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In ihrem Buch nimmt uns die erfahrene Schulleiterin Susanne Schulte mit auf eine Reise durch ihre Welt der modernen Bildung und Schulführung. Mit Leidenschaft und Vision schildert sie, wie Schulen zu Orten des Miteinanders, der Kreativität und des lebenslangen Lernens werden können. Die Autorin gibt Einblicke in ihre persönliche Praxis und innovative Ansätze, die weit über traditionelle Lehrmethoden hinausgehen. Sie zeigt, wie eine starke Schulgemeinschaft entsteht, in der Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Eltern gemeinsam an einem Strang ziehen. Dabei stellt sie nicht nur praktische Tipps für den Schulalltag vor, sondern regt mit tiefgründigen Gedanken an, Bildung neu zu denken. Wie können Schulen auf die Herausforderungen der heutigen Gesellschaft reagieren? Und wie gelingt es, trotz steigender Anforderungen, authentisch und menschlich zu führen? Dieses Buch liefert Antworten - inspirierend und praxisnah.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2025
Vorwort
Die Herausforderung des Wandels im Bildungssystem – mein persönlicher Blick
Schule im Wandel – Verantwortung, Herausforderungen und Chancen
Der Beginn einer Vision
Menschlichkeit – der Kern unserer Schulkultur
Schulentwicklung – ein Weg der gemeinsamen Veränderung
Lernen als Haltung – Führung durch Offenheit auf allen Ebenen
Bedürfnisse und Erwartungen – eine Frage der Balance
Wertvolle Gelingensbedingung - ein Haus der offenen Türen
Die Kunst der Beobachtung
Setz dich, lass uns reden
Das Duzen – ein bewusst gewählter Weg an unserer Schule
Wie alles begann – der Weg zur gemeinsamen Vision
Lernbegleitung – unsichtbar, aber präsent
Das Schwierigste – oder das Schönste?
Die Vision einer Bildung für die Zukunft – ein Gedankenspiel
Das Lernen als Treppe
Erziehen als Bildungsauftrag
Eine meiner Stärken – ich kenne meine Grenzen
Teamteaching
Freiarbeit – die Königsdisziplin
Die Kraft der Freiwilligkeit
Anstrengung wertschätzen – den Prozess ins Zentrum rücken
Korrekturen und Feedback - Fokus auf Entwicklung statt auf Fehlersuche
Lerncoaching und Lehrkräftecoaching
„Lehrkräfte sind Experten für die pädagogische Arbeit, Eltern für ihre Kinder“ – ein Grundsatz
Eine etwas andere Gliederung unseres Schulsystems
Chancen und Herausforderungen digitaler Medien
Soziale Netzwerke – Daumen hoch vs. Daumen runter
Sprache als Fundament
Veränderung gestalten - meine Rolle als Schulleiterin
Zwischen Anspruch und Realität
Lehrkraft werden ist schon schwer – Lernbegleitung umso mehr
Reflexion - ein Werkzeug für nachhaltiges Lernen
Vom Wissensvermittler zum Lernbegleiter
Frontalunterricht vs. Freiarbeit – kein Gegensatz, sondern eine Bereicherung
Jeder Mensch hat Förderbedarf
Von den Schülerinnen und Schülern lernen – Seite 43, Aufgabe 5
Bewerbungsgespräch
Eine Haltung – nur nicht meine
Schule als Ort der Zukunft gestalten
Liebe Leserinnen und Leser,
wie die gesamte Gesellschaft befinde auch ich mich mitten in einem faszinierenden Wandel – einem Wandel, der nicht nur unser Verständnis von Bildung, sondern auch unsere Schulen grundlegend verändert. Dieser Prozess fordert uns heraus, lässt wachsen und bietet zugleich unzählige Chancen, die Bildungslandschaft neu zu denken und zu gestalten. Ich freue mich darüber, aktiv an dieser Transformation teilhaben und sie mitgestalten zu dürfen.
Die Zeit, in der Schulen vor allem als Orte der Wissensvermittlung verstanden wurden, ist vorbei. Heute stehen Lernbegleitung, Coaching und individuelle Förderung im Mittelpunkt. Dieser Wandel erfordert Mut – den Mut, alte Muster zu hinterfragen, Neues zu wagen und sich selbst als Lernenden immer wieder zu reflektieren. Genau diesen Mut spüre ich seit meiner eigenen Schulzeit in mir: den Wunsch, nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern Räume zu schaffen, in denen eigenständiges und kreatives Lernen möglich wird.
Doch Veränderung ist selten einfach. Während manche Kolleginnen und Kollegen mit Begeisterung neue Wege erkunden, experimentieren und ihre Erfahrungen teilen, stehen andere noch zögernd am Rand – oft aus Sorge, überfordert oder unsicher zu sein. Diesen Prozess mit Verständnis und Unterstützung zu begleiten, ist essenziell. Gerade diese Vielfalt an Perspektiven, Geschwindigkeiten und Wegen macht den Wandel so bereichernd und spannend.
Für alle Bildungseinrichtungen sehe ich in dieser Entwicklung eine riesige Chance. Sie erlaubt es uns, unsere Arbeit näher an den Bedürfnissen der heutigen und morgigen Generationen auszurichten. Es ist an der Zeit, neue Methoden zu erproben, digitale Werkzeuge sinnvoll zu integrieren und die Persönlichkeitsentwicklung stärker in den Fokus zu rücken. Ich freue mich, dass sich schon viele Institutionen auf diesen Weg gemacht haben.
Auch ich, als Schulleiterin einer weiterführenden Montessori-Schule empfinde Stolz für unseren bisherigen Weg. Unser Ansatz, Kinder und Jugendliche auf ihren individuellen Lernwegen zu begleiten und ihre Stärken in den Mittelpunkt zu stellen, liegt in unserer DNA. Diese Erfahrung gibt uns vielleicht einen kleinen Vorsprung, dennoch bleibt Wandel wichtig und notwendig. Bildung ist ein lebendiger Prozess, der nie abgeschlossen ist. Auch wir müssen uns den wachsenden Anforderungen stellen: digitale Werkzeuge sinnvoll einsetzen, die Zusammenarbeit stärken und auf eine komplexe, sich ständig verändernde Welt reagieren.
Ich möchte allen Mut machen, die noch zögern, diesen Weg zu beschreiten. Veränderung erfordert Offenheit und manchmal auch Überwindung, doch sie bietet die große Chance, zu wachsen – als Lehrende und als Lernende. Für diejenigen, die schon unterwegs sind, lautet meine Botschaft: Bleibt dran. Der Wandel mag anstrengend und nicht immer linear verlaufen, aber jeder Schritt zählt. Unsere Schülerinnen und Schüler danken es uns, indem sie in einer Umgebung lernen, die sie inspiriert, stärkt und auf die Zukunft vorbereitet.
Mit diesem Buch möchte ich meine Erfahrungen und Perspektiven teilen, um Impulse für Veränderungen im Bildungssystem zu setzen. Es ist keine Anleitung, sondern eine Einladung. Es erzählt von meinem persönlichen Weg als Schulleiterin – von Herausforderungen, Höhen und Tiefen, aber auch von den Augenblicken, in denen alles Sinn ergab. Es bietet keine universellen Lösungen, sondern Momentaufnahmen aus meinem Alltag und Erfahrungen, die in meinem Umfeld funktioniert haben. Sie spiegeln meine Haltung wider und basieren nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen oder empirischen Studien. Es ist kein Lehrbuch und keine allgemeingültige Wahrheit. Denn meine Absicht ist es, nicht zu belehren, sondern zur Reflexion einzuladen.
Vielleicht findest du etwas, das dich inspiriert, oder entdeckst einen Impuls, der dich ermutigt, deinen eigenen Weg zu gehen. Denn letztlich ist jeder Weg einzigartig – so wie die Menschen, die ihn gehen.
Ich wünsche dir beim Lesen Freude und Inspiration für deine eigene Reise. Mit Offenheit und einem Blick für das Mögliche können wir gemeinsam die Bildung von morgen gestalten.
Herzlichst,
Susanne Schulte
Veränderungen im Bildungssystem und in unseren pädagogischen Ansätzen umzusetzen, war, ist und bleibt eine große Herausforderung. Ich sehe, längst nicht nur in meiner Funktion als Schulleiterin, wie Kolleginnen und Kollegen mit den besten Absichten versuchen, neue Methoden und Konzepte zu integrieren, nur um dann doch wieder in alte Muster zurückzufallen. Der Grund dafür ist in meinen Augen selten fehlender Wille oder mangelnde Kompetenz – es ist die Kraft der Gewohnheit und die tief verankerten Überzeugungen, die unser Handeln prägen.
Es ist relativ einfach, eine neue Technik zu lernen. Eine Fortbildung zum Thema digitale Tools? Kein Problem, in ein, zwei Tagen kann das vermittelt werden. Eine neue Unterrichtsmethode? Mit der richtigen Anleitung können Lehrkräfte sie schnell verstehen und anwenden. Doch was wirklich schwierig ist, ist die Veränderung der inneren Haltung, der grundlegenden Sichtweise auf Lernen, Lehren und die Rolle von Schule.
Eine Haltung ist nicht etwas, das man „erlernen“ kann wie eine neue Fähigkeit. Sie ist über Jahre, oft Jahrzehnte gewachsen – durch eigene Schulerfahrungen, durch das Studium, durch die Zeit im Beruf. Und sie prägt jeden Moment, ob bewusst oder unbewusst. Wenn jemand tief im Inneren glaubt, dass guter Unterricht vor allem Disziplin und Wissensvermittlung bedeutet, dann wird er oder sie immer wieder dahin zurückkehren, auch wenn neue Methoden dies aufbrechen sollen.
Deshalb habe ich für mich erkannt, dass es bei Veränderungen im Bildungssystem nicht ausreicht, einfach neue Vorgaben zu machen oder Fortbildungen anzubieten. Die Menschen im System – Lehrkräfte, Eltern, aber auch Schülerinnen und Schüler – brauchen eine andere Art der Begleitung. Es geht darum, Räume zu schaffen, in denen reflektiert werden kann: Warum mache ich das, wie ich es mache? Welche Werte liegen meinem Handeln zugrunde? Und wie fühlt es sich an, etwas anders zu tun?
Diese Prozesse brauchen Zeit. Es braucht Vertrauen, dass man Fehler machen darf, und Geduld – vor allem von uns Führungskräften. Aber ich habe auch gelernt, dass genau hier der Schlüssel zum Erfolg liegt. Wenn jemand seine Haltung wirklich hinterfragt und verändert, dann kommt der Rest fast von allein. Neue Methoden werden nicht mehr als Belastung empfunden, sondern als Chance. Und plötzlich entstehen Ideen, die ich mir selbst nicht hätte ausdenken können.
Es ist kein leichter Weg, aber es ist der einzige, der langfristig funktioniert. Veränderung beginnt nicht mit einer neuen Vorschrift oder einem neuen Konzept. Sie beginnt in den Köpfen und Herzen der Menschen – und es ist unsere Aufgabe, sie dabei zu begleiten.
In den folgenden Kapiteln gebe ich dir einen Einblick in meine Welt des Lernens. Ich beschreibe meine Haltung, zeige auf, welche Werte wir an unserer Schule leben und versuche deutlich zu machen, dass Bildung ein Weg ist und keinesfalls starr. Ich nehme dich mit auf meinen Weg und zeige dir, wie ich versuche, meiner Aufgabe, Menschen im System bestmöglich zu begleiten, gerecht zu werden.
Als Schulleiterin sehe ich mich jeden Tag mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Diese Aufgabe ist anspruchsvoll, aber auch unglaublich erfüllend. Schulen sind nicht nur Lernorte, sondern wichtige Lebensräume, geprägt von den vielfältigen Menschen, die sie tagtäglich mit Leben füllen: Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Eltern - die gesamte Schulgemeinschaft. Die Ansprüche an unsere Schule sind dabei so unterschiedlich wie die Menschen selbst. Eltern, Schulaufsicht, Politik und Gesellschaft haben oft sehr verschiedene Erwartungen. Diese Interessen in Einklang zu bringen, erfordert Fingerspitzengefühl, klare Kommunikation und den Aufbau vertrauensvoller Beziehungen.
Unsere Schule ist ein Spiegelbild der Vielfalt unserer Gesellschaft. Unterschiedliche kulturelle Hintergründe, Lernbedürfnisse und soziale Herausforderungen treffen hier aufeinander. Diese Vielfalt sehe ich als große Bereicherung, denn sie fördert Toleranz und erweitert unseren Blick. Gleichzeitig fordert sie uns heraus, sensibel, anpassungsfähig und bereit zu sein, auf jede und jeden Einzelnen einzugehen. Mein Ziel ist es, dass sich jede Schülerin und jeder Schüler wertgeschätzt fühlt und die gleichen Chancen erhält. Es liegt mir am Herzen, eine inklusive Lernumgebung zu schaffen, in der alle ihr Potenzial entfalten können. Dabei erlebe ich täglich, wie wichtig es ist, den Blick über den Tellerrand hinaus zu richten und innovative Wege zu finden, um den individuellen Bedürfnissen der Jugendlichen gerecht zu werden.
Ein großes Thema, das uns immer wieder herausfordert, ist der Mangel an qualifizierten Lehrkräften. Diese Situation macht die Planung und Organisation oft zu einer echten Gratwanderung. Gleichzeitig spüre ich den hohen Druck, der auf manchen Kolleginnen und Kollegen lastet. Administrative Aufgaben und der Anspruch an pädagogische Innovationen können belastend sein. Mein Ziel ist es, meinem Team den Rücken zu stärken, ihre Arbeit wertzuschätzen und sie so gut wie möglich zu entlasten. Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, Verantwortung zu teilen. Das fiel mir anfangs schwer, doch heute weiß ich: Vertrauen ins Team stärkt nicht nur die Kolleginnen und Kollegen, sondern auch mich selbst.
Auch die Digitalisierung hat unsere Arbeit grundlegend verändert. Es geht längst nicht mehr darum, bloß Wissen zu vermitteln, sondern darum, Informationen kritisch zu bewerten, sinnvoll zu nutzen und kreativ anzuwenden. Mit digitalen Lernplattformen können wir individueller auf die Bedürfnisse unserer Schülerinnen und Schüler eingehen. Sie lernen in ihrem eigenen Tempo und erhalten personalisierte Aufgaben. Doch die Digitalisierung bringt auch Herausforderungen mit sich: Wir müssen Lehrkräfte qualifizieren, Schülerinnen und Schüler im verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien schulen und Risiken wie Cybermobbing oder Datenschutzprobleme im Blick behalten.
Ein weiteres Thema, das mir sehr am Herzen liegt, ist die Verantwortung für die Umwelt. Unsere Schülerinnen und Schüler fordern zu Recht, dass wir Antworten auf die drängenden Fragen der Klimakrise finden. Auch als Schule tragen wir Verantwortung. Sei es durch nachhaltige Beschaffung, Energieeinsparungen oder Bildungsprojekte – wir können einen Unterschied machen. Es geht darum, umweltbewusstes Verhalten zu fördern und selbst mit gutem Beispiel voranzugehen. Ich glaube fest daran, dass wir unsere Schülerinnen und Schüler nicht nur auf die Zukunft vorbereiten, sondern sie befähigen müssen, diese aktiv und verantwortungsvoll zu gestalten.
Doch bei all diesen Aufgaben dürfen wir eines nicht vergessen: die psychische Gesundheit. Leistungsdruck, soziale Medien und gesellschaftliche Unsicherheiten belasten nicht nur unsere Schülerinnen und Schüler, sondern auch uns Lehrkräfte. Deshalb ist es für mich zentral, Resilienz und achtsames Miteinander zu fördern. Pausen, Zeiten des Durchatmens und gegenseitige Unterstützung sind keine Luxusgüter, sondern essenziell, um langfristig gesund und leistungsfähig zu bleiben.
Gelassenheit ist dabei zu einer meiner wichtigsten Ressourcen geworden. Früher dachte ich, auf jede Frage sofort eine Antwort haben zu müssen. Heute weiß ich, dass es manchmal wichtiger ist, innezuhalten, durchzuatmen und sich zu fragen: Was ist jetzt wirklich wesentlich? Diese Haltung hat mir geholfen, klarer und strukturierter zu handeln und mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Selbstreflexion ist dabei mein Kompass. Regelmäßig frage ich mich: Was lief gut? Was kann ich besser machen? Diese ständige Reflexion ist für mich der Schlüssel zu nachhaltiger Weiterentwicklung.
Schulen sind also wesentlich mehr als Arbeitsorte. Sie sind Orte der Begegnung, des Wachstums und der Gemeinschaft. Beziehungen zu pflegen – mit den Schülerinnen und Schülern, Eltern und Kolleginnen und Kollegen – ist für mich der wichtigste Teil meiner Arbeit. Denn am Ende steht immer die Frage: Was brauchen unsere Kinder? Es macht mich glücklich zu sehen, wie wir gemeinsam eine Schulkultur schaffen, die stark, lebendig und zukunftsorientiert ist. Jede Veränderung, so klein sie auch sein mag, wirkt sich auf die Zukunft unserer Schülerinnen und Schüler aus – und genau das treibt mich an.