Hauptsache eine saubere Leiche (eBook) - Tatjana Kruse - E-Book

Hauptsache eine saubere Leiche (eBook) E-Book

Tatjana Kruse

5,0

Beschreibung

Von wegen idyllische Provinz! Wie Hauptkommissarin Gesine Bauer feststellt, gibt es in Schwäbisch Hall noch viel mehr zu entdecken als die historische Altstadt mit ihren malerischen Fachwerkhäusern oder das Geheimnis der Bausparverträge. Denn in der süddeutschen Kleinstadt liegt nicht nur der Hund begraben, sondern auch erstaunlich viele unfreiwillig aus dem Leben Geschiedene. Ehe sie sich's versieht, gerät Gesine in allerlei Mordsgeschichten und ein turbulentes Liebesabenteuer … Schräg, komisch und flott geschrieben: eine Krimikomödie, die einfach Spaß macht!

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Seitenzahl: 74

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Wendolin67

Man kann sich nicht von der Lektüre losreißen

Wie immer sehr kurzweilig und dem Humor von Tatjana Kruse😯👍
00



 

 

 

 

Tatjana Kruse

 

Hauptsache, eine saubere Leiche

 

 

 

ars vivendi

 

 

Vollständige eBook-Ausgabe der im ars vivendi verlag erschienenen Originalausgabe (Erste Auflage Mai 2014)

 

© 2014 by ars vivendi verlag

GmbH & Co. KG, Cadolzburg

Alle Rechte vorbehalten

www.arsvivendi.com

 

Lektorat: Stephan Naguschewski

Datenkonvertierung eBook: ars vivendi verlag

 

eISBN 978-3-7472-0002-5

 

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

 

1

Ein Baum ist ein Gegenstand, der jahrelang am selben Fleck steht, bis er sich urplötzlich einem Autofahrer in den Weg stellt.

Was heißt »stellt« – wirft!

Das musste Rüdiger Schmälzle am frühen Morgen des 17. September auf der Bundesstraße 14 zwischen Michelfeld und Mainhardt schmerzhaft am eigenen Leib erfahren. Der Schmerz währte glücklicherweise nicht lange, Rüdiger Schmälzle verstarb noch am Unfallort.

Auch der Baum musste gefällt werden.

Was das alles mit der Toten auf dem Schwäbisch Haller Einkorn zu tun hatte, erfuhr man erst später.

 

2

Glück ist etwas, das man zum ersten Mal wahrnimmt, wenn es sich mit großem Getöse verabschiedet. So wie bei Hauptkommissarin Gesine Bauer.

Sie fand sich unversehens als Hauptdarstellerin in einer griechischen Tragödie wieder.

Mann weg – natürlich mit einer Strähnchenblondine, dem Geschenk der chemischen Industrie an die Männer. Und Pop-up-Brüsten, dem Geschenk der plastischen Chirurgie an die Männer.

Als sie offiziell Unterhalt einklagen wollte, tauchte er spurlos ab. Ohne die Strähnchenblondine – deren Plastik-Doppel-D-Brüste taugten nicht zum Abtauchen, sondern schwammen konsequent oben.

Wohnung weg – wegen Eigenbedarfs gekündigt. Und das alles binnen eines Monats.

Was hielt sie da noch in Hamburg? Sie beantragte Versetzung. In ein anderes Bundesland. Vorzugsweise in die Provinz. Wohin, war ihr egal.

Es wurde Schwäbisch Hall.

Schwäbisch Hall – die alte Salzsiederstadt, die sich in einer markanten Schleife des Kochers an die Hänge schmiegte und knapp vierzigtausend Menschen eine Heimat bot. Davon noch bis vor Kurzem auch drei Mann von der Mordkommission, bis eine verhängnisvolle Geiselnahme völlig unvorhersehbar und tragisch aus dem Ruder lief. Das Kommissariat Schwäbisch Hall musste so gut wie neu besetzt werden. Gesine wurde stellvertretende Kommissariatsleiterin.

Sie fand eine möblierte Einzimmerwohnung in einem Einfamilienhaus in der Kreuzäckersiedlung, in Spuckweite zum Hauptsitz der Bausparkasse Schwäbisch Hall und in Laufweite zum Kommissariat. Ihre Vermieterin – ein Fräulein Denz, Betonung auf Fräulein, war über neunzig, aber noch fit wie eine Birkenstock-Sandale. Jeden Morgen weckte sie Gesine mit einer Tasse frisch gebrühtem Assam-Tee. Manchmal vergaß sie, den Teebeutel in die Tasse mit dem heißen Wasser zu hängen, aber es war die Geste, die zählte.

Die Schicksalsgöttinnen wollten wohl ihre vorherigen Patzer in Gesines Leben wiedergutmachen und sahen von weiteren Tötungsdelikten in der Region Schwäbisch Hall-Hohenlohe ab. So wurde Gesines Funktionszeit in den Diensträumen nie überschritten, und sie hatte ein paar ruhige Tage zum Eingewöhnen.

Bei ihrem ersten ausgedehnten Spaziergang durch Schwäbisch Hall entdeckte sie romantisch verwinkelte, mittelalterliche Gassen, die ausladende Freitreppe der St. Michaelskirche, auf der schon die ersten Proben für die sommerlichen Freilichtspiele stattfanden, und die spektakuläre Kunsthalle Würth, in der gerade englische Skulpturen des zwanzigsten Jahrhunderts gezeigt wurden. Einige Henry-Moore-Plastiken waren auf die ganze Stadt verteilt, als Appetizer, um die Touristen anzulocken.

Sie genoss den Postkartenblick auf die Altstadt von der Terrasse des Sudhauses und die vorsommerlich erblühten Ackeranlagen mit dem Anlagencafé, in dem sie stundenlang sitzen und der Fontäne zusehen konnte, und kämpfte sich bei gefühlten dreißig Grad im Schatten die Bildersteige zur Comburg hoch, einem ehemaligen Kloster auf einer erstaunlich steilen Erhebung in der Haller Vorstadt Steinbach.

Ja, sie fühlte sich wohl im idyllischen Schwäbisch Hall.

An ihrem nächsten freien Tag schlenderte sie durch das Hällisch-Fränkische Museum, das im ehemaligen Adelswohnturm Keckenburg auf acht Stockwerke verteilt war, weil sie Museen aller Art liebte. Bestimmt hätte sie anschließend das Freilandmuseum Wackershofen aufgesucht, aber da meldete sich ihr Handy.

»Grüß Gott, Chefin.« Ihr Assistent.

An diesen typisch schwäbischen Gruß würde sie sich nie gewöhnen können. Wenn ihr einer mit »Grüß Gott« kam, war sie immer sehr versucht, mit »Ich grüße ihn gern, wenn ich ihn treffe« zu antworten, aber seit ihr einmal einer daraufhin am Telefon »Werden Sie sich noch wundern!« entgegengeblafft und einfach aufgelegt hatte, hielt sie sich zurück. When in Rome, do as the Romans do.

»Was gibt’s?«, fragte sie daher nur grußlos.

»Eine Tote auf dem Einkorn, Chefin.«

Der Einkorn, das war der Schwäbisch Haller Hausberg vor den Toren des Stadtteils Hessental. Das hatte sie in der Broschüre Mein Hall gelesen. Die Bekanntschaft mit dem Hausberg war bislang noch ausgestanden, aber das würde sich nun ja ändern.

»Bin schon unterwegs«, sagte sie. Sie hörte ihren Assistenten noch auf schwäbisch »Ade, Che …« rufen, aber da klappte sie auch schon ihr altmodisches Motorola-Handy zu und schnitt ihm somit das Wort ab.

Gesine Bauers Assistent war zwar kein Haller, lebte aber schon länger im Hohenlohischen und war extra abgestellt, um ihr die Einarbeitung zu erleichtern. Wie der Zufall es wollte, hieß er ebenfalls Bauer und wurde kurzerhand in »Bauer zwo« umbenannt. Er trug einen buschigen Schnauzer, der enorm an eine Gartenhecke erinnerte, und ausnahmslos immer seine lila Motorradlederkluft, unter der sich zweifelsohne schon ein eigenes Bioklima entwickelt hatte. Wenn sie in den wenigen Tagen ihrer Zusammenarbeit etwas gelernt hatte, dann das: Bauer zwo war keine Intelligenzbestie.

Die Potenz von Bauer zwo konnte man hören, es war ein überdimensioniertes BMW-Motorrad. An diesem Tag war Gesine froh über sein lautstarkes Teil: Er überholte sie auf dem Weg zum Tatort, den sie mit ihrem Stadtplan – einem Stück Papier, das ihr nur half, sich besser zu verirren – nie gefunden hätte.

Gemeinsam trafen sie an der Grillstelle auf dem Einkorn ein. Das Feuer war allmählich am Verglimmen, es roch aber noch beißend nach Rauch, und es qualmte.

Aus den Qualmschwaden trat ihr ein Mann entgegen. Es wirkte zeitlupig. Er trug definitiv Jeans und Cowboystiefel. Für den Hollywood-Effekt fehlte jetzt nur noch die Ennio-Morricone-Musik.

»Frau Bauer?« Nicht John Wayne, sondern der hagere Gerichtsmediziner des Landkreises stand schließlich vor ihr und nickte ihr freundlich zu. »Doktor Sczerpansky. Schön, Sie endlich kennenzulernen.« Er trug seine schulterlangen, grauen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sein Haaransatz war weit in den Nacken gerutscht, als ob das Gewicht des Pferdeschwanzes ihn unerbittlich nach hinten zog.

»Dito«, sagte Gesine, die keine Frau vieler Worte war. »Und?«

Sczerpansky sprach mit rauer Revolverheldenstimme. Es hätte Gesine kein bisschen gewundert, wenn er sich mit der Hand im Einmalhandschuh beim Sprechen im Schritt der Jeans gekratzt hätte. »Der Tod trat unmittelbar ein. Herzdurchschuss. Die Waffe wurde noch nicht gefunden, aber ich tippe auf eine Neun-Millimeter-Kugel.«

»Zeugen?«

Ein bulliger Streifenbeamter, der ihr irgendwann schon vorgestellt worden war, dessen Namen sie jedoch vergessen hatte, trat wie aus dem Nichts auf sie zu. Sie musste erst noch lernen, die kernig-kantigen Eingeboren­en von hiesigen Bäumen zu unterscheiden. Der Beamte sprach laut, sehr laut. Zweifelsohne hörte man ihn bis in die nächste Kreisstadt – also zumindest bis nach Öhringen, wenn nicht gar bis Heilbronn.

»Es hat einen Streit gegeben. Die Tote … äh … also, als sie noch lebte … also … das Opfer wollte mit ihrem Lebensgefährten grillen, als plötzlich und uneingeladen ihr Exmann auftauchte. Es gab eine hässliche Szene. Die Frau versuchte zu schlichten, aber schlagartig fiel sie um und blieb liegen. Erst dachten wohl alle an eine Ohnmacht, alternativ an einen Herzinfarkt – der soll ja auch jüngere Frauen immer häufiger treffen. Aber dann entdeckten sie das Blut. Das sagen zumindest die Familien Lämmle und Arslan, die zeitgleich zum Grillen auf dem Einkorn waren. Da war der Streit aber schon in vollem Gange.«

Der Streifenbeamte nickte in Richtung einer Menschenmenge aus strohblonden und kohlschwarzen Köpfen. Wenn das nur zwei Familien waren und nicht die Gesamteinwohnerschaft des Haller Vororts Hessental, dann sprach das sehr für die Fruchtbarkeit der Menschen in dieser Region. Die Familien waren durch das Verbrechen augenscheinlich zusammengeschweißt worden und diskutierten jetzt wild gestikulierend darüber, was sie der BILD beziehungsweise RTL Explosiv erzählen wollten und wie viel Geld sie für ihren Exklusivbericht wohl bekommen könnten.

Zeugen immer trennen, hätte Gesine Bauer am liebsten tadelnd vermerkt – wenn sie erst mal miteinander ­gequatscht haben, sind ihre Aussagen nur noch Müll. Aber sie hielt die Klappe. Es war ihr erster Mord mit diesem Team, und der Kollege von der Streife und sein Partner hatten immerhin den Tatort gut gesichert.

Bauer zwo stürmte auf sie zu. Sein Buschheckenschnauzer vibrierte. »Ich habe beide Verdächtigen in vorläufigen Gewahrsam nehmen lassen«, strahlte er sie an.

»Warum?« Gesine hob eine Augenbraue.

Bauer zwo stockte. Sein Eifer bestand leider nur zu einem Viertel aus Fleiß, dafür zu drei Vierteln aus unüberlegtem Aktionismus. »Wie, warum?«