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Der Darm – unser zweites Gehirn?!
Darm gut, alles gut! Seit einiger Zeit ist die Darmflora wieder sexy. In diesem neuen Band der Gesund-Reihe erfahren Sie alles Wissenswerte über das wundervolle und hochintelligente Organ namens Darm. Neben Experteninfos rund um Darmkrankheiten und -gesundheit finden Sie in „Gesunder Darm“ viele leckere, gesunde und abwechslungsreiche Darm-Rezepte für Frühstück, Mittag- und Abendessen sowie die kleine Mahlzeit zwischendurch. Mit diesen Rezepten für den Darm wird es Ihnen leichtfallen, Ihre Darmgesundheit dauerhaft zu verbessern und Verdauungsbeschwerden langfristig vorzubeugen.
• 50 darmfreundliche Rezepte
• Überblick: Gesunde Darmernährung und die darmfreundlichsten Lebensmittel
• Die Darmflora und das Immunsystem stärken: Erkrankungen wie Reizdarm, Verstopfungen, Depression & Co. vorbeugen
• Umfangreiche Grundlagen, neueste Forschungsergebnisse und Experteninterviews
• Plus: Schonkost-Kur, Intoleranzen-Test sowie Tipps für eine gute Verdauung und einen flachen Bauch
Für ein gutes Bauchgefühl: Der Darm zählt im Allgemeinen zu denjenigen Organen, denen das geringste Maß an Aufmerksamkeit entgegengebracht wird. Dies jedoch völlig zu Unrecht, denn wie kein zweites Organ beeinflusst der Darm die physische und die psychische Gesundheit des Menschen. Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa (Reizdarm) und Morbus Crohn gehören zu den unangenehmsten Krankheitsbildern des Menschen, die die Lebensqualität von betroffenen Personen massiv negativ beeinträchtigen können. Ein gesundes Mikrobiom, also die Gesamtheit aller Mikroorganismen im Verdauungstrakt, bildet die Basis für die Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden des Menschen.
Die Darmgesundheit hat nicht nur direkte Auswirkungen auf den Verdauungstrakt, sie wirkt sich auch indirekt auf viele weitere Körperfunktionen aus. Was sind die genauen Zusammenhänge zwischen Darm und Immunsystem? Und weshalb wirkt sich der Darm sogar auf unsere Psyche aus? Diese und viele weitere Fragen werden in diesem Buch beantwortet. Darüber hinaus werden im Buch ebenso die neuesten medizinischen Erkenntnisse rund um Unverträglichkeiten und Intoleranzen gegenüber bestimmten Lebensmitteln behandelt.
Laktoseintoleranz, Laktoseunverträglichkeit, Fruktoseintoleranz, Fruktoseunverträglichkeit, Histaminintolernanz, Zöliakie – die Liste der Unverträglichkeiten und Intoleranzen von Menschen wird von Jahr zu Jahr länger. Eine Lebensmittelunverträglichkeit oder -intoleranz kann im Alltag für die betroffene Person sehr anstrengend sein. Dementsprechend wichtig ist es, bestimmte Rezepte für den Darm zu beachten und eine Darmsarnierung durchzuführen. Den Darm heilen bedeutet auch, den gesamten Organismus wieder gesund zu machen.
Neben einem Exkurs zum Fermentieren ist „Gesunder Darm“ auch ein Darm-Kochbuch mit vielen leckeren „Darm-Rezepten“. Von Hirsecreme mit Granatapfel und Linsen-Dal über Curry-Putenspieße mit Gewürz-Tabouleh und Ofen-Lachs mit Blumenkohlreis bis hin zu Dinkel-Focaccia und Kokos-Aprikosen-Crumble finden Sie im Buch zahlreiche leckere Rezepte für eine gesunde Ernährung und einen gesunden Darm. Und nicht zuletzt beantwortet das Darm-Kochbuch auch die Frage, wie man schlank mit Darm wird.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 132
impressum
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Bei der Verwendung im Unterricht ist auf dieses Buch hinzuweisen.
EIN E-BOOK DER EDITION MICHAEL FISCHER
1. Auflage 2020 Neuauflage des Titels „Das gesunde Darmkochbuch“ ISBN 978-3-86355-748-5
© 2020 Edition Michael Fischer GmbH, Donnersbergstr. 7, 86859 Igling
Projektleitung und Lektorat: Marline Ernzer
Redaktion: Ute Paul-Prößler, Altusried
Layout: Pia von Miller
Covergestaltung und Satz: Anna Köperl
Herstellung: Laura Denke
Fotografie: Nadja Buchczik, Bielefeld Foodstyling: Anto Enns, Bielefeld
Bildnachweis Vektorgrafiken: Lebensmittel-Icons: ©anfisa focusova, ©Anton Malina, ©Minur, ©Sateen; Rezept-Icons: ©Nadiinko; Cover: ©musicalryo, ©Pikovit
Illustrationen S. 18 und 21: ©Sandra Biskup, Wien
Autorenfoto S. 7: ©Markus Maria Wendland
ISBN 978-3-7459-0546-5
www.emf-verlag.de
Inhalt
Vorwort
Gesunder Darm –Basics
Der Darm – Multitalent!
Unser Mikrobiom ist wichtig für uns
Aufgaben des Mikrobioms
Der Darm im Ungleichgewicht
Darm-Hirn-Achse als Kommunikationskanal
Die Verdauung gleicht einer Reise
DarmfreundlicheErnährung
Ein fitter Darm braucht gutes Essen
Kohlenhydrate – auf jeden Fall Ballaststoffe
Gesundes Fett – mehr davon!
Eiweiß – Baustein des Körpers
Trinken – aber richtig!
Darmwellness – Balsam für den Körper
Fermentieren – Natürlich haltbar machen
Darmerkrankungen erkennen
Erste Hilfe bei Darmbeschwerden
Revolte im Darm
Intoleranzen sind unangenehm
Unsere Gesundheit - Darmbakterien im Fokus
Darm in Balance
Ernährungstagebuch
Fragebogen und Selbsttest
Wochenplan zur Schonkost
Rezeptezum wohlfühlen
Granola-Crunch mit Quark und Erdbeeren
Kräuter-Lassi mit Ingwer
Buttermilch mit Möhre und Leinsamen
Fenchel-Drink mit Ananas
Beeren-Smoothie mit Haferflocken
Sanddorn-Kefir mit Apfel
Vollkornbrot mit Möhren-Ingwer-Aufstrich
Eingelegte Möhren mit Hüttenkäse auf Vollkornbrot
Flockenmüsli mit Banane und Heidelbeeren
Hirsecreme mit Granatapfel und Orange
Körner-Porridge mit Himbeeren, Birnen und Mandeln
Möhrensuppe mit Kürbiskernen
Pastinakensuppe mit Rucolapesto
Kartoffelsuppe mit Haferflocken
Spinatcremesuppe mit Seelachs
Hühnersuppe mit Ingwer und Nudeln
Chicoréesalat mit Räucherforelle
Buchweizensalat mit Topinambur und Ziegenkäse
Asia-Salat mit Sauerkraut
Kopfsalat-Wraps mit Gemüsehirse
Bunter Linsensalat mit Radicchio und Orange
Grünkohlpuffer mit Schnittlauchquark
Kartoffelstrudel mit Sauerkraut
Spargelgemüse auf cremiger Polenta
Pilzrisotto mit Radicchio
Süsskartoffeln mit Mangold und Sauerrahmdip
Gnocchi mit Zucchinipesto
Ofen-Auberginen mit Cashew-Couscous
Gemüsereis mit Sesam-Tofu
Linsen-Dal mit Kürbis und Erbsen
Gemüse-Chili mit Bulgur und Korianderrahm
Ribollita – Gemüseeintopf mit Röstbrot
Gemüsepfanne mit gebackenen Eiern
Asia-Nudelpfanne mit Topinambur und Räuchertofu
Süsskartoffel-Curry mit Hähnchen
Hackbällchen mit Raita und Gemüse
Kräuterlamm mit Tomaten-Feta-Päckchen
Curry-Puten-Spiesse mit Gewürztabouleh
Hähnchenfilet mit Kürbiskernkruste und Püree
Marinierter Lachs mit Gemüse und Blumenkohlreis
Zanderfilet mit geröstetem Wurzelgemüse
Dinkel-Focaccia mit Oliven und Tomaten
Zucchini-Frittata mit Spinat und Sauerrahm
Hähnchen-Pita mit Avocado-Tomaten-Salsa
Rote-Bete-Hummus mit Rohkost-Sticks
Bliss Balls mit Cranberrys
Fruchtschnitten mit Himbeeren
Süsskartoffeln mit buntem Belag
Kokos-Crumble mit Aprikosen
Noch mehr Bücher
Quellenverzeichnis
Vorwort
Darm in Balance
Liebe Leserinnen und Leser,
ein gesunder Darm ist der Schlüssel zu mehr Wohlbefinden und für ein gutes Bauchgefühl. In den vergangenen Jahren ist das Superorgan immer stärker in den Fokus der Wissenschaft gerückt und in vielen Studien zeigt sich die zentrale Rolle des Darms und seiner Bewohner.
Die Lebensgemeinschaft in unserem Darm, Mikrobiom genannt, besteht aus etwa 100 Billionen Mikroorganismen. Ganz im Verborgenen leisten unzählige Bakterien Schwerstarbeit. Sie liefern eine ganze Reihe von Enzymen, die uns helfen, die Nahrung zu zerlegen. Außerdem produzieren Darmbakterien auch Vitamine und wichtige kurzkettige Fettsäuren. Alles in allem sind dies grundlegende Aufgaben, die sicherstellen, dass wir von unserer Nahrung leben können, egal ob wir ein saftiges Steak oder einen knackigen Salat essen.
Ein gesundes Darmmikrobiom zeichnet sich aber insgesamt weniger durch die Anzahl an Mikroorganismen aus. Vielmehr gilt eine hohe Artenvielfalt (Biodiversität) als Merkmal eines gesunden Mikrobioms. Denn wo sich gute Darmbakterien niederlassen, können sich unerwünschte, krank machende Bakterien nur schwer ausbreiten. Unter den Darmbakterien findet ein permanenter Wettbewerb statt und es geht uns gut, wenn die Darmbakterien und die Darmschleimhaut in Balance sind.
Vom Tag unserer Geburt an begleiten uns die Bakterien. Die Zusammensetzung des Darmmikrobioms ist bei jedem Menschen so einzigartig wie sein Fingerabdruck. Ernährung, Medikamente, Bewegung: All das sind Faktoren, die lebenslang die Zusammensetzung des Mikrobioms verändern können. Nimmt die Artenvielfalt der Bakterienstämme ab oder kommt das Gleichgewicht des Darmmikrobioms durcheinander, werden Entzündungen und Krankheiten begünstigt.
Wie gut es unseren Darmmikroben geht, haben wir selbst in der Hand: Ein typisch westlicher Ernährungsstil mit viel Zucker, industriell verarbeiteten Lebensmitteln und reichlich Fleisch schaden unserem Darm, da sie zu einem Rückgang der Artenvielfalt unter den natürlichen Darmbewohnern führen. Reichlich Ballaststoffe stellen die wichtigste Nahrungsgrundlage der Bakterien dar. Beim Abbau entstehen kurzkettige Fettsäuren, die vielfältige positive Effekte haben. Sie dienen den Zellen der Darmschleimhaut als Nährstoff und sorgen für ein saures Darmmilieu, was der Abwehr von Krankheitserregern dient. Auch probiotische Lebensmittel wie Sauermilchprodukte und fermentierte Lebensmittel schmeicheln unseren Darm. Zudem helfen sie sowohl bei Verstopfung als auch bei Durchfall, da sie einen regulierenden Effekt haben. Ein gesundes Gleichgewicht ernährt und pflegt nicht nur den Darm, sondern unseren ganzen Körper.
Auch ein funktionierendes Immunsystem hängt von einem gesunden Darmmikrobiom ab. Denn rund 80 Prozent aller Abwehrzellen befinden sich im Dickdarm. Diese verhindern das Eindringen unerwünschter Keime. Der Darm ist also eine wichtige Waffe des Immunsystems. Zwischen Immunzellen und Mikrobiom wird praktisch rund um die Uhr kommuniziert: Darmbakterien trainieren und stimulieren das Immunsystem über Signale, damit es zwischen guten und schlechten Fremdkörpern unterscheiden und diese gegebenenfalls abwehren kann. Ohne Mikrobiom funktioniert in Sachen Immunsystem sozusagen gar nichts.
Nicht zuletzt zeigt sich die Schlüsselfunktion eines gesunden Darmmikrobioms auch in der Kommunikation zwischen Bauch und Kopf. In diesem Zusammenhang spricht man von der Darm-Hirn-Achse. Hier stehen die Forscher noch am Anfang ihrer Untersuchungen. Neuere Erkenntnisse zeigen, dass der Darm einen Einfluss auf Gefühle hat und sich auf die psychische Gesundheit auswirkt.
Unser Darmmikrobiom ist ein Ökosystem, das sich ständig verändert. Tatsächlich ist die Ernährung einer der wichtigsten Einflussfaktoren auf die Zusammensetzung der Darmbakterien. Unterstützen Sie Ihren Darm tatkräftig: Lassen Sie sich von den darmfreundlichen Rezepten inspirieren und sorgen Sie für eine hohe Zufuhr an Ballaststoffen. Das ist das Powerfood für die winzigen Darmbakterien! Ein gesundes Darmmikrobiom ist der Schlüssel zu mehr Wohlbefinden und für ein gutes Bauchgefühl, weil ein gesunder Darm glücklich macht!
Ihre Christina Wiedemann
(Diplom-Ökotrophologin, Autorin und zertifizierte Yogalehrerin)
www.mehrlebensqualitaet.com
Gesunder Darm –Basics
Ein gesunder Darm kann nicht jede Krankheit heilen, ist aber Voraussetzung für das allgemeine Wohlbefinden und die Gesundheit. Zu Spitzenzeiten seiner Aktivität ist im Superorgan einiges los: Es tummelt sich in ihm eine enorme Anzahl an Mikroorganismen. Die meisten davon sind Bakterien, gute und schlechte, doch auch Viren, Hefen und Pilze leben in ihm. Das Gewicht aller im Dickdarm lebenden Mikroorganismen wird auf bis zu zwei Kilogramm geschätzt, das entspricht einer Anzahl von etwa 100 Billionen Mikroorganismen. Die Zusammensetzung der Darmflora, das sogenannte Mikrobiom, ist bei jedem Menschen so einzigartig wie sein Fingerabdruck.
Gut verdauen – gesund leben
Der Darm – Multitalent!
Unser Mikrobiom ist wichtig für uns
Aufgaben des Mikrobioms
Der Darm im Ungleichgewicht
Darm-Hirn-Achse als Kommunikationskanal
Die Verdauung gleicht einer Reise
Der Darm – Multitalent!
Der Darm – ein schlichtes Wort für ein komplexes Organ. Alles, was darin vor sich geht, war für viele Menschen bisher ein eher unangenehmes Thema. In den letzten Jahren hat sich das vermeintlich schlechte Image gewandelt und der Darm und die Verdauung sind populär geworden. Tatsächlich ist der Darm von zentraler Bedeutung für unsere Gesundheit. Denn er ist unverzichtbar für einen reibungslosen Stoffwechsel und ein starkes Immunsystem.
Gute Verdauung – ein gutes Bauchgefühl
In unserem Bauch schlängelt sich der fünf bis sechs Meter lange Dünndarm locker von links nach rechts, bis er in den Dickdarm übergeht. Nur die letzten Zentimeter haben etwas mit dem Stuhlgang zu tun. Davor spielt sich alles überraschend sauber und geruchlos ab. Elegant legt sich der Darm in Falten und bringt es mit seinen Ausbuchtungen und Darmzotten platzsparend auf eine große Oberfläche. Skandinavische Forscher kamen mit neuen mikroskopischen Techniken zu dem Ergebnis, dass es 30 bis 40 Quadratmeter Schleimhaut sind. Bisher schätzte man die Oberfläche auf bis zu 300 Quadratmeter (die Größe eines Tennisplatzes). Aber das ist noch nicht alles: Aus einem winzigen Quadratmillimeter Darmhaut ragen zehn bis 40 winzige Zotten, die so klein sind, dass wir sie mit bloßem Auge nicht sehen können. Das macht den Darm zur größten Austauschfläche zwischen der Umwelt und uns. Er bietet uns auf kleinstem Raum so viel Fläche wie nur möglich, um die Nahrung zu zerkleinern, zu transportieren, aufzuspalten und um daraus Nährstoffe verfügbar zu machen.
Gesunde Darmflora
Im Verwerten von Nahrung ist der Darm äußerst präzise. Erst wenn nicht mehr alles reibungslos funktioniert und das sensible Gleichgewicht aus den Fugen gerät, wird uns seine zentrale Rolle bewusst.
Mit einer gesunden und abwechslungsreichen Ernährung können wir den Darm unterstützen und das Gleichgewicht der Mikrobengemeinschaft – die Bewohner im Darm – pflegen. Dies sorgt für starke Abwehrkräfte und beugt Verdauungsbeschwerden und Darmkrankheiten vor. Eine artenreiche Darmflora ist daher essenziell für eine gute Gesundheit. Denn wo sich gute Darmbakterien niederlassen, können sich unerwünschte krank machende Bakterien nur schwer ausbreiten. Eine gesunde Darmflora ist der Schlüssel zu mehr Wohlbefinden und für ein gutes Bauchgefühl.
Unsere Darmbakterien
Etwa 50 Prozent Firmicutes, 40 Prozent Bakteriodetes und in geringen Anteilen Actino- und Proteobakterien, sowie Verrucomikroben bevölkern unseren Darm.
Unser Mikrobiom ist wichtig für uns
Während wir uns nach einem guten Essen entspannt zurücklehnen und ein Nickerchen halten können, vollbringt der Verdauungstrakt im Verborgenen Höchstleistungen. Damit der Darm diese komplexe Aufgabe bewältigen kann, benötigt er Unterstützung. Rund 1 000 verschiedene Bakterienarten leben im Darm. Insgesamt besteht die Mikrobengemeinschaft aus rund 100 Billionen Mikroorganismen – das Ganze wird in der Fachsprache „Mikrobiom“ genannt.
Mikrobiom – Was bedeutet das?
Ist von Bakterien die Rede, dann meist im negativen Sinn: Keime, die uns krank machen, Lebensmittel verderben oder sich plötzlich als resistent erweisen gegen lebensrettende Medikamente. Allerdings: Ohne Bakterien wäre menschliches Leben gar nicht erst möglich.
Millionen von Bakterien und anderen Mikroorganismen befinden sich auf der Haut und auf den Schleimhäuten, innen und außen. Auch der Verdauungstrakt ist mit einer enormen Anzahl Mikroorganismen besiedelt. Diese stellen die intestinale Darmflora (Mikrobiota) dar. Als Mikrobiom bezeichnen Wissenschaftler die Gesamtheit der Mikroorganismen im Körper. Da sich der Begriff „Mikrobiom“ in der Literatur auch für das „Darmmikrobiom“ (Mikrobiota) eingebürgert hat, wird er in diesem Buch so verwendet.
Die Symbiose, also das Zusammenspiel von Mensch und Mikroorganismen, hat sich im Laufe von Jahrmillionen entwickelt und bringt beiden Vorteile.
Entstehung des Mikrobioms
Bereits in der Schwangerschaft gibt es einen minimalen bakteriellen Austausch mit dem Ungeborenen. Die erste große Besiedelung des Darms mit Bakterien beginnt bei der natürlichen Geburt. Während das Kind durch den Geburtskanal gelangt, bekommt es Kontakt mit der mütterlichen Keimflora. Umwelt und Nahrung sorgen für die weitere Besiedelung des Darms mit Mikroorganismen.
Der Darm gestillter Kinder wird hauptsächlich von Milchsäure produzierenden Bakterien bevölkert. Das führt zu einem Darmmilieu, in dem sich krankheitserregende Keime nur schlecht ansiedeln können. Erst mit etwa drei Jahren erreicht die Darmflora ihre volle Funktionsfähigkeit. Ihre Zusammensetzung ist bei jedem Menschen so einzigartig wie sein Fingerabdruck. Beeinflusst wird das komplexe Ökosystem durch Lebensstil, Ernährung, Stress und Medikamente. So weisen Menschen aus anderen Kulturen und Ländern ein anderes Mikrobiom auf. Auch Vegetarier und Mischköstler haben andere „Mitesser“.
Aufgaben des Mikrobioms
Eine gesunde Darmflora zeichnet sich durch eine hohe Artenvielfalt aus. Die Mikroorganismen unterstützen die Verdauung und das Immunsystem. Zudem schleusen sie Gifte aus unserem Körper und produzieren Stoffe, die unsere Gesundheit, Stimmung und Psyche beeinflussen. Forscher vermuten, dass Übergewicht, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Allergien und Depressionen mit einem gestörten Darmbiotop zusammenhängen können.
Verdauungshelfer
Bakterien sind vom Mund über den Magen bis zum Dickdarm und After zu finden. Die höchste Bakterienkonzentration befindet sich im Dickdarm, wo das Verdauen schon fast vorbei ist und nur das Unverdaute transportiert wird. Da am Ende des Dünndarms und im Dickdarm kein oder nur wenig Sauerstoff vorhanden ist, sind die meisten Darmbakterien Anaerobier, d. h., sie gewinnen ihre Energie durch den Abbau von unverdaulichen Pflanzenbestandteilen, zu denen die Ballaststoffe zählen (siehe hier). Dieser Prozess wird Fermentation genannt. Die Darmbakterien machen sich damit als Resteverwerter nützlich.
Energiegewinnung
Ballaststoffe stellen die größte Nahrungsgrundlage der Bakterien dar. Beim Abbau der unverdaulichen Faserstoffe produzieren die Bakterien im Dickdarm sogenannte kurzkettige Fettsäuren. Das sind vor allem Essigsäure (Acetat), Buttersäure (Butyrat) und Propionsäure (Proponiat).
Kurzkettige Fettsäuren gelten als Schlüssel für unsere Gesundheit. Sie werden von den Darmzellen als Energiequelle genutzt – bis zu zehn Prozent unseres täglichen Energiebedarfs wird uns auf diese Weise von unserem Mikrobiom zur Verfügung gestellt. Mithilfe dieser Energie können die Darmzellen wachsen und sich erneuern, Schäden reparieren und die Darmschleimhaut stabilisieren. Zudem aktivieren kurzkettige Fettsäuren die Synthese von Sättigungshormonen und leisten einen wichtigen Beitrag zur Appetitregulation.
Darmbarriere
Die Darmwand ist nicht hermetisch vom restlichen Körper abgetrennt. Sie ermöglicht unserem Körper die Aufnahme von Nahrung und Flüssigkeit aus dem Darminhalt, muss aber auch das Eindringen von Krankheitserregern verhindern. Folglich benötigt der Darm verschiedene Abwehrmechanismen, die als Darmbarriere bezeichnet werden. Diese fungiert quasi als Schutzschild und kontrolliert, welche Stoffe vom Körper in den Darm gelangen und umgekehrt.
Buttersäure & co.
Kurzkettige Fettsäuren, vor allem Buttersäure (Butyrat), sind für unsere Gesundheit enorm bedeutsam. Buttersäure nährt die Darmzellen, fördert das Wachstum nützlicher Bakterien und stabilisiert die lokale Immunabwehr. Ohne Buttersäure würde der Darm durchlässiger und die Darmbarriere gestört werden (siehe hier). Die Buttersäure hat offenbar auch antientzündliche und krebshemmende Eigenschaften und beeinflusst Stoffwechselwege, etwa in der Leber oder im Gehirn. Ein chronischer Mangel an dieser Fettsäure wird in Verbindung gebracht mit dem Entstehen von Typ-2-Diabetes, Fettleibigkeit oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Mehr als 20 verschiedene Bakterienarten in unserem Darm bilden Buttersäure. Kommt es durch eine Antibiotikabehandlung zu einem Ausfall einzelner Arten, können andere Arten einspringen und die Stabilität des Darmmikrobioms im Alltag erhalten.
Das Vorhandensein von guten Bakterien, die Buttersäure bilden, wird durch unsere Nahrungsauswahl beeinflusst. Eine pflanzenhaltige Ernährung mit präbiotischen Ballaststoffen (siehe hier) fördert ihre Bildung. Ein übermäßiger Verzehr von Fleisch und Wurst indes bewirkt das Gegenteil. Kurz gesagt: Ohne Ballaststoffe keine Buttersäure!
Für die Aufrechterhaltung der Darmbarriere stellt die Darmflora die äußerste Schicht und verhindert das Eindringen von Fremdstoffen, indem die guten Bakterien (Laktobazillen, Bifidobakterien) ihre Nische verteidigen und den schädlichen Keimen (Clostridien) keinen Platz lassen. Darunter liegt eine dicke Schleimschicht, die besondere Schleimhautzellen im Darm produzieren. In dieser Schleimschicht befinden sich Abwehrstoffe, sogenannte Defensine, zum Schutz gegen Krankheitserreger. Darunter liegt die Darmwand. Die winzigen Zwischenräume zwischen den Darmzellen werden durch sogenannte Tight Junctions abgedichtet. Das sind Proteinverbindungen, die wie Klettverschlüsse an den Zellen haften und diese bei Bedarf öffnen können. Ein wichtiger Bestandteil der Darmbarriere sind zudem die Abwehrzellen des Immunsystems, die in der Darmwand sitzen.
Immunsystem
Mikroorganismen bilden die erste Verteidigungslinie im Darm, um krank machende Keime in Schach zu halten. Rund 80 Prozent aller Abwehrzellen befinden sich im Darm. Damit beeinflussen die Bakterien unser Immunsystem erheblich. In dem Gewusel von Milliarden Organismen muss das Immunsystem den Überblick behalten – es soll krank machende Keime beseitigen und jene gewähren lassen, die die Nahrung aufschließen.
Dieses sogenannte darmassoziierte Immunsystem ist unser größtes Abwehrorgan, es wird ständig durch Darmbakterien trainiert. Da sich die im Darm gebildeten und geprägten Abwehrstoffe und Immunzellen über das Blut- und Lymphgefäßsystem im ganzen Körper verteilen, können sie überall zuschlagen, wo Keime eindringen – also auch in der Nasenschleimhaut oder in den Bronchien. Ein gesundes Mikrobiom schützt deshalb vor Erkältungen und hält unser Immunsystem für unser Wohlbefinden fit.
Der Darm im Ungleichgewicht