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Peter Jackob

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Beschreibung

Silvesterabend. Wie jedes Jahr lädt Charles Niesberg, der Vater von Bekkers bestem Freund, zu einem geselligen Kriminalspiel in die Kleingartenkolonie »Friedliebende Nachbarn« ein. Die Gäste sind traditionell als berühmte Detektivfiguren verkleidet. Ob Maigret, Miss Marple oder Sherlock Holmes – viele Ermittler von Rang und Namen sind mit von der Partie. Die Stimmung ist ausgelassen und feuchtfröhlich. Der letzte Tag des Jahres neigt sich dem Ende zu, plötzlich unterbricht ein durchdringender Schrei die Szenerie …

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Peter Jackob

Gutes Neues, Schack!

Eine Silvestergeschichte mit dem

Mainzer Kommissar Schack Bekker

 

Für J.M.

 

 

Die dargestellten Ereignisse sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen und Gegebenheiten ist rein zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Die Schack-Geschichten sind nicht chronologisch erzählt.

 

 

 

»… daß es nämlich oft und leicht

unheimlich wirkt, wenn die Grenze

zwischen Phantasie und Wirklichkeit

verwischt wird, wenn etwas real vor

uns hintritt, was wir bisher für

phantastisch gehalten haben …«

 

Sigmund Freud

 

Inhalt

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

 

1

Es war kalt, so kalt, dass man den Eindruck haben konnte, dem Abendlicht sei ein eisiger Weißton beigemischt. Bleiern lag der Frost über den Dächern der Stadt. Die Menschen liefen dick vermummt durch die Straßen, trugen Wollmützen und zogen ihre Schals tief ins Gesicht. Die Luft war so ungeheuer trocken, dass Schack Bekker Lust verspürte, sich einen Schnaps zu genehmigen.

Der Kommissar der Mainzer Mordkommission ließ jedoch den Flachmann in der Brusttasche, bog schwungvoll in die Jakobsbergstraße und wäre beinahe ausgerutscht, doch eine junge Frau packte ihn gedankenschnell am Arm und verhinderte damit den Sturz.

»Na sowas! Das hätte mir zum Jahresabschluss noch gefehlt«, stieß er aus und unterdrückte einen derben Fluch. Er bedankte sich bei seiner Helferin, schlug vor, einen »schnellen Secco« bei Astrid im Weinhaus Michel zu nehmen, doch die junge Frau lehnte lachend ab und verschwand in die Neutorstraße. Bekker murmelte »Dann trinke ich Ihren halt mit« und betrat das Lokal.

Die Hausherrin war wie immer bester Laune und eigentlich in Eile, ließ es sich aber nicht nehmen, mit dem Kommissar auf den bevorstehenden Jahreswechsel anzustoßen. Nach zwei Gläsern Ritzambaa machte sich Schack Bekker bestens gelaunt mit einer Handvoll Salzbrezeln in seiner Manteltasche auf den Weg. Er sah auf die Uhr, halb acht – keine Frage, er würde zu spät kommen. Dabei nuschelte er »Scheißegal, ist eh gleich Silvester« und begann den Aufstieg der Windmühlenstraße in Richtung der Kleingartenkolonie Friedliebende Nachbarn, wo Charles, der Vater seines besten Freundes Werner Niesberg, seit Jahren einen Schrebergarten besaß.

Besagter Charles Niesberg war mit Bekker einer Meinung: Allein schon der Name Friedliebende Nachbarn klang wie eine Drohung. Deshalb hatten die beiden entschieden, während des traditionellen Silvesterumtrunks mit Freunden in Niesbergs Gartenhaus einen Krimispiel-Abend zu veranstalten, der nunmehr seit einer Dekade am 31.12. den Rahmen der Zusammenkunft bildete: Blinzelmörder zur Einstimmung und dann Der inszenierte Mord, der von einem der Gäste in Szene gesetzt wurde und von den übrigen zu lösen war. Bei Blinzelmörder kam sich Bekker wie ein Überbleibsel aus den Tagen seiner Schullandheimaufenthalte vor. Es benötigte nicht viel dafür, Spielkarten, um den Mörder zu bestimmen, Intuition, Beobachtungsgabe und natürlich gute Laune. Ziel war ja bekanntermaßen, den Mörder, der seine Mitspieler durch Anblinzeln ermordete, ausfindig zu machen.

Weitere Einzelheiten sollen hier unerwähnt bleiben, denn sie würden den Gang der Ereignisse nicht nur unnötig verkomplizieren, sondern auch von der unglaublichen Tat ablenken, mit der sich die kleine Gesellschaft im Laufe des Abends noch konfrontiert sehen würde. Kommen wir also zu den sich anbahnenden Ereignissen, die diese Silvesternacht in jeder Hinsicht zu einer unvergesslichen machten.

Nach jeder Raterunde wartete ein Calvados auf die Gruppe, was eine gewisse Trinkfestigkeit erforderte. Der alte Niesberg als Gastgeber bestand darauf, denn er war der Mundschenk. Es braucht kein außergewöhnliches Vorstellungsvermögen, um sich Szenen zu imaginieren, die der übermäßige Genuss dieses französischen Nationalgetränks verursachte. Um es abzukürzen, im Laufe der Jahre waren gerade die Geschichten über die jeweiligen Heimwege zu wahren Dauerbrennern beim Erzählen geworden. Dazu gehörte beispielsweise Werner Niesbergs Versuch, dem Rathaus einen neuen, wie er fand, passenden Anstrich in einem kräftigen Blau mit rosafarbenen Punkten zu verpassen. Oder Bekkers nächtlicher Besuch bei seiner Ex-Frau Helene Säumling mit dem festen Vorsatz, die endlosen Streitigkeiten wegen der Kinder aus der Welt zu schaffen. Dies endete, wie nicht anders zu erwarten, mit dem Auftauchen einer Polizeistreife. Glücklicherweise kannten die beiden Kollegen den Hauptkommissar und nahmen ihn nicht etwa in Verwahrung, sondern schafften ihn in sein Bett, womit die Angelegenheit glimpflich verlief. Die wiederholten Nachfragen seiner Ex-Frau bei der Polizei, was sie denn zu unternehmen gedenke, konnten letztlich abgeblockt werden. Allerdings kostete Bekker diese Eskapade ein jährliches Abendessen mit den beiden Kollegen, zu dem er aber liebend gerne einlud.

 

Der Kommissar hatte die Steigung hinter sich gelassen und bog nun in den Grüngürtel, der eine imaginäre Grenze zwischen Alt- und Oberstadt bildet. Er schob sich eine weitere Salzbrezel in den Mund und rückte seine Mütze zurecht. Immer wieder wurden einzelne Böller oder Heuler gezündet – noch klang es wie ein stark in die Länge gezogenes Feuerwerk, fast wie eine verlangsamt abgespielte Tonspur, doch der Geräuschteppich würde sich mehr und mehr verdichten. Um Mitternacht, mit der Begrüßung des Neuen Jahres, würde ein wildes Konzert in Farb- und Knalleffekten losbrechen. Bekker blieb stehen, sah von der Anhöhe der Windmühlenstraße über das Rheintal hinweg in die weitgezogene Ebene. Links der Taunus, halbrechts Frankfurt, deren Hochhäuser wie Fanale in der Dunkelheit leuchteten. Noch eine Salzbrezel und jetzt doch ein Schluck aus dem Flachmann, entschied Bekker – einen weichen Deheck Brombeerschnaps, dann ging er weiter in Richtung Kleingartenkolonie.

---ENDE DER LESEPROBE---