Hidden Tales - Shada Astart - E-Book

Hidden Tales E-Book

Shada Astart

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Beschreibung

Geocaching: Spiel, bei dem in freiem Gelände versteckte Behälter mithilfe von GPS gesucht und anschließend am selben Ort wieder versteckt werden. (Duden) Mein Name ist Hanna, ich bin Geocacherin und möchte euch heute meine Geschichte erzählen. Eine Geschichte, die im Sommer 2014 ihren Anfang nahm mit einer mir bis dahin unbekannten Cache-Art, dem Story-Cache. "Nicht vor dem 05. Juli 2014 öffnen!" Das stand auf der Metallbox, die ich damals geborgen hatte. Darin befanden sich zwei Briefe an einen Nathan Smith, die zusammen eine mysteriöse, traurige Story ergaben, welche mich noch lange verfolgte. Und diese sollte nicht die einzige Geschichte bleiben, die mich – und nur mich, wie sich zeigte – per Story-Cache erreichte. Doch warum? Wer steckte dahinter? Das alles zerrte gewaltig an meinen Nerven. Doch es sollte noch viel schlimmer kommen im Jahr 2020, als ich endlich die Wahrheit erfuhr. Eine Wahrheit, die ich wohl nie verdauen werde. Könntet ihr? Lest meine Geschichte und entscheidet selbst.

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Hidden Tales

Die unglaubliche Geschichte der Hanna S.

Anthologie-Roman von

Shada Astart

mit Geschichten von

Dr. Karsten Beuchert, Benyamen Cepe,

Elisa Bergmann, Bettina Ickelsheimer-Förster,

Detlef Schirrow, Lyakon, Jasmin Jülicher,

Nadine Roth, Alicia-Veronique Gröning

und Eva von Kalm

Alle Rechte vorbehalten.

Das Buchcover darf zur Darstellung des Buches unter Hinweis auf den Verlag jederzeit frei verwendet werden.

Eine anderweitige Vervielfältigung des Coverbilds ist nur mit

Zustimmung des Verlags möglich.

Die Namen und Handlungen sind frei erfunden.

Evtl. Namensgleichheiten oder Handlungsähnlichkeiten sind zufällig.

www.verlag-der-schatten.de

Erste Auflage 2021

© Shada Astart, Dr. Karsten Beuchert, Benyamen Cepe,

Elisa Bergmann, Bettina Ickelsheimer-Förster, Detlef Schirrow,

Lyakon, Jasmin Jülicher, Nadine Roth, Alicia-Veronique Gröning,

Eva von Kalm

© Coverbilder: Depositphotos agsandrew, grzegorzz

Covergestaltung: Verlag der Schatten

© Illustrationen: Depositphotos dero2010

© Bilder: Traueranzeige »Helmut Ickelsheimer«, Depositphotos Garsya (Blätterstapel), jordygraph (Buch),

© Zitat Seite 175: www.prosieben.de/tv/galileo/videos/doppelstrahl-sonnensturm-rast-auf-die-erde-zu-clip, Seite 176: www.wikipedia.org/wiki/Carrington-Ereignis

Lektorat: Verlag der Schatten, M.S. Ode

© Verlag der Schatten, 74594 Kressberg-Mariäkappel

ISBN: 978-3-946381-99-0

Geocaching: Spiel, bei dem in freiem Gelände versteckte Behälter mithilfe von GPS gesucht und anschließend am selben Ort wieder versteckt werden. (Duden)

Mein Name ist Hanna, ich wurde im November 1974 geboren, lebe seit rund zwölf Jahren nun in einem kleinen Dorf im Süden Deutschlands und bin Arzthelferin von Beruf.

Mit meinen grauen Augen und den halblangen braunen Locken steche ich nicht gerade aus der Masse heraus. Ich bin also eine ganz normale Frau, Single aus Überzeugung, aber Geocacherin.

Und ich möchte euch heute meine Geschichte erzählen.

Eine Geschichte, die im Sommer 2014 ihren Anfang nahm mit einer mir bis dahin unbekannten Cache-Art, dem Story-Cache.

»Nicht vor dem 05. Juli 2014 öffnen!«

Das stand auf der Metallbox, die ich damals geborgen hatte. Darin

befanden sich zwei Briefe an einen Nathan Smith, die zusammen eine mysteriöse, traurige Story ergaben, welche mich noch lange verfolgte.

Und diese sollte nicht die einzige Geschichte bleiben, die mich

– und nur mich, wie sich zeigte – per Story-Cache erreichte.

Doch warum? Wer steckte dahinter?

Das alles zerrte gewaltig an meinen Nerven.

Doch es sollte noch viel schlimmer kommen im Jahr 2020, als ich endlich die Wahrheit erfuhr.

Eine Wahrheit, die ich wohl nie verdauen werde.

Könntet ihr?

Lest meine Geschichte und entscheidet selbst.

Inhalt

05. Juli 2014

© Shada Astart

Erdschätze

© Dr. Karsten Beuchert

05. Juli 2014

© Shada Astart und Benyamen Cepe

Todesdeal

© Benyamen Cepe

05. Juli 2014 – 04. April 2015

© Shada Astart

Einer für alle und alle für einen

© Elisa Bergmann

04. April 2015 – 05. April 2015

© Shada Astart

Kopf oder Zahl?

© Bettina Ickelsheimer-Förster

05. April 2015

© Shada Astart

Requiescat in pace, Marco!

© Bettina Ickelsheimer-Förster

05. April 2015 – 04. September 2017

© Shada Astart

Hoogs und die abgelaufene Zeit

© Detlef Schirrow

04. September 2017 – 05. September 2017

© Shada Astart

Das Grauen vom Biewertal

© Lyakon

05. September 2017 – 07. Juli 2018

© Shada Astart

Bilder an der Wand

© Jasmin Jülicher

07. Juli 2018

© Shada Astart

Rettung der Vergangenheit

© Nadine Roth

08. Juli 2018 – 02. Januar 2020

© Shada Astart

Mit ganzem Herzen

© Alicia-Veronique Gröning

28. Dezember 2020 – 02. Januar 2021

© Shada Astart

Auszug aus den Memoiren von Emma Granier

Eine Packung Zeitkapseln

© Eva von Kalm

02. Januar 2020

© Shada Astart

Die Autorinnen und Autoren

05. Juli 2014

© Shada Astart

»Nicht vor dem 05. Juli 2014 öffnen!«

Dies stand auf der Metallbox, die ich soeben unter den Zweigen einer umgestürzten Fichte gefunden und hervorgezogen hatte. Wie es schien, war sie erst vor Kurzem hier platziert worden, obwohl die eckige Dose von der Größe eines DIN-A4-Ordners wegen der Beschriftung den Eindruck einer Zeitkapsel in mir weckte.

Ich ließ mich auf einem Baumstumpf neben dem Wurzelwerk der wahrscheinlich von »Ela« am Pfingstmontag entwurzelten Fichte nieder und begann mir das Ding genauer anzusehen. Es konnte tatsächlich noch nicht lange hier liegen, dafür war die Dose nicht alt und auch nicht schmutzig genug.

Zudem war dieser Story-Cache erst heute Nacht um 00:00 Uhr aktiviert worden.

Ein Story-Cache … Davon hatte ich noch nie gehört. War mir neu, genauso wie die Tatsache, dass die App mich darauf aufmerksam machte, diesen Cache in meiner Nähe nicht zu verpassen. Da ich diesem Hobby, dem Geocaching, erst seit einigen Monaten nachging, dachte ich mir nichts dabei, bis mich eine Erinnerung zwei Stunden später erreichte. Der Piepton der eingehenden Message riss mich um Punkt 02:00 Uhr aus dem Schlaf. Genervt stellte ich den Benachrichtigungston ab und schlief zum Glück schnell wieder ein.

Als ich gegen 09:00 Uhr aufwachte und nach meinem Handy griff, musste ich feststellen, dass weitere drei Erinnerungsnachrichten eingegangen waren – eine um 04:00 Uhr, eine um 06:00 Uhr und eine um 08:00 Uhr. Ich raffte mich daher kurze Zeit später auf und stapfte in Richtung Wald, um das Rätsel des Story-Cache zu lüften. Wenn die App mich schon so penetrant dazu aufforderte …

Während ich an diesem sonnigen, bereits sehr warmen Samstagmorgen meinem Ziel entgegenschritt, kam mir wieder in den Sinn, wie ich zu diesem Hobby gekommen war. Eine Geschichte war schuld daran, hatte meine Neugier geweckt. Titel und Autor fielen mir auch sofort ein: »Erdschätze« von Doktor Karsten Beuchert. Ich hatte die Story vor etwas mehr als einem halben Jahr gelesen und kurzerhand beschlossen, ebenfalls unter die Schatzsucher zu gehen. Hoffte ich vielleicht, dass mir Ähnliches widerfahren würde wie den Protagonisten? Mein Leben war nun einmal unspektakulär, wenn nicht zu sagen langweilig.

In diesen Minuten schweiften meine Gedanken zurück zu der Mystery-Geschichte.

Erdschätze

© Dr. Karsten Beuchert

1

Lange waren wir noch nicht miteinander in Beziehung, da wartete Amanda unvermittelt mit einem ganz neuen Hobby auf und versuchte, mich ebenfalls von diesem zu begeistern. Ich war zunächst misstrauisch – widmete ich mich doch gern philosophischen Studien, vorzugsweise aus gelehrten Büchern, während Amandas neues Steckenpferd eher nach Schatzsuche mit ausgiebigem Herumtollen im Freien klang. Auch Hinweise auf Piraten- und andere Abenteuerfilme, die sie zur Unterstützung bemühte, lösten in mir eher Assoziationen von jugendlichen Vergnügungen aus und bauten entsprechend wenig Zugkraft auf. Schließlich schaffte sie es über mein Faible für das Lösen von Rätseln doch, zumindest mäßiges Interesse in mir zu wecken.

Geocaching lautete das Schlagwort. Dafür gab es nicht nur eine beachtlich große Community, wie ich zu meiner Überraschung erfuhr, sondern auch eine App zum Installieren, über die man Zugriff auf Informationen zu Fundstellen bekam sowie zu dort versteckten Behältnissen – den sogenannten Caches. Die Internetseiten, die mir Amandazur Einführung empfahl, wimmelten von weiteren Anglizismen, und zunächst wollte sich mir der Sinn dahinter nicht wirklich erschließen. Wenn man sich schon auf Schatzsuche begibt, so hatte ich bisher immer gedacht, dann gibt es günstigenfalls eine hochgradig verschlüsselte Karte, und im Erfolgsfall müsste am Ende der beschwerlichen und gefahrvollen Reise eine mit Dublonen oder anderen Goldstücken gefüllte Schatzkiste stehen. Wofür man sich auf eine mühselige Suche begeben sollte, nur damit man im Fall des glücklichen Auffindens sich selbst im Anschluss an etliche andere als Finder in einem Logbuch verewigen durfte, wollte mir nicht recht einleuchten. Eine ganze Weile argwöhnte ich sogar, dass es sich dabei ursprünglich um einen findigen Trick fürsorglicher Eltern handelte, die ihre Sprösslinge auf diese Weise dazu bringen wollten, sich länger an der bekanntermaßen guten, frischen Luft aufzuhalten. Ein Trick, der sich dann verselbstständigt hatte, bis eine ganze Gefolgschaft von Glücksrittern durch die Lande zog, um das eine oder andere Schatzkistchen aufzufinden, in dem sie möglicherweise eine kleine Gabe entdeckten und – neben etlichen anderen – einen Logeintrag als eigenen Fingerabdruck hinterlassen konnten. Wenn die Erforschung ferner Kontinente heutzutage schon keine Möglichkeit mehr darstellte, in die Geschichte der Menschheit einzugehen, und die private Erkundung des Weltraums weiterhin ein Sehnsuchtstraum von Superreichen zu bleiben schien, dann sollte wohl die Quantität dieser kleinen Erfolgserlebnisse über die mangelnden Chancen echter Selbstverwirklichung hinweghelfen.

Zögerlich teilte ich Amanda meine Vorbehalte mit, wobei ich fast erwartete, dass sie schwer enttäuscht sein würde. Zu meiner Überraschung zwinkerte sie jedoch und teilte mir nach einer spannungssteigernden Kunstpause mit, dass Geocaching bereits dabei sei, den Kosmos zu erobern – immerhin gäbe es einen aktiven Cache auf der ISS, der Internationalen Raumstation.

Ich war verblüfft, und Amanda nutzte diesen Moment schamlos aus, indem sie sich in meine Arme warf und mich stürmisch küsste. Meine Vorbehalte schmolzen dahin, und Amandas Begeisterung fegte auch die letzten Reste meines Sarkasmus beiseite – eine Wandlung, die ich in der Folgezeit in keiner Weise bereute: Nicht nur einfach schön war es, mit ihr zusammen auf Schatzsuche zu gehen, es schien unserer Beziehung auch eine neue, ungeahnte Dimension zu geben, die sich sehr intensiv anfühlte und unsere Bindung spürbar untermauerte. Eine Weile versuchte ich noch zu ergründen, woraus dies resultieren könnte – war es das gemeinsame Abenteuer oder freute sich Amanda einfach so sehr darüber, dass ich auf eine ihrer Ideen eingegangen war –, aber diese Fragestellung schien akademisch und eigentlich nicht weiter wichtig. Was zählte, war der gemeinsame Spaß und die Freude in Amandas Gesicht, wenn wir eine kleine Dose in einer Mauernische oder Astgabel entdeckten und die eigenen Namen einer bereits mehr oder weniger langen Liste hinzufügen konnten. Wobei etliche dieser Boxen tatsächlich auch Gaben der Vorgänger enthielten, die wir in den meisten Fällen entnahmen, um unsererseits ein adäquates Geschenk für einen Nachfolger zu hinterlassen.

Monat um Monat verging. Amanda und ich suchten – für mein Empfinden – unzählige Schatzorte auf, in der Umgebung unserer Heimatstadt gleichermaßen wie auf Wochenendausflügen und im Urlaub, wobei wir an den meisten Stellen fündig wurden. Wenn ich ab und zu Müdigkeit und Lustlosigkeit spürte, dann zog mich Amandas fortdauernde Begeisterung einfach wieder mit.

Eines Abends schließlich, als ich zur Abwechslung, wie früher oft, über einer unverständlichen philosophischen Abhandlung brütete, kam Amanda ganz aufgeregt mit der Information ins Zimmer, dass ein neuer Schatz in unserer unmittelbaren Umgebung aufgetaucht sei. Und tatsächlich: Die Handy-App zeigte einen bisher unbekannten Eintrag, der sich – wenn mich nicht alles täuschte – genau in unserem Wohnhaus befinden musste. Ich konnte mir ein Stirnrunzeln und einen misstrauischen Seitenblick nicht verkneifen, als mir klar wurde, dass die Wegbeschreibung genau zu unserem Kellerabteil führte.

»Lass uns gleich nachschauen!«, rief Amanda aus, ohne auf meine Regungen einzugehen.

Zögernd folgte ich ihr ins Untergeschoss. Direkt vor unserem Abteil befand sich ein Abflussgitter, das ich bisher nie bewusst wahrgenommen hatte.

Amanda kniete sich darüber und versuchte, zwischen den Metallstreben hindurchzublicken.

»Da ist etwas!«, verkündete sie schließlich enthusiastisch und rückte zur Seite, um mir den Blick freizugeben. Und offensichtlich hatte sie recht. Zwischen den Streben schimmerte etwas hindurch, was dort ursprünglich vermutlich nicht hingehörte.

Ich versuchte, das Gitter anzuheben, doch es saß fest. Anscheinend war es schon seit Langem nicht mehr bewegt worden. Nur mit vereinten Kräften konnten wir es ein Stück weit aus seiner Einbettung lösen, um den Schatz zu bergen.

Dieser stellte sich als kleine Box heraus, die mit einer feuchtigkeitsabweisenden und leicht reflektierenden, schwarzen Kunststofffolie umhüllt war. Einen Moment schaute ich misstrauisch auf das Paket, dann riss Amanda es mir aus den Fingern und öffnete es.

Darin befanden sich eine schwarze Feder und ein zusammengefalteter Zettel, der jedoch nicht nach einer Namensliste früherer Finder aussah, wie wir sie kannten.

Kokett steckte Amanda sich den Schmuck ins Haar und drehte sich in der gelblichen Kellerbeleuchtung, als stünde sie in einem Bühnenlicht aus den Goldenen Zwanzigern und wäre der Star der Vorstellung. Dann drückte sie mir den Zettel in die Hand, und ich entfaltete ihn. Mein Stirnrunzeln kehrte zurück, als ich die Botschaft entzifferte.

»Mache Dich bereit und folge der, die Du zu lieben gedenkst!«, stand dort in altdeutschen Buchstaben und passender Diktion.

Ich blickte auf und direkt in Amandas Gesicht. Einen Augenblick lang meinte ich, an ihr eine Intensität von einer ungewohnten und sehr seltsamen Art wahrzunehmen, dann lachte sie mich in ihrem üblichen Überschwang an, während die schwarze Feder in ihren Haaren glänzte. Aus einem Impuls heraus versuchte ich, nach ihrem neuen Schmuck zu greifen, doch Amanda weigerte sich vehement, ihn wieder herauszurücken. Leer konnten wir das Kästchen allerdings nicht zurücklegen. Nach kurzem, zögerlichem Überlegen, was wir bereit seien, herzugeben, kramte ich eines der Spielzeugautos meiner Kindheit aus einer lange nicht angerührten Kiste, um es in die Box zu stellen und diese wieder mit der schwarzen Folie zu ummanteln. Vorsichtig betteten wir daraufhin die Box zurück an ihren Platz und verschlossen den Fundort. Mit einem merkwürdigen Gefühl der Verunsicherung folgte ich Amanda und der Feder in ihrem Haar zurück in unsere Wohnung.

In der folgenden Nacht träumte Amanda schon lange selig neben mir, während ich über geraume Zeit nicht einschlafen konnte. Gern hätte ich das Ganze als einen durchaus gelungenen Scherz von ihr abgetan – als ob sie davon ausginge, dass mir die Bedeutung ihres Taufnamens nicht bewusst wäre.

Amanda, die Liebenswerte – die zu Liebende.

Aber wie sollte sie das Kästchen in sein Versteck gebracht haben, wenn wir es mit vereinten Kräften kaum hatten bergen können? Oder hatte sie jemand dabei unterstützt?

Nachdem ich keinen Schlaf finden konnte, kam mir mitten in der Nacht die Idee, die Beschreibung des Cache noch einmal genauer zu studieren, um daraus möglicherweise weitere Schlüsse ziehen zu können. Ich stand also auf.

Jedoch – als hätte ich es geahnt – war der Eintrag genauso schnell wieder verschwunden, wie er aufgetaucht war. Und dies bedeutete, dass sich vermutlich auch das schwarz umwickelte Kästchen nicht mehr an seinem Platz vor unserem Keller befand. Weiterhin war ich mir absolut sicher, dass sich Amanda nach dieser Schatzsuche weder mit dem Laptop noch mit ihrem Smartphone beschäftigt hatte, dass sie den Eintrag also nicht gelöscht haben konnte.

Vielleicht war es auf meine Müdigkeit zurückzuführen, dass sich plötzlich ein sehr merkwürdiges Gefühl in mir ausbreitete. Mir war nicht nur, als sei unsere Gabe akzeptiert worden, sondern auch, als hätte durch den Austausch von Feder gegen Spielzeugauto ein Handel stattgefunden, dessen genaue Bedeutung sich mir allerdings nicht erschließen wollte.

Irritiert wankte ich zurück zum Bett und kuschelte mich etwas zögerlich an die friedlich schlummernde Amanda, was mich allerdings kaum entspannte. Lange lag ich noch wach, bis ich es irgendwann in später Nacht doch schaffte, in unruhigen Schlaf mit verstörenden Träumen zu fallen.

2

Seit unserem Kellerfund waren mehrere Monate vergangen, und unser Alltagsleben hatte seinen gewohnten Gang genommen – außer dass die schwarze Feder inzwischen zu Amandas Standard-Outfit gehörte und sie ihren gesamten Kleidungsstil ein Stück weit daran angepasst hatte, wobei sie sich gegen das Etikett Gothic strikt verwahrte. Möglicherweise wirkte sie in diesen neuen Gewändern etwas blasser als früher – und auf mich, wie ich überrascht feststellte, noch anziehender und schöner.

Der im Kästchen gefundene Zettel war in die Mappe mit den Briefen und Postkarten gewandert, die wir uns in der Anfangszeit unserer Beziehung geschrieben hatten, und der Spruch darauf war fast in Vergessenheit geraten. Mir war klar, wen ich liebte – das musste ich mir nicht überlegen! Außerdem war es in unseren aufgeklärten und emanzipierten Zeiten selbstverständlich, dass mal der eine führte, mal die andere, je nachdem, welche Kompetenz gerade situativ benötigt wurde. Und der oder die andere folgte dann eben. Das war nur logisch. Es gab keine Notwendigkeit, dies ausführlicher zu hinterfragen.

Auf die nächtliche Suche war zwar eine kurze Phase der Irritation gefolgt, verbunden mit einem gewissen Nachlassen unseres Enthusiasmus für verborgene Schätze. Aber diese war bereits wieder vergangen. Irgendwann hatten wir fast gleichzeitig bemerkt, wie sehr wir die damit verbundene Intensität vermissten. Und die einfachste Konsequenz daraus schien zu sein, unser gemeinsames Hobby wieder zu beleben.

Wie wir feststellten, reichte das gewohnte Suchen von mehr oder weniger einfach versteckten Schätzen inzwischen kaum noch aus, um uns zufriedenzustellen. Eine Weile fragten wir uns besorgt, ob unser Freizeitvergnügen möglicherweise ein verborgenes Suchtpotenzial aufwiese und ob dabei die Gefahr einer notwendigen Dosissteigerung bestünde, dann ließ sich Amanda von den Mystery-Schätzen begeistern, deren Aufgabenstellungen wir bisher für zu aufwendig gehalten hatten. Und erneut schaffte sie es, dass ihr Enthusiasmus auf mich übersprang.

Und was den Erstellern der Aufgaben nicht alles einfiel! Mal war dem Fingerzeig einer Statue in einem Park zu folgen, mal der Blickrichtung einer porträtierten Person auf einem Gemälde in einem Museum, um dem nächsten Aspekt der Lösung näher zu kommen.

Schließlich fühlten wir uns bereit für größere Aufgaben. Die Gelegenheit dazu sollten wir während eines Mallorca-Urlaubs erhalten, den wir zur nötigen Entspannung und Erholung vom Alltagsstress geplant hatten. Jenseits der üblichen Klischees hatte diese Balearen-Insel angeblich wirklich sehenswerte Stellen zu bieten – landschaftlich wie kulturell –, und uns war von vornherein klar, dass wir nicht in Touristen-Attraktionen wie dem Ballermann versumpfen würden. Wir wollten die Insel lieber auf unsere Art kennenlernen.

Einige einfache Caches entdeckten wir mühelos schon in den ersten Urlaubstagen und stellten dabei fest, dass unsere von Mallorca begeisterten Freunde nicht zu viel versprochen hatten.

Gerade döste ich in der Mittagshitze auf dem Balkon unseres Ferienappartements, wobei ich gegen die sengende Sonne zusätzlich zur ausgefahrenen Markise noch die Hutkrempe über die Stirn gezogen hatte. Amanda beschäftigte sich auf dem Korbstuhl neben mir mit ihrem Tablet und wirkte dabei eher unruhig. Die Hitze machte mich schläfrig, sodass ich einen Moment benötigte, um zu bemerken, dass es neben mir unvermittelt sehr still geworden war. Ich bemühte mich, aufzuwachen, und schob den Hut zurück, um Amanda anzuschauen, die wie gebannt auf ihren Bildschirm starrte.

Ein »Wow!« entrang sich schließlich ihrem Mund, und ich war sofort hellwach, denn eine derart beeindruckte Reaktion kannte ich bisher nicht von ihr. Ich erhob mich und trat hinter sie, um über ihre Schulter zu schauen.

»Was hast du denn gefunden? Lass mal sehen!«, forderte ich sie auf.

»Da hat sich jemand richtig Mühe gegeben!«, antwortete Amanda, wobei sie mir das Tablet reichen wollte. Ich war noch etwas benommen vom Halbschlaf und sah zunächst nur eine Ansammlung der bekannten Geocaching-Symbole, was mich dazu veranlasste, es auf ihren Schoß zurückzudrücken.

»Dann zeig mal!«, ermunterte ich sie, wobei ich neben ihr in die Hocke ging.

Was ich zu sehen bekam, war tatsächlich beeindruckend. Während Amanda absichtslos – wie sie beteuerte – mit der Geocaching-App gespielt hatte, war unvermittelt ein Symbol neu erschienen, das einen Multi-Cache kennzeichnete, eine komplexe Suche mit mehreren Stationen. Selbst auch etwas dösig hatte sich Amanda die zugehörigen Informationen genauer angeschaut – und was sie dabei herausgefunden hatte, schien kaum glaubwürdig. Es war, als sei diese Aufgabe für uns und unseren Urlaub maßgeschneidert worden! Irgendjemand hatte eine gewaltige Mühe auf sich genommen, um einen beeindruckenden Pfad über etliche Stationen – Stages genannt – und durch die gesamte Geschichte Mallorcas zu kreieren, wobei nur die erste bekannt war und es galt, die weiteren eine nach der anderen herauszufinden.

Und wie es der Zufall wollte, war diese Herausforderung genau passend zu unserer Urlaubszeit fertig geworden!

Wir brauchten keine zweite Einladung. Allein die vorab bekannte erste Station war definitiv einen Ausflug wert – handelte es sich doch um die Nekropole von Son Real, ein Gräberfeld an der Nordostküste der Insel.

Amanda brannte so sehr darauf, sich auf diese Schatzsuche zu begeben, dass wir uns kaum die Zeit nahmen, uns kundig zu machen, ehe wir aufbrachen.

Die Sonne begleitete uns auf unserem Weg, und erst am Landgut von Son Real angekommen realisierten wir, dass wir ein gutes Stück Weg zu Fuß bewältigen mussten. Zum Glück hatten wir immer ein paar Flaschen Wasser im Mietwagen, und so marschierten wir los.

Heftig schwitzend erreichten wir schließlich die Küste, wo wir zunächst mit einem wunderbaren Blick über das blaue Meer in der Bucht von Alcúdia belohnt wurden. Nach ein paar weiteren Wegwindungen gelangten wir an einen Zaun, dessen Zweck uns nicht ersichtlich war. Sollte er Tiere vom Strand fernhalten? Für uns und die anderen Touristen stellte er jedenfalls kein übermäßiges Hindernis dar, da Leitern zu seiner Überwindung angebracht waren. Und dort lag sie, die Nekropole, direkt an der Grenze vom Land zum Meer. Wie der Reiseführer erläuterte, war leider davon auszugehen, dass ein Teil der ursprünglichen Totenstadt durch Meereserosion zerstört worden war.

Aber dies sollte nicht unser Problem sein. Die angegebenen Koordinaten lagen eindeutig noch an Land, und bald hatten wir die verdächtige Grabstätte ausgemacht. Es handelte sich dabei um einen in den Erdboden eingelassenen Rundbau, was gemäß Reiseführer auf ein älteres Erstellungsdatum hindeutete – angelegt vermutlich im siebten Jahrhundert vor Christus.

Ein größeres Hindernis stellten die übrigen Touristen dar – nicht, weil sie uns belästigt hätten, sondern schlicht und einfach deshalb, weil sie ebenfalls da waren. Und dies machte die Sache schwierig, weil die Grundsätze des Geocachings klar erforderten, dass Unwissende – die sogenannten Geomuggels – von der Suche nach den versteckten Schätzen oder gar ihrem Auffinden nichts mitbekommen durften. Was also sollten wir tun? Bis zum Abend warten und darauf hoffen, dass wir irgendwann allein vor Ort sein würden, schien keine Lösung. Zum einen deuteten Feuerstellen neueren Datums darauf hin, dass sich hier immer wieder Leute bis in die Dunkelheit hinein aufhielten, zum anderen verspürten wir wenig Lust, des Nachts in brüchigen Gräbern herumzuklettern. Außerdem lag der lange Weg zurück zum Auto noch vor uns.

Eine Weile schauten wir uns schweigend und ratlos an.

»Ich lenke sie ab!«, verkündete Amanda unvermittelt, und ich fragte mich, ob sie nicht möglicherweise ein paar billige Thriller zu viel angeschaut hatte. In Ermangelung einer besseren oder nur eigenen Idee nickte ich schließlich zustimmend.

In ihrer schwarzen, verspielten Kleidung wirkte Amanda an diesem Ort sowieso schon deplatziert, doch als sie begann, mit hocherhobener Nase und gerafftem Rock über die brüchigen Steine des Gräberfeldes mal zu tänzeln, mal zu stolzieren, erschien sie wie ein Wesen aus einer fremden Welt. Sofort gehörte ihr die Aufmerksamkeit aller Anwesenden – seitens der Männer deutlich neugierig, seitens der anderen Frauen eher zwiespältig. Selbst ich musste mir angesichts dieser Show in Erinnerung rufen, dass mir ebenfalls eine Aufgabe zugedacht war. Also kniete ich mich in die Grabstätte und beugte mich vor, um hinter einige vorstehende Steine zu tasten und den nicht einsehbaren Bereich dahinter zu untersuchen. Fast entrang sich mir ein Aufschrei, der unser Geheimvorhaben zunichtegemacht hätte, als mir plötzlich eine ansehnliche Spinne über die Hand lief. Es brauchte ein paar tiefe Atemzüge, um wieder zur Ruhe zu kommen. Zum Glück entdeckte ich bald und ohne weitere gruselige Vorkommnisse das, wonach wir gesucht hatten.

Es schien sich um einen ganz gewöhnlichen Cache zu handeln – eine kleine Plastikbox, in der sich eine noch leere Finderliste sowie ein Zettel mit den Koordinaten der nächsten Station befanden. Diesen fotografierte ich sofort mit der Handykamera ab. Einen Moment zögerte ich. Sollte ich Amanda die Ehre lassen, den Ersteintrag vorzunehmen?

Dies schien in der aktuellen Situation unmöglich. Also verewigte ich unser beider Namen auf der Liste, legte das Kästchen an seinen Ort zurück und verließ gebückt und unbemerkt den Rundbau, um mich einige Meter entfernt aufzurichten und Amanda mit erhobenem Daumen auf mich aufmerksam zu machen.

Diese verstand mein Signal sofort und beendete ihre Show mit einer kleinen Zugabe in Richtung der anderen Touristen, woraufhin wir die erste Station unserer aktuellen Suche verließen – wobei ein paar enttäuschte Männer und ähnlich viele erleichterte Frauen zurückblieben.

Die nächsten Tage vergingen wie im Flug, während wir ein Versteck nach dem anderen aufspürten und auf diese Weise tatsächlich einen Gutteil der Historie Mallorcas kennenlernten. Die zweite Station war ein gut erhaltenes Dorf der Talayot-Kultur. Danach führte uns der unbekannte Ersteller über frühchristliche und spätantike Relikte ins Mittelalter, wobei er sich wohl einen Scherz daraus machte, drei aufeinanderfolgende Stationen in drei benachbarten Klöstern an einem Berg nahe Randa unterzubringen. Schließlich kamen wir in der Neuzeit an. Und zwar mit der Siemens-Eisenbahn von Palma nach Sóller, an deren Endhaltestelle der vorletzte Cache versteckt war. Insgesamt schien es dem Ersteller nicht daran gelegen zu sein, die Suche schwierig zu gestalten. War eine Station gefunden, so ergab sich die nächste leicht über die aufgefundenen Koordinaten. Als ginge es ihm um etwas anderes – möglicherweise tatsächlich darum, anderen Menschen seine Insel bekannt zu machen. Wir freuten uns zwar über jede bewältigte Etappe, aber es war für unseren erreichten Erfahrungsgrad dermaßen einfach, dass wir nur für uns weitere Erschwernisse hinzuerfanden. WarenGeomuggels zugegen, so nutzte Amanda jede Chance, um ihre ablenkenden Auftritte zu perfektionieren. Und als sich ab der vierten Station eine gewisse chronologische Abfolge abzeichnete, versuchten wir, die jeweils nächste Sehenswürdigkeit zu erraten, zu der uns der Multi-Cache führen würde. Schließlich wurde uns in Sóller die letzte Station angekündigt. Es handelte sich dabei um eine stillgelegte Weinfabrik im Südosten der Insel. Was die Bergung des letzten Schatzes allerdings deutlich erschweren würde, folgte aus dem Hinweis, dass es sich dabei um einen Night-Cache handelte – ein Behältnis, das nur zur Nachtzeit oder bei Dunkelheit entdeckt werden konnte.

Trotzdem fuhren wir bereits tagsüber nach Felanich, zwecks einer ersten Ortserkundung im Hellen. Die Fabrik war gerade im Zustand des Verfalls eindrucksvoll. Ein Weg hinein war zunächst nicht erkennbar, waren doch alle vorderen Eingänge vermauert. Es musste aber einen geben, nicht nur wegen des versteckten Schatzes, sondern auch, weil durch die Fenster Leute auszumachen waren. Geomuggels – sie waren einfach überall.

Schließlich fanden wir den Weg hinein, als wir uns auf der Rückseite der Anlage durch Gestrüpp und eine eingebrochene Wand in einen Raum begeben konnten, der wohl einmal eine Art Küche gewesen war. Im Inneren der Fabrik empfingen uns fast archaisch wirkende Bogenhallen, die gewaltige, mehrere Meter hohe Weinbehälter beherbergten – in etlichen Reihen, einer neben dem anderen. Staunend und fast genauso gebannt wie die übrigen Touristen schlenderten wir zwischen diesen umher, und beinahe hätten wir unter diesem Eindruck unsere Mission vergessen.

Schließlich rissen wir uns los und versuchten, die vorgegebenen Koordinaten innerhalb des Gebäudekomplexes zu lokalisieren. Auf der Ebene der Weinbehälter waren diese jedoch nicht zu erreichen. Egal, von welcher Richtung aus wir es versuchten, immer versperrten Wände unseren Weg. Also begaben wir uns ein Stockwerk höher und fanden dort eine kleine Halle, die sich allem Anschein nach genau oberhalb des Bereichs befand, der eine Etage tiefer durch Wände von der Behälterhalle abgetrennt war. Ergo musste der gesuchte Cache hier irgendwo versteckt sein. Im Fußboden der Halle befanden sich mehrere Öffnungen zu dunklen Schächten von kaum erahnbarer Tiefe, allesamt völlig ungesichert.

Wir schauten uns an. Reichten diese Löcher bis zur Ebene der Weinbehälter? Womöglich sogar noch tiefer? Es war absolut klar, dass die alte Weinfabrik nicht als Touristenattraktion ausgebaut war und dass eine nächtliche Begehung nicht unbeträchtliche Risiken mit sich bringen würde. Mit dieser plötzlichen Steigerung des Schwierigkeitsgrades hatten wir nicht gerechnet. Aber auch dies war zu lösen. Und so kurz vor dem Ziel würden wir nicht aufgeben! Irgendwo in Felanich mussten doch starke Taschenlampen zu bekommen sein.

Auch hier hatte die neue Zeit mit ihren Technologien Einzug gehalten. Elektronikgeräte wie Smartphones aller Art hätten wir an jeder Ecke erwerben können – nur dass deren Lampenfunktion zu schwach und die Preise dafür stark überhöht waren.

Die benötigten Taschenlampen fanden wir schließlich in einem versteckten kleinen Laden, den wir fast übersehen hätten. Wir atmeten auf – jetzt ging es nur noch darum, die Zeit bis zum Einbruch der Dunkelheit herumzubringen, was wir in unserer Spannung mit einem durchaus leckeren Fischauflauf gerade so hinbekamen.

Mit dem letzten Rest Tageslicht begaben wir uns zurück in die Weinfabrik und in die kleine Halle, wo wir beobachteten, wie die langen Schatten zu einem immer dunkler werdenden Grau zusammenflossen. Ab einem gewissen Grad von Dunkelheit rückten wir näher zusammen. Es handelte sich um unseren ersten Night-Cache, und die Situation in dieser Umgebung erzeugte eine ganz andere Intensität an Grusel als das Entdecken eines Schatzes vor der eigenen Kellertür. Trotzdem hielten wir uns zurück mit dem Einschalten unserer Lichtquellen – schließlich wussten wir nicht, wie lange die Suche dauern würde. Und keiner von uns hatte Erfahrung mit der Lebensdauer und Zuverlässigkeit von spanischen Batterien in mallorquinischen Taschenlampen.

Letztendlich war die Nacht hereingebrochen und somit die Zeit gekommen, die Suche zu beginnen. Was sollte schon passieren, solange wir aufpassten, nicht in eines der gefährlichen Löcher zu fallen?

Wir schauten uns um. In der Halle herrschte tiefste Dunkelheit. Und wie es sich im Laufe der Dämmerung schon angedeutet hatte, mussten wir die Hoffnung aufgeben, dass sich der Schatz von selbst bemerkbar machen würde. Also schalteten wir die Taschenlampen ein und begannen, aktiv zu suchen. Doch schon bald wurde klar, dass auch dies nicht weiterführen würde – in der Halle war nichts zu finden.

Im unsteten Licht schienen die Löcher im Boden jedoch umso dunkler und bedrohlicher, und eine ungute Ahnung überkam mich. Ich zog Amanda daher an den Rand desjenigen, das den gefundenen Koordinaten am nächsten lag, und bedeutete ihr, auch ihre Lampe wieder auszuschalten.

Langsam gewöhnten sich unsere Augen an die Dunkelheit. Und tatsächlich – nach einiger Zeit schien am Boden des Lochs etwas zu fluoreszieren, als würde es aufgesaugtes Licht langsam wieder abgeben.

Wir schauten uns an. Sollte dies wirklich der gesuchte Schatz sein? Was für eine Art von Humor mochte dies sein, uns nach einer Reihe von höchst einfachen Stationen in eine solche Situation zu bringen? Wie auch immer, mit unseren Mitteln schien die Hebung dieses Cache schlicht und einfach aussichtslos.

Oder doch nicht? Noch waren wir nicht bereit, diese Mission aufzugeben. Befanden wir uns nicht in einer Industrieruine aus halbwegs moderner Zeit? Und hatten wir bei unserer Suche nicht allerlei Gerümpel herumliegen sehen? Es wäre doch gelacht, wenn sich nicht irgendetwas davon als Werkzeug zur Bergung verwenden ließe!

Wir starteten ein Brainstorming, und schließlich fielen uns ein paar aufgerollte Kabel ein, die wir in einer Ecke der Halle gesehen hatten.

Diese waren schnell gefunden und hielten einer ersten Prüfung auf prinzipielle Brauchbarkeit stand. Wenn das Loch nicht tiefer war als bis zum Boden der Halle mit den Weinbehältern, schien eines davon sogar ausreichend lang zu sein und trotzdem gerade noch leicht genug, um damit zu hantieren. Das Schweizer Taschenmesser, das uns bereits bei etlichen Schatzsuchen gute Dienste geleistet hatte, erwies sich wieder einmal als Helfer in der Not, um damit die Kunststoffumhüllung des Kabels an einem Ende aufzuschneiden und den Metallkern freizulegen. Dieser ließ sich mit geringem Aufwand zu einer Art Haken biegen. Voilà – das Werkzeug war gefertigt. Jetzt musste es nur noch wie erhofft seinen Dienst tun.

Etwa eine Viertelstunde fischten wir vergeblich in den Tiefen des Loches und wollten schon fast aufgeben. Lang genug war das Kabel, man hörte ein schwaches Klacken, wenn der Metallhaken den Boden berührte. Bloß am Cache wollte er keinen Halt finden! Leuchteten wir nicht mit den Lampen in die Öffnung, sahen wir den Haken nicht, leuchteten wir hinein, war das Glimmen des Cache nicht auszumachen. Es war zum Verzweifeln!

Frustriert schauten wir uns an. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Weiterhin war kaum anzunehmen, dass außer uns noch jemand in Kürze zu diesem Schatz vordringen würde. Wir könnten also bald mit besserer Ausrüstung wiederkommen. Und dennoch …

»Drei Versuche noch!«, schlug ich vor, und Amanda stimmte zu.

»Drei«, startete sie den Countdown.

Ich konzentrierte mich ein paar Sekunden, um anschließend ein weiteres Mal nach dem Schatz zu angeln. Der Haken schien zu greifen, doch als ich anzog, löste er sich.

Erneut schauten wir uns an. Wenigstens hatte sich der Cache bewegt!

»Du?«, fragte ich und reichte Amanda das Kabel, das sie nickend entgegennahm.

»Zwei«, sagte ich und übernahm so den Countdown.

Eine scheinbar endlose Zeit verharrte Amanda und starrte in die Tiefe, als wollte sie den Schatz beschwören. Endlich bewegte sie das Kabel, Millimeter für Millimeter, in unerträglich langsamer Zeitlupe, sodass wir kaum das Scharren des Hakens über den Boden vernehmen konnten. Dann schien sie Widerstand zu spüren, und sie hielt inne. Ich wagte kaum, zu atmen. Schließlich, mit offensichtlich kaum gebändigter Anspannung, zog sie an. Und der Haken griff! So vorsichtig, wie sie das Kabel über den Boden manövriert hatte, beförderte sie nun den ersehnten Schatz auf unsere Ebene.

Kaum hielten wir ihn in den Händen, lehnten wir uns erst einmal erschöpft aneinander und dankten still allen Erdgottheiten, die möglicherweise für das Geocaching zuständig sein mochten, dafür, dass wir den Countdown nicht hatten ausreizen müssen.

Schließlich widmeten wir uns dem mühsam errungenen Fund. Er war ähnlich gestaltet wie derjenige, den wir in unserem Haus gefunden hatten. Wie damals machte sich Amanda an die Enthüllung.

Im Schein der Taschenlampen entpuppte sich die enthaltene Gabe als zwei schwarze Ringe aus einem uns unbekannten Material, das sich fast wie polierter Stein anfühlte, wobei einer etwas größer als der andere war. Den beiliegenden Zettel reichte Amanda wieder mir.

»Mache Dich bereit und folge der, die Deiner Liebe würdig ist!«, stand dort in der gleichen altertümlichen Schrift, die wir schon kannten.

Auch ohne ihre Mimik erkennen zu können, spürte ich erneut jene seltsame, verstörende Intensität in Amanda. In diesem Moment fühlte ich mich jedoch zu erschöpft, um weiter darüber nachzusinnen.

»Denkst du, was ich denke?«, flüsterte ich.

Als sie nickte, nahm ich ihr den kleineren Ring aus der Hand und steckte ihn ihr auf den Finger. Er passte wie maßgefertigt. Ebenso der größere für mich.

Einen Moment verharrten wir, dann verständigten wir uns mit einem Blick. Es schien in dieser Situation so klar, was zu tun war. Wir zogen die konventionellen Freundschaftsringe, die wir bis dato getragen hatten, von den Fingern und legten sie ins Kästchen, das sich mithilfe des Hakens ganz sanft wieder in sein tiefes Loch absenken ließ.

Eine ganze Weile saßen wir noch beieinander, wobei wir uns über Kreuz an den Händen hielten, sodass sich die schwarzen Ringe berührten. Schließlich erhoben wir uns, um schweigend, aber mit einem tiefen Gefühl der Verbundenheit, den Ort des Geschehens zu verlassen.

Am Mietwagen angekommen riefen wir auf Amandas Handy die Geocaching-App auf. Eigentlich war es nur pro forma – wir hätten es nicht gebraucht, um zu wissen, dass der Multi-Cache, dem wir die letzten Tage gefolgt waren, nicht mehr existierte.

3

Wieder vergingen Monate, in denen wir unser gemeinsames Hobby ruhen ließen. Das Erlebnis in der nachtdunklen Weinfabrik hatte uns doch mehr mitgenommen, als uns zunächst bewusst gewesen war.

Doch spürten wir beide, dass unser Leben dabei war, sich ganz subtil zu verändern. Es hatte sich durchaus seltsam angefühlt, am Morgen nach jener Nacht nicht mit unseren gewohnten Freundschaftsringen aufzuwachen, sondern mit der Gabe aus der Dunkelheit, paradoxerweise aber auch weiterhin richtig und stimmig.

Folgerichtig trugen wir jetzt die schwarzen Ringe aus diesem merkwürdigen steinernen Material zum Zeichen unserer Verbundenheit, auch wenn wir sie zuweilen argwöhnisch beäugten, weil sie jenseits der Schatzsuche des Geocachings ein Geheimnis zu bergen schienen, das uns nicht wirklich zugänglich war.

Ich musste mir auch eingestehen, dass sich trotz des stetig zunehmenden Bindungsgefühls in mir eine gewisse Vorsicht Amanda gegenüber eingeschlichen hatte. Beides zusammen ergab einen sehr eigenen und ungewohnten Gefühlscocktail – denn auch Amanda schien sich zu wandeln, ganz subtil und moderat, sodass mein Alltagsverstand meinte, es weiterhin leugnen zu können. Unzweifelhaft war sie die Frau, die ich liebte! Und dennoch …

Im täglichen Umgang schien sie mir immer blasser zu werden, bis ich – jenseits aller Gothic-Ästhetik – begann mir Sorgen um sie zu machen. In meinen Träumen sah ich sie zudem immer häufiger mit leicht zugespitzten Ohren, und Neigung und Farbe ihrer Augen schienen sich ebenfalls fast unmerklich zu verändern.

Wachte ich nach diesen verstörenden nächtlichen Visionen auf, lag einfach wieder Amanda neben mir. Blasser und irgendwie weniger von Enthusiasmus durchdrungen als früher, doch eindeutig meine Amanda – die Frau, die ich liebte.

Auch die Welt in ihrer Gesamtheit schien sich zu wandeln, irgendwie zu verdunkeln, als würde ein düsterer Schleier über sie gezogen.

Kurzum: Es war an der Zeit, etwas zu unternehmen, um unsere frühere Lebensfreude zurückzugewinnen!

In dieser Stimmung flatterte ein Reiseprospekt in unseren Briefkasten, der von einem lichten Land erzählte, einer Insel der Glückseligen inmitten einer Welt, die in finsterer Bewusstseinsnacht verharrte. Diese Passage bezog sich auf die Stellung des beworbenen Landstrichs im mittelalterlichen Europa, und doch schien es genau das zu versprechen, was wir in dieser Situation benötigten. Unser Interesse war geweckt. Kurz darauf buchten wir unseren nächsten Urlaub. Und zwar in Occitanien, dem Land von Oc – dem Land der Katharer.

Ein paar Tage lang ging unser Plan auf. Unter einem strahlend blauen südfranzösischen Himmel genossen wir unseren Urlaub wie ganz gewöhnliche Touristen, indem wir uns die einheimische Küche munden und alle Mauernischen und Fliesenfugen der Sehenswürdigkeiten außer Acht ließen, ohne uns Gedanken über mögliche versteckte Schätze zu machen. Belustigt stellten wir fest, dass wir uns stundenlang mit dem Sammeln völlig überflüssiger Informationen beschäftigen konnten – zum Beispiel mit der Erkenntnis, dass es sich bei Carcassonne tatsächlich um eine reale Stadt handelte und nicht bloß um ein Brettspiel.

Dann kamen Wolken auf, und mit ihnen hielt die Düsternis in uns wieder Einzug.

Zwei weitere Tage versuchten wir, die gedrückte Stimmung durch gesteigerte Aktivität auszugleichen, aber schon bald wurde klar, dass dies keine Lösung darstellte.

Als ich am folgenden Morgen aus weiteren verstörenden Träumen auftauchte, lag Amanda auf einen Ellbogen gestützt neben mir und beobachtete mich. Zwischen uns hatte sie ihr Tablet platziert, das sie auf mich zuschob, als ich offensichtlich wach war.

Es brauchte keine Erklärung, um ihre Geste zu verstehen. Diese und ihr Blick machten ausreichend deutlich, dass wir doch wussten, auf welche Weise wir – zumindest gefühlt – Energie generieren konnten. Noch ein wenig gefangen in meinem letzten düsteren Traum zögerte ich. Und doch war mir klar, dass ich ihr letztlich zustimmen würde.

Auch hier im Land von Oc, wie inzwischen fast überall in Europa, gab es versteckte Caches zuhauf. Was uns, kaum dass wir die App aktiviert hatten, aber wie magisch anzog, war dieses eine Symbol, das anders aussah als die üblichen Tropfen zur Markierung der Verstecke. Mit seinen abgerundeten Zacken wirkte es, als sei die klassische Versteckdarstellung von einem Stern überlagert worden, oder als hätte sie sich in einen Umhang mit starkem Faltenwurf gehüllt.

Wir schauten uns an. Eine derartige Symbolik hatten wir noch nicht gesehen. Die Legende der App half auch nicht weiter. Den verfügbaren Informationen zufolge handelte es sich um einen Multi-Cache mit mystischer Thematik. Nichts Besonderes also. Eigentlich …

Dennoch war unser Interesse geweckt. Gleichzeitig aber auch unsere Vorsicht – hatten wir doch noch zu gut das Ende unseres letzten Multi-Cache-Abenteuers in Erinnerung.

Unsere Blicke fingen sich und flossen ineinander. Was schließlich siegte, war das Gefühl der Bindung, das wir immer dann hatten, wenn wir uns gemeinsam einem Abenteuer stellten – und nicht nur touristisch von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten schlenderten. Folgerichtig fanden sich auch unsere Hände, deren Druck die Vereinbarung für die nächste Mission besiegelte.

Dieses Mal begann unsere Suche gleich zu Anfang anstrengender. Die erste über die App vorgegebene Fundstelle befand sich in der Spoulga d’Ornolac, die auch als Grotte de Bethléem bekannt war. Den Vorgaben des Reiseführers folgend fuhren wir zunächst mit dem Wagen nach Ussat les Bains, um von dort aus einem unbeschilderten Weg den Hang hinauf zu folgen, von dem wir hofften, dass er der richtige sein möge. Fasziniert erkundeten wir dabei zunächst die Umgebung. Besonderes Interesse weckte in uns die sogenannte Mystische Pforte, deren Mauerbogen jedoch bedauerlicherweise eingestürzt war – die uns aber gleichzeitig bestätigte, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen hatten. Schließlich erreichten wir die markante überhängende Felswand und in ihrer Nachbarschaft die Spoulga, in der sich der Cache befinden musste. Glücklicherweise schienen sich relativ wenige Geomuggels in diese Gegend zu verirren. Wir würden also lediglich auf einen unbeobachteten Moment warten müssen – was ich durchaus mit leichtem Bedauern konstatierte, da ich so kaum Gelegenheit erhalten würde, weitere meisterhafte Ablenkungsshows seitens Amandas mitzuerleben.

Offensichtlich verspürte sie aufgrund des einen anderen anwesenden Paares keinerlei Impuls in diese Richtung. Und so nutzten wir die Zeit zu einer mehr touristischen Besichtigung der Höhle. Eine Art granitener Altarstein lag so auf zwei kleineren Felsbrocken, dass er aus manchen Blickwinkeln zu schweben schien. Direkt dahinter befand sich in der Felswand das sogenannte Pentagramm, eine – bei gutem Vorstellungsvermögen – fünfzackige Struktur, in die sich anscheinend im Laufe der Zeit etliche Besucher gestellt hatten. Zumindest deuteten die fast blank polierten Griff- und Trittmöglichkeiten darauf hin. Und wie wir beobachten mussten, konnte sich auch das andere Paar diesen Missbrauch nicht verkneifen. Mehr oder weniger geduldig warteten wir ab, dass sie endlich mit dem gegenseitigen Ablichten fertig waren, damit wir unsere eigentliche Suche beginnen konnten.

Schließlich war es so weit, und wir waren allein in der Grotte. Nach kurzer Blickverständigung strebte ich zur hangseitigen Öffnung der Spoulga, wo ich den Schatz vermutete.

Schon nach kurzem Suchen musste ich mir eingestehen, dass mich meine Intuition dieses Mal wohl im Stich gelassen hatte. Mit einer gewissen Vorahnung richtete ich mich auf und wandte mich um – und tatsächlich, an der hölzernen Treppe am Eingangstor stand Amanda und hielt triumphierend eine kleine Dose in die Höhe. Zumindest was das Auffinden der Schätze vor Ort anging, ließ sich dieser Multi-Cache nicht viel schwerer an als derjenige auf Mallorca.

Und ähnlich ging es weiter. Für unser Empfinden klapperten wir so gut wie alle zugänglichen Höhlen der Gegend ab, um die dort versteckten, leicht erreichbaren Caches aufzufinden. Einerseits taten uns diese Wanderungen an frischer Luft gut, zumal uns die merkwürdige Schwere in diese felsigen Regionen nicht so leicht folgen konnte wie in die Städte. Anderseits stieg unsere Ungeduld angesichts dieser Unterforderung fast ins Unermessliche, harrten wir doch der Auflösung dieses Multi-Cache, die noch eine unbekannte Anzahl von Stationen voraus lag. Doch offensichtlich wollte uns der Ersteller diesen Gefallen so bald noch nicht tun. Von Grotten und anderen Felsformationen wechselten die Etappenziele schließlich zu den Festungen und Klöstern der Katharer, was für sich genommen aufs Neue eine kulturell hochinteressante Reise bedeutete. Die Burgen Puilaurens, Usson, Peyrepertuse, Quéribus und von Lastours, die Abteien Villelongue, Saint-Hilaire, Fontfroide und Saint-Papoul – wer weiß, ob wir sie alle gesehen hätten, wenn nicht in oder an jeder ein Etappen-Cache gelegen hätte. Schließlich wurden wir von den Anweisungen in die Festung vonCarcassonne geführt, also fast dahin zurück, wo die Entscheidung zu dieser Mission gefallen war. Und dort wurde uns die Endstation dieser Reise verkündet. Montségur. Die Gralsburg. Als hätten wir es uns nicht denken können.

Höchst seltsam war allerdings, dass es keine Koordinaten gab, sondern nur die Burg genannt wurde, ergänzt durch den mehr als kryptischen Satz: »Das Ziel wird Euch finden, oder Ihr werdet das Ziel nicht finden.« Was auch immer das bedeuten mochte.

Entschlossen versuchten wir, das Rätsel zu verdrängen und uns darauf zu fokussieren, dass Montségur – wie eigentlich alles hier – bereits für sich genommen eine Besichtigung wert war. Also begaben wir uns zum Ort der erhofften Auflösung und folgten den anderen anwesenden Touristen, die bereit waren, für ein unglaubliches Erlebnis von Aussicht und mystischer Vergangenheit den steilen Burgberg zu besteigen – auch wenn die darauf befindliche neuere Gralsburg nicht das ursprüngliche Castrum war, in dem die Katharer belagert worden waren, und auch kaum Ähnlichkeit mit diesem aufwies. Gemäß Reiseführer befanden wir uns bereits auf tausend Metern Höhe, als wir uns dem Fuß des Berges näherten. Zunächst passierten wir den Gedenkstein, der am Prat dels Cremats, dem Feld der Verbrannten, an die Katharer erinnerte, die für das Festhalten an ihrem Glauben auf dem Scheiterhaufen der mittelalterlichen Inquisition hinge