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Als Hannah mit ihren Eltern einen Unfall erlitt, muss sie ins Heim. Ihre Eltern hatten den Unfall nicht überlebt. Aber sie will das Heim verlassen und versucht immer wieder auszubrechen. Doch eines Tages bekommt sie unerwartete Hilfe und kann so aus dem Heim fliehen. Als sie dann von einer Regenbogenperle erfährt, hofft sie auf ein Wiedersehen mit ihren Eltern. Doch wird sie diese Perle überhaupt finden können?
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Veröffentlichungsjahr: 2023
Wortzähler: 10437
und das Mondlichtschimmern
von
Madeleine Winter
Madeleine Winter
Melanie Volkmann
Hanssenstr. 10
24106 Kiel
Kapitel 1 Der Unfall
Hannah blickte aus dem Fenster. Überall sah sie Bäume, Felsen und Berge. Die grün-graue Landschaft zog schnell an ihrem Fenster vorüber. Aus dem Autoradio ertönte der Song „Put A Light On Me“ von Sam Ryder. Hannah kannte das Lied, weil es ihr Lieblingslied war. Den Refrain konnte sie schon Mitsummen. Der Takt des Liedes brachte sie zum Wippen. Dabei beobachtete sie nicht nur die Natur um sie herum, sondern träumte vor sich hin. Das machte sie immer, wenn ihr ein Lied gefiel.
Sie stellte sich vor, eine Fee zu sein, mit durchsichtigen Flügeln auf dem Rücken, auf einem Pferd durch die Wälder zu streifen, Einhörnern zu begegnen, Zwergen freundlich zuzulächeln und mit Glühwürmchen zu tanzen. Mit ihren Händen konnte sie magische Lichter erzeugen. Sie funkelten hinauf zu den Sternen.
Auch jetzt träumte sie vor sich hin, den Blick noch immer nach draußen zu den Bergen. Wahrscheinlich gibt es dort sogar interessante und geheimnisvolle Höhlen! Welch Abenteuer wohl dort auf sie warten würden!
Plötzlich ertönte ein lauter Knall und es wurde schlagartig dunkel vor ihren Augen und ein lautes und langes Klingeln rauschte in ihren Ohren. Dann verlor Hannah das Bewusstsein.
Als sich leise Stimmen in ihren Kopf eindrangen, kehrte Hannah langsam in die Realität zurück. Doch noch immer war alles um sie Schwarz.
„Was ist passiert?“, fragte sie ins Nichts.
Doch die Stimmen drangen nur dumpf in ihren Kopf. Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie wirklich etwas gesagt, oder es nur gedacht hatte. Alles um sie herum war wie in einer Traumwelt.
Von Zeit zu Zeit wurden die Stimmen deutlicher und ihre Sicht klarer. Das Schwarz vor ihren Augen verschwamm zu einem unscharfen Bild. Helles Licht drang von einer Seite zu ihr, sie schien in einem Raum zu sein. Doch eindeutig konnte sie das nicht erkennen. So konzentrierte sie sich auf die Stimmen.
„Was werden wir mit ihr machen? Wir können Sie nicht ewig hier behalten“, fragte eine weibliche Stimme.
„Aber sie hat keine Familie mehr. Die einzigen, die noch existierten, sind ums Leben gekommen. Wir werden sie in ein Waisenhaus bringen müssen. Uns bleibt wohl keine andere Wahl“, erklärte eine männliche Stimme.
Ins Waisenhaus? Ums Leben gekommen? Wer? Von wem reden die?, fragte sich Hannah in Gedanken.
Langsam öffnete Hannah ihre Augen und erblickte das helle Licht, welches sie schon zuvor erahnen konnte, neben sich. Es war die Sonne, die zum Fenster hineinschien.
„Wo… bin… ich…?“, fragte Hannah mit zittriger Stimme. Es schien ihr, als hätte sie lange Zeit schon nicht mehr gesprochen.
„Keine Sorge. Du bist im Krankenhaus. Ruhe dich noch ein wenig aus, dir geht es bestimmt bald besser“, erklärte die weibliche Stimme. Hannah blickte in die Richtung, wo sie die Frau vermutete und sah, dass sie dunkelbraunes langes Haar hatte, das zu einem Zopf gebunden war, eine Brille trug und einen weißen Kittel.
„Ich bin im Krankenhaus?“, fragte Hannah unsicher. „Wo sind Mama und Papa…?“
Vorsichtig versuchte Hannah sich aufzusetzen, doch es fiel ihr schwer. Die Schmerzen an ihren Armen und Beinen waren so stark, dass ihr ein paar Tränen über die Wange hinab rannen. So legte sie sich wieder hin und wartete auf die Antwort der Schwester, die ihr beim Hinlegen half.
Es war ein Moment der Stille, indem die Schwester den Arzt ansah und auf seine Reaktion wartete.
„Wo sind meine Eltern?“, wiederholte Hannah.
Der Arzt übernahm das Wort, als die Schwester immer noch nichts zu sagen wusste.
„Deine Eltern sind… sie sind… Sie leben nicht mehr“, stotterte der Arzt, der selbst nicht so recht wusste, wie er einer Achtjährigen das erklären soll.
„Mama und Papa sind tot?“, weinend schaute Hannah auf. Tränen füllten ihre kleinen Augen und ließen die Umgebung wieder verschwommener erscheinen. „Das kann nicht sein! Wieso?“, fragte sie erneut.
„Es tut mir leid, Hannah, wir haben alles versucht, aber wir konnten ihnen einfach nicht mehr helfen“, versuchte die Schwester Hannah zu beruhigen und setzte sich zu ihr ans Bett.
„Schwester Karin wird bei dir bleiben, sie passt auf dich auf“, versicherte der Arzt und nahm Hannah in die Arme. „Es wird alles wieder gut.“ Er strich ihr dabei über den Kopf und verließ kurz darauf das Zimmer.
Hannah begann zu weinen, fassungslos, dass ihre Eltern nicht mehr leben sollten. Wie konnte das sein? Was ist nur geschehen? Wo sollte sie jetzt hin? Sie kannte doch sonst niemanden, zu dem sie gehen konnte, bei denen sie leben könnte. Muss sie nun wirklich in ein Waisenhaus, wie der Arzt es zur Schwester sagte?
„Es wird alles gut“, tröstete auch Schwester Karin. „Schlaf noch ein bisschen und ruhe dich aus. Ich bin im Nebenzimmer. Wenn etwas ist, kannst du mich rufen. Nutze dazu diese Fernbedienung. Wenn du den roten Knopf drückst, komme ich zu dir. Du wirst noch ein paar Tage hier bleiben.“
Schwester Karin hielt Hannah an der Hand und Hannah zog sie an sich. Dann hängte sich Hannah um Karins Hals.
„Bitte bleib noch ein bisschen. Ich will jetzt noch nicht alleine sein!“ Also blieb Schwester Karin.
Nach einer Weile schlief Hannah unter den vielen vergossenen Tränen ein.