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Henry Morton Stanley

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Beschreibung

Der amerikanische Afrikaforscher Henry Morton Stanley versuchte in den 1880er Jahren im Auftrag des dazu gegründeten Emin-Entsatz-Komitees unter großen Strapazen im Zentrum Afrikas von Westen aus durch das unwegsame Kongo-Gebiet zu dem von allem Nachschub abgetrennten Eduard Schnitzer, genannt Emin Pascha vorzudringen, der die südlichste Provinz Ägyptens verwaltete. Nach vielen Mühen gelang es ihm endlich. Er erwarb sich dabei herausragenden Verdienste. - Rezession: Ich bin immer wieder begeistert von der "Gelben Buchreihe". Die Bände reißen einen einfach mit. Inzwischen habe ich ca. 20 Bände erworben und freue mich immer wieder, wenn ein neues Buch erscheint. oder: Sämtliche von Jürgen Ruszkowski aus Hamburg herausgegebene Bücher sind absolute Highlights. Dieser Band macht da keine Ausnahme. Sehr interessante und abwechslungsreiche Themen aus verschiedenen Zeit-Epochen, die mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt haben! Man kann nur staunen, was der Mann in seinem Ruhestand schon veröffentlicht hat. Alle Achtung!

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Henry Morton Stanley

Henry Morton Stanley: Im dunkelsten Afrika

Band 152 in der gelben Buchreihe

 

 

 

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- gekürzte Vorschau -

Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort des Herausgebers

Der Autor Henry Morton Stanley

Henry Morton Stanley: Im dunkelsten Afrika

Vorreden – Brief an F. A. Brockhaus in Leipzig

Brief an Sir William Mackinnon als Vorrede

Erstes Kapitel – Einleitung

Zweites Kapitel – Ägypten und Sansibar

Drittes Kapitel – Zur See nach dem Kongo

Viertes Kapitel – Nach dem Stanley-Pool

Fünftes Kapitel – Vom Stanley-Pool nach Jambuja

Sechstes Kapitel – In Jambuja

Siebentes Kapitel – Nach den Panga-Fällen

Achtes Kapitel – Von den Panga-Fällen nach der Station Ugarrowwa’s

Neuntes Kapitel – Von der Station Ugarrowwa’s bis zur Station Kilonga-Longa’s

Zehntes Kapitel – Bei den Manjema in Ipoto

Elftes Kapitel – Durch den Wald bis zu Masamboni‘s Pic

Zwölftes Kapitel – Ankunft am Albert-See und Rückkehr nach Ibwiri

Dreizehntes Kapitel – Leben in Fort Bodo

Vierzehntes Kapitel – Zum zweiten Mal nach dem Albert-Njansa

Fünfzehntes Kapitel – Zusammentreffen mit Emin Pascha

Sechzehntes Kapitel – Mit dem Pascha zusammen

Siebzehntes Kapitel – Persönliches von Emin Pascha

Achtzehntes Kapitel – Aufbruch zum Entsatze der Nachhut

Neunzehntes Kapitel – Ankunft in Banaja – Barttelot’s Tod

Zwanzigstes Kapitel – Die traurige Geschichte der Nachhut

Anhang – Major Barttelot’s letzter Bericht über die Ereignisse in Jambula

Die maritime gelbe Buchreihe

Weitere Informationen

Vorwort des Herausgebers

Vorwort des Herausgebers

Von 1970 bis 1997 leitete ich das größte Seemannsheim in Deutschland am Krayenkamp am Fuße der Hamburger Michaeliskirche.

Dabei lernte ich Tausende Seeleute aus aller Welt kennen.

Im Februar 1992 entschloss ich mich, meine Erlebnisse mit den See­leuten und deren Berichte aus ihrem Leben in einem Buch zusammenzu­tragen. Es stieß auf großes Interesse. Mehrfach wurde in Leser-Reaktio­nen der Wunsch laut, es mögen noch mehr solcher Bände erscheinen. Deshalb folgten dem ersten Band der „Seemannsschicksale“ weitere.

Hamburg, 2021 Jürgen Ruszkowski

Ruhestands-Arbeitsplatz

Hier entstehen die Bücher und Webseiten des Herausgebers

* * *

Der Autor Henry Morton Stanley

Der Autor Henry Morton Stanley

Sir Henry Morton Stanley wurde am 28. Januar 1841 als John Rowlands in Denbigh, Wales geboren und starb am 10. Mai 1904 in London. Er war ein britisch-amerikanischer Journalist, Afrikaforscher und Buchautor.  Er wurde bekannt durch die Suche nach David Livingstone und die Erforschung sowie die Erschließung des Kongo im Auftrag des belgischen Königs Leopold II.  Stanleys Literaturagent war G. W. Appleton.

* * *

Henry Morton Stanley: Im dunkelsten Afrika

Henry Morton Stanley: Im dunkelsten Afrika

Im dunkelsten Afrika

Erster Band

Aufsuchung, Rettung und Rückzug Emin Pascha’s, Gouverneurs der Äquartorialprovinz

Autorisierte deutsche Ausgabe

Aus dem Englischen von H. von Wobeser.

Erschienen bei F. A. Brockhaus Leipzig 1890 – mit 150 Abbildungen und 3 Karten

* * *

Stanley und seine OffiziereDr. Parke, Nelson, Stanley, Stairs, Jephson

Ich will nicht aufhören, vorwärts zu gehen,

bis ich zu der Stelle komme,

wo die beiden Seen sich begegnen,

selbst wenn ich neunzig Jahre reise.

Koran, XVIII. Kapitel, Vers 62.

* * *

Vorreden – Brief an F. A. Brockhaus in Leipzig

Vorreden – Brief an F. A. Brockhaus in Leipzig

34, De Vere Gardens, 27. Mai 1890.

Mein lieber Freund!

Allwöchentlich schreiben mir eine Anzahl Deutsche und Österreicher, leider aber in ihrer eigenen Sprache, von der ich, zu meiner Schande sei's gesagt, kein Wort verstehe. Wenn ich erst mit einer gewissen schönen Dame verheiratet bin, werde ich, da sie eine fast ebenso große Linguistin ist wie Emin, besser imstande sein, die Gesinnungen der Briefschreiber zu würdigen; bis dahin muss ich mich damit begnügen, die deutschen Ergüsse in den Papierkorb zu werfen, ohne zu wissen, ob dieselben Segnungen oder Verwünschungen sind. Denn ich erliege tatsächlich der Last der täglich eintreffenden Briefe und den Scharen von Besuchern. Das Buch ist, Gott sei Dank, aus meinen Händen und ich würde gern eine nette Summe für ein Privilegium langen Schlafes bezahlen, den ich zu verdienen glaube. Ich brauche absolute Ruhe, denn von dem Tage, an welchem ich Emins wegen nach Afrika aufbrach, habe ich mich dieses süßen Balsams für den ermüdeten Körper, den ich so sehnlich zu erlangen wünschte, nicht erfreut. Hoffentlich ist meine geliebte Braut von kräftiger Disposition und trägt mich mit sich hinweg in die Gefilde träumerischen Glückes, wo die Verheirateten Ruhe finden sollen.

Carlyle pflegte zu sagen, die Deutschen seien ein philosophisches Volk, doch habe ich das nicht gefunden. Sie sind ebenso leicht erregbar und leidenschaftlich wie die Franzosen. Was waren die Deutschen beispielsweise in der Sache Emins diesem oder er ihnen, ehe er von uns aus dem Negerlande gebracht wurde? Emin war seiner Gesinnung nach Engländer, wenn auch seine Natur im Wesentlichen deutsch war. Er strebte danach, was er jetzt auch sein mag, in den Dienst Englands zu kommen, das beweisen seine Briefe an das Britische Auswärtige Amt. Allein was kümmerte das mich nach der einen oder anderen Richtung hin? Ich habe mich nicht aufgemacht, um einem Deutschen oder einem Engländer, sondern um einem idealen Gouverneur zu helfen, der sich in meiner Phantasie festgesetzt hatte als ein des Beistands ganz besonders würdiger Mann. Er war ein Statthalter von Gordon, war tief nach Äquatoria hineingeschickt worden und, wie ich glaubte, von den Mahdisten belagert. Mit etwas Munition hoffte ich ihn in den Stand zu setzen, auszuhalten, bis weitere Aufklärung über seine Lage einen noch allgemeineren Wunsch, ihm zu helfen, zur Folge gehabt hätte.

Sie erinnern sich wohl, welche albernen Ansichten über Livingstone herrschten.

David Livingstone – 1813 – 1873

Zu meiner Freude konnte ich bei meiner Rückkehr von ihm der Lesewelt ein anderes Bild von ihm geben, wie er sich als Mann, als Christ, als guter Kamerad und als Gentleman zeigte. Weshalb sollte ich nicht dasselbe für Emin tun, da ich doch mit einer vorgefassten Vorliebe und einem günstigen Vorurteil für ihn aufgebrochen war? Einfach, weil Emins Verhalten mir dies nicht gestattete. Es gelang ihm in der erstaunlichsten Weise, meine Zuneigung zu ihm zu zerstören. Nachstehend Einiges von ihm, was mir heute noch ebenso rätselhaft an ihm ist wie je. Nachdem ich ihn von unserm Kommen in Kenntnis gesetzt hatte, begreife ich nicht, weshalb er nicht auf dem See neun Stunden weiter nach Süden hätte dampfen sollen, um den Eingeborenen mitzuteilen, dass er uns erwarte. An demselben Tage, dem 25. März 1888, an welchem er so zuversichtlich an mich schrieb, schreibt er an Petermann: „Kommt Stanley nicht bald, so sind wir verloren.“ Als ich sechs Wochen später mit ihm zusammentreffe, sagt er mir nichts von allem diesen, und als ich mich von ihm trenne, um die Nachhut aufzusuchen, befinde ich mich in vollständiger Unkenntnis über seine wirkliche Lage, während ein wenig Offenheit viel hätte helfen können. Als ich neun Monate später zu ihm zurückkehre, ist er ein Gefangener. Wenn ich eine Seite an mir entdecken könnte, die in irgendeiner Weise, Gestalt oder Form in ihm Ärgernis erregen durfte, würde ich mit mir streng ins Gericht gehen, allein bis jemand mir dieselbe nachweist, muss ich mich damit begnügen, dies Rätsel ungelöst zu lassen. Ich war bei meinem ersten Besuche 26 Tage mit ihm zusammen und mein Tagebuch ist voll von angenehmen Dingen, fröhlichen Plaudereien am Ufer des Sees und wohltuender Ruhe. Es findet ein ziemlich reger Briefwechsel zwischen uns statt und jedes Schreiben kennzeichnet das gegenseitige Vergnügen aneinander. Je entgegengesetzter unsere Anschauungen über Menschen und Denkweise sind, umso mehr dient dies dazu, das Vergnügen, welches der eine an der Gesellschaft des anderen empfindet, zu steigern und ein herzliches Lachen beendet den Meinungsaustausch. Nichtsdestoweniger erregte manches den Argwohn in mir, dass an Emin etwas sehr seltsam sei, doch gehörte, was dies sei, zu den unentdeckten Dingen, bis ich mit der letzten Abteilung der Entsatz-Expedition zurückkehrte. Dann ist Emin aber Gefangener und es ist zu spät. Ich finde, dass das Geheimnis darin besteht, dass Emin weder eine wirkliche Regierung ausübte, noch eine Provinz besaß und nur von seinen rebellischen Offizieren geduldet gelebt hatte. Vermutlich hatte Stolz ihn schweigen lassen, allein es war ein Fehler, dass er nicht offen genug war, während noch etwas hätte geschehen können. Als er Gefangener war, blieb ihm nichts weiter übrig, als fortzugehen. Wie er fortgegangen ist, wird das Buch am besten schildern, das über die Ereignisse eines jeden Tages Aufklärung gibt. Ich muss jedoch der Wahrheit gemäß sagen, dass er mir von meinem Gesichtspunkte aus heute so unbegreiflich bleibt, wie damals im Lager von Kavalli. Jeder wird sich sein eigenes Urteil über ihn bilden, der eine ein freundliches, der andere ein strenges. Ich will nur das reflektierende Medium sein, und da ich mich bemüht habe, ihn in wohlwollender Weise zu schildern, werden die meisten Leser zu gleichgültig sein, um über die Sache weiter nachzudenken, und zufrieden, in Ruhe gelassen zu werden. Und sie werden weise daran tun.

Was nun Emins Eintritt in deutsche Dienste betrifft, so hat meiner Ansicht nach niemand ein Recht ihn zu tadeln. Ich hoffe, er wird reichen Erfolg erzielen, jedenfalls kann ihm nicht mehr Erfolg beschieden sein, als ich ihm wünsche. Allein die Art und Weise seines Eintritts ist mir ebenso unbegreiflich wie irgendein Teil seiner Geschichte. Ich vermag nicht zu verstehen, weshalb er sich nicht hätte nach Kairo begeben, dem Khedive danken, sein Entlassungsgesuch in gehöriger Form einreichen und nach Europa kommen können, um ebenso viele Festmahle in London wie in Berlin zu genießen und so viele goldene Medaillen zu erhalten, wie er nur weg zu stauen vermochte. Wenn er je den Wunsch nach Festmahlen oder Medaillen ausdrückt, werde ich mein Möglichstes tun, um ihm alles, was er wünscht, zu verschaffen. Er kann alle die meinigen bekommen, sobald er sie wünscht. Wahrscheinlich sind nur seine krankhafte Empfindlichkeit und sein Stolz bei dieser wie bei anderen Gelegenheiten sein größtes Hindernis gewesen. Jedenfalls hat sein Sturz in Bagamoyo jegliche Theorie, die ich mir je über ihn gebildet hatte, über den Haufen geworfen. Als er ins Hospital kam, trat zwischen ihn und mich ein Schatten so dichter und handgreiflicher Art, dass die angenehmen Beziehungen, welche, wie ich glaubte, beständig zwischen uns herrschen sollten, vollständig verdunkelt wurden. Alle unsere Offiziere – und selbst Casati – sind verblüfft, und keiner von uns wagt es, sich eine Ansicht über die Ursache zu bilden.

Über die Bestrebungen der Deutschen in Ost- und Zentralafrika möchte ich nicht viel sagen. Ich habe kein materielles, aber ein ziemlich starkes Gefühlsinteresse an der Angelegenheit. Während ich den Wunsch hege, dass die Deutschen das ernstliche Bestreben zeigen möchten, in ihrem ungeheuren wertvollen Gebiet zwischen den drei Seen, dem Victoria, Tanganjika und Njassa, Gutes zu schaffen, ist es nicht meines Amtes, eine Beschränkung ihres Ehrgeizes zu versuchen, wenn es ihnen belieben sollte, den ganzen Kontinent zu annektieren. Mir ist es keinen Pfifferling wert, wer Afrika gewinnt, aber da ich zahlreiche Freunde bei der Britisch-Ostafrikanischen Gesellschaft besitze, kann ich nicht untätig zuschauen, wenn sie bei den Versuchen, mit dem Deutschen Reiche zu rivalisieren, ihre Tausende nutzlos ausgeben. Ich habe ihnen gesagt, dass sie bis zur Feststellung der Grenzen ihres Gebiets das Geld einfach vergeuden auf Aussendung von Expeditionen, solange sie nicht wissen, wie bald sie in einem Anfall von Überdruss die Deutschen auffordern werden, ihnen das Ganze abzunehmen. Die bei ihnen anzuwendenden Argumente sind auch bei den Deutschen anwendbar. Wenn die Kolonialfreunde in Deutschland der Meinung sind, mehr Geld verdienen zu können, wenn sie die Engländer erst aus Afrika vertreiben, befinden sie sich in einem großen Irrtum. Die gesunde Rivalität zwischen den beiden Nationen ist es, die Ostafrika Wert verleiht.

Wenn die Engländer sich im Überdruss aus Afrika zurückziehen, wird das deutsche Interesse an dem Kontinent untergehen, und wenn die Deutschen infolge irgend eines Zufalles aus einem ähnlichen Grunde Afrika verlassen müssten, würde das britische Interesse daran absterben. Ich würde mich freuen, beide Nationen zu einer gerechten und ehrenhaften Verständigung gelangen zu sehen, dann würden beide prosperieren und ihre beiderseitigen Gebiete nutzbringend machen. Erwägen Sie selbst diesen Gedanken sorgfältig und Sie werden zu demselben Schlusse kommen. Ganz Afrika ist für Großbritannien nicht das wert, was ein Streit mit Deutschland ihm kosten würde, noch wiegt der Kontinent für Deutschland die Kosten eines Bruches mit England auf. Um daher ein gesundes, eifriges Interesse an Afrika anzuregen, sollten beide Nationen sich über ihre Grenzen verständigen; der Reibungsprozess des Einen am Anderen würde hervorbringen, was ich, als Verehrer Afrikas, von ganzem Herzen zu sehen wünsche. England kümmert sich beispielsweise nicht im geringsten mehr um den Kongostaat, weil es keinen Teil daran hat und haben kann; es wird sich, wenn es aus Ostafrika vertrieben wird, auch darum nicht mehr kümmern, und auch die Deutschen werden dann das rege Interesse verlieren, welches ihr Stolz, ihre Eigenliebe usw. jetzt an Ostafrika in der Nachbarschaft einer reichen, starken und unternehmenden Macht nimmt.

Ihr ergebener Henry M. Stanley.

* * *

Brief an Sir William Mackinnon als Vorrede

Brief an Sir William Mackinnon als Vorrede

Sir William Mackinnon – 1823 – 1893

– schottischer Schiffseigner und Geschäftsmann

Mein lieber Sir William!

Es gereicht mir zu großem Vergnügen, Ihnen dieses Werk zu widmen. Dasselbe soll für Sie selbst sowie für das Komitee zum Entsatze Emins ein offizieller Bericht sein über das, was wir während unserer Entsatz-Mission, die durch die Verhältnisse in eine Rettungsmission umgewandelt wurde, erlebt und erduldet haben. Sie wollen den Bericht als eine wahrhafte Schilderung der Märsche der Expedition betrachten, deren Führung Sie und das Komitee mir anvertraut haben.

Ich bedauere, dass ich nicht imstande gewesen bin, alles das zu erfüllen, was auszuführen ich vor Begier brannte, als ich im Januar 1887 von England abreiste. Allein der vollständige Zusammenbruch der Regierung von Äquatoria bürdete uns die Pflicht auf, so viele alte und kranke Leute in Hängematten zu befördern und so viele hilflose und entkräftete Menschen zu beschützen, dass wir aus einem kleinen kampfbereiten Corps erprobter Männer in eine reine Hospitalkolonne umgewandelt wurden, welcher tatkräftige Abenteuer versagt waren. Der Gouverneur selbst, halb erblindet, besaß viel Gepäck; Casati war schwächlich und musste getragen werden, und 90 Prozent des Gefolges waren bald nach unserm Aufbruch wegen Alters, Krankheit, Schwäche oder großer Jugend kaum imstande zu marschieren. Ohne unsere, den Zweck der Expedition bildende, unverletzliche Aufgabe, Hilfe zu leisten, zu opfern, konnten wir weder nach rechts noch links von der allerdirektesten Route nach der See abweichen.

Sie haben während Ihres langen und abwechslungsreichen Lebens standhaft an den Gott der Christen geglaubt und öffentlich Ihre inbrünstige Dankbarkeit für die Ihnen zuteil gewordenen vielen Gnadenbeweise ausgesprochen, und Sie werden daher besser als viele andere das Gefühl verstehen, welches mich beseelt, nun ich mich, ohne Schaden an Leben und Gesundheit genommen zu haben, wieder inmitten der Zivilisation befinde, nachdem ich so stürmische und kummervolle Zeiten durchgemacht habe. Als ich in der dunkelsten Stunde gezwungen war, demütig einzugestehen, dass ich ohne Gottes Hilfe verloren sei, da tat ich in der Waldeinsamkeit das Gelübde, dass ich seine Hilfe vor den Menschen bekennen wolle. Rund um mich herum herrschte Todesstille; es war Mitternacht; ich war durch Krankheit geschwächt, lag vor Erschöpfung darnieder und quälte mich mit Sorgen um meine weißen und schwarzen Gefährten, deren Schicksal für mich damals ein Geheimnis war. In dieser physischen und geistigen Not flehte ich zu Gott, dass er mir meine Leute zurückgeben möge. Neun Stunden später frohlockten wir in höchster Freude. Vor uns allen zeigte sich die rote Flagge mit dem Halbmond und unter ihren wehenden Falten die lange vermisste Nachhut.

Alsdann waren wir, nachdem wir Erfahrungen gemacht hatten, deren gleichen es in den Annalen sämtlicher afrikanischen Reisen nicht gibt, aus dem Walde in das offene Land hinausgetreten. Wir näherten uns der Gegend, wo der Gouverneur, unser Ideal, belagert sein sollte. Alles, was wir von den durch unsere Patrouillen gefangen genommenen Eingeborenen hörten, bereitete uns auf verzweifelte Kämpfe mit großen Scharen vor, über deren Stärke und Eigenschaften uns niemand verlässliche Mitteilungen machen konnte. Als dann die Bevölkerung von Undussuma in Myriaden von den Hügeln herabschwärmte und die Täler von Kriegern lebendig geworden zu sein schienen, da glaubten wir in unserer vollständigen Unwissenheit bezüglich ihres Charakters und ihrer Stärke tatsächlich, dass wir diejenigen vor uns hätten, welche den Pascha im Westen umzingelt hatten. Wenn er mit seinen 4.000 Soldaten um Hilfe bat, was konnten wir dann mit 173 Mann ausrichten? Am Abend vorher hatte ich die Ermahnung Mosis an Josua gelesen. War es nun die Nachwirkung dieser kraftvollen Worte, oder war es eine Stimme, ich weiß es nicht, doch glaubte ich zu hören: „Sei stark und guten Mutes; fürchte dich nicht und habe keine Furcht vor ihnen, denn der Herr dein Gott ist bei dir; er wird dich nicht verlassen.“ Als Masamboni am nächsten Tage den Befehl erteilte, uns anzugreifen und zu vernichten, gab es keinen einzigen Feigling im Lager, während wir am Abend vorher, als wir vier unserer Leute vor einem einzigen Eingeborenen fliehen sahen, voller Bitterkeit ausgerufen hatten: „Und das sind die Wichte, mit denen wir bis zum Pascha dringen müssen!“

Und ferner. In der Nähe des Zusammenflusses des Ihuru und des Dui hatten wir im Dezember 1888 150 unserer besten und stärksten Leute ausgesandt, um Lebensmittel aufzusuchen. Dieselben waren schon viele Tage länger fort, als sie hätten sein sollen, und inzwischen befanden sich 130 Männer, außer den Knaben und Frauen, dem Verhungern nahe. Um den Tod solange wie möglich fernzuhalten, bekamen sie täglich eine Tasse warmer, dünner Brühe, welche aus Butter, Milch und Wasser hergestellt war. Als die Lebensmittel derart auf die Neige gegangen waren, dass nur noch so viel übrig war, um 13 Mann zehn Tage lang mit der dünnen Brühe und vier kleinen Stücken Zwieback täglich zu versehen, wurde es für mich zur Notwendigkeit, die vermissten Leute aufzusuchen. Möglicherweise waren dieselben, weil sie keinen Führer hatten, sorglos gewesen und wurden von einer überwältigenden Menge der bösartigen Zwerge belagert. Mein Gefolge bestand aus 66 Mann, einigen Weibern und Kindern, welche, tatkräftiger als die übrigen, die dünne Flüssigkeit mit den Beeren des Phrynium und des Amomum, sowie mit an feuchten Stellen entdeckten Schwämmen verbessert hatten und deshalb noch ein wenig Kraft besaßen, obwohl die armen Burschen fürchterlich abgemagert waren. 51 Mann nebst Knaben und Weibern waren vor Erschöpfung und Krankheit dermaßen entkräftet, dass keine Hoffnung war, sie am Leben zu erhalten, wenn nicht innerhalb weniger Stunden Lebensmittel eintrafen. Mein weißer Gefährte und 13 Mann hatten die Gewissheit, genügend Nahrung zu besitzen, um den Kampf gegen einen peinvollen Tod noch zehn Tage in die Länge zu ziehen; wir, die wir zur Aufsuchung der Vermissten bestimmt waren, besaßen nichts. Wir konnten uns von Beeren ernähren, bis wir vielleicht eine Pflanzung zu erreichen vermochten. Auf dem Marsche kamen wir im Laufe des Nachmittags an mehreren Leichen in verschiedenen Stadien der Verwesung vorüber, und der Anblick der dem Tode Geweihten, der Sterbenden und Toten rief in meinen Nerven ein solches Gefühl der Schwäche hervor, dass ich derselben fast erlag. Jeder im Lager war durch Mutlosigkeit und Leiden gelähmt, die Verzweiflung hatte alle stumm gemacht und kein Laut unterbrach das Todesbrüten. Es war eine Gnade für mich, dass ich kein vorwurfsvolles Murren hörte, kein Zeichen des Tadels bemerkte. Ich fühlte aufs tiefste die Schrecknisse der Stille von Wald und Nacht. Schlaf war unmöglich. Meine Gedanken verweilten bei dem wiederholten Ungehorsam, welcher so viel Elend und Sorge verursacht hatte. Halsstarrige, aufrührerische, unverbesserliche menschliche Natur, die stets ihr tierisches, brutales Wesen zeigt – mögen die Elenden für ewige Zeiten verdammt sein! Ihre vollständige Gedankenlosigkeit, ihre Vergesslichkeit und das fortwährende Nichthalten von Versprechen töten mehr Menschen und verursachen mehr Elend, als das Gift der Wurfspieße, die Widerhaken und Spitzen der Pfeile. Wenn ich sie treffe, werde ich… – Aber ehe ich den Entschluss gefasst hatte, tauchten in meiner Erinnerung die Leichen am Wege, die dem Tode Geweihten im Lager und die Verhungernden in meiner Nähe auf, und ich dachte an die 150 Mann, die in dem unbarmherzigen Walde rettungslos verirrt oder ohne Hoffnung auf Rettung von Wilden umzingelt waren. Wundert es Sie, dass die natürliche Verbitterung des Herzens sich milderte und dass ich wiederum meine Sache Ihm empfahl, der uns allein helfen konnte? – Am nächsten Morgen, kaum eine halbe Stunde nach dem Aufbruche, trafen wir die Fouragierer wohlbehalten, gesund, kräftig und mit vier Tonnen Paradiesfeigen beladen. Sie können sich denken, welches Freudengeschrei diese wilden Kinder der Natur ausstießen, wie dieselben sich auf die Früchte stürzten, wie rasch sie die Feuer anzündeten, um zu rösten, zu kochen und zu backen, und wie schnell wir, nachdem sie sämtlich gesättigt waren, nach dem Lager zurückeilten, um auch die bei Herrn Bonny zurückgebliebenen Unglücklichen zu erfreuen!

Wenn ich die vielen schrecklichen Episoden im Geiste vorüberziehen lasse und über die wunderbare Rettung vor vollständiger Vernichtung nachdenke, welche uns während der verschiedenen Hin- und Hermärsche durch den dunkeln, ungeheuren Urwald bedroht hat, so bin ich außer Stande, unsere Errettung einer anderen Ursache zuzuschreiben, als der gnadenreichen Vorsehung, welche uns zu ihren eigenen Zwecken beschützt hat. Die gesamte Kriegsmacht Europas würde in der schrecklichen Not, in welcher wir in jenem Lager zwischen dem Dui und Ihuru uns befanden, uns keine Hilfe haben leisten können; eine Armee von Forschungsreisenden hätte, wenn wir bei dem letzten Kampfe umgekommen wären, unsere Spur bis zu dem Schauplatz desselben nicht verfolgen können, denn wir würden sicherlich tief, bis zur vollsten Vergessenheit tief unter dem Humus der weglosen Wildnis begraben gewesen sein.

In diesem demütigen und dankbaren Gefühle beginne ich die Schilderung des Verlaufs der Expedition von ihrem ersten Entwurf durch Sie bis zu dem Tage, als der Indische Ozean, so klar und blau wie der Himmel, sich zu unseren Füßen ausdehnte und wir mit Recht ausrufen konnten: „Es ist zu Ende!“

Ich habe niedergeschrieben, was das Publikum erfahren sollte, doch gibt es viele Dinge, welche murrende, zynische, ungläubige und gemeine Menschen nicht zu wissen brauchen. Ich schreibe für Sie und Ihre Freunde und für diejenigen, welche mehr Licht über das dunkelste Afrika wünschen, sowie für diejenigen, welche Interesse an allem nehmen, was die Menschheit berührt.

Mein Glaubensbekenntnis war, ist und wird, wie ich hoffe, auch bleiben: für das Beste zu wirken, den richtigen Gedanken zu fassen und das richtige Wort zu sprechen, soweit gute Beweggründe dies gestatten. Wenn mir eine Mission anvertraut wird, wenn mein Gewissen dieselbe als edel und recht billigt und ich das Versprechen gegeben habe, sie nach meinen besten Kräften dem Buchstaben und dem Sinne nach zur Ausführung zu bringen, dann trage ich ein Gesetz in mir, dem zu gehorchen ich gezwungen bin. Und wenn meine Gefährten mir durch ihr Benehmen und ihre Taten den Beweis liefern, dass dieses Gesetz für sie ebenso zwingend ist, dann erkenne ich sie als meine Brüder an. Es macht mir daher ein unbeschreibliches Vergnügen, die unschätzbaren Dienste meiner Freunde Stairs, Jephson, Nelson und Parke zu bezeugen, vier Männer, die sich ihren verschiedenen Pflichten in so vollkommener Weise gewidmet haben, als die menschliche Natur überhaupt dessen fähig ist. Da man einem Menschen einen Nachruf eigentlich erst schreiben kann, wenn er in seinem Grabe ruht, habe ich es während der Reise selten versucht ihnen zu sagen, wie hoch ich den stets bereiten Gehorsam schätzte, welchen Stairs bewies, den Ernst, welcher Jephson bei der Arbeit auszeichnete, den tapferen, soldatischen Charakter Nelson's und die zarte, sorgsame Liebe, welche unser Arzt seinen leidenden Patienten zuteilwerden ließ. Jetzt aber, nun die beschwerlichen Märsche vorüber sind und sie ohne Murren die ganze lange Zeit hindurch geduldet und gearbeitet haben, fühle ich, dass meine Worte zu arm sind, um die dauernden Verpflichtungen, die ich gegen einen jeden von ihnen habe, vollständig auszudrücken.

Dass jeder derjenigen, welche gefallen sind oder wegen Krankheit oder wegen eines Unfalls zurückgesandt wurden, solange er sich in meiner Gesellschaft befand, vollständig fähig zu sein schien, den höchsten Erwartungen zu entsprechen, gebe ich mit Vergnügen zu. Ich habe niemals an irgendeinem von ihnen gezweifelt, bis Herr Bonny mir die traurige Geschichte von der Nachhut vortrug. Während ich positive Beweise dafür besitze, dass Major Barttelot und Herr Jameson während des monatelangen Aufenthalts in Jambuja von Pflichteifer und Tatenlust durchdrungen waren, habe ich mich vergeblich bemüht, festzustellen, weshalb sie nicht ihrer schriftlichen Instruktion gemäß vordrangen, oder weshalb die Herren Ward, Troup und Bonny nicht den Vorschlag machten, in kleinen Märschen vorwärts zu marschieren, anstatt in Jambuja wie die 100 gestorbenen Leute zu verkommen, wozu offenbar Gefahr vorhanden war. Auf diese einfache Frage gibt es keine Antwort. Ihre acht Reisen nach den Stanley-Fällen und Kasongo belaufen sich insgesamt auf über 1.900 km; ihre Tagebücher, Logbücher und Briefe enthalten zahlreiche Beweise, dass sie die Elemente des Erfolgs in sich trugen. Ich vermag nicht zu verstehen, weshalb die fünf Offiziere, welche die Mittel zum Vordringen besaßen, eingestandenermaßen begierig waren den Marsch anzutreten und vom höchsten Mute beseelt waren, sich nicht auf unserer Route fortbewegten, wie es ihnen befohlen war; oder weshalb die Offiziere, obwohl sie immer noch glaubten, dass ich noch am Leben sei, mein Privatgepäck den Fluss hinabschickten und ihren Oberbefehlshaber in einen Zustand der Not versetzten; oder weshalb sie den europäischen Proviant in Konservenbüchsen und zwei Dutzend Flaschen Madeirawein flussabwärts sandten, während sich 33 kranke und hungrige Leute im Lager befanden; oder weshalb Herr Bonny gestattete, dass seine eigenen Rationen während seiner Anwesenheit fortgesandt wurden; oder weshalb Herr Ward mit einer Depesche flussabwärts geschickt und ihm auch noch ein Befehl nachgesandt wurde, der seine Rückkehr zur Expedition verhindern sollte. Das sind einige der Fragen, welche mir rätselhaft sind und für die ich befriedigende Lösungen nicht habe erhalten können. Hätte mir irgend sonst jemand mitgeteilt, dass solche Dinge sich ereignet hätten, ich würde dieselben bezweifelt haben, aber ich schöpfe meine Kenntnis einzig und allein aus dem offiziellen Berichte des Majors Barttelot (vgl. Anhang). Das Telegramm, welches Herr Ward nach der See hinabbrachte, verlangte von dem Komitee in London Instruktionen. Die Herren in London erwiderten jedoch: „Wir verweisen Sie auf das Instruktionsschreiben des Herrn Stanley“. Es wird jedem verständlich sein, dass hier ein Geheimnis vorliegt, für welches ich keine vernünftige Lösung finden kann; möge jeder Leser dieser Erzählung sich deshalb seine eigene Meinung bilden, das Ganze aber in milder Weise beurteilen.

Nach der Auffindung des Herrn Bonny in Banalja hatte ich häufig Gelegenheit, ihm gegenüber zu bemerken, dass seine Bereitwilligkeit und Ergebenheit nicht hinter derjenigen der übrigen zurückstehe, und was Tapferkeit anbelangt, so glaube ich, dass er davon so viel besaß wie der tapferste der anderen. Ich habe nie Ursache gehabt, wegen der Ausführung einer ihm übertragenen Arbeit unzufrieden zu sein, und da er von Banalja bis zum Indischen Ozean sich bei uns stets in vorzüglicher Weise geführt und den vollständigsten und respektvollsten Gehorsam bewiesen hat, so verschleiert sich das Geheimnis des Lebens in Jambuja noch mehr, denn mit 2.000 Soldaten wie Bonny, unter einem tüchtigen Führer, könnte man den ganzen Sudan unterwerfen, beruhigen und regieren.

Teilnehmer der Rettungsexpedition, 1890, ganz rechts Artur Jephson

Bei Erwägung der Unglücksfälle der Nachhut darf man jedoch nicht außer Acht lassen, dass ich der festen Überzeugung bin, dass wenn es das Los Barttelot's oder Jameson's gewesen wäre, den Platz von Stairs oder Jephson einzunehmen und uns bei der Vorhut zu begleiten, sie sich in gleicher Weise ausgezeichnet haben würden; denn eine Gruppe von jungen Leuten, die wie diese zu jeder Zeit, bei Nacht und bei Tage, erpicht auf Arbeit sind und dieselbe so lieben, wie Barttelot, Jameson, Stairs, Nelson, Jephson und Parke, ist selten zu finden. Müsste ich nochmals die Gründung eines Staates in Afrika unternehmen, dann würden solch unermüdliche, wackere Charaktere für mich geradezu unschätzbar sein. Die Unglücksfälle der Nachhut waren die Folge des am 17. August gefassten Beschlusses, zu bleiben und auf mich zu warten, und des Zusammentreffens mit den Arabern am nächsten Tage.

Was in diesem Werke von Emin Pascha berichtet ist, wird, wie ich hoffe, dem hohen Begriffe von unserm Ideal nicht im geringsten Abbruch tun. Wenn die Wirklichkeit etwas von demselben abweicht, so kann ihm deshalb keine Schuld beigemessen werden. Solange seine Leute ihm treu waren, stand er hinter dem Ideal nicht zurück; als seine Soldaten sich empörten, hörte seine Brauchbarkeit als Gouverneur auf, gerade wie ein Kunsttischler, welcher Werkzeug besitzt, vorzügliche Holzarbeiten herstellen, ohne Werkzeug aber nichts ausrichten kann. Wenn der Pascha keine solche riesenhafte Gestalt besitzt, wie wir angenommen hatten, so kann er dafür gewiss nicht verantwortlich gemacht werden, ebenso wenig wie für sein unmilitärisches Äußere. Wenn der Pascha imstande gewesen war, seine Provinz fünf Jahre lang zu behaupten, so kann er gerechterweise nicht für die Woge des Wahnsinns und die Epidemie des Aufruhrs verantwortlich gemacht werden, welche seine bisher getreuen Soldaten in Rebellen verwandelte. Sie werden in dieser Erzählung zwei besondere Stellen finden, in denen der Pascha beide male mit der strengsten Unparteilichkeit geschildert wird; seine Unglücksfälle vermindern nicht unsere Hochachtung vor ihm, wenn wir auch mit dem Überfluss an dem ihn beseelenden Gefühl für so unwürdige Subjekte wie geschworene Rebellen nicht einverstanden sein mögen. Als Verwaltungsbeamter hat er die schönsten Eigenschaften bewiesen; er war gerecht, taktvoll, treu und mild und liebte die Eingeborenen, welche sich unter seinen Schutz gestellt hatten, und man kann keinen schöneren und besseren Beweis für die Hochachtung, welche seine Soldaten für ihn hegten, wünschen, als die Tatsache, dass er dem Rufe, den er sich durch seine Gerechtigkeit und Milde erworben hatte, sein Leben verdankt. Kurz, jede Stunde, welche er dem Schlafe abdarbte, war vor seiner endgültigen Absetzung irgendeinem nützlichen Zweck gewidmet, der geeignet sein konnte, seine Kenntnis zu vermehren, die Lage der Menschheit zu verbessern und der Zivilisation neues Feld zu erobern. Sie dürfen dies nicht vergessen und es selbst dann nicht außer Betracht lassen, wenn Sie lesen, welche Eindrücke wir von ihm erhalten haben.

Ich muss glauben, dass Herr Mounteney Jephson den höchst wohlwollenden Bericht über die Ereignisse während der Gefangennahme und Haft des Paschas und seiner selbst aus reiner Ergebenheit, Sympathie und Mitgefühl für seinen Freund geschrieben hat. In der Tat tritt das Wohlwollen und die Sympathie, welche er für den Pascha hegt, so offen zu Tage, dass ich ihn scherzweise beschuldige, entweder Mahdist, Arabist oder Eminist zu sein, während man eigentlich unwillig sein könnte, wenn man in eine Falle gelockt wird mit der Aussicht, ein Sklavenleben in Khartum zu führen! Als dem Pascha die Briefe des Herrn Jephson vorgelegt wurden, bestätigte er, wie Sie sehen werden, deren Inhalt. Spätere Beobachtungen haben die Wahrheit der von Herrn Jephson gemachten Bemerkung auch bewiesen, welcher sagte: „Das Gefühl ist der schlimmste Feind des Paschas; Emin hält hier nichts zurück, als Emin selbst“. Was ich an Jephson am meisten bewundere, ist der offenbare Konflikt in ihm zwischen seiner Pflicht mir gegenüber als mein Vertreter und seiner Freundschaft für den Pascha.

Während wir natürlich bedauern müssen, dass Emin Pascha auf seine Truppen nicht den erforderlichen Einfluss besaß, der ihren vollständigen Gehorsam, ihre Zuverlässigkeit und ihre Treue veranlasst hätte, sie folgsam gegen die Gesetze und Gebräuche der Zivilisation gemacht, sie gezwungen hätte, die Eingeborenen als Mitgeschöpfe zu achten und zu Wächtern und Beschützern des Friedens, des Eigentums zu machen, ohne welche es keine Zivilisation gibt, werden viele der Ansicht sein, dass, da der Gouverneur hierzu nicht imstande war, es vielleicht ganz gut sei, dass die Ereignisse den jetzigen Verlauf genommen haben. Den afrikanischen Eingeborenen kann man nicht die Lehre beibringen, dass die Zivilisation ein Segen ist, wenn man gleichzeitig gestattet, dass sie von einer zügellosen Soldateska nach Belieben unterdrückt, in menschenunwürdiger Weise behandelt, beraubt und in die Sklaverei getrieben werden! Die Gewohnheit, die Eingeborenen für nicht besser als heidnische „Abid“ oder Sklaven zu halten, datiert von Ibrahim Pascha und muss vollständig abgeschafft werden, ehe man außerhalb der Militärniederlassungen irgendetwas wird sehen können, was Ähnlichkeit mit der Zivilisation hat. Wenn jedes Getreidekorn, jedes Stück Geflügel, jede Ziege, jedes Schaf und jede Kuh, welche die Truppen brauchen, mit gutem Gelde oder dessen Wert in Notwendigen Waren bezahlt wird, dann wird der Einfluss der Zivilisation unüberwindlich sein und dann kann sogar die christliche Lehre eingeführt werden; ohne unparteiische Rechtspflege sind aber beide unmöglich, und sie werden sicherlich niemals zur Einführung gelangen, wenn die Rechtspflege von Raub begleitet wird oder ihn im Gefolge hat, wie es nach meiner Befürchtung im Sudan nur zu allgemein Brauch gewesen ist.

Diejenigen, welche die wahre Gerechtigkeit hochhalten, mögen einigen Trost finden in dem Gedanken, dass, bevor die Zivilisation in ihrer wahren und wirklichen Form in Äquatoria eingeführt wird, die Eingeborenen jetzt einige Zeit Ruhe und Frieden haben werden, und dass, wie auch das Land ausgesehen haben mag, doch alles mit Ausnahme einiger Orangen- und Zitronenbäume unter höheren, besseren und dauernderen Auspizien innerhalb eines Monats ersetzt werden kann.

Wenn ich während der Expedition meiner wirklichen Freundschaft und Ergebenheit für Sie und meine Freunde vom Emin-Entsatz-Komitee nicht genügend Ausdruck gegeben habe, so schreiben Sie dies, bitte, dem Mangel an Gelegenheit und der Macht der Verhältnisse zu, nicht aber einer Lauheit und Unaufrichtigkeit meinerseits. Wenn Sie und meine Freunde aber etwa überzeugt sind, dass ich, soweit es in meiner Macht lag, die mir anvertraute Mission getreulich und loyal in demselben Sinne und zu demselben Zwecke erfüllt habe, wie Sie selbst es getan haben würden, wenn Sie physisch und moralisch imstande gewesen wären, uns zu begleiten, dann bin ich in der Tat zufrieden, und das höchste Lob würde meiner Ansicht nach nicht der einfachen Anerkennung gleichkommen, welche in den Worten liegen würde: „Es ist gut gemacht.“

Mein lieber Sir William, ein nobles, edelmütiges und treues Herz, wie das Ihrige, zu lieben, ist nur natürlich. Nehmen Sie die Versicherung meiner Liebe entgegen, die ich Ihnen seit langer Zeit voll und ganz zu eigen gegeben habe.

Henry M. Stanley.

Herrn Baron Sir William Mackinnon,von Balinakill und Loup,Grafschaft Argyleshire,Vorsitzendem des Emin-Pascha-Entsatz-Komitee etc.

William Mackinnon (Mitte) mit HM Stanley und F. de Winton

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Erstes Kapitel – Einleitung

Erstes Kapitel – Einleitung

Der Khedive und der Sudan. – Arabi Pascha. – Hicks Pascha's Niederlage. – Der Mahdi. – Sir Evelyn Baring und Lord Granville über den Sudan. – Valentine Baker Pascha. – General Gordon, seine Tätigkeit im oberen Sudan. – Eduard Schnitzer (oder Emin Effendi Hakim) und seine Provinz. – General Gordon in Khartum und Bericht über die Expedition im Jahre 1884 unter Lord Wohlseley. – A. M. Mackay, der Missionar in Uganda. – Briefe von Emin Bey an Mackay, C. H. Allen und Dr. R. W. Felkin, seine Provinz betreffend. – F. Holmwood's und A. M. Mackay's Ansichten über den geplanten Entsatz Emins. – Vorgeschlagene Marschrouten für die Expedition zum Entsatze Emins. – Sir William Mackinnon und J. F. Hutton. – Der Entsatz-Fonds und Einzelheiten über die Vorbereitungen zur Expedition. – Oberst Sir Francis de Winton. – Auswahl der Offiziere für die Expedition. – König Leopold und die Kongo-Route. – Abreise nach Ägypten.

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Nur ein Carlyle, der in seiner reifsten Periode die Schrecknisse der fürchterlichen Französischen Revolution in düsteren Farben beschrieb, kann der langen Reihe von Unglücksfällen, welche die Verbindung zwischen England und Ägypten im Gefolge gehabt hat, gerecht werden. Es ist dies vom Anfang bis zum Ende ein so schreckliches Thema, dass Engländer vermeiden, es zu berühren. Diejenigen, welche irgendetwas bezüglich dieser Schrecknisse geschrieben haben, beschränken sich auf rein historische Darstellung. Niemand kann sie durchlesen, ohne über die Gefahren zu schaudern, welche England und die Engländer während dieser Periode jämmerlicher Missverwaltung bedroht haben. Nach dem ägyptischen Feldzuge gibt es in monatelanger beängstigender Dunkelheit nur einen hellen Sonnenstrahl, und das ist derjenige, welcher die Unsterblichen von Abu-Klea und Gubat trifft, wo jene kleine Truppe heldenmütiger Engländer auf dem todbringenden Wüstensande Schulter an Schulter kämpfte und einen Ruhm erwarb, der demjenigen gleichkommt, welchen sich die Leichte Brigade bei Balaklawa gewinnen musste. Das waren in der Tat Kämpfe, welche eine Reihe von Fehlern, wie man in einem Jahrhundert der Geschichte ihresgleichen nicht findet, zum großen Teile wieder gutmachen. Wenn diejenigen, welche für die Folge der Ereignisse verantwortlich sind, nur einen Teil des bei Abu-Klea gezeigten zweckbewussten, ernsten Willens bewiesen hätten, dann würde der Mahdi bald eine groteske Figur zur Verzierung eines Bilderbogens oder zur Verstärkung einer sprichwörtlichen Redensart geworden sein, nicht aber die fürchterliche Schreckensfigur der neuesten Zeit, deren Gegenwart jede Spur von Zivilisation im Sudan zu Asche zerstört hat.

Um eine passende, aber kurze Einleitung zu dem wesentlichen Gegenstande dieses Werkes zu haben, muss ich Notwendigerweise die Ereignisse flüchtig berühren, welche den letzten am Leben befindlichen Statthalter Gordon's veranlasst haben, aus seiner harten Bedrängnis in der Nähe des Äquators um Hilfe zu rufen.

Dem kühnen Projekte des Khedive Ismail verdanken wir im Grunde all das, was Ägypten und den Sudan betroffen hat.

Er unternahm mit 5 Millionen Untertanen und einem sich rasch leerenden Staatsschatze die Erweiterung des ägyptischen Khediviats zu einem ungeheuren ägyptischen Reiche, dessen Gesamtflächenraum ein Areal von über 2½ Millionen Quadratkilometer umfasst, und von dem Leuchtturme von Alexandrien bis zum Südende des Albert-Sees, und von Massaua bis zur Westgrenze von Darfur reicht.

Khedive Ismail

In seiner Hauptstadt fanden sich Abenteurer aus Europa und Amerika ein, welche die wahnsinnigsten Pläne machten und sich als Leiter der wildesten Unternehmungen anboten. Die ruhige Zeit, als die ägyptische Herrschaft bei Gondokoro aufhörte und der Nil die natürliche Straße für den Verkehr bildete, der durch den sanften Druck der langsamen Entwickelung entstand, war zu Ende, als Kapitän Speke, Grant und Sir Samuel Baker ihre enthusiastischen Berichte mitbrachten von prächtigen Seen und Gegenden, die an Fruchtbarkeit und Produktivität ihresgleichen nicht hatten. Die Beendigung des amerikanischen Bürgerkrieges drängte zahllose Offiziere aus ihrer Tätigkeit, und viele von ihnen strömten nach Ägypten, um dem modernen Pharao ihr Genie zur Verfügung zu stellen und seine großartigen Träume von einem Reiche zu verwirklichen. Ebenso erschienen auch Engländer, Deutsche und Italiener, um an den Ehren, mit welchen die Kühnen und Tapferen überschüttet wurden, teilzunehmen.

Wenn ich die Annalen dieser Periode sorgfältig und leidenschaftslos durchlese und dabei die weitausschauenden Ideen des Khedive, seinen Enthusiasmus, die fürstliche Freigebigkeit in seinen Belohnungen, seine militärischen Taten, die plötzliche Ausdehnung seiner Macht und die stetige Erweiterung seiner Herrschaft nach Süden, Westen und Osten bewundere, stößt mir die überraschende Tatsache auf, dass sein Erfolg als Eroberer in Afrika sich mit dem Alexanders in Asien vergleichen lässt, nur mit dem Unterschiede, dass Alexander seine Armeen persönlich anführte, während der Khedive Ismail den Luxus seiner Paläste in Kairo vorzog und die Führung der Kriege seinen Paschas und Beys überließ.

Dem Khedive erscheint die von ihm eingeschlagene Eroberungslaufbahn als eine edle; die europäische Presse zollt ihm Beifall; es verlautet von so vielen Dingen von großartiger Wichtigkeit für die Zivilisation, dass sie ihm zu Ehren Lob- und Triumphlieder singt; die beiden Meere sind vereinigt und die Handelsflotten ankern in stattlichen Reihen im Schifffahrtskanal; nach Süden werden die Eisenbahnen ausgedehnt, und man prophezeit, dass eine Linie bis nach Berber reichen wird.

Port Said um 1880

Allein während dieser ganzen herrlichen Zeit scheint man die Bevölkerung des neuen Reiches nicht einmal der Beachtung Wert gehalten zu haben, außer als Steuerobjekt und Hilfsmittel, den Staatsschatz zu füllen. Die Steuern sind höher als je; die Paschas werden geldgieriger, die Gesetze schärfer, der Elfenbeinhandel wird monopolisiert, und schließlich wird, um die bereits wachsende Unzufriedenheit noch weiter zu vermehren, im ganzen Gebiet, wo die ägyptische Autorität Geltung hat, der Sklavenhandel verboten. Im Laufe von fünf Jahren hat Sir Samuel Baker die Äquatorialprovinz, Munzinger Sennar erobert, Darfur ist annektiert und Bahr-el-Ghasal nach fürchterlicher Vergeudung von Menschenleben unterworfen. Die bei allen diesen Großmacht-Projekten sich zeigende Kühnheit ist geradezu wunderbar, fast so wunderbar, wie der vollständige Mangel an gesundem Menschenverstand. An einer Gebietslinie von nahezu 1.300 km Länge befinden sich nur drei Militärstationen in einem Lande, welches, ausgenommen wenn der Nil hoch angeschwollen ist, nur Kamele als Beförderungsmittel zur Verfügung hat.

Im Jahre 1879 wurde der Khedive Ismail, der zu häufig Wechsel auf die europäischen Banken gezogen und die ägyptische Staatsschuld bis auf 128 Mill. Pfd. St. vermehrt hatte, sich aber die Beschränkungen nicht gefallen lassen wollte, welche ihm von den Mächten, deren Untertanen das so freigebig von ihm vergeudete Geld geliefert hatten, auferlegt werden sollte, abgesetzt und an seiner Stelle der gegenwärtige Khedive, sein Sohn Tewfik, zum Herrscher unter der Vormundschaft der Mächte erhoben. Kurze Zeit nachher entstand eine Militärrevolte, doch wurde dieselbe von einer 13.000 Mann starken englischen Armee unter Lord Wohlseley bei Kassassin, Tell-el-Kebir, Kairo und Kafr-ed-Dauar unterdrückt.

Während der kurzen Herrschaft Arabi Pascha's, des Führers der Militärrevolte, wurde viel Unheil dadurch verursacht, dass man die verfügbaren Truppen aus dem Sudan zurückzog. Während der englische General die Rebellentruppen bei Tell-el-Kebir schlug, marschierte der Mahdi Mohammed Achmet zur Einschließung von El Obeid; am 23. August wurde er bei Duem mit einem Verlust von 4.500 Mann angegriffen. Am 14. wurde er von der Besatzung von Obeid zurückgeschlagen, wie es heißt mit 10.000 Mann Verlust. Diese ungeheuren Verluste an Menschenleben, welche vom 11. August 1881, dem Tage, an dem der Mahdi es zuerst unternahm, die Bevölkerung des Sudan über die Schwäche der ägyptischen Macht zu belehren, sich beständig fortsetzten, wurden zum großen Teile durch Stämme, denen die vom Mahdi verkündete Religion gleichgültig war, die aber von den ägyptischen Beamten ausgeplündert, von der Regierung über alle Gebühr besteuert waren und verhindert wurden, Sklaven zu verkaufen, um die Mittel zur Bezahlung der Abgaben zu erhalten, sowie durch die Hunderte von Sklavenhändler-Karawanen verursacht, deren Verkehr Gordon und sein Statthalter Gessi Pascha durch die energische Unterdrückung des Sklavenhandels ein Ende gemacht hatten.

Vom 11. August 1881 bis zum 4. März 1883, als Hicks Pascha, ein früherer Offizier der indischen Armee, als Generalstabschef der Sudanarmee in Khartum eintraf, hatte Missgeschick aller Art die Regierungstruppen in fast ununterbrochener Reihe verfolgt; und inzwischen hatte die meuterische ägyptische Armee sich erhoben, war überwältigt und aufgelöst worden, worauf eine neue Armee unter Sir Evelyn Wood gebildet ward, die nicht über 6.000 Mann zählen sollte. Und dennoch beschließt Hicks Pascha, obwohl ihm die ungeheure Macht des Mahdi, der nahezu an Raserei grenzende Fanatismus in Verbindung mit dem seine Legionen beseelenden Hasse, sowie die Unzuverlässigkeit, die mangelnde Disziplin und die Feigheit seiner Truppen bekannt waren, während er die ägyptische Regierung um eine Verstärkung von 5.000 Mann oder von vier Bataillonen von der neuen Armee des Generals Wood bittet, Kordofan zu erobern und marschiert dem siegreichen Propheten entgegen, der mit seinen Horden noch über den kürzlich erfochtenen Sieg über Obeid und Bara triumphiert. Sein Stab und sogar die ihn begleitenden Zivilisten prophezeien Unglück, allein Hicks tritt seinen letzten Marsch mit einer Armee von 12.000 Mann, 10 Gebirgsgeschützen, 6 Nordenfelt-Kanonen, 5.500 Kamelen und 500 Pferden an. Jeder weiß, dass die Elemente der Schwäche in den Truppen selbst liegen, dass viele von den Soldaten Bauern sind, welche man von den ägyptischen Feldern weggeschleppt und in Ketten geworfen hat, dass andere sich zum Mahdismus bekennen, dass unter den Offizieren Uneinigkeit besteht und dass nichts in der richtigen Verfassung ist. Allein trotzdem marschieren sie auf Obeid los, stoßen mit den Legionen des Mahdi zusammen und werden vernichtet.

England dirigiert jetzt die Geschäfte Ägyptens mit Zustimmung des jungen Khedive, dem es bei der Besteigung auf den beinahe königlichen Thron behilflich gewesen ist und den zu schützen es ein Interesse hat. Englands Soldaten befinden sich in Ägypten, die neue ägyptische Armee steht unter dem Befehle eines englischen Generals, die Militärpolizei unter dem Kommando eines früheren englischen Kavallerieobersten; Englands diplomatischer Agent leitet die auswärtige Politik und die wichtigsten Staatsämter sind fast alle in den Händen von Engländern.

Der Sudan ist der Schauplatz der schrecklichsten und blutigsten Kämpfe zwischen den schlecht geführten Truppen der ägyptischen Regierung und den siegreichen Stämmen gewesen, welche sich unter dem heiligen Banner des Mahdi gesammelt haben, und wenn dem Vordringen des Propheten nicht bald kräftiger Widerstand geleistet wird, dann wird, wie viele Leute in England einsehen, dieses ungeheure Gebiet und das fruchtbare Becken des oberen Nils Ägypten verloren gehen, falls nicht Truppen und Gelder geschickt werden, um dies zu verhindern.

Nach der Ansicht des gesunden Menschenverstandes ist es klar, dass England, nachdem es die Leitung der Regierung und die Handhabung der Geschäfte Ägyptens übernommen hat, nicht umhin kann, sich über seine Politik bezüglich des Sudan zu erklären. Auf eine im englischen Parlament an den Premierminister gerichtete Frage, ob der Sudan als ein Teil von Ägypten betrachtet werde und, wenn dies der Fall, ob die englische Regierung Schritte tun werde, um die Ordnung daselbst wiederherzustellen, erwiderte Herr Gladstone, der Sudan sei in den Kreis der englischen Operationen nicht mit einbegriffen und die Regierung sei auch nicht geneigt, ihn in den Kreis der englischen Verantwortlichkeit einzuschließen. Als politische Erklärung kann gegen diese Antwort kein Vorwurf erhoben werden; sie bezeichnet die Gladstone'sche Politik, und als solche kann nichts gegen dieselbe gesagt werden; sie ist sein Prinzip, das Prinzip seiner Kollegen in der Regierung und seiner Partei, und als Prinzip verdient diese Erklärung Berücksichtigung.

Während das Schicksal des Generals Hicks Pascha und seiner Armee noch unbekannt ist, aber schon der unglückliche Ausgang befürchtet wird, schickt der politische Agent in Ägypten, Sir Evelyn Baring, der englischen Regierung wiederholt Warnungen und schlägt Mittel und Wege vor, um die Schlusskatastrophe zu verhüten.

Sir Evelyn Baring 1841 – 1917

„Wenn Hicks Pascha geschlagen wird, ist Khartum in Gefahr; durch den Fall von Khartum wird Ägypten bedroht.“

Khartum

Lord Granville erwidert während der Monate November und Dezember 1883 zu verschiedenen malen, die Regierung rate zur Räumung des Sudan innerhalb gewisser Grenzen; die ägyptische Regierung müsse die alleinige Verantwortung für alle Operationen außerhalb des eigentlichen Ägypten übernehmen; die englische Regierung beabsichtige nicht, englische oder indische Truppen im Sudan zu verwenden; unwirksame Anstrengungen seitens der ägyptischen Regierung zur Sicherung des Sudan würden die Gefahr nur vergrößern.

Sir Evelyn Baring Teilt darauf Lord Granville mit, dass keine Überredung und kein Argument die ägyptischen Minister veranlassen könne, die Politik der Räumung des Sudan zu akzeptieren. Ferner benachrichtigt der Premierminister Cherif Pascha Lord Granville, dass der Aussage Valentine Baker Pascha's zufolge die zur Verfügung stehenden Mittel durchaus unzureichend seien, um den Aufstand im Sudan niederzuwerfen.

Darauf erklärte Lord Granville durch Sir Evelyn Baring, es sei unerlässlich, dass, solange noch englische Soldaten Ägypten provisorisch besetzt hielten, dort der Rat der Minister Ihrer Majestät befolgt würde, und dass er auf der Annahme desselben bestehe. Nunmehr wurden die ägyptischen Minister gewechselt und am 10. Januar 1884 wurde Nubar Pascha Premierminister.

Am 17. Dezember 1883 reiste Valentine Baker von Ägypten nach Suakin ab, um die militärischen Operationen für die Aufrechterhaltung der Verbindung zwischen Suakin und Berber zu beginnen und die Beruhigung der Stämme in jener Gegend vorzunehmen. Während man in England absolut sicher war, dass die Truppen Baker's eine vernichtende Niederlage erleiden würden, und man dies auch in Ägypten befürchtete, scheint der General keine Gefahr geahnt oder, wenn dies doch der Fall war, mit derselben geliebäugelt zu haben. In der Befürchtung, dass ein Kampf für seine Truppen unheilvoll sein werde, schreibt der Khedive privatim an Baker Pascha: „Ich verlasse mich auf Ihre Klugheit und Tüchtigkeit und erwarte, dass Sie den Feind nur unter den günstigsten Verhältnissen angreifen.“ Baker besaß Klugheit und Tüchtigkeit im Überfluss; aber die Folge zeigte, dass es ihm in diesem Falle ebenso sehr an Klugheit und Urteilsfähigkeit fehlte, wie dem unglücklichen Hicks. Baker's Truppe bestand aus 3.746 Mann. Am 6. Februar 1884 verließ er Trinkitat an der Meeresküste in der Richtung auf Tokar; nach einem Marsche von 10 km stieß man auf die Vorhut der Rebellen, und bald nachher waren beide Armeen im Kampfe. Es heißt, „dass die Rebellen den Ägyptern die äußerste Verachtung gezeigt hätten, dass sie dieselben beim Genick packten und ihnen den Hals abschnitten, dass die Regierungstruppen, vor Furcht gelähmt, kehrt machten und sich lieber töten ließen, als den Versuch wagten, ihr Leben zu verteidigen; dass Hunderte ihre Waffen fortwarfen, niederknieten und mit erhobenen Händen um Gnade flehten“.

Die Gesamtzahl der Getöteten betrug 2.373 von 3.746. Herr Royle, der vorzügliche Geschichtsschreiber des ägyptischen Feldzuges, sagt: „Baker kannte die Zusammensetzung der von ihm befehligten Truppen oder hätte sie wenigstens kennen sollen; solche Leute in den Kampf zu führen, hieß einfach das Unglück heraufbeschwören.“ Was soll man dann von Hicks sagen?

Wir kommen jetzt zu General Gordon, der von 1874 bis 1876 im oberen Sudan auf den von Sir Samuel Baker begonnenen Linien tätig gewesen war, die Eingeborenen zu versöhnen, die Sklavenkarawanen zu vernichten, die Sklavenstationen zu zerstören und die ägyptische Herrschaft vermittelst einer Kette von Forts bis zum Albert-Njansa auszudehnen.

Sklavenkarawane

Nachdem er vier Monate außer Dienst gewesen war, wurde er zum Generalgouverneur des Sudan, von Darfur und der Äquatorialprovinzen ernannt. Unter anderen Personen, welche Gordon als Gouverneure der verschiedenen unter seiner vizeköniglichen Herrschaft stehenden Provinzen anstellte, befand sich auch Eduard Schnitzer, ein am 28. März 1840 in Oppeln in Schlesien geborener Deutscher, welcher im Gefolge von Ismail Hakki Pascha, des früheren Generalgouverneurs von Skutari und Muschir des Reiches, in der Türkei, Armenien, Syrien und Arabien Dienste getan hatte. Nach dem Tode seines Gönners begab Schnitzer sich nach Neiße, wo seine Mutter, Schwester und Verwandten lebten, und blieb dort einige Monate, bis er nach Ägypten reiste. Von dort ging er nach Khartum, und da er Medizin studiert hatte, wurde er von Gordon Pascha als Arzt angestellt. Er nahm den Namen Emin Effendi Hakim – der getreue Arzt – an, wurde als Lagerverwalter und Arzt nach Ladó gesandt, später in einer politischen Mission zu König Mtesa geschickt, dann nach Khartum zurückberufen, darauf mit einer ähnlichen Mission zu König Kabba-Rega von Unjoro gesandt und schließlich, 1878, zum Bey befördert und zum Gouverneur der Äquatorialprovinz Hatt-el-Estiva (Äquatoria) mit einem Gehalt von 50 Pfd. St. monatlich ernannt. Ein Steuermann eines Dampfers der Peninsular- und Oriental-Dampfschifffahrts-Gesellschaft, namens Lupton, wurde zum Gouverneur der an Äquatoria stoßenden Provinz Bahr-el-Ghasal erhoben.

Als Gordon im Jahre 1879 von der Absetzung Ismail's hörte, gab er sein hohes Amt dem neuen Khedize Tewfik zurück und teilte ihm mit, dass er nicht beabsichtige, dasselbe wieder anzunehmen.

Im Jahre 1880 übernahm er den Posten eines Sekretärs des Marquis von Ripon, legte ihn aber schon innerhalb eines Monats wieder nieder.

Im Jahre 1881 befindet er sich in Mauritius als Befehlshaber der königlichen Genietruppen; schon nach zwei Monaten gibt er diesen Posten wieder auf, um den Behörden am Cap der Guten Hoffnung in ihren Schwierigkeiten mit den Basuto zu Hilfe zu eilen, Indessen findet er schon nach kurzer Zeit, dass seine Ansichten mit denen der Capregierung nicht übereinstimmen, weshalb er den Dienst verlässt.

Inzwischen arbeitete ich am Kongo. Unsere Erfolge in jenem ungeheuren Gebiete des westlichen Afrika haben schwere Verantwortlichkeit in so ausgedehntem Maße gebracht, dass sie unkontrollierbar zu werden droht. Wenn ich den Unterkongo besuche, geraten die Geschäfte am Oberkongo in Unordnung; begebe ich mich an den Oberkongo, dann finden am Unterkongo Reibungen statt.

König Leopold II. von Belgien

Bei meinem regen Interesse an dem rasch sich zu einem Staate entwickelnden Gebiete schlug ich daher schon im September 1882 und dann nochmals im Frühjahr 1883 Sr. Majestät dem König Leopold vor, eine Persönlichkeit von Verdienst, Rang und Arbeitslust, wie General Gordon, zu meinem Assistenten zu ernennen. Derselbe sollte die Verwaltung entweder des oberen oder des unteren Kongo übernehmen, während ich in dem anderen Teil arbeitete, weil ungeheuer viel wertvolle Zeit mit dem Reisen flussauf- und abwärts von einem Gebiete zum anderen verloren ging und die jungen Befehlshaber der Stationen nur zu geneigt waren, meine Abwesenheit auszubeuten. Se. Majestät versprach mir, General Gordon um seine Mitwirkung zu bitten, doch lauteten die Antworten lange Zeit ungünstig.

Schließlich erhielt ich im Frühjahr 1884 einen Brief in der mir wohlbekannten Handschrift des Generals Gordon, der mir mitteilte, ich möge ihn mit dem nächsten Postdampfer erwarten.

Er scheint jedoch, gleich nachdem er sein Schreiben an mich zur Post gegeben und sich von Sr. Majestät verabschiedet hatte, von seinen Landsleuten mit Aufforderungen, der ägyptischen Regierung bei der Rettung der eingeschlossenen Garnison von Khartum vor dem ihr drohenden Schicksal Hilfe zu leisten, bestürmt worden zu sein. Persönlich weiß ich nichts von dem, was vorgefallen ist, als er von Lord Wohlseley Lord Granville vorgestellt wurde, ich habe aber erfahren, dass General Gordon die Überzeugung hegte, er könne die ihm anvertraute Mission durchführen. Bezüglich des Umfangs dieser Mission besteht ein ernstlicher Widerspruch. Die ägyptischen Behörden wünschten nur den Entsatz Khartums, und möglicherweise brauchte Lord Granville die Dienste Gordon's nur für diese humane Aufgabe, während alle übrigen Garnisonen ihrem Schicksal überlassen bleiben sollten, weil man die Befreiung derselben für unmöglich hielt. Die Blaubücher, welche die betreffenden offiziellen Noten enthalten, scheinen die Richtigkeit dieser Annahme zu bestätigen. Sicher ist jedoch, dass Lord Granville General Gordon angewiesen hat, nach Ägypten zu gehen und über die Lage des Sudan, sowie über die zu ergreifenden besten Mittel zur Sicherung der ägyptischen Garnisonen und zur Rettung der europäischen Bevölkerung in Khartum zu berichten. Außerdem sollte er noch weitere Aufgaben übernehmen, welche die ägyptische Regierung ihm etwa zu überweisen wünschte. Er sollte von Oberst Stewart begleitet werden.

Nach einer längeren Unterredung mit Sir Evelyn Baring erhält Gordon von diesem seine endgültigen Instruktionen namens der britischen Regierung.

Der Hauptinhalt derselben lautet wie folgt:

1) Sichern Sie den Rückzug der europäischen Bevölkerung von 10-15.000 Seelen und der Garnison von Khartum.  Die Instruktionen 1 und 3 widersprechen sich einigermaßen, Khartum und der Sudan sind keine gleichbedeutenden Bezeichnungen, die Entfernung der Garnison von Khartum ist eine leichte Aufgabe, die Räumung des Sudan für eine einzelne Person aber eine Unmöglichkeit.

2) Sie wissen am besten, wann und wie dies zu bewirken ist.

3) Vergessen Sie nicht, dass der Hauptzweck (Ihrer Mission) die Räumung des Sudan ist.

4) Bemühen Sie sich, wenn Sie glauben, dass es geschehen kann, unter den Eingeborenenstämmen einen Bund herzustellen, welcher an die Stelle der ägyptischen Autorität tritt.

5) Beim Finanzdepartement ist Ihnen ein von 100.000 Pfd. St. eröffnet.

Es ist Gordon gelungen, den ägyptischen Ministern, welche vorher von einer Panik befallen waren und nur um die Räumung Khartums gefleht hatten, Vertrauen einzuflößen. Nachdem sie ihn gesehen und gehört haben, atmen sie freier und auf sein eigenes Verlangen belehnen sie ihn mit der General-Gouverneurschaft. Der ihm erteilte Ferman ermächtigt ihn, die betreffenden Gebiete (des Sudan) zu räumen, die Truppen, Zivilbeamten und sonstigen Einwohner, welche sich nach Ägypten zu begeben wünschen, zurückzuziehen und nach beendigter Räumung (die aber eine absolute Unmöglichkeit war) wenn tunlich eine organisierte Regierung einzurichten. Mit diesen Instruktionen war Lord Granville einverstanden.

Indessen meinte man, wie ich höre, dass er tun sollte, was er konnte, dass er alles Notwendige tun sollte, wenn es möglich war; konnte er nicht den ganzen Sudan räumen, so sollte dies ohne Zeitverlust nur mit Khartum geschehen. Dies ist jedoch bis zum 23. März 1884 ihm nicht offiziell mitgeteilt worden, und man weiß nicht, ob er das bezügliche Telegramm je erhalten hat.  Dies ist die einzige klar ausgedrückte Depesche, welche ich in dem auf diese Periode bezüglichen Blaubuche gefunden habe.

General Gordon reiste am 26. Januar 1884 nach Khartum ab und traf am 18. des nächsten Monats in der genannten Stadt ein. Auf der Reise schickte er häufig telegraphische Depeschen ab, welche von Vertrauen überflossen, und Herr Konsul Power, der Korrespondent der „Times“, sandte seinem Blatte folgendes Telegramm: „Die Bevölkerung (von Khartum) ist General Gordon ergeben, der die Garnison retten und den Sudan – wie es Notwendigerweise geschehen muss – den Sudanesen für immer überlassen will.“

Die englische Presse, welche bezüglich der Chancen Valentine Baker Pascha's so weise gewesen war, befand sich ziemlich in derselben Lage wie die Bevölkerung von Khartum, d. h. sie war General Gordon ergeben und zuversichtlich in Bezug auf seinen Erfolg. Er hatte in China solche Wunder vollführt, hatte die Vernichtung des Sklavenhandels im Sudan so wirksam betrieben, hatte sich die Zuneigung der tückischen Sudanesen erworben, dass die Presse es für durchaus nicht unwahrscheinlich hielt, dass Gordon mit seinem weißen Stabe und sechs Dienern die dem Verderben geweihten Garnisonen von Sennar, Bahr-el-Ghasal und Äquatoria, insgesamt 29.000 Mann außer den Zivilbeamten, Frauen und Familien, retten und nach Erledigung dieser bei ihrer Unmöglichkeit mehr als herkulischen Aufgabe eine organisierte Regierung einrichten könnte.

Am 29. Februar telegraphiert Gordon: „Es ist nicht viel Aussicht auf Besserung, vielmehr wird jede Chance schlechter“, und am 2. März meldet er: „Bezüglich des Verbleibens in Khartum habe ich keine Wahl, sie ist meinen Händen entschlüpft.“ Am 16. März prophezeit er, dass „wir binnen kurzem blockiert sein werden“, und gegen Ende März telegraphiert er: „Wir haben Lebensmittel für fünf Monate und sind eingeschlossen.“

Offenbar hat ein ernstliches Missverständnis bei dem Entwurf der Instruktionen durch Sir Evelyn Baring und der Auslegung derselben durch General Gordon obgewaltet, denn letzterer spricht sich ersterem gegenüber folgendermaßen aus:

„Sie fordern mich auf, Ursache und Grund meiner Absicht, in Khartum zu bleiben, anzugeben. Ich bleibe in Khartum, weil die Araber uns eingeschlossen haben und uns nicht hinauslassen wollen.“

Inzwischen befürwortete die öffentliche Meinung bei der englischen Regierung dringend die Notwendigkeit, eine Expedition zur Befreiung des Generals Gordon aus Khartum auszusenden. Da Indessen zwischen General Gordon und Lord Granville vereinbart worden war, dass die Mission des erstem zu dem Zwecke unternommen werden solle, um die englischen Truppen im Sudan entbehrlich zu machen, und da die Regierung ferner ihre Politik dahin erklärt hatte, dass keine englischen oder indischen Truppen in jener Gegend verwendet werden sollten, so zögerte sie natürlich, die Forderung des Publikums zu erfüllen. Als jedoch das Geschrei immer mehr zunahm und das Parlament und das Publikum gemeinsam behaupteten, es sei die Pflicht des Landes, den tapferen Mann zu retten, der sich freiwillig bereit erklärt hatte, seinem Lande einen so wichtigen Dienst zu leisten, da erhob sich Herr Gladstone am 5. August im Hause der Gemeinen, um einen Kredit für die Operationen zum Entsatze Gordon's zu beantragen.

Es wurden zwei Wege vorgeschlagen, auf denen die Entsatz-Expedition sich Khartum nähern könne, der eine kürzere quer durch die Wüste von Suakin nach Berber und der andere auf dem Nil. Da Gordon der Nilroute den Vorzug gab, so wählte der die Entsatz-Expedition befehligende General diese letztere.

Am 18. September erlitt der Dampfer „ABBAS“, auf welchem Oberst Stewart, der Begleiter Gordon's, der „Times“-Korrespondent Power, der französische Konsul Herbin und eine Anzahl Griechen und Ägypter, insgesamt 44 Personen, sich befanden, bei dem Versuch, den Katarakt von Abu-Hammed zu passieren, in dem Wasserfalle Schiffbruch, worauf die am Lande befindlichen Araber die Schiffbrüchigen aufforderten, in Frieden zu landen, aber ohne Waffen. Stewart kam dieser Aufforderung nach; er, die beiden Konsuln (Power und Herbin) und Hassan Effendi begaben sich ans Land und traten in ein Haus, wo sie sofort ermordet wurden.

Am 17. November meldet Gordon an Lord Wohlseley, der sich damals in Wadi Halfa befand, dass er sich noch 40 Tage halten könne, die Mahdisten seien im Süden, Südwesten und Osten, aber nicht im Norden von Khartum.

Am Weihnachtstage 1884 war ein großer Teil der Expeditionstruppen in Korti versammelt, da der kommandierende General die Expedition so rasch hatte vordringen lassen, wie seine Energie und Geschicklichkeit dies möglich machten. Wahrscheinlich hat es noch nie eine so zahlreiche Schar gegeben, welche von so edlem Eifer und Streben beseelt war, wie diese unter Lord Wohlseley's Oberbefehl zum Entsatze des hochherzigen einsamen Engländers in Khartum ziehende.