Grumsin - Landesamt für Umwelt Brandenburg - E-Book
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Beschreibung

Im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin befindet sich ein alter Wald mit dem klangvollen Namen Grumsin. Seit Jahrhunderten trotzt er allen Absichten einer Umwandlung in Acker- oder Weideland. Heute ist er einer der letzten historisch alten Waldstandorte Deutschlands. Dominiert von der Rotbuche und wegen seiner Natur nähe wurde er von der UNESCO mit vier weiteren Flächen in Deutschland in das Weltnaturerbe „Buchenurwälder der Karpaten und alte Buchenwälder Deutschlands“ aufgenommen. In diesem Buch werden die historische Entwicklung, die Einordnung des Grumsin in die baltische Jungmoränenlandschaft, seine interessante Jagdgeschichte ebenso wie die Tier- und Pflanzenwelt beschrieben. Im Grumsin befindet sich der höchstgelegene See Brandenburgs. Nirgend wo in Deutschland brütet der Kranich in solch einer Dichte wie in den abgeschiedenen Waldmooren des Grumsin. Man erfährt von seiner Bedeutung als Forschungsstandort für die Naturwaldentwicklung und auch für die Bewirtschaftung von Buchenwäldern. Ebenso beschrieben wird die Geschichte der Menschen in den Dörfern in ihrer Beziehung zu dieser reizvollen Landschaft, die den Leser auch auf die Umgebung neugierig macht. Die Besonderheit des Grumsin im Ensemble der fünf UNESCO-Weltnaturerbe-Buchwälder Deutschlands ist seine innige Verbindung von Wald, Wasser und Moor. Hinzu kommt ein Relief, wie man es in dieser Steilheit im Tiefland nicht erwartet. Und so ist die immense biologische Vielfalt dieser 590 ha großen Waldfläche nicht verwunderlich. Der reich illustrierte Band ist der dritte einer Serie zu allen fünf Weltnaturerbe-Buchenwäldern Deutschlands.

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Seitenzahl: 205

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Beate Blahy und Martin Flade

(Landesamt für Umwelt Brandenburg)

unter Mitarbeit von H. Begehold, A. Fuß, U. Graumann, E. Henne, M. Herrmann, P. L. Ibisch, B. Klenk, M. Lüderitz, R. Mauersberger, G. Möller, K. Pape, T. Schmitt, R. Schulz, S. Stephan, M. Waldherr, H. Wiedenhöft, S. Winter und M. Wulf

Grumsin -

Weltnaturerbe im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin

Rangsdorf Natur+Text

Foto: K. Pape

Mit freundlicher Unterstützung durch

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über https://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alte Buchenwälder Deutschlands Band3

Grumsin – Weltnaturerbe im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin

Beate Blahy und Martin Flade (Landesamt für Umwelt Brandenburg)

Rangsdorf: Natur+Text 2017; 168 S.; 24 x 22cm

ISBN 978-3-942062-26-8

© Verlag Natur+Text GmbH

Friedensallee 21, D-15834 Rangsdorf, Tel. 033708/​20431

[email protected]; www.naturundtext.de

Layout und Satz: Birgit Cirksena · Satzfein, Berlin

Cover-Foto: H. Begehold

Karten: Historische Karte © J. Kiesel/ZALF Gebietskarte Grumsin © Nominierungsdossier, Lenkungsgruppe der Länder Wanderkarte © C. Rasmus

Gesetzt aus der Myriad Pro

E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2017

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt.

ISBN 978-3-942062-26-8

Foto: J. Reich

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titel

Impressum

Zum Geleit

Grußworte

Weltnaturerbe „Buchenurwälder der Karpaten und alte Buchenwälder Deutschlands“   Martin Flade

Ein Weltnaturerbegebiet wird zu einem einzigartigen gesamteuropäischen Vorhaben   Pierre L. Ibisch und Marcus Waldherr

Das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin   Beate Blahy

Eiszeitliche Landschaftsentstehung

Kies, Sand, Ton und Steine

Land voller Leben

Wasser und Wald

Der Grumsin als Beispiel einer südbaltischen Jungmoränen-Buchenwaldlandschaft   Martin Flade

Annäherung an den Grumsin   Martin Flade

Ein Blick in die Kernzone des Weltnaturerbes   Martin Flade

Das Besondere des Buchenwaldes Grumsin   Martin Flade

Auf dem Weg vom Wirtschaftswald zum sekundären Urwald   Martin Flade

Seen und Moore   Heike Wiedenhöft

Der Grumsin als historisch alter Wald   Monika Wulf

Walddynamik und Waldentwicklungsphasen   Heike Begehold

Der Grumsin als Forschungsstandort   Susanne Winter und Martin Flade

Die Erforschung der Entwicklung vom Wirtschaftswald zum sekundären Urwald   Susanne Winter und Martin Flade

Was können wir im Grumsin für die Bewirtschaftung von Buchenwäldern lernen?   Susanne Winter und Martin Flade

Mikrohabitate als Kennzeichen der Naturwaldentwicklung   Susanne Winter und Martin Flade

Pilze als Zeugen und Indikatoren der Waldentwicklung   Matthias Lüderitz

Die Flora des Grumsin   Beate Blahy

Die Fauna des Grumsin   Martin Flade und Beate Blahy

Die Vogelwelt des Grumsin   Heike Begehold und Martin Flade

Die Kraniche des Grumsin   Beate Blahy

Säugetiere im Buchenwald   Mathias Herrmann

Fledermäuse   Sylvia Stephan und Angelika Fuß

Amphibien   Bernd Klenk

Die Insektenfauna   Thomas Schmitt

Holzkäfer: Urwaldreliktarten und Naturnähezeiger   Martin Flade und Georg Möller

Libellen   Rüdiger Mauersberger

Ein Blick in die frühe Besiedlungsgeschichte der Uckermark   Beate Blahy

Die Menschen und der Grumsin: Die Dörfer und ihre Bewohner   Roland Schulz

Der Grumsin als herrschaftliches Jagdgebiet   Eberhard Henne

Schalenwildmanagement statt jagdlicher Nutzung   Martin Flade

Naturerlebnis Grumsin   Klaus Pape

Foto: J. Reich

Zum Geleit

Fünf deutsche Buchenwälder wurden Teil des im Juni 2011 von der UNESCO anerkannten seriellen Weltnaturerbes „Buchenurwälder der Karpaten und alte Buchenwälder Deutschlands“. Einige dieser Buchenwälder waren bis dahin in Deutschland wenig bekannt. Mit der Anerkennung als Weltnaturerbe entstand der Bedarf an umfassender und anschaulicher Information über diese Gebiete. Der Verlag Natur+Text im Brandenburgischen Rangsdorf hat sich unverzüglich dieser Aufgabe angenommen und das Ziel gesetzt, alle fünf deutschen Weltnaturerbe-Buchenwälder in jeweils einem schön bebilderten, informativen und repräsentativen Band vorzustellen.

Im Jahr 2013 erschien der erste Band über den Buchenwald Serrahn im Müritz-Nationalpark von Hans-Jürgen Spieß und Peter Wernicke, im Jahr darauf der Band über den Nationalpark Hainich von Manfred Großmann, Siegfried Klaus und Thomas Stephan. Beide Bände sind – unserer Meinung nach – herausragend gut gelungen und wunderschön gestaltet. Damit wurde die Latte sehr hoch gelegt. Beide Bände sind von je zwei Textautoren geschrieben, die die Entwicklung „ihrer“ Buchenwälder und Schutzgebiete seit Langem getragen haben und vielfältig mit ihnen eng verbunden sind. Hinzu kommen Bilder von hervorragenden Fotografen, die viele Jahre in diesen Buchenwäldern tätig waren – nur wenige Gebiete haben das Glück, auf „Hausfotografen“ dieser Qualität zurückgreifen zu können.

Als der Verlag Natur+Text an uns mit dem Wunsch herantrat, den Band über den Grumsin zu erstellen, hatte uns angesichts der Qualität der beiden bereits vorliegenden Bände zunächst der Mut verlassen. Der Buchenwald Grumsin ist nur ein sehr kleiner Teil des 1.300 Quadratkilometer großen Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin (die Welterbestätte umfasst nur knapp 600 Hektar), und zumindest vor der Anerkennung als Welterbe führte dieser schöne, abgelegene Wald eher ein Schattendasein. Er bildet zwar die größte nutzungsfreie Kernzone des Biosphärenreservats, aber im Mittelpunkt des Interesses von Naturfotografen und Wissenschaftlern standen eher die besonderen Seen, Moore und Offenlandschaften dieser reichhaltigen Kulturlandschaft.

Wir brauchten also ein anderes Konzept. Dann entdeckten wir, dass die Chance beim Grumsin vielleicht genau darin liegt, dass sich sehr viele verschieden Fachleute und Fotografen nicht hauptsächlich, aber immer wieder auch mit dem Grumsin befasst haben, und dass es lohnend wäre, die Vielfalt ihrer Eindrücke und Sichtweisen in einem Band zusammenzufassen – also die Kapitel und Teilkapitel zu einzelnen Themen von vielen verschiedenen Autoren verfassen zu lassen, die natürlich alle ihren eigenen Stil und ihre eigene Sichtweise mitbringen. Insgesamt 20 Autoren konnten wir gewinnen, die bereit waren, wertvolle Bausteine für die Gesamtbetrachtung zu liefern. Noch viel größer ist die Zahl der Bildautoren, die, zumeist unter Verzicht auf Honorare, ihre schönsten Grumsin-Bilder zur Verfügung stellten. Den meisten gemeinsam ist, dass sie nicht am Grumsin oder in seinem Umfeld leben, sondern eher von außen auf dieses Kleinod blicken. Dies begünstigt oft die Einordnung in überregionale Zusammenhänge. Insgesamt ist dieses Buch also nicht das Werk von herausragenden „Solisten“, sondern eher ein „Chorgesang“ vieler, die jeweils aus ihrer fachlichen und persönlichen Perspektive auf den Grumsin blicken.

Wir hoffen, dass dieses Experiment gelungen ist und wir einen würdigen Baustein für das Quintett der fünf deutschen Welterbe-Buchenwälder liefern können.

Beate Blahy und Martin Flade

Grußworte

Historische und vegetationsgeschichtliche Befunde belegen, dass die Siedlungs- und Kulturgeschichte Mitteleuropas über mehr als zwei Jahrtausende eng mit Buchenwäldern verbunden war. Die Buchenwälder waren über viele Jahrhunderte die natürliche und wirtschaftliche Lebensgrundlage der hier lebenden Menschen und damit Teil ihrer kulturellen Identität.

Der weitaus überwiegende Teil Deutschlands war nach der Eiszeit bis zum Beginn der großen Waldrodungen im 9. Jahrhundert n. Chr. von Buchenwäldern bedeckt. Heute nehmen Buchenwälder nur noch 4,7% der Fläche Deutschlands bzw. 17% der deutschen Waldfläche ein. Davon ist wiederum nur ein Bruchteil älter als 160 Jahre, und weniger als ein Promille ist ohne wirtschaftliche Nutzung einer natürlichen Entwicklung überlassen.

Nur dort, wo Buchenwälder sehr alt werden können, sich viel Alt- und Totholz anreichern kann und sich dadurch eine charakteristische Vielfalt aus Kleinstlebensräumen entwickelt, entfalten sie ihren hohen Beitrag zur biologischen Vielfalt in Deutschland. Nur wenige Buchenwälder mit mehr als 500 ha Fläche besitzen in Deutschland entsprechende Voraussetzungen und aktuell bereits so viel Naturnähe, dass sich hier in überschaubarer Zeit wieder Buchenurwälder mit ihren für Mitteleuropa typischen Lebensgemeinschaften ausprägen können.

Um dieses Ziel zu erreichen, hat die UNESCO nach sorgfältiger Prüfung fünf Flächen innerhalb Deutschlands für Wert befunden, als Weltnaturerbe anerkannt zu werden. Der Grumsin im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin gehört mit einer Fläche von 590 ha dazu. Es ist die einzige Weltnaturerbe-Fläche der UNESCO in Brandenburg. Das Biosphärenreservat und unser Bundesland tragen damit eine internationale Verantwortung für den Erhalt eines ganz speziellen Ausschnitts aus der weltweiten biologischen Vielfalt. Auf diesen 590 ha findet keinerlei Nutzung mehr statt. Hier werden nicht einfach nur Tiere und Pflanzen geschützt. Hier werden natürlich ablaufende Prozesse der Waldentwicklung geschützt und wissenschaftlich dokumentiert. Prozesse, die in der Wahrnehmung mehrerer Menschengenerationen ablaufen, und die wir im dicht besiedelten Europa nur noch auf Restflächen zulassen. Die wir aber verstehen müssen, um die biologische Vielfalt als Ganzes und damit unsere Lebensgrundlagen zu erhalten. Wir lernen, dass unser Lebensalter nicht das Maß aller Dinge ist. Es gibt Leben, das uns um ein Vielfaches überdauern kann, wenn wir es zulassen. Gerade auch hierfür steht der Buchenwald Grumsin als Weltnaturerbefläche.

Dieses Buch dokumentiert die bisherigen Ergebnisse verschiedener Fachdisziplinen zum Grumsin. Ein großes Team von Spezialisten, getragen von den Mitarbeitern des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin, hat bereits eine Fülle wissenschaftlicher Erkenntnisse über die im Grumsin ablaufenden Prozesse gesammelt, von denen sich die Leser in diesem Buch einen Einblick verschaffen können. Das Buch gibt darüber hinaus durch herausragende Bilder viele Einblicke in die Schönheit dieses Gebietes, seine Verletzbarkeit und seine interessante historische Entwicklung. Es reiht sich damit sehr gut in die beim gleichen Verlag schon erschienenen Bücher zu den Welterbe-Buchenwäldern im Müritz-Nationalpark und im Nationalpark Hainich ein.

Dirk Ilgenstein Präsident des Landesamtes für Umwelt Brandenburg

Der Grumsin. Allein dieser kraftvolle Name verrät, dass es sich beim Grumsiner Buchenwald um ein ganz besonderes Stück Natur handelt. Wer zum ersten Mal dieses wilde Nebeneinander von alten Bäumen, steilen Hängen, urigen Mooren und Waldseen erlebt, kann erahnen, wie Mitteleuropa vor 2.000 Jahren einmal ausgesehen hat. Der Grumsin ist eine der Naturentwicklungszonen im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, in der Natur Natur sein darf, der Wald und seine Lebensgemeinschaften sollen sich hier ungestört entwickeln können. Seit Juni 2011 ist der Grumsin Teil des UNESCO-Weltnaturerbes „Buchenurwälder der Karpaten und alte Buchenwälder Deutschlands“. Anders als in allen anderen Teilgebieten dieses Weltnaturerbes ist im Grumsin nicht der Staat Eigentümer, sondern Kulturlandschaft Uckermark e.V., der Förderverein des Biosphärenreservates Schorfheide-Chorin.

Kulturlandschaft Uckermark e.V. konnte im Jahr 1997 mit Hilfe von Lottomitteln 435 ha der 640 ha großen Naturentwicklungszone erwerben. In den Jahren 2004 und 2009 kamen weitere 63 ha mit Unterstützung des Naturschutzfonds Brandenburg hinzu.

Der Grumsin ist nur an der Westseite mit Forstflächen verbunden, im Norden, Osten und Süden grenzen oft unmittelbar landwirtschaftliche Flächen an den Wald. Um eine natürliche Entwicklung im Grumsin zu ermöglichen, war ein behutsames Wildmanagement viele Jahre Hauptaufgabe des Kulturlandschaft Uckermark e.V. bei der Betreuung seiner Flächen. Bis in das Jahr 2000 grenzten oft intensiv bewirtschaftete Maisfelder an die Schutzzone, das änderte sich mit der Übertragung von an den Grumsin angrenzenden nationalen Naturerbeflächen an den Verein. Diese Flächen können nun ökologisch extensiv bewirtschaftet werden, der Wilddruck auf den Wald lässt merklich nach.

Anfangs eher skeptisch, sind die Bewohner rund um den Grumsin mittlerweile stolz auf ihr Welterbe. Stolz ist auch der Förderverein, der als einzige Organisation mit seinen Landschaftsführern die Besucher direkt in den Kern des Welterbegebietes begleiten darf.

Martin Krassuski Vorsitzender Kulturlandschaft Uckermark e.V.

Foto: H. Begehold

Weltnaturerbe „Buchenurwälder der Karpaten und alte Buchenwälder Deutschlands“

Martin Flade

Rotbuchenwälder sind weltweit betrachtet ein einmaliges Phänomen. Sie haben eine Reihe von so herausragenden Besonderheiten, dass die Welterbekommission der UNESCO, der Wissenschafts- und Kulturorganisation der Vereinten Nationen, im Jahr 2011 auch eine Auswahl von deutschen Buchenwäldern als Weltnaturerbe anerkannt hat – darunter der Hainich und der Kellerwald in den deutschen Mittelgebirgen sowie Jasmund, Serrahn und der Grumsin im norddeutschen Tiefland. Diese fünf Buchenwaldgebiete „repräsentieren in herausragender Weise die ungestört ablaufenden Prozesse der Evolution und Entwicklung der Buchenwälder als ein terrestrisches Ökosystem, das in einzigartiger Weise einen ganzen Kontinent geprägt hat“ (Nominierungsdossier, Lenkungsgruppe der Länder 2009). Zusammen mit einigen herausragenden echten Buchenurwäldern der Karpaten in der Ukraine und der Slowakei, die mit den fünf deutschen Buchenwäldern das Weltnaturerbe „Buchenurwälder der Karpaten und alte Buchenwälder Deutschlands“ bilden, erzählen sie„umfassend und prägnant die Geschichte der nacheiszeitlichen Waldentwicklung in Europa“ (Nominierungsdossier). Nirgendwo sonst auf der Erde hat eine einzige Baumart in so kurzer Zeit weite Teile eines ganzen Kontinents erobert, wie es der Rotbuche nach der letzten Eiszeit vor 12.000 bis 15.000 Jahren in Europa gelungen ist. Von den Karpaten ausgehend, über die deutschen Mittelgebirge und das norddeutsche Tiefland bis an die Ostseeküste „haben sich seit 6.000 Jahren alte Waldstandorte zu äußerst differenzierten Buchenwaldlandschaften entwickelt“.

Dabei ist ein früheres Klimax-Waldökosystem vollständig durch ein neues ersetzt worden. Die zunächst vorherrschenden Eichen-Linden-Mischwälder wurden von Rotbuchenwäldern verdrängt. Im Verlauf der nacheiszeitlichen Evolution erfolgte die biogeographische und ökologische Diversifizierung des von einer einzigen Baumart geprägten Waldökosystems Buchenwald. „Die nominierten deutschen Teilgebiete sind unabdingbar für das Verständnis der nacheiszeitlichen Wiederbesiedlung und Ökosystembildung“ (Nominierungsdossier).

Es gibt global gesehen in der Zone sommergrüner Laubwälder keine anderen Wälder, die so stark von einer einzigen Baumart dominiert werden wie die Rotbuchenwälder. Und nirgendwo sonst auf der Erde ist es einer Baumart gelungen, so unterschiedliche Standorte wie kalk- und nährstoffreiche bis arme sandige Böden, feuchte bis trockene Standorte sowie Zonen von der Meeresküste bis hinauf ins Hochgebirge zu erobern und zu dominieren, wie es die Rotbuche in den natürlichen Wäldern Europas vollzogen hat: „Windgeschorene Spalierform an Küsten; gedrungene Zwergform an Felsstandorten, hochwüchsige Baumgestalten mit säulenartigen Stämmen und mächtigen Kronen repräsentieren das natürliche Spektrum“ (Nominierungsdossier).

Der Siegeszug der Buche dauert an – sie ist noch immer in Ausbreitung begriffen und erobert weitere geographische und ökologische Räume, zum Beispiel in Schweden und Norwegen, im östlichen Mitteleuropa (Polen, Ukraine) und auch in den mittel- und südbrandenburgischen Trockengebieten. Dieser andauernde Prozess war ein wesentliches Merkmal bei der Anerkennung der Buchenwälder als Weltnaturerbe.

Karte des seriellen Weltnaturerbes Buchenwälder (Quelle: Winter & Kukulka 2008, aus dem Nominierungsdossier, Lenkungsgruppe der Länder 2009).

Überraschenderweise sind aber diese von einer einzigen Baumart beherrschten Wälder keineswegs artenarm und biologisch „einfältig“. Zwar gibt es in Buchenwäldern vergleichsweise wenig Farn- und Blütenpflanzen – typisch sind hier nur einige wenige Arten, die im Frühjahr vor dem Laubaustrieb der Buchen blühen, während später im Jahr die Falllaubschicht dominiert –, jedoch beherbergen Baumstämme, Totholz, Steine, Wurzelteller und andere Strukturen eine außerordentlich hohe Artenzahl von Pilzen, Moosen, Flechten, holzbewohnenden Käfern, Faulholzmotten, Rindenwanzen, Pilzmücken und vieles mehr. Gerade im alten, pilzbesiedelten oder absterbenden Holz eröffnet sich ein schier unglaubliches Universum der biologischen Vielfalt, das aber erst dann zur vollen Entfaltung kommt, wenn diese Wälder wirklich natürlich altern können, also für längere Zeit frei von forstwirtschaftlicher Nutzung sind. Von Natur aus wären zwei Drittel der Landfläche Deutschlands mit Buchenwäldern bedeckt. Deutschland deckt damit ein Viertel des natürlichen Buchenwaldareals des Planeten ab. Durch Waldrodungen für Siedlungen und landwirtschaftliche Flächen sowie durch Umwandlung in Nadelholzforste ist die Buchenwaldfläche in Deutschland jedoch inzwischen um mehr als 90% des potenziellen Gesamtareals geschrumpft.

Insbesondere die Tieflandbuchenwälder sind in den vergangenen Jahrhunderten stark vom Menschen beeinträchtigt und auf weniger als 5% ihres natürlichen Verbreitungsgebietes dezimiert worden. Zusammenhängende Tieflandbuchenwälder von über 1.000 ha Größe sind extrem selten und lassen sich in Deutschland an den Fingern abzählen. So ist der Grumsin Teil des größten unzerschnittenen Tieflandbuchenwaldes der Erde (Gebiet Poratzer Endmoräne – Grumsin) mit etwa 2.100 ha. Noch viel seltener sind völlig nutzungsfreie, sehr alte Buchenwälder. Der Grumsin ist erst seit Mitte der 1980er Jahre ohne forstliche Nutzung und ähnelt bisher in seinem Erscheinungsbild noch wesentlich mehr einem Wirtschaftswald als einem Urwald.

Insgesamt gehört der Grumsin jedoch zu den fünf Buchenwaldgebieten in der Mittelgebirgs- und Tieflandregion, die diesen Waldtyp heute am besten repräsentieren. Dabei hat jedes der Weltnaturerbe-Teilgebiete seine Alleinstellungsmerkmale: Während die Buchenurwälder des östlichen Karpatenbogens die ursprünglichen Buchen-Tannen-Bergurwälder an steilen, zerklüfteten Hängen und unter hochmontanen, niederschlagsreichen und winterkalten Klimabedingungen repräsentieren, bilden in Deutschland der Kellerwald den eher nährstoffarmen Flügel der Mittelgebirgs-Buchenwälder mit teilweise schlechtwüchsigen, bizarren Baumformen und der Hainich mit seinen an Mischbaumarten und Frühjahrsgeophyten reichen Wäldern die nährstoffreiche Ausprägung in den Mittelgebirgen ab. Im Tiefland sind die Buchenwälder des Nationalparks Jasmund auf Rügen durch die bizarre und wilde Kreidefels-Steilküste der Ostsee geprägt, während im Serrahn im Müritz-Nationalpark der Buchenwald auf relativ armen Standorten des Hainsimsen-Buchenwaldes unter zwar eher feuchten, aber kühlen klimatischen Bedingungen wächst.

Ein Alleinstellungsmerkmal des Grumsin innerhalb dieses Ensembles ist die besonders vollendete Verquickung zwischen Wald und Feuchtgebieten. Der auf für das Tiefland ungewöhnlich steilen Hängen und Kuppen wachsende Waldmeister-Buchenwald ist durchsetzt mit zahlreichen Mooren, Erlenbrüchen und Seen. Dabei liegt der Grumsin in der niederschlagsärmsten Region des bisherigen natürlichen Verbreitungsgebietes der Buchenwälder, in der nur wenig mehr als 500mm Jahresniederschlag fallen. Das ist nur etwa ein Viertel bis ein Drittel der Niederschläge in den hochmontanen Buchenwäldern etwa der Karpaten oder des Bayerischen Waldes.

Foto: K. Pape

Damit ist der Grumsin auch typisch für besonders prägnante Merkmale des Biosphärenreservates Schorfheide-Chorin und sogar Brandenburgs insgesamt: Arm an Niederschlägen und Fließgewässern, die im Grumsin sogar völlig fehlen, aber reich an Seen und Mooren, die ohne natürliche oberflächliche Verbindung jeweils in ihren eigenen Binneneinzugsgebieten liegen.

Innerhalb der fünf deutschen Teilgebiete des Weltnaturerbes „Buchenwälder“ zeichnet sich der Grumsin durch eine weitere Besonderheit aus: Während die anderen vier Gebiete in den Kernzonen von Nationalparks liegen, in denen„Natur Natur sein lassen“, also Wildnisentwicklung das Hauptziel der Großschutzgebietskategorie ist, ist der Grumsin Kernzone eines Biosphärenreservates. Biosphärenreservate verfolgen inhaltlich und konzeptionell ganz andere Ziele. Hier sollen neue Modelle einer ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltigen Landnutzung entwickelt, erprobt und wissenschaftlich begleitet werden. Die nutzungsfreien Kernzonen dienen als Referenzgebiete, als Vergleichsmaßstab und zur„Eichung“ der Skalen, um die Entwicklung der genutzten und bewirtschafteten Bereiche besser beurteilen zu können. Deshalb nehmen die Kernzonen in Biosphärenreservaten nur wenige (mindestens 3) Prozent der Fläche ein, während sie in Nationalparks vorherrschen.

In diesem Zusammenhang steht auch die Ausweisung des Grumsin als größte Kernzone des Biosphärenreservates Schorfheide-Chorin. Er soll sich zu einem sekundären Urwald entwickeln, aus dessen Merkmalen Schlüsse für die möglichst naturnahe Bewirtschaftung der Wälder in den Schutzzonen 2 (Pflegezone) und 3 (Entwicklungszone) gezogen werden können. Aus der im Laufe der kommenden Jahrzehnte zu erwartenden Ausdifferenzierung und Reifung der Buchenwälder im Grumsin können Hinweise für die konkrete Behandlung der umliegenden Wirtschaftswälder abgeleitet werden: Wie viel Totholz, wie viele Mikrohabitate, wie viele Waldentwicklungsphasen pro Flächeneinheit sind natürlich oder naturnah? Wie viele und welche Arten stellen sich bei vollständiger Bewirtschaftungsruhe ein und wie kann man diesen Arten auch in Wirtschaftswäldern eine langfristige und kontinuierliche Lebensgrundlage sichern?

Insgesamt also soll die serielle Welterbestätte „Buchenurwälder der Karpaten und alte Buchenwälder Deutschlands“, die nun übrigens noch durch weitere ausgewählte Buchenwälder in anderen Ländern Europas ergänzt werden soll, das Phänomen „Buchenwald“ als Ganzes abbilden. Der Grumsin steht innerhalb dieses Ensembles für die Buchenwälder der Jungmoränenlandschaften mit ihrer Durchdringung von Wald und Feuchtgebieten und hat darüber hinaus seine besondere Funktion als Kernzone eines Biosphärenreservates und damit als Lehr- und Lernort für nachhaltige und naturnahe Waldbewirtschaftung.

Fotos links: B. Blahy. Fotos rechts: FairFilm Productions.

Ein Weltnaturerbegebiet wird zu einem einzigartigen gesamteuropäischen Vorhaben

Pierre L. Ibisch & Marcus Waldherr

Die im Juni 2011 vom Welterbe-Komitee der UNESCO anerkannte serielle Weltnaturerbestätte „Buchenurwälder der Karpaten“ repräsentiert mit ihren 15 Teilgebieten in der Ukraine, der Slowakei und Deutschland einen ökologischen Gradienten durch das Verbreitungsgebiet der Buchenwälder: von den Bergen der Karpaten über die deutschen Mittelgebirge bis zur Ostseeküste. Das Weltnaturerbegebiet war mit dem Ziel eingerichtet worden, anhand dieser ungestörten und reifen Wälder die nacheiszeitliche Ausbreitung der Buche als ökologischen Prozess ins Bewusstsein zu rücken und als Schutzgebiete zu sichern.

Allerdings stellte das Welterbe-Komitee auch fest, dass die ausgewählten Teilgebiete die europäischen Buchenwälder in ihrer Gesamtheit nicht hinreichend gut repräsentierten. Vielmehr wurde empfohlen, mit weiteren interessierten Vertragsstaaten der Welterbekonvention nach geeigneten, wertvollen alten Buchenwäldern zu suchen, um zu einem späteren Zeitpunkt eine weitere und endgültige Erweiterung anzustreben. Die drei Länder nahmen die Herausforderung an und starteten mit deutscher Finanzierung einen beispiellosen Such- und Auswahlprozess. Finanziert wurde die Untersuchung durch das deutsche Bundesumweltministerium mit fachlicher Begleitung durch das Bundesamt für Naturschutz, die Durchführung des Vorhabens erfolgte durch das Centre for Econics and Ecosystem Management an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde und das Writtle College in England gemeinsam mit Partnern aus Österreich und weiteren Experten aus den drei Ländern.

Mit Hilfe verfügbarer räumlicher Daten wurde eine Karte der europäischen Buchenwälder erarbeitet. Nach der Identifikation von zwölf biogeographisch-ökologischen Buchenwaldregionen (wie etwa der atlantischen, baltischen, karpatischen oder illyrischen) wurde untersucht, wo sich mutmaßlich besonders gut erhaltene und alte Wälder befinden. Parallel dazu wurde von 2012 bis 2014 eine Reihe von sechs Workshops mit 58 Experten aus 20 Ländern und Entscheidungsträgern aus 15 Ländern durchgeführt. Ergänzend wurden Expertengutachten in Auftrag gegeben und, wie beispielsweise in Albanien in Zusammenarbeit mit der GOPA, auch durch studentische Explorationen unterstützt. Dabei entstand zunächst eine umfangreiche Liste von Kandidatengebieten, die bezüglich einer Reihe von Qualitätskriterien geprüft wurden. Hier ging es um die Besonderheiten der Gebiete im Kontext der Buchenausbreitung in Europa genauso wie um deren naturschutzfachlichen Wert, Erhaltungszustand und Schutzstatus. Zum Beispiel gehörten zu den Anforderungen ein Bestandsalter von mindestens 150 Jahren und eine nutzungsfreie Zeit bis heute von 99 Jahren.

Insgesamt 217.000km2 verbleibender Buchenwälder wurden kartiert. Diese Fläche dürfte deutlich weniger als ein Drittel der potenziellen Buchenwaldfläche Europas darstellen. Zunächst wurden weit über 100 Gebiete mit mehr oder weniger alten Buchenwäldern identifiziert; doch letztlich qualifizierten sich die besten 100 Gebiete aus 22 Ländern für die Endauswahl. Nach einem schrittweisen Auswahlprozess blieben 46 hinreichend große und angemessen geschützte Gebiete übrig, deren Unterschutzstellung den jeweiligen Regierungen von nunmehr 20 Ländern empfohlen wurde.

Die aktuelle Buchenwaldkarte zeigt, wie Land- und Forstnutzung eine starke Zerschneidung des Areals in kleine Fragmente bewirkt hat. Die mit gelben Sternen gekennzeichneten Gebiete zeigen die Lage der derzeitig anerkannten Teilgebiete der UNESCO-Welterbestätte. Die roten Sterne markieren, welche Gebiete im Rahmen des beschriebenen Auswahlprozesses den europäischen Regierungen empfohlen worden sind. Von diesen Kandidatenflächen wird es nur eine bestimmte Zahl schaffen, im Rahmen der Erweiterungsnominierung aufgenommen zu werden.

Im Rahmen eines politischen Diskussionsprozesses ergab sich, dass Österreich bereit war, die zweite Erweiterungsbeantragung zu koordinieren, um möglichst viele Gebiete aus möglichst zahlreichen Buchenwaldregionen im Jahre 2017 in den Status einer Weltnaturerbestätte zu überführen. Dabei ging es nicht allein um große, sehr alte und wertvolle Buchenwälder, sondern auch um Gebiete, die in Zukunft – vor dem Hintergrund des Klimawandels – eine größere Rolle als„zukünftige alte Buchenwälder“ spielen könnten. Die Länder, die sich 2014/​2015 entschieden haben, zusätzliche Gebiete auf eine sogenannte tentative Meldeliste der UNESCO zu setzen, sind die Ukraine selbst (mit weiteren karpatischen und den Karpaten vorgelagerten Buchenwäldern), Polen, Rumänien, Bulgarien, Österreich, Slowenien, Kroatien, Albanien, Italien, Spanien und Belgien. Weitere Länder bekundeten Interesse, konnten aber in der angestrebten Zeit nicht die für eine Nominierung erforderlichen politischen Bedingungen erreichen (z.B. Beteiligung der Bevölkerung). In jedem Falle ist hervorzuheben, dass die Zahl der Teilgebiete in der Weltnaturerbestätte der europäischen Buchenwälder mit hoher Wahrscheinlichkeit anwachsen und eine großartige Geschichte einer europäischen Baumart sowie eines weltweit besonderen ökologischen Prozesses erzählen wird. Die Erweiterung der Stätte wird dabei nicht zur Verminderung der Bedeutung der Teilgebiete führen. Im Gegenteil, sie möge die entsprechenden (Schutz-)Gebiete und Akteure ermuntern, in neue Dimensionen des Waldnaturschutzes und auch der ökosystembasierten Regionalentwicklung vorzudringen. Während das politische Europa in einer Krise steckt, wird an einer Initiative der naturbasierten Integration und Kooperation gearbeitet, von der neuartige Impulse für internationale Zusammenarbeit, Naturschutz und Völkerverständigung ausgehen werden.

Foto: J. Reich

Werden und Vergehen vollziehen sich in ungestörter Langsamkeit und schaffen ein vollkommenes Bild (Foto: J. Reich).

Das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin

Beate Blahy

Still liegt das Land. Es bewahrt seinen Lebensrhythmus seit Jahrhunderten.

Die tiefen Wälder der Schorfheide mit ihren alten, ehrwürdigen Eichen und Buchen, die zahllosen schimmernden Seen, die geheimnisvollen Moore und die geschwungenen Hügel beherbergen Leben in selten gewordener Fülle. Neben drei kleinen Städtchen liegen im Biosphärenreservat gut 60 kleinere Dörfer und Siedlungen, von denen einige noch deutlich die Ordnung und Bauweise unserer Vorväter zeigen. Rundlings- oder Angerdörfer weisen auf ihre Entstehungszeit und die Bauherren hin.

Etwa 28.000 Einwohner, das sind etwa 22 Einwohner pro Quadratkilometer, leben in dem 1.300 km2 großen, dünnbesiedelten Schutzgebiet. Doch allmählich steigt die Zahl derer, die ihr Auskommen in der Region finden. Der ökologische Landbau, der auf fast der Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzfläche stattfindet, sowie die Weiterverarbeitung und Vermarktung vor Ort gibt deutlich mehr Menschen Arbeit als die konventionelle Landwirtschaft. Der Charakter, die Zielstellung des Biosphärenreservates als Bewahrer und Entwickler einer zukunftsfähigen, lebendigen Kulturlandschaft, die von Menschen geprägt und gestaltet worden ist, erweist sich als Magnet für diejenigen, die eine Alternative zum Herkömmlichen, Gewohnten suchen.

Die ganzjährige Weidehaltung von Robustrindern prägt das Bild des Offenlandes im Norden des Biosphärenreservats (Foto: B. Blahy).

Modelle für neue oder andere Lebensformen entstehen, solidarische Landwirtschaft als Möglichkeit des Broterwerbs entwickelt sich neben Initiativen, die die reichen Erträge der Streuobstwiesen zur Herstellung von einmaligen Bränden, Weinen und sogar Sekt verarbeiten und damit die vorhandenen Ressourcen nutzen. Die steigende Zahl von ungewöhnlichen Herbergen und gastronomischen Einrichtungen und die wachsende Vielfalt an touristischen und kulturellen Angeboten bedeutet eine steigende Anzahl von Arbeitsplätzen und beweist die zunehmende Anziehungskraft der Region. Das Biosphärenreservat setzt sich seit 1998 mit einer Initiative für die naturverträgliche und nachhaltige Regionalentwicklung ein. Mit dem eigens entwickelten Prüfzeichen des Biosphärenreservates Schorfheide-Chorin werden regionale Unternehmen zertifiziert, die die Kriterien des Schutzgebietes erfüllen.

Steckbrief des UNESCO-Biosphärenreservates Schorfheide-Chorin

Größe

Gesamtfläche

Kernzone

Pflegezone

Entwicklungszone

Gesamtfläche [ha]

129.161

3.901 (3%)

24.440 (19%)

100.819 (78%)

Wasserfläche [ha]

9.029 (7%)

306

1.827

Kriterien für UNESCO-

30.000 bis

mind. 3%

mind. 10%

mind. 50% der Landfläche

Biosphären- reservate

150.000 ha

zusammen mind. 20%