HIPPIES IN CHITTAGONG - Tiny Stricker - E-Book

HIPPIES IN CHITTAGONG E-Book

Tiny Stricker

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Beschreibung

Drei Freunde sind mittellos in Chittagong, der Hafenstadt am Golf von Bengalen, gestrandet. Der »Hippie-Trail« ist für sie zu Ende, weil das benachbarte Burma hermetisch verschlossen ist. Mit Gelegenheitsjobs halten sie sich über Wasser, schlagen sich durch, aber Chittagong nimmt sie auch auf seine eigene und unerwartete Weise in sich auf, und irgendwann wird es für sie zur Traumstadt, für die Hauptfigur des Buchs sogar ein echter Zielpunkt seines persönlichen »Trails«. Tiny Stricker lässt das Chittagong dieser Tage wieder auferstehen mit seinen Rikscha-Fahrern und Seeleuten, den Ganja- und Music-Shops, dem Bambuskino, den Sampan-Schiffen und nicht zuletzt der Macht des Monsuns. Der Leser scheint gerade erst selbst in dieser Stadt angekommen zu sein. Die Stationen der Blumenkinder hat Tiny Stricker schon mehrfach aufgesucht, in Romanen wie »London, Pop und frühe Liebe«, »Ein Mercedes für Täbris« oder »Hotel Amir Kabir oder die Wege der Hippies«. »Hippies in Chittagong« kann man als Abschluss einer Reihe von Büchern ansehen, aber genauso gut als Unikat, als völlig eigenständiges Werk lesen und goutieren. »Zurück in eine bessere Welt« – Michael Bremmer über Tiny Strickers Bücher, SZ

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Seitenzahl: 120

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Tiny Stricker

Hippies in Chittagong

Werkausgabe Tiny StrickerBand 14

Außer der Reihe 96

Tiny Stricker

HIPPIES IN CHITTAGONG

Werkausgabe Tiny Stricker

Band 14

Außer der Reihe 96

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.d-nb.de abrufbar.

© dieser Ausgabe: Mai 2025

p.machinery Michael Haitel

Die Urheberrechtsinhaber behalten sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist ausgeschlossen.

Layout & Umschlaggestaltung: global:epropaganda

Lektorat & Korrektorat: Michael Haitel

Herstellung: global:epropaganda

Verlag: p.machinery Michael Haitel

Norderweg 31, 25887 Winnert

www.pmachinery.de

ISBN der Paperbacks: 978 3 95765 454 0

ISBN des Hardcovers: 978 3 95765 455 7

ISBN dieses E-Books: 978 3 95765 692 6

Glück verheißen jetzt die Tage,

die schweben

zwischen Scheiden und Ankunft.

Bhavabhuti

Goldstaub der Erinnerung

Einmal, Ende Juni letzten Jahres, kurz vor dem Höhepunkt des Sommers – es war die Zeit der Orchideen und Liliengewächse, von Knabenkraut, Türkenbund, Zweiblatt, Einbeere, kleinen tropischen Wundern, die zwischen Sträuchern, hohen Gräsern und fächerartigen Farnen hervorleuchteten – war ich auf einem Waldpfad oder leichten Steig in den Voralpen unterwegs. Der Sommer war überschwänglich und freigebig, zeitvergessen dadurch, man konnte sich in dem Moment die Natur nicht anders als üppig blühend vorstellen. Ich lief in Gedanken versunken dahin, und plötzlich hatte ich das unmittelbare Gefühl, auf den Windungen eines Pfads oberhalb von Chittagong dahinzuwandeln. Eine Flut von Erinnerungen setzte gleich darauf ein …

Später rätselte ich darüber, was genau diese »Reverie«, denn eine solche, unaufhaltsame und überwältigende war es zweifellos gewesen, ausgelöst hatte. War es die sichtliche Ähnlichkeit der Wege, die die heftige Träumerei bewirkt hatte? Tatsächlich war ich in einer bestimmten Zeit in Chittagong immer wieder einen Fußweg entlanggegangen, der durch einen Ausläufer des Dschungels über eine Hügelkuppe zu einem winzigen Bibliotheksgebäude führte, wo ich auch Aufschluss über die lächelnden exotischen Gewächse zu finden hoffte, die meinen Gang begleitet hatten (eine Auskunft, die ich dann dort nicht fand, sodass ich mir vornahm, mir in Zukunft die Gestalt der Gewächse selbst besser einzuprägen).

Jetzt glaube ich aber, dass mehr noch als die Verwandtschaft der Wege ein atmosphärisches Moment ausschlaggebend war. Eine feuchte, hochsommerliche Hitze herrschte an diesem späten Junitag im Vorgebirge, die spitzen Strahlen der Sonne drangen zwischen Büschen und Bäumen hindurch, warfen ein tigerartiges Muster auf den Waldboden, aber das Wetter war schon am Umkippen, am Ausgang des Tals waren prächtige Wolken aufgekommen … Eine eigenartige Stille, Verzögerung und Gespanntheit war eingetreten, und wahrscheinlich war es genau diese Vorgewitterstimmung gewesen, die mich wieder in das Chittagong bei Ankunft des Monsuns versetzt hatte, jenes Tropenereignisses, das trotz oder vielleicht gerade wegen seiner ausnehmenden Zartheit lange im Gedächtnis bleibt. Damals war ich in einen mir bis dahin unbekannten, dörflichen Teil von Chittagong geraten, der in diesen Stunden noch friedlicher und unberührter wirkte, hatte im Fenster eines Schneiders andächtig, weil ich ganz mittellos war, die bunten Kissenstickereien, die dort ausgestellt waren, bewundert, als unversehens ein paar Regentropfen fielen, unglaubhafte, in der Sonne glitzernde Tropfen, die warm auf die Haut trafen, wie flüchtige Vorboten, Spuren feiner Geister … Nach kürzester Zeit war der kaum merkliche Schauer vorbei, und am nächsten Tag wiederholte sich das Schauspiel, nur eine Idee stärker und genauso ahnungsvoll. Aber eine Vorfreude hatte sich der Menschen um mich herum bereits bemächtigt, sie gingen nun leichter ihren täglichen Beschäftigungen nach, scherzten miteinander und neckten sich.

Ein atmosphärisches Element also als wesentlicher Auslöser des Erinnerungsstroms? Hitze, Luftdruck, vielleicht sogar bestimmte »hygroskopische« Verhältnisse? Wohl auch nicht unbedingt, denn ein anderes Mal überkam es mich ganz unerwartet an einem grauen Tag in einer nordenglischen Industriestadt mitten im Januar. Die Weihnachts- und Neujahrslustbarkeiten waren vorbei, die Zeit der »funny hats«, Papierschlangen und feurigen Crackers, und das neue Jahr begann schwierig, ich war angeschlagen, zunehmend unsicher in dieser nördlichen Umgebung … Eines Abends kam ich dann an einer Hauswand vorbei (eine Stelle, die ich später nicht mehr lokalisieren konnte, sodass sie Traumregeln zu gehorchen schien), auf der in riesigen Lettern das Wort »Chowdhuri« prangte. Der Name bewirkte einen sofortigen, stundenlang anhaltenden Tagtraum, ein Eingeschlossensein darin wie in der Kindheit geradezu, denn Chowdhuri, so hatte mein Freund in Chittagong geheißen, ein älterer, ungewohnt kritischer, aber umso aufrichtigerer und treuerer Freund übrigens, der öfter meine leichtsinnige Art rügte und mich ernsthaft »bessern« wollte. Noor Chowdhuri war sein ganzer Name, »Noor«, arabisch »das Licht«, also war sein Vorname, auf den er stolz war und an den er in gewisser Weise glaubte, einen Leitstern, den er auch brauchte, weil seine gegenwärtigen Verhältnisse in Chittagong alles andere als glanzvoll waren, der schäbige Job in einem Büro im Hafenviertel, das schon in Slums überging, der Schreibtisch in einem anderen Büro als Schlafstätte, sein Koffer als einziges Mobiliar, obwohl er doch auf der berühmten Tagore-Universität in Westbengalen gewesen war, sich an der alten Kultur Indiens geschult hatte und all diese hohen Ziele mit sich herumtrug. Aber wenn wir in der Fahrradrikscha zusammen morgens zur Arbeit fuhren, denn ich hatte ebenso eine Stelle in diesem Büro gefunden, einen Meter über dem Boden schwebend, schienen alle seine Ideale zurückzukehren und mehr noch: in der Freundschaft Gestalt anzunehmen …

Sicher gibt es noch weitere Auslöser für mächtige Reminiszenzen an diese Stadt in Bengalen. An Mondscheinwege denke ich jetzt, die aber unasphaltiert und ungepflastert sein müssen, etwas staubig am besten, dann kann man schnell wie durch leichten Nebel nach Chittagong gelangen.

Die Seereise

Wir waren mit dem Schiff angekommen, was zu der Stadt passte, ihr in gewissem Sinne angemessen war. Denn Chittagong mit seinen überhängenden Mangroven und den ins Meer mündenden Flussarmen, auf denen die geschwungenen Sampans mit windgeblähten Segeln dahintrieben, war ein Zwischenreich aus Wasser und Land, eine schwimmende Stadt eigentlich, in den Monsunzeiten ohnehin eine verletzliche Insel oder eine weltferne Inselgruppe. Man könnte sogar sagen, dass der Aufenthalt dort nur eine Fortsetzung der Schiffspassage war …

In Karachi waren Simon und ich an Bord gegangen, nachdem wir tagelang in einem Schifffahrtsbüro herumgesessen und endlich das Ticket erlangt hatten, unsere mit dem allerletzten Geld erkaufte Rettung. Die Reise war besonders günstig, weil sie um Indien herum nach Bangladesch führte, das damals ein etwas unbegreiflicher Teil von Pakistan war und »Ost-Pakistan« hieß. Wir hatten nur die Hälfte der Strecke bis Ceylon gebucht, da wir uns nicht mehr leisten konnten, aber auch weil für Ceylon spezielle Gründe maßgeblich waren, doch davon später.

In der Zollhalle am Hafen gab es dann eine unerwartete Komplikation, als die Beamten nämlich aus einem von Simons »griechischen« Hemden einen schönen Dolch herauswickelten, dem sein ganzer Stolz gehörte und der ihm schon in Teheran zu wahrhaft kultischen Handlungen gedient hatte. Schon wollten die Beamten den Fund freudig konfiszieren, doch Simon führte eine seiner geisterhaften Szenen auf, entriss ihnen die Waffe und drückte sie an seine Brust wie einen Geliebten, klagte und tobte dabei. Ich weiß nicht, ob es die emotionale Wucht seiner Darstellung war oder sein jäh hervorbrechendes King’s English, das alle in ihre Schranken verwies, jedenfalls schraken die anderen zurück und wagten es nicht mehr, das hohe Objekt anzutasten, sie ließen uns ziehen, und Simon betrat demnach als Sieger das Schiff.

Sein triumphierendes Gehabe, aufgesetzt, wie es war, und eine Art von Selbstüberredung, schwand aber wie so oft in kürzester Zeit dahin, als wir unser Quartier in Augenschein nahmen, den engen, erstickend heißen Schlafsaal dritter Klasse, genau über der Fracht des Dampfers gelegen, die aus Fischmehl bestand, dessen Gestank nicht auszuhalten war. Wir zogen es deshalb vor, an Deck zu schlafen oder überhaupt dort zu leben, was zu einer neuen »absoluten« Lebensweise zwischen Meer und Himmel führen sollte.

Auf dem Schiff hatte ich dann Wolfgang getroffen, einen älteren Seemann aus Deutschland (er war nicht wirklich alt, sah nur so aus, vielleicht war er gerade Mitte oder höchstens Ende dreißig). Er wirkte gehetzt, schien vor irgendetwas auf der Flucht zu sein. Genau wie wir hatte er überhaupt kein Geld mehr, führte nur ein paar Packungen türkische Zigaretten mit sich, die auch das Tempo seiner Reise anzeigten, offenbar hatte er Istanbul erst vor ein paar Tagen verlassen. Sonst besaß er lediglich seinen Seesack mit Inhalt und ein abgewetztes, altes Seefahrtsbuch, in dessen geheimnisvolles Innere er mich aber nie blicken ließ.

Ich glaube, dass die Flucht ihn menschlich angenehmer machte, zeitweise nachdenklicher, offen für alles, auch kameradschaftlicher. Seine Selbstgewissheit war dahin … Er drängte mir seine türkischen Zigaretten geradezu auf, »Yeni Harman«, soweit ich mich erinnere, die Schachtel im Querformat, und ich sehe noch seine leicht theatralische Gestik dabei, wie er die Zigaretten mit einer Hand aus der Packung herausschüttelte (wie man ein kleines Kartenspiel »aufmacht«) …

Da ich im Jahr zuvor eine kurze und deshalb schon wieder märchenhaft werdende Zeit bei der Marine verbracht hatte, sah er mich als seinen Gefährten oder Zögling an, lief mit mir durch das Schiff. Nach der überhasteten Flucht mochte er diese Seefahrt noch mehr, weil sie ihm endlich Ruhe bescherte. Er schlenderte betont langsam über das Deck und wies mich auf alle möglichen Kleinigkeiten hin. Irgendwann führte er mich zur Rückseite des Schiffs, um mir die »Hecksee« zu zeigen, die er für besonders wichtig hielt. Man könne alles über den Charakter eines Schiffs daraus ablesen, seine Seetüchtigkeit, seine Stärken und Schwächen, behauptete er, und wir sahen an diesem Abend länger auf die Wellenlinien unter uns hinab, die im Licht der untergehenden Sonne funkelten, es schien weniger eine nautische Übung als eine chinesische Form der Meditation zu sein.

Am nächsten Tag meinte er, dass wir uns zusammen nach Australien durchschlagen sollten, wo man seiner Auffassung nach leicht, innerhalb eines Jahres, das Kapitänspatent erwerben könnte. Dies veranschaulicht auch, wie schnell auf diesem nackten Deck die Träume in den Himmel stiegen.

Simon, Wolfgang und ich waren die einzigen Westler an Bord des Dampfers (der »Ocean Endurance« hieß, »it’s an endurance test«, meinte Simon schon am zweiten Tag), und wie bei jedem Dreiecksverhältnis trat bald eine gewisse Rivalität unter uns zutage, die durch die eng begrenzten räumlichen Verhältnisse, das offene Deck und den dramatisch spitz zulaufenden Bug noch begünstigt wurde. Simon, der mich in Karachi mehr oder weniger als sein Eigentum betrachtet hatte (vor allem auch meine restlichen Geldmittel), fühlte sich vernachlässigt. Er rächte sich dadurch, dass er sich mit ein paar Offizieren der Besatzung in strahlend weißen Uniformen anfreundete, was ihm aufgrund seiner stets zelebrierten britischen Umgangsformen und der schrecklichen Langeweile der anderen relativ schnell gelang. Auch seine »Ceylon-Fabel« spielte dabei eine Rolle …

Bereits in Karachi hatte er von einem Busenfreund in Colombo, einem Singhalesen, Teeplantagenmillionär, geschwärmt, den er durch seine Ankunft überraschen wollte (deshalb hatte er ihm auch nicht geschrieben oder mit ihm vorher telefoniert). Die Offiziere glaubten ihm diese Geschichte, luden ihn zu Whisky in ihre Kabinen ein, es erhob sie auf diesem trüben Dampfer, und auch ich hatte ihm vertraut, es blieb mir gar nichts anderes übrig, obwohl ich doch wusste, dass bei ihm Wahrheit und Fiktion durcheinandergingen, was aber in dieser Phase für uns alle hilfreich war.

Im Hafen von Colombo saßen wir schließlich im Speisesaal der ersten Klasse, den sonst nur, da es keine reichen Passagiere gab, der Kapitän, seine Frau und die Offiziere benutzten, und warteten auf die Zollbeamten, die endlich in Shorts, Tropenhemden und -hüten bei uns eintrafen. Ich hatte meinen besten Hippie-Ornat angelegt, sogar eine bunte Glasperlenkette umgehängt, Simon trug den seltsamen schneeweißen Anzug mit den »tausend« Knöpfen, den er im Basar von Karachi nach seinen Fantasien hatte anfertigen lassen, auch Wolfgang wollte mit, der jetzt überallhin mitgehen würde, was ihn zu einem einigermaßen verlässlichen Bundesgenossen machte, er spielte den ernsten Ganoven …

Durch die Bullaugen des Saals konnte man schon die Palmenstrände der Insel erblicken und die tanzenden Boote der Händler, entsprechend groß war die Sehnsucht und umso bitterer die Enttäuschung. Die Zollbeamten ließen uns wegen mangelnder Devisen nicht einreisen, winkten kategorisch ab, obwohl Simon noch mal eine große Szene gelang, ein Aufschrei, eine Erbostheit, zuletzt ein Flehen, bei dem er immer wieder den Namen seines ceylonesischen Freunds und Beschützers ausstieß, den eigentlich die ganze Insel kennen sollte, der den Beamten aber fremd zu sein schien.

Noch am gleichen Abend fuhr das Schiff weiter, wir wurden darauf »deportiert«, wie man sagte, aber eigentlich vergessen. Dann erlitt Simon plötzlich einen Ohnmachtsanfall, lag wie leblos an Deck, die kleinen Bengalen, die in ihre Heimat zurückkehrten, umringten ihn erschrocken und traurig, und der Schiffsarzt, ein junger Mensch, ebenfalls in schneeweißer Uniform, erschien. Er schaute in Simons Pupillen, verabreichte ihm Tropfen und hielt ihm zuletzt die Schuhe an die Nase, sodass der Darniederliegende endlich erwachte und so tat, als ob er sich nur mühsam an alles erinnern könnte.

Er schwankte schwer hin und her, fiel auch noch mal hin, und wurde auf einer Liege ins Krankenzimmer des Schiffs transportiert, wohin man auch mich später rief, um dem Kranken zur Seite zu stehen. Ich fand aber einen vergnügten Simon dort vor, der auf einem prächtigen Bett, das wir uns seit Langem gewünscht hatten, förmlich thronte, während im Badezimmer, das zu der Kabine gehörte, bereits das Wasser mit herrlichem Klang in die Wanne einlief. Der gelungene Streich begeisterte ihn noch mehr als das sichtbare Ergebnis, er erklärte mir den dramaturgischen Verlauf noch mal in allen Einzelheiten, auch wie er es geschafft hatte, mich in diese luxuriöse Kabine hineinzuziehen. In den nächsten Tagen bis Chittagong verließ er das neue Quartier nur noch selten und wenn, dann stöhnend und Hilfe suchend um sich blickend, und nachts leistete ich ihm Gesellschaft, genoss den Komfort von Bett und Badezimmer, war auf diese Weise aber auch wieder sein Gefolge, sein winziger Hofstaat geworden, gleichzeitig ein Statist mit unklarer Rolle, der in seinem endlosen »Stück« mitspielen musste.

Im Hafen von Chittagong

Die Ankunft