Herzlich willkommen! - Ute Rott - E-Book

Herzlich willkommen! E-Book

Ute Rott

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Beschreibung

Wer sich einen Hund ins Haus holt, hat viele Fragen - egal ob es der erste oder der vierte Hund ist. Jeder Hund stellt neue Anforderungen an seine Menschen und jeder Hund muss erzogen werden. Das soll freundlich und gewaltfrei geschehen, so dass die Hunde gerne und freudig mit ihren Menschen arbeiten. In diesem Buch finden Sie viele Informationen zu vielen Themen, die Hundebesitzer interessieren, sowie Tipps zum Aufbau von Grundgehorsam zum Selbststudium oder auch begleitend zum Traininig in einer gewaltfrei arbeitenden Hundeschule. Auch für Trainer, die nach animal learn arbeiten oder sich daran orientieren, kann das Buch eine wertvolle Begeltung gerade beim Welpen- oder Junghundtraining sein.

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Inhalt

Herzlich willkommen!

Hunde einfach erziehen

1.1. Grundlagen für Welpen und Junghunde – auch für Erwachsene wichtig

1.2. Hunde aus zweiter Hand – Tierschutzhunde

1.3. Alte Hunde

Signalaufbau und Grundgehorsam

2.1. Was bedeutet eigentlich „Gehorsam“?

2.2. Die Grundsignale und wichtigsten Übungen

2.2.1. Übungen für den Alltag

2.2.2. Bewegungssignale

2.2.3. Ruhesignale

2.2.4. Signale für Fortgeschrittene

2.2.5. An lockerer Leine

2.2.6. Das Kommunikative Spazierengehen

Was Sie sonst noch wissen sollten

Fazit

Dank

Buchempfehlungen

Zur Autorin

Herzlich willkommen!

Wie lange haben Sie schon davon geträumt? Und jetzt ist Ihr Traum wahr geworden: Sie haben einen Hund adoptiert. Oder Ihr alter Hund musste leider über die Regenbogenbrücke gehen und Sie halten es ohne Hund einfach nicht aus. Egal. Es spielt keine Rolle, warum Sie sich für einen Hund entschieden haben, Tatsache ist, dass sich viel in Ihrem Leben ändert durch die kleine Pelznase. Zieht ein Welpe bei Ihnen ein, ein Junghund, ein Erwachsener oder vielleicht sogar ein Senior? Haben Sie ihn vom Züchter geholt, aus dem Tierschutz oder von Bekannten übernommen? Auch das ist nur insofern wichtig, dass man mit einem jungen Hund anders lebt als mit einem erwachsenen, dass ein Hund aus dem Tierschutz oder ein Senior andere Ansprüche hat als ein munterer Jungspund. Letztendlich kommt es immer auf das Gleiche heraus: Ihr Leben wird bunter und abwechslungsreicher durch den Vierbeiner, der jetzt Ihr Leben bereichert.

Mit diesem Buch möchte ich Sie vor allem in den ersten Wochen und Monaten unterstützen. Jeder Hund stellt neue Anforderungen an Sie und es spielt keine Rolle, ob Sie vorher schon Hunde hatten oder nicht. Auch wenn Sie sich optimal informiert haben, wie man einen Hund aus dem Tierschutz, eine Hundeoma oder einen Welpen am besten bei sich integriert, werden Sie jede Menge Überraschungen erleben. Und das ist auch gut so. Hunde bringen den geregelten Alltag erst mal durcheinander, sie fordern uns und bringen Leben in die Bude. Das macht Spaß, denn es ist eine schöne und erfüllende Aufgabe, eine Pelznase in unserem Leben aufzunehmen und den gemeinsamen Lebensweg zu gestalten. Dabei läuft nicht immer alles glatt, denn Hunde und Menschen haben nun mal nicht unbedingt identische Vorstellungen, wie ein gutes Leben abläuft.

Um das auf die Reihe zu bringen, möchte Ihnen dieses Buch helfen. Allerdings ist es immer ratsam, eine gute Hundeschule aufzusuchen, die gewaltfrei arbeitet. Ich empfehle Ihnen die Kolleginnen und Kollegen vom Gewaltfreien Hundetraining. Falls keiner in Ihrer Nähe ist, gibt Ihnen mein Buch viele Hinweise, wie Sie trotzdem eine gewaltfrei arbeitende Hundeschule finden können. Davon gibt es Gott sei Dank mittlerweile sehr viele.

Was erwartet Sie?

Im ersten Teil „Hunde einfach erziehen“ können Sie über viele Begriffe wie Bindung, Ablenkung, Fremdelphasen, Ruhe- und Bewegungssignale und vieles mehr nachlesen, was sie bedeuten, wie sie sich in der Praxis auswirken und zum Teil schon, wie man damit umgehen muss. Hier gehe ich auch genauer auf die Punkte „Alte Hunde“ und „Hunde aus zweiter Hand“ ein. Im zweiten Teil „Signalaufbau“ befassen wir uns mit dem, was Sie und Bello im Alltag brauchen: Leinenführigkeit, Heranrufen, Richtungswechsel, Beute abgeben, ein einfaches Alltagsbleib, Ausweichen ... Alles, was man außerdem noch machen kann wie„platz“,„bei Fuß“ oder ein aufwendigeres „bleib“ finden Sie zum Ende des zweiten Teils für Fortgeschrittene. Im letzten Teil „Was Sie sonst noch wissen sollten“ werden viele Themen behandelt, die nach meiner Erfahrung gerade für Ersthundebesitzer oder Hundehalter, die sich endlich ein bisschen gründlicher informieren möchten, interessant sind: Kastration, alleine bleiben, Abbruchsignale, Spielen ... alles rund um den Hund, was sich im Laufe der Zeit an Informationen im Hundetraineralltag angesammelt hat.

Und jetzt geht‘s los. Viel Spaß beim Lesen und viel Erfolg beim Umsetzen.

1. Hunde einfach erziehen

1.1. Grundlagen für Welpen und Junghunde – auch für Erwachsene wichtig

Seit einiger Zeit macht ein kleiner Wirbelwind Ihr Leben bunter. Sie haben einen neuen Hund und stellen fest, dass er sich so langsam vom lieben Neuankömmling zu einem kleinen Macho oder einer kleinen Zicke entwickelt. Vielleicht ist er auch nur sehr kreativ im Umgang mit der Welt und Sie wissen nicht so genau, wie Sie dem Herr werden können. Gerade Welpen und Junghunde entwickeln nach einer Eingewöhnungsphase lebhaftes Interesse an ihrer Umwelt und haben oft sehr gute Ideen, wie man den Alltag bunt und lustig gestalten kann. Ältere Hunde sind da etwas einfacher, aber sie bringen ihre Vergangenheit mit. Deshalb widme ich den älteren Hunden und Hunden aus dem Tierschutz ein eigenes Kapitel, in dem Sie mehr über die Besonderheiten dieser Hunde erfahren.

Leider gibt es immer noch den Aberglauben, dass man einen jungen Hund das erste halbe Jahr vollkommen mit Erziehung in Ruhe lassen soll. Vielleicht kommt diese Einstellung daher, weil früher die meisten Menschen Hunde mit sehr gewalttätigen Methoden erzogen haben und ihnen wenigstens das erste halbe Jahr ein wenig Spaß am Leben gönnen wollten. Und dann kommt – immer überraschend – der Tag, an dem man feststellt, dass eigentlich nichts so recht funktioniert. Zudem wird der muntere kleine Kerl immer aktiver und beweglicher. Irgendwie muss man dem doch Einhalt gebieten, oder?

Tatsache ist: Hunde müssen erzogen werden und zwar von Anfang an. Das wissen die Hunde instinktiv, denn auch ihre Mama hat ihnen Grundlagen beigebracht, die im Leben nützlich sind. Die Frage ist nur: was verstehen Menschen unter Erziehung? Sitz, Platz, Fuß oder doch etwas anderes? Welpen laufen ihrem Menschen auf Schritt und Tritt nach. Zum einen, damit sie beschützt und behütet werden, aber zum anderen, um möglichst viel von ihnen zu lernen: wie überquere ich eine Straße, was mache ich mit fremden Menschen und Hunden, wann gehts ins Bett, wann und wie wird gespielt ... einfach alles, was im Alltag erforderlich ist. Nach ein paar Monaten lässt das ganz allmählich nach, dann fängt der kleine Hund an, mit seinem erworbenen Wissen selbständig die Welt zu entdecken. Wenn Sie versäumt haben, vorher Grundlagen zu schaffen, auf denen Sie jetzt aufbauen können, dann wird die Erziehung zwar nicht unmöglich, aber sehr wohl etwas schwieriger. Denn in vielen Fällen müssen Sie jetzt verbieten oder verhindern, was vorher einfach so durchgegangen ist und damit automatisch erlaubt war.

Heute weiß man, dass Erziehung um so einfacher und gründlicher ist, je früher man mit einfachen Übungen wie Abrufen, ordentliches Gehen an der Leine, Beute abgeben, ein einfaches „warte“ oder ähnlichem anfängt. Auch Hundebegegnungen und Umgang mit Menschen sollte ein Hund schon in den ersten Monaten seines Lebens lernen. Ab ca. dem 6. oder 7. Lebensmonat kommen Hunde – wie Menschen – in die Pubertät und die Erziehung wird automatisch schwieriger. Bedeutet das, dass jetzt alles vorbei ist und Ihr Bello nichts mehr lernt? Nein, das bedeutet es nicht. Es heißt für Sie, dass Sie jetzt sehr viel konsequenter und geduldiger sein müssen. Denn die Zeit, in der Bello oder Susi einfach so an Ihren Haken hingen, ist eben vorbei.

Eigentlich ist es sehr leicht einen Hund zu erziehen, wenn man weiß wie. Wir müssen dabei ein paar Punkte beachten, in denen Hunde anders sind als Menschen.

Unterschied zwischen Mensch und Hund

Menschen gehen aufrecht und auch kleine erwachsene Menschen sind in der Regel größer als große Hunde. Menschen haben wie alle Primaten Arme und Hände, mit denen sie fuchteln und greifen können. Für uns ist das ganz normal, für Hunde nicht. Wenn wir einen Hund streicheln möchten, dann bücken wir uns über ihn. Das empfinden Hunde oft bedrohlich. Stellen Sie sich bitte mal vor einen hohen Baum. Wie würden Sie sich fühlen, wenn dieser Baum sich in der freundlichsten Absicht über Sie stülpt und Sie streicheln und umarmen möchte? Nicht so gut, oder? Und dann gar: der Baum hebt Sie hoch! Oh je! Was soll das jetzt werden? Wenn Sie Ihren jungen Freund streicheln oder ihn hochheben möchten, dann wollen Sie ihm doch etwas Gutes tun. Nur versteht er das leider nicht so wie Sie. Ihm ist vielleicht unbehaglich zumute. Viele Welpen und Kleinhunde würden sich auch gerne dagegen verwahren, aber Menschen übersehen das leicht oder denken: der gewöhnt sich schon noch dran. Es ist aber einfach übergriffig. Wenn Ihr Kleiner das Hochnehmen als Freundlichkeit begreifen soll, dann muss man ihm das ganz liebevoll und vorsichtig beibringen, damit er versteht: mein Mensch tut mir jetzt was gutes und für mich ist das angenehm.

Menschen gehen aufrecht – Hunde auf vier Füßen

Auch unser aufrechter Gang ist für Hunde nicht ganz einfach. Denn ein entspannter Hund hat Kopf und Rücken in einer Linie. Kopf hoch und Brust raus, unsere ganz natürliche Stellung, zählt bei Hunden zum Imponiergehabe. Sie lernen zwar, dass wir nicht in Dauerimponierstellung durch das Leben laufen, aber zunächst mal muss jeder Hund bei jeder ersten Begegnung rausfinden, wie Sie und ich das so halten. Hunde sind Weltmeister im Erkennen unserer Absichten und Gefühle. Deshalb bekommen die meisten von uns das lebenslang gar nicht mit. Man muss da kein Drama draus machen. Wir sollten nur daran denken. Wenn wir merken, dass ein Hund in unserer Gegenwart unsicher und ängstlich ist, könnte es auch daran liegen, dass er durch unsere Körpersprache verunsichert ist. Was an meiner Haltung oder Ausstrahlung kann ich ändern, um ihn von meinen freundlichen Absichten zu überzeugen? Wer sich entsprechend verhält, wird sehen, wie einfach die Kommunikation mit Hunden eigentlich sein kann.

Gewaltfreies Hundetraining

Viele Hundeschulen behaupten von sich, dass sie gewaltfrei arbeiten. Bei vielen ist das sicher zumindest in weiten Bereichen richtig, aber für viele ist es nur eine Möglichkeit, mit einem anerkannten Slogan zu werben. Wenn Sie jetzt eine Hundeschule in Ihrer Nähe suchen, weil Sie das Pech haben, nicht bei mir anfangen zu können, dann sollten Sie folgende Kriterien anwenden:

Bevor irgend ein Training beginnen kann, muss ein ausführliches Erstgespräch erfolgen, bei dem die Trainerin und Sie sich darüber austauschen, was Sie wollen, wie die Trainerin das sieht und einschätzt. Erst wenn Sie sich beide einig sind, sollten Sie sich für das Training entscheiden. In diesem Erstgespräch werden mit dem Hund keine Übungen gemacht, da er sich erst an die neue Umgebung und den neuen Menschen gewöhnen muss.

Der Hund muss frei und unbeeinflusst das Gelände erkunden können.

DieTrainerinhateinequalifizierteAusbildungbeieinerAusbildungsstätte, die für gewaltfreies Arbeiten bekannt ist.

Die Hundeschule arbeitet ausschließlich mit Brustgeschirr und langer Leine und kann auch begründen, warum das sinnvoll und notwendig ist.

Die Hundeschule arbeitet mit positiver Motivation, d.h. die Hunde werden für gut ausgeführte Übungen belohnt und die Aufgaben werden so gestellt, dass sie leicht lösbar sind.

Die Trainerin sollte Ihre Fragen fachlich korrekt beantworten können, bzw. falls sie einmal etwas nicht weiß, beim nächsten Mal die Antwort parat haben. Ein breit gefächertes Wissen über Hunde sollte auf alle Fälle vorhanden sein.

Alle Methoden, die den Hund ängstigen, unter Druck setzen, verunsichern oder mit körperlicher oder psychischer Gewalt einhergehen, müssen rigoros verboten sein.

Kommunikation

Menschen kommunizieren vor allem über die gesprochene Sprache, Hunde über Körpersprache. Zwar spielt auch bei uns die Körpersprache eine sehr wichtige Rolle, aber wir können Missverständnisse immer noch verbal ausräumen. Hunde verfügen ebenfalls über viele Laute, die sie zur Kommunikation einsetzen. Sie bellen, winseln, knurren, fiepen... und meistens können wir diese Laute richtig interpretieren. Tatsache ist aber, dass Hunde von unserer gesprochenen Sprache in erster Linie nicht die Worte interpretieren, also nicht was wir sagen, sondern wie wir es sagen. Hohe und leise Töne, signalisieren Ihrem Bello, dass die Luft rein und er willkommen ist. Tiefe, laute Töne wird er dagegen so verstehen, dass er wegbleiben soll.

Wenn Sie sich ansehen, wie Hunde sich unterhalten, verstehen Sie sofort was gemeint ist: eine freundliche Hundebegegnung wird mit einem hohen, netten Fiepen eingeleitet, wenn sich dagegen Hunde begegnen, die sich nicht riechen können, ertönt ein eher lautes und unfreundliches Knurren. Das bedeutet, dass Sie Ihren Bello immer mit freundlicher Stimme ansprechen, wenn Sie ihm eine Anweisung geben oder ihn zu etwas ermuntern möchten. Dazu müssen Sie nicht künstlich hoch rumfiepen, es reicht ein freundlicher Ton, der am leichtesten zu finden ist, wenn man lächelt. Ihre Stimme wird automatisch höher und freundlicher, wenn Sie gut aufgelegt und entspannt sind.

Ansagen können, der Situation angemessen, durchaus schärfer und lauter sein, allerdings sollten Sie nicht inflationär damit umgehen. Wenn Sie feststellen, dass Sie bei so gut wie jedem Kommando unfreundlich „nachbessern“ müssen, dann müssen Sie dringend überlegen, was Sie anders machen können. Kein Hund folgt freudig oder ist gern mit jemanden zusammen, wenn er ständig mit Ansagen überhäuft wird. Stellen Sie sich einfach vor, Ihr Bello wäre taub. Da können Sie brüllen, so viel Sie wollen, er hört es einfach nicht. Also gehen Sie sparsam mit Ansagen um. Meistens sind sie überflüssig.

Im Laufe der Zeit, wenn Sie konsequent für das gleiche Signal die gleiche Worte verwenden, versteht Ihr Hund immer mehr Wörter. Er kann auch lernen, wer wie heißt, und viele Hunde lernen die Bezeichnungen ihrer Spielsachen. Aber am wichtigsten ist für ihn immer Ihre Körpersprache. Nehmen wir an, Sie sind dunkel gekleidet sind und stehen ziemlich steif und gerade gegen die Sonne, wenn Sie ihn rufen. Auch bei lieblichstem Gesäusel wird Bello nicht wirklich freudig herankommen, vielleicht kommt er sogar gar nicht, weil Sie bedrohlich auf ihn wirken. Achten Sie also darauf, was der Grund sein könnte, warum er nicht kommen will: in den allermeisten Fällen klappt es sofort viel besser, wenn man locker ein paar Schritte rückwärts geht und eine auffordernde Handbewegung macht.

Wir üben unsere Signale immer mit einer Kombination von Hör- und Sichtzeichen ein, da die Sichtzeichen, bzw. die Körpersprache für Ihren Hund wesentlich wichtiger als das gesprochene Wort sind. Ein Sichtzeichen sieht er auch auf weitere Entfernung. Zu verstehen ob und was Sie rufen, das kann auf große Entfernungen und bei hohem Geräuschpegel schon schwierig werden. Durch diese Kombination lernt er, welche Worte zu dieser Handlung gehören. Und bei richtigem Training klappt es dann oft auch nur mit Hörzeichen.

Laut und leise

In welcher Lautstärke Sie mit Ihrem Bello reden, ist von vielen Faktoren abhängig: wie weit ist er von Ihnen weg, wie laut ist die Umgebung, wie gut hört er. Gesunde Hunde hören außerordentlich gut: bis zu 22mal besser als wir. Es ist also nicht sinnvoll, einen Hund anzuschreien, wenn er in Ihrer Nähe steht. Ganz im Gegenteil. Ihr Hund ist wesentlich aufmerksamer, wenn Sie leise mit ihm reden. Überlegen Sie mal: Wann ist ein Hund besonders leise und aufmerksam. Wenn Feinde in der Nähe sind, dann möchte er nämlich nicht bemerkt werden. Oder wenn Beute in der Nähe ist. Dann muss er sich auch still verhalten, sonst ist der Hase weg.

Eine leise Stimme wird automatisch immer mit weniger Druck und Spannung erzeugt. Wenn Sie laut rufen und schreien, legen Sie ebenso automatisch viel Druck in Ihre Stimme und erzeugen dadurch bei Ihrem Bello unter Umständen eine ganz unerwünschte Spannung. Zudem gewöhnt er sich daran, dass Sie immer herumbrüllen und wird auf Zimmerlautstärke nicht mehr reagieren. Hunde, die schlecht hören, weil sie eine Erkrankung hatten oder einfach alterstaub werden, müssen natürlich lauter angesprochen werden. Bevor Sie aber pausenlos durch die Gegend trompeten und damit Ihrer Umwelt auf die Nerven gehen, weil ihr Senior nichts mehr hört, sollten Sie ihn lieber dauerhaft an eine lange Leine nehmen. Das sichert ihn ab. Dazu lesen Sie aber im Kapitel „Alte Hunde“ mehr.

Machen Sie – bitte in Bellos Abwesenheit – folgenden Test: Sie stellen sich vor einen großen Spiegel und sagen das gleiche Hörzeichen, z.B. „Bello, schau mal her“ in ruhigem, freundlichem Ton, anschließend laut und etwas schärfer. Sie müssen dabei nicht brüllen. Beobachten Sie nur, wie sich Ihr Gesichtsausdruck und Ihre Körperhaltung verändern. Wenn Sie Ihr Hund wären, wie hätten Sie denn gerne, dass man Sie ruft? Lieber ruhig und freundlich? Na, also. Ihr Hund sieht das sicher genau so. Passen Sie also die Lautstärke der Umgebung und der Situation an. Ein differenzierter Umgang mit der Stimme ist immer angesagt und sinnvoll.

Die Fremdelphasen

Hunde haben Fremdelphasen. Wenn Sie Kinder haben, wissen Sie was das ist. Es gibt im Leben jedes Welpen und Junghundes Zeiten, in denen er sehr forsch alles Neue erkundet. Diesen Zeiten folgen 1-3 Wochen, in denen er zurückhaltend und auch manchmal etwas scheu und schreckhaft ist. Da kann es schon mal sein, dass der ganz normale Holzstoß, an dem wir jeden Tag entlanggehen, in seinen Augen zum Zombie mutiert. Bleiben Sie ganz ruhig und zeigen Sie ihm, dass Sie kein Problem damit haben. Er wird Sie genau beobachten und Sie als sein Vorbild nehmen. Biologisch haben diese Fremdelphasen durchaus einen Sinn: es ist besser eine Mahlzeit zu versäumen, als selber eine zu werden. Denn wenn der Welpe immer nur neugierig und mutig durch die Welt läuft, wird es irgendwann gefährlich. Er sollte also lernen, mit potentiellen Gefahren zurückhaltend umzugehen. Außerdem muss er auch irgendwann seine neuen Erfahrungen verarbeiten. Und da hat die Natur einen Riegel in Form der Fremdelphasen vorgeschoben. Jetzt werden die Hunde etwas vorsichtiger, um danach mit den gut verarbeiteten Erfahrungen wieder auf Erkundung auszugehen. In dieser Zeit sollte der Hund nach Möglichkeit keinen neuen und unbekannten Situationen ausgesetzt werden, da er schlecht in der Lage ist, sie unbefangen aufzunehmen und richtig zu verarbeiten. Das ist auch der Grund, warum Welpen nie vor der 10. Woche, besser ab der 11. Woche abgegeben werden sollten.

Es gibt fünf dieser Phasen. Die erste erlebt er mit ca. 8-9 Wochen. Sie dauert ca. eine Woche. Wenn der Welpe in dieser Zeit noch bei seiner Familie, sprich bei seiner Mutter ist, merken die Menschen in der Regel nicht viel davon. Die Mutter weiß am besten, was sie tun muss, um ihren Kindern Sicherheit und Vertrauen zu geben. Die zweite kommt mit ca. 4,5 Monaten. Hunde, die wegen ihrer Rassezugehörigkeit langsamer reifen, z.B. Herdenschutzhunde, können etwas später in die 2. Phase kommen. Das gleiche gilt für Hunde, die hinter der normalen Entwicklung zurück sind. Die zweite Fremdelphase kann bis zu drei Wochen dauern.

Die dritte kommt mit ca. 9 Monaten. Hier gilt das gleiche, wie bei der 2. Fremdelphase. In diese Zeit fällt auch die Geschlechtsreife, d.h. eine Hündin kann läufig werden und die Rüden interessieren sich für die Mädels deutlich mehr als vorher. Ebenso wie bei pubertierenden Jugendlichen spielen jetzt die Hormone verrückt. Gleichzeitig erwacht bei vielen Hunden der Jagdinstinkt. Das hat aber nichts mit den Fremdelphasen zu tun. Leider wird das oft verwechselt und gleichgesetzt.

Die vierte erfolgt mit 12-18 Monaten und die wahrscheinlich letzte ca. mit 2-2,5 Jahren. Auch diese beiden Phasen dauern ca. 3 Wochen und sind rasse- und entwicklungsbedingt unter Umständen später. Das Thema „Pubertät und Geschlechtsreife“ behandeln wir in einem späteren Kapitel genauer.

Rituale

Bello ist wie Sie ein Gewohnheitstier. Überlegen Sie mal, wieviele Rituale Sie tagsüber ausführen, die Ihren Tag ordnen und Ihnen Klarheit und Orientierung geben. Ihrem Hund geht es ebenso. Achten Sie gerade am Anfang gut darauf, dass er weiß, was Sie von ihm wollen und wie Sie ihm das möglichst immer gleich verdeutlichen. Wenn er mal auf die Couch darf und mal nicht, wird er das nicht verstehen. Aber er kann lernen, dass die Couch erlaubt ist, wenn eine bestimmte Decke drauf liegt und Sie ihn einladen.

Beim Signalaufbau machen wir uns das ebenfalls zunutze: wir geben ein Signal immer mit dem gleichen Hör- und dem gleichen Sichtzeichen. Wenn wir ihn zu uns heranrufen wollen, nehmen wir nur ein Signal und das dazugehörige Sichtzeichen und probieren nicht die Skala rauf und runter, was jetzt gerade wohl am besten funktioniert. Das wird Bello mit Sicherheit nur verwirren und seinen Gehorsam unzuverlässig machen. Wenn Sie Ihre Signale und Ihre täglich wiederkehrenden Handlungen als nette und angenehme Rituale aufbauen, werden Sie für Ihren Hund zuverlässig und verständlich. Er wird dann auch in schwierigen Situationen leichter folgen.

Wer eine Übung beginnt, führt sie durch und belohnt auch

Stellen Sie sich vor, zwei Vorgesetzte kommen zu Ihnen und übertragen Ihnen eine Aufgabe, und zwar gleichzeitig. Vielleicht stellen beide die gleiche Aufgabe, aber Sie wissen jetzt nicht, wem Sie die fertige Arbeit präsentieren sollen. Einer ist dann immer der „Vernachlässigte“, Probleme für Sie sind also vorprogrammiert.

Auch wenn‘s schwerfällt: wenn Ihr Partner oder Ihr Kind Ihrem Hund ein Signal gibt, z.B. „schau mal her“, dann lassen Sie diesen Menschen bitte die Übung zu Ende führen und dieser Mensch belohnt dann auch. Denn sonst passiert vielleicht folgendes: immer wenn Herrchen und Frauchen mit dem Hund eine Übung machen, leitet Frauchen die ein und Herrchen belohnt. Wenn dann Herrchen mal nicht dabei ist, könnte Bello durchaus sagen: heute muss ich nicht wirklich, weil vermutlich werde ich ja nicht belohnt. Und Frauchen ist dann die gelackmeierte. Allerdings sollten Sie verhindern, dass jeder Möchtegern-Hundeflüsterer sich an Ihrem Hund ausprobiert.

Die Ersatzdiskussion

Oft geben wir unserem Hund eine Anweisung, z.B. „sitz“, möchten aber etwas von ihm, wo er eigentlich nicht sitzen muss. Er soll am Straßenrand ruhig warten, während die Ampel auf rot steht. Erst wenn wir ihm sagen, dass wir jetzt weitergehen, soll er mitkommen. Auch wenn er sich jetzt nicht hinsetzen möchte, weil der Boden zu kalt oder zu heiß ist, kann er trotzdem lernen, am Straßenrand ruhig neben Ihnen stehen zubleiben. Oder Sie warten irgendwo einen Moment, geben Bello ebenfalls das Signal„sitz“ und Bello merkt, es dauert etwas länger. Also legt er sich hin. Und was machen manche Menschen? Sie ziehen Ihren Hund wieder hoch und schimpfen mit ihm: „Sitz! hab ich gesagt!“ Was soll Bello jetzt verstehen? Dass es keine andere Möglichkeit zu warten gibt, außer man hat den Popo am Boden? Ist das so?

Damit Sie nicht glauben, dass das nur mit „sitz“ geht, folgendes Beispiel: Ein Mensch geht mit seinem Hund spazieren und der Hund geht in die Richtung, die er gut findet. Der Mensch geht an der straffen Leine hinterher und sagt: „Nein, hier gehen wir nicht lang!“ Dabei rennt er immer hinter seinem Hund her, schimpft auf den Hund, weil der so schrecklich zieht und nicht macht, was sein Mensch will. Aber welche Anweisung hat der Hund bekommen? Wenn Sie ehrlich sind, keine oder doch eine sehr missverständliche.

Im ersten Fall mit „sitz“ wäre es weit besser, wenn der Hund an der Ampel das Signal „warte“ bekommt. Wenn man mal einen Moment stehenbleibt, muss man dem Hund das nicht „kommandieren“, das merkt er auch so. Wenn er sich dann selbständig hinsetzt oder -legt, ist das doch seine Sache und wenn er neben Ihnen stehen bleibt auch. Im Fall mit dem ziehenden Hund sollte man nicht einfach hinter seinem Hund her rennen, sondern die Richtung vorgeben und klar sagen, was man möchte und wo man hingehen will.

Ihr Hund lernt also im schlimmsten Fall, dass Sie immer sauer werden, wenn Sie mit ihm sprechen, nie klare Anweisungen geben und anscheinend auch nie zufrieden sind mit dem, was er macht. Gewöhnen Sie sich an, klar und eindeutig mit ihm zu sprechen. Texten Sie ihn nicht zu, geben Sie keine Anweisungen, die Sie so nicht meinen, dann wird er schon verstehen, was Sie wollen und Sie müssen keine sinnlosen Ersatzdiskussionen führen. Im Zweifelsfall vergeuden Sie viel zu viel Zeit, bis Sie endlich zu der Ansage kommen, um die es eigentlich geht. Vielleicht hört er Ihnen dann gar nicht mehr zu?

Gerade Junghunde hinterfragen häufig, ob eine Anweisung „vernünftig“ ist oder nicht. Das ist auch gut so, denn jeder Hund sollte sich darauf verlassen können, dass Anweisungen nicht um ihrer selbst willen gegeben werden. Es kann durchaus vorkommen, dass er etwas nicht tun möchte, obwohl es in seinem Sinn ist. Aber wenn er grundsätzlich von Ihnen nur Dinge zu hören bekommt, die eigentlich unvernünftig sind, dann wird er sich auch in wirklich wichtigen Situationen nicht davon überzeugen lassen. Verzichten Sie also auf verbale Umwege, sagen Sie ihm freundlich und direkt, was Sie von ihm möchten, denn dann werden Sie zuverlässig und klar und damit verständlich.

Motivation

Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, dass Hunde „einfach so“ mit uns zusammenarbeiten, weil sie das gerne tun? Freilebende Hunde und ihre wilden Verwandten leben in vergleichbaren familiären Strukturen wie Menschen. Sie sind sozial ebenso organisiert wie wir. Das bedeutet aber, dass ihnen bestimmte Zusammenhänge klar sind, denn wer in einer Gemeinschaft lebt, muss daran interessiert sein, dass diese funktioniert. Das allein ist schon Motivation genug für einen Hund, an Ihren Aktivitäten teilzunehmen.

Natürlich macht Ihr Hund am liebsten das, was sich für ihn lohnt und was ihm Spaß macht. Viele Menschen meinen, ihre Anforderungen an die Hunde müssten doch einfach so klappen, weil sie ihren Hund lieben und weil er aus Liebe zu ihnen alles tun soll. Wenn Sie so denken, dann überlegen Sie bitte einmal, was Sie alles umsonst tun. Wirklich umsonst, für gar nichts. Und Sie werden feststellen, sehr viel ist das nicht. Viele Dinge tun Sie z.B. gegen ganz reale Bezahlung, oder weil Ihr Partner besonders nett zu Ihnen ist, oder weil Sie in einer Gemeinschaft anerkannt werden, oder, oder oder ...

Und Ihrem Hund gönnen Sie nicht ein kleines Stückchen Wurst?

Also belohnen Sie Ihren Hund zu Anfang immer, immer, immer, um ihm zu zeigen, dass Sie seinen Gehorsam und seine Aufmerksamkeit zu schätzen wissen. Wir motivieren unseren Hund immer positiv, d.h. wir stellen die Aufgabe so, dass er sie leicht und sicher lösen kann, das macht Spaß und obendrein gibt es eine Belohnung.

Eine Belohnung kann sein:

Loben: und zwar immer, denn die Stimme habe ich immer dabei, es kostet weder Mühe noch Anstrengung und bringt Freude in den Alltag

Leckerchen: viele Hunde fressen gerne, also ist es eine sehr einfache Art, Ihrem Hund zu sagen: das hast du jetzt gut gemacht. Außerdem ist es eine ruhige Art von Belohnung, die Ihnen bei richtiger Anwendung viel über den Gemütszustand des Hundes sagen kann.

Spielen: das ist eine gute Idee, wenn Sie eine Pause nach einer anstrengenden Übung machen, bei der er sich stark konzentrieren musste. Sie können dann mit Ihrem Hund ein kleines Rennspiel zur Auflockerung veranstalten oder er darf Leckerchen oder sein Spielzeug suchen. Allerdings müssen Sie das gut dosieren, da Sie ihn nicht aufputschen sollen, sondern belohnen. Deshalb wird Spielen nur sehr selten als Belohnung eingesetzt.

Streicheln: das ist die schwierigste Art einen Hund zu belohnen, weil Hunde das nicht immer so gerne mögen, wie wir Menschen annehmen. Das heißt nicht, dass Sie Ihren Hund nicht mehr streicheln sollen, sondern Sie sollen darauf achten, wann er es wirklich möchte. Er wird es nicht als Belohnung verstehen, wenn er gerade voller Bewegungsfreude ist oder wenn Sie sich über ihn drüberstülpen. Nur wenn er es regelrecht einfordert, sich an Sie schmiegt, Sie anlacht und direkt zum Streicheln auffordert, dann kommt Körperkontakt auch als Belohnung an.

Die beste Motivation für Ihren Hund ist, wenn er etwas tun darf oder etwas bekommt, was er jetzt im Moment wirklich am liebsten tun oder haben möchte, z.B. mit einem Freund spielen oder einen Würstchenbaum absuchen oder mit Frauchen knuddeln ...

Ruhe- und Bewegungssignale

Es gibt zwei Arten von Signalen: Ruhesignale, die etwas länger dauern, bei denen er in einer bestimmten Position verharren muss und die aufgelöst werden müssen, und Bewegungssignale, die in dem Moment erledigt sind, wenn Ihr Hund sie ausführt. Ein typisches Ruhesignal ist„bleib“. Sie müssen Ihrem Hund sagen, wie lange er dort bleiben muss, sonst steht er irgendwann auf und geht weg. Wenn Sie ihm aber ein Bewegungssignal wie:„wir gehen hier lang“ geben, weil Sie an einer Kreuzung angekommen sind und die Richtung wechseln, dann wird er nicht ungebremst bis Moskau laufen, sondern einfach mit Ihnen mitkommen.

Die richtige Unterscheidung zwischen Ruhe- und Bewegungssignal ist enorm wichtig. Stellen Sie sich vor, Sie bringen Ihrem Bello bei, auf ein bestimmtes Hör- und Sichtzeichen einen Moment zu warten, weil Sie oft mit ihm im Auto unterwegs sind. An Rastplätzen müssen Sie sicherstellen, dass er nicht raushopst, wenn die Klappe aufgeht, denn das kann ziemlich unerfreulich enden. Also muss er zuverlässig warten, wenn Sie diese Anweisung gegeben haben, bis Sie die Leine fixiert und festgestellt haben, dass er jetzt ungefährdet aussteigen kann. Verwenden Sie das Signal nicht inflationär, sonst wird er auch dann nicht mehr drauf hören, wenn es dringend erforderlich ist, z.B. am Autobahnrastplatz.

Das Auflösungssignal, bei animal-learn-Trainern „schau und weiter“, ist dazu unabkömmlich. Wir behandeln es beim Signalaufbau sehr ausführlich und es gehört mit zu den wichtigsten Signalen überhaupt. Nehmen Sie das bitte nicht auf die leichte Schulter. Es vereinfacht Ihr Leben und das Ihres Hundes enorm.

Einigkeit und Sinn von Signalen

Sie sollten in der Familie einig sein, was Sie Ihrem Hund wann wie sagen. Hunde folgen immer dem Familienmitglied am besten, das am klarsten und verständlichsten ist, also demjenigen, der die Signale immer gleich ausführt, richtig belohnt und Bello auch nicht überstrapaziert. Kein Hund möchte ununterbrochen folgen müssen, genauso wenig wie wir. Also geben Sie alle die gleichen Signale mit den gleichen Hör- und Sichtzeichen, und auch nur in den richtigen Situationen. So muss ein Hund nicht unbedingt vorsitzen, wenn er herankommt. Stellen Sie sich vor, es hat 40°C im Schatten und Sie verlangen von Ihrem Rüden, er soll auf glühendem Asphalt vorsitzen. Das wird er nicht witzig finden. Und es ist auch unnötig, wenn er gelernt hat, ruhig bei Ihnen stehen zu bleiben. Ebenso ist es nicht notwendig, dass er stundenlang „platz“ macht, wenn Sie mit ihm ins Restaurant gehen. Wenn er gerne sitzt oder steht und sich dabei ruhig verhält, dann ist das doch in Ordnung. Er wird sich schon hinlegen, wenn es ihm zu langweilig wird.

Und auf gar keinen Fall darf sich jeder, der sich gerade mal als Hundeflüsterer beweisen möchte, Ihren Hund rumkommandieren. Meine Hunde und die Hunde meiner Kunden lernen alle, dass gilt, was ihre Menschen (und ihre Trainerin natürlich ) sagen, was Fremde oder irgendwelche Bekanntschaften so von sich geben, gilt nur, wenn der Hund Lust dazu hat. Signale zum Grundgehorsam sind dazu da, den Alltag mit Ihrem Hund zu vereinfachen, nicht damit er für jeden den Kasperl macht.

Pausenloses Folgenmüssen macht keinen Spaß, Ihrem Hund jedenfalls nicht. Selbst wenn Ihr Nachbar es schick findet, seinen Hund wie einen aufgezogenen Roboter „bei Fuß“ gehen zu lassen, heißt das noch lange nicht, dass Bello das gefällt. Lassen Sie Ihren Hund auch mal Hund sein und beweisen Sie nicht pausenlos der ganzen Welt, was Sie für einen gut erzogenen Hund haben, dann wird er viel lieber folgen, wenn es darauf ankommt..

Ablenkung

Viele Menschen denken nach ein paar erfolgreichen Übungen auf dem Hundeplatz oder zu Hause auf dem Hof, Bello hat jetzt kapiert, was Sache ist. Dann ziehen sie los und verlangen perfekten Gehorsam irgendwo unterwegs, wo viele Hunde rumlaufen, Radfahrer herumschwirren und Jogger vorbei sausen.

Bello ist dann viel zu sehr abgelenkt und das einzige, was er lernt, ist leider: die Signale hört er, aber er befolgt sie nicht ,also werden sie bedeutungslos. Und allzu oft lernt er auch: wenn Herrchen oder Frauchen unterwegs Signale geben, dann ist der Spaß mit den Hundekumpels vorbei, oder Herrchen / Frauchen wird sauer, weil Bello nicht folgt ...

Denken Sie immer daran: auch Ablenkung muss geübt werden. Und zwar langsam immer nach dem Grundsatz: erst Kindergarten, dann Grundschule, dann Gymnasium, dann Abitur, dann Hochschule, dann Diplom und Doktorarbeit. Verlangen Sie von Ihrem Hund nicht mehr, als was Sie von sich verlangen. Wenn Sie mit steigender Ablenkung arbeiten, dann bauen Sie die nächste Stufe immer dann ein, wenn ein Signal zu ca. 80 % klappt.

Zeit

Denken Sie bitte daran, dass Ihr Hund beim Lernen Zeit braucht:

um zu verstehen, was Sie wollen

um es umzusetzen

und um es in verschiedenen Situationen anzuwenden und zu üben.

Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut und Ihr Hund braucht für das Erlernen neuer Sachen Zeit, und zwar soviel wie er braucht, nicht soviel wie Sie meinen.

Menschen sind oft sehr ungeduldig, weil wir immer glauben, alles muss schnell schnell gehen. Das ist für Hunde schlimmer als schlimm, denn Hunde können nicht verstehen, warum wir oft so hektisch und ungeduldig sind. Wenn Sie Ihren Bello aber bedrängen, wird er unsicher und weiß nicht, was Sie von ihm wollen. Lassen Sie sich deshalb Zeit für alles, was Sie mit ihm machen.

Weniger ist mehr – oder – Gut gemeint ist nicht gut gemacht.

Alle Signale, die Ihr Hund hier lernt, sind alltagstauglich. Die meisten können Sie sofort einsetzen, wie z.B. „schau mal her“, andere, wie „geh auf die Seite“ müssen geübt werden. Übertreiben Sie es aber bitte nicht. Jede Übungseinheit muss – muss – mit einem Erfolg enden. Hören Sie deshalb auf, wenn die Übung gut geklappt hat, auch wenn es die 1. Übung war und Sie eigentlich 5 Übungen geplant hatten. Sie müssen auch nicht alle Signale jeden Tag üben.

Idealerweise machen Sie sich einen Plan, wann Sie was üben und legen fest, wie oft und wie lange die Übungen jeweils dauern sollen. Bei einem Welpen ist es sinnvoll, maximal 2 Minuten zu üben und jede Übung höchstens 2-3 mal durchzuführen. Sonst wird es ihm schnell zuviel und er macht nicht mehr mit. Auch Signale, die richtig Spaß machen, sollten Sie sparsam einsetzen, damit sich seine Begeisterung nicht legt.

Je mehr Ihr Süßer kann, um so mehr wollen Sie auch mit ihm üben, aber umso mehr wird auch einfach im Alltag eingesetzt, es muss also gar nicht mehr in diesem Sinne „geübt“ werden. Und wenn er in die Pubertät kommt, werden Sie feststellen, dass Sie wieder Grundlagen üben müssen, denn in dieser Zeit haben Sie das Gefühl, er kann gar nichts mehr. Nicht so schlimm, schrauben Sie Ihre Ansprüche zurück, das geht vorüber. Machen Sie wieder die Grundübungen und wappnen Sie sich mit Geduld.

Merken Sie sich einfach folgendes: Wenn Sie nach einer Übung denken: „Das war jetzt sooo toll, das machen wir gleich nochmal!“ dann muss vor Ihrem geistigen Auge eine rote Ampel angehen. Denn jetzt kann es nur noch schlechter werden. Belohnen Sie Bello also fürstlich und hören Sie sofort auf. Ihr und sein gutes Gefühl bei dieser schönen Übung nehmen Sie dann mit zur nächsten Übungseinheit.

Das gute Vorbild