6,00 €
Das 19. GeoForum MV 2023 widmet sich dem Thema "Geoinformation - gefragter denn je!". Mit der gigantischen Menge verfügbarer Geoinformationen, den einfachen Möglichkeiten, selbst Geoinformationen zu erheben sowie den politisch-gesellschaftlichen Entwicklungen zu mehr Digitalisierung und Offenheit zählen Geoinformationen immer mehr zu den Schlüsselressourcen unserer Gesellschaft. Sie werden aus Sicht der Geoinformatiker von jedermann im täglichen Leben genutzt und sind in Verwaltungs-, Wirtschafts- und Wissenschaftsprozesse integriert. Dennoch begegnen einem immer wieder Bereiche, in denen dieses Thema und das große Potential anscheinend noch nicht erkannt wurde. Das GeoForum MV 2023 wird in Rostock-Warnemünde als Kongress mit Ausstellung sowie Vorträgen zu Best-Practice-Lösungen und technisch-wissenschaftlichen Ergebnissen durchgeführt. Das GeoForum bietet aber auch viele Gelegenheiten zum persönlichen Erfahrungsaustausch und zur Vernetzung und erfreut sich daher einer sehr treuen Teilnehmerschaft. Der vorliegende Tagungsband versammelt die Beiträge in technologieorientierten und anwendungsorientierten Themenblöcken und stellt diese als Open Access zur Verfügung.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 151
Veröffentlichungsjahr: 2023
Bill, R., Zehner, M. L. (Hrsg.)
GeoForum MV 2023
Geoinformation – Gefragter denn je!
GeoForum MV 2023
Geoinformation – Gefragter denn je!
Bill, R., Zehner, M. L. (Hrsg.)
© 2023 GEOMV e. V. Verein der Geoinformationswirtschaft Mecklenburg-Vorpommern
Vorstand
Lise-Meitner-Ring 7
D-18059 Rostock
Herausgegeben von: Prof. Dr. Ralf Bill, Marco L. Zehner
Titelbild: GEOMV e. V.
Lektorat/Satz: Dr. Grit Zacharias, www.lektorat-zacharias.de
Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons „Namensnennung – Nicht-kommerziell – Weitergabe unter gleichen Bedingungen“ 4.0 International 4.0 (CC BY NC SA). Der Text der Lizenz ist unter https://creative commons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/ abrufbar. Eine Zusammenfassung (kein Ersatz) ist nachlesbar unter: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/legalcode.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN Softcover: 978-3-347-98308-3
ISBN Hardcover: 978-3-347-98309-0
ISBN E-Book: 978-3-347-98310-6
ISBN Großschrift: 978-3-347-98311-3
Druck und Distribution im Auftrag: tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Germany
https://tredition.de/
GeoForum MV 2023
GEOINFORMATION – GEFRAGTER DENN JE!
Tagungsband zum 19. GeoForum MV
www.geomv.de/geoforum
Warnemünde, 30. und 31. August 2023
Bildungs- und Konferenzzentrum des Technologieparks Warnemünde
Veranstalter
GEOMV e. V.
Verein der Geoinformationswirtschaft Mecklenburg-Vorpommern e. V.
Lise-Meitner-Ring 7, 18059 Rostock
www.geomv.de
Redaktion
Prof. Dr.-Ing. Ralf Bill
Seniorprofessur für Geodäsie und Geoinformatik
Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät, Universität Rostock
Justus-von-Liebig-Weg 6, 18059 Rostock
https://www.auf.uni-rostock.de/sg
Dipl.-Ing. M.Sc. Marco Lydo Zehner
DVZ Datenverarbeitungszentrum M-V GmbH
Lübecker Straße 283, 19059 Schwerin
www.dvz-mv.de
Aussteller und Sponsoren
• DVZ Datenverarbeitungszentrum M-V GmbH
• Infrest – Infrastruktur eStrasse GmbH
• LAiV M-V / Amt für Geoinformation, Vermessungs- und Katasterwesen
• VertiGIS GmbH
Vorwort des GEOMV
Unter dem Motto „Geoinformation – Gefragter denn je!“ findet am 30. und 31. August 2023 das 19. GeoForum MV im Technologiepark Warnemünde, Rostock statt. Mit der gigantischen Menge verfügbarer Geoinformationen, den einfachen Möglichkeiten, selbst Geoinformationen zu erheben, sowie den politisch-gesellschaftlichen Entwicklungen zu mehr Digitalisierung und Offenheit zählen Geoinformationen immer mehr zu den Schlüsselressourcen unserer Gesellschaft. Sie werden aus Sicht der Geoinformatiker von jedermann im täglichen Leben genutzt und sind in Verwaltungs-, Wirtschafts- und Wissenschaftsprozesse integriert. Dennoch begegnen einem immer wieder Bereiche, in denen dieses Thema und das große Potenzial offenbar noch nicht erkannt wurden. Das GeoForum MV ist seit vielen Jahren die Plattform, die bekannte und bewährte Anwendungen der Geoinformation mit neuen und zukunftsweisenden Entwicklungen zusammenbringt.
Das GeoForum MV 2023 bietet Präsentationen von Best-Practice-Beispielen und die Darstellung von technisch-wissenschaftlichen Ergebnissen. Zahlreiche GISHersteller, Dienstleistungs- und Datenanbieter stellen zudem im Ausstellungsteil ihr Produktspektrum vor. Die Teilnehmer schätzen aber auch die vielen Gelegenheiten zum persönlichen Erfahrungsaustausch und zur Vernetzung in einem netten Ambiente.
Der vorliegende Tagungsband sammelt die schriftlichen technologieorientierten und anwendungsorientierten Beiträge. Neben den klassischen GIS-Ausprägungen im Liegenschaftskataster, dem Flächenmanagement oder dem Planungs- und Bauwesen werden in diesem Jahr neuere Anwendungssegmente wie das Gesundheitswesen oder das Ressourcenmanagement adressiert. Ausgehend von den inzwischen weitestgehend etablierten Dateninfrastrukturen mit umfangreich verfügbaren 2D- und 3D-Datenbeständen, die die genannten Anwendungen mit Geoinformationen füttern, entstehen insbesondere im urbanen Bereich Digitale Zwillinge, mit denen Stadtplanung und Stadtmanagement und die politisch-gesellschaftlichen Prozesse in einer Stadt unterstützt werden sollen.
Die Keynote wird von Hon. Prof. Gerd Buziek, Esri Deutschland GmbH, gehalten und widmet sich der Frage, ob Geoinformation eher als Fels in der Brandung oder als Spielball der Wellen solcher digitalen Zwillinge und Datenräume zu verstehen sind.
Wir hoffen, Ihnen auch 2023 wieder ein spannendes und breit gefächertes Tagungsprogramm mit Vorträgen zu aktuellen Entwicklungen in der Geoinformationswirtschaft zu bieten.
Den Autoren sei herzlich für die rechtzeitige Bereitstellung ihrer Beiträge gedankt. Wir bedanken uns weiterhin bei unseren Ausstellern, die der Veranstaltung seit jeher eine besondere Note als Schauplatz der aktuellen Produkt- und Dienstleistungsentwicklung geben.
Wir wünschen Ihnen und uns ein spannendes GeoForum MV 2023, gute Diskussionen und viele Denkanstöße für die künftige Zusammenarbeit.
Die Organisatoren des GeoForum MV, für den GEOMV e.V.
Prof. Dr.-Ing. Ralf Bill und Marco L. Zehner
Cover
Halbe Titelseite
Urheberrechte
Titelblatt
Vorwort des GEOMV
Keynote
Geoinformation – Fels in der Brandung oder Spielball der Wellen digitaler Zwillinge und Datenräume?
Flächenmanagement und -analysen
WebGIS für das Flächenmanagementkataster Schleswig-Holstein (FMK-SH)
Zur Analyse von Stadtstrukturen – basierend auf offenen Geodaten und urbanen Masken in Europa
Planen und Bauen
XPlanung – Gefragter denn je
Geodaten intelligent nutzen – Digitale Leitungsauskunft & digitales Baustellenmanagement
Liegenschaftskataster
Offene Katasterdaten in Deutschland: Status quo, gute Beispiele und Herausforderungen
Verbesserung der Koordinatenqualität von Geobasisdaten im Amtlichen Liegenschaftskatasterinformationssystem
Digital Twin
Urban Twins in der Stadtentwicklung – vernetzte und integrierte Entscheidungsgrundlagen für ein datenbasiertes Verwaltungshandeln
Nutzung von Luftbildern für automatisches Texturieren von CityGML-Gebäuden
Digitale Zwillinge der historischen Siemensbahn – Erstellung detaillierter BIM-Modelle und deren Verbindung zur realen Welt
Dateninfrastrukturen
Nachhaltiges Gebäudemanagement – Wirkungen des BMUV-Projekts „Smart Urban Areas (SUA)“
Marine Dateninfrastruktur Deutschland (MDI-DE) technisch modern und nutzerfreundlich überarbeitet
Smarte Anwendungen für Geodateninfrastrukturen – Ein Brückenschlag zwischen Bürgern und internem Fachpersonal
Gesundheit
Die Planungsregion zwischen Gesundheit und Politik
Optimierung des Rettungsdienst-Routings – Eine Fallstudie mit Fokus auf den überregionalen Krankentransport in Bayern
Coronamap-MV – ein Rückblick
CityGML und BIM
CityJSONEditor
Urheber- und Datenbankherstellerrecht in Verträgen beim Arbeiten mit der BIM-Methodik
GIS im Ressourcenmanagement
Nutzerfreundliche Gewässer-Geodatenverwaltung in QGIS durch erweiterte Eingabemasken – Ausgewählte Beispiele zu Gewässerdaten und Kanalisation
Bohrungen für Erdwärmepumpen einheitlich und deutschlandweit digital beantragen – Zukunftsmusik? Das EfA-Projekt „Erdaufschluss“
Firmendarstellungen
DVZ Datenverarbeitungszentrum Mecklenburg-Vorpommern GmbH
Infrest – Infrastruktur eStrasse GmbH
LAiV M-V / AFGVK Amt für Geoinformation, Vermessungs- und Katasterwesen
VertiGIS GmbH
Cover
Urheberrechte
Titelblatt
Geoinformation – Fels in der Brandung oder Spielball der Wellen digitaler Zwillinge und Datenräume?
VertiGIS GmbH
Cover
I
II
III
IV
V
VI
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
51
52
53
54
55
56
57
58
59
60
61
62
63
64
65
66
67
68
69
70
71
72
73
74
75
76
77
78
79
80
81
82
83
84
85
86
87
88
89
90
91
92
93
94
95
96
97
98
99
100
101
102
103
104
105
106
107
108
109
110
111
112
113
114
115
116
117
118
119
120
121
122
123
124
125
126
127
128
129
130
131
132
133
134
135
136
137
138
139
140
141
142
143
144
145
146
147
148
149
150
151
152
153
154
155
156
157
158
159
160
161
162
163
164
165
166
167
168
169
170
171
172
173
174
175
176
177
178
179
180
181
182
Keynote
Geoinformation – Fels in der Brandung oder Spielball der Wellen digitaler Zwillinge und Datenräume?
Gerd Buziek
Esri Deutschland GmbH, Kranzberg [email protected]
Die digitale Transformation Europas, und damit auch die Deutschlands, läuft unaufhaltsam und wirkt sich in vielfacher Hinsicht auf Geoinformationen aus. Beispiele dafür sind die Entwicklung und der Betrieb von Plattformen zur Bereitstellung von Erdbeobachtungsdaten aus dem europäischen Copernicus-Programm, konzeptionelle und prototypische Entwicklungen der souveränen Cloud-Infrastruktur Gaia-X, der Aufbau und Betrieb von Datenräumen für Mobilitätsfragestellungen oder die Entwicklung der Forschungsdateninfrastruktur NFDI4Earth, um nur einige zu nennen.
Zugleich müssen wir feststellen, dass auf europäischer Ebene eine Reihe von regulatorischen Maßnahmen getroffen werden, die sich auch auf die Nutzung von Geodaten auswirken dürften. Zu nennen ist hier an erster Stelle das Datengesetz der EU, kurz Data Act. Dieses Gesetz ist Teil der Implementierung der europäischen Datenstrategie von 2020 und legt fest, wer aus Daten Wert schöpfen kann. Das Gesetz ist abgestimmt auf das Data-Governance-Gesetz, mit dem die sektorübergreifende Weitergabe von Daten, aber auch die zwischen den EU-Mitgliedsstaaten, geregelt wird.
Diese regulativen Maßnahmen manifestieren sich entlang der Datenstrategie von 2020 in 10 sogenannten Datenräumen und ausgewählten „High Value Data Sets“, mit denen die europäische Datenwirtschaft und damit eine datengesteuerte Gesellschaft initiiert werden soll.
Auf nationaler Ebene findet die europäische Datenstrategie eine projektgetriebene Umsetzung. So sind beispielsweise Copernicus-Daten auf dem nationalen Knoten „Code-DE“ verfügbar, und mobilitätsrelevante Daten werden auf der Plattform „Mobilithek“ des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr zusammengeführt. Darüber hinaus existiert mit dem „Mobility Data Space“, mit Sitz in der Akademie der Technikwissenschaften, Acatech, München, ein erster Datenraum, der die Mobilitätsindustrie auch mit Geodaten versorgt. Weitere Datenräume werden folgen.
Auf der kommunalen Ebene wird an digitalen Zwillingen für Städte und Kommunen gearbeitet. Zu diesem Zweck haben sich beispielsweise die Städte Hamburg, Leipzig und München zum Projekt „Connected Urban Twins“, kurz CUT-Projekt, zusammengeschlossen. Ergebnisse dieses Projektes finden ihren Niederschlag auch in der gerade entstehenden DIN-Spezifikation 91607 „Digitale Zwillinge für Städte und Kommunen“, in der Verwaltung, Wissenschaft und Industrie gemeinsam dieses Thema bearbeiten.
Bei allen hier nur facettenartig aufgezeigten neuen Entwicklungen ist zu beobachten, dass offenbar kaum Rückwirkungen einer sich etablierenden Datenwirtschaft auf etablierte Fachinformationssysteme, Geobasisdaten oder Geodateninfrastrukturen gegeben sind. Es stellt sich daher die im Vortrag zu beleuchtende Frage, ob die exemplarisch genannten Eckpfeiler unseres Geoinformationswesens in der aufgezeigten Entwicklung einer europäischen datengesteuerten Gesellschaft „Fels in der Brandung“ oder „Spielball der Wellen“ sind.
Flächenmanagement und -analysen
WebGIS für das Flächenmanagementkataster Schleswig-Holstein (FMK-SH)
Inis Jansen, Peter Korduan
Innenministerium Schleswig-Holstein, GDI-Service Rostock [email protected], [email protected]
Abstract. Der Beitrag beleuchtet den Aufbau des Flächenmanagementkatasters in Schleswig-Holstein. Die Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung setzt auch für Schleswig-Holstein das Ziel, den Flächenverbrauch für zusätzliche Siedlungs- und Verkehrsflächen zu begrenzen. Die tägliche Flächenneuinanspruchnahme in Schleswig-Holstein soll bis 2030 auf unter 1,3 Hektar pro Tag abgesenkt werden. Damit will das Land das flächenpolitische Ziel der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie umsetzen. Langfristiges Ziel ist eine Flächenkreislaufwirtschaft. Daraus ergeben sich neue Anforderungen an das Flächenmanagement. Eine Voraussetzung für ein effektives Flächenmanagement ist die Kenntnis über potenzielle Flächen, die für Bau-, Nachverdichtungs- oder Umnutzungsvorhaben verwendet werden können. Im Beitrag werden die Hintergründe und die Ziele des Projektes vorgestellt und es wird auf die technische Umsetzung eingegangen. Zum Einsatz kommt das Open-Source-WebGIS kvwmap. Es wurde eine Lösung eingerichtet, mit der die Kommunen ihre Flächen erfassen und pflegen können. Das Eingabeformular wurde in Abstimmung mit ausgewählten Testkommunen erstellt. Der Geometrieeditor ermöglicht eine einfache Datenerfassung. Weitere Funktionen für Im- und Export, ein Ticketsystem sowie Dienste wurden eingerichtet.
1 Einleitung
In der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung wird das Ziel ausgegeben, bis 2030 nicht mehr als 30 ha pro Tag zusätzliche Siedlungs- und Verkehrsflächen neu in Anspruch zu nehmen. Derzeit sind es deutschlandweit ca. 55 ha. Daraus ergeben sich hohe Anforderungen an das Flächenmanagement der Länder und Kommunen.
Die Landesregierung von Schleswig-Holstein hat mit Kabinettsbeschluss vom 12. Januar 2021 das Projekt Nachhaltiges Flächenmanagement auf den Weg gebracht. Insgesamt 30 Millionen Euro und sieben Planstellen stehen bis Ende 2026 auf der Landesebene für das Projekt zur Verfügung. Ergänzt werden diese durch einen „Baulandfonds“ mit einem Kreditvolumen von bis zu 100 Millionen Euro bei der Investitionsbank Schleswig-Holstein. Ein Ziel des Projekts ist, ein landesweit einheitliches Flächenmanagementkataster in Form einer InternetPlattform aufzubauen, die allen Kommunen und kommunalen Körperschaften zur Verfügung stehen soll. In dem Kataster sollen bereits bestehende Ansätze zur Erfassung von Innenentwicklungspotenzialen, Brachflächen und Baulandreserven zusammengeführt und dort zukünftig in einheitlicher Art und Weise vervollständigt werden. Das FMK SH dient außerdem als Grundlage für die Arbeit der Flächenmanager, die Gemeinden beraten sollen, wie sie am besten Flächenpotenziale aktivieren und entwickeln können und welche Fördermöglichkeiten es dafür gibt. Darüber hinaus soll das FMK SH die Einführung eines landesweiten Flächenmonitorings unterstützen und Informationen für die Flächenberichterstattung an den Landtag liefern.
Der Beitrag beleuchtet sowohl die Hintergründe, Ziele und Methodik der Datenerfassung als auch die technischen Aspekte der Umsetzung durch GDI-Service. Da die Daten dezentral durch die Gemeinden, kreisfreien Städte, Ämter und/oder Landkreise erfasst werden sollen, bietet sich die Umsetzung mit einem internetgestützten System an. Aufgrund der raumbezogenen Daten wurde ein Geo-Informationssystem gefordert. Mit diesen Anforderungen und der Zielsetzung, mehr Open-Source-Anwendungen in der Verwaltung von SH einzusetzen, fiel die Wahl nach Ausschreibung und Teilnahmewettbewerb auf das Open-Source-WebGIS kvwmap.
Im ersten Teil gehen wir zunächst auf die Architektur ein, die der FMK-Anwendung zugrunde liegt. Die Basis bildet ein Server mit Linux-Betriebssystem und einer Umgebung für Docker-Container, die die jeweiligen Open-Source-Komponenten beinhalten. Im nächsten Abschnitt gehen wir auf das Datenmodell ein. Dieses wurde zusammen mit dem Auftraggeber entwickelt und mit den Nutzern im Vorfeld abgestimmt. Auf der Basis des Datenmodells konnte dann die Eingabemaske entwickelt werden. Der Auftraggeber hat hier die Möglichkeit, selbstständig ohne Programmierkenntnisse Anpassungen nach seinen Anforderungen vorzunehmen. Der Zugang zum System ist nur mit Authentifizierung möglich. Im Abschnitt Nutzermanagement gehen wir auf das Rollenkonzept im WebGIS ein, bevor im letzten Abschnitt noch weitere Funktionen wie das Drucken, der Imund Export sowie Dienste beschrieben werden.
2 Architektur
Für das FMK SH wird ein dezidierter Server von Hetzner bereitgestellt. Darauf wurden Debian-Linux, Festplatten im RAID1 sowie Docker und Docker-Compose installiert. Die benötigten Komponenten des WebGIS laufen in verschiedenen Docker-Containern, siehe Abbildung 1.
Abbildung 1: Architektur mit Docker-Containern für das FMK-SH
Für die Speicherung der Anwendungsdaten wird ein MariaDB- und phpMyAdmin-Container verwendet. Darin werden die Daten der Nutzer, Gruppen, Karteneinstellungen sowie Berechtigungen für den Umgang mit den Geodaten hinterlegt. In einem Postgres-Container mit PostGIS-Erweiterung werden die Geodaten gespeichert. Darin stehen umfangreiche Funktionen zur räumlichen Verarbeitung der Daten zur Verfügung. Die Verwaltung der Geodaten wird mit dem Datenbank-Client pgAdmin4 durchgeführt, welcher ebenfalls in einem Docker-Container eingerichtet ist. Ein GDAL-Container dient dem Import- und Export von Daten in verschiedenen GIS-Formaten. Der Web-Container schließlich beinhaltet den MapServer, der die Karten rendert, sowie die PHP-Web-Anwendung, die HTML mit JavaScript und SVG zum Browser ausliefert. Diese Container sind in einem Sub-Netzwerk auf dem Host-Server verbunden. Weitere Netzwerke mit ebensolchen Containern lassen sich z. B. für ein Test- oder Entwicklungssystem leicht einrichten. Über ein nginx-WebServer, der als Proxy fungiert und ebenfalls in einem Docker-Container läuft, werden die Verbindungen in die einzelnen Container der internen Netzwerke hergestellt, die nach außen sichtbar sein sollen. Das WebGIS kvwmap selbst ist eine Client-Server-Anwendung, die serverseitig auf PHP-MapScript aufsetzt und ihre interaktive Kartenanwendung mit HTML und JavaScript an den Browser ausliefert.
3 Datenmodell
Das Datenmodell, welches in Postgres umgesetzt wurde, sieht im Wesentlichen nur eine Entität vor, die Potenzialfläche. In der Realität werden aber viele weitere Tabellen benötigt. Zum einen werden im Projekt zahlreiche externe Daten eingebunden, die als Hintergrundinformationen und für die Erfassung der Daten erforderlich sind. Daten, die als WMS-Dienst verfügbar sind und auch als Hintergrundlayer ausreichen, wurden auch nur als Rasterlayer eingebunden. Dazu gehören die topographische Karte Basemap-DE, Luftbilder sowie der Landesentwicklungsplan und die Landschaftsrahmen- und Regionalpläne. Ausgewählte Daten wurden zum Teil zusätzlich von externer Quelle als WFS eingebunden und können auch für die Geometrieerfassung verwendet werden, z. B. die Flächennutzungs- und Bebauungspläne. Ausgewählte Vektordaten wurden auch in lokale PostGIS-Tabellen importiert, um diese mit anderen Daten verschneiden zu können. Dazu zählen die Verwaltungsgrenzen oder Flächennutzungsplan- und Grünflächen. So eingebundene Daten werden mit den Potenzialflächen automatisch verknüpft und sind somit Bestandteil des Datenmodells. Für Attribute der Potenzialflächen, die keine Freitexte beinhalten, sondern sich aus Auswahllisten befüllen lassen sollen, werden Codelisten-Tabellen angelegt, siehe Abbildung 2. Das hat den Vorteil, dass die Auswahlwerte bei Bedarf geändert und vor allem fortgeführt werden können. Zum Teil wird auch den Erfassern die Möglichkeit gegeben, selbstständig zusätzliche Werte in den Codelistentabellen zu erfassen. In zwei 1:n-Tabellen können Fotos und Dokumente zu den Potenzialflächen zugeordnet werden. Zur Sicherstellung der Datenintegrität wurden Primär- und Fremdschlüssel definiert und für eine bessere Performance B-Tree und GIST-Indexe.
Trigger füllen Attribute über die räumliche Verknüpfung zu Verwaltungsgrenzen automatisch und können auch für Validierungen verwendet werden.
Abbildung 2: Datenmodell FMK SH
4 Erstellung der Eingabemaske
Die Eingabemaske des Potenzialflächenlayers wird durch den Administrator über den Attributeditor definiert. Die Basis ist ein SELECT-Statement, welches definiert, welche Attribute dargestellt werden sollen. Den so definierten Attributen können Einstellungen für die Darstellungsweise und Rechte zugewiesen werden. Neben den Formularelementtypen können alternative Bezeichnungen, Erläuterungstexte, die Reihenfolge, die Anordnung und die Sichtbarkeit im Formular bei der Suche und bei Kopien eingestellt werden.
Abbildung 3: Attributeditor, Eingabemaske und Geometrieeditor im FMK SH
Es wird vordefiniert, ob es Pflichtattribute sind, welcher Datentyp gefordert wird und ob z. B. Auswahllisten hinterlegt werden sollen. Einzelne Attribute lassen sich auch in Abhängigkeit von anderen Attributen dynamisch ein- und ausblenden. Über den Attributtypen lassen sich auch Layer in 1:n- oder n: m-Beziehung miteinander verknüpfen. Einige Attribute werden wiederum automatisch befüllt. So wird zum Beispiel die Zuordnung zu den Gemeinden automatisch über die räumliche Lage der Potenzialflächen berechnet. Die automatische Speicherung der Nutzer und Stellen-ID im Datensatz ermöglicht es, genau zu filtern, wer welche Daten in welchem Bearbeitungsstatus zu sehen bekommt.
5 Nutzermanagement
Die Nutzung des WebGIS erfordert die Anmeldung der Nutzer mit Benutzername und Passwort. Jeder Nutzer ist einer oder mehreren Stellen zugeordnet. Stellen sind Arbeitsbereiche, in denen den Nutzern bestimmte benötigte Menüpunkte, Kartenausschnitte und Layer zur Verfügung gestellt werden. An diese Stelle sind