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Die etwas andere Hundegeschichte – wer erzieht hier eigentlich wen?Als Betty und ihre Familie den Hund McTavish aus dem Tierheim zu sich holen, ahnt noch keiner, dass dieser Hund ihr Familienleben gehörig auf den Kopf stellen wird. McTavish jedoch weiß sofort Bescheid: Diese Familie braucht dringend seine Hilfe!Die Mutter hat die Nase voll von Wäschebergen, Sonderwünschen und Meckereien ihrer Lieben und tritt in den Streik. Statt in der Küche findet man sie jetzt auf der Yogamatte. Betty und ihre Geschwister müssen zwar ihre Zimmer nicht mehr aufräumen (hurra!), aber jeden Tag Pizza ist auf die Dauer doch nicht wirklich toll. McTavish beobachtet alle ganz genau (wie Hunde das so machen) und entwickelt seinen ganz eigenen Plan. Wird es ihm gelingen, das Chaos in »seinem« neuen Zuhause und »seiner« neuen Familie wieder zu besiegen?Eine liebevoll-hintersinnige Hundegeschichte für die ganze Familie – mit vielen lustigen Bildern von Anke FaustAlle Bände der Serie:Band 1: »Glück für alle Felle«Band 2: »Ferien für alle Felle« (erscheint im Frühjahr 2020)
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Seitenzahl: 60
Meg Rosoff
Glück für alle Felle
Aus dem Englischen von Brigitte Jakobeit
Mit Bildern von Anke Faust
FISCHER E-Books
Für den echten, herrlich boshaften und hinterhältigen Mister Tavish
Mister Tavish verliebt sich in die Peacheys 9
Mama Peachey gibt auf 11
Sondieren 20
Alices Fragen 28
Vorbereitung auf Mister Tavish 39
Mister Tavish kommt nach Hause 47
Das Problem der Peacheys 54
Plan A 61
Plan B 69
Plan C 80
Die Peacheys essen Pizza 90
Die Peacheys packen mit an 103
Ein überaus beeindruckender Hund 109
Anhang
Über Blue Cross 113
Was brauchen Hunde? 116
Ein leckeres Hühnchengericht 120
Über Mister Tavish 123
Mister Tavishs Entscheidung, die Familie Peachey zu adoptieren, war nicht die vernünftigste in seinem Leben. Er spürte sofort, dass sie nicht zu den pflegeleichten Familien gehörte, die sich mühelos an das Leben eines Hundes anpassen. Er spürte: Sie waren eine Familie mit Problemen.
Ob sie schon sehr früh traumatisiert worden oder einfach von Natur aus schwierig waren, konnte Mister Tavish natürlich nicht wissen. Aber er wusste, sie zu adoptieren würde Geduld, Disziplin und harte Arbeit erfordern. Sein Verstand sagte ihm, dass er lieber auf eine einfachere Familie warten sollte – eine Familie mit unbeschwertem Gemüt und fröhlichem Lächeln. Aber die Peacheys mit ihren traurigen kleinen Gesichtern hatten etwas an sich, das die Sache für ihn schnell besiegelte.
Ach, Mister Tavish, ermahnte er sich selbst. Bist du sicher, dass du keinen Fehler begehst? Vorsicht! Mit deiner Entscheidung könntest du dir Jahre des Kummers und der Enttäuschung einhandeln.
Doch es war schon zu spät.
Mister Tavish hatte sich in die Peacheys verliebt.
Mister Tavish wäre den Peacheys womöglich nie begegnet, wenn Mama Peachey nicht beschlossen hätte, ihren Job als Mutter an den Nagel zu hängen.
»Ich gebe auf«, sagte sie. »Ich habe keine Lust mehr, zu kochen und sauberzumachen und verlorene Schlüssel zu suchen. Ich habe keine Lust mehr, euch an eure Termine zu erinnern und euch zum Zimmeraufräumen zu drängen. Ich habe keine Lust mehr auf langweilige undankbare Aufgaben. Ich höre auf.«
Am Anfang freuten sich die jüngeren Peacheys.
»Schluss mit gesundem Essen!«, rief Ollie, zwölf Jahre alt, und riss begeistert die Arme hoch.
»Schluss mit mütterlicher Unterdrückung!«, ächzte Ava, vierzehn Jahre alt, und blickte von dem Buch auf, das sie gerade las (Die Familie – Eine Geschichte der Verzweiflung).
Schluss mit dem Gemeckere, dass ich rechtzeitig zum Abendessen zu Hause sein soll, dachte Papa Peachey, was er natürlich niemals laut gesagt hätte.
Das jüngste Mitglied der Familie runzelte die Stirn.
»Mama«, sagte Betty Peachey, »soll das heißen, du … kündigst?«
Mama Peachey lächelte. »Ganz recht, Betty. Das ist großartig formuliert.«
Betty wirkte besorgt. »Ist das erlaubt?«
Mama Peachey zuckte die Schultern. »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Aber ich bin es leid, dass jeder Unordnung macht und erwartet, ich soll sie wieder aufräumen. Ich habe die Nase voll, Essen zu kochen, das kalt wird, weil keiner zum Essen da ist. Außerdem«, sagte sie, »habe ich keine Lust mehr, euch ständig aufzufordern, aufzustehen, ins Bett zu gehen, die Wäsche wegzuräumen, bitte zu sagen, danke zu sagen, den Tisch abzuräumen, nicht zu streiten.«
»Aber –«, setzte Betty an.
Mama Peachey fiel ihr ins Wort. »Und darum, ja«, sagte sie, »man könnte sagen, ich kündige. Jedenfalls vorläufig. Ich nehme eine Auszeit und gönne mir Frieden und Ruhe. Ab jetzt bin ich nur noch für eine verantwortlich, und das bin – ich.«
Mit diesen Worten gab sie Betty einen Kuss auf den Kopf und verschwand, um ihre Yogahose anzuziehen.
Am Anfang vermisste keiner der Peacheys, dass ihm gesagt wurde, er solle den Tisch abräumen oder die Wäsche in den Schrank packen. Doch als die Tage zu Wochen wurden und niemand etwas zu Abend kochte oder die Kleider wusch – niemals –, schwand das Gefühl der Freiheit.
Die Peacheys aßen jeden Abend Fertiggerichte oder Essen vom Imbiss, trugen immer dieselben Klamotten und kamen jeden Tag zu spät zur Schule oder zur Arbeit. Außerdem gab es sehr viel mehr Streitereien und sehr viel mehr Dreck.
Betty, bei weitem die Vernünftigste in der Familie Peachey (nach Mama Peachey), beschlich allmählich das Gefühl, dass irgendjemand eingreifen musste. Und so wurde an einem Samstagnachmittag kurz vor Ostern eine Familienkonferenz einberufen.
»Aufgrund der fehlenden mütterlichen Fürsorge in unserer Familie fühle ich mich verloren, einsam und ungeliebt«, sagte Betty.
Ava und Ollie kicherten, aber Betty beachtete sie nicht.
»Ich habe einen Vorschlag«, sagte sie.
Der Rest der Peacheys beugte sich gespannt vor. Mama Peachey war auf der anderen Zimmerseite und arbeitete summend an ihrer Lotusstellung.
»Wir könnten Mama bitten, wieder zurückzukommen«, sagte Betty.
Ava schnappte nach Luft, Ollie prustete, und Papa Peachey gab einen geringschätzigen Schnalzlaut von sich, der ihn nicht auf eine Meinung festlegte, aber irgendwie doch Missfallen ausdrückte.
Ein langes Schweigen trat ein.
»Also«, sagte Betty schließlich. »Wenn wir Mama nicht bitten wollen, zu uns zurückzukehren, habe ich einen anderen Vorschlag.«
Wieder beugten sich die Peacheys gespannt vor.
»Ich glaube, wir sollten uns einen Hund zulegen.«
Ollie stellte sich ein großes gutaussehendes pelziges Tier vor, das sein Ansehen bei Mädchen steigerte.
Ava stellte sich einen riesigen melancholischen Hund vor, der ihr einen intellektuellen Touch verlieh.
Papa Peachey wollte keinen Hund. Auf keinen Fall. Und das sagte er auch.
Es folgte eine hitzige Diskussion, bei der am Ende die drei Kinder den Sieg davontrugen. Sie würden einen Ausflug ins Tierheim machen.
»Aber nicht, um einen Hund zu adoptieren«, sagte Papa Peachey mahnend. »Nur, um unverbindlich die Lage zu sondieren.«
»Um unverbindlich die Lage zu sondieren?«, fragte Ollie mit großen Augen. »Wir sondieren unverbindlich die Lage von einsamen herrenlosen Hunden, die dazu verdammt sind, traurig und ungeliebt bis in alle Ewigkeit in Käfigen eingesperrt zu sein?« Er drehte sich zu Ava und senkte seine Stimme zu einem hörbaren Flüstern: »Ich habe schon immer gesagt, dass Papa kein Herz hat.«
Ava runzelte die Stirn. »Niemand sondiert herrenlose Hunde. Außer vielleicht« – sie schaute ihren Vater böse an – »ein Soziopath.«
»Schon gut«, sagte Betty. »Wir schauen uns einfach mal im Tierheim um, und vielleicht, ganz vielleicht, finden wir ja den Hund unserer Träume.«
Ollie verdrehte die Augen.
Ava hielt diese Unterhaltung sorgfältig in einem braunen Notizbuch fest. Sie hoffte, dass sich ihr Buch Erinnerungen an eine zerrüttete Kindheit irgendwann für sehr viel Geld verkaufen und ein internationaler Bestseller werden würde.
Ollie widmete sich wieder dem Buch, das er gerade las, und dachte (vielleicht ganz richtig) bei sich, dass die Welt mit Sicherheit nicht noch ein Buch brauchte, und schon gar keins, das seine ältere Schwester geschrieben hatte.