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»Er glaubt, ich wäre seine Rettung. Aber ich werde sein Untergang sein.«
In dem von Dämonen bedrohten Königreich Lethia hält sich Gestaltwandlerin Scarlett mit Diebstählen über Wasser. Als sie bei einem Einbruch in die königlichen Gemächer erwischt wird, scheint ihr Schicksal besiegelt. Doch ausgerechnet in jener Nacht wird die Verlobte des Königs ermordet, und statt Scarlett hinrichten zu lassen, bietet König Ren ihr einen Deal an: Sie darf leben, wenn sie mithilfe ihrer Magie in die Rolle seiner künftigen Ehefrau schlüpft. Während die Dunkelheit über Lethia aufzieht, kommen sich die beiden gefährlich nahe. Doch Ren hütet ein finsteres Geheimnis. Und eine Diebin kann es sich nicht erlauben, ihr Herz zu verlieren ...
Der Auftakt einer dämonisch guten Romantasy-Dilogie – rasant, unheilvoll und absolut atemlos erzählt.
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Seitenzahl: 565
Veröffentlichungsjahr: 2025
In Lethia gibt es drei Gewissheiten.Erstens, Dämonenblut ist der Ursprung allen Übels.Zweitens, Magie ist eine Seuche, die selbst die Stärksten dahinrafft.Und drittens?Diebe verdienen den Tod.
Ausnahmslos alle.
Außer mir.
Julia Pauss lebt in Salzburg und hat dort ihren Bachelor in Anglistik und Germanistik sowie ihren Master in English and the Creative Industries absolviert. Bücher waren schon immer ihre große Leidenschaft, und ein Leben ohne Geschichten kann sie sich nicht vorstellen. Wenn sie nicht gerade an einer neuen Idee tüftelt, hat sie es sich wahrscheinlich irgendwo mit einem guten Buch gemütlich gemacht, träumt von fantastischen Welten oder berichtet auf ihrem Instagram-Kanal @julesschreibt über ihr Autorinnenleben.
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Julia Pauss
Heart of the Damned – Ihr Versprechen ist sein Untergang
Roman
Cover
Titel
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Titelinformationen
Informationen zum Buch
Newsletter
Widmung
Warnung
1: SCAR
2: REN
3: SCAR
4: REN
5: SCAR
6: REN
7: SCAR
8: SCAR
9: REN
10: SCAR
11: REN
12: SCAR
13: SCAR
14: SCAR
15: SCAR
16: SCAR
17: SCAR
18: SCAR
19: SCAR
20: SCAR
21: SCAR
22: SCAR
23: SCAR
24: REN
25: SCAR
26: SCAR
27: SCAR
28: SCAR
29: SCAR
30: SCAR
31: REN
32: REN
33: REN
34: REN
35: SCAR
36: SCAR
37: SCAR
38: REN
39: REN
40: REN
41: SCAR
42: SCAR
43: SCAR
44: REN
45: SCAR
46: SCAR
47: SCAR
48: SCAR
49: SCAR
50: SCAR
51: SCAR
52: SCAR
53: REN
54: SCAR
55: SCAR
56: SCAR
57: SCAR
58: SCAR
59: SCAR
60: REN
61: SCAR
62: REN
63: REN
64: SCAR
Danksagung
Content Note
Impressum
Für die sechzehnjährige Jules. Look how far we’ve come.
Das Königreich Lethia ist ein Ort voller Blut, Gewalt, und grausamer Dämonen. Wenn du dir nicht sicher bist, ob du dich auf diese Reise begeben solltest, findest du hinten im Buch eine Liste mit potenziell triggernden Inhalten. Aber Achtung! Diese kann Spoiler für die gesamte Geschichte enthalten. Ob du sie lesen willst, oder dich direkt ins Abenteuer stürzt, ist dir selbst überlassen.
Deine Julia
1
Ich kann dem Tod nicht ewig entkommen.
Aber heute?
Heute bin ich schneller als das Schicksal.
Das blasse Mondlicht wirft lange Schatten über den Schlosshof. Ich bevorzuge dunklere Nächte, aber wenn es sein muss, kann ich auch unter diesen Umständen arbeiten. Ein eisiger Windstoß lässt meine rabenschwarzen Haare tanzen.
Ich werde heute nicht sterben.
Egal, was sie behaupten.
In Lethia gibt es drei Gewissheiten:
Erstens, Dämonenblut ist der Ursprung allen Übels.
Zweitens, Magie ist eine Seuche, die selbst die Stärksten dahinrafft.
Und drittens?
Diebe verdienen den Tod.
Früher oder später ereilt jeden von ihnen dasselbe Schicksal; am Galgen auf dem Schlosshof baumelnd sind sie eine perfide Warnung an alle, die auch nur daran denken, sich an den Goldvorräten des Königs zu bedienen.
Sei schlau, scheinen die Toten mit ihren leeren Augen und halb offenen Mündern zu rufen. Dreh um und lauf, sonst endest du wie wir.
Und es ist wahr, irgendwann gehen alle Diebe dem Schlächter von Lethia in die Falle.
Alle außer mir.
Ich fürchte weder König Laurentius Highcross von Lethia noch die Dämonen von Tenebria, die im Norden hinter unseren felsigen Landesgrenzen lauern.
Schwungvoll hole ich aus, und mit einem leisen Surren fliegt der Greifhaken über die Schlossmauer. Ein guter Wurf – die stählernen Verstrebungen finden mühelos zwischen den brüchigen Steinen Halt. Ich ziehe das Seil stramm, teste einmal, zweimal, dreimal, und als ich mir sicher bin, dass es mein Gewicht tragen kann, ziehe ich mich nach oben.
Es ist eine meiner leichtesten Übungen: Mit ein paar gekonnten Handgriffen habe ich die Zinnen der Stadtmauer erreicht. Ich bekomme die Kante zu fassen, ziehe mich hinüber und lande lautlos im Wehrgang des innersten Rings.
Lethia ist die Stadt der Mauern. Insgesamt gibt es sieben Ringe, die die Dämonen fernhalten sollen. Im Zentrum all dessen steht das Königsschloss, ein Ungetüm aus Stein und Stahl, das der Schlächter von Lethia sein Zuhause nennt.
Wenn ich hier drin geschnappt werde, ist der Tod noch die gnädigste Strafe.
In der Dunkelheit verraten sich die königlichen Wachen mit ihren golden leuchtenden Laternen. Das hier ist ein Spiel – ich muss nur den richtigen Moment abpassen, darauf warten, dass die Soldaten mir den Rücken zukehren, und ich habe freie Bahn.
Mein Ziel ist von hier aus gut zu erkennen: Ein kleines, vergittertes Fenster über den Stallungen, das direkt in den Küchentrakt führt.
Ehe der Wächter auf seiner Route kehrtmacht und zurück in meine Richtung läuft, eile ich einige Meter den Wehrgang entlang, quetsche mich zwischen den Zinnen hindurch und springe.
Lautlos lande ich auf dem Stalldach. Nach wenigen Schritten habe ich das Fenster erreicht, lege die Hände um das Gitter und ziehe.
Es bewegt sich, und ich beiße mir auf die Unterlippe, um keinen Laut zu machen, während ich das Stahlgeflecht aus den Angeln hebe und vorsichtig zu meinen Füßen gegen die Hauswand lehne.
Ich schiebe mich durch die Öffnung und lande auf dem Boden eines abgedunkelten Vorratsraums. Mit routinierten Handgriffen taste ich unter dem nachtschwarzen Umhang nach meinem Gürtel. Es ist alles da, wo es hingehört: Die drei Dolche, der Schlüsselbund voller Dietriche, der zweite Greifhaken und das kleine Fuchs-Amulett, das mir zwar nicht weiterhilft, aber von dem ich mich keinesfalls trennen kann. Ein winziger, sentimentaler Teil von mir bildet sich ein, dass es mir Glück bringt – und Glück kann ich gut gebrauchen.
Selbst in meiner Zunft trauen sich die wenigsten auch nur in die Nähe des Königsschlosses, und die, die es tun, leben meist nicht lang genug, um davon zu berichten.
Schon gar nicht, wenn ihr Ziel ein magisches Artefakt ist.
Nein, kaum ein Dieb in Lethia wagt sich in die Nähe der verdorbenen Magie – und gerade deshalb zahlen meine Käufer mir einen so hohen Preis dafür, vor allem jetzt.
Kurz vor der königlichen Hochzeit stehen verfluchte dämonische Artefakte auf dem Schwarzmarkt hoch im Kurs. Ein gutes Geschäft reicht, und ich kann mich monatelang auf die faule Haut legen. Das lasse ich mir nicht entgehen.
Ich husche aus dem Raum, schließe leise die Tür hinter mir und finde mich in einem schwach beleuchteten Gang wieder. Die Wände sind klamm und die Fenster kaum mehr als schmale Scharten, wohl für den Fall, dass der Feind es eines Tages doch durch die äußersten Ringe schafft. Ein paar schlichte Holztüren führen in Lagerräume und Bedienstetenzimmer, aber nichts davon ist für mich von Belang.
Ich kenne meinen Weg.
Es ist das fünfte Mal, dass ich hier bin, und inzwischen habe ich herausgefunden, wie ich ungesehen durchs Schloss komme. Die vom König konfiszierten Artefakte werden im Reliquiarium aufbewahrt, einem gut geschützten Raum im Südflügel des Schlosses. Und um dorthin zu gelangen, muss ich …
»Junge Dame?«
Eine tiefe Stimme ertönt hinter mir, und ich zucke zusammen. Sofort befiehlt mir jede Faser meines Körpers zu rennen – und genau das wäre der größte Fehler.
Ich ziehe den Umhang fester um mich und schließe die Augen, als die Magie in mir erwacht. Ein Vibrieren geht durch meine Glieder, und Wärme erfüllt mich bis in die Fingerspitzen.
Magie ist verboten.
Magie ist verflucht.
Doch ich fürchte weder den Tod noch die Dämonen, denn ich bin ein Niemand; ein Schatten in der Nacht, ein Wispern im Wind, der flüchtige Albtraum, den man nach dem Aufwachen sofort wieder vergisst.
Ich habe keinen Namen und kein Gesicht.
Oder eher: Ich habe tausend Gesichter.
Und deshalb werden sie mich niemals erwischen.
Ich drehe mich um – und statt meiner pechschwarzen Haare fallen mir rotblonde Locken ins Gesicht. Meine vollen Lippen haben ein gesundes Rosa angenommen, und die tiefe Narbe, die sich für gewöhnlich vom Scheitel bis zum Kinn über meine rechte Gesichtshälfte zieht, ist glatter, rosiger Haut gewichen.
»Ach.« Die Miene des Wächters erhellt sich, als er in das vertraute Gesicht der jungen Magd blickt – mein Gesicht. Er muss etwa Ende dreißig sein und hat einen akkurat getrimmten Bart. »Du bist es, Tanith.«
»Guten Abend.« Ich kenne seinen Namen nicht, also beschränke ich mich auf ein knappes Nicken.
»Was machst du um diese Uhrzeit noch hier?«
Das sanfte Lächeln auf meinen Lippen kostet mich Überwindung, aber es scheint zu funktionieren, denn er sieht mich mitleidig an. »Musst du so spät noch schuften?«
»Wie immer.« Meine Antworten sind knapp. Diplomatisch. Ich darf mich in kein Gespräch verwickeln lassen, in dem ich mich verraten könnte. »Entschuldigt mich, ich werde erwartet.«
»Ach?« Er legt den Kopf schief. »Und wo?«
»Im Reliquiarium.« Es ist die falsche Antwort – ich kann es in seinem angewiderten Gesicht lesen. Als würde ihm der bloße Gedanke an die dämonischen Artefakte Unwohlsein bereiten.
»Ein Mädchen wie du sollte nicht mal in die Nähe dieses Orts müssen«, presst er hervor.
Ich winke ab. »Es sind nur Gegenstände.«
»Magie ist Magie.« Er rümpft die Nase. »Soll ich dich begleiten?«
Du sollst dich verpissen.
»Das ist nicht nötig.«
»Ich bestehe darauf.«
Tanith ist bestimmt fünfzehn Jahre jünger als er, und es gefällt mir nicht, wie er sie ansieht – selbst wenn das hier nicht ihr echter Körper ist.
»Danke, aber das ist wirklich nicht nötig.«
Ehe er etwas erwidern kann, wende ich mich ab – zu hastig, denn mein schwarzer Umhang verrutscht. Es ist nur ein winziger Augenblick, der Bruchteil einer Sekunde, doch er hat genug gesehen.
»Was hast du da an deinem Gürtel?«
Hastig beschleunige ich meine Schritte.
»Tanith, warte!«
Manche sagen, ich hätte kein Herz, aber sie liegen falsch. Als ich den Korridor verlasse, in ein enges Treppenhaus abbiege und eine Wendeltreppe hinaufeile, hämmert mir mein Puls panisch gegen die Schläfen.
Die dünnen Sohlen meiner Stiefel schlucken meine Schritte, und doch bin ich mir jedes Atemzugs, jedes Staubkorns unter meinen Füßen bewusst.
Gerade als ich denke, ich hätte ihn abgehängt, ertönt die Stimme des Wächters erneut.
»Tanith?«
Verfluchter Krötendreck.
»Tanith, warte.«
Ich bewege mich schneller.
»Sofort stehen bleiben!«
Am Ende der Treppe ist eine Tür, und ich schicke ein Stoßgebet an die Göttin der Nacht, bevor ich die Schulter dagegen drücke. Meine Schutzpatronin scheint mich zu erhören, denn die Tür gibt nach, und ich schlüpfe in den Gang dahinter.
Leider ist mein Verfolger ziemlich beharrlich. »Warte!«, donnert er hinter mir. Inzwischen klingt seine Stimme gar nicht mehr freundlich.
Den Gefallen kann ich ihm leider nicht tun. Ohne mich noch einmal umzusehen, laufe ich los.
»Stehen bleiben!«
Adrenalin flutet meinen Körper – heiß wie Feuer, kalt wie Eis. In diesem Teil des Schlosses bin ich noch nie gewesen, jetzt darf mir kein Fehler mehr passieren.
Aus einem Gang zu meiner Linken ertönt aufgeregtes Stimmengewirr. Mehr Rufe. Mehr Schritte.
Hinter mir werden Fackeln entzündet, und Schatten tanzen über die steinernen Wände.
Ich werde heute nicht sterben.
Der Korridor endet in einer weiteren Treppe, doch dieses Mal führen die Stufen nach links. Ich muss mich auf dem Weg in den Westflügel befinden, und das ist nicht gut, denn je näher ich den Gemächern des Königs komme, desto stärker bewacht sind die Korridore, besonders so kurz vor der königlichen Hochzeit.
Schwer atmend biege ich in den nächstbesten Gang ab – und halte inne.
Drei Wachen sehen mir mit fragendem Blick entgegen.
Als sich ihre Überraschung langsam in Alarmbereitschaft wandelt, habe ich ihnen bereits wieder den Rücken zugewandt. In Ermangelung anderer Alternativen sprinte ich die Treppe hinauf, während unter mir das Trommeln der Schritte meiner Verfolger anschwillt.
Die Uhr tickt.
Aber so leicht gebe ich nicht auf. Nein, so einfach lasse ich mich nicht unterkriegen.
Ich werde heute nicht sterben.
Als ich das Ende der Treppe erreiche, halte ich kurz inne und sehe mich um. Ich bin erneut in einem langen Korridor gelandet. Mannshohe Fenster zeigen zur Innenseite des Schlosshofs, doch sie sind mit schweren Eisengittern verriegelt. Gegenüber säumen verschlossene Türen den Gang, und am Ende befindet sich die marmorne Statue einer kurvigen Frau mit gespreizten Flügeln und langem Haar, das sich wie ein Kleid um ihren steinernen Körper schmiegt.
Die Göttin der Morgenröte, Schutzpatronin von Lethia und Herrscherin über Liebe, Wissen und Frieden. Für mich ist sie allerdings ein schlechtes Omen, denn hier gibt es kein Entkommen.
Ich bin in eine Sackgasse gelaufen.
Verflucht.
Ich schnappe nach Luft. Hinter mir nähern sich Schritte, und abgehackte Rufe hallen durchs Treppenhaus. Offenbar wissen sie nicht weiter.
Zumindest vorübergehend.
Ich darf keine Zeit verlieren.
Atemlos erreiche ich die erste Tür und zerre daran, doch sie ist verschlossen. Auch bei der nächsten habe ich keinen Erfolg.
Langsam gehen mir die verdammten Optionen aus.
»Da oben!«, ruft einer. »Ich glaube, sie ist nach oben gelaufen!«
»Vorsicht«, antwortet ein anderer. »Sie ist bewaffnet.«
Mit einem kalten Klirren werden Schwerter aus ihren Scheiden gezogen.
Ich brauche eine göttinnenverdammte Lösung – und zwar jetzt.
Leider hat das Glück mich verlassen. Jede Tür, an der ich ziehe, ist verriegelt, und es kommt weder ein Gang noch eine weitere Treppe in Sicht.
»Guck nicht so«, fauche ich tonlos, als ich unter dem sanften Blick der Göttinnenstatue vorbeihusche. Ich habe noch nie zu ihr gebetet, aber es gibt für alles ein erstes Mal. »Hilf mir lieber.«
Wenn ich ihnen nicht entkommen kann, muss ich mich eben verstecken. Die dunkle Magie in meinen Adern erlaubt es mir, mein Gesicht und meine Haare zu verändern, Körper und Kleider lassen sich hingegen nicht beeinflussen. Was ich allerdings kann, ist improvisieren.
Ich habe keine Ahnung, ob es funktioniert, aber ich nehme das Risiko in Kauf, wenn es bedeutet, dass ich nicht in den Händen des Schlächters sterbe.
Die Schritte werden lauter.
Ich springe auf den Sockel der Statue und versuche, mich an ihren Flügeln hochzuziehen. Sie sind gerade groß genug, als dass ich mich dahinter verstecken könnte, wenn ich mich zusammenkauere – doch der Stein ist glatt, und ich rutsche ab.
Mit einem leisen Japsen versuche ich, das Gleichgewicht zu halten, aber es ist zu spät. Die Schwerkraft zieht mich gierig in ihre Arme.
Im letzten Moment kann ich den Fall abfangen, doch meine Schulter stößt grob gegen den Sockel, und ein dumpfer Schmerz echot durch meinen Körper.
Nutzlose Göttin, fluche ich in Gedanken.
Ich werde heute nicht sterben, verdammt!
Am Ende des Gangs platzen die Wächter in den Korridor, und ich schließe die Augen.
Ich werde heute nicht sterben.
Und vielleicht erhört mich die Göttin der Morgenröte tatsächlich, denn gerade als das letzte Licht der Hoffnung in mir zu schwinden droht, schlage ich die Augen auf – und starre geradewegs auf einen Riss im Marmorsockel.
Nein, es ist kein Riss; es ist ein Spalt.
Ich folge ihm mit den Fingern, bis ich eine kleine Einkerbung ertaste.
Mir stockt der Atem.
Die Soldaten haben den Treppenabsatz erreicht, und ich drücke.
Für die Dauer eines furchterregenden Herzschlags befürchte ich, ich hätte mich geirrt – doch dann gibt die versteckte Tür im Marmor nach, und als die ersten Wachen nur wenige Herzschläge später auf die Statue zusprinten, bin ich bereits in den engen Geheimgang verschwunden.
2
Unter den Blicken meiner Berater wird jeder Atemzug zur Qual.
Wie angewurzelt stehe ich inmitten meiner Gemächer, umgeben von riesigen Wandteppichen, prächtigen Fresken und schweren Vorhängen. Bei Tag verwandelt die bunte Fensterfront das Sonnenlicht in ein farbenfrohes Mosaik auf dem Marmorboden, doch nun ist sie genauso schwarz wie meine Gedanken.
So schwarz wie die Zukunft meines Landes.
»Ren.« Vesper, mein Hofgelehrter, tritt vor. Er wirkt immer leicht besorgt, aber heute ist die schmale Falte zwischen seinen Brauen tiefer als sonst. »Wir finden eine Lösung.«
Er hat nicht einmal den Anstand, überzeugt zu klingen.
Eden Dawncrest ist tot.
Gnadenlos hallen die Worte durch meinen Kopf, fressen sich wie Säure in meinen Verstand.
Eden Dawncrest ist tot.
Und mit ihr die Hoffnung.
«Laurentius.« Mein General Griffin ergreift das Wort. Er trägt das goldene kreuzförmige Wappen meines Hauses auf seinem schwarzen Wams. Darüber stecken verschiedene Abzeichen, die ihn als einen der besten Krieger meines Heers auszeichnen.
Er räuspert sich. »Ich weiß, dass du es nicht hören willst, aber wir sollten einen Boten ins Königreich Linden schicken und Jacek Dawncrest so schnell wie möglich in Kenntnis setzen. Er muss umgehend vom Tod seiner Tochter erfahren, und zwar von dir, bevor er es auf anderen Wegen zugetragen bekommt und zum Vergeltungsschlag ausholt.«
Wie eine eiserne Klaue schließt sich die Gewissheit um mein Herz.
Wir sind erledigt.
»Ich bin dagegen«, erwidert Vesper. Der Tag, an dem er und Griffin einer Meinung sind, muss erst noch kommen.
»Und mit welcher Begründung?« Griffin verschränkt die Arme vor der breiten Brust. Auch optisch ist er das Gegenteil von Vesper, ein Berg aus stählernen Muskeln und scharfen Kanten. Seine Haare sind kurz geschoren, sein Kinn glatt rasiert, und seine olivfarbene Haut ist von der Sonne gebräunt. Während Vespers Augen von den schlaflosen Nächten in der Bibliothek müde geworden sind, könnte Griffin eine Taube vom höchsten Turm des Schlosses schießen – beim ersten Versuch.
»Wir sollten nichts überstürzen«, ergreift Vesper erneut das Wort. »Lord Dawncrest ist nicht gerade ein versöhnlicher Mann. Wir müssen es ihm schonend beibringen, um eine Eskalation zu verhindern.«
Griffin schnaubt. »Oh, danke Ves, wie wäre ich da nur ohne dich drauf gekommen? Sei so gut und sag mir, wie wir ihm leicht verdaulich vermitteln, dass seine geliebte Tochter von Dämonen in Stücke gerissen wurde?« Seine jadegrünen Augen funkeln bedrohlich. »Wie bringen wir ihm schonend bei, dass nicht einmal ihre Mutter das, was von ihr übrig ist, erkennen würde?«
Galle steigt mir in den Mund. »Griffin, das reicht.«
Beide erstarren und senken dann betroffen die Köpfe. Langsam reibt sich Griffin den Nacken. »Verzeih mir, Ren. Ich sollte nicht so über deine Verlobte sprechen.«
Verlobte.
Das Wort fühlt sich bitter an, zäh und falsch.
Ich habe Eden nicht gekannt. Das letzte Mal habe ich sie vor einem halben Jahr gesehen, und das auch nur kurz an der Seite ihres Vaters. »Hört auf zu streiten und sagt mir lieber, was zum Dämonenfeuer da draußen passiert ist.« Mit steifen Schritten laufe ich vor der Fensterfront auf und ab.
Es ist meine Schuld.
Ich hätte sie nicht allein reisen lassen dürfen.
»Ren.« Betroffen schüttelt Griffin den Kopf. »Der Weg nach Lethia ist beschwerlich und …«
»Danach habe ich nicht gefragt.«
Er zuckt zusammen, braucht aber nur einen Augenblick, bis er sich wieder gefangen hat. Griffin und Vesper haben meine Wut nicht verdient, doch sie sind längst an meine Ausbrüche gewöhnt. Und das macht alles noch viel schlimmer.
»Es ist nicht deine Schuld«, brummt Vesper.
Ich ignoriere ihn. »Fahr fort, Griffin.«
»Unsere Männer wurden kurz hinter der Grenze zu Linden von einer Gruppe Dämonen überrascht.« Er atmet tief ein.
»Wie kann das sein?« In meinem Kopf herrscht Krieg. »Was haben sie so tief im Land zu suchen?«
Griffin antwortet nicht. Die sieben Ringe von Lethia können die Schattenbrut zwar aus der Stadt und dem Schloss fernhalten, aber die Landstraßen sind lange nicht mehr sicher.
Sie werden stärker.
Breiten sich aus wie eine Krankheit, die sich durch mein Königreich frisst. An ihrer Spitze steht ein Mann: Aurelian Calyx, der dunkle Dämonenfürst, der sich aus den Schatten erhoben hat, um Lethia zu zerstören.
Und ich kann nichts dagegen tun.
Die Hochzeit mit Eden Dawncrest war meine letzte Hoffnung. Um unsere Verteidigung aufrechtzuerhalten, sind wir auf König Jaceks Unterstützung angewiesen. Noch können wir Calyx und seinen Dämonen standhalten, doch sollte Lethia eines Tages fallen, kann nichts die Schattenbrut mehr aufhalten.
»Überlebende?«, frage ich rau.
Griffin zögert. »Es gab zwei. Einer ist auf dem Weg hierher gestorben, die andere ist in Behandlung.« Er presst die Lippen aufeinander, bis alles Blut daraus gewichen ist. »Der Heiler kann eine Infektion nicht ausschließen.«
Kälte greift nach meinem Herz. Wenn das Schicksal gnädig mit ihr ist, wird die Frau ihren Verletzungen erliegen, ehe sich das Schattenblut in ihrem Kreislauf ausgebreitet hat.
Wenn nicht, müssen wir uns um sie kümmern.
Ich atme scharf ein, und die kühle Luft sticht in meiner Lunge. Wenn in Lethia die Sonne untergegangen ist, können selbst die dicken Burgmauern die Kälte nicht mehr aussperren. »Und was ist mit … ihr?«
»Ich habe Edens Körper geborgen und in die Gruft deiner Familie gebracht.« Griffin senkt den Blick. »Niemand hat mich gesehen.«
»Sie ist in der Gruft«, wiederhole ich tonlos.
Griffin nickt. »Zumindest das, was von ihr übrig ist.«
Ein stechender Ton schwillt hinter meinen Schläfen an.
»Wir finden eine Lösung«, wiederholt Vesper.
»Ja.« Griffin presst die Lippen aufeinander. »Am besten, indem wir uns auf einen Angriff vorbereiten. Von beiden Seiten.«
Vesper schüttelt den Kopf. »Lord Dawncrest wird uns wegen eines tragischen Unfalls kaum den Krieg erklären.«
Griffin schnaubt. »Jacek hat der Verbindung nur zugestimmt, weil er sich einen Erben auf dem Highcross-Thron wünscht. Eden war seine einzige Tochter, und sie ist in unserem Territorium gestorben. Er wird uns dafür bluten lassen.«
»Unser Untergang ist längst nicht besiegelt«, entgegnet Vesper und wirft mir einen beinahe flehenden Blick zu. »Jacek Dawncrest ist ein vernünftiger Mann, der …«
»Genug!« Wie ein Schwerthieb schneidet meine Stimme durch den Raum und bringt meine Berater zum Schweigen. »Raus.« Ich atme tief durch und deute zur Tür.
»Ren«, murmelt Griffin. »Lass uns …«
»Raus, habe ich gesagt!«
Stöhnend fährt sich Ves durch die schulterlangen blonden Haare, doch er ist klug genug, mir nicht zu widersprechen.
»Wir warten im Kartenzimmer auf deine Entscheidung«, erklärt Griffin diplomatisch, packt Vesper am Arm und zieht ihn mit sich.
Mit einem dumpfen Knall fällt die Tür hinter ihnen ins Schloss, und der Windstoß lässt eine der Kerzen erlöschen, die auf dem großen Tisch in der Mitte des Raums stehen. Der schwefelige Geruch von Rauch steigt mir in die Nase, und ich wanke an die Wand, um mich festzuhalten.
Die Verbindung mit Eden Dawncrest wäre keine Liebesheirat gewesen. So etwas wie Liebe kann sich ein Mann wie ich nicht leisten. Alles, was ich tue, tue ich für mein Volk; für Lethia.
Und ohne die Unterstützung von Jacek Dawncrest werden wir einen weiteren Dämonenansturm nicht überleben.
Der Schlächter von Lethia, flüstern sie hinter meinem Rücken. Es ist drei Jahre her, seit ich Solanine Avernus, die Königin der Dämonen, getötet habe. Meine Rüstung durchtränkt vom Blut der Schattenbrut, wurde ich bei meiner Rückkehr von einer Welle des Jubels in Empfang genommen.
Schwarzes Blut an meinen Händen und ein Regen aus weißen Blütenblättern über meinem Haupt.
Sie dachten, ich hätte sie befreit, sie dachten, ich wäre ihr Retter, so wie meine Vorfahrin Clémence Highcross, die die Dämonen vor sechs Jahrhunderten hinter das Gebirge zurücktrieb und der Menschheit Frieden schenkte.
Aber ich bin kein Held.
Und mein Sieg hatte einen Preis.
Vor drei Jahren habe ich das Schwert geschwungen, nicht um Blut zu vergießen, sondern um Blutvergießen zu verhindern – und habe mein Land damit verflucht.
Jedes Mal, wenn ich die Augen schließe, sehe ich sie vor mir: ihre bläuliche Haut, die eiskalten Schlangenaugen unter dichten, dunklen Wimpern, das lange, schwarze Haar, so dunkel wie ihr Blut, das an meinem Schwert klebte.
Sie werden kommen, und sie werden meinen Namen auf den Lippen tragen, wenn sie alles und jeden vernichten, der dir jemals etwas bedeutet hat, Schlächter von Lethia. Du hast etwas in Gang gesetzt, das größer ist als du. Und du kannst nicht genug Tode sterben, um es zu stoppen.
Ich dachte, es sei vorbei, dachte, es wären nur die verzweifelten Worte einer sterbenden Herrscherin, aber vielleicht habe ich mich geirrt.
Zwei Jahre lang war Lethia Frieden vergönnt gewesen. Dann kam Calyx aus seinem Loch gekrochen, und er wird stärker, mit jeder Nacht, die verstreicht.
Ist er die Strafe, die mir Solanine Avernus aus dem Jenseits schickt?
Ein Geräusch reißt mich aus meinen düsteren Gedanken.
Meine Instinkte reagieren sofort – in einer fließenden Bewegung fahre ich herum und ziehe das Schwert aus der Scheide.
Im flackernden Kerzenlicht sieht die lange schwarze Klinge beinahe aus, als würde sie sich bewegen.
Obsidianstahl.
Ein schwarzes Edelmetall, das in den Minen im Westen des Landes abgebaut wird – und eines der wenigen Materialien, mit denen man einen Dämon töten kann.
Doch hinter mir lauert kein Angreifer.
Schwer atmend sehe ich mich um und senke dann den Schwertarm.
Auf den Kerzen tanzen unruhig die Flammen auf und ab.
Nur eine Maus.
Ein Hirngespinst, nichts weiter.
Ich will mich wieder abwenden, da höre ich das Geräusch erneut – und dieses Mal ist es eindeutig.
Ein bebender Atemzug.
Also doch keine Einbildung.
Langsam setze ich einen Fuß vor den anderen. Lautlos. Tödlich. Wie das Raubtier, das ich bin.
Mit wenigen Schritten habe ich den Schrank erreicht und reiße die Tür auf.
Etwas schießt daraus hervor, und ich schmettere den Angriff mit der Breitseite meines Schwerts ab. Ein schmaler Dolch fällt klackernd zu Boden, ein heiserer Schrei ertönt, und im nächsten Augenblick versucht der Angreifer, zurück in den dunklen Geheimgang zu verschwinden.
Verflucht.
Das war mein Fluchtweg.
Wenn meine Feinde ihn entdeckt haben, sind sie mir näher als befürchtet.
Und wenn ein Spion mein Gespräch mit Vesper und Griffin belauscht hat, kann ich nicht zulassen, dass er den Raum lebendig verlässt.
Spitze Zähne graben sich in meine Hand, aber ich schüttele den Eindringling ab, zerre ihn am Kragen aus dem Schrank und stoße ihn zu Boden.
Nein.
Nicht ihn.
Sie.
Ich bin nicht leichtsinnig. Ich weiß, dass Frauen genauso tödlich sein können wie Männer – und dennoch lässt mich ihr Anblick innehalten.
Mit aufgerissenen, dunklen Rehaugen kauert sie vor mir auf dem kalten Marmorboden. Eine blassrote Narbe zieht sich über ihre rechte Gesichtshälfte, und die langen, schwarzen Haare fallen ihr in Wellen über die schmalen Schultern. Ihre vollen, kirschroten Lippen beben, als sie zu mir aufsieht.
Plötzlich flackern ihre Züge.
Im ersten Moment sieht es aus wie ein Trugbild des Kerzenlichts – dann steigt mir ein schwerer, schwefeliger Geruch in die Nase.
Der Gestank von Magie.
Das Flackern wandert von ihren Brauen zu ihren Lippen, als wäre ihr Gesicht ein Gemälde, das vor meinen Augen zu zerfließen droht.
»Spar dir die Mühe.« Ich lege die Spitze meines Schwerts unter ihr Kinn und zwinge sie so, ihr herzförmiges Gesicht zu heben. »Deine dunkle Kunst ist hier wirkungslos.«
Sie spannt die Kiefermuskeln an und rutscht nach hinten, aber ich trete rasch mit dem Stiefel auf ihren Umhang.
»Dämonenabschaum.« Die Kälte in mir legt ihre Klauen um mein Herz. »Du hast dein Leben verwirkt.«
3
Heiß fließt das Blut aus der kleinen Schnittwunde an meinem Kinn meinen entblößten Hals hinab. Wie eine Kriegstrommel hämmert mir das Herz in der Brust, und ich kann den Blick nicht von ihm abwenden.
Bis heute habe ich den König nur aus der Ferne gesehen, doch ich erkenne ihn sofort.
Laurentius Highcross.
Der Schlächter von Lethia.
Der Mann, der eigenhändig die Dämonenkönigin Solanine Avernus getötet hat. Und wenn mir nicht schnell etwas einfällt, bin ich die Nächste auf seiner Liste.
Dämonenabschaum.
In seiner Stimme liegt so viel Hass, so viel Abscheu, als wäre ich es nicht einmal wert, sein Schwert zu beschmutzen. Dennoch halte ich seinen Blick.
König Laurentius ist ein attraktiver Mann. Eine dunkelbraune Haarsträhne fällt ihm in die Stirn, seine olivfarbene Haut ist von der Sonne geküsst, und seine Züge sehen aus, als wären sie aus Marmor gemeißelt. Eigentlich ist er viel zu jung, um die Krone zu tragen, doch nach dem vorzeitigen Tod seines Vaters hat er den Thron bestiegen, als er gerade mal sechzehn war. Seit sieben Jahren regiert er Lethia mit eiserner Faust.
Sieben Jahre, die alle Wärme, alle Menschlichkeit aus seinen scharfen Zügen verdrängt haben.
Er ist schön, aber auf ganz andere Art als der Stalljunge, mit dem ich mir gestern Nacht in der Kneipe die Einsamkeit vertrieben habe. Alles an ihm ist hart, kalt, unnahbar; er hat die fein geschwungenen Lippen mürrisch zusammengepresst, die dunklen Brauen zu einem ernsten Ausdruck verzogen, und seine eisblauen Augen sind kühl wie ein Wintertag.
Er sieht aus wie ein Mann, der seit sieben Jahren nicht mehr gelacht hat.
Ein Mann, für den Gnade nur ein Wort mit fünf Buchstaben ist.
Mir muss etwas einfallen, und zwar sofort.
Wieder greife ich nach meiner Magie, wieder geht der heiße Schauer durch meinen Körper – und wieder reagiert der König nicht auf meine Verwandlung.
Immun.
Er muss immun gegen Magie sein.
Mein Blick zuckt über seinen Körper. Irgendetwas muss er an sich tragen: ein Amulett, ein Artefakt, so mächtig wie gefährlich. Etwas, das ihn vor der Magie abschirmt.
Deshalb also sammelst du dämonische Artefakte in deinem Reliquiarium. Du verdammter Heuchler nimmst sie den Menschen weg, um sie selbst zu benutzen.
Mit Magie komme ich bei ihm nicht weiter. Ich muss mir etwas anderes überlegen.
»Ich bin keine Dämonin«, platzt es aus mir heraus. Erneut versuche ich, ein Stück zurückzuweichen, doch er hat meinen Umhang mit seinem Stiefel am Boden festgepinnt. »Ich bin …«
Als würde ein stechender Gestank von mir ausgehen, verzieht Laurentius Highcross die Lippen. »Infiziert«, presst er hervor, als wäre es Blasphemie, das Wort auszusprechen.
Die Magie der Dämonen ist wie ein Schwert ohne Griff: Gewissen Menschen ist es möglich, es eine Weile lang zu führen, jedoch nicht, ohne sich dabei zu verletzen. Bei manchen dauert es Wochen, bis das Schattenblut der Dämonen vollständig von ihren Körpern Besitz ergriffen hat, bei anderen Jahre. Doch egal, wie lange sich der sterbliche Organismus dagegen wehrt, entkommen kann er seinem unvermeidlichen Ende nicht. Früher oder später ereilt alle Infizierten dasselbe Schicksal. Sie verlieren alles, was sie ausgemacht hat, verwandeln sich, werden zu Monstern ohne Herz und Gewissen. Zu Schattenbestien.
Zuerst kommt die Rage.
Dann der Kontrollverlust über den eigenen Körper.
Dann das Fieber.
Und schließlich der Tod.
Aber nicht heute.
Noch ist meine Zeit nicht gekommen.
Ich werde heute nicht sterben.
»Angst, mein König?« Einer meiner Mundwinkel zuckt. »Keine Sorge, ich bin nicht ansteckend.« Ich zeige ihm die Zähne, irgendwo zwischen einem Lächeln und einer Drohgebärde. Ich bin wie ein wildes Tier, das in die Enge getrieben wird – und wenn er sein Schwert nicht bald von meinem Kinn nimmt, wird er feststellen, dass ich beiße.
In seinen hellen Augen liegt nichts als Abscheu, während er mich langsam von oben bis unten mustert. »Wer hat dich geschickt?«
»Die Göttin der Morgenröte«, erwidere ich knapp.
Langsam dreht er sein Schwert, sodass die scharfe Kante gegen meine blasse Haut drückt. »Ich bin erstaunt, dass du zum Scherzen aufgelegt bist.«
»Wieso sollte ich das nicht sein?« Ich lasse mir den Schmerz nicht anmerken. »Bei einem so herzlichen Empfang.«
»Ich frage dich noch einmal.« Er spricht die Worte langsam und bedacht aus, beinahe wie eine Beschwörung. »Für wen arbeitest du?«
»Ich arbeite für mich.«
Er schnaubt. »Und du bist durch Zufall in meinem Geheimgang gelandet?«
»Ob du es glaubst oder nicht, aber das bin ich. Und ich habe nicht vor, heute zu sterben.« Mit einer blitzschnellen Bewegung löse ich die Silberklammer an meinem Umhang. Der Stoff rutscht mir von den Schultern, und ehe der König reagieren kann, rolle ich mich nach hinten ab und springe auf die Beine.
Selbst in vollem Stand überragt er mich. Laurentius Highcross ist keiner dieser Adligen, die die meiste Zeit in dunklen Kammern über Manuskripten brüten. Er hat die Statur eines Kriegers, und in einem offenen Kampf hätte ich nicht die geringste Chance gegen ihn.
Aber das beeindruckt mich nicht. Ich habe genug Erfahrungen mit brutalen Männern gemacht. Und bis heute habe ich immer überlebt.
Inzwischen hat Laurentius realisiert, was ich vorhabe. Mit einem unterdrückten Fluch auf den Lippen hebt er das Schwert und geht in Angriffshaltung, doch ich weiche dem Hieb seiner schwarzen Klinge aus und springe kurzerhand auf den langen Tisch in der Mitte des Raums.
»Zu langsam.« Ich keuche, während er bereits zum nächsten Angriff übergeht. Seine Bewegungen sind akkurat, scharf, einstudiert – aber ich bin schneller.
»Das war ein Fehler«, stößt er hervor, dabei ist er derjenige, der sich verkalkuliert hat – und die schwarze Klinge aus Obsidianstahl kracht gegen einen mit rotem Brokat bezogenen Stuhl.
Schnaubend zieht er das Schwert aus dem zertrümmerten Holz. »Ich werde keine Gnade mit dir haben.«
»Gnade?«
Er holt erneut mit seinem Schwert aus, aber ich habe mir bereits den Greifhaken vom Gürtel gerissen. Das Diebeswerkzeug segelt durch die Luft, dann verhakt es sich in dem prächtigen goldenen Kronleuchter an der Decke und lässt eine Handvoll fein geschliffener Glaskristalle auf uns hinabregnen. »Auf deine Gnade kann ich verzichten.«
Mit einem Zischen saust die Klinge des Königs auf mich zu, ich nehme Anlauf, ziehe mich im letzten Moment am Seil hoch und schwinge über seinen Kopf hinweg.
Durch die Tür kann ich nicht entkommen, denn dahinter erwartet mich garantiert nur noch mehr Ärger.
Mir bleibt nur eine Lösung: ein Fenster.
Ich löse meinen Griff um das Seil und lasse mich fallen. Der Aufprall erschüttert mich bis in die Knochen, doch ich beiße die Zähne zusammen und sprinte los.
Leider lernt Laurentius schnell dazu. Hinter mir hallen seine schweren Schritte durch die königlichen Gemächer, und für den Bruchteil einer Sekunde kann ich nicht mehr unterscheiden, ob es mein oder sein Atem ist, der meine Ohren mit seinem abgehackten Rhythmus füllt.
Ich habe die Fensterfront fast erreicht, doch als ich instinktiv an meinen Gürtel greife, fasse ich ins Leere. Verdammt. Einer meiner Greifhaken baumelt an der Ringmauer, der andere hängt noch immer am Kronleuchter. Einen Dolch habe ich bereits verloren, also bleiben mir nur noch zwei Waffen.
Ich muss improvisieren.
Leider ist das gar nicht so einfach, solange mir dieser blaublütige Bastard auf den Fersen ist.
Ich höre den Angriff, ehe ich ihn sehe – mit einem Surren durchschneidet das königliche Schwert die Luft, gerade als ich eines der riesigen Buntglasfenster erreicht habe.
Instinktiv gehe ich in die Knie. Keine Sekunde zu früh: Ein kalter Luftzug streift mein Gesicht, ehe sich die Klinge in den blutroten Samtvorhang gräbt.
Keuchend fahre ich herum. Er ist direkt vor mir, reißt die Waffe zurück und holt erneut aus.
Mir bleibt keine Zeit mehr.
Blitzschnell ziehe ich die beiden übrigen Dolche von meinem Gürtel, in jeder Hand einen, reiße sie hoch, überkreuze sie und schließe die Augen.
Obsidianstahl donnert gegen Metall, und die Wucht des Aufpralls wirft mich gegen den Vorhang.
Es ist vorbei.
Ich habe verloren.
Aber warum ist mein Kopf dann noch auf meinen Schultern?
Mit bebendem Atem öffne ich die Augen, die Hände weiterhin von mir gestreckt. Laurentius Highcross’ gnadenloser Blick ist direkt auf mich gerichtet.
Ich hatte Glück im Unglück – mein linker Dolch ist zerbrochen, überkreuzt mit der intakten Waffe kann das Bruchstück dem Schwert des Königs jedoch standhalten. Meine Arme zittern vor Anstrengung, aber ich lasse nicht nach, während er mich langsam weiter nach hinten zwingt, bis der Vorhang in meinem Rücken alles ist, das mich auf den Beinen hält.
So war das nicht geplant.
Ich sitze in der Falle.
Und trotzdem kann ich nichts anderes tun, als in sein kaltes, schönes Gesicht zu sehen. Laurentius Highcross ist ein bemerkenswerter Mann, genauso gnadenlos wie faszinierend, und obwohl er mich gerade töten will, kann ich den Blick nicht abwenden. Zuvor sind mir seine Augen vollkommen blau vorgekommen, doch aus der Nähe kann ich einen kleinen goldenen Kranz um seine Iris erkennen, beinahe wie eine Krone.
Wie passend.
Ob die Dämonenkönigin dasselbe dachte, ehe er ihr den Kopf von den Schultern geschlagen hat?
»Gefällt dir das?« Atemlos halte ich seinen Blick. »Fühlst du dich erst wie ein richtiger Mann, wenn du eine Frau unterdrücken kannst?«
»Du bist keine Frau«, erwidert er, ebenfalls ohne wegzusehen. »Du bist eine Anomalie. Ein Verstoß gegen die Natur.«
»Rede dir das ruhig ein.«
Mit einem leisen Knurren öffnet er die Lippen, doch ehe er etwas erwidern kann, wird die Tür aufgerissen.
»Ein Eindringling!«, bellt ein Mann mit gebieterischer Stimme, und der Bann ist gebrochen. Ich reiße den Blick von Laurentius Highcross los und sehe zu dem groß gewachsenen Krieger mit kurz geschorenen Haaren, der in den Raum geplatzt ist.
Auch ihn erkenne ich sofort. Griffin Blackchapel – der General der königlichen Armee. Den Bolzen seiner Armbrust hat er geradewegs auf meinen Kopf gerichtet.
»Ich habe die Situation unter Kontrolle«, knurrt der König und begeht den Fehler, sich für den Bruchteil eines Herzschlags umzusehen.
Das ist alles, was ich brauche.
Mit einem Ruck stoße ich seine Klinge von mir, drehe den intakten Dolch in meiner Hand und ramme ihn ihm in …
Er hat mein Handgelenk so schnell gepackt, dass ich erst verstehe, wie mir geschieht, als er mich mit einem geschickten Griff umdreht und grob mit dem Gesicht voran in den Samtvorhang drückt.
Ich schnappe nach Luft und bekomme einen Mundvoll roter Fasern verpasst.
»Guter Versuch«, ertönt seine tiefe Stimme an meinem Nacken. »Aber nicht gut genug für mich.«
Wie Schraubstöcke schließen sich seine Finger um meine Handgelenke. Die Dolche rutschen aus meinem Griff und fallen mit einem hellen Klackern zu Boden.
»Wer ist das?« General Blackchapels Schritte nähern sich.
»Eine Einbrecherin«, erwidert der König. Sein heißer Atem streift meinen Nacken, und ein kleiner Stich schießt mir in die Eingeweide. »Mit der wir uns jetzt mal in Ruhe unterhalten werden. Hol Vesper, wir brauchen seine Hilfe. Diese kleine Wildkatze hier hat Krallen, und sie weiß, wie man sie benutzt.«
4
Faszinierend.« Neugierig beugt Vesper sich vor, doch bevor er der Einbrecherin zu nahe kommen kann, habe ich ihn am Kragen gepackt und zurückgezogen.
»Vorsicht.«
»Es ist nur ein Mädchen.« Griffin, der am Tisch lehnt, hebt die linke Braue, und die Gefangene verzieht ihre kirschroten Lippen zu einer Grimasse.
An den Stuhl gefesselt sieht sie so verletzlich, beinahe unschuldig aus – und wäre da nicht die Spur der Zerstörung, die sich durch meine Gemächer zieht, wäre es schwer zu glauben, dass sich hinter ihrer zierlichen Fassade ein kleines Monster verbirgt.
»Ich bin kein Mädchen«, zischt sie an Griffin gewandt, als wäre sie eine Schlange, die bereit ist zuzuschnappen, sollte es jemand wagen, sich in ihre Nähe zu bewegen.
»Aber eine Diebin, wie es scheint.« Anklagend hebt Griffin den Gürtel, den wir ihr abgenommen haben. Die Dietriche klimpern.
»Sie ist infiziert.« Ich wende mich an Vesper. »Sie hat versucht, mich mit ihrer Magie zu täuschen.«
Vesper nickt. »Interessant.« Im Gegensatz zu mir und Griffin klingt er versöhnlich, fast als hätte er Mitleid mit der kleinen Anomalie. »Man nennt das einen Glamour, richtig?«
Die Frage ist an sie gerichtet, doch statt zu antworten, zeigt sie Ves bloß die Zunge.
Griffin schnaubt. »Welcher Verräter hat eine Infizierte in seinen Reihen?«
»Wir wissen nicht, ob sie überhaupt aus dem Schloss kommt«, lenkt Vesper ein.
»Sie muss.« Wie ein eingesperrter Wolf laufe ich vor der Gefesselten auf und ab. Sie ist diejenige, die in der Falle sitzt – wieso fühle ich mich also, als stünde ich mit dem Rücken zur Wand? »Wie sonst hätte sie von dem Geheimgang wissen sollen?«
»Das finden wir schon noch heraus.« Griffin beugt sich vor. »Für wen arbeitest du, Diebin?«
»Für deine Großmutter.« Sie schenkt ihm ein bittersüßes Lächeln.
Er verzieht das Gesicht und macht Anstalten, etwas zu erwidern, doch ich hebe die Hand und bringe ihn mit einer schnellen Geste zum Schweigen. Brummend lehnt er sich zurück, und ich bleibe vor der Diebin stehen.
Alles an ihr ist widersprüchlich; ihr Leben liegt in meiner Hand, und doch sieht sie mich trotzig an.
»Sprich oder lass es. Wir werden es auch so herausfinden.« Griffin seufzt und wirft mir einen vielsagenden Blick zu.
Ich weiß, worauf er hinauswill.
Wir haben unsere Wege, Gefangene zum Reden zu bringen.
»Wie lautet dein Name?«
Sie legt den Kopf schief, und eine dicke, dunkle Strähne fällt ihr in die Stirn. »Ich habe keinen Namen.«
»Das fällt mir schwer zu glauben.«
»Dein Problem.«
Ich kann mir das frustrierte Augenrollen nicht verkneifen.
Ein widerspenstiger Eindringling ist das Letzte, was ich gerade brauche.
»Das ist Zeitverschwendung«, knurrt Griffin. »Sie wird nicht reden. Zumindest nicht freiwillig.«
»Und unter Folter wird sie dir nur erzählen, was du hören willst«, ergänzt Vesper mahnend.
»Dann bleibt uns nur noch eins.« Griffin zuckt mit den Schultern. »Ren? Was sagst du?«
Die Antwort liegt auf der Hand.
Die Anomalie darf nicht leben.
Nicht, wenn sie auch nur einen Bruchteil des Gesprächs zwischen uns belauscht hat. Es bereitet mir keine Freude, nicht einmal den kleinsten Funken Genugtuung. Aber es geht nicht um mich: Es geht um die Zukunft Lethias. Um Tausende Menschenleben.
»Ich erledige das.« Meine eigene Stimme klingt fremd in meinen Ohren. Ich bin nicht mehr Ren, ich bin König.
Der Schlächter von Lethia.
»Raus.«
»Ren …« Vesper sieht verzweifelt aus. »Es gibt sicher eine andere Lösung.«
Aber die gibt es nicht, und das weiß Vesper so gut wie ich. Wenn Jacek vom Tod seiner Tochter – vom Tod meiner Verlobten – erfährt, sind die Dämonen unser geringstes Problem.
»Sie muss sterben«, warnt Griffin. »Sie weiß zu viel.«
»Ich weiß gar nichts.«
Gleichzeitig drehen wir drei die Köpfe zu ihr.
Vesper setzt erneut an, etwas zu sagen, doch ich deute zur Tür. »Sie ist mein Problem.«
Sanft legt Vesper die Hand auf meine Schulter und drückt. Ich schüttle den Kopf und wende das Gesicht ab. Es ist leichter, wenn ich die Verantwortung auf mich nehme. Meine Seele ist ohnehin nicht mehr zu retten.
Als die Tür hinter ihnen ins Schloss fällt, legt die Anomalie den Kopf in den Nacken und sieht mich an. »Ist das der Punkt, an dem du dir einredest, dass du nur deine Pflicht tust?«
»Du bist in meine Gemächer eingebrochen.« Ich zögere. »Und ich bin immer noch dein König, also sprich mich gefälligst auch so an.«
Sie verzieht die Lippen zu einem kleinen, hämischen Lächeln. »Ren.«
Nur die wenigsten Menschen in meinem Leben haben das Privileg, mich bei meinem Spitznamen zu nennen. Von ihren Lippen klingt er wie ein Angriff, obwohl ich ihr die Dolche längst abgenommen habe.
»Es ist noch nicht zu spät, um zu gestehen. Die Entscheidung liegt bei dir.«
»Entscheidung?« Sie lacht. »Und zwischen was darf ich wählen? Galgen und Schafott?«
»Ich überlasse es dir, ob du als ehrenhafte Bürgerin oder als Verbrecherin sterben willst.«
Sie schnaubt und rutscht auf dem Stuhl nach vorne. »Du tötest also ehrenhafte Bürgerinnen?«
»Du weißt, was ich meine.« Unauffällig lege ich die Hand an den Griff meiner Obsidianstahlklinge, die wie ein schlafendes Tier in der Scheide an meiner Seite ruht. Jedes Wort, das ich mit ihr wechsle, macht die Sache schwieriger – und doch stehe ich hier und lasse mich auf ihre bissigen Bemerkungen ein.
»Ich war nie ehrenhaft.« Sie mustert mich. »Aber du, nicht wahr, Ren?« Langsam legt sie den Kopf schief. »Wissen deine Untertanen, dass du in deinen Gemächern unbewaffnete Mädchen fesselst und ermordest?«
»Ich dachte, du bist kein Mädchen.«
Sie sieht mich an. »Scarlett«, sagt sie dann.
»Was?«
»Das ist mein Name.« Bitter verzieht sie die Lippen. »Ich hoffe, er verfolgt dich bis ans Ende deiner Tage.«
Scarlett.
Ein weiterer Geist, der mich im Schlaf heimsuchen wird.
Der Griff des Schwerts presst sich kalt und unbarmherzig gegen meine Handfläche. »Hast du sonst noch was zu sagen, Scarlett?«
Ich kann ihr ansehen, dass sie versucht, stark zu bleiben, doch Angst lässt sich nie ganz kontrollieren. Da ist ein feuchter Glanz in ihren Augen, ein Zucken in ihren Mundwinkeln, und ihre Brust bebt leicht. Ich will mich abwenden, als sich ihr Ausdruck verändert.
Ich halte inne.
Kurz glaube ich, Trauer in ihrem Gesicht zu erkennen. Dann schüttelt sie den Kopf, und mir steigt der metallische Geruch verdorbener Magie in die Nase.
Wieder flackern ihre Züge, wieder drohen die Linien ihres Gesichts zu verschwimmen, und wieder hat die Verwandlung keine Wirkung auf mich. Ich weiß nicht, wie sie zuvor für die Welt ausgesehen hat, und ich weiß nicht, wie sie jetzt aussieht – für mich ist sie noch immer dieselbe kleine Anomalie. »Was hast du getan?«
Sie verzieht die Lippen zu einem müden Lächeln. »Ich will mit meinem eigenen Gesicht sterben. Ist das ein Verbrechen?«
»Nein.« Ich mustere sie. Die lange Narbe, die dichten schwarzen Haare, die porzellanfarbene Haut, die großen braunen Augen. An ihrem Hals klebt Blut, aber ohne ihre Waffen und den Umhang sieht sie beinahe aus wie eine gewöhnliche Frau.
Aber eben nur beinahe.
Da ist etwas an ihr, das mich nicht loslässt.
Scarlett ist keine dieser perfekten Schönheiten, die mich hier am Hof sonst umgeben. Ihre Züge sind unsymmetrisch, ihre Augenbrauen ein bisschen zu dunkel und ihre Lippen ein wenig zu voll, um dem lethianischen Schönheitsideal zu entsprechen. Und trotzdem zieht sie mich in ihren Bann, fesselt mich, infiltriert meinen Verstand.
Ich versuche, den Gedanken abzuschütteln. »Ist das dein wahres Gesicht?«
Sie zuckt mit den Schultern. »Ich weiß nicht, was du siehst.«
»Warum hast du Griffin und Vesper getäuscht?«
Sie verzieht die Lippen zu einem Schmollmund. »Verzeih mir, dass ich mich nicht ganz wohl damit fühle, mein wahres Selbst zu zeigen, wenn ich gefesselt in einem Raum mit drei Männern bin, die mich töten wollen.«
Ich ziehe die Brauen zusammen.
Ihre Flamme brennt so hell, so energisch, dass sich die Vorstellung, sie auszulöschen, beinahe wie Blasphemie anfühlt. Aber mir bleibt keine andere Wahl. Ich habe eine tote Prinzessin im Keller, einen Krieg mit Jacek Dawncrest zu verhindern und einen blutrünstigen Dämonenfürsten zu bezwingen, der vor den Grenzen Lethias lauert und eine Schwachstelle in meiner Verteidigung sucht.
Ich kann die Zukunft meines Landes nicht wegen einer hübschen Gestaltwandlerin riskieren. Sie hat ihr Todesurteil unterschrieben, als sie in mein Schloss eingebrochen ist.
Ein letztes Mal sehe ich in ihr Gesicht, und sie erwidert meinen Blick stur, unerschrocken. »Ich fürchte den Tod nicht«, faucht sie, doch ihre Augen können die Lüge nicht verbergen.
Wieder tanzt ein Flackern über ihre Züge. Ich habe keine Ahnung, was sie tut, keine Ahnung, was sie vorhat, aber es ist ein hoffnungsloses Unterfangen. Ihre Magie kann mich nicht beeinflussen. Sie mag die ganze Welt an der Nase herumführen, doch ich sehe hinter ihre Fassade. Ich wünschte beinahe, es wäre nicht so. Wünschte, ich könnte mich täuschen lassen, dann wäre das alles so viel leichter.
Irgendwo in meinem Unterbewusstsein schwillt ein Ton an, ein leises Klingeln. Ich lege die Finger fester um den Schwertknauf, aber das Geräusch wird lauter, immer lauter und immer lauter, bis ich es nicht mehr ignorieren kann.
Ein Gedanke.
Eine Idee.
Nein.
Scarlett verengt die Augen. »Was ist? Brauchst du eine Einladung, mir deine Klinge ins Herz zu rammen?«
Nein, das würde nicht funktionieren.
Es kann nicht funktionieren.
Aber was, wenn doch?
Ich lasse den Schwertgriff los und greife stattdessen nach ihrem Kinn. »Wie lang kannst du deinen Glamour aufrechterhalten?«
Sie zögert ihre Antwort hinaus. »Solang ich will.«
»Tage?«
»Wochen, Monate.« Sie rümpft die Stupsnase. »Länger habe ich es noch nicht probiert.«
»Und was kostet es dich?«
Stur sieht sie mich an. »Das weißt du genau.« Ihre Mundwinkel zucken. »Es kostet mich das Leben. Nicht, dass das jetzt noch einen Unterschied machen würde. Oder willst du mich vor meiner Hinrichtung zum Kaffeekränzchen einladen?«
»Nein.«
Ich habe die ganze Zeit ein Problem in ihr gesehen, aber vielleicht ist sie etwas anderes.
Vielleicht ist sie eine Chance.
Sie will sich losreißen, doch ich halte ihr Kinn fest und beuge mich zu ihr hinunter. »Was ist dir dein Leben wert?«
Sie hebt eine Braue. »Ich schlafe nicht mit dir, wenn du darauf hinauswillst.«
Hitze steigt in mir auf. »Ich will nicht, dass du mit mir schläfst«, sage ich schnell.
Schnaubend senkt sie den Blick auf meine Hand an ihrem Kinn, ehe sie mir wieder in die Augen sieht. »Was dann, Ren?«
Sie kann die ganze Welt täuschen.
Und vielleicht ist es genau das, was ich brauche.
»Ich will, dass du meine Frau wirst.«
5
Ich bin tot.
Wahrscheinlich hat er mir den Kopf so schnell von den Schultern geschlagen, dass ich es nicht einmal bemerkt habe. Die Worte aus seinem Mund waren bloß eine Ausgeburt meiner Fantasie, Todeswehen meines Gehirns, bevor die Göttin der Nacht meine Seele hinauf in den Ewigen Himmel trägt, damit ich zwischen den Sternen Ruhe finde.
Denn in keiner Welt hat mir Laurentius Highcross, der König von Lethia, gerade gesagt, dass er mich heiraten will.
Aber was, wenn das hier nicht der Ewige Himmel ist?
Vielleicht wartet nach dem Tod etwas anderes auf mich – und Laurentius Highcross ist die Strafe für meine Sünden.
Jeder Atemzug zieht sich in die Unendlichkeit, und mit einem Mal bin ich mir jedes einzelnen Herzschlags in meiner Brust bewusst. Der König steht regungslos vor mir. Hat er sich bei unserem Kampf womöglich eine Kopfverletzung zugezogen?
»Was?«, presse ich schließlich mit rauer Stimme hervor.
Ich lebe.
Und Laurentius Highcross hat mir gerade einen Antrag gemacht.
Nein.
Ich weiß nicht viel über das Königshaus, aber das kann mit Sicherheit nicht stimmen.
Das muss ein Fehler sein.
Eine Anomalie.
Oder er hat etwas vor, das noch viel grausamer und perfider ist als eine gewöhnliche Hinrichtung.
Ich verziehe das Gesicht, und Laurentius löst sich aus seiner Starre. »Du hast mich schon verstanden, Diebi…«
»Nein!« Die Antwort schießt aus mir heraus, ehe er den Satz beendet hat. Hitze flutet meinen Körper, und ich kann mein verzweifeltes Lachen nicht länger zurückhalten.
Verächtlich hebt er eine Braue. »Bedeutet dir dein Leben denn gar nichts?«
»Das ist nicht die richtige Frage.« Ich drücke den Rücken gegen die Lehne und versuche, mit dem Stuhl nach hinten zu rutschen, um Abstand zwischen uns zu bringen.
Offenbar hat er den Verstand verloren.
»Und was ist die richtige Frage?«
»Oh, ich weiß nicht?« Ich schiele zu der Tür, durch die seine beiden Handlanger den Raum verlassen haben. Wenn der König von Lethia tatsächlich unzurechnungsfähig ist, ist das zwar nicht gerade eine gute Nachricht, aber vielleicht kann ich es zu meinem Vorteil nutzen. Vielleicht kann ich doch noch entkommen, ehe er mich tötet – oder schlimmer: mich zwingt, ihn zu heiraten.
»Ich dachte an: Hast du zu tief ins Glas geschaut? Bist du der Tollwut verfallen? Willst du …«
Er lässt mich nicht ausreden, sondern packt wieder mein Kinn und zwingt mich, in seine eisblauen Augen zu sehen.
Sein Blick brennt heißer als tausend Dämonenfeuer.
»Glaubst du wirklich, du kannst es dir erlauben, frech zu werden, Diebin?«
»Ich mache, was ich will, König. Und bevor ich dich heirate, wachsen den Schweinen in deinem Stall Flügel.«
Sein Blick verdunkelt sich, dann löst er sich von mir. »Du hast recht.« Wieder senkt er die Hand an sein Schwert und schließt die langen Finger um den Griff. »Es würde nicht funktionieren. Du bist wertlos für mich.«
Mein Magen zieht sich zusammen. Das ist nicht gut. Verflucht, ich brauche eine Lösung, wenn ich meinen Kopf behalten will.
Ich werde heute nicht sterben.
»Warte!«
Er sieht auf.
»Was würde nicht funktionieren?«
Langsam mustert er mich, und es fühlt sich an, als wolle er alles von mir in sich aufnehmen. Was auch immer er denkt, es sorgt dafür, dass er die Lippen verzieht.
Ich kneife die Augen zusammen. Wenn ich überleben will, muss ich die richtigen Fragen stellen. »Wieso soll ich deine Frau werden?« Tausend Gedanken fluten mein Bewusstsein. Nichts von all dem hier ergibt Sinn. »Ich dachte, du bist verlobt?«
Seine Gesichtszüge erstarren zu einer todernsten Maske.
Anders als die Dämonenfürsten nehmen sich die Highcross-Könige üblicherweise nicht mehr als eine Gemahlin. Und was sollte jemand wie er von jemandem wie mir wollen?
Laurentius stößt einen unverständlichen Fluch aus. Dann schüttelt er den Kopf, doch statt mir zu antworten, tritt er ans Fenster und sieht nach draußen. Seine Körperhaltung ist angespannt, beinahe, als würde in der Dunkelheit etwas auf ihn warten.
»Hat die Prinzessin etwa kalte Füße bekommen?« Ich versuche, die Arme zu bewegen, aber meine Hände sind hinter meinem Rücken an die Stuhllehne gefesselt. Der General hat mich zugeschnürt wie ein Paket, und ich kann nicht einmal tief einatmen, geschweige denn die Finger bewegen. Auch meine Füße sind an den Stuhl gebunden, aber die linke Fessel scheint mir ein wenig lockerer als die rechte. Wenn ich es schaffe, aus dem Stiefel zu schlüpfen, kann ich meinen Fuß vielleicht befreien, aber was dann? Solange der König dieses verfluchte Schwert hat und ich unbewaffnet bin, habe ich keine Chance gegen ihn.
»Ist Eden Dawncrest dir davongelaufen? Vielleicht hättest du bei ihr von den Fesselspielchen absehen sollen …«
»Hüte deine Zunge.« Mit einer ruckartigen Bewegung wendet sich Laurentius vom Fenster ab.
»Wieso? Hast du sie auch umgebracht?«
Ein Schatten tanzt über seine Züge – und mir wird eiskalt.
»Das ist nicht … das meinst du nicht ernst, oder?« Ich traue ihm vieles zu, aber das ist selbst für mich eine Überraschung. »Du hast sie getötet, und jetzt willst du sie durch mich ersetzen? Ein schlechter Tausch, denkst du nicht?«
Er hebt die Hand, und ich zucke zurück – doch statt mir endlich den Kopf von den Schultern zu schlagen, vergräbt er das Gesicht in den Händen, und aus seiner Kehle dringt die jämmerliche Imitation eines Lachens.
»Was?« Ich hebe leicht das Knie an. Ja, ich kann den linken Fuß definitiv freikriegen. Aber wenn ich nur einen Tritt habe, muss er sitzen. »Ich wusste ja, dass du über Leichen gehst, aber deine eigene Verlobte? Du bist keinen Deut besser als die Dämonenfürsten.«
Meine Worte treffen ihr Ziel wie ein perfekt ausgeführter Dolchstoß. Laurentius löst die Hände von seinen Schläfen und funkelt mich an. »Ich habe sie nicht getötet«, faucht er. »Und ich würde eher sterben, als einer unschuldigen Frau Leid anzutun.«
»Ach?« Langsam hebe ich die Brauen. »Das kann ich leider nicht bestätigen.«
»Du bist keine unschuldige Frau, du bist eine …«
»Eine Anomalie«, vervollständige ich den Satz, ohne ihn aus den Augen zu lassen. In den dreiundzwanzig Jahren meiner Existenz habe ich alle möglichen Männer kennengelernt. Reiche Männer und arme Männer, adlige Männer und verstoßene Männer, mächtige Männer und jene, die es werden wollten.
Jemand wie Laurentius Highcross ist mir noch nie begegnet.
Er spricht in einem fort davon, mich zu töten, bringt es aber nicht übers Herz, sein Schwert zu ziehen. Ich bin nichts weiter als eine Diebin, die in seine Gemächer eingebrochen ist, und trotzdem verteidigt er seine Ehre vor mir. Obwohl ich an seinen Stuhl gefesselt bin, bin ich diejenige, die ihn verhört.
»Eine Anomalie«, bestätigt er, doch er schafft es nicht, den resignierten Unterton aus seiner Stimme zu vertreiben.
Ich lege den Kopf schief und befeuchte meine Lippen. »Also war es ein Versehen? Hattest du einen Wutanfall und …«
»Das reicht! Ich habe sie nicht getötet.« Seine Stimme schneidet durch die Luft wie ein Peitschenhieb. Doch ich wurde oft genug ausgepeitscht, als dass ich mich davon beeindrucken lasse.
»Aber sie ist tot?«
Sein Schweigen ist Antwort genug.
Stück für Stück fügen sich die Bruchstücke zusammen.
»Und ich soll meine Magie einsetzen und ihren Platz einnehmen, damit niemand davon erfährt?« Meine Mundwinkel zucken nach oben. »Was für einen perfiden Plan Ihr doch ausgeheckt habt, mein König.« Mit einem herausfordernden Grinsen lehne ich mich zurück. »So viel Hinterlist hätte ich dir gar nicht zugetraut. Vielleicht sind wir doch nicht so verschieden, du und ich.«
»Vergleich mich nicht mit dir«, zischt er, doch er sieht ertappt aus. Schuldbewusst. Er weiß, dass ich richtigliege. Weiß, dass seine Seele nicht so rein ist, wie er gern behaupten würde.
Vom gefeierten Helden zum geächteten Sünder.
»Es geht nicht um Hinterlist«, antwortet Laurentius schließlich, aber seine Stimme ist schwer und müde. Es muss anstrengend sein, sich selbst zu belügen.
Ich mustere ihn neugierig. Verzweiflung ist das tödlichste Gift, und er hat zu viel davon in seinen Adern. »Du hast keine andere Wahl, oder? Wenn herauskommt, dass sie tot ist …« Natürlich. Eden Dawncrest ist die Tochter des mächtigsten Kriegsherrn von Lethia. »Ihr Vater würde dir das nie verzeihen.«
»Es geht nicht um Jacek«, knurrt Laurentius. »Hinter den Bergen braut sich ein Sturm zusammen. Und wenn die Dämonen in dieser Stadt einfallen, hast auch du sehr bald nichts mehr zu lachen, Diebin.«
Ich gebe es nicht gern zu, aber er hat recht. Das Einzige, das schlimmer ist als Laurentius Highcross, sind die Dämonenfürsten von Tenebria. »Was meinst du damit, einfallen?«
Er atmet tief durch und schüttelt dann den Kopf. »Ich habe schon zu viel gesagt.« Er greift zu seinem Schwert, zögert jedoch wieder. »Der Henker soll sich um dich kümmern.«
»Warte!« Heißer Atem strömt aus meiner Lunge. »Du willst das Ass in deinem Ärmel aufgeben?«
»Du bist kein Ass, du bist eine Bürde.«
»Aber vielleicht kann ich mich nützlich machen.« Ich lehne mich vor und senke die Stimme. »Mein König? Ren?« Das Wort kratzt mir in der Kehle, aber ich spreche es trotzdem aus: »Liebster?«
Überrascht sieht er mich an. »Hat gerade ein Schwein Flügel bekommen?«
Ich lächle verschwörerisch. »Was kriege ich dafür, dass ich dir helfe, deinen Hofstaat und das ganze Königreich in die Irre zu führen?«
»Mein Königreich zu retten«, korrigiert er trocken. »Du behältst dein Leben. Oder das, was davon übrig ist.«
Ein warmes Prickeln wandert über meine Haut. »Du lässt mich laufen?«
Laurentius zögert. Ich kann sie sehen, die Zweifel in seinem Blick, die Monster, die sich in seinem Kopf bekriegen. Und für den Bruchteil einer Sekunde bin ich mir sicher, dass ich den Kampf verloren habe. Er muss Nein sagen, muss sich daran erinnern, wer ich bin, was ich bin und was ein solches Abkommen für die Zukunft seines Königreichs bedeuten könnte.
Muss verstehen, dass ich nicht leben darf.
Aber ich werde heute nicht sterben.
Als hätte er meine Gedanken gehört, setzt sich der König in Bewegung. Mit einer Hand fährt er an seiner Seite entlang, doch statt der Obsidianstahlklinge zieht er einen kleinen, silbernen Dolch hervor.
Nein, nicht einen Dolch.
Meinen Dolch.
Der Bastard hat ihn an sich genommen.
»Ist dir bewusst, was dieses Abkommen für dich bedeuten würde?« Er lehnt sich über mich, und ich beiße mir auf die Unterlippe.
»Ich spiele deine brave, hübsche Frau und lächle schön, wenn ich an deiner Seite stehe?«
»Du tust, was ich sage. Du sprichst, wenn ich es gestatte. Und nichts von dem, was heute zwischen uns geschehen ist, wird jemals an die Öffentlichkeit gelangen.«
Stur halte ich seinen Blick. Wenn er denkt, dass ich seine züchtige, unterwürfige Frau spiele, hat er sich gehörig geschnitten.
Aber ich will leben, verdammt noch mal.
Und das hier ist vielleicht meine einzige Chance.
»Ja«, lüge ich unverschämt.
»Ich habe die Kontrolle.« Mit der Spitze meines Dolchs an meinem Kinn zwingt er mich, den Kopf leicht in den Nacken zu legen. »Und ich kann es mir jederzeit anders überlegen. Wenn du aus der Reihe tanzt, bist du tot.«
Ich schenke ihm das süßeste Lächeln, das ich zustande bringe. »Ja, mein König.« Aus meinem Mund klingt die Anrede schmutzig, beinahe verrucht.
»Gut.« Mit einer schnellen Bewegung durchtrennt er den Strick, der meine Hände und Füße an den Stuhl fesselt.
Wie ein Pfeil auf einer zum Bersten gespannten Sehne schieße ich nach vorn. Er ist ein Narr, meine eigene Waffe gegen mich einzusetzen. Eine geschickte Handbewegung, und ich habe ihm das Messer entwendet, und als wäre der Dolch eine Verlängerung meines eigenen Körpers, presse ich die Klinge an Rens ungeschützte Kehle.
»Ich spiele mit.« Meine Worte sind kaum mehr als ein Flüstern. Ich drücke mich an ihn, bis ich die Hitze seines Körpers durch das Leder meiner Rüstung spüre. »Aber nach meinen Regeln.«
Laurentius schluckt, wobei sein Adamsapfel hüpft, nur eine Haaresbreite von meiner Klinge entfernt. »Und was sind deine Regeln, Diebin?« Er mag ruhig klingen, doch ich kann in seinen Augen sehen, dass er jedes Wort mit Bedacht wählt.
»In der Öffentlichkeit bin ich deine Frau.« Langsam senke ich den Blick auf seine Lippen. »Aber ich werde dir das Herz aus der Brust schneiden, wenn du auch nur daran denkst, mich anzurühren.«
Seine Mundwinkel zucken. »Ich bitte darum.«