Geosoziologie - Markus Schroer - E-Book

Geosoziologie E-Book

Markus Schroer

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Beschreibung

Markus Schroer plädiert in seinem neuen Buch für eine umfassende Ausweitung der soziologischen Denkzone angesichts der Herausforderungen des Anthropozäns. Dieses ist nicht bloß der Begriff für ein neues geologisches Zeitalter, sondern steht für eine umfassende Infragestellung des bisherigen Selbstverständnisses des Menschen und seiner bisherigen Auffassung von Natur, Kultur und Gesellschaft. Geosoziologie untersucht unter Rückgriff auf klassische und aktuelle Texte, wie Böden, Steine, Berge, Meere, Pflanzen, Tiere und Menschen in wechselnden Nachbarschafts-, Konkurrenz- und Kooperationsbeziehungen die Erde als Raum des Lebens gestalten.

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Seitenzahl: 1117

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Titel

3Markus Schroer

Geosoziologie

Die Erde als Raum des Lebens

Suhrkamp

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eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2022

Der vorliegende Text folgt der 1. Auflage der Ausgabe des suhrkamp taschenbuch wissenschaft 2324

© Suhrkamp Verlag AG, Berlin, 2022

Der Inhalt dieses eBooks ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Wir behalten uns auch eine Nutzung des Werks für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG vor.Für Inhalte von Webseiten Dritter, auf die in diesem Werk verwiesen wird, ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber verantwortlich, wir übernehmen dafür keine Gewähr. Rechtswidrige Inhalte waren zum Zeitpunkt der Verlinkung nicht erkennbar. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

Umschlag nach Entwürfen von Willy Fleckhaus und Rolf Staudt

eISBN 978-3-518-76848-8

www.suhrkamp.de

Motto

5»Die Erde bleibt das Schicksal des Menschen.«

Hans Blumenberg, Die Vollzähligkeit der Sterne, Frankfurt/M. 1997, S.435

Übersicht

Cover

Titel

Impressum

Inhalt

Informationen zum Buch

654Ausführliches Inhaltsverzeichnis

Cover

Titel

Impressum

Motto

Inhalt

Vorwort

Einleitung – Von der Öffnung der Soziologie für die Erforschung des Anthropozäns

1. Terra – Die Umwandlung der Erde und der Mensch als geologischer Faktor

1.1 Herausforderung Anthropozän – Auftritt der menschengemachten Erde

1

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2 Geographische Soziologie oder Soziologie ohne Geographie? Von der systematischen Berücksichtigung zur zunehmenden Vernachlässigung der physischen Basis von Gesellschaften

1

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3 Die Erde als Boden: Die Natur, das Leben und die (Digitalisierung der) Landwirtschaft

1.4 Das Meer und das Wasser, die Wüste und der Sand

1.5 Das Klima als soziologisches Thema: Vom Einfluss des Klimas auf den Menschen zur menschlichen Beeinflussung des Klimas

1.6 Das Wetter als Grundlage des sozialen Lebens und seine Bedeutung im Alltag

1

.

7 Die Erde in Aufruhr: Naturkatastrophen in Zeiten des Klimawandels

2. Das Leben auf der Erde: Steine, Pflanzen, Tiere, Menschen

2.1 Lebensräume schaffen und Welten bilden: Eine Geopraxis aller Lebewesen

2

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2 Die Steine und der Mensch

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.

3 Das Leben der Pflanzen und der Mensch

2.3.1 Der Garten als Lebensraum von Pflanze, Tier und Mensch

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4 Das Leben der Tiere und der Mensch

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5 Das Leben des Menschen und seine Metamorphosen

2.5.1 Anfang und Ende der Sonderstellung des Menschen in der Natur

2.5.2 Der posthumane Mensch und seine Gefährten

2.5.3 Transhumanismus: Das Projekt der Menschenverbesserung und der Abschied von der Erde

2.5.4 Der

terrestrische Mensch

im Netzwerk des Lebens

2.6 Der Mensch und seine Sehnsucht nach einem Dasein als Stein, Pflanze und Tier

2

.

7 Vereint in der Selbstdarstellung – Steine, Pflanzen, Tiere, Menschen und ihre Suche nach Ausdruck

3. Geo-Architektur: Gebauter Raum von Menschen und Tieren

3.1 Die Bauten der Tiere: Tierische Architekten bauen Wohnungen

3.2 Bauten für die Tiere: Ställe, Käfige und Gehege in Zoos

,

Tierparks und Schlachthöfen

3.3 Das Bauen und Wohnen der Menschen: Ober- und unterirdische Architektur

3.3.1 In, auf und unter der Erde: Von der Höhle über das Haus bis zur Erdwohnung

3.3.2 Mobiles Wohnen: Zwischen Sesshaftigkeit und Nomadentum

3

.

4 In der Erde verankert. Zur Geographie, Materialität und Infrastruktur der Städte

3

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5 Mitten in der Natur: Die Stadt als Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Menschen

3.6 Wohnend die Erde retten? Vom Bauen und Wohnen im Anthropozän

4. Geosoziale Gesellschaften – ihr Personal, ihre Grenzen und Territorien

4.1 Pflanzengesellschaften: Formen des Zusammenlebens und Verankerung im Boden

4.2 Tier- und Menschengesellschaften: Zur Geselligkeit von Menschen und Tieren

4.3 Vitale Gefüge aus Pflanzen, Tieren und Menschen – Konturen einer posthumanen Gesellschaft

4.4 Grenzen ziehen, Territorien einnehmen und verteidigen: Elementare Geopraktiken alles Lebendigen

4.5 Die Beziehungen zwischen Pflanzen, Tieren und Menschen in verschiedenen Gesellschaftstypen, ihre Grenzziehungen und territorialen Verankerungen

4.5.1 Jäger- und Sammlergesellschaften: Territorien, Nomaden und das Feuer

4.5.2 Agrargesellschaften und der Beginn der Sesshaftigkeit: Felder, Mauern und Städte

4.5.3 Industrielle Gesellschaften: Maschinelle Tierverwertung, nationalstaatliche Territorien und ihre Grenzen

4.5.4 Die Geburt der Gesellschaften aus der Praxis der Grenzziehung

4.6 Gesellschaften ohne Bodenhaftung? Zur erdräumlichen Verankerung von Gesellschaften und dem Versuch ihrer Überwindung

4.7 Auch posthumane Gesellschaften sind terrestrische Gesellschaften: Kein Abschied von Territorien und Grenzen

5. Geoverhältnisse und Geopraktiken: Geopolitik, Geoökonomie, Geodäsie, Weltraumfahrt und Gaia

5.1 Die Erde einnehmen, aufteilen und verteidigen: Geopolitik, Territorialität und Landnahme

5.1.1 Geo-Kriege, Geo-Terror und die anhaltende Bedeutung der Geographie

5.2 Die Erde ausbeuten: Geoökonomie

,

Land Grabbing und Kapitalozän

5.3 Der Erde entfliehen? Letzte Ausfahrt »Weltraum« und die Entdeckung des Heimatplaneten

5.3.1 Die Erde verlassen: Extraterrestrische Raumnahmen

5.3.2 Erkundung der Erde oder Vorstoß ins Weltall?

5

.

4 Die Erde kartieren und beobachten: Die (Neu-)Vermessung und Digitalisierung der Erde

5.5 Die Erde schrumpfen und neu zusammenfügen: Terrestrische Globalisierung

5

.

6 Die Erde neu sehen: Lebendiger Planet Gaia oder Raumschiff Erde?

6. Terrapolitik – Kampf um den Planeten Erde

6.1 Naturvertrag und Symbiosen

6.2 Neu versammeln im Kampf um Gaia?

6.3 Verwandtschaften über Artengrenzen hinweg

6

.

4 Zur Politik der Bündnisse: Kooperationen und Konflikte

6.5 Verlangsamung oder Beschleunigung politischer Prozesse?

6.6 Klimapolitik: Regierungshandeln, Demokratie und neue Protestbewegungen

7. Das Anthropozän und die Corona-Pandemie: Ausblick auf eine andere Gesellschaft?

7.1 Die üblichen Verdächtigen: Die Pandemie macht nur deutlich, was ohnehin gilt?

7.2 Raum-

,

Grenz- und Gesundheitspolitik und das Wiedererstarken der Nationalstaaten

7.3 Bauen und Wohnen während und nach der Pandemie

7.4 Die Mobilität von Menschen, Tieren

,

Viren und die Zunahme von Zoonosen

7.5 Von der (Un-)Sichtbarkeit einzelner Bevölkerungssegmente und der Zukunft des Menschen

7.6 Zukunft nach Corona: Zur Permanenz der Katastrophe und der Wiederkehr der Utopie

Schluss: Willkommen im Vitalozän!

Literaturverzeichnis

Filmographie

Namenregister

Fußnoten

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11Vorwort

Das vorliegende Buch ist unter dem Eindruck zweier globaler Krisen geschrieben worden, die während des Schreibprozesses zunehmend katastrophische Züge annahmen: die Globale Erwärmung auf der einen und die Covid-19-Pandemie auf der anderen Seite, die mehr miteinander zu tun haben, als auf den ersten Blick ersichtlich ist. Beide lassen sich als Folge des hochproblematischen Umgangs des Menschen mit der Erde und ihren Lebewesen verstehen. Trotz dieser besonderen Umstände ist auch dieses Buch nicht gänzlich in stiller Einsamkeit verfasst worden, sondern verdankt sein Entstehen Zusammenhängen, ohne die es zweifellos ein anderes geworden wäre. Dazu zählen auch die zahlreichen Begegnungen insbesondere mit nichtmenschlichen Akteuren, die die Arbeit am Text nicht nur begleitet, sondern sie auch um eine zusätzliche praktische Dimension bereichert haben. Eine große Rolle haben dabei der eigene Garten und der nahe gelegene Wald gespielt. In beiden Lebensräumen lassen sich die Auswirkungen des Klimawandels konkret beobachten und erfahren. Weite Teile der von künstlich angelegten Wegen durchzogenen Baumgruppen haben sich in wenigen Jahren zu einer Art Waldruine entwickelt. Zwischen Unmengen von geschlagenem Holz, immer brauner werdenden Nadelhölzern, kahlgeschlagenen Flächen und ausgetrockneten Böden sind zwar hier und dort die einstmaligen Formationen noch zu erkennen, doch vieles ist dem weiteren Verfall preisgegeben. Bei einigen Wiederaufforstungsprojekten ist immerhin der Versuch erkennbar, eine Wiederholung der in Reih und Glied stramm Aufstellung nehmenden Nadelbäume zu vermeiden, was als längst überfällige Entmilitarisierung des Waldes gewertet werden kann. Wie es mit dem Wald weitergehen wird, ist dennoch ebenso offen wie die Zukunft der Meere, der Böden, der Pflanzen, Tiere und Menschen. Das Zeitalter des Anthropozäns, in dem wir leben, enthält die Botschaft, dass es ganz entscheidend auch von der Lebensweise des Menschen abhängen wird, ob und für wen es auf der Erde Zukunft geben und wie diese aussehen wird. Mit dem hiermit vorgelegten Buch soll gezeigt werden, welchen Beitrag die Soziologie zu dieser Problematik leisten kann, wenn sie sich als Geosoziologie versteht, deren Basis auf den folgenden Seiten entwickelt wird.

12Einige noch vorläufige Ideen zur Geosoziologie konnte ich im Rahmen von Seminaren, Kolloquien und Vorträgen bereits vorstellen und weiterentwickeln. Allen, die mir dazu die Möglichkeit geboten bzw. daran teilgenommen haben, sei für ihre Beiträge ausdrücklich gedankt. Dies betrifft vor allem auch die Besucher:innen meines Forschungskolloquiums an der Philipps-Universität Marburg, der ich für die Gewährung eines Forschungssemesters zu danken habe, das eine kontinuierliche Textproduktion emöglicht, an die im Normalbetrieb nicht mehr zu denken ist. Ein besonderer Dank gilt dabei meinen ehemaligen Mitarbeitern Julian Höhmann und Jan Gerd Wilkens sowie meiner Mitarbeiterin Constanze Erhard, die sich auch der Mühe unterzogen haben, eine frühe, noch recht unvollständige Fassung des Manuskripts zu lesen und kritisch zu kommentieren. Herzlich zu danken ist darüber hinaus meinem studentischen Mitarbeiter Philipp Hennch, der in unermüdlichem Einsatz Unmengen an Texten herbeigezaubert und mir zugänglich gemacht hat. Philipp Hölzing vom Suhrkamp Verlag danke ich für seine sorgfältige Lektüre des Manuskripts, die verlässliche Zusammenarbeit und seine Geduld.

Jutta Anna danke ich für die vielen anregenden Gespräche während unserer gemeinsamen Aufenthalte in verschiedenen Ökosystemen. Ihre stete Neugier, ihr unbestechlicher Blick und ihr Vertrauen haben mehr zur Abfassung des Buches beigetragen als sich in Worten sagen lässt. Rosa und Hannah bin ich dankbar für ihre beständig liebevollen Aufmunterungen und ihr wachsendes Interesse am Thema. Ihnen und ihrer Zukunft ist dieses Buch gewidmet.

Marburg, im August 2021

13Einleitung – Von der Öffnung der Soziologie für die Erforschung des Anthropozäns

Die Erde ist unbewohnbar wie der Mond. Diese Diagnose des Schriftstellers Gerhard Zwerenz (1925-2015) in seinem gleichnamigen Roman aus dem Jahr 1973[1]  wird heute wieder gestellt, wenn auch aus ganz anderen Gründen. In seinem Buch Die unbewohnbare Erde stellt sich der Journalist David Wallace-Wells das »Leben nach der Erderwärmung«[2]  vor. Nicht mehr die soziale Kälte, die nach Meinung des Schriftstellers an die Temperaturen auf dem Mond gemahnen, sondern der Klimawandel birgt heute die Gefahr, zumindest große Teile der Erde unbewohnbar zu machen. Höchste Zeit also, sich um sie zu kümmern – auch soziologisch. Obwohl die im Roman behandelte Problematik der rücksichtslosen Häuser- und Grundstücksspekulationen damit keineswegs als obsolet betrachtet werden soll – die physische Überhitzung des Planeten tritt zur sozialen Kälte eher hinzu als diese abzulösen –, geht es im vorliegenden Buch darum, die Soziologie über solche eher traditionellen Themen hinauszuführen und für das neue Zeitalter zu öffnen, das wir auf Vorschlag der Geologen begonnen haben Anthropozän zu nennen.[3]  Angesichts der Herausforderungen, die das Anthropozän beinhaltet, wird darin für eine umfassende Ausweitung der soziologischen Denkzone plädiert. Nötig ist diese schon deshalb, weil es sich beim Anthropozän um weit mehr als nur eine geologische Kategorisierung des gegenwärtigen Erdzeitalters handelt. Vielmehr ist das gesamte Selbstverständnis des Menschen, seine bisherige Auffassung von Natur, Kultur und Gesellschaft und sein bislang gepflegter Umgang mit anderen Lebewesen in Frage gestellt.

14Angesichts einer solch weitreichenden Diagnose setzen schnell die fast schon üblich gewordenen Reflexe ein, der Soziologie eine sträfliche Vernachlässigung bestimmter Kategorien vorzuwerfen, die nunmehr stärkere Berücksichtigung zu finden hätten. Ein neuer turn ist schnell ausgerufen.[4]  Doch so einfach liegen die Dinge nicht. Auf der einen Seite ist es zwar tatsächlich so, dass die Soziologie in ihrer Geschichte mit einem reichhaltigen Programm an Themen und Problemen gestartet ist, im Laufe ihrer Entwicklung aber ihren Gegenstandsbereich mehr und mehr eingeschränkt und dadurch eine Vielzahl dieser Themen unbearbeitet gelassen hat, die vernachlässigt zu haben ihr heute durchaus zu Recht vorgeworfen wird. So hat sie trotz ihrer frühen Arbeiten etwa zum Film oder zu den Medien beide Themenkomplexe lange nicht weiterverfolgt[5]  und damit das Feld zunehmend für andere Wissenschaften geräumt, die sich auf der Basis der verwaisten Pionierleistungen eine eigene Existenz aufbauen konnten. Ebenso zogen die heute wieder ganz oben auf der Agenda stehenden Themen wie Natur, Umwelt, Tiere und Pflanzen, geologische Formationen und geographische wie klimatische Verhältnisse lange Zeit kaum soziologische Aufmerksamkeit auf sich. Auf der anderen Seite aber bin ich bei den intensiven Grabungen, die ich für dieses Buch vorgenommen habe, auf eine ganze Reihe von soziologischen Arbeiten gestoßen, die sich durchaus mit geographischen Gegebenheiten und den materiellen Grundlagen von Gesellschaften auseinandersetzen, die deren Ausrichtung, Verfassung und Gestalt untersuchen und die Berücksichtigung von nichtmenschlichen Lebensformen wie Pflanzen und Tieren innerhalb der Soziologie für erforderlich halten.[6]  Diese – vor allem auch aus den Anfangstagen der Soziologie stammenden – Arbeiten erweisen sich angesichts der aktuellen theoretischen Vorstöße des 15Posthumanismus,[7]  der Akteur-Netzwerk-Theorie,[8]  des Neomaterialismus[9]  und einer Soziologie des Lebens,[10]  die der vorliegenden Arbeit als theoretische Ausgangspunkte und grundlegende Basis dienen, als überraschend aktuell, auch wenn die jeweilige Behandlung dieser Themenkomplexe und die theoretische Perspektive insgesamt durchaus unterschiedlich ausfallen.

Im Zuge ihrer erfolgreichen Etablierung als universitäres Fach fehlen in der Soziologie die Einlassungen zu Raum, Umwelt, Natur, Pflanzen und Tieren jedoch in zunehmenden Maße, weil sich der Gedanke immer mehr durchsetzt, dass sich der moderne Mensch aus der Umklammerung der physischen Welt erfolgreich befreit habe und sich mit ihr folglich auch nicht länger auseinanderzusetzen brauche, nach dem Motto: Keine Stimme den Besiegten! Leicht erkennbar stoßen wir hier auf einen der Hauptstränge der klassischen Modernisierungserzählung, der von der mithilfe der Technik erzielten Emanzipation von naturräumlichen Verhältnissen handelt, denen vormoderne Gesellschaften noch weitgehend ausgeliefert sind. Angesichts dieser Entwicklung begreifen sich sowohl die moderne Gesellschaft als auch der moderne Mensch als aus den Zusammenhängen der Natur weitestgehend herausgelöst. Auf dem Höhepunkt dieser Entwicklung, die mit dem schillernden Wort Globalisierung angezeigt wird, wird eine Weltgesellschaft in Aussicht gestellt, die sich mithilfe der Transport- und Kommunikationsmedien in einem solchen Ausmaß aus erdräumlichen Zusammenhängen etabliert hat, dass diese wie die Überbleibsel einer längst überwundenen Epoche erscheinen, die bald vollstän16dig beseitigt sein werden.[11]  Der Mensch wird parallel dazu als ein vor allem geistiges, mobiles Wesen ohne Körper vorgestellt, das sich in seinen Handlungen von klimatischen Verhältnissen, geographischen Gegebenheiten und nachgerade archaisch wirkenden Kategorien wie dem Boden nicht länger einschränken lässt. Nach diesem weit verbreiteten Missverständnis hat sich der Mensch von einem ehemaligen Sklaven der Natur zunehmend zu ihrem Herrscher aufgeschwungen. Seine Emanzipation von den materiellen Gegebenheiten der Erde gipfelt in dem Versuch, seinen Heimatplaneten zu verlassen, um sein Glück auf anderen Planeten zu suchen.[12] 

Es ist exakt diese von der Soziologie wesentlich mitgetragene Vorstellung einer zunehmenden Emanzipation des Menschen aus erdräumlichen Verhältnissen, der in der hier vorgelegten Geosoziologie vehement widersprochen werden soll, da immer deutlicher wird, dass es sich dabei um einen fatalen Irrtum handelt, der sowohl die Gesellschaft als auch die sie beobachtende Soziologie in eine Sackgasse geführt hat. Das Konzept des Anthropozäns hat seine Bedeutung vor allem darin, auf die Erde als Schicksal der Menschen erneut aufmerksam zu machen und in Erinnerung zu rufen, dass sie unser Lebensraum ist, zu dem es – zumindest derzeit und wohl auch noch auf längere Zeit hin – keine Alternative gibt. Obwohl dieser Gedanke nicht gänzlich neu ist, prägt er doch maßgeblich die aktuelle politische Debatte darum, ob und wie sich dieser Lebensraum auf Dauer erhalten lässt.

Trotz der hochproblematischen Entwicklung der Soziologie im Sinne einer sukzessiven Einschränkung ihres Gegenstandsbereichs soll hier jedoch keineswegs eine lineare Geschichte des Vergessens und der Vernachlässigung erzählt werden. Zwar hat sich die Auffassung von Soziologie letztlich durchgesetzt, die sich allein auf das Handeln der Menschen und deren Belange ausrichtet. Einige Fachvertreter:innen scheinen die Zukunft der Soziologie gar in ihrer Reduzierung auf eine Art Umfragewissenschaft zu sehen, die sich mit theoretischen Überlegungen generell nicht länger belasten zu müssen meint.[13]  Immer wieder aber wird im Laufe der Soziologiegeschichte auch Einspruch erhoben gegen eine zu abstrakt werdende Vorstellung von Gesellschaft, so als ob diese gänzlich unabhängig vom physischen Raum und materiellen Gegebenheiten existieren könnte. Eine der Aufgaben des vorliegenden Buches ist es, diese Stimmen wieder zu Wort kommen zu lassen und dabei gerade diejenigen zu versammeln, für die die Berücksichtigung der nichtmenschlichen materiellen Welt innerhalb der Soziologie noch selbstverständlich war. Um die Einsichten zu Umwelt, Natur, Steinen, Pflanzen und Tieren zu erfassen, die die enorme Reichhaltigkeit des Faches unter Beweis stellen, wird es daneben aber immer auch nötig sein, über die inzwischen allzu eng gezogenen Grenzen der Soziologie hinauszugehen und Anthropologie, Geschichte, Geographie und Philosophie mit einzubeziehen – Wissenschaften, die nicht immer so streng voneinander geschieden wurden wie in unserer Zeit üblich. Die Soziologie ist aus meiner Sicht gerade heute gut beraten, nicht nur den Kontakt zu ihren unmittelbaren Nachbarwissenschaften weiterhin intensiv zu pflegen, sondern auch den Sprung über die Geistes- und Sozialwissenschaften hinaus etwa zur Biologie, Geographie und Geologie zu wagen, ohne dabei die dortigen Denkschemata gleich kritiklos zu übernehmen. Die Soziologie ist längst reif genug, um sich deren Forschungsergebnissen zu stellen und sie für ihre Zwecke zu verwenden, statt sich dem Gespräch von vornherein zu verweigern, getrieben von der Angst, die eigene Autonomie zu verlieren. Insgesamt hat die stets auf Abgrenzung gegenüber anderen Wissenschaften bedachte Entwicklung der Soziologie, die als notwendig für ihre zunehmende Institutionalisierung und Professionalisierung angesehen wurde, zu einer intellektuellen Verarmung und völlig unnötigen Reduzierung ihres Gegenstandsbereichs geführt – von wenigen Ausnahmen abgesehen, die in dieser Arbeit noch ausführlich zu Wort kommen werden. Für die Her18ausforderungen der Zukunft gilt es jedoch, diese unfruchtbare Perspektivenverengung zu überwinden, sofern die Soziologie zu den anstehenden Problemen des neuen Erdzeitalters noch einen gehaltvollen Beitrag leisten will. Nicht zuletzt soll mit einer solchen Ausrichtung verhindert werden, dass »die Soziologie zu einer sich dem Leben entziehenden Wissenschaft«[14]  wird. Denn es ist letztlich das Leben, dem auch die Soziologie sich widmet, obwohl sie ihre in ihren Anfängen gut entwickelte lebensphilosophische bzw. -soziologische Basis viel zu früh aufgegeben hat, die heute völlig zu Recht wieder zu revitalisieren versucht wird:[15]  Die Soziologie ist eine Lebenswissenschaft par excellence! Darauf verweist allein schon ihr vielfach mit dem Leben verbundener Begriffshaushalt.[16] 

Aufgrund ihrer perspektivenreichen Geschichte, die insbesondere in ihren Anfängen noch mit sehr viel größerer Offenheit als nach ihrer erfolgreichen Konsolidierung als Universitätsfach auf das Leben in all seinen Facetten zugreift, ist eine Totalrevision der Soziologie aus meiner Sicht jedoch nicht nötig. Ein Reset Sociology! muss es nicht geben. Eher im Gegenteil: Statt permanent scheinbar ganz neue Trends und Entwicklungen aufzuspüren und immer neue turns auszurufen, könnte die Soziologie durchaus davon profitieren, sich stärker mit ihrer eigenen Vergangenheit zu beschäftigen, da diese ein ungemein reichhaltiges Repertoire an Gedanken und Ideen enthält, die oft genug in Vergessenheit gera19ten sind oder einfach nur im neuen Gewand daherkommen, ohne auf ihren Ursprung noch zu verweisen. Statt nach Anschlüssen zu suchen, sind ihre Vertreter:innen zumeist eher auf Neuerfindungen aus, nicht selten vorgetragen mit dem Habitus des solitären Genius, medial verstärkt und gefördert. Taucht man dagegen ein in den reichen Schatz an bereits Gedachtem, wird schnell das Ausmaß der vielen nahezu völlig in Vergessenheit geratenen Texte ersichtlich, die es neu zu entdecken gilt. Und zwar nicht aus einem musealen Interesse heraus, sondern weil sie von oft verblüffender Aktualität sind und es sich um vernachlässigte Einsichten handelt, an die zu erinnern sich unter veränderten Vorzeichen lohnt. Deshalb wird in den folgenden Kapiteln mit Vorsatz verstärkt auch auf ältere Texte Bezug genommen, die in der schon von Norbert Elias (1897-1990) als gegenwartsfixiert gescholtenen Soziologie[17]  oft vorschnell als veraltet ad acta gelegt oder von vorneherein schlicht ignoriert werden. Die »Wiederauferstehung von toten Texten«[18]  ist Teil des hier vorgelegten Programms einer auch theoriegeschichtlich informierten Geosoziologie. Da sich das vorliegende Buch immer auch für die Bestände des soziologischen Denkens interessiert, begreife ich es zugleich als Beitrag zur Geschichte der Soziologie, der dem weit verbreiteten Trend entgegentreten will, sich der mühsamen Aneignung der vielen Vorgänger durch umfassendes Ignorieren zu entledigen. Dieses Ziel bringt es mit sich, dass auf Quellen nicht nur salopp hingewiesen wird, wie sich dies mittlerweile eingebürgert zu haben scheint. Vielmehr sollen sie, auch ausführlicher als dies inzwischen üblich ist, selbst zu Wort kommen. Insofern wird hier keine gefällige Erzählung vorgelegt, sondern eine gründliche, wenn auch nicht vollständige Rekonstruktion des soziologischen Nachdenkens über die Erde, den Boden, das Wasser, Pflanzen und Tiere unternommen, die etwas von einer Spurensuche hat. Das ganze Vorhaben besteht auch in dem Versuch, Brücken zwischen den klassischen soziologischen Texten und den neuen theoretischen Ansätzen zu bauen, um sie miteinander ins Gespräch zu bringen, statt die alten stillschweigend zu übergehen, da sie angeblich für die Gegenwart nichts mehr zu sagen hätten, denn das Gegenteil 20ist der Fall: »Es gibt eben Erfahrungen und Einsichten, die viertausend Jahre zurückreichen und deshalb noch nicht falsch sind.«[19]  In unserem Fall sind es oftmals nur wenige Jahrzehnte, die ausreichen, um soziologische Einsichten und Positionen – zu Unrecht – dem Vergessen preiszugeben. Einem Vergessen, dem hier entschieden entgegengearbeitet werden soll.

Trotz der gezielten Nichtvernachlässigung älterer Texte soll es um die blinde Verteidigung des Alten gegenüber dem Neuen jedoch ebenso wenig gehen wie um die sonst so beliebte Vorstellung eines vollständigen Ersatzes des Alten durch das Neue. Insofern geht es weder um Nostalgie noch um den der Soziologie inhärenten Glauben an einen kumulativen Erkenntnisfortschritt, der zumeist unreflektiert davon ausgeht, dass alle neueren Texte mehr zu gegenwärtigen Problemen beizutragen haben als ältere, weil aus der zeitlichen Nähe zur bearbeiteten Problematik eine überlegene Erklärungskraft abgeleitet wird. Wer diese Auffassung teilt, plädiert zumeist auch dafür, dass sich die Soziologie mit der Kenntnisnahme ihrer Klassiker nicht länger aufhalten soll, so als ginge es dabei um die Verehrung alter Meister um ihrer selbst willen.[20]  Eine solche 21Gegenwartsfixierung wird hier dezidiert nicht geteilt aufgrund einer nichtmodernen Zeitauffassung, nach der Ereignisse nicht entlang einer Linie, sondern entlang einer Spirale angeordnet werden:

Wir haben dann sehr wohl eine Zukunft und eine Vergangenheit, aber die Zukunft hat die Form eines sich in alle Richtungen ausweitenden Kreises, und die Vergangenheit ist nicht überholt, sondern wird wiederholt, aufgegriffen, umschlossen, geschützt, neu kombiniert, neu interpretiert und neu geschaffen. […] Mit einer solchen Zeitlichkeit sind wir nicht mehr gezwungen, die Etiketten ›archaisch‹ oder ›fortgeschritten‹ zu verwenden, denn jede Kohorte zeitgenössischer Elemente kann Elemente aus allen Zeiten zusammenfügen. In einem solchen Rahmen werden unsere Handlungen endlich als polytemporell anerkannt.[21] 

Diese räumliche Auffassung der Zeit, in der scheinbar Veraltetes wieder hochaktuell werden kann, muss selbstverständlich auch den Umgang mit Texten prägen, die nicht aufgrund ihrer Entstehungszeit herangezogen werden, sondern aufgrund ihres reichhaltigen Gehalts. Dazu gehört beispielsweise die Einsicht, dass ein der aktuellen Lage entsprechendes Verständnis des Sozialen keineswegs nur in neueren Texten zu finden ist, während in älteren ausschließlich überholte Vorstellungen anzutreffen sind. Ganz im Gegenteil scheint die derzeitige Herausforderung durch das Anthropozän es mit sich zu bringen, dass es sich in nicht wenigen Fällen eher umgekehrt verhält: Während manch ein Theorieangebot der jüngeren Vergangenheit ein außerordentlich reduziertes Bild vom Sozialen entwirft, erweisen sich nahezu in Vergessenheit geratene Klassiker als überaus anregende Alternativen zum Mainstream soziologischer Theoriebildung.[22] 

22Grundsätzlicher noch soll mit diesem Zeitverständnis auch die in der Soziologie noch immer weit verbreitete Substitutionslogik verabschiedet werden. Demnach löst ein Zeitalter das andere ab, tritt die moderne an die Stelle der vormodernen Gesellschaft, die Zweite an die Stelle der Ersten Moderne, die Zeit an die Stelle des Raums usw. Immer löst demnach das Neue das Alte ab. Dabei sind sich wiederholende Formeln zu beobachten, mit denen der Abstand zur Vergangenheit immer wieder aufs Neue zementiert wird. Der exzessive Gebrauch des Etiketts »alteuropäisch« in der Gesellschaftstheorie Niklas Luhmanns[23]  wäre dafür ebenso ein Beispiel wie die Rede von »primitiven Gesellschaften« in klassischen Modernisierungstheorien: Reine Abgrenzungsrituale, die den Gedanken an bestehende Kontinuitäten zwischen der eigenen Gegenwart und der scheinbar abgegoltenen Vergangenheit gar nicht erst aufkommen lassen sollen oder sogar offensiv leugnen. Man will damit die Diskontinuität hervorheben und das Gegenwärtige als kategorial verschiedene und letztlich auch überlegene Überwindung des Vergangenen ausweisen.[24] 

23Im Gegensatz dazu soll auf den nächsten Seiten die spannungsreiche Verschränkung von Alt und Neu aufgezeigt werden: Von alten und neuen Materialien, von »realen« und »virtuellen« Größen, von der Erde als Boden und der Erde als »Google Earth«, von der Abhängigkeit des Menschen vom Klima und den Versuchen, es zu manipulieren. Eingelassen ist darin die Erkenntnis, dass kaum etwas auf Nimmerwiedersehen verschwindet. Wir verlieren zwar vorübergehend den Boden unter unseren Füßen, wenn wir uns mit einem Flugzeug von A nach B bewegen. Doch der Boden löst sich durch den Flug ebenso wenig auf wie durch dessen digitale Erschließung. Im Gegenteil ergibt sich gerade aufgrund der digitalen Erfassung und Neuvermessung die Chance eines neuen Erlebens des Bodens und der Erde.[25]  Auch ist nicht erkennbar, dass sich die Neigung zur Verankerung im Erdraum abgeschwächt hätte, wie im Diskurs um die Globalisierung immer wieder behauptet wird.

Die These vom »Zeitalter des Raumes«[26]  ernst zu nehmen bedeutet, dass nichts mehr wirklich vorbei ist, weil wir kein Nach-, sondern ein Nebeneinander beobachten können, ein Koexistieren von Paralleluniversen. Das Alte vergeht also nicht, bleibt vielmehr latent präsent, tritt nur vorübergehend in den Hintergrund, um dann unverhofft wieder in den Vordergrund zu treten und sich mit dem Neuen zu vermischen. Jegliches Werden ist deshalb nicht auf einer Linie abbildbar, die einander ablösende Zustände verzeichnet, sondern geht eher in die Breite, Varianten des Früheren treten neben das Neuere, nichts verschwindet. Was angeblich verschwindet, gerät nur vorübergehend aus dem Aufmerksamkeitsfokus. Eine 24ganze Reihe von Phänomenen, denen im Laufe der Zeit ein baldiges Ende in Aussicht gestellt wurde, sind immer noch da und erweisen sich als überraschend persistent, darunter die Natur, das Subjekt, der Raum, die Religion und die Familie. Insofern gilt: »Nichts ist jemals zu Ende.«[27] 

Im Folgenden geht es vor allem darum zu zeigen, wie Menschen, Tiere und Pflanzen sich mithilfe verschiedener Strategien und Praktiken auf der Erde einrichten, sie bestellen, bearbeiten und bewohnen. Die Erde wird dabei als Raum des Lebens vorgestellt, weil der »Raum der Erde«[28]  alles Leben beherbergt, ohne deshalb zwangsläufig selbst lebendig zu sein, wie es die Gaia-These von James Lovelock behauptet.[29]  Außerhalb der Erde blieb die Suche nach Leben bisher jedenfalls erfolglos. Die Erde ist folglich eine »geologische Monade […], die allem Leben, Denken und Erfinden als Grundlage dient«.[30]  Gegenstand der Geosoziologie ist somit der »geographische und irdische Raum, in dem wir uns befinden«.[31]  Mit der Geosoziologie soll gezeigt werden, dass sich Fragen der Umwelt bzw. Natur nicht an eine andere Wissenschaft komplett delegieren oder in Randbezirke wie die soziologische Ökologie oder eine spezielle Soziologie wie die Umweltsoziologie abschieben lassen. Eine Spezialbehandlung wird ihnen – spätestens heute – nicht mehr länger gerecht. Sie gehören vielmehr in den Mittelpunkt der Allgemeinen Soziologie und soziologischen Theorie, um ihren Stellenwert und ihre Bedeutung zu unterstreichen, die ihnen für das allgemeine Verständnis der Gesellschaft und des Sozialen zukommt, welche sich kategorial nicht mehr länger von Natur unterscheiden lassen. Die Geosoziologie hat die unaufhebbare Verwobenheit des Sozialen mit dem Terrestrischen zum Thema, wobei das Terrestrische sowohl im Wortsinn als »die Erde betreffend, zur Erde gehörend« als 25auch – im Anschluss an Latour – als »Zusammenleben miteinander verflochtener Lebensformen«[32]  in gemeinsam geteilten Lebensräumen verstanden wird. Das darüber erzeugte Soziale wird damit zum Geosozialen, Sozialität zur Geosozialität, während Konflikte zu »geosozialen Konflikten«[33]  avancieren. Der durch ihre massive Gefährdung intensiver werdende Bezug zur Erde ist so elementar geworden, dass kein Verständnis des Sozialen mehr länger von ihm absehen kann.

Obwohl die Einsicht in die Ununterscheidbarkeit von Natur und Gesellschaft als hochaktuell gilt und zu Recht mit den Vorstößen Bruno Latours und Philippe Descolas in Verbindung gebracht wird,[34]  gibt es auch hier Vorläufer, die zu ihrer Zeit jedoch weit weniger Beachtung gefunden haben als die nachfolgenden Vorschläge. So erklärte etwa der Münchner Systemtheoretiker Walter L. Bühl (1934-2007) bereits zu Beginn der 1980er Jahre:

Heute, wo die ›Umwelt‹ nicht mehr nur als external gedacht werden kann und wo die Organismen – in einer Biozönose verbunden und in einer dynamischen wechselseitigen Adaption mit den ebenso systemisch miteinander verbundenen Biotopen stehend – als offene und sich selbst organisierende […] Systeme begriffen werden, sind die metaphysischen Dichotomien von ›Natur‹ und ›Geist‹, von ›unbelebt‹ und ›belebt‹, aber auch von ›Mensch‹ und ›Natur‹, von ›Organismus‹ und ›Umwelt‹ oder auch von ›Notwendigkeit‹ und ›Zufall‹, ›Freiheit‹ und ›Determinismus‹ usw. weithin verblaßt, wenn nicht einfach lächerlich geworden.[35] 

Trotz dieser Einsicht in ihre Lächerlichkeit ist exakt mit diesen Dichotomien unvermindert weitergearbeitet worden, was spätestens heute nicht mehr länger der Fall sein kann. Für die hier vorgelegte Geosoziologie ist deshalb die von den posthumanistischen Arbeiten Michel Serres’ (1930-2019), Bruno Latours, Donna Haraways und Rosi Braidottis inspirierte Auffassung vom Zusammenwirken 26menschlicher und nichtmenschlicher Akteure sowie die Erkenntnis grundlegend, dass die Erde nicht nur eine Bühne für das menschliche Schauspiel darstellt, sondern hier eine ganze Reihe weiterer Akteure zu berücksichtigen sind, die aus dem Schatten ihrer Passivität heraustreten, wenn man ihren Stimmen bzw. ihren Arten und Weisen, sich auszudrücken, nur die nötige Aufmerksamkeit schenkt. Zumal Pflanzen und Tiere werden dabei nicht länger als passive Objekte angesehen, mit denen etwas geschieht, sondern als aktive Subjekte, die auch selbst etwas tun und die Menschen, sehr viel mehr als diesen bekannt und bewusst ist, zu ihren Handlungen veranlassen.[36] 

Die hier vorgelegte Geosoziologie, die sich Fernand Braudels Geohistorie,[37]  Gilles Deleuzes und Félix Guattaris Geophilosophie,[38]  Michel Maffesolis Geosophie[39]  und Willy Hellpachs Geopysche[40]  sowie deren systematische Berücksichtigung des Geo-Faktors in ihren Wissenschaften zum Vorbild nimmt, versteht sich als ein fortzuschreibendes Projekt, das der kontinuierlichen Weiterverfolgung bedarf, auf den folgenden Seiten aber eine erste Grundlegung erfahren soll. Die damit verbundene Ausweitung der soziologischen Denkzone im gerade skizzierten Sinne gehört aus meiner Sicht zu den dringlichsten Aufgaben einer zeitgemäßen Soziologie, die sich den Entwicklungen in anderen Wissenschaften nicht mit den üblichen Reflexen verschließen, sondern sie in ihre Auseinandersetzungen und Überlegungen mit einbeziehen sollte, um zu einer umfassenden Beschreibung und systematischen Erfassung des Gesellschaft-Natur-Kultur-Hybrids zu gelangen, in dem wir leben. Eine entscheidende 27Konsequenz aus der im Diskurs um das Anthropozän formulierten Einsicht, Menschheits- und Erdgeschichte nicht mehr länger voneinander getrennt zu betrachten,[41]  ist die Verstärkung der Anstrengungen zu transdisziplinärer Zusammenarbeit. Die von Skepsis oder gar Geringschätzung für die Arbeit der jeweils anderen Seite geprägte Haltung zwischen Naturwissenschaften auf der einen und den Geistes- und Sozialwissenschaften auf der anderen Seite gilt es abzulegen. Einer einstmals von Erwin Scheuch (1928-2003) geforderten Soziologie, die »nichts weiter sein will als Soziologie«, hatte schon Theodor W. Adorno (1903-1969) eine »neurotische Berührungsangst« attestiert und entgegnet: »Reinheit wird überwertig. Zöge man von der Soziologie all das ab, was nicht, beispielsweise, der Weberschen Definition zu Beginn von ›Wirtschaft und Gesellschaft‹ strikt entspricht, so bliebe nichts von ihr übrig.«[42]  Diese Einschätzung halte ich noch immer für richtig. Eine Wissenschaft, die sich in sich selber einschließt, kann spätestens in unseren Tagen nicht mehr überzeugen. Womöglich stärker als je zuvor bedarf es der Kooperation mit anderen Fächern, die der Transdisziplinarität im Sinne des Konzepts der diagonalen Wissenschaften von Roger Caillois (1913-1978) folgen könnte, mit dem traditionelle Fächergrenzen bewusst unterlaufen werden sollen, ohne sie gänzlich aufzuheben. Caillois, das – neben George Bataille (1897-1962) und Michel Leiris (1901-1990) – wichtigste Gründungsmitglied des Collège de Sociologie,[43]  wirbt mit diesem Vorschlag darum, sich durch dogmatisch gezogene Grenzlinien den Blick auf »grundlegende Verwandtschaftsbeziehungen«[44]  nicht verstellen zu lassen. Damit könnte eine »transversale Wissenschaft, 28eine Wissenschaft der unerwarteten Verbindungen«[45]  entstehen, die eine adäquate Antwort auf die Erforschung des Anthropozäns sein könnte. Denn gerade dabei müssen Dinge miteinander in Beziehung gesetzt werden, die klassischerweise als so strikt verschieden betrachtet werden, dass sie nur von hochspezialisierten Expert:innen bearbeitet werden können. Das betrifft auch die Textebene, auf der Positionen unerwartet miteinander ins Gespräch gebracht werden sollen. Dafür gilt es über den eigenen Tellerrand hinauszusehen, Nachbardisziplinen zu konsultieren und Ergebnisse der Forschung zu berücksichtigen, die nur wenig Aufmerksamkeit auf sich lenken konnten, da sie den herrschenden Lehrmeinungen nicht entsprachen und deshalb nie Eingang in den Mainstream gefunden haben. Dazu gehört auch das Wissen der Laien, das in unseren Tagen eine ganz neue Chance erhält, da die konkreten Erfahrungen der Menschen, etwa mit Tieren, nicht länger ignoriert werden, sondern offenbar zunehmend Berücksichtigung finden.[46]  Wenn man hier nicht mehr umgehend das Fallbeil des wissenschaftlich nicht validierten Wissens heruntersausen lässt, eröffnet sich eine enorme Vielfalt überraschender Erzählungen, die einen ganz anderen Blick – auf Tiere oder Pflanzen – eröffnen. Nötig dafür ist eine Neujustierung soziologischer Begrifflichkeiten – etwa des Gesellschaftsbegriffs[47]  –, aber keine kompletten Neuerfindungen. Wir benötigen keinen Überbietungswettbewerb in Neologismen, der die Möglichkeit zur Auseinandersetzung eher verhindert als befördert.

Gemeinsam ist allen durch das Präfix Geo angezeigten Umstrukturierungen der Fächer – Geophilosophie, Geohistorie, Geopsychologie, Geosoziologie – die Einsicht, geographische und geologische Verhältnisse als elementar für geschichtliche, psychische und gesellschaftliche Zusammenhänge anzusehen. Denn auch in der Geschichtsforschung und der Philosophie wird die Nichtberücksichtigung geographischer und geologischer Faktoren beklagt. Der Historiker Dipesh Chakrabarty geht beispielsweise davon aus, dass man etwa bei einer Darstellung der Geschichte Indiens im 2917. oder 18.Jahrhundert »den Himalaya stillschweigend als Gebirge im Hintergrund voraussetzen« würde, »als Ursprung seiner Flüsse. Geologie und Geografie würden als Kulisse angesehen, vor der sich das menschliche Drama entwickelt. In diesem Sinne haben wir die Geologie und die Geografie in unseren Köpfen von der Geschichte abgekoppelt.«[48]  Auch er ist davon überzeugt, dass eine solche geographie- und geologieabstinente Geschichtsschreibung spätestens vor dem Hintergrund des Anthropozäns nicht länger zu überzeugen vermag. Anknüpfen lässt sich ebenso an eine sehr frühe Phase der Geographie, die etwa mit dem Namen Carl Ritter (1779-1859) verbunden ist, auf dessen Überlegungen sich der Epistemologe und Philosoph Georges Canguilhem (1904-1995) bezieht:

Nach Ritter ist die menschliche Geschichte ohne die Bindung des Menschen an den Boden, und zwar den Boden in seiner Gänze, unverständlich. In ihrer Gesamtheit betrachtet, ist die Erde der Träger der Wechselfälle der Geschichte. Der irdische Raum und seine Beschaffenheit sind folglich nicht nur geometrisches, nicht nur geologisches, sondern auch soziologisches und biologisches Erkenntnisobjekt.[49] 

In der Philosophie wird eine Abwendung von der physischen Umwelt ebenso ausdrücklich moniert: »Traurig, aber wahr: wir hatten die Welt verloren. Da endet ein halbes Jahrhundert Philosophie ohne einen Baum, ohne ein Stückchen Himmel, ohne einen See, ohne ein Meer. Als Diskurs war sie schwarz auf weiß zu lesen und vergaß darüber die Welt.«[50]  Für die Soziologie kann dagegen gezeigt werden – und dies ist einer der Leitgedanken der hier vorgelegten Geosoziologie –, dass es durchaus immer wieder vielversprechende Ansätze zu einer geo-gesättigten Perspektive in der Soziologie gege30ben hat, an die sich heute anschließen lässt bei dem Versuch, der Erde einen ihr angemessenen Stellenwert einzuräumen. Dieser Versuch kann auch an die Angebote der Ökologie und der Umweltsoziologie anknüpfen, deren oftmaliges Verhaftetsein in einer strikten Natur-Gesellschafts-Dichotomie jedoch überwunden werden muss im Sinne neuerer theoretische Ansätze wie etwa der Akteur-Netzwerk-Theorie, des Neomaterialismus und des Posthumanismus. Mit der Ökologie kommen diese Ansätze und die Geosoziologie insofern überein, als auch sie »sich gegen die Hybris des neuzeitlichen Menschen« wendet, »der die Natur beherrscht und wie der Sonnenkönig in selbstherrlicher Autonomie auf dem Thron der Welt sitzt«.[51]  Eines der Ziele der Geosoziologie ist es, das in der Soziologie »weitgehend verlorengegangene Verständnis dafür, daß geographische Lage, Bodenschätze, Klima, aber auch […] biologische […] Prozesse soziologisch relevant sein können«,[52]  wiederzugewinnen und dahingehend zu verstärken, dass ihre Relevanz in Zeiten des Anthropozäns sogar noch deutlich zunimmt. Die Notwendigkeit drängt sich heute umso mehr auf, als wir etwa geographische Lage, Boden und Klima nicht mehr länger als stabile Faktoren ansehen können, die nur den neutralen Rahmen für das Schauspiel der menschlichen Interaktionen abgeben, sondern als dynamische Aktivposten, die einen so erheblichen Einfluss auf das soziale Geschehen nehmen, dass dieses nicht mehr länger isoliert werden kann von der Natur bzw. der Umwelt. Als Leitgedanke oder gar Motto der Geosoziologie kann dabei die Aussage von Gilles Deleuze (1925-1995) dienen: »Das Werden ist geographisch.«[53]  Das Werden wird bei Deleuze und Félix Guattari (1930-1992) dabei als permanenter Prozess gedacht, der niemals zu einem Ende kommt. Weder wird ein festgestellter Endzustand angestrebt, noch werden einzelne Stufen innerhalb ei31ner auf ein Ziel zulaufenden Entwicklung identifiziert. Vielmehr wird die Festlegung auf ein So-und-nicht-anders-Sein-und-Bleiben alles Lebendigen vermieden, die Vorstellung feststehender Identitäten und Wesenheiten abgelehnt. So gibt es kein Subjekt, das bestimmte Entwicklung in bestimmten Phasen durchläuft, sondern Subjekte, die von verschiedenen Werdensprozessen durchquert werden, die sie als solches erst hervorbringen.[54]  Wenn das Werden eher geographisch als geschichtlich ist, so heißt dies auch, dass es sich eher räumlich, im Sinne eines Nebeneinanders, als zeitlich, im Sinne eines Nacheinanders, entfaltet. Erst das räumliche Nebeneinander erlaubt die vielfältige und gleichzeitige Entfaltung des Werdens, das durch keine chronologische Abfolge der Ereignisse von einem Zustand in den nächsten überführt wird, sondern sich rhizomatisch in alle Richtungen verzweigt und ausbreitet:[55]  »Werden, das ist Geographie, das sind Richtungen und Verläufe, Eingänge und Ausgänge.«[56]  Die Geosoziologie teilt darüber hinaus mit Maffesolis Variante einer Geosophie die herausgehobene Bedeutung des Raumes:

In ihrer vitalen Verwurzelung erinnert die Geosophie an den charismatischen Charakter des Raumes, der charismatisch ist, sofern er eine Kommunion erlaubt. Erst der gemeinsam geteilte Raum erlaubt, am Anderen zu kleben (coller). […] Im Begriff der Geosophie ist es also die Bindung an die Erde, die wir erinnern wollen. […] [Nunmehr, MS] ist der Raum der Vektor einer gelebten Sozialitiät. Es ist der Ort, der immer erneut die grundlegende Solidarität (die familiale, die tribale, die lokale) sichert. Der Raum ist das Fundament des Zusammen-Seins. Mitwelt und Umwelt, Sein zur Welt finden mit, durch und dank der Umgebung statt, in der Teilung eines Ortes.[57] 

Mit Maffesoli und Roland Barthes (1915-1980) können wir »das Zusammenleben als wesentlich räumliche Tatsache«[58]  auffassen.

Geosoziologie beinhaltet eine Soziologie der Erde, der Umwelt, der Natur und Kultur ebenso wie eine des Raums, der Grenzen und 32der Territorien, der Architektur, des Wohnens und des Wissens, der Politik und der Ökonomie. Sie thematisiert die biologische Ausstattung des Menschen und deren Veränderung und stellt in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen, dass sich Lebewesen stets in Räumen aufhalten, sich Nester, Höhlen und Häuser bauen, die sie gemeinsam mit anderen Lebewesen bewohnen,[59]  und Lebensräume gestalten, die selbst dann noch einen Bezug zur Erde aufrechterhalten, wenn sie diese in Richtung Weltall verlassen. Elementar für dieses Vorhaben ist der Begriff der »Geopraktiken«,[60]  der über die einzelnen Kapitel hinweg zur Anwendung kommt. Anders als bei Michel Serres, der die Geopraktiken für eine vergangene Epoche der bäuerlichen Bodennutzung reserviert, soll hier unter Geopraktiken sehr viel mehr verstanden werden: Von den industriell-maschinellen Umwälzungen des Bodens, den Erdbohrungen und dem Düngen von Ackerland über das Errichten von Zäunen, Mauern und sonstigen Grenzbefestigungen bis hin zu den verschiedenen Gartentätigkeiten, dem Umgraben des Bodens, dem Säen und Pflanzen. Darüber hinaus sollen auch das Errichten, Gestalten und Bewohnen von Häusern, die Vermessung der Welt durch die Satellitentechnologie und die Suche nach Orten durch Navigationsgeräte als Geopraktiken aufgefasst werden, die tief in unserem Alltag verankert sind und uns täglich mit der Erde in Berührung bzw. Kontakt bringen. Was mit der Erfassung dieser Geopraktiken sichtbar werden soll, ist, dass wir es nicht mit einer vielfach beschworenen Ablösung des physischen durch den virtuellen Raum zu tun haben, sondern mit zahlreichen Überlagerungen der verschiedenen Raumebenen und Raumordnungen, mit immer wieder neu hergestellten Verkettungen zwischen verschiedenen Faktoren, die keine getrennten Welten konstituieren – hier der physische, dort der virtuelle und dazwischen der soziale Raum, fein säuberlich voneinander getrennt –, vielmehr ein vielfältiges Gefüge und Gewebe aus den verschiedensten Bestandteilen bilden, die Altes und Neues spannungsreich miteinander verbinden.[61] 

Der Entwurf einer Geosoziologie reagiert nicht zuletzt auch auf 33eine unverkennbare Wiederkehr des Faktors Geo, die sich unter anderem an den vielen neuen Geographien ablesen lässt, die seit dem Beginn des 21.Jahrhunderts vermehrt entwickelt werden. Während am Ende des 20.Jahrhunderts, auf dem Höhepunkt der Globalisierungseuphorie, noch ein »Ende der Geographie«[62]  verkündet wurde, erleben wir mit Anbruch des 21.Jahrhunderts eine Renaissance geographischen Denkens und die Erfindung ständig neuer Geographien: Von »Internetgeographien«,[63]  der »Geographie des Zorns«,[64]  der »Geographie der Angst, Bedrohung und Spaltung«,[65]  der »Sakrale(n) Geographie«,[66]  der »Geographien der Gewalt«,[67]  der »Geographie des Krieges«,[68]  der »Macht der Geographie«,[69]  der »Psychogeografie«,[70]  der »Mediengeographie«,[71]  der »Geoästhetik«[72]  und »Geo-Kultur«[73]  ist etwa die Rede. Auch der groß angelegte Versuch eines »geometrischen Vitalismus«[74]  gehört in diesen Zu34sammenhang. An die Stelle der »Geographievergessenheit«[75]  bis weit in die Geographie hinein tritt eine vielfache Neuentdeckung geographischer Zusammenhänge und eine zunehmende Aktivität des Hervorbringens neuer Geographien. Diese erneute Berücksichtigung von erdräumlichen Zusammenhängen hat etwas mit den erlahmenden Energien derjenigen Globalisierungserzählung zu tun, die die Überwindung erdräumlicher Widerstände zugunsten einer umfassenden Beschleunigung des Lebens enthusiastisch in Aussicht gestellt hatte: Eine widerstandslose Zusammenkunft weit entfernt voneinander liegender Akteure, immer nur einen Mausklick voneinander entfernt, unter der Voraussetzung einer nahezu kompletten Aufhebung der Ferne.[76] 

Hinsichtlich des Begriffs Geosoziologie geht es mir ähnlich wie Donna Haraway: »Kapitalozän ist ein Wort wie Sympoiesis. Wenn du glaubst, du hast es erfunden, musst du dich nur umsehen und du bemerkst, wie viele andere Leute den Begriff zur selben Zeit erfinden.«[77]  Wenn es auch keineswegs »viele andere Leute« sind, die den Begriff bereits benutzen, so gibt es auch in diesem Fall Vorläufer.[78]  Der Begriff Geosoziologie geht auf den heute nahezu vergessenen Amsterdamer Soziologen Sebald Rudolf Steinmetz (1862-1940) zurück.[79]  Aktuell findet er bei Michel Maffe35soli[80]  Erwähnung, bleibt dort jedoch ohne nähere Erläuterung und systematische Verwendung, da Maffesoli offenbar die »Geosophie« favorisiert. Einschlägiger ist die Arbeit »Geographical Sociology« von Jeremy A. Porter und Frank M. Howell, in der immerhin explizit von »geo-sociology«[81]  die Rede ist. Insgesamt aber geht die hier vorgelegte Geosoziologie weit über das Vorhaben dieser einzelnen Fundstücke hinaus, da sie den Anspruch erhebt, eine neue theoretische Basis der Soziologie vor dem Hintergrund der Herausforderungen des Anthropozäns zu entwickeln.

361. Terra – Die Umwandlung der Erde und der Mensch als geologischer Faktor

»Der Mensch ist dabei, in einem nie dagewesenen Umfang seine natürliche Umgebung zu revolutionieren.«[1] 

1.1 Herausforderung Anthropozän – Auftritt der menschengemachten Erde

Innerhalb der Soziologie gibt es gleich eine ganze Reihe von Namen für unser gegenwärtiges Zeitalter: Spätmoderne (Anthony Giddens), Zweite bzw. Reflexive Moderne (Ulrich Beck), Postmoderne (Michel Maffesoli) oder Nichtmoderne (Bruno Latour) stehen zur Auswahl und ringen um Deutungshoheit. All diese Vorschläge lassen sich mit bestimmten Autoren in Verbindung bringen, die in ihren Schriften stichhaltige Argumente für die Plausibilität des von ihnen favorisierten Namens zu unterbreiten versuchen.[2]  Die kontroverse Benennung der Gegenwart gehört gewissermaßen zum Kerngeschäft soziologischer Arbeit. Dies trifft umso mehr zu, wenn man die Vielzahl der Gesellschaftsdiagnosen hinzunimmt, die in den vergangenen Jahrzehnten vorgelegt worden sind.[3] 

37Die Geologie denkt dagegen in viel weiter ausgreifenden Zeiträumen (Quartär, Jura, Kambrium etc.).[4]  Deshalb hatte auch wohl niemand damit gerechnet, zum Zeitzeugen eines neuen geologischen Zeitalters zu werden. Doch im Februar 2000 war es so weit. Der Atmosphärenchemiker und Nobelpreisträge Paul Crutzen (1933-2021) verkündete während einer Tagung in Mexiko, dass die Erde sich nicht mehr länger im Holozän, sondern im Anthropozän befinde und somit eine neue geologische Epoche angebrochen sei. Dabei bezieht er sich ausdrücklich auf den italienischen Geologen Antonio Stoppani (1824-1891), der bereits 1873 von einem »anthropozänen Zeitalter« gesprochen habe.[5]  Das 21.Jahrhundert begann für die Geologie also mit einem Paukenschlag, der auch im Rest der Welt überraschend schnell Gehör fand. Noch im selben Jahr veröffentlichte Crutzen gemeinsam mit Eugen Stoermer (1934-2012), der den Begriff unabhängig von Crutzen ebenfalls schon benutzt hatte, einen Beitrag für den Newsletter des International Geosphere-Biosphere Program.[6]  Im Jahr 2002 fasste Crutzen seine 38Argumente für das Anthropozän in der renommierten naturwissenschaftlichen Zeitschrift Nature auf einer einzigen Seite zusammen.[7]  Dort sind bereits nahezu alle Phänomene aufgelistet, die zur Diagnose des Anthropozäns geführt haben und seither im Fokus der umfassenden Untersuchungen über das neue Zeitalter stehen. Das Kernargument lautet:

In den letzten drei Jahrhunderten sind die Effekte des menschlichen Handelns auf die globale Umwelt eskaliert. Aufgrund der anthropogenen CO2-Emissionen dürfte das Klima auf dem Planeten in den kommenden Jahrtausenden signifikant von der natürlichen Entwicklung abweichen. Insofern scheint es mir angemessen, die gegenwärtige, vom Menschen geprägte geologische Epoche als ›Anthropozän‹ zu bezeichnen. Sie folgt auf das Holozän, jene warme Periode, die sich über die letzten zehn bis zwölftausend Jahre erstreckte. Den Beginn des Anthropozäns kann man auf das späte 18.Jahrhundert datieren, da Untersuchungen der in Eisbohrkernen eingeschlossenen Luftbläschen ergaben, daß die Konzentration von CO2 und Methan in der Atmosphäre in dieser Zeit weltweit zuzunehmen begann.[8] 

Schon heute sei die »Konzentration dieser so genannten Treibhausgase in der Atmosphäre höher als zu irgendeinem Zeitpunkt während der letzten 400 Jahrtausende«.[9]  Der Einfluss der Menschen auf ihre Umwelt habe sich vor allem in den letzten Jahrzehnten derart intensiviert, dass sie zu einem »maßgeblichen ökologischen Faktor«[10]  geworden seien, dessen zerstörerische Auswirkungen auf den Planeten nicht mehr länger übersehen werden könnten. Deshalb scheint es Crutzen gerechtfertigt, das neue Zeitalter als eines zu bezeichnen, das im Wesentlichen vom Umgang des Menschen mit seiner Umwelt geprägt ist und auch in Zukunft geprägt sein wird.[11]  War der Mensch zu Beginn seiner Geschichte der Natur noch ausgeliefert, so hat er inzwischen Macht über die Natur[12]  – mit 39verheerenden Folgen für beide. Der Mensch hat sich die Erde untertan gemacht um den Preis seines eigenen möglichen Untergangs einschließlich desjenigen zahlreicher anderer Lebewesen. Der Benennung Anthropozän ist insofern das Paradox eingeschrieben, dass sich ausgerechnet das menschengemachte Erdzeitalter als dasjenige erweisen könnte, das aufgrund der Massivität seiner Interventionen seinen eigenen Untergang endgültig besiegelt. Somit müsste Der Mensch erscheint im Holozän[13]  von Max Frisch (1911-1991) bald ergänzt werden durch die Erzählung Der Mensch verschwand im Anthropozän.

Spätestens seit Crutzens Publikation von 2002 hat die Bezeichnung Anthropozän in bemerkenswertem Tempo Verbreitung gefunden. Weit über die Fachkreise der Geologie hinaus fand er schnell Anklang nicht nur in den Natur-, sondern auch in den Sozial- und Kulturwissenschaften, wurde von den Medien aufgegriffen und zog die Aufmerksamkeit von Künstlern und Architekten auf sich.[14]  Anders als in der Soziologie muss sich ein solch weitreichender Vorschlag jedoch nicht nur dem Urteil der Leser:innen, der kritischen Öffentlichkeit und der Kolleginnen und Kollegen stellen, die über den Nutzen oder Nachteil des neuen Namens für die gegenwärtige Gesellschaft entscheiden. In der Geologie hat die International Union of Geological Sciences (IUGS) im Jahr 2009 vielmehr eigens eine internationale Anthropozän-Arbeitsgruppe der ICS (International Commission on Stratigraphy) eingesetzt, um die Frage zu prüfen, ob hinreichend viele Indizien dafür sprechen, das Anthropozän als neue geologische Epoche auszurufen. Die Arbeitsgruppe hat sich auf dem 35. Kongress der Geological Society für die Verwendung des Begriffs ausgesprochen. Das Anthropozän hat demnach das Holozän, das die letzten zehn- bis zwölftausend Jahre bestand, abgelöst.

40Die bemerkenswert schnelle Verbreitung des Begriffs in der Öffentlichkeit und in verschiedenen universitären Disziplinen sowie seine offizielle Anerkennung durch die Kommission sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich dennoch nach wie vor um eine umstrittene These handelt. Streitpunkte sind vor allem der den Faktor Mensch hervorhebende Name des Anthropozäns und die Frage nach dessen Beginn, für den eine Reihe von unterschiedlichen Vorschlägen vorliegen.

Hinsichtlich der Plausibilität des Namens werden bereits seit einigen Jahren Alternativen diskutiert. Gemeinsam ist ihnen, dass nicht die Menschheit, sondern etwa das Kapital, der reiche Westen, die Technik oder das Sterben bzw. der Tod als dominierender Faktor für die massive Veränderung der Erde angesetzt werden, weshalb vom Kapitalozän,[15] Eurozän, Technozän[16]  oder Thanatozän[17]  die Rede ist. Daran zeigt sich zunächst vor allem, dass es sich beim Anthropozän nicht um einen rein geologischen Begriff handelt, sondern um eine auch von den Sozial- und Kulturwissenschaften sowie der Philosophie aufgegriffene Zeitdiagnose, die sich umgehend Neu- und Alternativbenennungen widmen und damit zugleich eine geologische Epoche wie einen gesellschaftlichen Trend behandeln. Auffällig ist dabei die Unverträglichkeit der geologischen Diagnose des Anthropozäns, die den Menschen wieder in den Mittelpunkt rückt und ihm eine herausragende Position zuschreibt, mit der Diskussion in den Sozial- und Kulturwissenschaften, die mit ihren Theorien des Posthumanismus, der Akteur-Netzwerk-Theorie und des Neomaterialismus seit einiger Zeit eine genau umgekehrte Perspektive verfolgen, die den Menschen ohne den Anspruch auf eine Sonderstellung als eingebettet in ein Gefüge von Lebewesen vorstellt. Aus letzterer Perspektive erscheint die Rede vom Anthropozän wie eine erneute Inthronisierung des Menschen als Krone der Schöpfung, die dem entgegengesetzten Versuch seiner Eingliederung in ein lebendiges Gefüge unterschiedlichster 41Spezies, die auf dem Planeten Erde zu Hause sind, widerspricht. Tatsächlich verbindet sich mit dem Nachweis der menschengemachten Gefährdung der natürlichen Grundlagen alles irdischen Lebens bei Crutzen die Vorstellung, dass der Verursacher in der Pflicht steht, den von ihm angerichteten Schaden auch wieder zu beseitigen, womit der Mensch zugleich zum Zerstörer und Retter der Erde wird. Strittig ist dabei, ob das Talent des Menschen zur Heilung des Planeten ebenso stark ausgeprägt ist wie sein zweifellos herausragendes Talent zur Zerstörung. Frühere Einschätzungen zu dieser Frage stimmen nicht eben hoffnungsvoll:

Denn Menschen sind immer fähig zu zerstören, was sie selbst gemacht haben, und ihre Zerstörungskapazität hat heute sogar den Punkt erreicht, wo sie zerstören können, was sie nie machten – die Erde und das Leben auf ihr; aber Menschen sind offenbar schlechterdings unfähig, die Prozesse, die sie durch Handeln in die Welt loslassen, wieder rückgängig zu machen oder auch nur verläßliche Kontrolle über sie zu gewinnen. […] Und dieser Unfähigkeit, Getanes ungeschehen zu machen, entspricht eine fast ebenso große Unfähigkeit, seine Folgen vorauszusehen oder seine Motive verläßlich zu ergründen.[18] 

Der Widerspruch lässt sich jedoch auflösen oder zumindest lindern, wenn man davon ausgeht, dass der Mensch, der vor den Trümmern seines bisherigen Umgangs mit der Erde steht, nicht länger derselbe sein kann oder sogar schon nicht mehr ist, der als Prometheus, homo faber[19]  und homo oeconomicus dieses verheerende Ergebnis hervorgebracht hat. Es lässt sich vielmehr argumentieren, dass wir es bereits mit einem ganz anderen Menschen zu tun haben, ein neuer Mensch für ein neues Zeitalter bereits im Entstehen begriffen ist: »Wir sind keine modernen Menschen alten Schlages mehr; wir leben nicht mehr im Zeitalter des Holozän!«[20]  Das neue Erdzeitalter führt demnach auch zu einer anderen Art Mensch. Die Gleichzeitigkeit bzw. das Zusammenfallen von Erd- und Menschheitsgeschichte zeigt, dass wir es mit einer parallelen Entwicklung 42zu tun haben, in der sich Erde und Menschheit beiderseitig verändern. Gerade in den rein klimatologischen Debatten wird oftmals übersehen, dass die Menschen sich auch selbst längst verwandelt haben in hybride Wesen aus sowohl organischen als auch technischen Elementen,[21]  es also nicht um einen sich gleich bleibenden Menschen geht, der auf eine durch ihn radikal umgestaltete Erde trifft, sondern um eine Veränderung des Menschen wie auch der Erde, die zu einem Natur-Kultur-Komplex amalgamieren.

Im Anthropozän zu leben, bedeutet vor allem, sich darüber im Klaren zu sein, dass alles, was der Mensch tut, auf ihn selbst zurückwirkt, da er der Erde nicht gegenübersteht, sondern als Bestandteil der Erde anzusehen ist. Alle von ihm verursachten Schäden in der Umwelt sind somit Schäden, die er sich auch selbst zufügt, da diese kein außerhalb seiner selbst befindliches externes Gebiet bezeichnet, sondern einen lebendigen Zusammenhang, dem er auf Gedeih und Verderb angehört. Dabei ist es gerade der in den letzten Jahren gewachsene Zugriff des Menschen auf die Erde und dessen Auswirkungen, der die Menschheit in eine neue Abhängigkeit von der längst nicht mehr natürlichen Natur gebracht zu haben scheint. Mehr als je zuvor wird der Mensch im Hinblick auf die Natur mit den Folgen seines eigenen Tuns konfrontiert. Wohin er auch sieht, er sieht immer nur seine eigenen Produkte, letztlich sich selbst, eine ewige Selbstbegegnung, die Natur als Spiegel seiner selbst:

Indessen spreizt sich gerade der Mensch in die Gestalt des Herrn der Erde auf. Dadurch macht sich der Anschein breit, alles was begegne, bestehe nur, insofern es ein Gemächte des Menschen sei. Dieser Anschein zeitigt einen letzten trügerischen Schein. Nach ihm sieht es so aus, als begegne der Mensch überall nur noch sich selbst.[22] 

Mit dem Anthropozän scheinen wir genau diesen Zustand erreicht zu haben. Gäbe es da nichts anderes als uns selbst, käme jede Hinwendung zur Natur einem Selbstgespräch gleich. Maßnahmen, die zur Rettung der Natur erlassen werden, würden damit eigentlich uns selbst gelten, die Sorge um den Planeten eigentlich eine Sorge 43um uns selbst sein.[23]  Es spricht gar nicht wenig dafür, dass dem tatsächlich so ist.