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Richtig essen – beweglich bleiben
Parkinson lässt sich heute meistens gut behandeln: seit vielen Jahren ist der Wirkstoff L-Dopa der Standard der Therapie. Doch aufgepasst: zwischen L-Dopa und dem Eiweiß, das wir über das Essen zu uns nehmen, können Wechselwirkungen entstehen. Diese führen im schlimmsten Fall dazu, dass das Medikament weniger gut wirkt. Wie Sie dies verhindern und Ihr Nahrungseiweiß gleichmäßig über den Tag verteilen, erfahren Sie in diesem Kochbuch.
Nutzen Sie die Ernährung für eine bessere Lebensqualität!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 196
Julia König, Dr. med. Urban Fietzek
1. Auflage 2022
Nehmen Sie Levodopa immer 30 Minuten vor einer Mahlzeit ein und trinken Sie mit kohlensäurehaltigem Wasser nach.
Essen sollte schmecken und Spaß machen! Gutes Essen kann die Stimmung positiv beeinflussen.
Trinken Sie genügend! Für Parkinsonpatienten gilt: täglich 1,5 bis 2 l trinken.
Legen Sie klare Zeiten für Ihre Mahlzeiten fest. Das erleichtert Ihnen das Timing der Medikamenteneinnahme und verbessert die Medikamententreue.
Ihr Essen sollte ausgewogen sein! Kohlenhydrate, Fette und Proteine sind alles notwendige Bestandteile der Ernährung.
Achten Sie auf eine adäquate Kalorienzufuhr, damit sich Ihr Gewicht im Normalbereich stabilisiert.
Lassen Sie regelmäßig Ihren Vitamin B12-Status kontrollieren.
Gehen Sie nach dem Essen behutsam mit sich um. Die Blutdruckregulation kann bei Parkinson gestört sein – stehen Sie also vorsichtig vom Tisch auf.
Lebensmittel
Proteingehalt in g/100g
Fisch/Meeresfrüchte
Forelle, geräuchert
32
Thunfisch in Öl, abgetropft
28
Räucherlachs
28
Thunfisch (Blauflossenthunfisch, roter Thun)
23
Garnelen
22
Makrele, geräuchert
21
Forelle
20
Weißer Heilbutt
20
Lachs
20
Dorade
19
Zander
19
Nordseekrabben
19
Hering
18
Rollmops
16
Tintenfisch
16
Matjes
16
Aal
14
Fleisch/Geflügel/Eier
Bacon
35
Putenbrustaufschnitt
26
Hähnchenbrust ohne Haut
24
Putenbrust
24
Roastbeef
23
Kochschinken
23
Rindersteak
22
Schweinefilet
22
Schweineschnitzel
22
Hasenkeule
22
Kalbsfilet/ -schnitzel
21
Lammfilet
21
Kasseler
21
Rinderhackfleisch
20
Salami
20
Gänsefleisch
19
Ei (Huhn)
13
Kalbsleber
15
Leberkäse
12
Gemüse
Steinpilze, getrocknet
27
Pfifferlinge, getrocknet
25
Linsen, getrocknet
23
Bohnen weiß, getrocknet
21
Kichererbsen, getrocknet
19
Kichererbsen, Konserve
9
Kidneybohnen, Konserve
9
Erbsen
7
Obst und Nüsse
Erdnüsse
25
Pinienkerne
24
Kürbiskerne
24
Leinsaat (Leinsamen)
24
Sonnenblumenkerne
23
Sesamsaat
21
Mandeln
19
Cashewkerne
18
Pistazien
18
Chiasamen
17
Walnüsse
14
Paranüsse
13
Haselnuss
12
Macadamianüsse
9
Kokosraspeln
6
Feigen, getrocknet
6
Aprikosen, getrocknet
5
Milch und Milchprodukte
Parmesan 37 % Fett i.Tr.
35
Harzerkäse, 10 % Fett i.Tr.
30
Bergkäse, 45 % Fett i.Tr.
29
Emmentaler, 45 % Fett i.Tr.
28
Ziegenkäse, Schnittkäse
28
Edamer, 30 % Fett i.Tr.
27
Gouda, 48 % Fett i.Tr.
26
Limburger, 20 % Fett i.Tr.
26
Maasdamer, 45 % Fett i.Tr.
26
Butterkäse
22
Gorgonzola, 55 % Fett i.Tr.
19
Mozzarella, 40 % Fett i.Tr.
19
Feta, 45 % Fett i.Tr.
17
Frischkäse, Rahmstufe 50 % Fett i.Tr.
14
Schmelzkäse, 60 % Fett i.Tr.
13
Körniger Frischkäse (Hüttenkäse)
13
Speisequark, Magerstufe
13
Kochkäse 40 % Fett i.Tr.
12
Ricottakäse, 20 % Fett i.Tr.
9
Getreide und Getreideprodukte
Weizenkeime
27
Dinkel
17
Amaranth
16
Quinoa
15
Wildreis, roh
14
Dinkelvollkornmehl Typ 1050
14
Haferflocken
13
Nudeln (Hartweizennudeln), roh
13
Hirse
10
Weizenmehl
10
Maisgries (Polenta)
9
Hirsemehl
6
Lebensmittel
Proteingehalt in g/100g
Getreide und Getreideprodukte
Sago
1
Kartoffelstärke
1
Reis, parboiled, gekocht
2
Getreidesprossen
3
Schupfnudeln
3
Couscous, gekocht
4
Gnocchi
4
Milch und Milchprodukte
Crème fraîche, 40 % Fett
2
Schlagsahne, 30 % Fett
2
Schmand, 24 % Fett
2
Milch, 3,5 % Fett (Vollmilch)
3
Buttermilch
3
Joghurt, 1,5 % Fett
3
Kakaotrunk, aus Magermilch
3
Mascarpone
4
Gemüse
Paprika (Gemüsepaprika)rot, gelb, grün
1
Kopfsalat, Eisbergsalat, gemischte Blattsalate
1
Gurke
1
Chinakohl
1
Kürbis
1
Patinake
1
Schwarzwurzel
1
Tomate
1
Wurzelpetersilie
1
Zwiebel
1
Radicchio
1
Weißkohl (Weißkraut)
1
Aubergine
1
Staudensellerie
1
Karotte
1
Artischocke
2
Endivie
2
Kohlrabi
2
Feldsalat
2
Mangold
2
Lauch (Porree)
2
Rote Beete
2
Sauerkraut
2
Kartoffeln
2
Süßkartoffeln
2
Wirsing
2
Blumenkohl
2
Mais
3
Zuckererbsen
4
Champignon
4
Grünkohl
4
Rosenkohl
4
Obst
Birne
Weniger als 1
Quitte
Weniger als 1
Ananas
1
Wassermelone
1
Apfel
1
Orange
1
Banane
1
Grapefruit
1
Brombeeren
1
Erdbeeren
1
Feigen
1
Himbeeren
1
Heidelbeeren
1
Johannisbeeren
1
Mango
1
Kiwi
1
Nektarine
1
Weintrauben
1
Kirschen
1
Avocado
2
Maracuja
2
Physalis
2
Pflaumen, getrocknet
3
Bananen, getrocknet (Bananenchips)
4
Nüsse und Samen
Kokosmilch, 20 % Fett
2
Flohsamenschalen
2
Maronen
3
Kokosnuss
4
Vegetarische und vegane Produkte
Leinöl
Weniger als 1
Olivenöl
Weniger als 1
Glasnudeln
Weniger als 1
Marmelade
Weniger als 1
Honig
Weniger als 1
Agavendicksaft
Weniger als 1
Haferdrink
Weniger als 1
Dinkeldrink
Weniger als 1
Reisdrink
Weniger als 1
Mandeldrink
1
Butter
1
Hafersahne
1
Haselnussdrink
1
Joghurtersatz aus Soja
4
Weiße Schokolade
4
wir, Autorin und Autor des Buches, möchten Ihnen ein paar persönliche Worte mit auf den Weg geben, die uns aus unserer Zusammenarbeit heraus für Sie wichtig erscheinen.
Seit 2008 arbeite ich, Julia König, nun schon in verschiedenen Positionen mit Parkinsonpatienten. In diesen vielen Jahren haben mich immer wieder Fragen zu einer gesunden Lebensweise trotz und gerade mit Parkinsonerkrankung erreicht. Viele konnte ich durch meine langjährige Erfahrung als Krankenschwester beantworten. Bei tiefergehenden Fragen speziell zum Thema Ernährung war ich allerdings häufiger überfragt. Das war der Startschuss für ein weiteres Kapitel in meinem Leben: Ich absolvierte eine Ausbildung zur ganzheitlichen Ernährungsberaterin.
Bei meinen Recherchen fiel mir auf, dass es im deutschsprachigen Raum bislang keinerlei Kochbücher mit Ratgeberanteil für Parkinsonpatientinnen und -patienten gab. Somit war die Idee zu diesem Buch geboren. Um das Thema auch aus ärztlicher Sicht zu beleuchten, habe ich einen sehr renommierten Neurologen aus München, Herrn Dr. Urban Fietzek, gebeten, den entsprechenden Teil des Buches zu übernehmen. Herrn Dr. Fietzek und mich verbinden viele Jahre gemeinsamer Arbeit in einer Münchner Parkinsonklinik, aber auch eine langjährige, sehr wertschätzende Freundschaft. Wann auch immer in meinem heutigen privaten und beruflichen Umfeld Fragen zum Thema Parkinson aufkamen, Dr. Fietzek konnte immer eine Antwort geben.
Und so bin ich sehr froh, dass ich ihn für den Beitrag gewinnen konnte und wir gemeinsam Anhaltspunkte, Wissen, Freude am Kochen, aber vor allem Möglichkeiten zum bewussteren Umgang mit Lebensmitteln im Zusammenhang mit der Parkinsonerkrankung vermitteln können. So kann es gelingen, die Parkinsonsymptome besser in den Griff zu bekommen und den Tag wieder etwas planbarer zu machen.
Unsere Rezepte sind größtenteils einfach gehalten, die Gerichte sind gesund und schmecken wunderbar. Trauen Sie sich also, Freunde und Familie zum Essen einzuladen und für sie ein köstliches Gericht zuzubereiten. Denn in Gesellschaft ist jede Mahlzeit doppelt so lecker.
Zu guter Letzt wünsche ich Ihnen viel Freude beim Kochen und Essen. Es würde mich freuen, wenn der eine oder andere, der dieses Buch liest, sich mit den Informationen gut genährt fühlt und sich auf diesem Weg ein Stück Lebensqualität zurückerobern kann. In diesem Sinne darf ich dem Leser und der Leserin einen guten und gesunden Appetit wünschen!
Im Herbst 2021, Julia König
der Grund, aus dem Sie dieses Buch in Händen halten, ist vermutlich, dass Sie selbst an Parkinson erkrankt sind bzw. jemanden kennen oder mit jemandem leben, der eine Parkinsondiagnose erhalten hat. Und dass Sie gehört haben, selbst spüren oder schon wissen, dass die Ernährung bei dieser Erkrankung eine wichtige Rolle spielen kann.
Ein guter Appetit ist schon immer der beste Grund für ein Festmahl gewesen. Essen und Ernährung sind ein wichtiger, sogar unverzichtbarer Aspekt der Lebensgestaltung, den Sie selbst autonom bestimmen und planen können. Tatsächlich gibt es eine Reihe von hervorragenden Gründen, aus denen sich gerade Parkinsonpatienten um Ernährung, Essen und Kochen kümmern sollten.
Ich habe erstmalig 1997 in der Sektion Bewegungsstörungen der Abteilung Neurologie der Columbia University in New York erlebt, dass die spezialisierte Behandlung von Menschen mit Bewegungsstörungen eine Welt für sich ist und immer neue Fragen und Themen aufgeworfen werden, je mehr man etwas versteht. Diese Welt hat zumindest mich nicht mehr losgelassen. So wird es Ihnen vielleicht auch mit dem hier behandelten Thema ergehen.
Zum Thema Parkinson und Essen gehört unter anderem der wichtige Punkt, dass das Hauptmedikament bei der Parkinsonbehandlung Levodopa (L-DOPA) selbst fast ein Nahrungsmittel ist und Sie als Patient oder Patientin daher verstehen sollten, was es für Auswirkungen hat. Zudem ist Parkinson nicht ausschließlich eine motorische Krankheit, sondern kann auch das autonome Nervensystem, also z. B. auch die Steuerung des Speiseröhre-Magen-Darm-Trakts, betreffen. Und hiervon werden natürlich auch Nahrungsaufnahme und Ernährung beeinflusst.
In meiner beruflichen Laufbahn habe ich immer wieder Menschen kennengelernt, die aufgrund fehlender Informationen über den Zusammenhang zwischen Parkinson und Ernährung an mehr und stärker ausgeprägten Symptomen leiden. Einfache Zusammenhänge zu verstehen und sich danach zu richten kann bereits günstige Veränderungen bewirken.
Mit der Herausgeberin des Buches, Julia König, bin ich seit Jahren gut befreundet und wir haben gemeinsam viele Menschen mit Parkinson begleitet. Daher habe ich mich geehrt gefühlt, als Julia mich bat, den aufklärenden Teil des Buches zu übernehmen und einen – hoffentlich – verständlichen Text zu produzieren, der die ärztliche Perspektive auf das Thema Parkinson und gutes Essen darzustellen vermag, ohne einem empfindlichen Magen den Appetit zu verderben!
Ich würde mich sehr freuen, wenn ich auf diesem unkonventionellen Weg meinem ärztlichen Auftrag, Menschen mit Parkinson zu mehr Lebensqualität zu verhelfen, entsprechen könnte.
Urban Fietzek
Foto: Meike Bergmann, Berlin |
Mein ausgewogener Tag
Winterliche Overnight-Oats
Morgens
Für 2 Portionen
mäßiger Eiweißanteil
10 Min. + 8 – 10 Std. Quellzeit
1 großer Apfel100 g Haferflocken, kernig oder zart1 TL LeinsamenPrise Zimt200 ml Apfelsaft, naturtrüb6 – 8 Zwetschgen3 EL Mandelstifte2 EL Honig oder AgavendicksaftApfel waschen und mit Schale grob raspeln, mit Haferflocken, Leinsamen, Zimt und Apfelsaft mischen und auf 2 Gläser verteilen. Über Nacht abgedeckt im Kühlschrank quellen lassen.
Zwetschgen waschen, entsteinen und grob würfeln.
Overnight-Oats mit Zwetschgen und Mandelstiften toppen. Zum Schluss mit Honig verfeinern.
Nährwerte pro Portion 410 kcal • 12 g E • 13 g F • 60 g KH • 10 g B
Gelbes Gemüsecurry
Mittags
Für 4 Portionen
mäßigerEiweißanteil
40 Min. + 10 Min. Garzeit
2 rote Paprika3 große Karotten2 große Zwiebeln3 Knoblauchzehen2 cm Ingwer2 EL Kokosöl2 – 3 TL gelbe Currypaste400 ml Kokosmilch200 ml Gemüsebrühe250 g Brokkoliröschen, TK1 EL Koriander, frisch½ TL Kurkumapulver1 TL Koriander, gemahlenSalzschwarzer PfefferPaprika waschen, halbieren, vom Kerngehäuse befreien und würfeln. Karotten, Zwiebeln, Knoblauch und Ingwer schälen. Karotten und Zwiebeln in feine Streifen schneiden, Knoblauch und Ingwer hacken.
Kokosöl in einer großen Pfanne oder einem Wok erhitzen, Zwiebeln, Knoblauch und Ingwer zusammen mit der Currypaste scharf anbraten. Mit Kokosmilch und Gemüsebrühe ablöschen.
Karotten, Paprika und Brokkoli hinzufügen und 5 – 10 Min. bei mittlerer Hitze köcheln lassen. Zwischenzeitlich frischen Koriander waschen und grob hacken.
Curry mit Kurkuma, gemahlenem Koriander, Salz und Pfeffer abschmecken und vor dem Servieren mit frischem Koriander bestreuen.
Nährwerte pro Portion 305 kcal • 10 g E • 18 g F • 22 g KH • 6 g B
Auberginen-Hack-Auflauf
Abends
Für 4 Portionen
hoher Eiweißanteil
20 Min. + 25 Min. Garzeit + 30 Min. Backzeit
1 große Zwiebel2 Knoblauchzehen2 EL Olivenöl, nativ extra400 g Rinderhack5 EL Tomatenmark200 ml Gemüsebrühe1 Dose Tomaten, gestückeltSalzschwarzer Pfeffer, frisch gemahlen1 EL Oregano, getrocknet2 große Auberginen5 EL saure Sahne 10% Fett200 g geriebener Mozzarella2 Stängel Basilikum40 g Parmesan, frisch geriebenZwiebel und Knoblauch schälen und fein hacken. Olivenöl in einer großen Pfanne erhitzen und Zwiebel glasig andünsten. Hackfleisch hinzufügen und krümelig anbraten, anschließend Knoblauch und Tomatenmark unterrühren, kurz mitrösten und mit Gemüsebrühe ablöschen. Etwa 10 Min. köcheln lassen und die Tomaten hinzufügen. Soße mit Salz, Pfeffer und Oregano abschmecken und bei schwacher Hitze weitere 10–15 Min. köcheln lassen.
In der Zwischenzeit Aubergine waschen, Stielansatz entfernen, der Länge nach in etwa 0,5 cm dicke Scheiben schneiden, auf Küchenpapier legen und auf beiden Seiten salzen. Kurz liegen lassen, bis die Scheiben deutlich Wasser verlieren, abtupfen und beiseitestellen. Basilikum waschen, trocken schütteln und Blätter abzupfen.
Backofen auf 200 °C Ober- und Unterhitze vorheizen. In eine mit Olivenöl gefettete Auflaufform im Wechsel Soße und Auberginenscheiben schichten, bis die Zutaten aufgebraucht sind. Saure Sahne auf der letzten Schicht verteilen, Mozzarella darüberstreuen und etwa 30 Min. im Backofen backen. Vor dem Servieren Parmesan frisch darüberreiben und mit Basilikumblättern garnieren.
Nährwerte pro Portion 440 kcal • 41 g E • 25 g F • 11 g KH • 3 g B
Titelei
Die 8 wichtigsten Regeln auf einen Blick
Lebensmittel mit hohem Eiweißgehalt
Lebensmittel mit geringem Eiweißgehalt
Liebe Leserinnen und Leser,
Liebe Leserinnen und Leser,
Rund um Parkinson
Welche Symptome zeichnen die Parkinsonerkrankung aus?
Wie Parkinson behandelt wird und warum es sich lohnt, das gut zu verstehen
Die Aminosäuren Phenylalanin und Tyrosin
Das Medikament L-DOPA
Der Botenstoff Dopamin
Bei der Einnahme von L-DOPA zu beachten
Wann und wie gelangt das L-DOPA in den Körper
Elektrophysiologische Verfahren wie die tiefe Hirnstimulation
Kurative Ansätze
Aktivierende Therapien
Bewegungstherapie (Physio- und Ergotherapie)
Sprach- und Schlucktherapie
Was hat Parkinson nun im Detail mit Ernährung zu tun?
Der Beginn der Erkrankung im Darm – und an der Nase
Das Mikrobiom ist bei Parkinson verändert
Krankheitsprogression bei Parkinson – vaskuläre Risikofaktoren
Was können Sie selbst tun?
Sie können sich von einem Bewegungsstörungsspezialisten beraten lassen
Sie sollten sich viel bewegen
Sie sollten sich gut ernähren
Wie können Sie als Parkinsonpatient gut essen?
Gesund und vollwertig essen bei Parkinson
Ernährung bei Morbus Parkinson
Mediterrane Küche oder auch Kreta-Diät
Grundumsatz und Energiebedarf
Makronährstoffe
Mikronährstoffe
Vitamine
Ballaststoffe
Sport oder doch lieber den Körper schonen?
Was in der Küche nicht fehlen sollte
Olivenöl
Leinöl
Haferflocken
Frische Kräuter
Grüner Tee
Nüsse
Hülsenfrüchte
Bananen
Flohsamenschalen
Ingwer
Rezepte
Frühstück
Suppen & Salate
Dressings, Dips, Aufstriche & Smoothies
Hauptgerichte
Süßes & Desserts
Backen
Quellenangaben
Autorenvorstellung
Sachverzeichnis
Impressum/Access Code
P arkinson, genauer gesagt das idio-pathische Parkinsonsyndrom (IPS), ist die zweithäufigste chronische Alterserkrankung des Gehirns nach Alzheimer. Bei weltweiter Betrachtung zählt Parkinson zu den Krankheiten, die sich am stärksten ausbreiten, nicht nur weil Angehörige großer Gesellschaften wie China, Indien, Indonesien, Brasilien und vieler weiterer zunehmend älter werden, sondern auch, wenn man die Berechnungsmodelle um diesen Alterseffekt bereinigt, wächst die Zahl der Parkinsonkranken. Die genauen Gründe sind bisher unbekannt. Es gibt aber ernst zu nehmende Vermutungen, dass Umwelteinflüsse und die Ernährung eine Rolle spielen können.
Parkinson betrifft nach neuesten Schätzungen allein in Deutschland ca. 400 000 Menschen und bis zu 20 Millionen Menschen weltweit. Neben der klassischen Parkinsonerkrankung, dem IPS, gibt es weitere Parkinsonsyndrome, die andere molekulare Ursachen haben und einen anderen klinischen Verlauf nehmen können. Da wir diese sogenannten atypischen Parkinsonsyndrome aber meist sehr ähnlich behandeln wie die typische Parkinsonkrankheit, können die Prinzipien guter Ernährung, die hier benannt werden, auch für sie gelten.
Das IPS ist als eine Bewegungsstörung definiert, die mit verlangsamten Bewegungen mit kleineren Umfängen (sog. Bewegungsamplituden) einhergeht. Durch eine Behandlung mit dem Gehirnbotenstoff Dopamin oder dopaminartigen Medikamenten lässt sich das Beschwerdebild deutlich verbessern. Das IPS ist eine symptomatisch gut zu behandelnde Erkrankung.
Die Krankheit entsteht durch eine Vielzahl von Störungen, zu denen entzündliche Veränderungen, Stoffwechselprobleme und Umweltgifte zählen, die letztlich gemeinsam zu einem zu frühen Tod von speziellen Nervenzellen, den sogenannten Neuronen, führen.
Das Gehirn kann, im Gegensatz zu anderen Organen wie Leber oder Herz, diesen Neuronenverlust nicht ausgleichen oder sich regenerieren. Wir sprechen daher von neurodegenerativen Erkrankungen, zu denen auch die Alzheimererkrankung oder die Huntington-Krankheit zu rechnen sind.
Das Typische der Parkinsonerkrankung ist die frühe, aber nicht ausschließliche Beteiligung von Nervenzellen der Substantia nigra, die den Botenstoff Dopamin nutzen. Die Substantia nigra ist ein Nervenzellkerngebiet im Hirnstamm und Teil der sogenannten Basalganglien. Insbesondere im Hinblick auf motorisches Lernen und für die Durchführung unwillkürlicher und automatisierter Bewegungen spielt sie eine entscheidende Rolle.
Dopamin-Transporter-Scan zur Darstellung der Funktion der Dopamin-Nervenzellen. Bild A zeigt das Gehirn eines gesunden Patienten. Bild B einen Patienten mit Parkinson.
(Abbildung: Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin; Klinikum der Universität München)
Mit dem zunehmenden Verlust von Dopaminneuronen und dem Fortschreiten der Parkinsonerkrankung verliert der Mensch seine Fähigkeit für motorisches Lernen. Dieser Prozess führt zwar nicht zu einer Lähmung wie bei einer Nervenverletzung oder einem Schlaganfall, die mit einem plötzlichen Verlust von Kraft und Beweglichkeit einhergehen, aber zu einem schleichenden Abbau der spezifischen motorischen Fertigkeiten des Menschen. Das, was unsere Bewegungen individuell und einzigartig macht, geht verloren.
Die Parkinsonpatienten werden einander in ihrem Parkinsonismus immer ähnlicher, sie entwickeln die typischen Symptome der Krankheit wie Verarmung der Mimik (Hypomimie), Verlangsamung der Bewegungen (Bradykinese), Ruhezittern (Tremor) und Amplitudenverlust von Stimme (wird leise) und Bewegungen (werden kleiner). Ganz typisch kann man das beim Schreiben erkennen. Die Schrift der Patienten wird langsamer und kleiner. Wir nennen das Mikrografie. Für das IPS ist es zudem charakteristisch, dass die Schrift erst noch groß ist, aber dann kleiner wird.
Die Linienführung beim Schreiben ist verzittert und der Vorgang verlangsamt. Typisch ist das progrediente Kleinerwerden der Schriftgröße, wir sprechen von Mikrografie.
Dr. James Parkinson hatte im Jahr 1817 in seiner Arbeit zur Shaking Palsy bei gerade einmal sechs Patienten praktisch sämtliche Symptome beschrieben. Jean-Martin Charcot, der berühmte französische Arzt der Salpetrière in Paris und Nestor der Neurologie, benannte die Krankheit 1877 nach ihrem Erstbeschreiber.
Neben den motorischen Symptomen der Parkinsonkrankheit, die mit dem Dopaminverlust zu erklären sind, treten auch nicht motorische Anzeichen auf. Zu Letzteren gehören der Verlust des Geruchssinns, verzögerte Magenentleerung und Verstopfungsneigung, plötzlicher Harndrang, Depressivität mit Interessen- und Appetitverlust sowie eine typische Traumschlafstörung, bei der die Patienten ihre Träume in Bewegung umsetzen und zum Beispiel im Schlaf rufen oder um sich schlagen, der sogenannte Gewaltschlaf.
Für jedes dieser nichtmotorischen Symptome sind Veränderungen weiterer neuronaler Systeme verantwortlich, die ebenso wie die dopaminergen (auf Dopamin ansprechenden) Nigrazellen in den Krankheitsprozess eingebunden sind. So wird für die typische Verstopfung bei Parkinsonpatienten eine Beteiligung des Nervus-vagus-Systems verantwortlich gemacht, das ebenfalls im Hirnstamm und in der Nähe der Substantia nigra angesiedelt ist.
Es ist unter anderem das Verdienst der Frankfurter Neuropathologen Heiko Braak und Kelly Del Tredici, wegbereitend eine These entwickelt zu haben, die zu erklären vermag, weshalb es zu den vielfältigen typischen motorischen wie nichtmotorischen Störungen bei der Parkinsonerkrankung kommt.
Entscheidend für den Verlust der Dopaminneurone ist die Anreicherung von Alpha-Synuklein (ASN) in den Zellen, einem Protein, das im Zellstoffwechsel (Zellmetabolismus) bei der Proteinverarbeitung eine wichtige Rolle spielt. Die Zelle kann das ASN-Protein nicht mehr verarbeiten, und so sammelt es sich unkontrolliert in der Zelle an, wo es allmählich einen großen Proteinklumpen bildet, ein sogenanntes Lewy-Körperchen, benannt nach dem Pathologen Fritz H. Lewy.
Braak und Del Tredici konnten schlüssig nachweisen, dass das ASN nicht an einer bestimmten Stelle des Gehirns entsteht, sondern sich durch einen jahrelangen Prozess allmählich im gesamten Gehirn ausbreitet. Überall, wo es schließlich auftaucht, nehmen die Zellen letztlich Schaden und die dort lokalisierten Funktionen des Gehirns werden beeinträchtigt. So kann man gut erklären, warum sich am Anfang der Erkrankung die Parkinsonsymptome z. B. als Verdauungs- oder als Geruchstörung zeigen. Grund ist, dass die Proteinstörung anfangs Nervenzellen des Darms und des Riechepithels betrifft. Von dort geht die Erkrankung auf den Hirnstamm über, womit die Parkinsonsymptome beginnen. Letztendlich erreicht die Störung bei manchen Patienten auch die Gehirnrinde, sodass Parkinson in späteren Stadien auch kognitive Störungen verursachen kann.
In einem modernen wissenschaftlichen Verständnis der Parkinsonerkrankungen unterscheiden wir molekulare Varianten der zugrunde liegenden Krankheitsprozesse, die einerseits gerade in den ersten Jahren klinisch nur schwer zu unterscheiden, andererseits aber für die Prognose und den Verlauf sehr wohl bedeutsam sind. In Zukunft werden diese Unterschiede für therapeutische Strategien wichtig sein, um die Ursache der Parkinsonerkrankung auch kausal zu bekämpfen.
Die gegenwärtige Therapie des IPS besteht darin, dass das zunehmend fehlende Dopamin der Nervenzellen der Substantia nigra durch dopaminartig wirkende Medikamente ersetzt wird, die man als Tabletten einnehmen kann. Allerdings können so folgerichtig nur die Symptome behandelt werden. Eine Therapie, die das Voranschreiten des eigentlichen Krankheitsprozesses, der den frühen Neuronenverlust bedingt, verlangsamen oder sogar stoppen könnte, ist zurzeit ein Forschungsthema.
Bei den dopaminartigen Medikamenten unterscheidet man die körpereigene Dopaminvorstufe, das L-DOPA, von den künstlichen Dopaminersatzstoffen, den Dopaminagonisten.
Das Hauptmedikament bei der Behandlung des IPS ist das L-DOPA – eine körpereigene Substanz, die alle höheren Tiere, und so auch der Mensch, selbst herstellen. L-DOPA ist eine Aminosäure. Chemisch korrekt heißt L-DOPA vollständig Levo-3–4-Di-Hydroxy-Phenyl-Alanin. Aminosäuren sind einfache kleine Moleküle mit einem Peptidrest, die die Fähigkeit haben, lange Molekülketten, sogenannte Polypeptide, zu bilden.
Aus diesen Peptidketten entstehen Proteine, also komplexe, große Eiweißmoleküle, die spezifische Funktionen im Körper haben. Typische Proteine sind die Muskeleiweiße Aktin und Myosin, mit denen sich Muskeln kontrahieren können, das Hämoglobin, mit dem die roten Blutkörperchen den Sauerstoff im Blut transportieren, oder das Klebereiweiß des Mehls, das Gluten, das für die Backfähigkeit des Mehls entscheidend ist, auf das manche Menschen aber allergisch reagieren. Und zehntausende mehr. Diese Proteine bilden die Bausteine des Körpers. Ihre Funktion wird letztlich durch die Reihenfolge der Aminosäuren in der Polypeptidkette vorgeben, die wiederum von unseren Genen vorgegeben wird.
Nachweis von Lewy-Körpern in der Substantia nigra. Abb. aus: Mawrin C. Morbus Parkinson. In: Krams M, Frahm S, Kellner U, Mawrin C, Hrsg. Kurzlehrbuch Pathologie. 2. Auflage. Stuttgart: Thieme; 2013
Interessanterweise setzen sich alle Proteine in der Natur, vom Virus über Pflanzen und Tiere bis zum Menschen, aus denselben 20 Aminosäuren zusammen. Hierunter befinden sich auch die sogenannten essenziellen Aminosäuren, die wir mit der Nahrung aufnehmen müssen, da der Körper sie nicht selbst herstellen kann.
L-DOPA wurde in den späten 1960er-Jahren von Oleh Hornykiewicz und Walter Birkmeyer in Wien und von Arvid Carlsson in Stockholm für die Parkinsontherapie entdeckt, und die Geschichte ist so spannend, dass man darüber in Büchern lesen kann. Allerdings nicht in Kochbüchern.
Aminosäuren sind also, wie auch Zucker und Fette, die molekularen Bausteine unseres Körpers und unserer Nahrung. Im Essen kommen Proteine in Hühnerei, Fleisch und Fisch, Käse und Quark, aber ebenso in vielen anderen Lebensmitteln vor.
Für die Parkinsonkrankheit spielen die beiden Aminosäuren Phenylalanin und Tyrosin eine wichtige Rolle, da der Körper aus ihnen Dopamin herstellen kann und muss, wenn er gesund ist und bleiben will.
Der Unterschied zwischen beiden besteht in einem einzelnen Wassermolekül (H2O), das an den Ring angehängt wird. Dabei geht ein Wasserstoffatom (-H) verloren, es bleibt der Wasserrest, der Hydroxylrest (-OH), zurück.
Beide Moleküle nehmen wir übrigens jeden Tag grammweise zu uns. Grammweise! Wenn wir Fleisch, Fisch, Käse und andere Proteinquellen essen. Auf manchen Lebensmitteln steht auch: Enthält eine Phenylalaninquelle. Lesen Sie mal das Kleingedruckte auf einer Diet-Coke. Wie andere kalorienreduzierte Getränke enthält es das Protein Aspartam, das reich an Phenylalanin ist.
Der Unterschied zwischen Phenylalanin und Tyrosin besteht in einem einzelnen Wassermolekül (H2O), das an den Ring angehängt wird.