Heiter bis wolkig AlltagsPoesie II
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Ute Hoffmann
Heiter bis wolkig
AlltagsPoesie II
Welche Freude,
es gibt Leute,
die Gedichte
wie die meinen
-
Zeitgeschichte
ganz im Kleinen
-
gerne lesen,
mit Genuß.
Ihnen gilt
mein
Eingangsgruß.
Der normale
Wahnsinn
Windspiel
Als ich noch ein Kind
war vor Jahren,
da liebte ich Wind in
den Haaren.
Ich fühlte mich
gut,
voll Kraft und voll
Mut,
gewappnet für alle
Gefahren.
Seither hat sich
manches gewandelt.
Heut fühl ich mich
lieblos behandelt,
wenn Wind mein Haar
zerrt,
die Sicht mir
versperrt
und jede Frisur mir
verschandelt.
So ändern sich
oftmals die Werte,
wie mich die
Vergangenheit lehrte.
Was früher ein
Freund,
wird plötzlich zum
Feind -
was wohl diesen
Umschwung erklärte?
Unter den
Wolken
Wolken erzählen
Geschichten,
wenn man den Sommer
verträumt.
Sie können vieles
berichten,
während man Pflichten
versäumt.
Sie wechseln ständig
die Formen,
zerfließen, bau‘n
wieder sich auf,
entziehen sich
jeglichen Normen
in ihrem
vergänglichen Lauf.
Die Wissenschaft gibt
ihnen Namen,
die faszinieren mich
nicht.
Mich interessieren
die Dramen,
die Märchengebilde,
das Licht.
Auch wenn sie den
Himmel schwärzen,
bleib‘ ich von ihnen
gebannt,
erwarte mit Zittern
im Herzen
der Blitze feurigen
Brand.
Hat sich das Gewitter
verzogen,
ließ klar den Himmel
zurück,
fühl‘ ich mich fast
wie betrogen:
mir fehlen halt
Wolken zum Glück.
Verschnitten
Im Elsaß mag ich
schon seit je
den Edelzwicker der
Region.
Daß er Verschnitt,
edler: Cuvée,
das weiß ich lange
schon.
Puristen schau‘n
darauf herab,
für sie zählt nur das
Reine,
winken bei allem
andern ab,
genießen nur das
Eine.
Dabei vergessen sie
ganz, daß
Champagner auch
verschnitten,
und dessen Ruf ist
mit Verlaß
nun weltweit
unumstritten.
Verschnitten sind
erfolgreich auch
noch andere
Genüsse.
Der Tabakfreund hüllt
sich in Rauch
ohne
Gewissensbisse.
So vieles sei nun
positiv
gesagt zum Wort
„verschnitten“.
Bei der Frisur
klingt‘s negativ,
hat man das Los
erlitten.
Unbekanntes
Flug-Objekt..
.
Eben schau ich aus
dem Fenster
und trau meinen Augen
nicht.
Sehe ich jetzt schon
Gespenster
nachmittags bei
hellem Licht?
In knapp
fünfundzwanzig Metern
schwirrt ein UFO
flugs vorbei,
und ich frage mich
betreten,
was das wohl gewesen
sei.
Das Objekt verfolgt
die Strecke
der geplanten
Straßenbahn,
und ich grüble – und
entdecke,
was das Rätsel lösen
kann.
Das Er-lösungswort
heißt Drohne,
Kleinflugzeug und
unbemannt,
Arbeitskraft
(Bezahlung: ohne),
mir persönlich nun
bekannt.
Bald schon habe ich
Visionen,
die mir trübe Bilder
zeigen:
einen Himmel voller
Drohnen
statt wie einstmals
voller Geigen.
Heimatvertrieben
Lange war ich hier zu
Hause, lebte friedvoll und entspannt.
Seit dem 11. im
Dezember bin ich aus dem Glück verbannt.
Denn nun rattert
unaufhörlich vor dem Haus die Straßenbahn,
und bei jedem Blick
nach draußen seh‘ ich sie vorüberfahr‘n.
Von zwei Linien, oft
gemeinsam, und in superengem Takt,
dringt der Lärm durch
Doppelfenster – was, wenn die erst aufgemacht?
Doch es sind nicht
nur die Ohren, die von schrillem Ton geplagt.
Auch die Augen leiden
heftig, was stark an der Stimmung nagt.
Schienen, Schotter,
Masten, Kabel – das gleicht keinem Wohngebiet.
Nie hätt‘ ich mir
träumen lassen, daß mich nichts nach Hause zieht.
Lust und Frust
Heute brauchten meine
Nerven
einen Pott
Kamillentee.
Wollt‘ ihn aus dem
Fenster werfen,
meinen elenden
PC.
Erst war er besonders
langsam,
wo ich so in Eile
war,
bis er gnädig dann in
Gang kam,
und er klang auch
sonderbar.
Mitten in der
dicksten Arbeit
hängte er sich
plötzlich auf,
schenkte ungewollt
mir Freizeit -