Homo Sapiens 404 Band 17: So bleich, so tot - Claudia Kern - E-Book

Homo Sapiens 404 Band 17: So bleich, so tot E-Book

Claudia Kern

3,0

Beschreibung

Dies ist die 17. Episode der Romanserie "Homo Sapiens 404". Mit schockierenden Neuigkeiten machen sich Rin und Arnest auf den Rückweg zur Erde. Nur eine Person kann ihnen jetzt noch helfen, aber die müssen sie erst mal finden. Währenddessen lernen Ama'Ru und Kipling die Schattenseiten des Lebens in der menschlichen Kolonie kennen - und Auckland kämpft Tausende Kilometer entfernt um sein Leben. Über die Serie: Einige Jahrzehnte in der Zukunft: Dank außerirdischer Technologie hat die Menschheit den Sprung zu den Sternen geschafft und das Sonnensystem kolonisiert. Doch die Reise endet in einer Katastrophe. Auf der Erde bricht ein Virus aus, der Menschen in mordgierige Zombies verwandelt. Daraufhin riegeln die Außerirdischen das Sonnensystem ab und überlassen die Menschen dort ihrem Schicksal. Die, die entkommen konnten, werden zu Nomaden in einem ihnen fremden Universum, verachtet und gedemütigt von den Außerirdischen, ohne Ziel, ohne Hoffnung. Neue Folgen der dritten Staffel erscheinen vierwöchentlich als E-Book.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 94

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
3,0 (1 Bewertung)
0
0
1
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Episode 17

So bleich, so tot

Claudia Kern

Digitale Originalausgabe

Homo Sapiens 404 wird herausgegeben vom Rohde Verlag

Rohde Verlag, Uhlandstr. 35a, 53757 Sankt Augustin

Verleger & Redaktion: Markus Rohde

Autorin: Claudia Kern

Lektorat: Katrin Aust

Covermotiv & -gestaltung: Sebastian Lorenz

Copyright © 2014 by Rohde Verlag

ISBN 978-3-95662-029-4

www.claudia-kern.com

www.helden-in-serie.de

www.rohde-verlag.de

Inhalt

Kapitel Eins

Kapitel Zwei

Kapitel Drei

Kapitel Vier

Kapitel Fünf

Kapitel Sechs

Kapitel Sieben

Kapitel Acht

Kapitel Neun

Kapitel Zehn

Kapitel Elf

Kapitel Zwölf

Kapitel Dreizehn

Kapitel Vierzehn

Die Autorin

Lesetipps des Verlags

»Ihr habt bestimmt gehört, was mit My Hometown passiert ist, ihr wisst schon, diesem Browserspiel, in dem man in ein Haus einzieht und einfach nur normale Dinge tut: einkaufen, Rasen mähen, die Kinder zur Schule fahren und so weiter. Über zweihunderttausend Leute haben My Hometown gespielt – bis letzte Woche. Da haben irgendwelche Trolle das Spiel gehackt und jeden zehnten Avatar in einen Zombie verwandelt. Könnt ihr euch vorstellen, wie sich die armen Schweine gefühlt haben, als sie sich einloggten, um für ein paar Stunden ein normales Leben zu führen, und ihre Eltern, Kinder, Geschwister und Freunde auf einmal über sie herfielen? Omega 2.0 in Pixelgrafik. Zweihundert User brachten sich um, das sind 0,01 Prozent der uns bekannten Menschheit – mehr als sich während Omega umgebracht haben.«

– Nerdprediger Dan, ASCII-Zeichen für die Ewigkeit

Was bisher geschah

»Ich habe das Pad zerstört, mit dem ich für den Albaner meinen ehemaligen Kommandanten Brown kontaktieren sollte. Er hat mich nun mit drei seiner Soldaten – Delta, Einsnull und Barbie – in ein Einkaufszentrum in Sydney geschickt, um ein neues Pad zu besorgen. Ich soll es entsprechend modifizieren. Doch zwischen uns und diesem Ziel stehen Zombies, die wir durch Leichtsinn und Dummheit angelockt haben. Es sieht nicht gut aus.«

– John Auckland

»Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Ama’Ru und ich Gefangene oder Gäste in Browns und Gonzales’ Spiel Unsere kleine Farm (mit Zombies) sind. Man hat uns klare Aufgaben gestellt: Ama’Ru soll weiter an einem Heilmittel für den Virus arbeiten, während ich das automatische Verteidigungssystem der Jockeys unter Browns Kontrolle bringen soll. Doch dazu brauche ich Internet, also muss ich zuerst eine Verbindung mit den Googlegates herstellen. Dass ich dabei in einer Datei zufällig auf ein geheimes Stockwerk gestoßen bin, hier im Gebäude von Better Life Solutions, macht die Sache nicht gerade einfacher. Die Frage, was sich dort befinden könnte, lenkt mich von allem anderen ab.«

– Kipling Jonnessey

»Auf Lanzos Rücken sitzt ein Jockey, ein gottverdammter, beschissener Jockey. Wir sind auf Scania, auf einem Transportschiff der Jockeys, und mein Bruder steht vor mir und bittet mich, ihn zu töten. Was für eine Riesenscheiße.«

– Arnest

Kapitel Eins

Die Zombies schlurften von beiden Seiten der Galerie auf sie zu. Weitere quetschten sich durch die Lücken zwischen den Brettern der ehemaligen Quarantänestation. Ihr Gestank raubte Auckland beinahe den Atem. Es mussten Hunderte sein, die sich wie eine Wand aus verrottetem Fleisch, zerlumpter Kleidung, Klauen und Zähnen durch die Gänge schoben. Ihr Stöhnen klang wie das Heulen eines aufziehenden Sturms.

Immer in Bewegung bleiben. Das war die einzige Strategie, die man im Kampf gegen Zombies benötigte. Wer sich einkreisen oder in die Enge treiben ließ, starb.

Wir sind eingekreist und in die Enge getrieben. Die anderen, Einsnull, Delta und Barbie, wichen mit ihm zum Eingang von JB Electronics zurück. Sie mussten ebenfalls erkannt haben, dass sie sich nicht durch die Menge kämpfen konnten. Zu viele Zombies, zu enge Gänge, zu wenig Munition. Niemand sagte etwas. Sogar Delta schwieg, biss sich auf die Unterlippe und richtete seine Pistole auf die wankenden Toten.

Aucklands Blick glitt über die Wände und hinauf zu dem transparenten, mit weißem Vogelkot verschmierten Dach. Ist das Glas? Er traf seine Entscheidung, ohne die Antwort zu kennen.

»Schießt auf das Dach.«

»Was?« Delta fuhr herum. »Ich hab nur dreißig Schuss.«

»Schieß!«

Auckland richtete seine Waffe nach oben. Aus dem Augenwinkel sah er, dass Einsnull und Barbie ihre Mündungen ebenfalls auf das Dach richteten. Nur eine Sekunde später schloss Delta sich ihnen an.

Ihre Schüsse hallten durch das Einkaufszentrum. Ein Dutzend Kugeln schlug fast gleichzeitig in das Dach ein, aber Auckland sah weder Löcher noch Risse in der Oberfläche. Vielleicht wurden sie vom Kot verdeckt, vielleicht blieben die Schüsse wirkungslos. Er konnte es nicht erkennen.

Die anderen wurden unsicher. Ihre Schüsse fielen unregelmäßiger und langsamer. Die Zombies waren bis auf wenige Meter herangekommen.

»Nicht aufhören.« Auckland senkte seine Pistole und wirbelte die Machete in seiner linken Hand herum. Dann trat er einige Schritte nach vorn. Die erste Reihe der Zombies streckte die Arme nach ihm aus. Auckland sah zwei Jugendliche mit schwarz gefärbten Haaren und holografischen, ebenfalls schwarzen Engelsflügeln, die eng an ihren Körpern anlagen. Die Flügel flackerten. Nach über einem Jahr waren die Batterien fast leer. Aucklands Klinge stieß durch flackernde schwarze Federn und bohrte sich in die Stirn des rechten Jugendlichen. Den linken stieß er mit einem Tritt zurück in die Menge. Eine alte Frau fauchte dicht neben seinem Ohr. Auckland fuhr herum und stieß mit dem Knie gegen eine Einkaufstüte, die die Frau noch immer in der Hand hielt. Der Griff aus verstärktem Papier hatte sich tief in ihr Fleisch gegraben. Selbst als Auckland ihr die Machete in die Schläfe hieb und sie zu Boden ging, ließ sie die Tüte nicht los. Ein Mann in einem Overall, auf dessen Brust die Worte George’s Roman Cuisine – Pizza & Pasta eingestickt waren, trat darauf. Trotz der Schüsse hörte Auckland, wie etwas in der Tüte zerbrach.

»Pass auf!« Barbies Stimme.

Auckland wandte sich von dem Mann im Overall ab. Ein zerfressenes, von Bissspuren übersätes Gesicht tauchte vor ihm auf. Mit einem Machetenschlag spaltete er es. Stinkendes schwarzes Blut tropfte auf seine Hand und floss zäh wie Öl über seine Haut.

Er warf einen Blick zur anderen Seite der Galerie. Die Menge dort wurde von denen, die aus der Quarantänestation kamen, verstärkt und war wesentlich größer. Sie hatte den Eingang zu JB Electronics fast erreicht. Einige Zombies lagen bereits tot am Boden, erschossen von Delta, der seine Waffe abwechselnd auf sie und das Dach richtete.

Hoch über Auckland knirschte es laut. Ohne zu zielen, hob er seine Pistole und jagte ein Dutzend Schüsse in die Decke. Aus dem Knirschen wurde ein Knacken. Komm schon.

Der Zombie mit dem Overall hatte sich in der Tüte verfangen. Er stöhnte und fauchte, während er versuchte, die Leiche der alten Frau hinter sich herzuziehen. Die Menge hinter ihm geriet ins Stocken. Einige stolperten über Tote, die am Boden lagen, und wurden von der nächsten Reihe niedergetrampelt. Obwohl die Menge langsamer wurde, musste Auckland weiter zurückweichen. Klauen mit zentimeterlangen Fingernägeln streckten sich nach ihm aus, Zähne schlugen aufeinander. Milchig weiße Augen starrten ihn aus toten Gesichtern an.

Einsnull ließ seine Pistole sinken. »Mir geht die Muni–«

Ein Knall. Ein gewaltiges, splitterndes Bersten. Auckland machte einen Satz nach hinten, unter den Eingang des Geschäfts. Er hob die Rückwand eines zerschlagenen Regals hoch und hielt sie vor sich wie einen Schild. Über dessen Rand hinweg sah er, wie die Zombies die Köpfe hoben. Sie verstanden nicht, was da mal funkelnd, mal blassweiß in der eindringenden Morgensonne auf sie herabhagelte.

Splitter so scharf wie Messerklingen bohrten sich in Augen, Münder, Stirnen, Schultern und Füße. Glasscherben zerplatzten auf den schwarzweißen Fliesen. Ihr Klirren war ohrenbetäubend. Kleinere Splitter bohrten sich in Aucklands Schild. Er wich zur Seite, als eine handgroße Scherbe neben ihm am Boden zerplatzte. Mit einem Satz sprang Delta hinter die Kunststoffverkleidung einer Kasse. Splitter rissen den Bezug des Bürostuhls auf, hinter dem er sich versteckt hatte. Barbie und Einsnull waren ebenfalls in Deckung gegangen. Auckland sah, dass Blutstropfen zu dem Regal führten, an dessen Rückwand sie standen.

Das Klirren ließ nach. Auckland atmete die frische Luft ein, die durch das zerstörte Dach ins Innere wehte. Dutzende Zombies lagen am Boden. Einige waren vom Scherbenregen an die Wand genagelt worden und versuchten stumpfsinnig, sich zu befreien.

»Los!« Auckland wandte sich nach rechts. Mit seinem Schild rammte er die noch stehenden Zombies und stieß sie aus dem Weg. Er hörte, wie Glas unter Stiefelsohlen knirschte. Die anderen folgten ihm.

Er ließ den Schild nach einigen Metern fallen, damit die Schneise, die er gerissen hatte, sich nicht hinter ihm schließen und Einsnull, Delta und Barbie in Bedrängnis bringen konnte. »Raute«, rief er über das Stöhnen der Zombies hinweg.

Delta und Einsnull tauchten rechts und links versetzt von ihm auf, Barbie bildete die Nachhut. Es war eine Standardformation, die sie schon als Kinder gelernt haben mussten, ebenso wie Auckland. Er zog Pistole und Machete aus dem Gürtel. Sein Blick ruhte auf der Zombiegruppe, die ihm gierig entgegenschlurfte. Die meisten waren mit Scherben gespickt, kotverschmiertem, gezacktem Glas, dessen Spitzen teilweise fast einen halben Meter weit aus ihren Körpern ragten. Splitter hatten tiefe Wunden gerissen, Hautlappen hingen von Gesichtern und Armen.

Die Zombies taumelten gegeneinander. Scherben rissen ihre Kleidung auf und bohrten sich in totes Fleisch. Eine wohlhabend aussehende Frau mit blutverklebtem blondem Haar wurde am Hinterkopf getroffen und brach zusammen.

»Passt auf die Scherben auf«, sagte Einsnull und stieß seine Machete einem über den Boden kriechenden Zombie in den Kopf. Dann sah er Auckland an. »Zur Treppe?«

»Ja.«

In Rautenformation liefen sie los. Auckland sprang über Leichen hinweg und verzog das Gesicht, als er die Scherben sah, die aus ihnen ragten. Ein falscher Schritt und sie würden sich durch die Stiefelsohle in seinen Fuß bohren. Zombies streckten die Arme nach ihm aus. Er schoss dreien von ihnen in den Kopf und rammte einen mit der Schulter beiseite. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Delta links hinter ihm mit der Machete zuschlug. Einsnull deckte seine rechte Flanke, Barbie seinen Rücken. Sie mussten sich nicht absprechen. Allen war klar, was sie zu tun hatten.

Sie schlugen und schossen sich im Laufschritt durch die Menge. Blut klatschte auf den Boden, die Wände und durch eingeschlagene Fenster in die Auslagen der Geschäfte. Verzerrte Gesichter tauchten vor Auckland auf und verschwanden in Fontänen von schwarzem Blut. Eine Krankenschwester in zerrissener Uniform, ein bärtiger Mann, aus dessen Schultern Scherben ragten, zwei Mädchen, Zwillinge, in gelben, schmutzigen Jacken, eine vogelkotverschmierte Polizistin. Sie fauchten, kratzten und griffen nach ihm. Dutzende Finger rissen an seiner Jacke. Er schlug und trat sie beiseite. Jeder Schuss traf einen Kopf, jeder Machetenschlag durchtrennte Sehnen, Muskeln und Knochen. Auckland achtete nicht auf das, was hinter ihm geschah. Die wirbelnden Bewegungen, die er bei jeder Kopfdrehung sah, reichten ihm. Einsnull, Delta und Barbie erledigten ihren Teil der Aufgabe – mehr noch, denn für jeden Zombie, den er tötete, töteten sie zwei.

Sie sind so verdammt schnell, dachte er.

Auckland zählte die Zombies, die sich noch zwischen ihnen und der Treppe befanden. Zwanzig, eine überschaubare Zahl, doch auf der anderen Seite der Galerie näherte sich die zweite, deutlich größere Gruppe. Auch in sie hatten die Scherben Lücken gerissen, aber die Toten, die aus der Quarantänestation taumelten, füllten die Reihen auf. Der Lärm lockte sie an und trieb sie in Richtung der Treppen. Einige wurden zur Seite gedrängt und stürzten über das Geländer in die Tiefe. Auckland hörte, wie sie zwischen den Trümmern aufschlugen.