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Der 16. Februar 1962 ist ein Schicksalstag für Hamburg. Nach wochenlang anhaltenden starken Westwinden erreicht ein Orkan die Nordsee. Die Folge ist eine schwere Sturmflut an der gesamten deutschen Nordseeküste, bei der das Hochwasser Rekordhöhen erreicht. Die Hamburger werden im Schlaf überrascht. Über 300 Menschen sterben bei der verheerenden Sturmflut. Aber auch für eine Frau aus dem Allgäu soll dieser Tag ein Schicksalstag werden.
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Seitenzahl: 64
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Für meinen Vater Johannes, der zu den Männern gehörte, die die Mauer am Tönninger Hafen sicherten, und für meine Mutter Heike, die an diesem Tag ihren 20. Geburtstag hatte.
Prolog
Wilhelmsburg, Freitag 16. Februar 1962
Altes Land, Deich Nähe Lühe-Anleger, 18. Februar 2012
Halbinsel Eiderstedt, Freitag, 16. Februar 1962, abends
Ofterschwang im Allgäu, Freitag 16. Februar 1962
Wilhelmsburg, 17. Februar 1962, 1:10 Uhr
Ofterschwang, 17. Februar 2:30 Uhr
Altes Land, 18. Februar 2012
Wilhelmsburg, 17. Februar 1962, 2:05 Uhr
Ofterschwang, 17. Februar 1962, 8:00 Uhr
Hafen Hamburg, 17. Februar 1962, 9:00Uhr
Hamburg, Blankenese, 14. Februar 2012
Wilhelmsburg, 17. Februar 1962, 9:30 Uhr
Ofterschwang, Samstag 17. Februar 1962, 10:00 Uhr
Wilhelmsburg, 17. Februar 1962, 17:00 Uhr
Blankenese, 14. Februar 2012
Wilhelmsburg, 17. Februar 1962, 17:15 Uhr
Ofterschwang, 17. Februar 1962, 16:10 Uhr
Wilhelmsburg, 17. Februar 1962, 17:30 Uhr
Hafen Hamburg, 17. Februar 1962, 18:00 Uhr
Hamburg, 17. Februar 1962, 18:00 Uhr
Polizeistation Stade, 19. Februar 2012
Ofterschwang, 17. Februar 1962, 18:17 Uhr
Wilhelmsburg, 17. Februar, 1962, 18:10 Uhr
Ofterschwang, 17. Februar 1962, 18:40 Uhr
Hamburg, 17. Februar 1962, 19:30 Uhr
Hamburg, 19. Februar 1962
Ofterschwang, 19. Februar 1962, abends
Wilhelmsburg, 20. Februar 1962, morgens
Ofterschwang, 20. Februar 1962, später Nachmittag
Hamburg, 24. Februar 1962, vormittags
Hamburg, 24. Februar 1962, abends
Hamburg, Rathausmarkt, 26. Februar 1962
Hamburg, 27. Februar 1962
Polizei Stade, 26. Februar 2012
Hamburg Ohlsdorf, 1. März 1962
St. Pauli, 1. März 1962, nachts
Ofterschwang, 30. April 1962, abends
21. Mai 2012, Polizei Stade
Ofterschwang, Nacht vom 16. auf den 17. Februar 1963
Hamburg, 20. Februar 1963
Blankenese, 15. Februar 2012
Ofterschwang, 17. Februar 1963 morgens
Hamburg, 6. April 2012
Ofterschwang, Ostern 1963
Hamburg, 10. November 1965
Blankenese, 15. Februar 2012
Hamburg, 16. Februar 1966
Weihnachten 2011
Hamburg, 25. Februar 1966
Finkenwerder, 16. Februar 2012, 14.00 Uhr
Weihnachten 1966, Hamburg
Teufelsbrück, 30. Dezember 2011
Ausflugsdampfer im Hamburger Hafen, 16. Februar 1972
Hamburg, 20. Januar 2012
Hamburg, Silvester 2010
Finkenwerder, 16. Februar 2012, 16.00 Uhr
Finkenwerder, 16. Februar 2012, 17.30 Uhr
Hamburg, 20. Februar 2012
Polizeistation Stade, 16. Februar 2013
Diverse Zeitungsredaktionen in Hamburg, 16. Februar 2013
Nie hätte sie gedacht, dass sie einmal eine Frau für Sex bezahlen würde. Doch sie hatte es getan und das Ergebnis war gut gewesen.
Sie hatte nun endlich ihren Frieden gefunden. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief die alte Frau für immer ein.
***
Josef war glücklich. Als Urbayer war er mitten unter Hamburgern. Zusammen mit seinem Kameraden feierte er dessen 21. Geburtstag, die Volljährigkeit.
Es hatte Josef einige Mühe gekostet, seine Mutter davon zu überzeugen, dass er seinen Urlaub nicht gemeinsam mit ihr feiern wollte, deren Mann im Krieg geblieben war und die von ihrer Familie nur noch den Sohn hatte. Die Schwiegereltern hatten sich von ihr abgewandt, als sie die Todesnachricht erhielten. Sie wollten keine Witwe durchfüttern mit einem Kind, dessen Geburtsdatum so spät lag, dass es auch einen anderen Vater haben könnte als den gefallenen Ehemann der Mutter.
Das Verhalten der Schwiegereltern verletzte Mechthild unendlich. Nie hatte sie einen anderen Mann gehabt, als ihren über alles geliebten Maximilian, den sie nur viel zu kurz gehabt hatte und der nun irgendwo in der Ferne des kalten Russlands begraben war, an einem Ort, den sie wohl nie in ihrem Leben sehen würde. Trotz der Trauer und der Mangelernährung übertrug sie ihr Kind. Josef kam drei Wochen später als errechnet zur Welt, was natürlich auch zu bösen Gedanken bei den Schwiegereltern führte. Es schien, als ob das Kind wohlbehütet im Bauch der Mutter so lange wie möglich wachsen und erst möglichst spät in die böse kalte Welt kommen wollte.
Mechthilds Eltern standen ihr bei, sorgten für sie und das Kind. Doch sie starben viel zu früh. Kurz nach Josefs zehntem Geburtstag musste Mechthild ihre Eltern im Abstand von drei Wochen zu Grabe tragen.
Nun hielt sie sich als Haushaltshilfe und Putzfrau mehr schlecht als recht über Wasser und vergötterte ihren Sohn, der eine Erinnerung an bessere Zeiten war.
Josef liebte seine Mutter auch innig, aber er war inzwischen in einem Alter, in dem es für ihn wichtig war, unter Gleichaltrigen zu sein, um sich mit ihnen auszutauschen und auch, um Mädchen kennenzulernen. Nun feierte er ausgelassen mit seinen Kameraden in dieser Nacht vom 16. auf den 17. Februar 1962.
Hans wohnte mit seinen Eltern in einer Kleingartenkolonne in Hamburg-Wilhelmsburg. Doch die einfache, fast ärmliche Umgebung störte die Feiernden nicht. Hans Eltern waren zu Verwandten nach Köln gefahren, damit die jungen Leute ohne Beobachtung der Erwachsenen in Ruhe feiern konnten. Schließlich war Hans nun volljährig geworden und konnte ab sofort selbst über sein Leben entscheiden, ohne dass die Eltern mitreden durften. Hans liebte seine Eltern und würde sie sicher auch weiterhin um Rat fragen.
Er hatte für alles gesorgt, damit es eine schöne Party werden konnte. Es war reichlich zu Essen und zu Trinken da. Außerdem hatte Hans viele hübsche Mädchen eingeladen, die auch alle gekommen waren. Besonders Inge hatte es Josef angetan.
Lästig war nur der Wind.
„Piraten waren hier! Wir finden bestimmt Strandgut.“
Ausgelassen tobten die Kinder am Elbdeich entlang, während die Eltern lächelnd hinterher spazierten.
Jedes Stück Holz, das sie im Flutsaum des Deichvorlandes fanden, drehten die Kinder auf der Suche nach Schätzen um.
„Schaut mal da, ein Schlauchboot“, rief eines der Kinder plötzlich. „Lasst uns nachsehen, ob es noch schwimmt.“
Fröhlich schnatternd machte die Kinderschar sich schnell auf den Weg zu dem Fund. Die Erwachsenen beachteten sie kaum, sie waren zu sehr in ihre Gespräche vertieft.
Dann hörte sie einen schrillen Schrei des Entsetzens...
Die Deichwachen waren verzweifelt. Lange würden die Deiche dieser Sturmflut nicht standhalten können. Erste Deichbrüche gab es schon.
Am Tönninger Hafen stapelten junge Männer Sandsäcke an den Deichen und Stöpen, hofften, dass sie den Wassermassen standhalten würden. Besonders gefährdet war ein unbebautes Grundstück zwischen Hafen und Fischerstraße, direkt neben der Stöpe zur Neustadt. Nur eine alte, dünne, baufällige Backsteinmauer begrenzte es. Verzweifelt versuchten die Helfer, sie zu stabilisieren. Viele Fuder Mist hatten sie schon bei den Bauern am Stadtrand geholt, um die Mauer zu stützen. Lange würde sie allerdings nicht mehr halten. Dann würde das Wasser sich ins Stadtzentrum ergießen.
Dann geschah etwas Merkwürdiges: Für einen Augenblick war es fast totenstill. Dann drehte der Wind. Fassungslos beobachteten die Menschen, dass das Wasser innerhalb von weniger als einer halben Stunde um mindestens zehn Zentimeter sank. Sie waren gerettet, zumindest bis zur nächsten Tide. Noch könnten sie nicht wissen, dass ihr Glück Hunderten anderen Menschen Tod und Verderben brachte.
Es war Zeit ins Bett zu gehen. Mechthild fiel es schwer, denn sie vermisste die Anwesenheit ihres Sohnes. Seit er bei der Bundeswehr war, sah sie ihn viel zu selten. Freie Tage waren knapp und die Reise von seiner Kaserne im Norden Deutschlands zu ihr nach Bayern dauerte lange. Sie war glücklich, dass er sich trotzdem so oft die Zeit nahm, seine alte Mutter zu besuchen. Wahrscheinlich würde sich das auch ändern, wenn er ein Mädchen gefunden hatte.
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