Gespenster-Krimi 19 - Rebecca LaRoche - E-Book

Gespenster-Krimi 19 E-Book

Rebecca LaRoche

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Beschreibung

Der Dschungeldämon

Die grüne Falle der Lianen schloss sich hinter ihnen. Zu fünft taumelten sie weiter. Ihr Gepäck hatten sie längst zurückgelassen. Bei neununddreißig Grad im Schatten waren sie froh, ihr nacktes Leben weiterschleppen zu können. Hinter jeder bizarren Sumpfblume konnte der Lauf einer Flinte lauern.
Ihre Nerven waren überreizt. Und der Feind, der sie in dieses Dschungelstück zwischen Kosi und Tisia getrieben hatte, schien zu lachen. Überall hörten sie das höhnische Siegesgeheul der pakistanischen Rebellen. Plötzlich stolperte Haskins und sackte in das brackige Wasser, unfähig, wieder aufzustehen.
"Halt ... helft mir!", schrie er verzweifelt ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Der Dschungeldämon

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Rudolf Sieber-Lonati/BLITZ-Verlag

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-8316-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Der Dschungeldämon

von Rebecca LaRoche

Sie hatten keinen trockenen Faden mehr am Leib. Die grüne Falle der Lianen schloss sich hinter ihnen. Zu fünft taumelten sie weiter. Ihr Sturmgepäck und die übrige Kampfausrüstung hatten sie längst zurückgelassen. Bei neununddreißig Grad im Schatten waren sie froh, ihr nacktes Leben weiterschleppen zu können.

Hinter jeder bizarren Sumpfblume konnte der Lauf einer Flinte hervorsehen. Schreckten sie einen Vogel hoch und er flog kreischend auf, erschraken sie zu Tode.

Ihre Nerven waren überreizt. Und der Feind, der sie in dieses Dschungelstück zwischen Kosi und Tisia getrieben hatte, schien zu lachen. Überall hörten sie das höhnische Siegesgeheul der pakistanischen Rebellen.

Plötzlich stolperte Haskins. Er sackte in das gelb-brackige Wasser. Er war unfähig, wieder aufzustehen.

»Halt … helft mir«, schrie er …

Die vier anderen aber hetzten weiter. Was kümmerte sie sein Hilferuf? Jeder war sich jetzt selbst der Nächste. Nur einer zögerte. Dann folgte er den anderen. Wenn sie Glück hatten, dann fanden sie den Helikopter. Er war die einzige Möglichkeit, aus dieser Hölle lebend herauszukommen.

Die Lianen schlossen sich um Haskins Körper. Langsam kroch die Schlange heran.

Haskins sah sie wie hypnotisiert an. Die Giftzähne waren dicht vor ihm. Er war gefangen von den Lianen und konnte nicht fliehen. Aber das war keine Kobra … Sie glitzerte wie Glas und schien durchsichtig zu sein.

Sie glitt näher. Haskins schrie gellend, als sich die Zähne der Bestie in seinen nackten Arm bohrten.

Nach dem Biss kroch die Schlange weiter. Sie war armdick und über drei Meter lang. Haskins sah sie über einen Baumstamm gleiten und verschwinden.

Das Gift wirkte augenblicklich. Er sah zu seinem Entsetzen, wie sein Arm sich violett färbte. Die Farbe kroch weiter, über seine Schulter, die Brust, die andere Schulter und weiter den anderen Arm hinab.

Haskins hatte das Gefühl, als ob sein Körper explodieren müsste. Er fühlte unglaubliche, versengende Hitze in sich aufsteigen. Den Jubelruf seiner vier Kameraden hörte er nicht mehr aus der Ferne. Sein Blick trübte sich. Auf einmal fühlte er sich, als ob er flöge.

»Komm, komm …«, hörte er es wispern. »Wir sind die Kishanys. Komm, wir sind deine Geschöpfe …«

Dann musste er das Gedächtnis verloren haben.

Er erwachte in einem Blätterwald. Er war umgeben von Gestalten mit stumpfen Gesichtern, die von starren Augen, kleinen Nasenlöchern und runden Höhlungen, die anstelle des Mundes im Gesicht saßen, beherrscht wurden.

Als er an sich nieder sah, bemerkte er voller Ekel, wie sein halbnackter Körper mit unzähligen Beulen bedeckt war.

»Wir heilen dich. Kishan, die heilige Schlange von Rig Vega hat ihre Saat in dich gelegt, Meister. Wir sind deine Geschöpfe. Und nichts Irdisches ist uns unmöglich. Wir sind die Kishanys.«

Da hörte er die Rotorschläge des Hubschraubers. Dicht über seinen Kopf hinweg flog er. Die vier Männer, die seine Kameraden gewesen waren und ihn so gemein im Stich gelassen hatten, flogen in die Freiheit.

Haskins schrie wie ein Tier.

»Du wirst ein Teil von Kishan …«, sagten die gespenstischen Wesen. »Wir sind deine Geschöpfe …«

»Werde ich gesund?«, keuchte der Mann.

»Du bleibst am Leben, Meister.«

»Helft ihr mir, mich an den Kerlen zu rächen, die mich im Stich ließen?«

Die Kishanys senkten die Köpfe. »Wir sind deine Geschöpfe. Nichts Irdisches ist uns unmöglich«, wisperten sie.

Im kloakigen Wasser sprudelte der Körper mit, wurde weitergeschleift und jagte schließlich den unterirdischen Kanal entlang bis zur Schleuse.

Kanalinspektor Kilburn und Arbeiter Fox standen nebeneinander.

»Halt, da …« Kilburn streckte den Arm aus. »Ein großer Fremdkörper. Holen Sie ihn raus, Fox.«

Fox griff nach dem Gerät, das sie für solche Fälle stets benutzten und das einer Harke täuschend ähnlich sah, nur wesentlich größer war.

»Inspektor«, keuchte er nach einigen Minuten, »Das ist … das ist eine Leiche.«

Dem Inspektor drehte sich fast der Magen um. »Trotzdem, erst mal müssen wir den Körper rausholen, dann erst verständigen wir die Polizei.«

»Ja, Inspektor.«

Als Fox allein nicht klarkam, half ihm Inspektor Kilburn dabei, den Körper über die Brüstung zu hieven.

»Verdammt, schalten Sie mal Licht an, Fox«, befahl Kilburn.

Fox spürte Übelkeit in sich aufsteigen, doch er gehorchte dem Befehl.

Gleißendes Neonlicht ergoss sich in den Tunnel.

Die beiden Männer beugten sich über die Leiche.

Fox wurde von Grauen gepackt, bekam einen Schüttelfrost und taumelte fort.

Kanalinspektor Kilburn glaubte nicht, was er sah. Ihm war kalt. Seine Kehle verengte sich vor Entsetzen.

Die Leiche war nur mit einer Hose bekleidet. Dunkelviolett war die Haut und übersät mit Beulen.

Die zernarbte Hand strich den ersten Namen durch. Sie hielt einen roten Stift in den kurzen Fingern.

Der Hund zu seinen Füßen bellte.

»Schon gut, Jigger«, sagte der Mann.

Er legte seine Hand auf den Kopf des Hundes und stand auf, das Holzbein hinter sich herschleifend.

Dann zog er an der Klingel. Wartend, die zernarbten Hände auf dem Rücken humpelte er auf und ab.

Das Wesen huschte näher. Verschreckt, unbestimmbaren Alters. Es hatte keine Wimpern, keine Brauen.

»Ja?«, fragte es mit zahnlosem Mund.

»Schaff sie alle her. Ich habe euch was zu sagen«, knurrte der Mann. Seine Stimme war wie Eis.

Das Wesen duckte sich und trippelte hinaus. Er kehrte zurück mit fünf anderen, ihm sehr ähnlich sehenden Geschöpfen, die genauso den Blick gesenkt hielten. Sie trugen rote, lange Sackkleider, die bis zum Boden hingen.

Es waren geschlechtslose Geschöpfe, die wie Menschen aussahen.

»Den Ersten haben wir erledigt. Jetzt kommt der Zweite an die Reihe«, sagte der Mann. »Geht und holt ihn. Ich habe euch alles über ihn erzählt.«

Die Wesen verneigten sich. Sie hatten kaum Haare auf dem Kopf. Ihre stumpfen Gesichter zeigten keine Regung.

»Ja, Meister«, sagte das eine Wesen.

Es hob den Blick. Stoische Ergebenheit lag in den kleinen, dunklen Augen.

»Ihr seid meine Kreaturen«, fuhr der Mann fort. »Ohne mich wärt ihr im Nichts. Geht und tut, was ich euch sage.«

»Ja, Meister«, sagten sie dumpf im Chor.

»Beeilt euch …«

Die sechs Wesen drehten sich um und schwebten hinaus. Ihre nackten Füße schienen kaum den Boden zu berühren.

Langsam durchquerte der Mann den Raum.

Als der Hund merkte, dass er auf die große, funkelnde Aluminiumtür zuging, begann er zu jaulen und zog den Schwanz ein. Er hasste es, wenn sein Herr durch diese Tür ging.

Der Mann humpelte weiter, öffnete die Aluminiumtür und befand sich jetzt in einer Schleuse zwischen Kalt und Heiß.

Erst als er die nächste Tür aufstieß, drang ihm die feucht-heiße tropische Luft entgegen, die künstlich mit vielen Heizröhren erzeugt wurde. Hier war das provisorische Reich von Kishan, der heiligen Schlange von Rig Veda.

Orchideen wuchsen hoch und wild und wippten mit ihren Blüten in sein Gesicht. Der Mann schob sie verächtlich fort. Schlingpflanzen hingen über dem Weg.

Der Mann blieb stehen. Die Erinnerung war wieder da. Immer, wenn er diesen künstlichen Dschungel betrat, wusste er alles wieder.

Nur etwas gab es hier, was im echten Dschungel gefehlt hatte.

Dieser übergroße Spiegel dort hinten.

Der Mann humpelte näher. Er blieb vor dem Spiegel stehen und riss sein Hemd auseinander. Die verheerenden Wunden waren noch offen. Sie würden sich nie schließen. Niemals. Aber sie würden ihn auch nicht eher töten, bis er sein Werk vollendet hatte.

Er sah in sein zerklüftetes Gesicht, dem auch die Kishanys nicht die Hässlichkeit hatten nehmen können. Der eine Nasenflügel fehlte. Der Mund war schief und verzerrt.

Wie hatten die Kishanys gesagt, als sie ihn aus dem gelben Sumpfwasser gerettet hatten?

»Werde ich gesund?«, hatte er gefragt.

»Du bleibst am Leben«, hatten sie gesagt.

Aber was war das für ein Leben! Zehn Jahre Dschungel …

Gnadenlos wanderten seine Augen über seine verkrüppelte Gestalt im Spiegelbild. War das wirklich noch der flotte, stolze Corporal, der freiwillig den Spezialeinsatz mit seinen vier Kameraden gewagt hatte? Sie wollten ein Rebellennest der Pakistani ausheben und waren immer weiter in den Dschungel geraten.

In den tödlichen Dschungel, der nie wieder hergab, was er einmal mit seinen Lianenklauen gefasst hatte.

Der Mann stöhnte auf. Und er dachte an die vier Männer, die ihn vor zehn Jahren im Stich gelassen hatten.

Wie Simmons gestern geschrien hatte, als er den durchsichtigen, riesigen Schlangenleib auf sich zukriechen sah.

»Haskins, hilf mir …«, hatte er gebettelt.

Mit erbarmungslosen Augen hatte Samuel Haskins zugesehen, wie Kishan, die heilige Schlange von Rig Veda, ihr Gift in Simmons spritzte. Wie der Körper des eitlen, etwas fetten Kerls sich dunkellila färbte, und wie die Haut sich blähte.

Das Schreien von Simmons war Musik in Haskins Ohren gewesen. Er hatte gestammelt, geächzt, sich gewunden, doch die Kishanys, Haskins stumme Truppe, hatten ihn festgehalten.

Dann hatten die Kishanys ihn fortgeschafft. Wohin, das war Haskins gleichgültig.

Niemand wusste, dass er hier, unweit von London, in der alten Fabrikhalle einen Dschungel besaß.

Früher war diese Halle ein Hangar für ein Privatflugzeug gewesen. Jetzt lebte ein Dschungel darin mit Getier, Vögeln, Lianen und Sumpfblumen. Daneben, in dem ehemaligen Bürohaus, wohnte Haskins seit Kurzem.

Wie die Kishanys an das Anwesen herangekommen waren, war Haskins egal. Sie waren Geisterwesen, für die es keine irdischen Tabus gab.

Sechs genügten ihm, aber er brauchte nur ein Wort zu äußern, dann würden aus der kleinen Schar von sechs Kishanys sechzig oder sechshundert werden.

Doch er war nicht ihr oberster Meister. Das war Kishan, die unheimliche Schlange mit dem durchsichtigen Körper. Die Heilige Schlange von Rig Veda. Der Dämon des Dschungels.

Manchmal, wenn die Schlange träge über einem Baumast lag, zweifelte Haskins daran, ob sie ein Dämon war. Er hatte erst langsam begriffen, dass Kishan sich des Körpers dieser Schlange, die bis auf ihre schillernde Durchsichtigkeit alle Merkmale einer Riesenotter aufwies, nur bediente.

Haskins hatte von Kishan nichts mehr zu befürchten. Sein Gift war in ihm. In seinen Adern rann Kishans Lebenssaft, kein Blut.

Haskins war am Leben, wenn auch sein Körper mehr und mehr verfiel. Ein Bein hatten ihm die Kishanys schon abgenommen.

Nur ein Ziel hatte Samuel Haskins noch im Leben: die Rache an seinen ehemaligen vier Kameraden.

Simmons war der Erste gewesen. Noch drei mussten folgen. Aber da war noch jemand, an dem er sich rächen musste. Seine ehemalige Frau Esther. Sie hatte eine kurze Witwenschaft durchlebt, nachdem die vier Männer vor einem Militärgericht beschworen hatten, dass Corporal Samuel Haskins, ihr Kamerad, mit »an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit im Dschungel zwischen den Flüssen Kosi und Tisia den Tod gefunden hatte«.

Ester hatte sehr rasch Patrick Crash geheiratet, einen der vier Männer, die Samuel Haskins vor zehn Jahren im Sondereinsatz im Dschungel so gemein im Stich gelassen hatten.

»Hier steht«, sagte Esther Crash und ließ den Daily Mail sinken, »dass Timothy Simmons lila gefärbte Haut hatte und Beulen am ganzen Körper.« Ihre Stimme zitterte. Sie war leichenblass. »Oh, Patrick, ich finde es grässlich, wie dein Kamerad von einst ums Leben gekommen ist.«

Patrick Crash schloss langsam die Weste seines eleganten Zweireihers. »Darling, natürlich ist es entsetzlich. Aber es wird sich herausstellen, was für eine unheimliche Krankheit das war.«

»Und dann wurde er ausgerechnet noch in einem der Abwasserkanäle gefunden!«, sagte Esther schaudernd.

Patrick steckte sich eine· Zigarette an. »Weißt du«, murmelte er, »es muss sich um eine unbekannte, grausame, völlig unheilbare Krankheit handeln. Und nachdem Timothy wusste, wie es um ihn stand, hat er seinem Leben eben ein Ende bereitet. So konnte er wirklich nicht weiterleben.«

»Aber wieso hat er sich dann nicht in die Themse gestürzt? Warum musste es einer der Abwasserkanäle sein?« Esther fröstelte.

»Sein Geist muss schon verwirrt gewesen sein«, sagte Patrick versonnen, ohne Mitgefühl. Er war überschlank, blond, hatte ein straffes, männliches Gesicht. »Vielleicht stellte er sich vor, dass die Leute, die ihn finden würden, unter der Erdoberfläche nicht so erschreckt von seinem Anblick sein würden.«

»Mir tut er leid. Wie gut, dass er Junggeselle war … Patrick?«

Patrick Crash sah unauffällig auf die Armbanduhr. »Ja, meine Liebe? Ich bin in Eile. Man erwartet mich im Golf-Club, wie du weißt.«

»Glaubst du, dass er sich diese schreckliche Krankheit im Dschungel geholt hat? Bei euren Einsätzen gegen die Pakistani-Rebellen?«

»Wie kommst du darauf? Das ist mehr als zehn Jahre her, Esther. Zugegeben, im Dschungel lauern viele Bakterien und Gefahren, aber ich habe noch nie gehört, dass man sich violette Haut dort holen kann. In der Zeitung steht ja auch, dass die medizinischen Sachverständigen vor einem Rätsel stehen.«

Ester ließ den Kopf sinken. Wenn sie nur einmal Patricks Gedanken erraten könnte!

»Wirst du heute Abend pünktlich zum Dinner heimkehren?«, erkundigte sie sich.

»Ich hoffe, meine Liebe. Aber falls ich im Club Geschäftsfreunde treffe und mit ihnen auch beruflich verhandeln kann, wäre ich ein Narr, wenn ich die Gelegenheit nicht ergreifen würde.« Er zog sein Sakko glatt und neigte sich zu ihr nieder. »Mach’s gut, Darling. Wenn es später wird, werde ich anrufen. Bis dann, Esther.« Ein flüchtiger Kuss, dann war er fort.

Esther war bestürzt. In letzter Zeit ging er immer öfter in seinen Club. Und sie musste daheimbleiben, weil sie die Sorge um ihr Baby nicht dem Kindermädchen überlassen wollte.

Außerdem hatte das Mädchen nur immer bis achtzehn Uhr Zeit. Mit Personal wurde es immer schlimmer.

Sie trat hinter die Gardine und beobachtete, wie Patrick langsam mit seinem Straßenkreuzer aus der Garage fuhr.

Eigentlich, dachte sie, kann ich froh sein, dass ich nur so kurze Zeit Witwe war. Mit Samuel, meinem ersten Gatten, hatte ich gottlob keine Kinder. Patrick aber ist ein so schöner, attraktiver Mann, dass unser Sohn Charly sicherlich ein besonders gut aussehender Knabe werden wird. Schon jetzt hat er einen besonderen Charme.

Esther lächelte beglückt.

Sie sah den roten Schlussleuchten des Wagens nach, ohne zu ahnen, dass Patrick gar nicht daran dachte, in den Club zu fahren. Sein Ziel hieß Lilian Temple und war Einkäuferin einer großen Kaufhauskette.

Terrence Ratford sah seinen jugendlichen Onkel Edward stirnrunzelnd an.

»Was war er für ein Mann, Onkel?«

»Haskins? Ein netter Kerl, soweit ich mich erinnern kann. Meine Güte, wir litten alle unter dieser mörderischen Hitze, und niemand von uns fünf glaubte, je aus diesem Urwald wieder herauszukommen. Aber einer unserer Piloten war kurz vorher in diesem Gebiet niedergegangen. Bis zu seiner Landung hatte er Funkkontakt mit dem Flugplatz. Deshalb rechneten wir damit, dass wir den Helikopter unversehrt vorfinden würden, aber wir kannten nur ungefähr die Richtung. Es war ein purer Zufall, dass wir ihn fanden und dass einer von uns – nämlich Patrick Crash – die Kiste auch fliegen konnte.«

Terrence Ratford schüttelte den Kopf. »Aber warum blieb Haskins zurück?«

»Er blieb eben zurück!« Plötzlich klang Edward Ratfords Stimme gereizt. »Wieso bohrst du eigentlich in dieser Sache so herum!«

»Na hör mal – einer deiner Kameraden von damals stirbt unter so grausigen Umständen. Da will man doch mehr wissen.«

»Ich kann dir nichts sagen«, erklärte Ratford kurz angebunden. »Wir mussten Haskins zurücklassen. Er war … er ist im Sumpf ertrunken.«

»Wieso?« Terrence war Feuer und Flamme. »Du, ich will das genau wissen, Onkel Edward. Du weißt doch, dass wir neue Filmstoffe suchen.«

Edward Ratford lachte rau auf. »Du Spinner. Was damals in Indien an der pakistanischen Grenze geschah, kannst du nie einigermaßen realistisch im Film darstellen. Da reicht deine Fantasie nicht aus. Weißt du eigentlich, was die Rebellen mit uns britischen Soldaten machten, wenn sie uns lebend in die Finger bekamen!« Der smarte Dozent für Jura an der Universität Oxford lachte rau auf. »Man kann sich das mit einem normalen Hirn nicht vorstellen …«

»Was machten sie?« Ratford runzelte die Stirn. »Du weißt doch, dass man heutzutage, wenn ein Film Erfolg haben will, ein paar brutale Szenen bringen muss.«

»Brutal?« Edward lachte. »Mit brutal