Heaven 3: Bis ans Ende der Welt - Sarah Stankewitz - E-Book

Heaven 3: Bis ans Ende der Welt E-Book

Sarah Stankewitz

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Beschreibung

**Der letzte Band der Trilogie, die den Himmel berührt** Eben noch im Paradies, befindet sich Hailey nun geradewegs in der Hölle. Vom Schicksal betrogen, vom Himmel verraten und von ihrer großen Liebe Jaden verlassen, gibt es für sie nun nichts mehr, wofür es sich zu leben lohnt – abgesehen von dem kleinen Hoffnungsfunken, den sie einfach nicht aufgeben kann. Als die Liebe ihres Lebens kurz vorm Schulball tatsächlich wiederauftaucht, kann sie ihr Glück kaum fassen. Doch weder Hailey noch Jaden sind so, wie sie einst waren. Nicht nur müssen sie aufs Neue zueinander finden, sondern auch mit ihren immer gefährlicher werdenden Fähigkeiten umgehen lernen… //Alle Bände der himmlischen Fantasy-Trilogie: -- Heaven 1: Dem Himmel so nah -- Heaven 2: Wohin wir auch gehen -- Heaven 3: Bis ans Ende der Welt -- Heaven: Alle Bände in einer E-Box// Die Heaven-Trilogie ist abgeschlossen.

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Im.press Ein Imprint der CARLSEN Verlag GmbH © der Originalausgabe by CARLSEN Verlag GmbH, Hamburg 2016 Text © Sarah Stankewitz, 2016 Lektorat: Marlene Uhlenberg Umschlagbild: istockphoto.com / © Jasmina007 Umschlaggestaltung: Casandra Krammer Buchdesign, formlabor Gestaltung E-Book-Template: Gunta Lauck Schrift: Alegreya, gestaltet von Juan Pablo del Peral

Vorwort

Wie es sich anfühlt tot zu sein? Ich lebe noch und doch kenne ich die Antwort. Nicht etwa, weil ich dem bösartigsten Menschen der Welt gegenüberstand. Dem Teufel. Auch nicht, weil er mich in seinem Kerker gefangen hielt, mich leiden ließ, weil er sich daran ergötzt anderen Menschen Schmerzen zuzufügen. Sie zu seinen Marionetten macht. Ihnen dabei zusieht, wie sie ihr Licht verlieren, um in seinem Schatten zu leben. Wie sie ihre Prinzipien vergessen, ihre Instinkte, ihre Leidenschaften.

Und auch nicht, weil mich meine beste Freundin, von der ich einst glaubte, sie liebt mich, im Stich gelassen hatte, als ich ihren Halt am meisten gebraucht hätte. Nein.

Ich komme damit klar, dass ich die Hölle nicht nur gesehen, sondern durchlebt habe. Komme damit klar, dass sich seine Stimme Nacht für Nacht in meine Träume schleicht und mich an eine Zeit in meinem Leben erinnert, die ich am liebsten verdrängen würde.

Hätte ich drei Wünsche frei, wüsste ich, welche es sind. Welche Worte ich in den Himmel flüstern würde, wenn eine Sternschnuppe vorbeizieht. Ich würde mir wünschen, dass meine Eltern wieder bei mir und am Leben sind.

Ich würde mir wünschen, dass dieses Monster die Schmerzen spürt, die er Hunderten von Menschen vor mir angetan hat. Und zu guter Letzt … wünsche ich mir ihn zurück. Ich wünsche mir den Sternschnuppenregen, die Eiskristalle, seine Nähe und die Verliebtheit zurück.

Kyle Rox hat mich nicht gebrochen, weil er mich gefangen hielt, sondern weil er mir etwas entrissen hat. Jemanden. Seine stürmischen grauen Augen. Das Lächeln, das diese kaputte Welt für einen unscheinbaren Moment besser machte. Alles an ihm.

Stell dir vor, man würde dir alles rauben. Die Menschen, die du liebst, die Luft zum Atmen, dein Augenlicht, deine Sinne, dein Herz.

Ich fühle, sehe, schmecke, rieche nicht mehr. Lebe nicht mehr. Atme nicht. Bin nur noch taub. Wie es sich also anfühlt tot zu sein?

Es ist wie ein niemals endender, wiederkehrender Albtraum. Du ertrinkst – immer und immer wieder, ohne Land in Sicht. Du verbrennst – immer und immer wieder, ohne Aussicht auf Erlösung. Du verblutest – weil niemand mehr da ist, der deine Wunden heilt. Weil du allein bist. Weil er nicht mehr da ist.

Ich bin seit drei Monaten nicht mehr am Leben. Und doch kämpfe ich. Für und gleichzeitig ohne ihn.

Prolog

Völlige Dunkelheit umgibt mich. Ich stehe an dem Ort, den ich so oft besucht habe, um mich vollkommen zu fühlen. Der kleine Vorsprung, an dem ich dem Himmel das erste Mal zum Greifen nah war. Auf dem grünen Gras, das sich so oft an meinen Rücken geschmiegt hat, wenn ich hier lag und mit meinen Eltern gesprochen habe. Doch dieses Mal wird mir nicht warm, weil mich die Wucht der Natur umhaut, nein. Ich zittere.

Etwas muss passiert sein. Die Wärme wurde durch Kälte ersetzt, das Gefühl zu Hause zu sein von Angst erdrückt. Ich blicke an mir hinab und stelle fest, dass ich ein bodenlanges Abendkleid trage.

Es ist golden, der obere Rand des Ausschnittes ist mit kleinen Diamanten besetzt. Dünne Träger aus Seide schützen meine Schultern vor der Kälte und dem aufkommenden Wind.

Der weiche Stoff hüllt mich ein, fließt bis zum Boden, um dort mit dem Gras zu verschmelzen. Es muss mitten in der Nacht sein, denn der Mond, den ich so oft von hier beobachten konnte, steht nun wieder prachtvoll am Himmel.

Sein Licht bricht die Dunkelheit, beinahe blutunterlaufen wirft er einen rötlichen Schein auf die Erde. Es ist beängstigend.

Ich gehe an den Rand des Vorsprunges heran, blicke hinab auf die kleine Stadt, die mir zu Füßen liegt. Die Stadt, in der ich aufgewachsen bin, die, in der ich Jahre später meine geliebten Eltern verloren habe. In der ich alles verloren habe, was mir einst wichtig war. In der ich mein Licht zurückgewonnen habe, als Jaden aufgetaucht ist und mich wiederbelebt hat. Mich aus dieser Hölle befreit hat, indem er bei mir war. Mich gehalten hat, wenn mich die Sehnsucht gepackt hat. Mich geküsst hat, wenn ich seine Lippen brauchte. Mich zum Lachen gebracht hat, wenn ich in Trauer versunken bin.

Dort, wo sonst Leben herrscht, ist jetzt Stille eingekehrt. Kein Treiben regiert auf den eigentlich befahrenen Straßen. Keine Menschenseele, nichts. Was ist nur passiert? Wo ist die Lebendigkeit geblieben?

Unbehaglich drehe ich mich um, als ich das Knacken von Ästen vernehme. Doch so sehr ich mich auch bemühe – ich kann in der Schwärze kaum etwas erkennen.

Plötzlich verschwimmt alles um mich herum, das Schwarz wird zu Grau und das Unbehagen zu Panik. Die Äste, die bis eben noch leblos waren, wippen gefährlich von links nach rechts. Die Baumkronen flüstern mir etwas zu, doch ich kann nicht verstehen, was sie mir sagen wollen.

Im nächsten Augenblick fangen die Blätter Feuer. Wie im Zeitraffer breiten sich die Flammen aus, schlingen sich um die einzelnen Äste, hinab bis zum Stamm. Ich stehe hier, fokussiere die tanzenden Lichter und werde zurück in eine Zeit in meinem Leben katapultiert, die mich für immer zu einem anderen Menschen gemacht hat.

Ich sehe Lucas' hilflosen Blick und spüre diese Schlinge um mein Herz, die entstanden ist, als ich der Wahrheit ins Gesicht sehen musste.

Als das Feuer den Boden erreicht und das Gras vor meinen Füßen entflammt, weiche ich panisch zurück. Beinahe verliere ich das Gleichgewicht, als ich den Rand der Klippe erreiche.

Noch ein Schritt und ich würde in den erlösenden Tod stürzen. Dann könnte ich wieder bei ihnen sein. Ich blicke mich hilflos um in der Hoffnung einen Ausweg zu finden. Als ich das nächste Mal in den brennenden Wald sehe, hat mich das Feuer bereits erreicht.

Meine hohen, ebenfalls goldenen Schuhe werden vom Feuermeer verschluckt. Aber ich fühle nichts. Keine Schmerzen, kein Zucken, keine Regung. Es umgibt mich, schlängelt sich über den Stoff bis zu meiner Taille hinauf. Ich bin wie paralysiert, starre in die verschiedenen Lichter der Flamme und halte den Atem an. Bei genauem Betrachten sehe ich etwas in den flackernden Lichtern, die mein Kleid und meine Haut benetzen.

Es sind Gesichter. Gesichter von mir Unbekannten. Ein kleines Mädchen mit schwarzem Haar und puppenhaft großen Augen. Ein älterer Mann um die achtzig. Eine schwangere Frau mit rotblondem Haar. Ein sich liebendes Ehepaar.

Ich sehe sie und es ist, als würden mir die Lichter ihre Geschichten erzählen, obwohl ich diesen Menschen noch nie in meinem Leben begegnet bin. Wie sind sie hierhergekommen? Was ist ihnen passiert? Fragen über Fragen bäumen sich in mir auf, die unbeantwortet bleiben und schließlich vom Rauch verschluckt und in Vergessenheit gezogen werden.

Ich versuche die Bilder und Flammen auszuschlagen, bin aber machtlos. Das Feuer ist zu stark für mich. Es erinnert mich an die Zeit, in der mein Leben in zig Teile gerissen wurde.

Ich schließe die Augen, weiß, dass ich träumen muss. Das hier ist nicht real. Wie könnte es auch? Ich presse die Lider zusammen, hoffe, dass ich endlich aus meinem Albtraum erwache. Doch als ich erneut in die Flammen blicke, sammeln sich brennende Tränen in meinen Augen.

Zwei Gesichter dominieren die Schatten, die im Feuer tanzen. Zwei Menschen, die mir mehr bedeuten, als sonst etwas auf der Welt. Die treuen Augen meiner wunderbaren Mutter, das graue Haar meines geliebten Vaters. Ich blicke in die toten Augen meiner Eltern. Ein Tod, den ich hätte verhindern können, wenn ich mich nicht gegen sie und für Lucas entschieden hätte.

Von meinen Gefühlen übermannt sinke ich zu Boden und gehe endgültig in Flammen auf. So wie meine Eltern an diesem Abend ins Licht gegangen sind. Weil ich nicht da war, um sie zu retten. Als ich mit der Glut verschmelze, mich krümme, weiß ich es: Das hier ist es. Mein Fegefeuer.

1. Ein neues Leben

Panisch schlage ich die Augen auf. Ich zittere am ganzen Körper, beinahe ist es, als könnte ich noch jetzt die Flammen auf meiner Haut spüren. Die Schmerzen schmecken, die sie in meinem Inneren zurückgelassen haben.

Ich schlage die Bettdecke zurück und sehe prüfend an meinem Körper hinab. Keine neuen Verbrennungen. Dort sind nur die Narben, die seit Monaten meine Oberschenkel verunstalten. Weil ich zu schwach war.

Ich erinnere mich an das schreckliche Gefühl der Einsamkeit des Traums und stelle erleichtert fest, dass nichts davon real war. Die Flammen waren nicht real. Es war nur ein Albtraum.

Einer von vielen, die mich immer wieder heimsuchen, seit ich zurück bin. Zurück in meinem alten Leben, das ich noch nie so sehr verabscheut habe, wie in den letzten Wochen. Schließlich ist er nicht mehr da.

Ich werfe einen Blick aus dem Dachfenster und stelle fest, dass die Sonne bereits aufgegangen ist. Müde und erschöpft schleppe ich mich aus dem Bett, strecke meine Glieder und mache mich auf den Weg aus dem Zimmer.

Die letzten Wochen liefen beinahe automatisch an mir vorbei. Ich erinnere mich kaum noch an das, was gestern oder vor einigen Stunden passiert ist.

Mein Alltag wird von einem blassen Schleier überlagert, der mich taub werden lässt. Ich will mich taub fühlen, um die Schmerzen loszuwerden.

Als ich in die Küche gehe und an Petes Zimmer vorbeikomme, luge ich durch den Spalt in der Tür. Er liegt in seinem Bett und schläft noch. Leise tapse ich hinein und setze mich auf den Rand seines Bettes, um ihn zu beobachten. Die blauen Flecken und Schrammen sind allesamt aus seinem schönen Gesicht verschwunden. Niemand ahnt mehr, was ihm widerfahren ist, als er in Kyles Fängen lebte.

Er weiß nicht mehr, was passiert ist. Ihm wurde eingeredet, dass er sich die Verletzungen bei einer Schlägerei eingefangen hat. Und er hat diese Erklärung seitdem nie in Frage gestellt.

Wieso auch? Er erinnert sich nur noch an eine Nacht in einer schäbigen Bar, mit zu viel Testosteron und Schnaps. Das sind die Erinnerungen, die ihm eingepflanzt wurden, und nicht das, was er wirklich erlebt hat.

Ihm wurde alles Schlechte geraubt.

Mir nicht.

Ich weiß, wie schlimm es sich angefühlt hat ihn leiden zu sehen. Weiß, wie durcheinander er war, weil er nicht wusste, was mit ihm geschieht und wo er sich befindet.

Ich kann mich an den metallischen Geruch seines Blutes erinnern, das er meinetwegen vergießen musste. Weil er wochenlang in seinem Kerker gefangen gehalten wurde. Weil er mein Druckmittel sein sollte.

Es ist, als würden alle Menschen meinetwegen leiden müssen. Jasmine und Jaden sind jetzt ein Teil dieser Hölle, weil er mich beschützen wollte.

Wie konnte er nur?

Ich streiche mit dem Daumen über Petes Wange, darauf bedacht ihn dabei nicht zu wecken. Der selige Ausdruck auf seinem Gesicht ist wie Balsam für meine geschundene Seele.

All die kleinen Risse, die mein Herz zieren, scheinen durch ihn zu heilen. Ich weiß, dass es Zeit braucht, bis alle Risse in Vergessenheit versinken werden.

Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Ohne Pete hätte ich keinen Tag der letzten drei Monate überlebt. Drei Monate. Eine Zeit, in der ich gehofft, gebangt und geweint habe. Gehofft, dass Jaden wieder zu mir zurückkehren würde. Um sein Überleben gebangt. Geweint, weil ich nichts von ihm gehört habe. Sein Abschiedsbrief enthält die letzten Worte, die er an mich gerichtet hat.

Danach folgte nur noch Stille. Eine Stille, die mein Leben füllt und mir die Luft zum Atmen nimmt. Mittlerweile kann ich mich nicht mehr an den Farbton seiner Augen, den Klang seiner Stimme oder an seinen Duft erinnern.

Es ist, als würde er von Tag zu Tag stärker verblassen. Als wäre er nie Bestandteil meines Lebens gewesen. Dabei war er so viel mehr als das.

Jaden. Der Mann, der mir alles gegeben und alles entrissen hat. Er war mein Feind und zur selben Zeit mein Engel. Wäre er nur hier. Aber er ist nicht hier, obwohl ich ihn brauche. Mehr denn je.

»Hey, wie lange beobachtest du mich schon?« Pete rappelt sich auf, reibt sich den Schlaf aus den Augen und grinst mich schelmisch an.

»Eine Weile? Ich konnte nicht mehr schlafen.« Dass ich immer tiefer in die Dunkelheit stürze, darf Pete niemals erfahren. Ich habe Angst etwas Falsches zu tun oder zu sagen. Schließlich weiß ich nicht, wie fest die Erinnerungen in seinem Gedächtnis verschlossen wurden.

Ein falscher Satz und er könnte sich wieder erinnern. Und das darf niemals passieren. Nicht, solange jeder mit diesem Wissen in Kyles Schusslinie gerät.

In den letzten Tagen habe ich mich oft gefragt, wieso er mich freigelassen hat. Er hat so lange nach mir gesucht, wollte Rache an mir üben … um mich dann einfach kampflos aufzugeben? Kyle führt etwas im Schilde und es erschaudert mich darüber nachzudenken, wie sein Plan wohl aussehen könnte. Wie er mein Leben endgültig zum Einsturz bringen will.

»Lass uns frühstücken.«

Pete steht auf, schwingt seine Beine über das Bett und schlendert zum Kleiderschrank, um sich ein Shirt überzuziehen.

Wir gehen zusammen in die Küche, um den Tag willkommen zu heißen. Ein weiterer Tag, den ich in dieser Ungewissheit überstehen muss. Ob er noch am Leben ist?

***

Eine halbe Stunde später sitzen wir am Frühstückstisch und vernichten die leckersten Pancakes der Welt. Immerhin das Essen kann ich noch genießen. Trotzdem habe ich in den letzten Monaten beinahe zehn Pfund verloren. Kein Wunder, dass Pete mich auf diese Art und Weise davon abhalten will vom Fleisch zu fallen.

»Du siehst müde aus. Geht es dir nicht gut?« Pete sieht mich besorgt an und ich kann es ihm nicht verübeln. Als Jaden in meinem Leben aufgekreuzt ist, bin ich regelrecht aufgeblüht. Bis ich hinter sein Geheimnis gekommen bin, das meine Welt aus den Angeln riss.

Doch auch, als wir auf der Flucht waren, fühlte ich mich vollkommen. Weil er bei mir war. Wenn ich jetzt in den Spiegel sehe, erkenne ich mich selbst kaum wieder. Meine Haut wirkt blass, beinahe fahl. Tiefe Schatten haben sich unter den Augen gebildet, die jedem zeigen, dass ich seit Monaten zu wenig Schlaf bekomme.

Und trotz allem kann ich mit niemandem über meine Probleme sprechen, weil ich weiß, dass ich mich damit selbst in Schwierigkeiten bringe. In manchen Augenblicken bereue ich es wirklich, dass ich an diesen Erinnerungen festgehalten habe.

»Hab nur schlecht geschlafen. Mach dir keine Sorgen.« Das hier soll also der lächerliche Versuch sein meinem besten Freund etwas vorzumachen.

»Lüg mich nicht an, Heav. Dir geht es ganz und gar nicht gut. Vor allem nicht, seit – du weißt schon … er weg ist.«

Pete war nie gut auf Jaden zu sprechen. Wenn ich auf die letzten Monate zurückblicke, wird mir klar, wie Recht er doch mit seinen Bedenken hatte.

Ich sollte mich von ihm fernhalten und doch habe ich alles dafür getan, um in seiner Nähe zu sein. Habe sogar diese Flucht auf mich genommen.

Mittlerweile fühlt es sich an, als wäre all das nie passiert. Als wäre all das bloß in meinem kranken Geist abgespielt worden. Das Wiedersehen mit Caroline, Travis, sein Tod, Kyle, die Schmerzen. Jasmine.

Es tut mir weh über sie nachzudenken und zu wissen, dass ich nichts für sie tun kann. Und dann sind da noch die Erinnerungen, die mir mein Vater geraubt hat.

Travis hat mir nur Bruchstücke davon zurückgegeben und noch heute wird das fehlende Puzzle durch aufkommende Bilder zusammengesetzt. Abende und Nächte, die er ausradiert hatte, kommen Stück für Stück zu mir zurück.

Ich will mich nicht erinnern. Nicht an diese Zeit. Ich will meine Eltern so liebevoll in Erinnerung behalten, wie sie mich verlassen haben. Nicht als Teil einer kriminellen Organisation. Nicht als helfende Hand des Teufels. Wie konnte mein Vater, zu dem ich immer aufgeblickt habe, so etwas tun? Tränen brennen in meinen Augen und als ich Petes stechende Blicke bemerke, lenke ich mich selbst ab.

»Lass uns ins Kino gehen.«

»Ins Kino? Du willst tatsächlich diese Wohnung verlassen? Wie kommt das?«

»Ich brauche den Spaß jetzt! Bitte! Wir müssen nicht ins Kino gehen, aber … lass uns einfach irgendetwas unternehmen. Okay?«

Ich schneide mir ein kleines Stück Pancake ab und schiebe es mir in den Mund. Meine Zunge zuckt freudig, als sich der Geschmack entfaltet. Pete sieht mir glücklich dabei zu und legt eine Hand auf meine Schulter.

»Wie könnte ich da Nein sagen? Ich lass mir etwas einfallen. Schmeckt es dir?« Er deutet auf meinen fast leeren Teller.

»Sieht man das nicht? Das sind die besten Pancakes, die ich je gegessen habe!«

»Tja, ich weiß halt, wie ich meine beste Freundin glücklich machen kann.« Ja, Pete. Du weißt es. Nur du …

***

»Und, was hast du heute vor?« Vic ist sauer auf mich. Scheiße. Ich hätte es wissen müssen! Außerhalb der Schule haben wir seit diesem Tag kaum etwas unternommen. Ich weiß, dass ich mich ihr gegenüber ungerecht verhalte, und doch weiß ich nicht, wie ich mich in ihrer Gegenwart sonst benehmen soll.

»Ich weiß noch nicht.«

Es ist zehn Uhr am Vormittag und Pete besorgt gerade den Wocheneinkauf. Nachdem ich mir eine ausgiebige Dusche gegönnt und es mir auf der Couch bequem gemacht habe, bin ich eingeschlafen. Bis Vic mich mit ihrem Anruf aus dem Schlaf riss. Zum Glück konnte sich somit kein weiterer Albtraum in mein Nickerchen schleichen.

»Du kannst dich nicht ewig in deiner Wohnung verstecken. Die Jungs und ich wollen heute Abend auf eine Party gehen. Neben der Mall hat doch jetzt dieser neue Schuppen aufgemacht. Der Eintritt ist kostenlos.«

»Ich glaube nicht, Vic. Am nächsten Wochenende vielleicht?« Wie erbärmlich bin ich eigentlich? Ich habe doch vorhin nach Ablenkung geschrien! Und Pete hätte sicher nichts gegen diesen Club einzuwenden.

»Ley … ich weiß wirklich nicht, was ich noch tun soll.« Ich falle ihr ins Wort, bevor sie mich noch weiter zur Schnecke machen kann.

»Na gut. Wir sind dabei.«

»Moment, was? Meinst du das ernst?«

Dass meine beste Freundin so überrascht ist, sollte mich in Sorge versetzen. Schließlich will ich unsere Freundschaft nicht aufs Spiel setzen, dafür ist Vic mir mit ihrer flippigen und herzlichen Art viel zu wichtig.

»Ja. Du hast Recht! Ich brauche das mal wieder. Wann treffen wir uns denn?«, frage ich von Euphorie gepackt. Wenn ich sie damit glücklich machen kann, ist es Belohnung genug.

»Wow, danke, Süße. Sagen wir um zwanzig Uhr?«

»Zwanzig Uhr klingt super.«

»Ich freu mich auf dich. Hab dich lieb.«

»Ich dich auch. Bis später.« Lächelnd lehne ich mich zurück. Vielleicht wird dieser Abend der Wendepunkt? Ja, vielleicht schaffe ich es Jaden für ein paar Stunden zu vergessen.

2. Das letzte Mal

Bereits um halb acht am Abend klopft es an meiner Zimmertür. Ich bin gerade dabei mir einen Zopf zu flechten, als Vic eintritt, ohne hereingebeten zu werden. Lächelnd kommt sie auf mich zu und nimmt mich fest in die Arme.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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