Homo Sapiens 404 Band 14: Niemand darf das wissen - Claudia Kern - E-Book

Homo Sapiens 404 Band 14: Niemand darf das wissen E-Book

Claudia Kern

3,0

Beschreibung

Dies ist die vierzehnte Episode der Romanserie "Homo Sapiens 404". Die Ereignisse auf der Destination Moon spitzen sich zu. Der Sprung zum irdischen Sonnensystem und damit zu den tödlichen Waffensystemen der Jockeys steht unmittelbar bevor. Kipling und Ama'Ru sitzen fest und auf der T.S. Eliot müssen sich Rin, Auckland und Arnest mit einem unangenehmen Eindringling herumschlagen. Über die Serie: Einige Jahrzehnte in der Zukunft: Dank außerirdischer Technologie hat die Menschheit den Sprung zu den Sternen geschafft und das Sonnensystem kolonisiert. Doch die Reise endet in einer Katastrophe. Auf der Erde bricht ein Virus aus, der Menschen in mordgierige Zombies verwandelt. Daraufhin riegeln die Außerirdischen das Sonnensystem ab und überlassen die Menschen dort ihrem Schicksal. Die, die entkommen konnten, werden zu Nomaden in einem ihnen fremden Universum, verachtet und gedemütigt von den Außerirdischen, ohne Ziel, ohne Hoffnung. Neue Folgen der dritten Staffel erscheinen vierwöchentlich als E-Book.

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Episode 14

Niemand darf das wissen

Claudia Kern

Digitale Originalausgabe

Homo Sapiens 404 wird herausgegeben vom Rohde Verlag

Rohde Verlag, Uhlandstr. 35a, 53757 Sankt Augustin

Verleger & Redaktion: Markus Rohde

Autorin: Claudia Kern

Lektorat: Susanne Picard

Covermotiv & -gestaltung: Sebastian Lorenz

Copyright © 2014 by Rohde Verlag

ISBN 978-3-95662-026-3

www.claudia-kern.com

www.helden-in-serie.de

www.rohde-verlag.de

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Die Autorin

Lesetipps des Verlags

Was bisher geschah

Rin Takahashi: »Lanzos Tod hatte uns alle schwer getroffen, aber vor allem Arnest, der seine Kabine nicht mehr verließ. Weil wir nicht wussten, wohin wir uns sonst wenden sollten, sprangen wir zu Bob Swansons Flotte. Doch dort stießen wir auf Mariana Gonzales, die ehemalige Präsidentin der Reichenkolonie Atlantis. Sie hat sich zur Prophetin erklärt und behauptet, Gott habe ihr befohlen, die Menschheit ins gelobte Land zu führen. Damit meint sie die Erde – die zombieverseuchte, unter Quarantäne stehende Erde. Kipling hat währenddessen herausgefunden, dass das Video, auf dem man Lanzos Tod sieht, eine Fälschung ist. Wir sind alle erleichtert, auch wenn sich jetzt die Frage stellt, wo er ist und weshalb jemand seinen Tod vorgetäuscht hat. Das werden wir vielleicht nie herausfinden. Auckland, Arnest und ich sollen uns opfern, damit die automatischen Waffensysteme der Jockeys von der Flotte abgelenkt werden. Gonzales hat versprochen, dass Kipling und Ama’Ru, die sie gefangen hält, dann nicht getötet werden. Wir sind bereit dazu, doch als wir auf die Eliot zurückkehren, stehen wir auf einmal vor dem Albaner.«

»Seht euch mal eure Torrents an. Kommt, tut mir den Gefallen. Ist irgendeine Serie, irgendein Film oder irgendein Album dabei, das nach 2020 produziert wurde? Wenn ja, dann seid ihr eine Ausnahme. In den Top 100 der aktivsten Torrents findet man nur einen, der aus der Zeit nach 2020 stammt – und zwar das Live-Action-Remake von Futurama. Alle anderen sind zum Teil deutlich älter.

Ich halte die Jahreszahl für keinen Zufall. 2020 – das Jahr, in dem wir Kontakt aufnahmen, das Jahr unseres ersten Treffens mit den Jockeys. In den künstlichen Träumen, in die wir uns flüchten, wollen wir nichts mit ihnen zu tun haben. Deshalb drehen wir die Zeit zurück, bis es sie nicht mehr gibt und wir wieder allein sind. Und zu Hause.«

– Nerdprediger Dan, ASCII-Zeichen für die Ewigkeit

1

»Scheiß die Wand an!«

Arnest griff nach der Pistole, die im Bund seiner fleckigen Jogginghose steckte.

Auckland berührte seine Waffe nicht. Hätte der Albaner sie umbringen wollen, wären sie bereits tot. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Rin ihre Hand einen Moment lang über dem Griff ihrer Pistole schweben ließ, sie dann aber senkte. Vielleicht war sie zu der gleichen Schlussfolgerung gekommen, vielleicht orientierte sie sich auch nur an ihm. Schließlich war er der einzige, der wusste, was der Albaner war.

Zumindest ansatzweise, dachte er.

Der Mann, der sich Albaner nannte, saß mit übereinandergeschlagenen Beinen schweigend im Gang und lächelte. Er trug eine schwarze, an den Knien abgewetzte Cargohose und eine kurze, ebenfalls schwarze Jacke. Auf dem T-Shirt, das er darunter trug, war ein helles Zeichentrickpony mit türkiser Mähne abgedruckt, das aufgeregt zu tänzeln schien. Funkelnde Sterne umgaben es. Eine Aufschrift identifizierte das Tier als Princess Sparkle.

»Ihr seht ihn auch, oder?«, fragte Arnest.

Rin runzelte die Stirn, nahm den Blick aber nicht von dem Albaner. »Wieso sollten wir ihn nicht sehen?«

»Weil …« Arnest kratzte sich am Kopf. Es schien ihm unangenehm zu sein, darüber zu sprechen. »Ich dachte, der wär nur in meinem Kopf, weil ich nich’ klar kam, okay? Aber jetzt stellt sich raus, dass er die ganze Zeit echt war.«

»Regie: M. Night Shyamalan«, sagte der Albaner.

Auckland wusste nicht, was das heißen sollte. »Schickt Brown dich?«, fragte er.

Der Albaner richtete seinen Blick auf ihn. Seine schmalen Augen wirkten schwarz. »Brown?«, sagte er und runzelte die Stirn. Dann lächelte er plötzlich. »Oh, ich verstehe. Er hat sich also endlich dazu durchgerungen, dich umzubringen. Ist ihm bestimmt schwer gefallen.« Er stand in einer fließenden, eleganten Bewegung auf, so als spüre er sein eigenes Gewicht nicht. Die Mündung von Arnests Waffe machte die Bewegung mit.

»Aber um deine Frage zu beantworten«, fuhr der Albaner fort, ohne ihn zu beachten. »Nein. Brown schickt mich nicht.«

Rin sah Auckland an. »Brown will dich umbringen?«

»Ja.« Er hob die Hand, als sie nachhaken wollte. »Lass uns später darüber reden, okay?«

Er wandte sich wieder dem Albaner zu. »Was will–«

Arnest unterbrach ihn, bevor er die Frage zu Ende stellen konnte. »Wo ist mein Bruder, Arschloch?«

»Ihr habt es ihm gesagt?« Der Albaner zog theatralisch die Mundwinkel nach unten. »Schade. Dabei war er auf einem so guten Weg.« Er zeigte in Richtung der Schleuse. »Was er da hinten angerichtet hat, war schon nicht schlecht, aber mit ein wenig Unterstützung hätte er ein echtes Kunstwerk vollbringen können. Es steckt in ihm, das habe ich gespürt.«

»Hör auf, so eine Scheiße zu erzählen, und sag mir, wo Lanzo ist.«

Arnest machte einen Schritt auf den Albaner zu, doch Auckland stellte sich ihm in den Weg. »Du kannst ihn das auch von hier fragen.«

Der Albaner lachte. Es klang herzlich und offen, brach aber so plötzlich ab, als habe jemand einen Schalter umgelegt. »Er hat recht. Du solltest mir nicht zu nahe kommen. Was ich tun könnte, wenn ich wollte …« Er machte eine Pause. Einen Moment lang schien er sich in Erinnerungen zu verlieren, dann schüttelte er den Kopf. »Ich bin ein wenig enttäuscht. Will denn keiner von euch wissen, wie es mir gelungen ist, an Bord zu kommen?«

Auckland hatte sich die gleiche Frage bereits gestellt und war zum einzig möglichen Schluss gekommen. »Du benutzt ein Tarnfeld«, sagte er. »Deshalb hat dich Gonzales beim Scan der Eliot auch nicht entdeckt.«

Jahrzehntelang hatten Militärs mit Tarnfeldern und -vorrichtungen experimentiert, aber erst kurz vor Omega hatten sie einen Durchbruch erzielt und den gewaltigen Energieverbrauch eindämmen können.

»Richtig«, sagte der Albaner. »Wir waren die erste Einheit, die mit den neuen Tarnfeldern ausgerüstet wurde. Better Life Solutions hat sich nicht mal die Mühe gemacht, sie euch auch zu geben. Ihr wart schon veraltet, bevor ihr erwachsen wurdet. Tragisch, oder?«

»Und trotzdem stehen wir beide hier.«

»Aber nur, weil ich es so will.«

Es wurde still. Der Albaner wartete sichtlich auf eine Reaktion, doch Auckland schwieg und blieb mit in die Hosentaschen geschobenen Händen vor ihm stehen. Dass er sie zu Fäusten geballt hatte, wusste niemand außer ihm.

Die Sekunden zogen sich in die Länge, dann räusperte sich Rin auf einmal. »Für den Fall, dass ihr es vergessen habt«, sagte sie. »Die Moon hat uns die Sprungkoordinaten geschickt und erwartet, dass wir mit unseren Vorbereitungen beginnen. Wenn wir zu lange zögern, könnte Gonzales ihr Missfallen an Kipling und Ama’Ru auslassen.«

»Ihr wollt das wirklich durchziehen?«, fragte der Albaner. »Euer Leben für zwei von euren Leuten opfern?«

Woher weiß er davon?, fragte sich Auckland. Bevor er darüber nachdenken konnte, sagte Arnest hinter ihm »Ich nicht« und spuckte aus. »Das höre ich zum ersten Mal, aber wenn das ein Plan sein soll, dann ist es ein verdammt beschissener.«

»Wir hatten keine andere Wahl«, sagte Rin. »Wir konnten entweder einige Leben retten oder keine.«

Sie klang gelassen, beinahe erleichtert, dachte Auckland. Er fühlte sich ähnlich. Sie alle hatten keine Zukunft mehr und das Beste, worauf sie hoffen konnten, war ein sinnvoller Tod, selbst, wenn sie Kipling und Ama’Ru damit nur ein paar Tage erkauften.

Besser als in einem Habitat der Jockeys zu verrotten oder irgendwann abgeschossen zu werden.

»Und wenn ihr alle retten könntet?«, fragte der Albaner. »Euch selbst, den Hacker, die Jockey – was auch immer ihr mit der wollt – und Lanzo?«

»Wie?« Arnest schnappte schnell wie ein Hai nach dem hingeworfenen Köder. Auckland schüttelte den Kopf, als er das Aufblitzen in den Augen des Albaners sah. Er hatte gewonnen und er wusste es.

Der Albaner lächelte. »Indem ihr tut, was ich sage.«

»Okay.«

»Arnest–«, setzte Rin an, aber der ließ sie nicht weiterreden.

»Euer Plan ist scheiße«, sagte er, während er seine Waffe wieder in den Hosenbund steckte. »Probieren wir also seinen aus.«

»Wir wissen ja nicht mal, wie sein Plan aussieht und was er damit bezwecken will.«

Der Albaner verschränkte die Arme vor der Brust und hörte Rin lächelnd zu. Auckland bemerkte den schmalen, schwarzen Kasten, der an seinem Gürtel hing und halb von dem darüber fallenden T-Shirt verborgen wurde. Ein grünes Licht blinkte daran.

Das Tarnfeld, dachte Auckland.

Arnest winkte ab. »So lange wir nicht verrecken und Lanzo finden, ist es mir scheißegal, was er damit bezweckt.« Er zwängte sich an Auckland vorbei und sah den Albaner an. »Wenn du uns verarschst, reiße ich dir die Rübe ab und piss in deinen Hals. Verstehen wir uns?«

»Oh ja, wir verstehen uns.« Der Albaner kicherte wie ein kleines Mädchen. Es war ein unangenehm hoher Laut, der weder zu seinem Aussehen noch der Situation passte. Er erinnerte Auckland an Internetvideos, in denen man absichtlich falsche Tonspuren über Bilder legte.

Rin trat einen Schritt zurück und tastete nun doch nach ihrer Pistole. Das Kichern schien sie zu verstören. Sogar Arnest hielt einen Moment inne und musterte den Albaner aus den Augenwinkeln. Dann ging er kopfschüttelnd weiter.

»Nur Kaputte hier«, sagte er.

Auckland folgte ihm, ohne den Blick von dem Albaner zu nehmen. Als sie auf der gleichen Höhe waren, fragte er leise: »Was willst du? Warum hilfst du uns?«

Der Albaner sah ihn reglos an. »Wer sagt, dass ich euch helfe?«

2

»Ich glaube nicht, dass sich das Kraftfeld nur auf den Zellentrakt beschränkt«, sagte Kipling. »Dafür ist es zu stark.«

Ama’Ru sah auf. Die Andere wippte gelangweilt unter ihr auf und ab. Obwohl sie eingesperrt waren, schien sie keine Angst zu haben.

»Ist das gut oder schlecht?«, fragte Ama’Ru, weil es unhöflich gewesen wäre, zu schweigen, ihr aber das Wissen für konkrete Fragen fehlte.

»Schlecht.« Kipling saß an der Seitenwand der Zelle, die Knie angezogen, die Arme darauf gelegt. Seine Finger zuckten und bewegten sich unablässig. Mit den Chips unter der Haut bediente er seine V-Specs. Ama’Ru wunderte sich immer wieder darüber, wie eng die Menschen mit ihren Maschinen verbunden waren. Hätte Omega ihre Zivilisation nicht beendet, wären sie vielleicht sogar ganz mit ihnen verschmolzen, so wie sie mit der Anderen.

»Kein Wunder, dass sie uns die Elektronik nicht abgenommen haben«, fuhr Kipling fort. »Sie wissen genau, dass wir nicht durchkommen.«

Er hob den Kopf und richtete den Blick an die Decke. »Hört ihr das? Ihr seid besser als ich. Herzlichen Glückwunsch.«

Es fiel Ama’Ru oft schwer, menschliche Stimmlagen richtig einzuschätzen, aber sie war sich sicher, dass Kipling frustriert klang. Er stand auf und schob die Hände in die Taschen seiner Cargohose. »Eine Rolle spielt das wohl eh nicht mehr. Zum ersten Mal glaube ich nicht, dass das Internet uns retten wird.«

Er trat mit der Stiefelspitze gegen die Gitterstäbe. Das Geräusch klang dumpf und metallisch.

»Sie sind noch nicht tot, Kipling«, sagte Bob Swanson aus der Zelle auf der anderen Seite des Gangs. »Zwischen hier und der Erde kann eine Menge passieren.«

»Wie was zum Beispiel?«, fragte Kipling. »Dass sich die Waffensysteme der Jockeys spontan abschalten? Oder dass sie ein Bewusstsein entwickeln und auf einmal erkennen, dass sie viel lieber Holzfäller wären?« Er schüttelte den Kopf. »Sie werden sterben und das wissen alle, die hier im Trakt stehen.«

Sein Blick fiel auf die Andere. »Außer ihr vielleicht.«

Ama’Ru wusste, dass er das nicht abwertend meinte, trotzdem fühlte sie das Bedürfnis, die Andere