Geisterwelten - Kathi Ritter - E-Book

Geisterwelten E-Book

Kathi Ritter

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Beschreibung

Die beiden Geschichten handeln von zwei jungen Frauen, die in unterschiedlicher Art und Weise Erfahrungen mit der Geisterwelt machen. Saskia scheidet viel zu früh aus ihrem jungen Leben und bekommt durch die Liebe der Freundschaft eine zweite Chance. Die junge Bäckereifachverkäuferin Lilly wäre durch ein tragisches Erlebnis ihrem Liebesglück wohl nie begegnet. Beide glaubten nicht an eine Geisterwelt und wurden eines Besseren belehrt.

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Kathi Ritter

Geisterwelten

Kurzgeschichten

Für all diejenigen, die daran glauben, dass es nicht nur eine Art der Existenz gibtBookRix GmbH & Co. KG80331 München

Mein neues Leben

 

 

Darf ich mich vorstellen? Ich bin Saskia. Ich bin jung und werde es auch bleiben. Seit langer Zeit bin ich Neunzehn. Ich bin tot, man könnte sagen, ein Geist. Ich bin bei einem Autounfall gestorben. Es hatte mich kalt und plötzlich erwischt. Ich kann mich nur noch an einen schmerzhaften starken Aufprall erinnern, es hatte mich buchstäblich aus den Schuhen gerissen. Dann gab es einen Knall als mein Kopf gegen die Windschutzscheibe donnerte. Kurzer Schmerz. Und dann nichts mehr. Dunkelheit. Stille.

 

Ich spürte eine angenehme Schwerelosigkeit, als ob ich mich zu einer ganz leichten Feder verwandelt hätte. Aus der Vogelperspektive konnte ich meinen Körper liegen sehen. Er war ganz verdreht und blutete stark aus vielen offenen Stellen. Auch aus denen, die erst durch den Unfall hervorgerufen waren. Als ich die vielen Knochen sah, die aus meinem Körper herausragten, musste ich gegen meinen Willen an einen Igel denken. Gebannt wartete ich, was passieren würde. Das Auto sah auch nicht gerade unversehrt aus. Die Windschutzscheibe war stellenweise zersplittert, Blut klebte daran. Der Fahrer, oder die Fahrerin, konnte ich im Inneren des Autos nicht erkennen. Aber ich erwartete, dass sich augenblicklich die Tür öffnete und eine zu tiefst erschrockene und vor Schock erblasste Person heraus stürmen würde. Oder zumindest heraus taumeln. Das wäre etwas theatralischer und hätte zur Szene besser gepasst. Doch plötzlich startete das Auto, fuhr langsam um mich herum und raste einfach weg. Einfach so. Im Dunkeln verschwunden.

Ich schrie noch „Halt“ hinterher. Ab dem Zeitpunkt musste ich lernen, dass ich weder sicht- noch hörbar war. Und so blieb meine Geist mutterseelenallein und mein zerstörter Körper, wie ein unliebsames Möbelstück, am Rande der Straße zurück. Denn der Unfall ereignete sich mitten in der Nacht, mitten auf einer Landstraße. Ich war absolut entsetzt über das Verhalten des Fahrers. Doch dann machte sich grenzenlose Wut breit. Und mit dieser Wut im Bauch machte ich mich auf den Weg, den Fahrer zu finden.

 

Ich weiß nicht, wie lange ich am Suchen war. Ich hatte das Gefühl, dass es monatelang dauerte. Denn jedes Mal, wenn ich dachte, ich wäre auf der richtigen Spur, hinderte mich meine Familie daran. Geister scheinen eine überdimensionale Empathie zu besitzen. Und wenn einer aus meiner Familie sehr starke Emotionen empfand, wie Trauer oder Wut, dann war das wie ein Lockruf für mich. Ich „beamte“ mich dann fast zwanghaft in die Nähe dieser Person. Ich konnte mich dieser Anziehung nicht wehren. Wenn meine Eltern oder meine Geschwister mich spürten, wurden sie etwas entspannter, und ich konnte mit meiner Suche fortfahren.

Es gab noch etwas, was mich immer wieder aufhielt. Es war eine noch stärkere Kraft, die ich immer wieder spürte. Etwas Warmes und Helles. Mit viel Liebe darin. Die Kraft der Anziehung war manchmal so unwiderstehlich, dass ich oft Mühe hatte, mich dagegen zu wehren. Ich konnte erahnen, was es war. Ich hatte zu Lebzeiten einige Artikel über klinisch Tote gelesen, die von einem Licht berichteten. Warm, hell, anziehend. Und wenn sie ins Licht gehen wollten, sagte man ihnen, dass sie noch nicht fertig waren- was auch immer es war. Ich habe es immer etwas belächelt. Ich konnte nicht so richtig daran glauben. Jetzt tue ich es. Ich habe es erlebt. Wenn ich fast schwach wurde und ins Licht gehen wollte, rief ich jedes Mal, dass ich noch nicht bereit war. Und dann ließ es mich in Ruhe.