Geld oder Leben - HG. Butzko - E-Book

Geld oder Leben E-Book

HG. Butzko

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Beschreibung

Worum ging es bei der Finanzkrise nochmal genau? Was hat Griechenland damit zu tun? Und warum müssen wir jedes Mal zahlen? Kaum jemand blickt noch durch bei dem, was Banker, Manager und Politiker so treiben. Höchste Zeit, dass jemand auf unterhaltsame Weise Klarheit schafft. HG. Butzko hat sich für uns schlaugemacht: was Privathaushalt und Staatshaushalt gemeinsam haben, wieso Finanzgeschäfte Pokern ohne Einsatz sind und was wir von den Bergleuten über den richtigen Umgang mit der Kohle lernen können. Wirtschaft muss nicht öde sein! «Butzko hat zu den besten Politkabarettisten aufgeschlossen.» Süddeutsche Zeitung «Herrlich frisch.» Kölner Stadtanzeiger «Ein Juwel.» Basler Zeitung

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Seitenzahl: 297

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HG. Butzko

Geld oder Leben

Eine Reise durch den Wirtschaftswahnsinn

Ein Banker ist ein Mensch,

der seinen Schirm verleiht,

wenn die Sonne scheint,

und ihn sofort zurückhaben will,

wenn es zu regnen beginnt.

Mark Twain

Die Börse funktioniert nur,

solange es mehr Aktien als Idioten gibt.

André Kostolany

Ich weiß nicht immer, wovon ich rede.

Aber ich weiß, dass ich recht habe.

Muhammad Ali

➚Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser,

ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber fragen Sie sich nicht auch seit einiger Zeit: «Was ist denn hier los?» Und in der Tat, diese Frage ist berechtigt. Ich mache seit 1997 politisches Kabarett, und in all den Jahren habe ich mich mit Gestalten wie Helmut Kohl, Gerhard Schröder und Angela Merkel auseinandergesetzt. Bis es im Herbst 2008 zur Finanzkrise kam. Das war der Moment, in dem ich mich fragte: «Wenn du dich mit den Mächtigen beschäftigen willst, wieso hältst du dich dann mit Politikern auf?»

Das Problem dabei ist, dass ich von Finanz- und Wirtschaftsdingen so gut wie keine Ahnung habe. Alles, was ich darüber weiß, habe ich von meinem Großvater gelernt. Der war früher Bergmann in Gelsenkirchen und hat noch richtig unter Tage gearbeitet. Mit anderen Worten: Mein Opa wusste, wie man an Kohle kommt. Und abends in der Kneipe hat er seine Zeche auch immer bezahlt. Er wusste also außerdem, wie man eine Wirtschaft ohne Schulden hinterlässt. Mein Großvater hat mir damals zwei Dinge beigebracht:

1.Man soll das Fell des Bären nicht verkaufen, bevor man ihn erlegt hat.

2.Bäume wachsen nicht in den Himmel.

Auf gut Deutsch: Mit Einnahmen kalkulieren, die noch nicht auf dem Konto sind, funktioniert nur, wenn man Wachstum für unendlich hält. Und damit wäre unsere derzeitige Wirtschaftspolitik auch schon präzise auf den Punkt gebracht. Denn mal ehrlich: Endlos wachsen kann man nur im Winter seine Skier.

Die Resultate dieser Strategie können wir jedenfalls seit Jahren begeistert bestaunen. Was aber auch damit zusammenhängen könnte, dass ich nicht der Einzige bin, der von Wirtschaftsdingen keine Ahnung hat. Denn wie sagte Angela Merkel einmal? «Problematisch finde ich, dass wir Politiker ständig Dinge beschließen müssen, von denen wir nicht viel verstehen.» Na bitte, als hätten wir es nicht schon immer geahnt.

Also habe ich mich auf den Weg gemacht, herauszufinden, ob wenigstens ich etwas von diesen Dingen verstehen könnte. Eine folgenschwere Entscheidung. Denn um das Dickicht unserer Finanzen zu erforschen, musste ich Alterspyramiden besuchen, Schuldenberge besteigen, Luftschlösser besichtigen, in Abgründe blicken, Hintergründe beleuchten sowie diverse andere Ungeheuer- und Abenteuerlichkeiten aushalten. Vor allem befand ich mich plötzlich in einer ganz neuen Zeit von Wirtschaftswunder – nämlich einer Zeit, in der ich mich über unsere Wirtschaft wunder.

Um Ihnen davon zu berichten, habe ich dieses kleine Büchlein geschrieben. Es ist mit Sicherheit weder wissenschaftlich noch politisch korrekt – und mit noch größerer Sicherheit auch nicht vollständig. Aber alles, was ich Ihnen hier schildere, habe ich wirklich mit eigenen Augen so gesehen. Nichts davon ist frei erfunden, zumindest nicht alles, einiges eventuell schon. Was genau, weiß ich allerdings selber auch nicht mehr. So was passiert, wenn man eine Reise in den Wirtschaftswahnsinn macht. Außerdem sind zwischen Abgabe des Skripts und Erscheinen dieses Buches 3Monate vergangen. Genug Zeit für die Entscheider an den Hebeln der Wirtschaft, den Wahnsinn gehörig weiter voranzutreiben. Sollte sich also in der Zwischenzeit einiges von meinen Ausführungen längst überholt haben, beschweren Sie sich ruhig bei mir. Wenn die Wettervorhersage nicht zutrifft, heulen Sie ja auch nicht nachts den Mond an.

Viel Spaß wünscht Ihnen

Ihr HG. Butzko

➚Marktwirtschaft

Von Idioten und Fachidioten

Sollte es Ihnen auch so gehen, dass Sie von Wirtschaft keine Ahnung haben, dann sind wir jetzt schon zwei. Man könnte auch sagen, dass wir, wirtschaftlich betrachtet, zu den Idioten gehören, was uns aber nicht allzu sehr beunruhigen sollte. Denn wir machen ungefähr 99Prozent der Menschheit aus. Der Umkehrschluss bedeutet übrigens, dass der Anteil der Menschen, die sich in der Wirtschaft auskennen, lediglich 1Prozent beträgt – das sind die Fachidioten. Die wiederum haben zwar Ahnung, aber trotzdem nichts zu sagen. Denn die Entscheidungen treffen welche aus dem Kreis der 99Prozent, was uns viel mehr beunruhigen sollte. Denn das sind die Vollidioten.

Um sich nämlich nicht nur grob, sondern fundiert in der Wirtschaft auszukennen, muss man eigentlich Wirtschaftswissenschaften studieren, genau genommen sogar gründlich. Studierende dieses Fachs kann man zu allen Tages- und Nachtzeiten in diversen Universitätsstädten in einschlägigen Cafés und Kneipen begutachten, und zwar je nach Papis finanzieller Unterstützung sowohl vor als auch hinterm Tresen. Das ändert sich schlagartig, nachdem sie ihr Studium erst einmal abgeschlossen haben. Dann werden die Begriffe «fundiert» und «gründlich» noch erweitert um das Wörtchen «relativ» – denn dann sieht man diese Damen und Herren relativ häufig auf den Fluren der Arbeitsagenturen, oder wieder in diversen Cafés und Kneipen, dann aber nur noch vor dem Tresen.

Weil ich mit unserer Wir-AG nun aber mal langsam die Verlustzone verlassen und stattdessen die Champagnerkorken knallen lassen will, dachte ich mir, dass es nicht schaden könnte, sich eventuell mal etwas schlauzumachen. Wobei das mit dem «schlaumachen» und «nicht schaden» ebenfalls relativ gesehen werden sollte. Denn, mal ehrlich, ob das Hirn in der Wirtschaft wirklich unbeschadet bleibt, ist wissenschaftlich nicht belegt. Betrachten wir nur die Persönlichkeitsstrukturen diverser Wirtschaftsminister der letzten Jahre – angefangen von Otto Graf Lambsdorff über Michael Glos bis zu Rainer Brüderle –, dann dürften die durchaus als wandelnde Beweise fürs Gegenteil betrachtet werden.

Aber man muss ja nicht nur in Cafés und Kneipen rumhängen, um sich in der Wirtschaft umzusehen. Es reicht manchmal auch ein Blick ins Internet – diese offene Form der geschlossenen Psychiatrie–, um festzustellen, dass das Wahngebäude in der real existierenden Wirtschaft sich von der virtuellen Paranoia oft nur minimal unterscheidet. Wussten Sie beispielsweise, dass die Wirtschaftswissenschaft laut Definition eine Unterdisziplin der Sozialwissenschaften ist? Der Hammer, oder? Ich meine, das wurde aber auch höchste Zeit, darauf hinzuweisen, dass die Wirtschaft eigentlich dem Sozialen untergeordnet ist. Denn gerade in den letzten Jahren wurde ja immer wieder überdeutlich, dass die Wirtschaft enorm viel Soziales hervorgebracht hat, wie etwa, äh… und dann noch… sowie… und nicht zu vergessen… Genau. Ich bin mir sicher, Sie könnten die Lücken spontan mit so vielen Beispielen ausfüllen, dass Sie gar nicht wüssten, wie viele gepunktete Linien ich tatsächlich zur Verfügung stellen müsste, um allen Beispielen genügend Platz einzuräumen. Und wenn Sie jetzt den letzten Satz auf Anhieb verstanden haben, sind Sie sozial wesentlich bessergestellt als ich.