Herz über Kopf - Antje Hebel - E-Book
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Herz über Kopf E-Book

Antje Hebel

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Beschreibung

Bist du zufrieden mit deiner jetzigen Hundesituation? Läuft mit deinem vierbeinigen Begleiter alles so, wie du es dir erträumt hast? Kannst du ohne Leine mit deinem Hund durch die Stadt oder den Wald laufen und nimmst ihn überall mit hin?  Wenn du auch nur eine dieser Fragen mit einem nein beantwortet hast, dann ist dieses Buch genau das richtige für dich. Dieses Buch zeigt dir, wie du es schaffst, eine vertrauensvolle Beziehung zu deinem Hund auf Augenhöhe aufzubauen. Für eine innige Bindung ohne Stress und Angst - Der Traum von entspannten Spaziergängen, erholsamen Urlaubstagen und tiefer Verbundenheit mit deinem Hund kann wahr werden. Die Hundepsychologin und Expertin für Hundeverhalten, Antje Hebel zeigt, wie's geht. Anhand konkreter Verhaltensbeispiele aus dem Alltag wird veranschaulicht, was wirklich hinter dem jeweiligen Verhalten deines Vierbeiners steckt. Eine echte Empathieschulung für jeden Hundebesitzer: Warum macht mein Hund was er tut? Was steckt dahinter? Wie habe ich womöglich dieses Verhalten ausgelöst? Dabei gibt die Hundeverhaltensexpertin viele Tipps an die Hand, wie du die Sprache deines Hundes wirklich verstehen lernst. Dadurch entsteht tiefes Vertrauen und dein Hund beginnt, deine Entscheidungen ernst zu nehmen. Für ein vertrauensvolles und harmonisches Miteinander auf Augenhöhe. Lerne, dich auf eine neue Art und Weise mit deinem Vierbeiner zu verständigen - Mit dem Herzen, nicht mit dem Kopf. 

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Seitenzahl: 349

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Impressum

© eBook: 2022 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

© Printausgabe: 2022 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

GU ist eine eingetragene Marke der GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, www.gu.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Bild, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Projektleitung: Ariane Heger

Lektorat: Angelika Lang

Bildredaktion: Petra Ender

Covergestaltung: ki36 Editorial Design, München, Bettina Stickel

eBook-Herstellung: Viktoriia Kaznovetska

ISBN 978-3-8338-8705-5

1. Auflage 2022

Bildnachweis

Coverabbildung: Stocksy

Fotos: Antje Hebel privat; Adobe Stock; Getty Images; iStockphoto; Shutterstock; Stocksy; Tierfotoagentur; Trio Bildarchiv

Syndication: www.seasons.agency

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GRÄFE UND UNZER VERLAG Grillparzerstraße 12

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Die Gedanken, Methoden und Anregungen in diesem Buch stellen die Meinung bzw. Erfahrung der Verfasserin dar. Sie wurden von der Autorin nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für persönlichen kompetenten medizinischen Rat. Jede Leserin, jeder Leser ist für das eigene Tun und Lassen auch weiterhin selbst verantwortlich. Weder Autorin noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

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Warum dieses Buch?

»Es ist so toll, endlich kann ich meinen Hund mit zum Camping nehmen. Die letzten Jahre war ich immer traurig, weil wir den Benny zu Hause lassen mussten, er kam ja nicht mit anderen Hunden zurecht. Heute ist unser Schatz überall mit dabei. Ich bin so froh.«

Es macht mich wirklich glücklich, solche Worte von meinen Kunden zu hören. Leider sind so harmonische Mensch-Hund-Beziehungen noch nicht überall selbstverständlich. Wie bei einer anderen Hundebesitzerin:

Angela sitzt verzweifelt vor mir. Mit Tränen in den Augen sagt sie: »Ich weiß nicht, was ich noch machen soll. Wir waren schon bei zwei Hundeschulen, wir hatten sogar einen Hundetrainer, der aus dem Fernsehen bekannt ist. Nichts hat geholfen. Anfangs wird es immer etwas besser, aber schon nach kurzer Zeit fällt Mexx immer wieder in sein altes Verhalten zurück. Er rastet total aus, wenn wir Artgenossen begegnen, wird aggressiv und beißt um sich. Mich hat er auch schon gebissen.«

Ich kenne diese Geschichten und weiß, wie sich Angela und viele andere Hundebesitzer fühlen, wenn der Hund durchdreht. Sie schämen sich, haben Angst, dass was Schlimmes passiert, und trauen sich kaum noch mit ihrem Hund auf die Straße.

Kennst du diese Gefühle? Hast du dies jemals erlebt?

Ich habe das alles selber durchgemacht, mit meinem ersten Schäferhund Rambo. Er war der liebste und verständnisvollste Begleiter. Ich konnte alles mit ihm machen. Er was vorbildlich trainiert. Aber Rambo wurde zum Monster, sobald uns andere Hunde begegneten.

Meine Gassirunden wurden irgendwann immer kürzer, verliefen möglichst im Dunkeln und nur dort, wo ich irgendwelche Pfosten griffbereit hatte, um die Leine drüberzuwerfen – falls Rambo explodiert. Spaziergänge machten wir nur noch am Wochenende, zusammen mit meinem Mann. Der konnte Rambo wenigstens halten. Ich habe mich damals immer wieder gefragt, warum mein geliebter Hund mir das antut. Die Antwort darauf habe ich leider erst Jahre später gefunden. Und ich möchte sie an alle weitergeben, die in der gleichen Situation sind wie Angela oder ich selber vor vielen Jahren.

Denn es ist grauenvoll für uns Menschen, wenn unser Hund sich nicht mit Artgenossen versteht, wenn er Besucher belästigt oder den Kellner im Restaurant anknurrt. Unser Kopf ist ein Karussell, weil uns jeder Befragte zu anderen Methoden rät. Wir denken nur noch in Katastrophenbildern und stehen beim Thema Hundespaziergang nur noch unter Stress. Wir müssen für alle Fälle gewappnet sein und möglichst immer alle möglichen Utensilien dabeihaben.

Jeder Trainer benutzt andere Hilfsmittel, arbeitet mit Belohnung oder Strenge, lacht dich aus oder macht dir Vorwürfe. Und wenn gar nichts funktioniert, sollen Zwangsmittel helfen, mit der Begründung: »Bei so einem Hund geht es nicht anders.« Furchtbar. Ich kenne fast niemanden, der so mit seinem Hund umgehen will. Den meisten Menschen blutet das Herz, wenn sie mit Schreien, Herumzerren oder sogar mit Gewalt auf ihren Hund einwirken sollen. Stell dir vor, mit dir würde jemand so umgehen.

Aber das Schlimmste ist, all das zieht uns total runter. Wir zweifeln an uns selber und sacken immer mehr in uns zusammen. Irgendwann haben wir nur noch trübe Gedanken im Kopf, wie: »Mein Hund liebt mich auch nicht«, »Ich habe wieder versagt«, »Ich kann nicht mal einen Hund führen«, »Nie kann ich mich zurücklehnen«. Du denkst: »Ich bin selbstständig, führe acht Mitarbeiter, habe drei Kinder fast alleine großgezogen und schaffe es einfach nicht, einen Hund zu erziehen. Was mache ich falsch? Mein Hund sollte doch mein Vertrauter sein, eine liebe Seele, die Freude und Ruhe in mein Leben bringt.«

STOPP! Wenn du dich hier wiedererkennst, wird es jetzt Zeit umzudenken. Es gibt keine bösen Hunde. Und deine Entscheidung für genau diesen Hund war goldrichtig. Ihr zwei solltet euch finden. Auch ihr zwei habt die Chance auf eine innige Bindung ohne Stress und Angst. Auf entspannte Spaziergänge und auf das Lob anderer Hundebesitzer. So wie Angela mit ihrem Mexx, die beide inzwischen eine ganz innige Verbundenheit aufgebaut haben.

Wenn du bereit bist, deinem Hund einmal zuzuhören und in seiner Sprache mit ihm zu kommunizieren, begegnet ihr euch auf einem ganz anderen Level. Dann seid ihr tief mit euren Seelen verbunden und redet schweigend miteinander. Nur noch von Herz zu Herz.

Das bedingungslose Vertrauen meiner Hunde ist das wertvollste Geschenk, das sie mir bescheren konnten.

Ich habe es selber erlebt und erlebe es täglich aufs Neue. Das bedingungslose Vertrauen meiner Hunde ist das wertvollste Geschenk, das mir das Leben bescheren konnte. Danke, Rambo, Stromer, Chicco, Willi, Dana, Bonnie, Poppi, Mini und den vielen namenlosen Straßenhunden in Bali. Euch verdanke ich alles. Deswegen werde ich den Menschen erzählen, was ich von euch gelernt habe. Was Hunde bewegt, wovon Hunde träumen und was ihr von uns wirklich braucht, um für uns Menschen der treue Begleiter zu sein, den wir uns so sehr wünschen.

Eine Bitte

Falls wir uns noch nicht kennen, lies mein vertrautes DU bitte als höfliches SIE. Ich kann einfach nicht über tiefe Emotionen schreiben, wenn eine Kluft der Höflichkeit mich von meinen Lesern trennt. Und natürlich meine ich mit Lesern oder Hundebesitzern auch uns Frauen, also die Leserinnen und Hundebesitzerinnen. Doch Gendern zerreißt die Grammatik und stört in einem Buch den Lesefluss erheblich. Deswegen bleibe ich bei unserer guten alten deutschen Sprache. Ganz großen Dank für dein Verständnis und viel Freude beim Lesen.

WENN TRÄUME NICHT IN ERFÜLLUNG GEHEN

Mal Hand aufs Herz: Bist du zufrieden mit deiner jetzigen Hundesituation? Läuft alles so, wie du es dir immer erträumt hattest? Kannst du ohne Leine mit deinem Hund durch die Stadt oder den Wald laufen? Nimmst du ihn überallhin mit? Vertraut er dir tausendprozentig und überlässt DIR gerne alle Entscheidungen?

Wenn du alle diese Fragen mit »Ja« beantworten kannst, dann darfst du dieses Buch zuklappen und weiterverschenken.

Falls auch nur eine deiner Antworten ein »Nein« war, dann mach’s dir jetzt bequem. Bereite dir was Leckeres zu trinken, nimm etwas Nervennahrung mit und suche dir ein ruhiges, gemütliches Plätzchen. Denn ich entführe dich jetzt in die geheimnisvolle Seelenwelt deines Hundes. Fühle, was dein Hund fühlt, und finde den Schatz in seinem Herzen.

Warum ist dein Hund bei dir?

Kannst du dich noch an den Tag erinnern, als du beschlossen hattest, einen Hund in dein Leben zu nehmen? Weißt du auch noch, was du gefühlt hattest, als du genau diesem jetzigen Hund das erste Mal begegnet bist und eure Blicke sich trafen? Was ging in diesem Moment in dir vor? Wovon hast du geträumt? Was wolltest du alles mit diesem Hund unternehmen und erleben?

Es gibt Menschen, die haben einen Hund aus praktischen Gründen. Weil sie dann aktiver leben, damit die Kinder weniger im Internet hängen oder um sich und ihr Eigentum besser beschützt zu wissen.

Aber – die meisten Menschen nehmen einen Hund aus emotionalen Gründen zu sich. Sie wollen einen treuen Freund, jemanden, der einfach immer da ist. Jemanden, der sich freut, wenn sie nach Hause kommen, der sie wahrnimmt. Und vor allem jemanden, der sie akzeptiert und gut findet, so wie sie sind. Der nicht nörgelt, der sie nicht auslacht und auch nicht beschimpft. Jemanden, dem sie nichts beweisen müssen, sondern in dessen Nähe sie sich glücklich fühlen. War es bei dir auch so ähnlich?

Dann weißt du ja sicher noch, was du damals gefühlt hattest. Was für Pläne du in Gedanken geschmiedet hattest und was du mit deinem Hund alles erleben wolltest … Ist alles eingetroffen?

Oder ist es bei dir wie bei mir früher mit meinem Rambo? Dein Hund ist der liebste Hund der Welt. Zu Hause ist er absolut fantastisch. Aber sobald ihr rausgeht, interessiert er sich überhaupt nicht mehr für dich. Oder noch schlimmer: Sobald er Artgenossen begegnet, rastet er aus. Dann kommt eine völlig fremde Persönlichkeit zum Vorschein. Dein Hund prescht nach vorne, als wollte er gegen ein Rudel Löwen kämpfen. Er fletscht die Zähne, seine Nackenhaare stellen sich auf und er tobt wie ein Wahnsinniger.

In diesem Moment passiert dir, wovor du dich am meisten fürchtest. Das sind die schlimmsten Momente für alle Hundebesitzer: Wenn du vor Scham und Verzweiflung am liebsten im Erdboden versinken möchtest. Wenn du dich absolut hilflos fühlst, weil du deinen Hund kaum noch halten kannst. Wenn die Angst aufkommt, dass gleich etwas Schlimmes passiert …

GEGENSPIELER SELBSTZWEIFEL

Du bist wie gelähmt, kannst nicht mehr klar denken und keine vernünftige Entscheidung treffen. Du rutschst plötzlich in eine totale Passivität und hoffst nur noch, dass diese furchtbare Situation bald vorbei ist.

So hattest du dir das Leben mit diesem Hund nicht vorgestellt. Was von deinen schönen Träumen bleibt, sind Selbstzweifel und quälende Fragen:

Warum macht er das?Was mache ich falsch?Warum kann ich das nicht?

Genau diese Selbstzweifel nagen nun an deinem Selbstwert. Sie lassen dich immer kleiner werden. Und jetzt beginnt ein fataler Kreislauf. Dein Hund spürt deinen mentalen Kollaps und legt ab sofort richtig los. Er will dir helfen. Denn ein Team muss zusammenhalten. Je schwächer du wirst, desto heftiger wird er reagieren. Das ist seine Natur.

Aber es gibt Hoffnung, auch für dich. Jeder Hund kann den Rückwärtsgang einlegen und sich wieder an seine Gruppe anpassen, statt alleine loszulegen. Dein Traum von entspannten Spaziergängen, von erholsamen Urlaubstagen und tiefer Verbundenheit mit deinem Hund kann wahr werden. Egal, wie alt dein Hund jetzt ist. Egal, welcher Rasse er angehört. Wenn du willst, zeige ich dir den Weg dorthin.

Das Verhalten des Menschen ist entscheidend: Ist er das Idol seines Hundes, dann folgt ihm dieser bedingungslos überallhin.

WILLST DU SEIN IDOL SEIN ODER SEIN DIKTATOR?

In deinem eigenen Verhalten liegt also der Schlüssel, ob dein Hund dir folgt oder nicht. Das ist aber auch direkt eine der Hürden im Zusammenleben mit unseren Hunden.

Wir Menschen haben eine verbale Sprache und nutzen sie auch pausenlos – Hunde reden nicht. Hunde kommunizieren über Körpersprache, Blickkontakt und Energie. Das kann sich manchmal lautstark entladen, aber Worte nutzen sie nicht. Sie erleben ihr Gegenüber, sie erspüren, ob er Freund oder Feind ist, sie erfühlen, wie es dem anderen gerade geht.

Und der allerwichtigste Aspekt: An der Ausstrahlung eines Lebewesens erkennen Hunde genau, ob sie dem Gegenüber vertrauen können oder nicht. Diese Fähigkeit sichert ihnen ihr Überleben. Jedes Verhalten unserer Hunde macht Sinn, nichts passiert zufällig. Die Natur hat alles so eingerichtet, wie es sein soll. Wem Hunde nicht vertrauen, dem werden sie nicht folgen. Sie werden ihn noch nicht mal mit ihren Pfoten berühren (siehe Verhaltensbeispiel >).

»Im Verhalten deines Hundes spiegelt sich, was er tief in deinem Herzen lesen kann.«

Verhaltensbeispiel: Am Menschen hochspringen

Die meisten Hundebesitzer unterbinden es – leider. Aber es gibt auch Hunde, die wollen ihre Besitzer gar nicht mit den Pfoten berühren. Entweder aus eigener Entscheidung oder weil sie bereits für das Hochspringen diszipliniert wurden. Solche misstrauischen Hunde stehen dann frei auf ihren Hinterbeinen, die Vorderpfoten angezogen und vermeiden jeglichen Kontakt.

Freu dich, wenn dein Hund munter an dir hochgeht und sich mit seinen Vorderpfoten bei dir abstützt. Das ist in erster Linie ein Vertrauensbeweis für dich. Es ist seine Form, mit dir zu kommunizieren und seine Erregung mit dir zu teilen. Wir Menschen sind dann eine Art Blitzableiter, der dem Hund hilft, sich zu beruhigen. Achte einfach mal darauf. Sicher springt auch dein Hund nur dann an Menschen hoch, wenn er Stress hat oder sich unheimlich freut.

In diesen Momenten brauchen Hunde Pfotenkontakt genau wie wir, um die Erregung abzuleiten. Bei kleinen Kindern wird das besonders deutlich. Sobald sie aufgeregt sind, berühren sie uns oder umklammern unser Bein. Der Erwachsene ist dann der Blitzableiter. Geteilter Stress ist eben nur halber Stress – bei uns wie bei unseren Hunden.

Es ist sehr schade, wenn Menschen dieses Anspringen nicht dulden. Sie nehmen sich damit selber eine wichtige Möglichkeit, die Verbundenheit und das Vertrauen ihres Hundes zu bekommen.

Ich will damit aber nicht sagen, dass ein Hund ungehindert und jederzeit alle Menschen anspringen darf. Natürlich soll er das nicht. Denn manche Hunde sind aufgrund ihres Gewichtes oder ihrer Gesundheit durchaus eine Herausforderung. Aber wenn wir ihn von uns wegschieben, sobald er Kontakt mit uns braucht, deutet er das sicher nicht als einen Liebesbeweis. Er wird sich mental wahrscheinlich immer mehr von uns zurückziehen. Wichtiger wäre es, dem Hund einfach nur beizubringen, wann er an uns hochspringen kann und wann nicht. Denn im Stress sollte er es unbedingt dürfen. Aber Besucher, fremde Menschen oder kleine Kinder sollten für ihn immer tabu sein. Hunde lernen solche Unterschiede sehr schnell. Diese gezielte Kontaktübung ist ein Bestandteil meiner Onlinekurse, der allen Teilnehmern immer sehr viel Spaß macht.

Es gibt immer einen Weg, dass ein Hund mit uns Menschen Pfotenkontakt haben kann, egal, wie groß oder wie alt er ist.

Wie ist es bei dir? Darf dein Hund an dir hochspringen? Das wäre sehr schön für euch beide. Dann musst du nur noch lernen, sein Anspringen zu kontrollieren. Wann darf es dein Hund und wann soll er es lassen? Falls du es bis jetzt untersagt hast, freue ich mich, wenn du bereit bist umzudenken. Dann hättest du bereits eine Situation mehr, in der du nicht mehr schimpfen musst. Wie wäre das?

Dominanztheorie

Ich glaube, im gesamten Hundewesen gibt es bis heute die Auffassung, dass Hunde in einer Dominanzhierarchie leben und eine Rangordnung haben. Der Hund mit dem höheren Rang dominiert die Hunde mit dem niedrigeren Rang, die sich ihm bedingungslos unterwerfen. Dank Dr. David Mech wissen wir aber inzwischen, dass nicht einmal Wölfe in einer Dominanzhierarchie leben. Das würde nämlich erfordern, dass Tiere vergleichen und bewerten können. Was nicht der Fall ist, da ihre Gehirnstruktur nicht für rationales Denken geschaffen ist.

Hunde werden seit Jahrhunderten vom Menschen unterdrückt bzw. wurden früher als wertlos abgestempelt. Machtgehabe, Unterdrückung und Wertesysteme entsprachen aber von jeher dem Weltbild der Menschen. Dem Hund gefährliche Eigenschaften anzuheften, war bisher ein willkommenes Alibi, um zu verschleiern, dass wir selber die Ursache für sein Verhalten sein könnten. Es erlöste die Menschen von der Pflicht, sich selber zu korrigieren und dem Hund zu helfen, statt ihn zu bestrafen. Weder Machtausübung noch Hierarchien entsprechen dem Lebensschema von Hunden. Gott sei Dank gibt es inzwischen immer mehr Hundebesitzer, die nicht mehr militant mit ihrem Liebling umgehen wollen. Ich hoffe, dass auch Kommandos, Stachelhalsband oder Disziplin im modernen Hundewesen bald durch Verständnis und Teamgeist ersetzt werden.

Hunde sind Gruppentiere. Aber diese Gruppen sind variabel und bestehen nicht zwingend ein Leben lang. Hunde brauchen auch nicht unbedingt eine Gruppe zum Überleben. Sagen wir lieber, Hunde sind hochsoziale, kontaktfreudige Tiere, die gerne in Gesellschaft leben. Die aber keine Rudel bilden wie Wölfe. Je nach Lebensumstand bilden sie Gruppen. Dann nutzen sie die Kraft und den Schutz aller Gruppenmitglieder. Entscheidungen werden immer zum Wohl aller Beteiligten getroffen. Hunde in Gruppen lösen ihre Lebensprobleme gemeinsam – als Team. Nicht einer gibt Befehle und ein anderer soll sie – auf Gedeih und Verderb – unterwürfig ausführen.

Im Gegensatz zum Gruppentier Hund lebt der Wolf nur mit seinen Eltern als Leittieren sowie mit engsten Familienmitgliedern zusammen.

WAS IST EIN LEITTIER?

Bei Wölfen und ihren kleinen Familienverbänden gibt es die sogenannten Leittiere. Aber auch die sind niemals tyrannisch. Das sind die zwei Elterntiere, die vorausgehen und im Stress die richtigen Lösungen parat haben. Sie wissen, wo sich die fetteste Beute versteckt, wo ein Fluss am einfachsten zu überqueren ist und welche Gegner unbedingt zu meiden sind. Sie sind Leittiere aufgrund ihrer Lebenserfahrung, die sie an die nächsten Generationen weitergeben, damit diese später alleine überleben können. Leittiere sind umsichtig, entschlossen und vor allem total entspannt.

Leittiere sind die Helden des Rudels, Vorbilder für alle Gruppenmitglieder. Sie sind proaktiv und tun, was erforderlich ist, damit alle sicher sind und überleben können. Der Rest des Rudels schließt sich ihnen an. Aus purem Vertrauen, nicht aus Gehorsam.

Wer sich nicht anschließen will, bleibt zurück. Jungtiere wandern von den Eltern ab, um eigene Rudel zu gründen. Kranke oder schwache Tiere bleiben zurück, um zu sterben. Das ist der Lauf des Lebens.

Verhaltensbeispiel: Mein höflicher Poppi

Poppi war mein Herzenshund, mein Baby. Er war der Sohn meiner Dalmatinerhündin Dana und bei mir im Wohnzimmer geboren. Poppi kannte mich und meinen Geruch seit seinem ersten Atemzug. Er wuchs behütet von seinen zwei Müttern in ein glückliches Leben hinein. Er musste niemals einen negativen oder beängstigenden Moment erleben. Dementsprechend sanft und geduldig war sein ganzes Wesen – im Gegensatz zu Mini. Die Kleine hatte bereits in jüngster Kindheit grauenvolle Ängste zu durchleben. Das prägt sie bis heute.

Jetzt stell dir vor, Poppi liegt friedlich schlummernd auf seinem Bett, nichts Böses ahnend. Da kommt Mini heran und macht es sich auf Poppis Liegeplatz gemütlich, als wäre er gar nicht da. Sie hat ihn einfach nicht ernst genommen. Na ja, es war etwas eng, aber der Platz reichte für beide. Poppi hat es nicht gestört, diesen Hund konnte nie etwas aus der Ruhe bringen.

Trotzdem war Minis Verhalten die Krönung an Unhöflichkeit und Respektlosigkeit ihm gegenüber. Sie selber hat so was niemals geduldet. Als Poppi einmal versuchte, sich zu ihr zu legen, hat sie ihm die Zähne gezeigt und ihn wie eine Giftnatter angefaucht. Was auch normal ist. Mini war ein unsicherer Hund und hat ihre Eigentümer bewacht. Poppi war ein selbstbewusster, tiefenentspannter Hund. Er hat super reagiert und ihre Zickereien einfach nicht beachtet. Er hat sich schweigend auf ein anderes der Hundebetten gelegt.

Faszinierend ist, dass beide Hunde sich richtig benommen haben. Sehr sozial, aus den Augen eines Hundes. Mini hat mit ihren drohenden Gebärden um Abstand gebeten und Poppi hat ihn ihr gewährt, indem er kommentarlos weitergegangen ist. Hunde sind einfach großartig.

HUNDE KENNEN KEINE DOMINANZ

Weil Hunde nicht in geschlossenen Rudeln leben, können sie sich in jede beliebige offene Gruppe integrieren, egal, wie diese zusammengesetzt ist. Ähnlich einer WG bei uns Menschen. Hunde können auch mit artfremden Lebewesen eine Gruppe bilden. Wir erleben das täglich überall. Hunde leben mit Menschen, Katzen oder Hühnern eng zusammen, als Teil einer Gemeinschaft.

Oder sie leben alleine, wie die Straßenhunde in den südlichen Ländern. Nur nachts formieren sich diese Streuner, um gemeinsam stärker zu sein. Tagsüber gehen sie sich aus dem Weg und respektieren das Revier des anderen.

Ganz deutlich wird die flexible Fähigkeit zur Gruppenbildung bei Tierschutzhunden oder bei Besitzerwechsel. Nach anfänglicher Eingewöhnungsphase sind selbst ältere Hunde in der Lage, sich an eine neue Gruppe anzugliedern und hineinzuwachsen.

Alle Besitzer von mehreren Hunden werden mir das bestätigen. Hunde verschiedenster Herkunft können ganz friedlich miteinander leben. Sie haben lediglich eine Individualdistanz, die von allen anderen Gruppenmitgliedern respektiert werden muss. Was in unmittelbarer Nähe eines Hundes liegt, ist seins. Punkt. Sobald er sich davon entfernt, gehören Hundebett, Kauknochen oder Spielzeug dann der Allgemeinheit. Ich konnte dieses Verhalten jahrelang bei meinen eigenen Hunden beobachten.

Straßenhunde bilden nachts gerne Gruppen zum Schutz vor Gefahren. Tagsüber leben sie allein, jeder in seinem Revier.

KLEINER AUSFLUG IN VERGANGENE ZEITEN

Hunde kennen weder Zwang, Gehorsam noch Unterordnung. Das hat absolut gar nichts mit den Bedürfnissen oder der Kommunikation von Hunden zu tun. Es ist eine menschliche Erfindung und Auslegung. Typisch auch für Hundebesitzer vor ein paar Hundert Jahren. Damals hielten Könige und Fürsten Hunde in ihren Schlössern. Meist große Hunde wie Doggen oder Dobermänner zur Abschreckung und zum eigenen Schutz.

Damals, zur Zeit der Könige und Fürsten, war das Verhalten von Tieren noch lange nicht erforscht. Um diese großen Hunde zu beherrschen, gab es wohl nur Gewalt und Schärfe. Es war ein Machtkampf, den der Mensch unbedingt gewinnen wollte. Einen solchen Sieg über die Bestie brauchten hauptsächlich Schwächlinge, Duckmäuser und Versager – um wenigstens einmal im Leben Applaus zu bekommen. »Der Hund ist mein Untertan, er gehorcht mir aufs Wort.« Was für eine erbärmliche Lebenseinstellung. Diese Herrscher früher mussten alles um sich herum erniedrigen, um sich selber groß zu fühlen.

Sicher hatten sie auch selber Angst vor den Hunden, vor deren großen Zähnen oder den schnellen Reaktionen. Da war es einfach, den Hund als gefährlich und unberechenbar hinzustellen. Wohl auch oft genug, um eine Rechtfertigung für die eigene Brutalität und Grausamkeit zu haben.

Das Schlimme ist, dass sich diese Auffassung über das Leben mit Hunden bis heute erhalten hat. Es wurde sogar mit der Dominanztheorie von Konrad Lorenz noch mal so richtig vertieft. Diese Theorie entstand in den 1940er-Jahren, also während der NS-Zeit. Und genauso war sie auch geprägt.

Die Dominanztheorie besagt, dass Hunde in einer Hierarchie leben, die sie exakt einhalten. Dass es einen männlichen Anführer gibt, dem sich jedes Rudelmitglied gerne unterwirft. Dass alle anderen im Rudel diesem Anführer stets den Vortritt lassen: Er frisst zuerst, er läuft immer vorne und er hat den besten Schlafplatz. Außerdem darf der Anführer dominant und aggressiv mit allen Rudelmitgliedern umgehen. Wie wunderbar passte diese Theorie in die damalige Zeit und sie hielt sich über Jahrzehnte. Erst nach dem Tod von Konrad Lorenz, im Jahr 1989, wurde diese Theorie endgültig für ungültig erklärt.

Hunde benötigen keine Erziehung oder Dominanz. Sie brauchen ihre Menschen als Vorbild, an denen sie sich orientieren können.

DIE DOMINANZTHEORIE SOLL ENDLICH EIN ENDE HABEN

Leider, leider klebt sie bis heute in den Köpfen vieler Menschen immer noch fest. Sie scheint dem Machtstreben mancher Menschen entgegenzukommen. Denken wir nur an die Kampfhunde, die auch heute noch bewusst von Menschen gezüchtet werden.

In vielen Hundeschulen werden Zwang, Gewalt und schmerzhafte Hilfsmittel nach wie vor toleriert. Immer mit der Entschuldigung: »Bei dem Hund geht es nicht anders, der braucht das so.« Wie bei den Fürsten im vorletzten Jahrhundert. Der Mensch sieht es bis heute als Machtkampf, den der Hund nicht gewinnen kann.

Denn wenn er es satthat, gedrillt zu werden, wenn er total überfordert und überreizt ist, wenn der Hund seine eigenen Reflexe nicht mehr zulassen darf – dann beißt er auch die Hand, die ihn füttert. Das Resultat ist ein verzweifeltes Tier, das nicht weiß, was der Mensch eigentlich von ihm will.

Diese Hunde werden dann verkauft, ins Tierheim abgeschoben oder eingeschläfert. Der Mensch bestimmt alles, ohne jemals zu fragen, wie es dem Hund dabei geht.

Auch dafür gebe ich dir gleich ein Beispiel. Ich möchte dich auf keinen Fall erschrecken. Aber es gehört dazu, um dir den Unterschied zwischen Mensch und Hund realistisch aufzuzeigen. Damit du künftig guten Gewissens »NEIN« sagen kannst, falls jemand dir zu Härte oder angeblich harmlosen Hilfsmitteln deinem Hund gegenüber rät.

Stell dir mal vor, noch vor zwanzig Jahren gab es Bücher von sogenannten Experten im Buchhandel, die beschrieben, wie man seinen Hund ordnungsgemäß verprügelt! Diese Bücher standen in jedem Buchladen und wurden von seriösen Verlagen veröffentlicht. Ist das nicht unglaublich?

Hunde brauchen keine Strenge, Kommandos oder Vorschriften. Hunde brauchen Vorbilder, die schlaue Entscheidungen treffen können. Die schon wissen, wie das Leben geht und worauf sie selber achten müssen, um lange und sicher überleben zu können. Hunde sind Lerntiere, die ihre Erfahrungen an andere weitergeben. Das habe ich selber erlebt. Die cleversten Straßenhunde in Bali haben sich erst umgesehen, bevor sie eine Straße überquerten. Wow! Viele andere Hunde haben es ihnen irgendwann nachgemacht.

Natürlich beanspruchen die cleversten, erfahrensten und stärksten Tiere einer Gruppe bestimmte Privilegien für sich, die sie sich dann einfach nehmen. Weil sie selbstbewusst und routiniert sind. Das hat nichts mit Dominanz zu tun. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Jeder Hund in der Gruppe hat Anspruch auf den besten Platz im Schatten oder unter einem geschützten Dach. Sobald er wieder aufsteht und weggeht, nimmt sich ein anderer den Platz. Darüber gibt es keine Diskussion und es hat keiner in der Gruppe einen Nachteil davon.

Die Schlauen laufen, je nach Lebenslage, öfter in der ersten Reihe – ohne die anderen mit Gewalt zurückzuhalten. Sie treffen Entscheidungen und handeln selbstbewusst und motiviert. Die restlichen Gruppenmitglieder machen es ihnen vielleicht nach. Weil sie beeindruckt sind, nicht weil sie gezwungen werden. Jedes Gruppenmitglied entscheidet immer wieder neu, ob es sich anschließt oder nicht. In anderen Situationen ist auch mal ein anderes Gruppenmitglied an der Spitze. Auch bei meinen Hunden war das so. Ich konnte das täglich beobachten.

Hunde lieben Idole

Hunde passen sich gerne in ihr Team ein, sie wollen ihren Beitrag zum Überleben der Gruppe leisten. Aber bei uns Menschen sind ihre Bedingungen anders als in einer Hundegruppe. Bei uns hätten sie schon gerne ein Idol. Ihr Vorbild, das alle Gefahren kennt, entschlossen vorausgeht und immer die richtige Strategie parat hat. Sie schätzen unsere souveräne Führung, der sie bedingungslos vertrauen und folgen können. Denn unsere Welt ist ihnen fremd und suspekt. Wenn wir führen, passen sich unsere Hunde gerne an. Die täglichen Aktivitäten wollen sie dann wieder gleichberechtigt mit uns zusammen ausüben. Egal, ob das Spielen, Lernen oder Schlafen ist. Einer für alle, alle für einen.

Wie ist es bei dir und deinem Hund? Bist du sein schützender Engel, sein Anker, der ihm Halt gibt? Gehst du vorn? Bist du ruhig und besonnen? Triffst du die Entscheidungen? Holst du die Kastanien aus dem Feuer, wenn es für ihn brenzlig wird und er in Stress gerät? Bist du sein Idol, sein Beschützer, sein Held? Ich wünsche es dir, denn nichts ist schöner, als das bedingungslose Vertrauen eines Tieres geschenkt zu bekommen.

Verhaltensbeispiel: Wenn Mini die Gruppe führte

Mini war die kleinste, jüngste und unsicherste Hündin meiner Gruppe. Ich habe sie im Alter von drei Wochen am Straßenrand gefunden. Sie war total traumatisiert und verstört, weil sie von der Mutter weggenommen und irgendwo ausgesetzt worden war. Durch diese frühe unangenehme Erfahrung blieb Mini ein Leben lang ein skeptischer Hund, der sich von allem Fremden fernhielt. Sie lässt sich bis heute nicht von unbekannten Menschen anfassen, sie frisst nichts, was sie nicht kennt, und von fremden Hunden will sie auch nichts wissen. Die skeptische Mini hat absolut keine Führungsqualitäten.

Dementsprechend hielt sie sich immer etwas im Windschatten von Bonnie. Er war der älteste, ruhigste und erfahrenste meiner vier Hunde. Bei ihm fühlte sie sich sicher, egal, was passierte. Bonnie war ihr Idol, ihr Leittier. Ihm hat sie vertraut und ihm wäre sie überallhin gefolgt. Meinen zwei anderen Hunden war Mini niemals so treu verbunden.

Aufgrund ihrer Scheu und Skepsis lief Mini bei unseren Spaziergängen immer hinten. Sehr weit hinten, bis zu 100 Meter. Sie trödelte ein Leben lang nur hinterher. Aber Mini hatte eine klare Strategie. Ungefähr ab der Hälfte des Spaziergangs, also wenn es Richtung Heimat ging, wurde Mini schneller und übernahm sogar die Führung.

Meine anderen Hunde störte das nicht, mich auch nicht. Aber Mini blieb nicht konstant vorne. Sobald ein Radfahrer, ein Hund oder ein seltsamer Gegenstand auftauchten, blieb sie stehen. Dann begann sie plötzlich extrem an einem Busch oder Baum herumzuschnüffeln oder musste ausgiebig Pipi … Sie täuschte Beschäftigtsein vor, bis meine anderen Hunde sie überholt hatten und vorne alles regeln konnten, falls nötig. Sobald Mini wieder im Schutz der Gruppe war, lief sie wieder schneller und übernahm dann auch wieder die Führung – bis zum nächsten Hindernis.

FALSCHE KOMMUNIKATION UND GUT GEMEINTE LIEBE

Ein Beispiel: Da wird klein Bruno schon mit zehn Wochen an die Spitze der Gruppe geschickt. Je länger die Leine, desto mehr Verantwortung wird auf seine kleinen Schultern geladen. Keine Hundemutter würde das in der Natur zulassen.

Bei seinen Menschen darf Bruno tun, was er will. Er bestimmt die Richtung und das Tempo. Wie ein Leittier, nur leider ohne Lebenserfahrung. Er denkt sich seinen Teil, macht aber brav seinen Job als Gruppenoberhaupt und reagiert auch bald dementsprechend.

Er rennt unsicher auf Jogger zu, verbellt andere Hunde oder benimmt sich sonst wie intensiv. Weil er doch viel zu jung und unsicher ist, um an der Spitze zu laufen. Aber das darf keiner mitbekommen. Schon gar nicht die anderen Artgenossen, die er nicht einschätzen kann. Angriff ist immer die beste Verteidigung. Und Bruno sucht verzweifelt nach seiner Führung. Nach seinen Idolen, die ihn aus dem Stress rausführen, die ihm diese schwere Verantwortung abnehmen, die ihm zeigen, was er tun soll. Wo sind die Vorbilder, auf die er sich immer verlassen kann? Und er stellt fest – da ist niemand.

Doch jetzt wird es spannend. Denn jetzt wollen seine Menschen plötzlich mitreden. Nicht mit guten Tipps oder indem sie Bruno genau vormachen, worauf er jetzt achten muss. Nein. Sie schimpfen, sie zerren an ihm herum, sie werden derb. Und das alles in einer Sprache, die Bruno nicht versteht, und mit Handlungen, die er nicht nachvollziehen kann. Willkommen, kleiner Bruno, in der unklaren Welt der Menschen.

Wir Menschen haben bis heute nicht einmal ansatzweise versucht, die Gedanken und Gefühle unserer Hunde nachzuvollziehen. Wir drücken ihnen unseren Willen auf und haben nichts als Forderungen an den Hund: Nicht bellen, nicht anspringen, nichts zerbeißen, nicht an der Leine ziehen, nicht ins Gesicht lecken, nicht die Kinder umrennen, nicht ins Blumenbeet trampeln, nichts aus dem Mülleimer fressen, Menschen nicht im Schritt beschnüffeln, nicht ungeduldig quietschen, nicht aus der Tür preschen und, und, und. Und vor allem: Keinen Stress machen mit den Hunden anderer Menschen!

Falls der Hund das nicht begreift oder sogar überfordert ist, greifen wir eben zu unseren bewährten Erziehungsmethoden: Disziplin und Strenge. Aber das funktioniert nicht beim Hund. Es funktioniert nicht mal bei Menschen. Niemand möchte mit strengen, herrischen Personen Kontakt haben. Strenge verhindert Vertrauen und verursacht Widerstand. Kommandos sind sinnlos. Denn der Hund wird sie im Stress nicht befolgen.

Wenn wir wollen, dass ein Hund uns folgt, müssen wir sein Vorbild sein. Wir müssen vorangehen, die Verantwortung für alle Situationen übernehmen und unseren Hund beschützen. Wir müssen den aktiven Teil übernehmen und ihm alles vormachen, damit er es nachmachen kann. Wir müssen Situationen vorausschauend so schaffen, dass der Hund gar nicht erst in Fehlverhalten hineinrutschen kann.

Lässt der Mensch seinen Welpen an der langen Leine vor sich laufen, schickt er ihn in die Verantwortung für die Gruppe. So verhält sich der Welpe dann auch.

Auch wenn ein Hund auf dem Hundeplatz vorbildlich »funktioniert«, heißt das nicht, dass er seinem Menschen voll vertraut.

Wir müssen unserem Hund den Weg ebnen, damit er ihn unbeschadet gehen kann. Wir müssen ihm beweisen, dass er bei uns sicher ist und dass er uns in allen Situationen vertrauen kann.

Wie eine Hundemama mit ihrem Welpen kommuniziert, siehst du hier im Video. Sie agiert ganz anders, als wir Menschen es tun würden.

Solange wir uns diese Mühe nicht machen, werden die Stressmomente mit unserem Hund nicht enden. Statt zu erwarten und zu fordern, dürfen wir beginnen zu geben. Beenden wir die Zeit der Dominanz, werden wir endlich zu den Idolen, die unsere Hunde so dringend brauchen. Bist du bereit dafür?

MEIN RAMBO, DER HUNDEPLATZ UND MEINE ERKENNTNIS

Dem einen oder anderen mag das alles übertrieben erscheinen. Weil wir ja im Herzen nicht so denken. Wir sehen uns selber nicht streng oder unfreundlich. Im Gegenteil, wir alle lieben unsere Hunde. Der Hund ist ja normalerweise auch ganz lieb und wir haben viel Freude zusammen. Aber was wir beabsichtigen und wie ein Hund es versteht, sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Was ich hier schildere, ist immer nur, wie der Hund uns und unsere Welt empfindet.

Denn mir ging es mit meinem ersten Hund, Rambo, genauso. Er wurde von Welpenzeit an trainiert und war vorbildlich auf dem Hundeplatz. Uns wurde gesagt, Kommandos laut und deutlich auszusprechen und unseren Willen immer durchzusetzen. Denn ein Hund müsse gehorchen. Besonders so ein großer Schäferhund. Auf Deutsch hieß das: Schreien, Leinenruck und im Notfall den Hund zu Boden drücken. Genau so, wie es seit Jahrhunderten praktiziert wurde.

Wir waren Anfänger und hatten alles so befolgt, wie es uns die »alten Hasen« erklärt hatten. Ein fataler Fehler. Denn Rambo wurde zum dressierten Automaten. Im Training perfekt. Aber außerhalb des Hundeplatzes, bei Spaziergängen, in Restaurants war er unbeherrscht, unsozial und intensiv. Ich liebte ihn über alles und verstand nicht, warum er mir das antat. Denn kaum wieder zu Hause, war Rambo ein Lamm.

Damals begann ich, mich für Hundeverhalten zu interessieren, las Bücher und studierte das Hundeverhalten. Ich wollte endlich einen Hund, den ich entspannt überallhin mitnehmen konnte. Rambo und ich haben es dann auch ganz gut gemeistert. Aber erst Jahre später, am Ende der Welt, habe ich begriffen, dass wir Menschen der Schlüssel zum Verhalten unserer Hunde sind. Sie spiegeln mit ihrem Verhalten immer nur, was sie in uns und in ihrem Umfeld wahrnehmen oder durch Lebenserfahrung gelernt haben.

Verhaltensbeispiel: Mama Gus wusste alles

Ich lebte damals auf Bali und hatte im Tierschutz mit Straßenhunden gearbeitet. Wir hatten sie gefüttert, medizinisch versorgt und sozialisiert, damit wir sie in Familien geben konnten. Ich hatte eine Lieblingshündin, Mama Gus. Sie lebte am Strand beim Kudeta-Restaurant und klaute den Touristen die Kekse aus der Tasche. Die Hündin wurde irgendwann zutraulich. Sie fraß mir aus der Hand, ich konnte sie problemlos streicheln, sie machte gerne bei unseren Trainingsübungen mit. Bis es ernst wurde.

Um Mama Gus vor den Giftpfeilen der Behörden zu schützen, wollte ich ihr ein Halsband anlegen. Dann sah es so aus, als gehörte sie jemandem. Denn in Bali liefen alle Hunde frei herum. Egal, ob mit oder ohne Besitzer.

Mitnehmen konnten wir die Hündin nicht. Sie war damals schon drei bis vier Jahre alt und liebte die Freiheit am Strand. In einem Haus wäre sie nicht geblieben und immer wieder weggerannt.

Also ging ich mit meinen Hunden und dem neuen Halsband zum Strand, um Mama Gus zu treffen. Und soll ich dir was sagen? Sie ließ sich an diesem Tag von mir nicht anfassen. Sie nahm den Futterköder und wich sofort zurück. Ich versuchte, ihr von der Seite das Halsband überzustreifen – nichts zu machen. Sie hatte den Braten gerochen, dass etwas nicht stimmt. Und sie hatte recht.

Denn ICH war verspannt! Mir war es wichtig, dass sie dieses Halsband bekam. Und das zeigte sich in meinem feinstofflichen Körper. Ich dachte, ich sei die Ruhe in Person, so wie immer. Aber das war nicht so. In meinem Kopf kreisten nur diese Gedanken: »Hoffentlich klappt das.« – »Hoffentlich lässt sie es sich umlegen.« – »Hoffentlich vertraut sie mir.«

Und Mama Gus hatte gespürt, dass ich NICHT entspannt, sondern nervös war, und hielt Abstand. Wir gingen dann einfach weiter. Meine Hoffnung war die Balinesin, bei der Mama Gus manchmal etwas Reis bekam. Ihr vertraute sie total. Denn diese Frau war die Liebe in Person, völlig ruhig und zufrieden. Ich bat sie, Mama Gus zu streicheln und dabei kurz zu halten. Und endlich konnte ich der Hündin das Halsband überstreifen.

Ich war baff und fasziniert zugleich, wie intensiv Hunde spüren, was wir denken. Oder besser, wie wir uns fühlen. Ich hatte in den 15 Jahren in Bali noch einige sehr intensive Erlebnisse mit Hunden. Sie haben mir die Augen geöffnet. Denn wenn ICH mich falsch verhalten hatte oder nervös war, zeigten mir die Hunde die entsprechenden Reaktionen. Sie sind weggerannt, haben meine Bemühungen ignoriert oder auch mal gebissen.

Heute weiß ich, das Verhalten unserer Hunde ist immer nur eine Antwort auf das, was wir fühlen. Hunde führst du nicht hinters Licht. Sie spüren alles, was in uns vorgeht.

HUNDE DÜRFEN HUNDE BLEIBEN

»Wie schön wäre es doch, wenn ich mit meinem Hund einfach mal im Eiscafé sitzen und chillen könnte.« Es ist der häufigste Wunsch meiner Kunden, ihren Hund überallhin mitnehmen zu können – ohne Angst, dass was passiert oder dass sie sich mit ihm blamieren.

Viele halten das wirklich nur für Schwärmerei, die mit ihrem Hund nicht realisierbar ist. Aber dieser schöne Traum kann sich für jeden Hundebesitzer erfüllen.

Einfache Menschen in der Dritten Welt schaffen das. Sie gehen auf ihr Feld arbeiten, massieren Touristen am Strand oder verkaufen Souvenirs am Straßenrand. Ihre Hunde sind immer dabei – ohne Halsband und Leine. Die Hunde sind entspannt und scheinen zufrieden zu sein.

Aber wir müssen gar nicht so weit ausholen. Gehe in einer deutschen Großstadt dorthin, wo obdachlose Menschen leben. Ihre Hunde verhalten sich so vorbildlich, wie wir es uns oft wünschen. Sie bellen keine Artgenossen an, jagen keine Fahrradfahrer, belästigen keine Passanten.

Ist das nicht unglaublich? Wie kann das sein? Ich denke, das hat mehrere Gründe. Beide Gruppen haben nämlich Gemeinsamkeiten, die den meisten »zivilisierten« Hundebesitzern fehlen:

Sie bedrängen ihre Hunde nicht mit Forderungen und Erwartungen.Sie machen die Hunde nicht zum Mittelpunkt der Welt.Sie sind authentisch und kümmern sich um ihr eigenes Leben.

Dagegen instrumentalisieren wir unsere Hunde immer mehr: Wir überfordern sie mit Reizen und bedrängen sie mit unserem Seelenmüll. Unsere Hunde sind absolut gestresst, weil sie irgendwann ihre eigene Identität aufgeben und nur noch wie angepasste Marionetten reagieren, die alles richtig machen wollen. Denn Ruhe und Harmonie in der Gruppe sind für alle Hunde ein essenzielles Lebensbedürfnis.

Aber weißt du, was das Schönste ist? Hunde können sich sofort ändern, wenn wir es richtig machen. Wenn wir ihnen wieder Luft zum Atmen lassen und wenn sie manchmal einfach wieder Hund sein dürfen.

Jeder Hund kann mit seinem Besitzer durch ein unsichtbares Band verbunden sein. Auch dein Hund kann ein zuverlässiger Begleiter werden, den du überallhin mitnehmen kannst. Sobald du ihm gibst, was er als Hund von dir braucht. Es sind nur drei Bedürfnisse, die jeden Hund lenken.

Grundbedürfnis Vertrauen

Vertrauen ist das absolute Grundbedürfnis deines Hundes. Vertrauen kannst du nicht einfordern, du musst es dir verdienen. Dein Hund schenkt es dir. Und du musst es tausendprozentig von ihm bekommen, wenn du harmonisch mit ihm leben willst.

Doch bei fast allen Hundebesitzern sieht es ähnlich aus: Sie haben das Vertrauen ihres Hundes zu Hause, bei der Familie oder in ruhigen Momenten. Sie denken, alles ist paletti, und fühlen sich gut.

Doch sobald der Hund in Stress kommt, macht er, was er will. Dann vertraut er seinen Menschen leider überhaupt nicht und regelt alles für sich alleine.

Es reicht nicht, wenn du nur 99,9 Prozent seines Vertrauens hast. Denn dieses klitzekleine 0,1 Prozent wird eure Beziehung vergiften. Es wird dein Kopfkino verursachen, deine Horrorbilder inszenieren und deine Angst am Leben halten. Es überschattet euer Leben und eure Spaziergänge. Du gehst schon mit ungutem Gefühl los, hoffst, dass bestimmte Artgenossen nicht auftauchen oder dein Hund die Jogger nicht anbellt. Tag für Tag, Jahr für Jahr.

Am Ende lädst du keine Besucher mehr ein, bist bereit, in ein einsames Haus am Stadtrand zu ziehen, oder verzichtest auf Urlaubsreisen. Nur weil du dieses winzige 0,1 Prozent Vertrauen deines Hundes nicht bekommst. Weil er dich im Stress immer wieder ausblendet und ohne dich entscheidet.

Dieser minimale Anteil Misstrauen ist stärker als der große Teil bereits vorhandenen Vertrauens. Einfach, weil unser Gehirn und unser Unterbewusstsein stärker auf Hindernisse achten als auf positive Aspekte.

Diese ständige Präsenz von Konflikten macht dich selber nervös. Du produzierst Stresshormone, dein Blutdruck steigt, deine Muskeln verkrampfen sich. Du bist angespannt – selbst wenn du glaubst, ganz ruhig zu sein. Und genau das nimmt dein Hund an dir wahr. Er kann es sich nicht erklären, wird aufmerksam und verspannt selber auch. Die Folge ist, dass er verstärkt auf Signale im Umfeld achtet, weil er nach der Ursache deiner inneren Unruhe sucht.

Ist der Mensch genervt oder in Eile, sind entspannte Gassirunden nicht möglich, denn seine Anspannung überträgt sich auf den Hund.

An entspannte Spaziergänge ist nun nicht mehr zu denken. Beim kleinsten Anlass geht dein Hund dann in die Luft. Denn seine Anspannung muss sich irgendwann auch wieder entladen können.