Gemüse-Glück - Tini Vogt - E-Book

Gemüse-Glück E-Book

Tini Vogt

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Beschreibung

Gemüse kaufen war gestern! Immer mehr Menschen streben ein selbstbestimmtes, nachhaltiges Leben an und wollen sich umfassend mit Gemüse und Obst aus dem eigenen Garten selbstversorgen. Die erfahrene Selbstversorgerin, Tini Vogt, zeigt in diesem Buch wie der Start in ein autarkes Leben Schritt für Schritt gelingen kann. Planung ist dabei das A und O: Das fängt schon bei der Grundstücksgröße, Lagerflächen sowie dem richtigen Werkzeug und der Küchenausstattung an. Lieblingsgemüse und Herzensobst: Bei der Anbauplanung ist zu bedenken, welche Gemüse die Familie gerne isst, aber auch welche Arten sich besonders gut lagern lassen. Die Autorin gibt ihren langjährigen Erfahrungsschatz zu Anbaupraxis, Lagerung und Verwertung der Ernte weiter. Sie verrät uns ihre besten Rezepte zum Haltbarmachen – für eine abwechslungsreiche Ernährung aus einer prall gefüllten Vorratskammer. - Mehr Nähe zur Natur: Selbstversorgung als positives Lebensgefühl und bewusste Entscheidung für ein selbsterfülltes, nachhaltiges und gesundes Leben. - Tipps vom Profi: Die erfahrene Selbstversorgerin zeigt, wie der Start in ein autarkes Leben am besten gelingt. - Clever verwerten: Zahlreiche leckere Rezepte zum Haltbarmachen der Ernte - für eine vielfältige und abwechslungsreiche Vorratshaltung

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Seitenzahl: 333

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Impressum

© eBook: 2023 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

© Printausgabe: 2023 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

GU ist eine eingetragene Marke der GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, www.gu.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Bild, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Projektleitung: Cornelia Nunn

Lektorat: Antje Krause

Bildredaktion: Esther Herr; Petra Ender und Natascha Klebl 

Covergestaltung: ki36 Editorial Design 

eBook-Herstellung: Pia Schwarzmann

ISBN 978-3-8338-8707-9

1. Auflage 2023

Bildnachweis

Coverabbildung: Tini Vogt

Illustrationen: Matias Kovacic: rosa Schubkarre

Fotos: Adobe Stock; Alamy Stock Foto/Imagebroker; Flora Press/Antje Michaelis-Haegner; Neil Sutherland; GAP Photos/FhF Greenmedia; Sylwia Gervais; iStock; Patrice Kunte; Shutterstock; Friedrich Strauss; Tini Vogt

Syndication: www.seasons.agency

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GRÄFE UND UNZER VERLAG Grillparzerstraße 12

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Die Gedanken, Methoden und Anregungen in diesem Buch stellen die Meinung bzw. Erfahrung der Verfasserin dar. Sie wurden von der Autorin nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt geprüft. Jede Leserin, jeder Leser ist für das eigene Tun und Lassen auch weiterhin selbst verantwortlich. Weder Autorin noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

SO FING ALLES AN

Ich habe in den letzten Jahren viel im Garten gelernt, das meiste durch gnadenloses Ausprobieren und auch durch Misserfolge. Jedes Jahr wurde ich besser und meine Ernten wurden immer größer.

Ich wollte wirklich nie einen Garten und das Thema Selbstversorgung war mir absolut fremd. Kann man doch alles, was das Herz begehrt, jederzeit wunderbar einfach im Supermarkt oder auf dem Wochenmarkt kaufen! Man muss sich nicht die Arbeit machen und bei Wind und Wetter im Garten rumkriechen, tagelang in der Küche stehen und die Ernten verarbeiten. Doch wie so oft im Leben kam alles anders.

Wir sind Anfang 2000 in unser jetziges Haus eingezogen und ich hatte plötzlich einen relativ großen und total verwilderten Garten. Am Anfang habe ich ihn einfach nach der Vogel-Strauß-Taktik ignoriert. Wenn ich nicht rausgehe, dachte ich, sehe ich ihn nicht und muss auch nichts machen. Allerdings hatte ich vorher auf unserem Balkon einen Blumenkasten mit Erdbeeren und sowohl einen Stachelbeer- als auch einen Johannisbeerstrauch im Topf. Die mussten ausgepflanzt werden. Also habe ich für sie ein Stück Garten umgegraben. Ein paar Tage später kam meine Mutter mit ein paar Buschbohnensamen um die Ecke, die sie noch übrig hatte. Die kamen notgedrungen auch noch in die Erde – und damit nahm alles seinen Lauf.

Im Juli konnte ich dann plötzlich feinste Bohnen ernten und musste sogar welche einfrieren, weil wir nicht alle essen konnten. Ich war angenehm überrascht, dass ich meine Haushaltskasse, die nach dem Hauskauf doch etwas in Mitleidenschaft gezogen war, entlasten konnte.

Im Winter darauf fing ich an nachzudenken. Ich hatte den Platz und die Möglichkeit (also Zeit) und wollte beides nutzen, um etwas Geld zu sparen und den Platz sinnvoll einzusetzen (es war mir schon immer ein Graus, vorhandene Möglichkeiten nicht zu nutzen). Und außerdem hatte es mit „Vogel Strauß“ auch nicht so recht funktioniert: Ein bereits verwilderter Garten kann in einer Saison nämlich noch mehr verwildern.

So las ich den Winter über ein Gartenbuch nach dem nächsten, um überhaupt erst einmal eine Idee vom Gärtnern zu bekommen. Im Frühjahr haben wir dann ein weiteres Stück vom Garten umgegraben und mein großes Abenteuer fing an. Jedes Jahr kam ein kleines Stückchen Beet dazu, ich las mehr Bücher und probierte alles aus. Ehrlich gesagt ging am Anfang noch viel daneben, doch nach und nach hatte ich immer mehr Erfolg, der mich anspornte und mir Kraft gab weiterzumachen.

Hinzu kam: Ein paar Jahre später fing meine Haut plötzlich an, auf Pflanzenschutzmittel zu reagieren. Ich konnte auf einmal nur noch Obst und Gemüse aus dem Bioladen essen. Da das auf Dauer doch recht ins Geld ging und meine Haut wirklich böse aussah, habe ich mich noch intensiver mit meinem „Hobby“ beschäftigt.

GÄRTNERN RUND UMS JAHR

Ungefähr 2010 habe ich dann schließlich auch mit dem Gärtnern im Winter angefangen, da wir endlich ein Gewächshaus bekommen haben. Ich fand es schade, die Beete in den langen, oft noch recht warmen Herbstmonaten nicht zu nutzen und den Garten bereits Ende September in die Winterruhe zu schicken. Plötzlich änderten sich meine Gartenerlebnisse: Schon ab der zweiten Wintersaison konnte ich mich durchgängig das ganze Jahr über mit frischem Salat versorgen. Das war damals nämlich der Grund, warum ich überhaupt mit dem Gärtnern im Winter angefangen habe. Welch ein Genuss, wenn man an einem kalten Februartag in den Garten oder ins Gewächshaus gehen und frischen Salat zum Mittagessen ernten kann.

DER GARTEN WIRD GRÖSSER UND GRÖSSER ...

Vor einiger Zeit hatten wir eine zusätzliche Wiese gepachtet – ebenfalls für den Gemüseanbau. Denn der Platz im Garten genügte selbst bei äußerst geschickter Planung einfach nicht mehr. Mein selbst angebautes Gartengemüse reichte uns damals, mit Ausnahme des Salates, für 8–9 Monate, aber mein Ziel war, uns 12 Monate des Jahres versorgen zu können. Unser Widerwille, gekauftes Gemüse zu essen, wurde immer größer. Wir waren einfach zu sehr verwöhnt von dem Geschmack und der Frische des eigenen Gemüses. Das ist in meinen Augen das größte „Problem“ der Selbstversorgung: Je mehr eigenes Gemüse man isst, desto weniger ist man bereit, gekauftes zu essen (welches auch plötzlich gar nicht mehr so gut schmeckt, auch wenn es von noch so guter Qualität ist). Das eigene Gemüse ist einfach immer besser!

Die gepachtete Wiese hatten wir kurzerhand „Paradies“ genannt, ein passender Name, wenn man sich die Ernten anschaut, wenn wir sie auch gezwungenermaßen mit einem ganzen Rudel Wühlmäuse teilen mussten.

Mittlerweile gärtnere ich leider nicht mehr im Paradies, da der Besitzer Eigenbedarf angemeldet hat. Wir haben unsere Gartenfläche nun auf einen weiteren Garten ausgedehnt, den ich nach und nach in ein neues Paradies umwandeln möchte. Zusätzlich habe ich noch ein paar Palettenrahmen im Garten einer lieben Nachbarin angelegt, um dort – von Wühlmäusen und Wildkaninchen ungestört – einen Teil unseres Wurzelgemüses anzubauen.

Halb Spanien ist mittlerweile mit Gewächshäusern für die Obst- und Gemüseproduktion überdacht.

VON DER SCHÖNWETTERGÄRTNERIN ZUR KRITISCHEN SELBSTVERSORGERIN

Ich fing die Gartenarbeit also erst mit großem Widerwillen an, dann wurde ich zur Schönwettergärtnerin und irgendwann hatte mich das Gartenvirus derart gepackt, dass ich gar nicht mehr damit aufhören konnte und letztendlich zur Selbstversorgerin mit Obst und Gemüse wurde.

Mein Blick auf die Welt hat sich durch die immer intensivere Beschäftigung mit meinem Garten stark verändert. Ich kann einfach nicht mehr konsumieren, ohne zu hinterfragen, da ich den Dingen nun kritischer gegenüberstehe. Ich kaufe keine Tomaten oder Erdbeeren im Januar (sonst allerdings auch nicht), es ist einfach nicht die richtige Zeit dafür. Und ich weiß, wie die eigenen Früchte aus dem Garten schmecken, da kann keine gekaufte Ware mithalten. Wenn ich Berge von gleichförmigem Gemüse sehe, werde ich nachdenklich, weil ich weiß, wie viel Gemüse auf dem Feld liegen bleibt, weil es die Normen des Handels nicht erfüllt. Ein Salat aus dem Supermarkt kann mich nicht mehr begeistern, da ich das Gefühl habe, dass er eigentlich nur nach Plastik schmeckt, und ich weiß, dass er durch halb Europa gefahren worden ist. Das kann doch nicht Sinn des Lebens sein, dass wir hier in Deutschland ganzjährig Produkte aus Südeuropa kaufen können, nur damit wir sie nicht selber anbauen müssen oder weil sie billiger sind. Aber warum sind sie billiger? Weil in Spanien, Griechenland oder der Türkei Arbeiter aus Afrika und anderen Teilen der Welt zu absoluten Niedriglöhnen unseren Salat produzieren müssen. Ganz abgesehen davon, dass der südliche Teil Spaniens inzwischen fast komplett unter einem Gewächshausdach verschwunden ist und vor Ort ein immer schlimmer werdendes Wasserproblem herrscht. Dieses System möchte ich einfach nicht länger unterstützen. Und auch wenn ich nur ein ganz kleiner Teil des Ganzen bin, der sich dagegen wehrt, so gibt es mir doch zumindest das Gefühl, diesem System etwas entgegenzusetzen und für mich selber zu sorgen. Ich habe die Hoffnung, dass ich nicht die Einzige bin, die sich darüber Gedanken macht und versucht etwas dagegen zu tun.

Ich liebe es, mein eigenes Gemüse in schmackhaftes Essen zu verwandeln.

UNABHÄNGIG DURCH EIGENES OBST UND GEMÜSE

Die leeren Supermarktregale am Anfang der Corona-Pandemie haben mir auch gezeigt, wie wichtig und beruhigend es sein kann, wenn man sein eigenes Gemüse anbaut. Man ist viel autarker und kann etwaige Notzeiten relativ unbeschadet überstehen. Selbst im Spätfrühling, wenn es noch gar nicht so viel Frisches zu ernten gibt, müssten wir nicht ernsthaft hungern, könnten wir mal ein paar Wochen nicht einkaufen gehen – es gibt ja immer noch die Schätze in der Vorratskammer! Außerdem habe ich inzwischen festgestellt, dass es ganz angenehm sein kann, wenn man nicht ständig einkaufen gehen muss. Grundnahrungsmittel kann man ohne Probleme auf Vorrat kaufen und alles andere mache ich selber oder baue ich an. Das ist nicht nur ein sehr luxuriöses Gefühl, sondern auch ein Gefühl von Fülle und Selbstbestimmung.

Meine Art zu kochen hat sich im Laufe der Jahre ebenfalls sehr verändert. Habe ich mich früher an Rezepten und an der Auswahl im Supermarkt oder Wochenmarkt orientiert, richte ich mich nun danach, was es gerade zu verwerten gibt, oder auch danach, was am ehesten gegessen werden muss. Ich ersetze „frei fliegend“ Dinge in Rezepten und werde bei der Verwendung der Vorräte äußerst kreativ. Meine Alltagsküche steht mit Sicherheit so in keinem Kochbuch, doch hat sie bisher noch immer uns und jedem unserer zahlreichen Besucher geschmeckt. Denn sie ist voller Liebe und mit den besten und regionalsten Zutaten, die man sich vorstellen kann, zubereitet.

SELBSTVERSORGUNG – EIN REBELLISCHER AKT?

Dies sind alles Veränderungen, die durch die intensive Beschäftigung mit meinem Garten und mit meinem Essen kommen. Sie machen mein Leben nicht unbedingt einfacher, aber schöner, bewusster und mit Sicherheit auch gesünder. Außerdem ist es in meinen Augen ein rebellischer Akt, sein Gemüse selber anzubauen und nicht einfach nur das zu essen, was uns angepriesen und vorgesetzt wird.

Inzwischen bin ich bei fast 100 % Selbstversorgung angekommen, was unser Obst und Gemüse betrifft. Natürlich kaufe ich auch mal etwas hinzu: Bananen und Ingwer, ab und zu eine Wassermelone und gegen Ende des Frühjahrs auch mal Kartoffeln, wenn die Wühlmäuse wieder zu gierig waren. Aber dabei bleibt es meistens auch.

Ich mache aus der Selbstversorgung kein Dogma; es soll kein Verzicht sein, sondern Spaß machen und uns mit dem besten und leckersten Essen versorgen, frei von Konservierungsstoffen und dubiosen E-Nummern. Besonders in der momentanen Zeit kann es sehr schön sein, wenn man wenigstens einen Teil seines Obst- und Gemüsebedarfs im eigenen Garten oder auf dem Balkon anbauen kann. Man entlastet so nicht nur seinen Geldbeutel, sondern tut auch der eigenen Gesundheit etwas Gutes (es gibt genügend Studien, die zeigen, wie gesund Gartenarbeit ist – von den unbelasteten, frischen Lebensmitteln, die man dabei ernten kann, ganz zu schweigen). Und man kann sein eigenes Gemüse klimaneutral und ohne lästige Plastikverpackung anbauen.

Für mich ist die Selbstversorgung inzwischen ein richtiges Lebensgefühl geworden, über das ich gar nicht mehr ständig nachdenken muss, da es so tief in mir verwurzelt ist. Manchmal komme ich gar nicht auf die Idee, dass man etwas auch kaufen könnte, sondern überlege sofort, wie ich es selber machen oder durch irgendetwas ersetzen kann. Ich versuche, so wenig wie möglich zu konsumieren und so viel wie möglich selber anzubauen und herzustellen. Wenn es mal von irgendetwas zu wenig im Garten gibt und ich zukaufen muss, mache ich mir sofort Gedanken darüber, was ich in der nächsten Saison ändern und möglicherweise besser machen kann, damit das nicht wieder passiert.

NICHT NUR OBST UND GEMÜSE

Ich baue einen Großteil meiner eigenen Gewürze und alle meine Teekräuter an, mische daraus meine Teemischungen und baue all unsere Kidneybohnen an. Auch das regelmäßige Brot- und Kuchenbacken sehe ich als Teil meiner Selbstversorgung, auch wenn ich das Getreide natürlich zukaufe. Aber so habe ich es in der Hand, was in meinen Brotteig wandert und wie viel Zucker – oder besser noch Honig, denn den haben wir von unseren eigenen Bienen – in meinen Kuchen kommt. Ich stelle einen Großteil meiner Putzmittel mithilfe von ein paar einfachen Zutaten wie Natron, Zitronensäure und Essig selber her, mache im Winter gerne unsere eigenen Nudeln (im Sommer fehlt mir die Zeit dafür). Ich versuche, defekte Dinge, die sich nicht mehr reparieren lassen, zu recyceln oder anderweitig weiterzuverwenden. So webe ich z. B. aus alter Bettwäsche und alten T-Shirts Flickenteppiche oder nähe neue Kissenhüllen. Alte Einwegpaletten werden in Beetumrandungen umgewandelt oder für meine Komposte genutzt.

Ich nutze die Sonnenenergie, um meine Teekräuter zu trocknen. Ich fange fast ganzjährig das Regenwasser auf und auch im Haus wird fleißig Brauchwasser gesammelt und weitergenutzt. Die unaufhaltsame Klimakrise hat mich in diese Richtung getrieben und ich versuche wirklich alles zu tun, was mir möglich ist, um diesem Problem etwas entgegenzusetzen. Der Satz „Ich möchte ein Teil der Lösung und nicht ein Teil des Problems sein“ ist mir inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen und ich versuche mein Möglichstes dafür zu tun. So habe ich einfach ein besseres Gefühl. Und trotzdem ist bei uns auch nicht alles perfekt: Ich fahre Auto, habe es gerne warm im Wohnzimmer, benutze ständig mein Smartphone und ab und zu bestelle ich auch mal im Versandhandel. Man ist nie vollkommen, das ist auch absolut nicht mein Ziel. Aber ich kann das tun, was mir möglich ist – und das ist meistens schon sehr viel.

VIEL MÜHE, VIEL BELOHNUNG …

Die Mengen an Obst und Gemüse, die ich pflege, ernte und verarbeite, machen viel Arbeit (neben meiner Mithilfe in unserem Familienbetrieb). Aber es bringt mich einem erfüllten und selbstbestimmten Leben im Rhythmus der vier Jahreszeiten sehr nahe. Und das Beste überhaupt ist, dass wir immer genügend Essen haben und jederzeit Besuch kommen kann, ohne dass ich vorher einkaufen gehen muss. Dieses beruhigende Gefühl, wenn ich mein Abendessen frisch aus dem Garten ernte oder nur kurz durch meine Vorratskammer gehe, ist einfach unbeschreiblich. Es beflügelt mich immer wieder aufs Neue, mit diesem doch recht arbeitsintensiven und manchmal auch etwas umständlichen Lebensstil weiterzumachen. Wir führen ein tolles Leben und ich bin sehr dankbar dafür.

Ich bin ständig auf der Suche nach neuen Dingen und Fähigkeiten, die ich lernen kann, damit ich noch mehr selber machen kann. Seien es nun neue Rezepte, selbst gemachter Anzünder für den Holzofen, Kerzen aus eigenem Bienenwachs oder die schon erwähnten Teppiche. Ich breite meinen Selbstversorgergedanken auf immer mehr Lebensbereiche aus und merke, wie ich autarker und unabhängiger werde – und natürlich, dass ich immer weniger konsumiere, besonders die Dinge, die in Niedriglohnländern mit viel Plastik produziert werden und meistens auch nicht lange halten. Ich spare durch das viele Selbermachen lieber etwas Geld und kaufe mir dann Vernünftiges, wenn ich wirklich etwas brauche. Da kann ich mir selbst gegenüber großzügig sein.

Auch bei Geschenken tendiere ich inzwischen zu den selbst gemachten Dingen, denn was ich selber mit viel Liebe herstelle, kann man nicht kaufen. Und ich denke, dass selbst gemachte Dinge der größte Luxus unserer Zeit sind. Und dabei ist es egal, ob ich eine selbst kreierte Teemischung, ein Glas Gurken oder einen selbst gewebten Teppich verschenke. Ich habe es mit meiner Energie und meinen Händen hergestellt, und das ist es, was am meisten zählt.

Ich bin immer auf der Suche nach schöner alter Bettwäsche, um im Winter daraus Teppiche zu weben.

Solche Schneemassen haben wir zum Glück nur alle zehn Jahre, trotzdem habe ich auch dann noch eigenes Gemüse.

… UND NUR EINE PRISE IDYLLE

Dies ist so weit meine Geschichte, wie ich zu einem Garten und zur Selbstversorgung gekommen bin. Wahrscheinlich hört es sich recht idyllisch an und als ob ich alle Zeit der Welt hätte. Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass Leute total hingerissen sind, wenn sie etwas von einem selbstbestimmten Leben im Einklang mit der Natur und den Jahreszeiten hören. Den Sommer über haben wir oft junge Leute aus aller Welt zu Besuch, die uns gegen Kost und Logis für 2 oder 3 Wochen im Garten und in unserer Imkerei unterstützen. Die sind im Vorgespräch immer ganz begeistert von unserem Lebensstil, man kann förmlich die „Filmszenen“ vor deren geistigem Augen sehen. Sie stellen sich vor, wie man an einem warmen Sommertag durch den Garten geht und leckerstes Gemüse direkt vom Beet isst und wie man im Herbst vor dem warmen Kaminfeuer sitzt und eine Tasse Kräutertee aus dem eigenen Garten trinkt, im Herbst streift man durch die Natur um Holunderbeeren und Hagebutten zu sammeln und daraus leckere Gebräue herzustellen ... Ja, das mache ich auch alles, das sind Teile meiner täglichen Arbeit. Aber ich stehe auch oft im Regen und versuche etwas zu ernten, ohne total im Schlamm zu versinken. Oder ich stehe im kalten Januarwind und pflücke mit nassen, klammen Fingern Rosenkohl fürs Abendbrot. Oder ich knie tagelang auf der Erde, um den Massen an Beikräutern, die wir leider immer noch haben, Herr zu werden. Und wenn ich an den schönsten Sommertagen im August in meiner warmen Küche stehe und meine Ernte verarbeite, dann bleibt die Idylle häufig außen vor. Nach ein paar Wochen bei uns sind die jungen Leute dann total überrascht, wie viel Arbeit unser Leben doch macht und wie viel wir wirklich arbeiten, um uns dieses Leben zu ermöglichen. Doch diese viele Arbeit ist für mich kein echtes Problem, da ich mich zu 100 % für dieses Leben entschieden habe.

Aber ich möchte nicht zu diesem idyllischen Bild vom Selbstversorger beitragen, das häufig in den Köpfen der Leute vorherrscht. Es ist nämlich vor allem eins: harte Arbeit. Genauso hart, als wenn man irgendwo anders arbeitet und sich von dem verdienten Geld sein Essen im Supermarkt kauft. In früheren Zeiten haben mehrere Familienmitglieder daran mitgearbeitet, das Essen für die ganze Familie anzubauen. Bis auf den Honig, das ist zu großen Teilen das Resort meines Mannes, mache ich fast alles allein. Wir versuchen uns natürlich in den Arbeitsspitzen gegenseitig zu unterstützen, soweit es denn eben geht. Im Normalfall arbeiten wir von April bis Oktober durch. Ohne Urlaub, Wochenende oder Feierabend. Das geht nur, wenn man das, was man macht, auch wirklich gerne macht und mit Feuereifer bei der Sache ist. Ich habe festgestellt, dass man viel mehr zu arbeiten bereit ist, wenn man keinen Chef hat, sondern für sich selber arbeitet. Dabei ist es eine Herausforderung – besonders bei wundervollen, aber unvorhergesehenen Erntemengen –, die eigenen Grenzen im Auge zu behalten und sie nicht zu überschreiten.

Oft gibt es dann aber auch wirklich die Momente, in denen ich mich wie in einem Film fühle. Das sind nicht etwa die Momente, in denen mir die Sonne wunderschön auf den Rücken scheint und ich beim Mittagessen auf der Terrasse sitze. Nein, das sind die Momente, in denen ich an meine Grenzen komme, wenn mein Rücken von der Arbeit schmerzt, wenn ich komplett durchnässt vom Regen mit einem Eimer voll Grünzeug nach Hause komme. Oder wenn ich bei stechender Sonne und über 30 °C den ganzen Vormittag im „Paradies“ gearbeitet oder bei Schnee und Kälte meine Erdmiete freigebuddelt habe, damit wir leckere Rote Bete zum Mittagessen haben. Dann denke ich manchmal, ob da jetzt vielleicht einer mit der Kamera hinter mir steht und filmt? Denn eigentlich kennt man solche Szenen doch nur aus Filmen. Aber das sind die Momente, in denen ich mich richtig lebendig fühle, auch wenn ich vielleicht für den Moment am Ende bin, völlig ausgelaugt, durchgefroren oder kurz vor dem Sonnenstich. Aber in diesen Momenten weiß ich, dass ich kein einfaches Leben im klimatisierten Büro möchte, sondern ein Leben, in dem ich immer rausmuss, in dem ich mich der Natur nahe fühle und in dem ich die komplette Bandbreite der Empfindungen, gute und schlechte Erlebnisse haben darf. Das ist mein Leben!

Für solch einen schönen Kohl braucht es ein bisschen Übung – aber jeder kann das schaffen!

GEHEN WIR ES AN!

Wie schon mein erstes Buch „12 Monate Gemüse ernten“ soll dieses Buch keine 1:1-Anleitung für ein Selbstversorgerleben sein. Ich bin da ganz ehrlich, meine Hauptmotivation, warum ich auch dieses Buch geschrieben habe und warum ich fast täglich bei Instagram poste und regelmäßig Kurse gebe, ist, dass ich Menschen zum Gärtnern bzw. zum Gemüseanbau inspirieren möchte. Ich möchte zeigen, was alles möglich ist, worauf man achten sollte, damit man sich nicht überfordert und die Lust verliert. Und ich möchte auch Tipps geben, um den Einstieg zu erleichtern und damit man das eine oder andere Aha-Erlebnis hat. Aber loslegen, ausprobieren und Fehler machen muss jede und jeder selbst. Denn so lernt man am besten und so kann man seinen Garten auch am besten an seine eigenen Bedürfnisse anpassen. Jedes Leben ist anders, jeder hat andere Voraussetzungen, Stärken, Schwächen, Vorlieben und Zeiteinteilungen. Da kann ich nicht sagen, wie man etwas machen muss. Ich kann nur zeigen, wie ich es mache, und inspirieren, damit man Lust bekommt, es selber auszuprobieren. Jeder kann etwas tun, um einen kleinen oder großen Schritt in Richtung Selbstversorgung zu gehen. Also, gehen wir es an!

SO KLAPPT DER EINSTIEG IN DIE SELBSTVERSORGUNG

Bei mir hat es sich so angefühlt, als wäre ich ganz unvermittelt zum Selbstversorger geworden. Aber man kann diesen Weg natürlich auch regelrecht planen.

WAS BEDEUTET DAS EIGENTLICH: SELBSTVERSORGER SEIN?

Was muss man tun, um ein Selbstversorger zu sein? Muss ich 2 Hektar Land und 15 Hühner haben, um mich Selbstversorger nennen zu dürfen?

Das Wort Selbstversorger oder Selbstversorgung ist inzwischen in aller Munde und meiner Meinung nach ist es schon etwas abgegriffen. Manchmal hat man fast das Gefühl, dass sich jeder, der einen Topf Basilikum auf der Fensterbank hat, zum Selbstversorger erklärt. Aber ist das falsch? Wo ist die Grenze? Ich habe oft erlebt, dass diejenigen, die wirklich sehr viel anbauen, meinen, sie wären die Einzigen, die sich Selbstversorger nennen dürften. Und die, die „nur“ ein paar Salatpflanzen und eine Tomate auf der Terrasse stehen haben, sich nicht so bezeichnen dürften. Aber sorgen sie nicht auch für sich selber? Haben sie nicht auch eine Verantwortung sich selbst gegenüber? Müssen sie nicht auch auf ihre eigene Belastbarkeit achten? Ich finde, ja!

MEINE DEFINITION VON SELBSTVERSORGUNG

Die Bedeutung von Selbstversorgung ist: die eigenständige Herstellung von Nahrung und sonstigen Gütern zum Eigenverbrauch. Für mich kommt ganz klar noch eine andere Definition dazu. Nimmt man das Wort Selbstversorgung nämlich einmal auseinander, so sehe ich darin auch „ich sorge für mich selbst“ oder „ich sorge mich um mich selbst“. Und das ist es, was für mich wichtig ist und was für mich hinter dem Selbstversorgerleben steht.

Als passionierte Selbstversorgerin gerät man leicht in einen Strudel, der einen an die eigenen Grenzen bringt. Nämlich dann, wenn man wirklich alles selber machen möchte. Das geht einfach nicht. Die Tage haben nur 24 Stunden und das Jahr hat nur 365 Tage, und egal, wie sehr man sich auch anstrengt, man kann nie alles schaffen, schon gar nicht perfekt. Hinzu kommt, nicht jeder findet die gleiche Erfüllung in diesem Leben, wie ich sie gefunden habe. Regelmäßig auf seinen Sommerurlaub zu verzichten mag nicht in jedermanns Sinn sein. Vielleicht reicht es für den ein oder anderen auch wirklich aus, sich nur über ein paar Wochen im Jahr selber zu versorgen. Selbstversorgung soll keine belastende oder ungeliebte Arbeit sein – auch wenn es viel Arbeit macht –, sondern eine Lebenseinstellung, der man freiwillig und gerne folgt. Nur so wird man auf Dauer die Arbeitsbelastung meistern können. Besonders die ernteintensivsten Monate August und September sind nicht zu unterschätzen. Ich arbeite sehr strukturiert und zügig, und trotzdem komme ich in diesen beiden Monaten außer zum Ernten kaum aus meiner Küche heraus.

Selbstverständlich könnte ich jederzeit einkaufen gehen und mir alle erdenklichen Dinge des täglichen Bedarfs kaufen, aber ich will es nicht oder ich will es nicht immer oder ich will es nur in bestimmten Bereichen. Ich finde es toll, dass ich mir, wenn ich eine Missernte hatte, mein tägliches Essen kaufen kann. Das bedeutet für mich einen „doppelten Boden“ zu haben und nicht wie die Menschen früher hungern zu müssen, aber es ist letztendlich nicht das, was ich anstrebe. Ich möchte mich lieber selber versorgen und für mich selbst sorgen. Ich möchte Verantwortung für mich und meine Lebenshaltung übernehmen und daher so viel wie möglich selber machen. Denn nur so kann ich wirklich bestimmen, was ich esse, wie ich lebe und wie ich mich unserer Mutter Erde gegenüber verhalte.

Natürlich kann ich das nicht in allen Aspekten des Lebens tun, ich brauche weiterhin Getreide, Strom und Heizöl, ich brauche ab und zu neue Schuhe oder eine neue Jeans und ich brauche auch mal eine Kopfschmerztablette oder ein Stück Schokolade. Das sind Dinge, die kann ich nicht selber machen – und das muss auch gar nicht sein. Wenn ich jedoch all die anderen Dinge in meinem Leben, die ich leicht oder mit ein bisschen Zeit und Mühe selber machen kann, auch wirklich tue, bin ich meinem Idealbild vom Selbstversorgerleben schon recht nahe.

JEDER TUT, WAS ER KANN

Für mich wird jeder zum Selbstversorger, der Verantwortung für sich selber und sein Leben übernimmt und einen Teil seiner Nahrung selber herstellt. Also kann man auch mit einem intensiv genutzten Balkon zum Selbstversorger werden. Dann versorgt man sich zwar vielleicht „nur“ für ein paar Wochen im Jahr mit Tomaten und Salat selber, aber warum sollte das weniger gelten als wenn man 1000 m² bewirtschaftet und das ganze Jahr davon zehren kann? Jeder investiert die Energie und Zeit, die er hat. Denn vielleicht kauft der Balkongärtner mit dem Geld, was er tagsüber verdient, wenn er sich nicht seiner Selbstversorgung widmen kann, ein paar Kartoffeln von dem 1000-Quadratmeter-Gärtner, damit der sich ein paar Tafeln Schokolade kaufen kann. Oder er kauft ihm Zucchini ab, damit er sie einlegen und auch im Winter von seinen Schätzen leben kann. Auch wenn die Zucchini gekauft sind, die Zeit, Liebe und Energie hat er selber hineingesteckt! Vielleicht gibt es aber auch jemanden, der „nur“ Teekräuter anbaut oder in der Natur sammeln geht. Auch hier gilt wieder, warum „nur“? Auch die Teeherstellung erfordert Zeit, Wissen und Mühe und ist eine sehr lohnenswerte Arbeit. Auch diese Person ist ein Selbstversorger. Alle Dinge, die sich um das Thema Eigenversorgung drehen, führen langfristig zu einem anderen Umgang mit dem Leben und den Ressourcen der Natur.

Ich liebe meine eigenen „Blümchentees“ und kreiere oft neue Mischungen.

NOCH MEHR MÖGLICHKEITEN

Eine liebe Freundin von mir hat mehrere Apfelbäume und viele Johannisbeersträucher, von denen ich etwas abbekomme. Da macht es für mich keinen Sinn, meinen relativ kleinen Garten mit Massen von Johannisbeersträuchern zu bepflanzen, wo ich hier doch Gemüse, das mehr Aufmerksamkeit braucht, anbauen und gegen die Johannisbeeren tauschen kann. Außerdem freut sich meine Freundin, wenn sie nicht das ganze Jahr nur Johannisbeergelee essen muss.

Tauschen und sammeln

Schaut man sich mal in seiner Nachbarschaft um, findet man mit Sicherheit Menschen, die es gar nicht schaffen, all ihre Äpfel von den großen Bäumen in ihren Gärten zu ernten. Vielleicht kann man etwas Gemüse, eine seiner Teemischungen oder auch einfach einen Teil seiner Zeit gegen ein paar Äpfel tauschen. Vielleicht sind diese Menschen auch einfach nur froh, wenn man sie von den vielen Äpfeln „befreit“ und sie sich nicht selber zum Aufheben bücken müssen? Ich tausche gerne kleine Zucchini gegen eimerweise Klaräpfel und Aroniabeeren mit einer anderen Freundin. Eine Win-win-Situation für alle von uns.

In einigen Orten gibt es von Obstbäumen gesäumte Straßen, wo man sich für wenig Geld einen ganzen Baum für eine Saison ersteigern kann. Und wenn man mit offenen Augen durch die Natur geht, findet man viele Obstbäume, die man meistens beernten kann, wenn man den Besitzer fragt und einen Teil für die Wildtiere zurücklässt. Ich kann in diesem Zusammenhang auch Internetseiten mit Karten sehr empfehlen, auf denen man schauen kann, wo es in der Umgebung Bäume und Sträucher gibt, von denen man sich bedienen darf (siehe >). Wildkräuter wie Brennnesseln, Löwenzahn und Bärlauch, um nur einige zu nennen, sowie Wildobst wie Hagebutten, Holunder und auch Brombeeren kann man eigentlich immer in der Natur sammeln, wenn man beachtet, dass man nur ein bisschen nimmt und genügend für die Wildtiere und andere Sammler zurücklässt. Bei Brombeeren macht es in meinen Augen z. B. überhaupt keinen Sinn, sich den Platz im eigenen Garten damit zu blockieren, da es sie an fast jeder Ecke in Feld und Flur gibt. Sie sind zwar kleiner und stacheliger als die Kulturbrombeeren, aber in meinen Augen wesentlich aromatischer.

Alte Obstbäume tragen meistens sehr gut – und es sind oft keine „Supermarktsorten“, die mir alle zu süß sind.

Mieten und pachten

Wenn man nur einen kleinen Garten hat, um sein eigenes Gemüse und Obst anzubauen, sollte man keineswegs verzagen. Vielleicht findet man mit etwas Glück jemanden, der ein ungenutztes Stückchen Land hat, das man pachten kann: entweder gegen Geld oder sogar im Tausch gegen eigene Produkte. Vielleicht hat der Nachbar einen großen Garten und keine Zeit, ihn zu pflegen, sodass er froh ist, wenn man dort Gemüsebeete anlegt. Oder man findet einen Schrebergarten.

Nicht optimal, aber machbar

Dies alles mögen vielleicht keine optimalen Lösungen sein. Ein schönes Haus mit großem Grundstück am Rande des Dorfes, auf dem man sich nach Lust und Laune ausbreiten kann, ist natürlich besser. Trotzdem sollte einen das Fehlen eines geeigneten Rahmens nicht vom Anfangen abhalten. Wenn man immer nur auf die perfekte Gelegenheit wartet, kann man möglicherweise sein ganzes Leben in der Warteschlange stehen.

Und zu guter Letzt kann man auch einfach im Sommer auf dem Wochenmarkt oder beim Bauern um die Ecke saisonale, regionale Produkte zukaufen und damit seine eigene Vorratskammer auffüllen. Ich z. B. habe – bevor wir einen Garten hatten – im Sommer kistenweise Tomaten gekauft, um Tomatensauce für das ganze Jahr kochen zu können.

WIE VIEL PLATZ UND ZEIT MUSS MAN EINPLANEN?

Es kommt nicht auf eine möglichst große Quadratmeterzahl an, sondern auf die Erfahrung und darauf, die vorhandene Fläche effektiv zu nutzen.

Am wichtigsten ist in meinen Augen erst einmal, dass man überhaupt anfängt! Und zwar klein. Es macht keinen Sinn, mit einem 1000 m² großen Gartenstück zu starten, es womöglich gleich einmal komplett umzupflügen und blindlings aktiv zu werden, wenn man noch gar keine Erfahrungen sammeln konnte, wie man überhaupt Gemüse anbaut. Zu Beginn weiß man nicht, was auf einen zukommt: Man muss sich erst an die Arbeitsabläufe gewöhnen und viel lernen. Schade wäre, wenn man deshalb nach kurzer Zeit die Lust verlieren und das Projekt Selbstversorgergarten wieder aufgeben würde. Hier sollte man in sich hineinhorchen, gut überlegen und ausprobieren, was man wirklich möchte – und was machbar ist. Trotzdem ist es natürlich schön, solch ein großes Grundstück zu haben. Aber auch auf einem großen Grundstück kann man klein anfangen und den Rest erst einmal als Wiese belassen, um sich dann nach und nach vorzuarbeiten.

Am Anfang sollte man sich genau überlegen, welche Art von Selbstversorgung man anstrebt, und vor allem auch, wie viel Zeit man in der Woche hat, um sich um seinen Garten und im Sommer und Herbst auch um die Verarbeitung der Ernte zu kümmern. Auch sollte man sich überlegen, ob man Tiere halten möchte. Hier kämen für den Einsteiger z. B. Bienen oder Hühner infrage. Aber auch sie brauchen Platz und Zeit. Man sollte sie jedoch unbedingt mit in seine Planung einbeziehen, auch wenn es am Anfang erst nur theoretisch ist. Vielleicht fängt man je nach eigener Priorität auch erst mit den Bienen oder Hühnern an und mit dem Garten dann im Jahr darauf, damit man sich mit all den neuen Dingen nicht gleich überfordert. Dann hätte man auch erst einmal ein Jahr Zeit, um seinen Garten wirklich kennenzulernen und zu beobachten.

20 Palettenrahmen entsprechen 19,2 m² Beetfläche. Bei intensiver Nutzung bringt das eine stattliche Ernte.

100 QUADRATMETER FÜR DEN ANFANG

Um als totaler Neuling mit dem Gärtnern anzufangen, sind meiner Meinung nach 100 m² Beetfläche erst einmal mehr als ausreichend. Diese Fläche kann man nach Feierabend oder am Wochenende bearbeiten. Und auch wenn die Zahl auf dem Papier klein erscheint, ist es erstaunlich, wie viel man hier ernten kann. Je nach Bedarf kann man auf solch einer kleinen Fläche schon mehr anbauen, als man im Jahr essen kann.

Wenn man ein paar Erfahrungen gesammelt, zudem genügend Zeit hat (vielleicht nur halbtags arbeitet) oder wenn man sich die Arbeit mit jemandem teilen kann, könnte man sich auf 400 m² Anbaufläche hocharbeiten. Ich kenne einige Leute, bei denen sich der eine um den Garten kümmert und die bessere Hälfte die Ernte verarbeitet. Manchmal denke ich sehnsüchtig darüber nach, ob ich meinen Mann vielleicht in die Küche beordern sollte … Aber ehrlich gesagt, mache ich gerne alles selber. Mich reizt die Arbeit im Garten und in der Küche gleichermaßen.

Wer sich Vollzeit dem Garten und dem Selbstversorgerleben widmen kann, für den sind sicherlich auch 800 oder 1000 m² machbar. Das erfordert aber wirklich viel Zeit und Muße und auch Platz – nicht nur auf dem Beet, sondern auch zum Lagern der Ernte. Wie anfangs schon beschrieben, habe ich mit ein paar Erdbeeren und einer Reihe Buschbohnen angefangen und jetzt bin ich bei ungefähr 800 m², auf mehrere Gärten verteilt, angekommen. Aber dazwischen liegen auch ein paar Jahre und einiges an Erfahrung – und viele Misserfolge. Übrigens sind Misserfolge das, was man braucht, um am besten und schnellsten zu lernen.

PLATZ FÜR DIE VORRÄTE

Bei den Überlegungen zum vorhandenen Platz darf man nicht nur an die Beetgröße denken. Ein nicht zu unterschätzender Platzbedarf betrifft die Lagerflächen für die Ernten. Der hauptsächliche Sinn eines Selbstversorgergartens besteht ja darin, dass man sich möglichst das ganze Jahr über von seinen eigenen Schätzen ernähren kann, und nicht darin, nur so viel anzubauen, dass man alles gleich aufessen kann. Und wenn man das ganze Jahr über von seiner Ernte essen möchte, hat man im Sommer und Herbst natürlich entsprechende Mengen, die man einlagern muss. Dafür braucht es Platz, und zwar viel. Wir haben z. B. drei Gefrierschränke und einen sehr intensiv genutzten Kellerraum von ca. 8 m², den wir als Vorratskeller nutzen. Hier sind alle Wände mit Regalen bestückt, um Platz für sämtliche Vorräte in Gläsern zu schaffen. Und ich lagere nach Möglichkeit auch noch alle Kürbisse dort, nicht jedoch Äpfel und Kartoffeln. Die soll man übrigens auch gar nicht unbedingt im selben Raum lagern, da die Äpfel ein Gas abgeben, das die Kartoffeln schneller weich werden und keimen lässt. Die Äpfel haben wir bis zu den richtig kalten Temperaturen im Schuppen stehen, die Kartoffeln tragen wir hin und her, je nach Temperatur, da sie ab 4 °C die Stärke in Zucker umwandeln und dann nicht mehr schmecken. Leider haben wir für die Kartoffeln keinen wirklich geeigneten Lagerraum zur Verfügung. Trotzdem brauchen wir natürlich Platz für sie.

Dann habe ich noch zwei Erdmieten im Garten verbuddelt (siehe >), wobei drei wesentlich besser wären. Hier lagere ich das ganze Wurzelgemüse, wie Beten, Möhren und Sellerie. Und auch meine im Sommer angesetzten Fermente stehen hier sehr gut kühl bis ins Frühjahr hinein. In früheren Urlauben in Schweden habe ich mir viele Erdkeller angeschaut, sie sind dort recht populär. So etwas wäre für unsere Bedürfnisse perfekt, nur leider ist das auf unserem Grundstück aus Platzgründen nicht machbar.

Es ist wichtig, dass die Lagerflächen absolut mäusefrei sind. Nichts ist ärgerlicher, als wenn man irgendwann feststellt, dass die Mäuse die untersten Schichten der Kartoffeln schon längst angefressen haben. Oder dass das Eichhörnchen die Pastinaken versteckt hat. Das ist mir mal in einem Jahr passiert, als ich nicht schnell genug war, meine Ernte vernünftig einzulagern. Außerdem sollten die Lagerräume gut zugänglich sein, damit man die Vorräte nicht nur regelmäßig kontrollieren kann, sondern sie auch wirklich verbraucht. Was zu weit weg steht oder zu umständlich zu erreichen ist, wird in den meisten Fällen auch nicht gegessen.

AN DIE ZUKUNFT DENKEN

Man sollte gleich am Anfang ein paar Beerensträucher wie Rote und Schwarze Johannisbeeren, Stachelbeeren und Himbeeren oder ein bis zwei Obstbäume, zum Beispiel Apfel, Kirsche oder Birne, pflanzen. Die brauchen ein paar Jahre, bis sie anfangen zu tragen.

Meine Speisekammer ist immer voll, ob nun mit Vorräten, leeren Gläsern oder Jungpflanzen.

RÄUME MEHRFACH NUTZEN

Ich nutze meine Lagerräume im Haus mehrfach für verschiedene Dinge. So habe ich meine Vorratskammer im Herbst und frühen Winter mit allerlei Kürbissen, noch grünen Tomaten und den letzten großen Zucchini gefüllt. Ab Januar oder Februar, wenn bereits ein Teil der Vorräte aufgegessen ist, nutze ich den frei gewordenen Platz, um hier meine Tische mit den Aussaatpaletten und Pflanzenleuchten aufzustellen. Und im gleichen Zuge, wie die Vorräte langsam weniger werden, werden die Aussaatpaletten mehr.

Die Kisten, in denen ich kleinere Kürbisse und Tomaten oder Äpfel lagere, werden, sobald sie leer sind, mit den inzwischen leer gewordenen Einmachgläsern bestückt. Sind die Gläser in der neuen Saison wieder gefüllt und im Regal verstaut, kann die neue Apfel- oder Kürbisernte in die Kisten einziehen. Ich finde es schön, wenn man die Dinge mehrfach benutzt und man in einer Art Kreislaufwirtschaft lebt.

Auch unser Wohnzimmer wird oft „missbraucht“. Im Frühjahr gleicht es einem Dschungel, mit all den Jungpflanzen, die ich vorziehe und die dann auf den Fensterbänken und auf und unter Tapeziertischen stehen. Im Sommer werden die Fensterbänke an der Südseite zu einer Saatguttrocknungsanlage umfunktioniert und im Frühherbst trockne ich hier meine Kürbisse nach.

SICH ZEIT GEBEN

Auf keinen Fall sollte man sich von der Zeit, die man braucht, um seinen Garten von Grund auf anzulegen, abhalten lassen. Sind nämlich erst einmal alle Beete und die Infrastruktur des Gartens fix, gibt es wesentlich weniger zu tun. Und auch aus diesem Grund macht es Sinn, klein anzufangen und dann lieber immer mal wieder ein paar neue Beete anzulegen und so seine Anbaufläche langsam zu vergrößern. So kann man Stück für Stück mit seinen Aufgaben wachsen. Mit ein paar Jahren Erfahrung werden viele Dinge, die am Anfang noch mühsam und zeitintensiv waren, einfacher. Außerdem sieht man viele Dinge zunehmend lockerer: Man weiß einfach, was auf einen zukommt und was im schlimmsten Falle passieren kann. Und dann kann es mit wachsender Erfahrung natürlich auch vorkommen, dass man die Dinge plötzlich ganz anders machen würde als am Anfang. Nicht immer ist die erste Idee auch langfristig die beste.

Außerdem hat jeder eine andere Arbeitsweise, einen anderen Anspruch und vor allem ein anderes Tempo. Ist der Garten erst einmal angelegt, muss man Zeit für die verschiedenen Pflanzungen einplanen, für das Unkrautzupfen und natürlich für den täglichen Gartenrundgang. Es gibt ein chinesisches Sprichwort, das besagt: Der beste Dünger ist der Schatten des Gärtners. Damit ist gemeint, dass die Pflanzen im Garten viel besser gedeihen, wenn man viel Zeit bei und mit ihnen verbringt. Ich kann das nur bestätigen.

MIT DEM „SCHATTEN DES GÄRTNERS“