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Der Mensch ist wie ein Kunstwerk, facettenreich, durchdacht und doch spontan genug um ihn als kunstvollen Erguss von Wissen, Gefühlen und Leben zu beschreiben. Doch jede Kunst, seien die Künstler auch versucht sie in die Perfektion zu treiben, hat ihre Schattenseiten – eine Bewegung, ein Wort, ein Strich, eine Windung, die das Gesamtbild verändert. Der Mensch besitzt etwas Dunkles in seiner Seele, das an einem bestimmten Punkt in seinem Leben an die Oberfläche tritt. Doch wäre der Mensch Kunst ohne diese Imperfektion? Macht nicht gerade der Bruch des vermeintlich »Guten« das Leben und die Kunst realistisch und echt? Wo findet sich diese Form der Kunst? In der neuen Kurzgeschichtensammlung von Julia Molnar zeigt die Autorin dunkle Themen und die Schattenseiten des Lebens auf. Sie beschäftigt sich auch mit dem Kunstbegriff und der Verbindung der Künste und des Lebens. Geschichten sind ihr Medium um das Unsichtbare, das ihr brennend im Auge liegt, sichtbar zu machen.
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Seitenzahl: 153
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Gesang der Asche von Julia Molnar
Originalausgabe 2013
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
© 2013 NEPA Verlag, Merkers-Kieselbach
Umschlagbild © Dagmar Lüke
Umschlaggestaltung: Alexander Heiderich
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2013
ISBN: 9783944176185
Julia Molnar, geb. 1994 in Wien, mochte schon in der Volksschule das Schreiben von Geschichten. Später verfasste sie erste Gedichte. Das Spiel mit Emotionen und verschiedenen Stilmitteln faszinierte sie schon in jungen Jahren. Wenn sie schreibt, löst sie sich aus der alltäglichen Welt und taucht ab in die tiefen Gräben aus Druckertinte und Fantasie.
In dem vorliegenden Stück befasst sie sich vorwiegend mit der Kunst und dunklen Motiven wie etwa Vergewaltigung, Magersucht und Krieg. Sie tritt diesen Themen mit einer kritischen Haltung gegenüber und nimmt sich dabei kein Blatt vor dem Mund. Mit dieser zweiten Veröffentlichung möchte sie auf den schmalen Grad zwischen Kunst und Grausamkeit, Liebe und Besessenheit, Selbstwahrnehmung und Wahnsinn darstellen.
Die junge Österreicherin studiert im Moment an der Universität Wien.
Julia Molnar
Gesang der Asche
NEPA Verlag
Cover
Impressum
Über die Autorin
Titel
Zitat
Besessen
Der letzte Tanz
Die Halbtote
Erwachsen
Esstisch der Gedanken
Flieger
Freundes Fragmente
Gelbe Welle
Gesang der Asche
Geteilte Haut
Philosophie der Sinne
Reflexion meiner selbst
Singendes Stillleben
Von den Bil’aadàma
Traumdrabble
Für die Liebe, die Farben in meine Welt bringt – für Oskar Sakari Louko
Was ist das für ein zerrendes Gefühl in meiner Magengegend? Gleich kommt er wieder, der Verfluchte, den ich mit allen Mitteln bekämpfen muss. Er zieht an meiner Substanz, wie er einen fauligen Geschmack in meinem Mund hinterlässt. Rasch greife ich nach einem Kaugummi, der sollte die Indizien meines Kampfes schön überdecken. Da folgt schon der nächste Stich, wie sadistisch er meinen Magen in die Länge zu ziehen scheint. Das allbekannte Geräusch des Hungers durchbrach die Stille. Verzweifelt schlang ich beide Arme um meine Taille und beugte mich vorwärts. Schmerzen. So bekannt waren sie mir, ich war sie schon gewohnt. Dennoch konnte ich eines mit Sicherheit sagen, nämlich dass der Hunger nie gestillt ist.
Es war Mittag, meine Mitschüler griffen alle nach ihrem belegten Brot oder ihren Schokoladenriegeln, die ihnen ihre Eltern liebevoll in ihre Essbox geschmuggelt hatten. Ja auch ich könnte all das haben, diese Explosion des Geschmacks auf meiner Zunge genießen. Doch jedes Mal wenn ich nach einen Produkt im Laden griff, drehte meine Hand das Lebensmittel ungeduldig in alle Richtungen, meine Augen tasteten die Verpackung nach der für mich wichtigen Tabelle ab. Da landeten meine Augen auch schon im Hafen ihres Verlangens und gierig sogen sie die Information auf. 270 Kalorien. Jetzt die Menge. 300 Gramm. In meinem Kopf ratterte schon die allbewährte Rechnung, die entscheidend für mein Kaufverhalten war. Wo andere Menschen sich den Kopf über den Preis zerschlugen, war ich nur an den Kalorien, dem Nährwert, der Energie und dem Fettgehalt interessiert. Plötzlich hielt ich inne – ja ich fühlte mich so beobachtet. Sieht mir jemand zu? War ich nicht alleine in dieser Abteilung? Nervös blickte ich umher, das Produkt schnell wieder ins Regal werfend, so als ob ich mich an ihm verbrannt hätte. Eine fremde Frau stand am anderen Ende des Korridors und blickte mich wegen meiner hastigen Geste überrascht an. Mein Gesicht wechselte seine Farbe in ein Purpurrot und ohne dem Produkt einen weiteren Blick zu gönnen, lief ich in Richtung Kassa auf dem Weg nur schnell einen Apfel schnappend. Im Nachhinein würde ich mich nicht über den prüfenden und strafenden Blick der Frau ärgern, der mir die Chance auf ein größeres Mittagessen und ein Geschmackserlebnis verwehrt hatte. Im Gegenteil, ich würde vor dem Spiegel stehen und zu mir selbst sagen, während ich an meinem Bauchfett herumzupfte: »Zumindest hat sie mich vor einer Esssünde bewahrt. Ich kann mir die Kalorien eh nicht leisten.«
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