade dabei war, ihren Koffer die kleine Treppe hinauf zu schleppen.
„A- aber der Wald ist doch sicherlich… äh, ich meine, gibt’s da einen Weg?“, stotterte ich. In solchen Situationen hatte ich schon immer Schiss gehabt, da ich mich schon oft verlaufen hatte. Mein Orientierungssinn war nicht besonders ausgeprägt.
„Ich denke schon. Der Wald ist nicht gerade klein“, beruhigte mich meine Schwester.
Also ging ich los. Der Zaun, der das Dickicht von unserem Grundstück trennte, war nicht mehr der Jüngste. An einigen Stellen waren Locher hineingerissen und die rostige Tür stand offen.
Das war die Bestätigung.
Nemo musste in den Wald gelaufen sein. Noch einmal seufzte ich und ging dann schließlich in den kühlen Schatten der alten Bäume.
Auf einmal wurde es totenstill und die Luft wurde drückend schwül und heiß. Langsam ging ich über das weiche Bett aus Gras. Na ja, aus Gras war es eigentlich nicht. Hauptsächlich war der Boden von dunkelgrünem Moos überdeckt.
„Nemo?“, flüsterte ich.
Keine Ahnung warum, aber irgendetwas verbot mir, zu rufen. Mein Hals wurde trocken und aus einem, mir nicht bekannten Grund bekam ich ein leichtes Angstgefühl, das sich langsam in mir breit machte.
Die Sonnenstrahlen schafften es kaum, durch die dichten Baumkronen zu scheinen. Das verursachte ein unheimliches Licht. Unheimlich …
Ich ging weiter… einen Schritt… noch einen Schritt… schwitzend starrte ich auf meine Füße, die sich auf einmal total schwer anfühlten. Ich traute mich nicht, aufzuschauen, starrte weiterhin auf meine weißen Turnschuhe, deren Schnürsenkel zerfledderte Enden hatten.
Erschrocken fuhr ich zusammen, als mich etwas an der Wade packte und mich ein Schmerz durchzuckte…
„Nemo!“, schrie ich, als das kleine Kerlchen versuchte, meine Jeans zu zerreißen. „Ganz ruhig! Was ist denn?“
Schlagartig ließ er meine Hose los und guckte mich mit großen Knopfaugen an. Dann jaulte er schrill und verschwand blitzschnell hinter den Zweigen einer Trauerweide, die schlaff herunter hingen. Schnell folgte ich ihm und was kam hinter dem Baum zum Vorschein?
„Hä?“, machte ich.
Was war das denn? Ein See, mitten im Wald? Sehr seltsam…
Ich stand direkt am Ufer und die Erde war feucht und matschig unter meinen Schuhsolen. Ich sank sogar ein bisschen ein. Die Oberfläche des Sees war spiegelglatt und dünne Nebelschwaden schwebten über ihr. Es sah so gespenstisch aus… Vielleicht war der Nebel ja eine Gruppe ruheloser Geister? Aber darüber wollte ich lieber nicht nachdenken. Schnell vertrieb ich diesen Gedanken aus meinem Kopf.
Der See war nicht sehr groß, aber auch nicht klein. Um ihn herum standen die Bäume total dicht! Man hatte keine Sicht, was sich hinter ihnen verbarg. Dann fiel mir wieder ein, warum ich überhaupt hier war.
„Nemo?“
Der kleine Hund war schon wieder weg. Hektisch suchte ich das ganze Ufer ab, aber nirgends konnte ich ihn sehen. Meine Güte, was hatte der Kleine bloß?
Plotzlich horte ich ein leises Winseln. Ich hielt die Luft an und lauschte….
„Nemo?“, flüsterte ich wieder. „Wo steckst du denn, verdammt noch mal!“
Dann horte ich ein Knacken, direkt hinter mir. Ruckartig drehte ich mich um und sah gerade noch, wie etwas Knallrotes zwischen den Bäumen entlang huschte und es ertonte ein Geräusch, das sich wie ein Kichern anhorte. War das nicht eine Mädchenstimme? Oder, stammte sie von einer jungen Frau? Na ja, es horte sich ziemlich… aggressiv an.
„I- ist da jemand?“, stotterte ich.
Da sah ich, dass Nemo direkt vor meinen Füßen saß und zitterte. Er zitterte so heftig, dass ich dachte, er würde platzen.
„Oh, Gott! Was ist los?“, schrie ich und wollte mich gerade zu ihm herunter bücken, als mich zwei knallgrüne Augen anfunkelten. Blitzschnell musterte ich die Gestalt. Das was ich zu sehen bekam, war ein dünnes Mädchen mit langen roten Haaren und grünen Augen. Sie hatte sich über Nemo gebeugt und sah so aus, als wollte sie ihn auffressen! Doch sie verschwand so schnell, dass ich kaum mehr hätte erkennen konnen.
Nemo lag noch immer zusammengekrümmt auf der feuchten Erde und zitterte. Schnell nahm ich ihn auf den Arm und spürte, dass er eiskalt war.
„Liz! Liz! Sieh dir das an! Da war eine… ein… M-“
„Mücken? Ja, ich weiß. Lästige Viecher. In dem grünen Koffer ist eine Creme, die kannst du auf die Stiche schmieren“, sagte Liz leichthin. Sie checkte mal wieder überhaupt nichts!
„Nein! Keine Mücken! Ein Mädchen! Und sie wollte Nemo fressen. Nemo stirbt! Nemo…! Tu doch etwas!“, schrie ich. Erschrocken ließ meine Schwester die Vase los, die sie gerade auf die Fensterbank stellen wollte. Scheppernd zersprang das Porzellan auf den Fliesen in tausend Teile.
„Was?!“
„Ja! Sieh dir das an! Sieh dir das an!“
Ich war richtig aufgewühlt, hielt das kleine Lebewesen im Arm, das immer noch zitterte und dessen Atem schnell und stockend ging.
„Was hast du denn schon wieder gemacht! Kann man dich mit vierzehn Jahren nicht einmal aus den Augen lassen?!“, meckerte sie mich an.
„Aber ich hab doch gar nichts gemacht! Er lag auf dem Waldboden, vor einem See! Er zitterte und da war ein Mädchen! Sie hatte sich über ihn gebeugt und wollte ihn fressen!“
„Ach, jetzt hor doch bitte mit den Märchen auf! Ich dachte, dass du wenigstens aus dem Alter raus bist!“