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Damit ein Stern geboren wird, muss er zuerst verbrennen. Magische Wesen, ein geheimnisvolles Sternenvolk und eine Liebe gegen alle Regeln.
Reina hat nur ein Ziel: Sie will Jägerin werden, um die Bestien zu vernichten, die ihre Familie ausgelöscht haben. Bei einer Probejagd verfolgt sie einen dreischwänzigen Feuerfuchs. Doch als sie ihn angreift, stellt sich ihr ein Fremder in den Weg. Gavin hütet ein gefährliches Geheimnis: Er ist ein Celester, Angehöriger eines Sternenvolkes, der eine besondere Verbindung zu den Bestien hat und sie beschützt. Damit verkörpert er alles, was Reina abgrundtief hasst. Trotzdem übt er eine unerklärliche Faszination auf sie aus. Können sie einander wirklich vertrauen, wenn sie auf entgegengesetzten Seiten eines uralten Krieges stehen?
Düster, gefährlich, magisch.
#SlowBurn 🔥
#EnemiesToLovers 💔💖
#ForcedProximity 🛡️🏹
#Betrayal 🗡️
#HiddenIdentity 🎭
"Honor & Claws"
"Untamed Hearts" ist der erste Teil der atemberaubenden Fantasy Romance-Dilogie von Asuka Lionera. Hier treffen magische Wesen auf eine verbotene Liebe und Epic Tension. Für Leserinnen von Lauren Roberts und Stephanie Garber.
Alle Bände der epischen"Honor & Claws"-Dilogie von Asuka Lionera im Loomlight Verlag:
Band 1: Untamed Hearts
Band 2: Erscheint vrsl. im Frühjahr 2026
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2025
Reina hat nur ein Ziel: Sie will Jägerin werden, um die Bestien zu vernichten, die ihre Familie ausgelöscht haben. Bei einer Probejagd verfolgt sie einen dreischwänzigen Feuerfuchs. Doch als sie ihn angreift, stellt sich ihr ein Fremder in den Weg. Gavin hütet ein gefährliches Geheimnis: Er ist ein Celester, Angehöriger eines Sternenvolkes, der eine besondere Verbindung zu den Bestien hat und sie beschützt. Damit verkörpert er alles, was Reina abgrundtief hasst. Trotzdem übt er eine unerklärliche Faszination auf sie aus. Können sie einander wirklich vertrauen, wenn sie auf entgegengesetzten Seiten eines uralten Krieges stehen?
Der Auftakt der epischen Honor & Claws-Dilogie
© Privat
Hinter dem Pseudonym Asuka Lionera verbirgt sich eine im Jahr 1987 geborene Träumerin, die schon als Kind fasziniert von Geschichten und Comics war. Bereits als Jugendliche begann sie, Fan-Fictions zu ihren Lieblingsserien zu schreiben und kleine RPG-Spiele für den PC zu entwickeln, wodurch sie ihre Fantasie ausleben konnte.
Ihre Leidenschaft machte sie nach einigen Umwegen und Einbahnstraßen zu ihrem Beruf und ist heute eine erfolgreiche Autorin, die mit ihrem Mann und ihren vierbeinigen Kindern in einem kleinen Dorf in Hessen wohnt, das mehr Kühe als Einwohner hat.
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Viel Spaß beim Lesen!
Asuka Lionera
Untamed Hearts
Loomlight
Liebe Leserin, lieber Leser,
dieser Roman enthält potenziell triggernde Inhalte.
Auf der vorletzten Seite findest du eine Themenübersicht,
die Spoiler für die Geschichte beinhaltet.
Obwohl die Liste nach bestem Wissen angelegt wurde, erhebt sie keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da Auslöser und deren Wahrnehmung vielfältig sein können.
Entscheide bitte für dich selbst, ob du diese Warnung liest.
Gehe während des Lesens achtsam mit dir und deiner Gesundheit um. Falls du während des Lesens auf Probleme stößt und/oder betroffen bist, wende dich an deine Familie, Freunde oder auch professionelle Hilfestellen.
Wir wünschen dir das bestmögliche Leseerlebnis!
Asuka Lionera und das Loomlight-Team
Für alle, die sich zu klein, zu leise,
zu unbedeutend empfinden.
Diese Geschichte ist für euch.
Und vergesst niemals:
Auch ihr findet eure Bestimmung!
Wir sind die Sieger.
Ein Satz, der vor zwanzig Jahren während des Krieges mit Blut geschrieben wurde. Doch der Sieg über die feindlichen Celester brachte der Menschheit nicht den ersehnten Frieden, sondern beschwor eine neue Bedrohung aus den Schatten herauf, der sich die Jäger Tag für Tag entgegenstellen.
Jäger wie ich.
Sofern es mir irgendwann gelingt, die Prüfungen zu bestehen und mich als eine von ihnen zu beweisen.
»Kann mir wirklich niemand diese einfache Frage beantworten?« Professor Themars strenge Stimme schwappt über mich hinweg; ich nehme sie kaum wahr, aber einige der übrigen Schüler gehen vorsorglich in Deckung und ziehen den Kopf zwischen die Schultern. Schließlich ist Professor Themar dafür bekannt, sich jemanden herauszupicken und vorzuführen, wenn ihm die Leistung der Klasse missfällt.
Was oft der Fall ist.
Als sich die ersten Mitschüler zu mir umdrehen, hebe ich seufzend den Arm, und genauso seufzend fordert Professor Themar mich zum Sprechen auf.
Ich erhebe mich von meinem Platz in der hintersten Reihe. An der Tafel hängt die Zeichnung einer pferdeähnlichen Bestie, deren Maul mit messerscharfen Zähnen gespickt ist und die sich aufbäumt, die kurzen Vorderbeine mit den spitzen Krallen zum Angriff ausgestreckt. Obwohl ich diese und ähnliche Zeichnungen unzählige Male gesehen habe, rinnt mir ein eiskalter Schauer den Rücken hinab, doch ich fange mich schnell.
»Ein direkter Angriff auf einen Equinox ist deshalb gefährlich, weil sein Blut säurehaltig ist«, zitiere ich monoton den Lehrbuchtext. »Die Gefahr, ihn nur zu verletzen und dabei von seinem Blut getroffen zu werden, ist zu groß. Deshalb gehört der Equinox zu den Bestien, denen man ausschließlich im Fernkampf gegenübertreten sollte.«
Professor Themar nickt knapp und ich setze mich wieder hin. Von hier und da erklingt das Wort »Streberin«; ich mache mir eine gedankliche Notiz, dieser Klasse nicht mehr den Hintern zu retten. Wie so vielen anderen. Und doch tue ich es immer wieder.
Der Professor verliert sich in den Ausführungen über den Equinox. Ich kenne seinen Vortrag bereits in- und auswendig; ich könnte den Lehrbuchtext Wort für Wort rezitieren, inklusive der Fußnoten und Angabe der Seitenzahl, sowie einer exakten Beschreibung aller Abbildungen.
Mit einem leisen Grummeln reibe ich mir über die Stirn. Ich sitze zu oft in diesem verdammten Klassenzimmer, höre zu oft dieselben Vorträge, die ich mitsprechen kann, sehe zu oft andere Rekruten bestehen, nur damit sie durch neue ersetzt werden, während ich … einfach hier sitzen bleibe. Viermal zu oft, um genau zu sein.
Als das Läuten der Glocke die Stunde beendet, flüchten die übrigen Schüler geradezu aus dem Raum. Ich lasse mir Zeit dabei, meine Bücher und Notizen zusammenzuräumen. Als Nächstes steht Kampftraining auf dem Plan; lieber würde ich drei weitere Stunden Professor Themars staubtrockenem Grundwissen lauschen.
»Deine Mitarbeit lässt in letzter Zeit zu wünschen übrig«, sagt der Professor von seinem Pult aus, den Blick über seine Brille hinweg starr auf mich gerichtet. Obgleich uns der gesamte Raum trennt, spüre ich förmlich, wie er sich in mich bohrt. »Wenn ich dich schon jedes Jahr in einem meiner Kurse begrüßen darf, wäre es mir recht, wenn du dich daran beteiligst.«
Ich verstaue die Bücher in meiner Tasche. »Ich werde es mir merken.«
Professor Themar stößt den Atem aus. »Du bist talentiert, Reina. Da ist sich das gesamte Kollegium einig. Wahrscheinlich besitzt du ein größeres Wissen als die meisten Lehrer und einige Professoren. Es ist eine Verschwendung, dich jedes Jahr dort hinten sitzen zu sehen. Wann wirst du endlich erkennen, dass dieser Weg nicht der richtige für dich ist?«
Ich erhebe mich abrupt und kann in letzter Sekunde eine beißende Erwiderung herunterschlucken. Denkt er etwa, es bereitet mir Freude, Jahr für Jahr die gleichen Vorlesungen zu hören und immer wieder aufs Neue dabei zuzusehen, wie andere, die weit weniger wissen als ich, schneller vorankommen?
»Das ist mein Weg«, sage ich bestimmt. »Es gibt keinen anderen für mich.«
»Du könntest Lehrerin werden«, hält der Professor dagegen. »Vielleicht sogar Professorin, wenn du dich anstrengst. Dein Wissen und deine Auffassungsgabe können dich zu etwas Herausragendem machen.«
Ich schnaube. Das höre ich nicht zum ersten Mal, und es stimmt: Als Lehrerin oder Professorin, vielleicht sogar irgendwann als Dekanin wäre ich besser dran. Nicht nur würden meine Lebensumstände sich verbessern, auch meine Lebenserwartung würde sich drastisch erhöhen.
Aber das kommt nicht infrage. Damit würde ich mich bloß selbst verraten.
»Sie vergessen etwas Entscheidendes, Professor. Ich verfüge nicht über Ihre Geduld. Und sicher stimmen Sie mir zu, dass es besser ist, wenn ich Bestien aufschlitze, anstatt meine Schüler, wenn sie mir Fragen nicht beantworten können.«
»Wenn du es irgendwann schaffst, eine Bestie zu besiegen, dann werde ich dir zustimmen«, gibt Professor Themar spitz zurück. »Vorher werde ich nicht müde, dir einen anderen Weg aufzuzeigen.«
Ich schultere meine Tasche und verlasse den Raum ohne ein weiteres Wort.
Im Flur erwartet mich bereits meine beste – und einzige – Freundin Marlene. Wie gewohnt, grinst sie über beiden Ohren, was die Sommersprossen auf ihrer Nase und ihren Wangen betont. Als sie mich aus dem Klassenzimmer kommen sieht, huscht sie auf mich zu, wobei ihre dunkelbraunen und zu einem dicken Pferdeschwanz gebundenen Locken hinter ihr herwippen. Mit ihrer Art, die pure Lebensfreunde ausstrahlt, entlockt sie sogar mir ein Lächeln.
»Und?«, fragt sie gut gelaunt. »Wusstest du wieder mehr als alle anderen?«
Ich winke ab. »Sie wüssten auch so viel wie ich, wenn sie das zweite Ausbildungsjahr schon zum vierten Mal absolvieren müssten.«
Zwar ist das nur die halbe Wahrheit, aber es bringt mir nichts, mich aufzuspielen. Ich habe auf die harte Weise gelernt, dass mich mein Wissen und auch die Vehemenz, mit der ich mir alles erarbeite, in den Augen der anderen Schüler nur absonderlich erscheinen lässt. Bis auf Marlene will niemand etwas mit mir zu tun haben – es sei denn, sie wollen die Hausaufgaben von mir abschreiben oder ich soll sie, wie vorhin, vor Professor Themars Zorn bewahren. Dann sind sie nett zu mir – für einige Minuten, maximal bis zur nächsten Stunde. Anschließend vergessen sie, dass ich existiere, bis ich ihnen wieder den Hintern im Unterricht retten muss. Es ist ein ständiges Hin und Her, von dem ich nicht weiß, wie lange ich es noch aushalte.
Wenigstens musste ich bei meinen letzten beiden »Ehrenrunden« nur das zweite Ausbildungsjahr wiederholen. Normalerweise verlangt das Protokoll, dass beide Jahre wiederholt werden müssen, aber meine Lehrer waren es nach der zweiten kompletten Wiederholung leid, dass ich mehr wusste als sie und sie regelmäßig korrigierte, was vor allem im ersten Ausbildungsjahr regelmäßig vorkam. Deshalb wurde für mich eine Sonderregelung beschlossen, wegen der ich bloß das zweite Jahr wiederholen muss.
»Wie war dein Unterricht?«, frage ich, um von mir abzulenken.
Marlene besucht einen anderen Studienzweig als ich. Während sich mein ganzes Leben darum dreht, wie ich die grausamen Bestien ausrotten kann, hat sich Marlene der Behandlung von Wunden und Krankheiten verschrieben. Ein nicht minder wichtiger und sehr zeitintensiver Studienzweig. Während die Ausbildung zum Jäger bloß zwei Jahre dauert, lernen Heiler ihr Handwerk im Schnitt fünf Jahre, meistens länger – je nachdem, wie geschickt sie sich anstellen. Nicht nur einmal hat Marlene mich nach einer missglückten Jagd zusammengeflickt, wofür ich auf ewig in ihrer Schuld stehen werde. Alle übrigen Heiler verschwenden ihre Zeit ungern für glücklose Schüler; sie behandeln ausnahmslos Absolventen und gestandene Jäger – keine, die seit sechs Jahren verbissen versuchen, den Abschluss zu bekommen und doch zu nichts taugen.
So wie ich.
Schnell verdränge ich den Gedanken. Marlene erzählt mir unterdessen mit einem breiten Lächeln von einer neuen Mixtur, die sie heute gelernt haben und mit der es noch einfacher sein soll, eine Verbrennung zu behandeln. Obwohl dies nicht mein Studiengebiet ist, höre ich ihr aufmerksam zu. Jedes Wissen, und sei es auf den ersten Blick noch so unbedeutend, könnte mir im Kampf gegen die Bestien einen entscheidenden Vorteil verschaffen.
»Wo musst du jetzt hin?«, fragt Marlene, nachdem sie geendet hat.
Ich verziehe den Mund. »Kampftraining.«
Marlene spiegelt meine Mimik. »Dann wünsch ich dir viel Glück. Und belaste deine rechte Schulter nicht zu stark, sonst geht die Naht auf.«
»Ich werd’s versuchen.«
Vor drei Nächten hat mich ein verdammtes Biest unglücklich an der Schulter erwischt. Die Wunde war nicht tief oder gefährlich, trotzdem hat mich der Truppenführer zurückgepfiffen und nach Hause geschickt. Dabei hatte ich in jener Nacht so gehofft, mein erstes Biest zu erlegen und damit diesem Teufelskreis aus Wiederholungen und Enttäuschungen zu entkommen …
Aber heute Nacht habe ich wieder eine Chance. Und diesmal wird es besser laufen, das spüre ich.
Die Trainingshalle ist ein eigenständiges Gebäude, das zur Akademie gehört, aber etwas abseits liegt. Der Geruch nach Schweiß und Scheitern empfängt mich, sobald ich eine Seite der schweren Doppeltür aufziehe. Die meisten anderen Schüler meines Kurses sind bereits da und umgezogen, was den Knoten in meinem Bauch ein wenig löst. Er verdichtet sich jedoch wieder, als ich die Umkleide der Mädchen betrete und noch drei dort vorfinde.
Wenn es etwas gibt, was ich fast so sehr hasse, wie jedes Jahr bei der praktischen Prüfung zu versagen, dann, mich vor Fremden umzuziehen.
Wenigstens haben die anderen es inzwischen aufgegeben, über die Brandnarben in meinem Nacken zu tuscheln, die sich bis zu den Schultern erstrecken. Sie begnügen sich damit, über meine anderen Unzulänglichkeiten zu lästern.
»Kannst du mit diesen dünnen Ärmchen überhaupt das Übungsschwert heben?«, fragt eine von ihnen.
»Wenn wir wegen dir heute wieder verlieren, wirst du das bereuen, Reina.«
Ich ignoriere diese und ähnliche Gemeinheiten, so gut ich kann, und beeile mich mit dem Umziehen. Es ist nicht so, dass ich solche Drohungen noch nie gehört hätte, dennoch treffen sie mich. Nicht, weil sie mich verletzen sollen, sondern weil es die Wahrheit ist. Und das ist schlimmer als jede Gehässigkeit, die sie mir an den Kopf werfen könnten.
Seit ich denken kann, lebe ich in der Akademie und bereite mich darauf vor, eine Jägerin zu werden, um die Bestien, die nach dem Sieg der Menschheit über die Erde hergefallen sind und sich hier verbreitet haben, zu bekämpfen und zu töten. Ich kenne vermutlich jede Aufzeichnung, die je über eine Bestie und deren Besonderheiten angefertigt wurde. Ich weiß genau, wie ich sie besiegen muss, worauf ich achten muss, wenn ich einer von ihnen gegenüberstehe. Ich kenne jede Schwachstelle, jeden Kniff, jede dokumentierte Art des Tötens dieser Kreaturen.
Der Einzige, der dabei nicht mitmacht, ist mein verdammter Körper.
Egal, wie viel und hart ich trainiere, meine Arme weigern sich hartnäckig, Muskeln zu bilden. Ich bin kleiner als die meisten anderen jungen Frauen, zierlicher.
Schmächtiger.
Das gefundene Fressen für all die Bestien, die dort draußen lauern. Und somit auch eine Belastung für meine Truppe. Ja, mein umfangreiches Wissen ist ein unschätzbarer Vorteil, der allerdings in Rauch aufgeht, wenn es mir nicht gelingt, einer offensichtlichen Attacke rechtzeitig auszuweichen.
Hastig ziehe ich mir das beige Hemd über, das wir während des Kampftrainings tragen sollen. Seit Jahren musste ich mir keine größere Größe besorgen, deshalb ist meines gezeichnet von unzähligen Übungsstunden und gesprenkelt mit einigen hartnäckigen Blutflecken.
»Hoffentlich kommt sie nicht in meine Mannschaft«, murmelt eines der Mädchen abfällig, ehe es zusammen mit den anderen die Umkleide verlässt und ich allein zurückbleibe.
Die Stille, die mich umfängt, ist jedoch nicht tröstlich, sondern erdrückend.
Schon nach meiner zweiten Wiederholung habe ich es aufgegeben, meine Mitrekruten kennenzulernen, weshalb ich auch diese drei Mädchen nicht mit Namen ansprechen könnte. Anders als ich schaffen sie ihren Abschluss und werden zu Jägern. Sie dürfen dort draußen in einem Trupp gegen Bestien kämpfen – nicht in diesem zusammengewürfelten Haufen wie bei den Probejagden. Einem richtigen Trupp, in dem es nicht ausschließlich darum geht, wer als Erster eine Bestie erlegt. In einem echten Trupp halten die Mitglieder zusammen und unterstützen sich gegenseitig. Als Einheit halten sie einander den Rücken frei, denn das Leben als Jäger ist gefährlich. Nicht wenige von denen, die vor mir ihren Abschluss gemacht und mich für meine Unzulänglichkeiten belächelt haben, kommen tot auf einer Bahre zurück.
Aber das ist das Los aller Jäger. Wir gehen nicht dort hinaus, um Freundschaft mit den Bestien zu schließen. Wir ziehen los, um sie zu jagen und zu töten, und nicht selten töten sie uns.
Die Menschheit mag vor gut zwei Jahrzehnten gewonnen haben, doch unser Martyrium ist nicht vorbei. Bevor ich mich jedoch der Auslöschung der Bestien dort draußen widmen kann, erwartet mich mein persönliches Martyrium.
Neben Ausdauer steht, wie immer, auch Krafttraining auf dem heutigen Plan. Wenigstens ist es Kellan, der uns unterrichtet. Er ist der jüngste Absolvent, den unsere Akademie, die den stolzen Beinamen »Ehre« trägt, je hervorgebracht hat. Bereits mit sechzehn wurde er zu einem Jäger, war in vielen Einsätzen dabei und ist nun mit Mitte zwanzig dafür zuständig, die neuen Rekruten zu unterweisen.
Bei mir beißt er sich allerdings die Zähne aus.
Schon als er mich in die Trainingshalle kommen sieht, sacken seine Mundwinkel herab. Meine Reaktion auf ihn ist jedoch eine andere. Wann immer ich ihn sehe und in seiner Nähe sein darf, vergesse ich für eine Weile, welch eine Enttäuschung mein Leben ist.
Auch jetzt kann ich nicht anders, als ihm verstohlene Blicke zuzuwerfen. Hoffentlich werde ich mich nie an ihm sattsehen. An seiner groß gewachsenen, trainierten Gestalt, dem dunkelblonden Haar und den dunkelbraunen, fast schwarzen Augen, in deren Tiefen Härte und Wissen gleichermaßen liegen. Obwohl ich eine ähnliche Haarfarbe habe wie er, wirke ich unscheinbar. Kellan hingegen würde niemand übersehen – egal ob Mann, Frau oder Bestie.
Doch nicht nur ich himmele ihn an; auch die anderen Mädchen und einige der Jungen sind mehr als entzückt darüber, dass Kellan unser heutiges Training leitet. Er ist ein strenger, aber gerechter Ausbilder, und anders als viele der übrigen Ausbilder war er selbst dort draußen und hat gegen Bestien gekämpft. Sein Wissen beschränkt sich nicht auf Techniken, die er in einem Lehrbuch gelesen hat, sondern auf echte Begegnungen. Er weiß, worauf es ankommt, welche Finten besonders lohnend sind und welche Waffen wir unbedingt beherrschen sollten.
Was seiner Meinung nach eine ganze Menge sind. Leider bin ich weder geschickt im Umgang mit dem hölzernen Übungsschwert noch habe ich genug Kraft, um einen Bogen zu spannen.
Nachdem die gesamte Klasse in der Halle versammelt ist, verschränkt Kellan die Arme vor der Brust, was seine definierten Muskeln besonders gut zur Geltung bringt. Hier und da erklingt ein entzücktes Seufzen. Meines kann ich gerade noch unterdrücken.
»Aufwärmen.« Obwohl er nicht laut gesprochen hat, hallt seine tiefe Stimme von der hohen Decke der Halle wider.
Wir setzen uns in Bewegung, um einige Runden zu laufen. Es dauert nicht lange, bis die Schnellsten mich überholt haben. Und irgendwann auch die Langsameren.
Ich bin außer Atem und ringe erleichtert nach Luft, als Kellans Stimme nach einer gefühlten Ewigkeit erneut ertönt. »Holt euch eure Waffen.«
Die meisten anderen Rekruten haben sich bereits auf eine Waffe spezialisiert. Schwerter, egal ob Ein- oder Zweihänder, werden gern verwendet, ebenso wie Speere, deren hohe Reichweite bei vielen Bestien von Vorteil sind. Pfeil und Bogen nutzen nur wenige, denn diese Waffen erfordern ein hohes Maß an Konzentration, Geschick und Kraft.
Ich greife stets zu einem Einhandschwert; das ist die Waffe, mit der ich noch am ehesten zurechtkomme.
Kellans dunkler Blick wandert über uns, nachdem wir uns in einer Reihe aufgestellt haben. Würde ich direkt vor ihm stehen, würde ich ihm bloß bis zum Kinn reichen; er überragt sogar die größten jungen Männer dieser Abschlussklasse. Doch nicht nur seine Größe ist eindrucksvoll. Mit seiner bloßen Präsenz haucht er jedem von uns so viel Respekt ein, dass niemand es wagt, einen Laut von sich zu geben.
»Heute Abend findet eine Probejagd statt«, verkündet er, und erstickt das aufkommende freudige Quietschen einiger Rekruten mit einem einzigen Blick. Dass eine Probejagd angesetzt ist, ist keine Neuigkeit. Aber bei manchen der anderen Rekruten würde es mich nicht wundern, wenn sie den Aushang in den Akademiefluren übersehen haben. »Ich werde heute Abend euer Truppenführer sein, und ihr werdet euch an jede meiner Anweisungen halten, wenn ihr dort draußen nicht sterben wollt. Ist das klar?«
Wir stehen stramm und antworten mit einem einstimmigen »Ja, Kommandant!«.
Gerade so kann ich ein aufgeregtes Auf- und Abwippen unterdrücken. Wenn der beste Absolvent unserer Akademie uns anführt, kann sogar jemand wie ich nicht scheitern.
Kellan schreitet die Reihe ab, betrachtet dabei jeden Rekruten und dessen Waffe eingehend, ohne ein Wort zu sagen. Als er bei mir angekommen ist, befürchte ich, dass mein Herz vor lauter Nervosität gleich aus meiner Brust springen wird.
»Reina, nicht wahr?«, sagt er – zwar leise, trotzdem hat ihn jeder gehört.
»J-Ja, Kommandant«, piepse ich. Hat sich meine Stimme schon immer so hoch angehört? Am liebsten würde ich für diese Peinlichkeit im Boden versinken; bloß das Wissen, dass Kellan meinen Namen kennt, hält mich davon ab.
»Der Günstling des Dekans.«
Ich schlucke angestrengt. Das »Ja, Kommandant«, das ich nun von mir gebe, klingt nicht peinlich, sondern niedergeschlagen. Eben hätte ich noch jauchzen können vor Glück darüber, dass er meinen Namen weiß, doch diese Freude verpufft jäh. Er kennt mich nicht wegen meines umfangreichen Wissens, sondern wegen meiner Beziehung zum Dekan.
Kellan nickt. »Wir erwarten Großes von dir, Reina. Heute Abend kannst du zeigen, was in dir steckt. Enttäusche weder deine Einheit noch mich oder den Dekan.«
Ich nehme wieder Haltung an. »Das werde ich nicht, Kommandant.«
Offenbar zufrieden mit meiner Antwort schreitet Kellan weiter die Reihe ab. Keinen anderen Schüler spricht er an. Ich erlaube mir nicht, deswegen etwas zu empfinden. Er erwartet Großes von mir. Ich soll ihn nicht enttäuschen. Seine Worte hallen in Dauerschleife in meinem Kopf wider, und es scheint, als würden sie mir die nötige Kraft verleihen, gegen jede Bestie bestehen zu können. Einfach nur, weil er an mich glaubt.
Als Kellan fertig mit seiner Bestandsaufnahme ist, teilt er uns in zwei Gruppen ein. Wie zu erwarten war, ist meine alles andere als begeistert, mich zu ihrer Gruppe zu zählen.
Die heutige Einheit soll einen Kampf im offenen Feld simulieren. Wenn es eine Übung gibt, die ich besonders hasse, dann ist es diese. Zwar sollen wir uns vorstellen, dass die andere Gruppe Bestien sind, die es einzukesseln und zu besiegen gilt, aber alles in mir sträubt sich dagegen, meine Waffe gegen einen Menschen zu erheben – und sei es eine Übungswaffe aus Holz. Es ist einfach falsch.
Weil ich zögere und es nicht schaffe, meine Prinzipien für die Dauer dieser Prüfung über den Haufen zu werfen, werde ich als Erste von der gegnerischen Gruppe besiegt und fange mir dabei einen schmerzhaften Hieb an meiner sowieso schon lädierten Schulter ein.
Der Angriff, der mein Verderben war, kam alles andere als überraschend. Würde mir mein Körper nur besser gehorchen, hätte ich ihm ausweichen oder ihn kontern können. Doch mit diesem langsamen, schwächlichen Ding, in dem ich stecke, blieb mir nichts anderes übrig, als auf den Hieb zu warten. So wie ich auch bei der letzten Jagd darauf gewartet habe, dass die Krallen der Bestie meine lederne Rüstung und meine Haut zerfetzten. Es handelte sich um kleine, hasenartige Biester, die selbst ein Bauer mit einer Mistgabel von seinem Feld jagen kann. Während die anderen Rekruten eine Hasenbestie nach der anderen besiegten und sie euphorisch hochhielten als Zeichen dafür, dass sie ihre Prüfung bestanden hatten, ließ ich mich als Einzige verwunden.
Von einem verdammten Hasen.
Ich redete mir danach ein, dass es eben kein Hase war, schließlich hatte die Bestie spitze Krallen und lange Zähne und ernährte sich hauptsächlich von verwesendem Fleisch, aber das machte meine Niederlage nicht wett.
Doch genau wie ich nach dem Angriff des Hasenbiests wieder auf die Füße kam, nehme ich auch jetzt eine Verteidigungsposition ein.
»Du bist besiegt, Schwächling!«, keift ein Rekrut aus der gegnerischen Mannschaft.
»Ja«, brummt ein anderer aus meiner eigenen. »Mach, dass du wegkommst!«
Ich ignoriere ihre Beschimpfungen und halte den Kopf oben und mein Übungsschwert fest.
Einer aus meiner Mannschaft greift mich an. »Hörst du schwer?«
Es gelingt mir, seine Attacke zumindest zu parieren und mein Schwert in der Hand zu behalten. Stolz durchflutet mich, jedoch bloß für eine Sekunde, denn der nächste Hieb trifft mich an der Seite. Vor Schmerz verziehe ich das Gesicht, die anderen lachen hämisch.
»Sie bettelt geradezu um eine Lektion, meint ihr nicht auch?«, feixt der Rekrut, der vorhin den ersten Schlag gegen mich gelandet hat.
Ich weiß genau, was jetzt folgt. Es wäre nicht das erste Mal, dass die anderen sich gegen mich verbünden, um mir eine Lehre zu erteilen. Ich hasse es. Nicht, dass sie mich nicht mögen, auch wenn ein kleiner Teil von mir sich wünscht, es wäre anders. Sondern diese Jeder-gegen-jeden-Mentalität, die typisch für Rekruten ist. Es geht ihnen während einer Probejagd bloß darum, schneller als die anderen eine Bestie zu erlegen und sich zu profilieren. Darum, möglichst zügig aufzusteigen und in den Genuss aller Vorteile zu kommen, die das – oftmals kurze – Jägerleben mit sich bringen: Reichtum und Prestige stehen bei den meisten oben auf der Liste.
Für mich jedoch nicht. Die Prüfung ist das Einzige, was zwischen mir und meinem Traum steht: in eine echte Jägertruppe zu kommen. Sie sind eine eingeschworene Gemeinschaft, die sich beschützt und gemeinsam agiert – nicht gegeneinander. Diese verdammten Übungen sind das komplette Gegenteil von dem, wonach ich mich sehne, und ich hasse jede Sekunde, die ich hier sein muss.
Aber sosehr ich auch diese Übungen verabscheue, werde ich den anderen nicht die Genugtuung geben, mich zu brechen.
Ich recke das Kinn und nehme wieder eine Verteidigungshaltung ein, während sie beginnen, mich zu umkreisen.
Gerade als der Erste von ihnen mich hinterrücks niederschlagen will, hallt Kellans ruhige Stimme von den Gemäuern wider. »Warum gibt es die Jäger?«
Perplex halten alle inne und sehen zum Kommandanten. Auch ich drehe den Kopf zu ihm. Bisher haben lediglich wenige Ausbilder eingegriffen, wenn die anderen meinten, sich gegen mich verbünden zu müssen. Wenn ich Glück hatte, halfen sie mir danach, auf die Krankenstation zu humpeln.
»Um die Bestien zu bekämpfen«, antwortet einer der Rekruten.
Kellan zieht eine Augenbraue hoch. »Auch, aber das ist nicht alles.«
»Um die Menschen zu beschützen«, sage ich.
Daraufhin nickt er. »Was erwartet ihr von eurem Leben als Jäger?« Als es daraufhin still ist, fügt er hinzu: »Irgendwas müsst ihr euch doch dabei gedacht haben, als ihr euch an Ehre eingeschrieben habt.«
»Geld«, lautet die erste Antwort aus den Reihen der Rekruten, was mich nicht verwundert.
»Frauen!«, wirft ein anderer ein, was ihm zustimmendes Lachen einbringt.
Ich verdrehe die Augen, ehe ich sage: »Diejenigen zu retten, für die es sonst keine Rettung gäbe.«
Hier und da höre ich die Worte »Langweilerin« und »Streberin«, doch ich störe mich nicht daran. Anders als die meisten Rekruten würde ich mich auch dem Kampf gegen die Bestien verschreiben, wenn es keine müde Kupfermünze dafür gäbe.
Wieder nickt Kellan. »Und was werdet ihr tun, wenn es den Jägern morgen gelingt, alle Bestien vom Angesicht dieser Welt zu tilgen?« Mit einem Mal ist es totenstill um mich herum, was Kellan zu belustigen scheint. »Ist nicht das die Aufgabe der Jäger, wie ihr vorhin sagtet? Die Bestien zu bekämpfen und die Unschuldigen zu beschützen. Was, wenn wir diese Aufgabe eines Tages erfüllt haben?«
»Das wird nie passieren«, meint einer der Rekruten aus der gegnerischen Mannschaft.
Ein anderer nickt zustimmend. »Hoffen wir, dass dieser Tag nie kommt.«
Einige andere sehen verwirrt über die Frage aus. Kellans Blick ruht jedoch auf mir, als warte er auf meine Antwort.
»Ich hoffe, dass dieser Tag einst kommt«, sage ich. Alle wenden sich mir zu. »Ich hoffe, dass eine Zeit kommen wird, in der niemand mehr einen geliebten Menschen verliert oder sich nachts nicht vor die Tür traut. Ich hoffe, dass irgendwann keine verwüsteten Dörfer neu aufgebaut werden müssen. Und dass niemand mehr denen Trost spenden muss, die alles verloren haben.«
Die Stille um mich herum ist beinahe mit Händen greifbar, ebenso wie die unterschwellige Wut darüber, dass ich sie vor Kellan vorführe. Meine Haut prickelt, meine Muskeln spannen sich an, bereit für den nächsten Angriff. Nicht dass ich schnell genug wäre, aber ich würde es versuchen. So wie ich es immer versuche.
»Und das«, sagt Kellan in die entstandene Stille hinein, während er auf mich deutet, »ist die Denkweise eines Jägers. Das war’s für heute. Geht euch umziehen! Wenn ihr euch auf eure Probejagd heute Abend vorbereitet, ruft euch in Erinnerung, was wir eben besprochen haben.«
Murrend verstauen die Rekruten ihre Übungswaffen, nicht ohne mich auf dem Weg dorthin unsanft anzurempeln.
Während ich das Holzschwert zurückhänge, schwöre ich mir, dass ich mir heute Abend noch mehr Mühe gebe als bisher, um Kellan nicht zu enttäuschen. Ich will, dass er meinen Namen nicht nur kennt, weil ich der Günstling des Dekans bin, sondern weil ich ihn mit meinem Wissen und meinen Ansichten überzeuge. Und meinem Können.
Nach dem Umziehen wandere ich in Gedanken durch die Flure der Akademie. Ich liebe das Geräusch, das meine Schritte machen und das von den hohen, gewölbten Decken zurückgeworfen wird. Als ich jünger war, bin ich oft nachts durch die Gänge geschlendert, wenn niemand sonst unterwegs war. Wenn mein Geist zur Ruhe gekommen war, hielt ich mich meistens in der Bibliothek auf, die über eine gläserne Kuppel verfügt. Bevor ich verstand, dass unsere Feinde und auch die Bestien von dort stammten, liebte ich nichts mehr als den Ausblick auf die zahllosen Sterne am Firmament. Wenn ich sie sah, fühlten sich meine Sorgen und Nöte klein und unbedeutend an.
Ich war unbedeutend in diesem Meer aus Lichtern auf völliger Dunkelheit.
Doch mit meinem heutigen Wissen kann ich die Sterne nicht mehr als etwas Trost Spendendes betrachten.
Also zehre ich von der Ruhe der hohen Steingemäuer, die mir seit über fünfzehn Jahren ein Zuhause sind. Wie gern wäre ich wie sie: standhaft, imposant und duldsam.
Ich nehme mir Zeit, die Aushänge zu betrachten, die nicht nur die kommenden Probejagden ankündigen, sondern auch die bevorstehenden Veranstaltungen. Als ich jünger war, habe ich mich oft gefragt, warum Jäger so viel feiern, anstatt sich auf ihre Aufgabe zu konzentrieren. Heute weiß ich, dass sie es tun, weil jeder Tag ihr letzter sein kann.
Das erste Fest, an dem ein Rekrut offiziell teilnehmen darf, ist die Bluttaufe, die Abschlussfeier des Jahrgangs, während der alle Rekruten, die eine Bestie erlegen konnten, zu vollwertigen Jägern ernannt werden. Das ganze Drumherum wird aufgebauscht mit einem Tanz unter dem Vollmond mit Masken, die das erlegte Biest symbolisieren, und einer Menge Alkohol.
Die nächste Bluttaufe findet in wenigen Wochen statt. Und diesmal werde ich auch daran teilnehmen. Ich würde es nie offen zugeben, aber ich habe mir oft das lange, mich umschmeichelnde Kleid ausgemalt, das ich zu diesem Anlass tragen werde. Noch konnte ich mich nicht für eine Farbe entscheiden, aber ich spare schon fleißig dafür. Ein paar Münzen sind bereits zusammengekommen.
Als die Glocke läutet, ist es mit der Ruhe vorbei, denn nahezu augenblicklich strömen Dutzende Schüler aus den verschiedenen Klassenräumen. Ich eile an den Rand der Gänge, um nicht angerempelt zu werden. Ihre Unterhaltungen, ihr Rufen über mehrere Köpfe hinweg und ihre hastigen Schritte vertreiben jeden Anflug von Stille, die mich eben noch erden wollte, ebenso wie meine Tagträume über meine Teilnahme an der nächsten Bluttaufe. An ihre Stelle tritt die angespannte Aufregung vor der heutigen Probejagd.
Ich habe den Überblick darüber verloren, an wie vielen davon ich teilgenommen habe. Anfangs habe ich sie noch gezählt, habe mir gesagt, dass es bei meiner vierten, fünften oder sechsten besser wird. Dass ich dann mehr Glück habe. Dass ich durch mein Können hervorstechen werde. Nichts davon ist eingetroffen, und mittlerweile will ich die Anzahl meiner Probejagden nicht kennen.
Die Ausbildung zum Jäger dauert lediglich zwei Jahre; viel länger können wir es uns nicht leisten, keine neuen Absolventen in den Kampf zu schicken, denn unser Gegner pflanzt sich mit rasanter Geschwindigkeit fort. Während im ersten Jahr fast ausschließlich theoretisches Wissen vermittelt wird, liegt das Hauptaugenmerk des zweiten Jahres in der praktischen Umsetzung des Erlernten und dem Kampf an sich. In den letzten drei Monaten des zweiten Jahres dürfen die Rekruten ausgebildeten Jägern folgen und mit ihnen an Jagden teilnehmen. Erlegt ein Rekrut während dieser Probejagden eigenhändig eine Bestie, wird er in den Stand eines Jägers erhoben.
Ich wiederhole nun bereits zum vierten Mal das zweite Unterrichtsjahr, ohne dass mir eine Bestientötung gelungen ist.
Mühsam schiebe ich mich durch den Strom an anderen Schülern, die von einem Kurs zum nächsten hetzen. Hier an der Akademie werden nicht bloß Jäger ausgebildet, sondern auch Heiler wie Marlene, neue Lehrer und Professoren, außerdem gibt es eine Anzahl weiterer Studienrichtungen, die alle in irgendeiner Weise dazu dienen, unsere Welt von den Bestien zu befreien, damit die Menschheit endlich in Frieden leben kann. Doch die Jäger sind die Einzigen, die an vorderster Front kämpfen. Sie sind es, denen zugejubelt wird, wenn ein gefährliches Biest erlegt wurde, das in mehreren Dörfern Angst und Schrecken verbreitete.
Ich sage nicht, dass die anderen Ausbildungen unnütz sind, aber am Ende werden es die Jäger sein, die eine Veränderung herbeiführen. Nicht die Heiler. Nicht die, die von früh bis spät ihre Nasen in Bücher stecken. Sondern diejenigen, die sich mit einer Waffe in der Hand der übermächtigen Bedrohung entgegenstellen.
Und um jeden Preis will ich eine von ihnen sein. Bis zu meinem letzten Atemzug werde ich mich an den grausamen Bestien rächen, die mir von einer auf die andere Sekunde alles genommen haben. Ich werde jene beschützen, die sich wie ich damals nicht selbst verteidigen können. Mich interessieren weder Reichtum noch Prestige.
Natürlich weiß ich selbst, dass ich mit diesem schmächtigen Körper keine hohe Lebenserwartung da draußen habe, aber das kümmert mich nicht. Solange ich einen Unterschied mache und wenigstens eine Bestie mit in den Tod nehme, hatte mein Leben einen Sinn.
Die Dunkelheit und damit die Probejagd kommt viel zu schnell. Vor lauter Aufregung kriege ich keinen Bissen meines Abendbrots runter, sondern trinke nur das Gebräu, das zweimal täglich auf unseren Tabletts steht und uns vor ansteckenden Krankheiten schützt, die innerhalb der Akademiemauern schon zu viele Opfer gefordert haben.
Trotz des widerlichen Geschmacks, der ein pelziges Gefühl auf meiner Zunge hinterlässt, stürze ich den Trank hinunter. Dann ziehe ich mir meine Rekrutenuniform aus fast schwarzem Leder über, die aus einer verstärkten Hose, sowie einem Brustschutz besteht. Zuletzt schlüpfe ich in die kniehohen Stiefel und stecke mein Schwert in die Scheide an meinem Gürtel. Es ist mein treuer Begleiter seit meiner ersten Jagd, doch insgeheim träume ich davon, es bald ersetzen zu können. All die Pflege, die ich ihm zuteilwerden lasse, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass dies die Waffe eines Rekruten ist.
Etwa zwei Stunden zu früh bin ich fertig und warte ungeduldig auf meinem Bett, bis es endlich so weit ist und ich hinunter in die Eingangshalle gehen darf, von wo aus wir aufbrechen. Mit meiner Nervosität treibe ich sogar die immer fröhliche Marlene schier in den Wahnsinn, doch ich kann nichts dagegen tun.
Egal, an wie vielen Probejagden ich teilnehme, die Nervosität wird nicht weniger, und ich hoffe, dass sich das niemals ändert. Auch nachdem ich hundert oder tausend oder zehntausend Jagden hinter mir habe, will ich mich genauso fühlen wie jetzt gerade. Denn das ist es, was ich für den Rest meines Lebens machen will.
Als endlich die Schulglocke zur Abendruhe läutet, springe ich auf, atme tief durch und bin mit drei großen Schritten an der Tür.
»Du schaffst das«, sagt Marlene hinter mir.
Ich nicke, ohne mich zu ihr umzudrehen. »Das werde ich.«
Neben unserem Truppenführer Kellan bin ich die Erste, die sich einfindet. Das ist nicht ungewöhnlich; oft bin ich schon vor dem jeweiligen Truppenführer da. Diesmal freue ich mich aber besonders darüber, denn meine Pünktlichkeit bringt mir ein anerkennendes Nicken von Kellan ein.
Ich kann nichts gegen das vorsichtige Lächeln tun, das sich daraufhin auf meinen Lippen ausbreitet, und gegen die Bilder in meinem Kopf bin ich sowieso machtlos.
Ich mag zwar noch nie verliebt gewesen sein, aber ich bin nicht gänzlich unerfahren. Vor drei Jahren gab es diesen anderen Rekruten, sein Name war Melvin. Er schrieb jeden Morgen die Hausaufgaben bei mir ab und fragte mich, wenn er im Unterricht etwas nicht verstanden hatte. Er war nett zu mir und ich bemühte mich, nett zu ihm zu sein. Und genau das war es zwischen uns – nett. Er war der erste Junge, den ich küsste und mit dem ich schlief. Auch das war … nett. Ich vermisste dieses Kribbeln, wenn ich mit ihm zusammen war, von dem ich in Büchern las oder es bei den anderen Mädchen aufschnappte. Ich sagte mir, dass es eben so zwischen uns war. Und ich war froh über das, was wir hatten, war es doch sehr viel mehr als alles, was ich bis zu diesem Zeitpunkt kannte.
Dann erlegte Melvin eine Bestie und wurde in den Stand eines Jägers erhoben. Ab da war ich Luft für ihn. Ich wartete auf den Schmerz, den seine Zurückweisung in mir auslösen sollte, aber er stellte sich nicht ein. Ich war enttäuscht, ja, allerdings nicht verbittert. Mein Herz, das ihm sowieso nicht gehörte, tat nicht weh. Stattdessen sagte ich mir, dass es gut so war. Dass ich allein besser dran war.
Drei Wochen später wurde er auf einer Bahre zurückgebracht. Auch da regte sich nichts in mir. Ich nahm an seiner Beerdigung teil und verabschiedete mich von ihm – neben mir waren bloß zwei weitere Trauergäste erschienen –, doch auch da tat mein Herz nicht weh.
Ich frage mich, ob es bei Kellan anders wäre. Würde mein Herz schneller schlagen? Wenn da … mehr wäre?
Nachdem die übrigen Rekruten endlich eingetroffen sind und wir durchgezählt haben, beginnt Kellan mit seiner Sicherheitsunterweisung. Ich habe sie schon so oft gehört, dass ich sie Wort für Wort mitsprechen kann, trotzdem hänge ich an seinen Lippen. Angespannte Vorfreude erfüllt die Eingangshalle und ist beinahe mit den Händen greifbar.
»Ihr werdet euch nicht von der Gruppe entfernen, sobald wir die Akademie verlassen.«
Wir antworten einstimmig mit einem »Ja, Kommandant«.
»Jeder Kampf da draußen, jede Begegnung mit einer Bestie ist einzigartig. Dennoch werdet ihr in jeder Situation meine Befehle befolgen, ohne sie infrage zu stellen.«
Ein erneutes »Ja, Kommandant« ertönt.
Kellan reckt das Kinn. Sein Blick wirkt nun distanziert, beinahe gefährlich, doch mein Herz beginnt aufgeregt zu flattern. »Ich habe schon so viele Bestien erlegt, dass ich sie nicht mehr zählen kann. Für mich geht es da draußen nicht um Ruhm oder meinen Abschluss, sondern einzig und allein darum, euch alle wieder gesund zurückzubringen. Aus Erfahrung weiß ich, dass mir das nicht immer gelingt. Sollte etwas Unvorhergesehenes geschehen, gilt eure erste Sorge stets eurem eigenen Leben. Wunden können genäht und verlorene Ausrüstung kann ersetzt werden, aber ein verlorenes Leben kann nicht zurückgebracht werden.«
Diesmal antwortet ihm niemand. Nie zuvor wurde ein anderer Truppenführer derart persönlich; sie alle ratterten nur die Sicherheitsunterweisung runter und konnten gar nicht schnell genug aufbrechen.
Kellans Miene wirkt nun wieder weicher, beinahe ausdruckslos. »Passt einfach auf euch auf und ruiniert mir meine Statistik nicht, klar?«
Diesmal klingt das einstimmige »Ja, Kommandant« lauter als die Male zuvor.
Wie auch bei unseren heimischen Tierarten, die in den letzten zwei Jahrzehnten zusehends verdrängt wurden, gibt es bei den Bestien tag- und nachtaktive Varianten. Die nachtaktiven sind oftmals die gefährlicheren, doch gegen die ziehen wir Rekruten nicht los. Es ist Aufgabe der erfahrenen Jäger wie Kellan, gegen einen Equinox und all die anderen Bestien zu kämpfen, die für uns Rekruten mehr als eine Nummer zu groß sind. Unsere Probejagden beschränken sich auf kleinere Bestienarten, wie die Hasenbiester, die zwar wegen ihrer Anzahl und Geschwindigkeit keine leichte Beute sind, aber sie bedeuten nicht unseren sicheren Tod wie ein Pferdebiest mit Säureblut.
Wir stöbern bei Nacht die tagaktiven auf, wenn sie am verwundbarsten sind; eine narrensichere Aufgabe, sollte man meinen. Jedenfalls so lange, wie wir keinem nachtaktiven Biest über den Weg laufen, was ständig passieren kann. Bei einem erfahrenen Jäger wie Kellan rechne ich nicht mit einem solchen Fehler. Außerdem sind wir noch so nah an der Akademie, dass wir uns sicher fühlen. Ich fühle mich zumindest sicher.
Ein wenig.
Unsere Gruppe bleibt eng zusammen, und ich halte mich an Kellan. Vielleicht färbt ein Teil seines Könnens auf mich ab, wenn ich nur in seiner Nähe bin.
Die Rekruten auf der äußeren Seite tragen Fackeln, damit wir in der Dunkelheit nicht über unsere eigenen Füße stolpern, denn es dauert nicht lange, bis wir die Pfade verlassen und uns in den angrenzenden Wald schlagen. Je weiter wir uns vorwagen, desto dunkler wird es. Die Bäume sind hier draußen so alt und dicht gewachsen, dass sie jegliches Sternen- und Mondlicht abschirmen.
Gegen welche Bestienart wir heute ausziehen, weiß ich nicht. Das erfahren wir nie vorher, damit wir uns auf alle Eventualitäten vorbereiten. So gern ich auch alles bis ins kleinste Detail planen würde, um nicht wieder das Schlusslicht zu sein, hätte es keinen Sinn. Denn wo eine Bestie ist, ist eine andere meist nicht weit, und es wäre mein Untergang, wenn ich meine Ausrüstung ausschließlich einer Hasenbestie angepasst hätte und dann ein Equinox oder etwas noch Schlimmeres aus dem Gebüsch bricht. Was in der Nähe der Akademie noch nie passiert ist, trotzdem listet mein Verstand alle möglichen nachtaktiven Bestien auf, denen die Jäger in den letzten Monaten in unserem Gebiet begegnet sind.
Wahrscheinlich bin ich die einzige Rekrutin, die diese staubtrockenen Berichte liest.
Niemand spricht ein Wort. Ich zucke jedes Mal zusammen, wenn jemand aus der Truppe unglücklich auf einen morschen Ast tritt. In der Stille des Waldes erscheint das Geräusch mir so laut, dass ich befürchte, es könnte sämtliche Bestien im Umkreis auf uns aufmerksam machen.
Als Kellan die Hand hebt und zur Faust ballt, bleiben wir stehen. Ich wage nicht zu atmen, so angestrengt lausche ich in die Nacht hinein. Ich weiß genau, wie unterschiedlich die verschiedenen Bestienarten klingen. Habe darüber gelesen, wie sie sich bewegen und orientieren. Woran ich sie erkenne. Doch hier draußen lässt mich all mein theoretisches Wissen im Stich. Hier draußen wummert mein Herz zu schnell. So schnell, dass ich das Blut in meinen Ohren rauschen höre und dadurch taub werde für die wirklich wichtigen Geräusche. Hier draußen huscht mein Blick unstet umher, anstatt sich auf den nächsten Absatz zu konzentrieren. Hier draußen vergesse ich die Fußnoten, die ich auswendig gelernt habe, um gegen jede Bestie im Vorteil zu sein.
Ich konzentriere mich auf Kellan. Leider trägt seine angespannte Haltung nicht dazu bei, dass ich mich beruhige. Die Ruhe, die er vorhin noch ausgestrahlt hat, ist eiserner Konzentration gewichen.
Ich werde von den anderen Rekruten zur Seite gestoßen, als etwas Großes aus dem Unterholz prescht, und verliere das Gleichgewicht. Sämtliche Luft wird mir aus den Lungen gepresst, als ich im trockenen Laub lande. Ich brauche viel zu lang, um auf die Füße zu kommen. Panische Schreie werden um mich herum laut, dazwischen bellt Kellan Befehle. Seine Stimme ist laut, aber beherrscht, und es ist dieser Klang, der meine Angst ein Stück weit vertreibt. Das Chaos um mich herum ebbt ab und die Rekruten bilden eine Formation.
Endlich gelingt es mir, ebenfalls auf die Füße zu kommen. Im nächsten Moment wünschte ich, ich wäre einfach liegen geblieben.
Es ist unerheblich, an wie vielen Probejagden ich bereits teilgenommen habe, ich weiß mit Sicherheit, dass ich bei keiner einer solchen Bestie gegenüberstand.
Mein Kopf liefert mir den Namen zu dem bullenartigen Wesen, das mit angriffslustig gesenktem und mit spitzen Hörnern bewehrtem Kopf nur wenige Meter von unserer Gruppe entfernt steht und uns aus golden glühenden Augen anfunkelt.
»Ein Kreel«, hauche ich, ehe meine Stimme versagt.
Vor meinem inneren Auge erscheint die entsprechende Seite aus dem Lehrbuch.
Ein Kreel ist eine tonnenschwere und vergleichsweise langsame Bestie, die jedoch extrem gefährlich und unmöglich einzuschätzen ist. Sein breiter Schädel und der noch breitere Rücken sind mit Schuppen übersät, die einen direkten Angriff nahezu aussichtslos machen. Nur sein weicher und ungeschützter Bauch bietet eine Zielfläche. Die größte Gefahr geht von seinen gebogenen Hörnern aus, die eine Art Gift absondern, wenn sie den Gegner treffen, und von seiner schieren Masse, mit der er sogar Steingebäude niederreißen kann.
»Wenn ich sage, ihr sollt laufen«, höre ich Kellan, »dann lauft ihr, verstanden?«
»Aber sind wir nicht hier, um Bestien zu jagen?«, will einer der Rekruten wissen.
Am liebsten würde ich ihn packen und schütteln und anschreien, wie er diese dumme Frage stellen kann, schließlich hat er im Unterricht genug über die Kreels gelernt, um zu wissen, dass er sich von ihnen fernhalten sollte. Wäre ich seine Professorin, würde ich dem Rekruten so viele Extraunterrichtsstunden aufbrummen, bis ihm die Informationen zu den Ohren rauskommen und er nie wieder eine so dämliche Frage stellt.
Kellan bewahrt im Gegensatz zu mir die Ruhe. »Der ist eine Nummer zu groß für euch.«
Auch für dich, schießt es mir durch den Kopf. Allein wird es ihm nicht gelingen, den Kreel zu Fall zu bringen und am Bauch zu treffen. Allerdings ist Kellan niemand, der sich selbst überschätzt.
Was wiederum nur bedeuten kann, dass er genau weiß, dass er dem Kreel unterlegen ist und uns Zeit für den Rückzug verschaffen will.
Ich kratze all meinen Mut zusammen und stelle mich neben meinen Truppenführer. »Ich helfe dir, ihn abzulenken.«
Kellan wirft mir einen überraschten Seitenblick zu, ehe er sich wieder auf den Kreel konzentriert, der gerade mit dem gespaltenen Vorderhuf scharrt und offenbar überlegt, wen von uns er zuerst niedertrampeln soll. »Du wirst dich mit den anderen zurückziehen.«
»Aber …«
»Das ist ein Befehl.«
Die Endgültigkeit in seiner Stimme lässt mich hart schlucken, ehe ich mich zu einem »Ja, Kommandant« durchringe.
Da stürmt der Kreel auch schon auf uns zu. Der Waldboden erbebt so stark unter seinen Hufen, dass ich befürchte, er wird sich gleich auftun und uns verschlingen. Trotz seiner Masse ist der Kreel schnell, sobald er einmal in Bewegung ist, und walzt alles gnadenlos nieder, was ihm im Weg steht. Äste und sogar Stämme zersplittern unter seinen Hufen. Bäume schiebt er mit seinen kräftigen, gepanzerten Schultern einfach beiseite.
Ich bin wie erstarrt. Natürlich weiß ich, dass ich schleunigst zur Seite springen und mein Heil in der Flucht suchen sollte. Doch meine Füße scheinen mit dem Waldboden verwachsen zu sein. Das Beben wird immer stärker, je weiter der Kreel sich nähert. Es wandert meine Beine hinauf, nistet sich wie ein drohendes Unheil in meinem Bauch ein und lähmt mich. Innerlich schreie ich meinen Körper an, dass er verschwinden oder wenigstens mein Schwert ziehen soll, damit ich mit einer Waffe in der Hand sterbe, wie es sich für eine Jägerin gehört. Doch er verweigert jeden meiner Befehle. Wie gefangen kann ich nichts anderes tun, als meinem Niedergang in die golden glühenden Augen zu starren.
Neben mir flucht Kellan, ehe er mich packt und zur Seite stößt. Erneut lande ich im Laub. Schreie gellen in meinen Ohren, als der Kreel durch unsere Reihen walzt. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie einige Rekruten versuchen, auf die Bäume zu klettern. Weit kommen sie nicht. Wie faules Obst fallen sie herab, sobald der Kreel gegen die Stämme stößt.
Die Schreie um mich herum werden lauter, verzweifelter. So laut, dass ich mir die Ohren zuhalte, um sie nicht mehr mit anzuhören. Bis sie schließlich leiser werden oder in ein ersticktes Gurgeln übergehen.
Ich rappele mich hoch, obwohl ich am ganzen Leib zittere. Kellan entdecke ich inmitten der niedergetrampelten Truppe; er hilft gerade einem Rekruten auf die Beine. Zwei andere daneben werden wohl nie wieder aufstehen. Sie sind nicht die ersten toten angehenden Jäger, die ich sehe, und sie werden nicht die letzten sein. Und doch erschüttert mich ihr Anblick. Ihre zerschmetterten Leiber und all das Blut, das nun im trockenen Laub versickert, werden mich in meinen Albträumen verfolgen.
Vorausgesetzt ich schaffe es heil zurück.
Während ich dabei zusehe, wie Kellan alles tut, um die verbliebenen Überlebenden zu retten, wird mir klar, dass nicht ich diejenige sein sollte, die es zurück schafft. Auch wenn es mein größter Traum ist, eine Jägerin zu werden und die Welt von den Bestien zu befreien, muss ich mir eingestehen, dass ich niemals stark genug sein werde, um einem Kreel oder noch gefährlicheren Bestien die Stirn zu bieten.
Aber ein Jäger wie Kellan könnte es. Jemand, der über ein solches Können und Einfühlungsvermögen verfügt, muss für kommende Rekruten erhalten bleiben.
Selbst wenn ich nicht mehr unter diesen Rekruten bin.
Vielleicht sind es auch noch andere Gefühle, die ich mir jetzt und hier nicht eingestehen will, die mich den Mund öffnen lassen, bevor ich mich besinnen kann.
»He, du hässliches Vieh!«, schreie ich, bis der Kreel von dem Baum ablässt, auf dem mehrere schlotternde Rekruten hocken. »Willst du eine leichte Beute? Dann komm und hol mich!«
»Reina, nicht!«, ruft Kellan. »Verschwinde von hier!«
Doch ich bleibe stehen, endlich mit meinem Schwert in der Hand, und warte. Erstaunlich schnell für eine solch massige Kreatur wirbelt der Kreel herum, scharrt zweimal mit dem Vorderhuf, ehe er mit gesenktem Haupt auf mich zustürmt. Jeder meiner Sinne, jede Faser in mir schreit danach, die Beine in die Hand zu nehmen und zu fliehen. Doch ich weiß, dass ich nicht schnell genug wäre. Nicht mit diesem Körper, der sich seit Jahren weigert, stärker und wendiger zu werden.
Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Kellan einen Verwundeten stützt und ihn in den angrenzenden, dichteren Wald bringt. Sein Anblick brennt sich in mein Gedächtnis. Er wird es schaffen, ebenso wie einige der anderen Rekruten. Mein Opfer wird nicht vergebens sein.
Der Kreel ist nun so nah, dass das Beben meinen ganzen Körper erfasst und ich seinen schnaubenden Atem hören kann. Mit zusammengebissenen Zähnen warte ich auf den Schmerz. Was wird es wohl sein, das mich tötet? Der Aufprall? Werden dabei meine Knochen zersplittern? Oder werde ich doch von seinen Hörnern aufgespießt, ehe sein Gift durch meinen Körper strömt und mich von innen heraus zersetzt?
Als ich schon seinen heißen Atem in meinem Gesicht spüre, packt mich etwas am Arm und zieht mich zurück. Zur Abwechslung lande ich nicht im Laub, sondern pralle mit dem Rücken gegen einen Baum. Hektisch schnappe ich nach Luft, doch das Atmen wird durch einen festen Körper erschwert, der sich gegen mich presst.
»Seit wann habt ihr Jäger denn eine solche Todessehnsucht?«, fragt eine mir unbekannte Männerstimme nah an meinem Ohr.
Ich bekomme kein Wort heraus; auch wenn es anders wäre, wüsste ich nicht, was ich darauf antworten sollte.
Der Kreel wirbelt herum und hält direkt auf uns zu. Ich erkenne lediglich die Umrisse des Fremden, bevor er sich zu der Bestie umdreht. Nur einen Sekundenbruchteil später werde ich geblendet von einem Licht, dessen Ursprung ich nicht kenne. Meine Augen brennen, glühen regelrecht, und obwohl ich sie fest zukneife, bohrt sich das grelle Leuchten in mich hinein. Das Brüllen des Kreels verstummt, der Boden bebt nicht länger. Alles, was ich höre, sind die normalen Geräusche des Waldes, die wie aus einem tiefen Schlaf erwachen.
»Augen geschlossen lassen«, weist mich die fremde Stimme an. »Und du wirst keinen Mucks von dir geben, wenn dir dein Leben lieb ist.«
Erneut zittere ich, nicke aber. Meine Augen zu öffnen, hätte keinen Sinn, da ich sowieso nichts anderes als helle Punkte sehen würde. Vorsichtshalber presse ich mir noch beide Hände auf die Augen im verzweifelten Versuch, so das Brennen hinter meinen geschlossenen Lidern zu lindern.
Der Fremde gibt einen belustigten Laut von sich. »Braves Mädchen.«
Es fehlt nicht viel und ich hätte ihm für diese Bezeichnung vors Schienbein getreten. Das heißt, wenn ich sein Schienbein sehen könnte.
Schritte nähern sich. Nicht die einer Bestie, aber trotzdem schnell.
»Diese Idioten sind direkt in Kreel-Gebiet gelaufen«, sagt eine Frauenstimme einige Meter rechts von mir. »Geschieht ihnen recht.«
»Tote Jäger bedeuten immer, dass noch weitere von ihnen kommen«, entgegnet die Männerstimme, die zuvor mit mir geredet hat. Es klingt, als würde er direkt vor mir stehen und mich … abschirmen? Das muss ich mir einbilden. Vorsichtig öffne ich ein Lid, bloß einen Spaltbreit, erkenne aber nichts außer verschwommene Schatten. Vielleicht ein breiter Rücken, dessen dunkle Kleidung förmlich mit dem restlichen Wald verschmilzt.
»Wir sollten ihnen noch ein wenig Angst einjagen und dafür sorgen, dass sie sich künftig fernhalten«, wirft eine zweite Männerstimme ein. »Sie wagen sich viel zu nah an uns heran. Das muss aufhören, wenn wir keinen Zwischenfall riskieren wollen.«
»Geht«, sagt der Mann direkt vor mir. »Ich hole euch ein. Muss mich kurz ausruhen.«
Die Frau seufzt. »Das kommt davon, wenn man sich mit einem wütenden Kreel einlässt. Du hättest warten sollen, bis er sie alle niedergetrampelt hat. Dann hätten wir jetzt weniger Arbeit.«
»Du hast recht, wie immer. Ich versuche nur, die Zahl der Opfer auf unserem Gebiet gering zu halten. Das eben waren Grünschnäbel. Wenn die erfahrenen Jäger anfangen, herumzuschnüffeln, bringt uns das eine Menge Ärger ein.«
Die Frau gibt einen zustimmenden Laut von sich. »Es hat schon seinen Grund, warum du uns führst. Wir sorgen dafür, dass sie so schnell nicht wieder hierherkommen.«
»Keine weiteren Opfer«, sagt der Mann vor mir.
»Ja, ja«, murrt die Frau. »Du gönnst uns auch kein bisschen Spaß.«
»Hat er das je?«, wirft der zweite Mann mit einem gutmütigen Unterton ein.
Die Schritte zweier Personen entfernen sich.
Der Fremde gibt einen belustigten Laut von sich. »Du hast die Augen ja noch zu. Tust du immer, was man dir sagt?«
Ich zwinge meine Augen, sich zu öffnen. Sie gehorchen mir unter Protest. Es fühlt sich an, als hätte ich viel zu lang direkt in die Sonne gesehen. Ich blinzele ein paarmal, da legt der Fremde mir eine Hand über die Lider.
»Habe ich dir erlaubt, die Augen aufzumachen?«
Ich knirsche mit den Zähnen, insgeheim dankbar, dass er mich vor jedwedem Licht abschirmt. Seine Hand ist warm und spendet genügend Dunkelheit, um das fiese Brennen zu dämpfen. »Ich brauche keine Erlaubnis von dir.«
»Ach, ich dachte, ihr Jäger nehmt gern Anweisungen entgegen.«
Ihr Jäger. Etwas Ähnliches sagte er vorhin schon. Das würde bedeuten, dass er und die beiden anderen keine Jäger sind. Seine dunkle Kleidung und die Tatsache, dass er offenbar den Kreel im Alleingang besiegt hat, sprechen jedoch dagegen. Neben unserer Akademie existieren drei weitere in den übrigen Reichen. Es wäre also nicht unmöglich, dass er von einer anderen kommt. Wenn dem so ist, dann muss er ein Truppenführer sein – er hatte ganz klar das Sagen.
Ich recke das Kinn; seine Hand bleibt an Ort und Stelle. »Ich nehme lediglich Anweisungen von Vorgesetzten entgegen.«
Erneut gibt er einen belustigten Laut von sich. »Es würde mir bestimmt Spaß machen, dir Anweisungen zu geben, kleine Jägerin.«
Etwas in seinem Tonfall entzündet ein fremdartiges Brennen in meinem Bauch. Der letzte Rest Logik, der mir nach den vergangenen Minuten geblieben ist, schreit mich an, dass ich mich von ihm zurückziehen soll, doch der Baumstamm in meinem Rücken hindert mich daran. Und meine Füße gehorchen mir sowieso nicht.
»Aber«, fährt er fort, lässt seine Hand von meinen Augen gleiten und streichelt mir federleicht über die Wange, »ich befürchte, dass wir das verschieben müssen. Du solltest von hier verschwinden, ehe du noch mehr Aufmerksamkeit erregst.«
Blinzelnd öffne ich die Augen. Sie tränen und brennen fürchterlich, und mehr als schummrige Umrisse kann ich von ihm nicht erkennen. Unvermittelt lehnt er sich vor und ist mir fast wieder so nah wie vorhin, als er mich vor dem Kreel gerettet hat. Das hat er doch getan, oder? Die Bestie ist fort und ich bin noch hier. Also muss er mich gerettet haben.
Ich spüre seinen warmen Atem an meinem Ohr, als er flüstert: »Geh nach Hause, kleine Jägerin, und komm nie wieder in dieses Gebiet, wenn du nicht so enden willst wie deine Kameraden.«
Als er sich zurückzieht, streift er mit den Lippen über meine Wange, hinterlässt dort eine brennend heiße Spur. Ich schnappe nach Luft und reiße die Augen auf, in der Hoffnung, etwas von ihm zu sehen, doch als mein Blick sich klärt, ist er verschwunden, als wäre er nie da gewesen.
Verwirrt, am ganzen Körper schlotternd und mutterseelenallein bleibe ich zurück, zwei Finger an die Wange gelegt, wo meine Haut noch auf eigentümliche Weise prickelt.
Ohne eine Fackel stolpere ich durch das unvertraute Gelände und taste mich langsam vorwärts. Zwar finde ich meine Waffe und fühle mich nicht komplett hilflos, aber wem will ich etwas vormachen? Würde ein weiterer Kreel oder ein anderes Biest auf mich aufmerksam werden, hätte ich keine Chance.
Doch irgendwie verlasse ich den Wald lebend und bis auf ein paar oberflächliche Blessuren an meinen Knien und meinem Rücken unversehrt, als die Sonne bereits aufgeht. Vielen der anderen Rekruten ist das nicht gelungen. Durch die Wucht des Kreels waren die meisten Körper zerschmettert, sodass ich nicht mehr sagen konnte, um wen es sich handelte. Zu dem Zeitpunkt war ich dankbar dafür, dass ich keine Fackel bei mir hatte und so ihre Leiber nicht genau anschauen konnte. Ich spürte unter meinen Stiefeln, wenn ich einem Gefallenen zu nah kam; der Waldboden war dann aufgeweicht und rutschig. Schnell tastete ich mich an den Baumstämmen entlang, um von der Unglücksstelle wegzukommen.
Tränen steigen mir in die Augen, als ich nun am Waldrand stehe, den Blick direkt auf die Akademie auf dem Hügel gerichtet, hinter der gerade die Sonne aufgeht.
Ich bin am Leben.
Bei jedem Schritt, mit dem ich mich meinem Heim nähere, wiederhole ich diese Worte, bis sie sich so tief in mir eingenistet haben, dass ich sie glaube. Bis ich tatsächlich begreife, dass ich hier bin und nicht tot und zerschmettert irgendwo im Wald hinter mir verrotte.
Als der Kies des Akademieweges unter meinen Füßen knirscht, kann ich die Tränen kaum noch zurückhalten, obwohl sie fürchterlich in meinen Augen stechen. Und als ich vor dem Gebäude nicht nur Kellan – ebenfalls am Leben! –, sondern auch den Dekan entdecke, entweicht mir ein Schluchzen, das beide Männer auf mich aufmerksam macht. Zeitgleich drehen sie sich zu mir um, und ich kann nicht sagen, über welchen Anblick ich mich mehr freue.
Schließlich ist es der Dekan, der zwei große Schritte auf mich zu macht, sodass seine schwarze Robe im Morgenwind hinter ihm herflattert, und die Arme ausbreitet. Die Sorgenfalten, die sich auf seiner Stirn abgezeichnet haben, glätten sich augenblicklich, als ich auf ihn zustolpere und mich in seine Umarmung werfe. Sofort umfängt mich der vertraute Duft nach Buchseiten, Tinte und Strenge, der ihn stets umgibt. Sein Duft und die Wärme und Stärke seiner Arme gehören zu meinen frühesten Erinnerungen. Der Rest ist zerfressen von Feuer, Asche und Tod, doch sein Duft und seine Wärme sind geblieben. Sie gaben mir damals Sicherheit und führten mich in ein Heim, in dem ich meine Bestimmung fand.
So wie sie mir auch jetzt das Gefühl von Sicherheit und Zuhause vermitteln.
Mein Körper bebt, während ich verbissen weitere Schluchzer hinunterschlucke. Der Dekan streicht mir beruhigend über den Rücken und wartet, bis ich mich gefangen habe.
»Du bist wieder da«, sagt er leise. Seine Brust vibriert unter seiner tiefen Stimme an meiner Wange. »Ich war außer mir vor Sorge, als Kellan ohne dich zurückkehrte.«
Ich schniefe, ehe ich mich von ihm löse und an ihm vorbei zu Kellan schaue, der sich bisher im Hintergrund gehalten hat. Er sieht mindestens genauso mitgenommen aus, wie ich mich fühle. Ein Arm steckt in einer Schlinge, über sein Gesicht ziehen sich mehrere Schrammen und sein dunkelblondes Haar ist zerzaust. Auch scheint er sich seit seiner Rückkehr weder gewaschen noch umgezogen zu haben.
»Wie viele haben es zurück geschafft?«, frage ich mit wackeliger Stimme.
Kellans Blick gleitet zu Boden. »Weniger als die Hälfte.«
Mein Hals ist wie zugeschnürt. Natürlich kommt es vor, dass Rekruten während einer Probejagd getötet werden. Der Truppenführer mag noch so gut und erfahren sein, er kann nicht jeden beschützen. Aber ich habe noch nie davon gehört, dass während einer Übungsjagd mehr als die Hälfte der Rekruten ausgelöscht wurde.
»Es tut mir leid«, murmele ich.
So viele Tode sind nicht nur ein herber Verlust für die Akademie, sondern für die gesamte Menschheit.
Kellans Miene wirkt zwar gefasst, aber seinen leeren Blick kann er nicht verbergen. Mit seinem blassen Gesicht und den hängenden Schultern wirkt er, als wäre er ebenfalls eines der Opfer. Und vielleicht ist er das und ist mit den anderen dort draußen im Wald gestorben.
Sosehr ich mich auch danach sehne, ihn tröstend in die Arme zu schließen, bewege ich keinen Muskel. Ich kann nichts anderes tun, als all die kleinen Veränderungen an ihm zu registrieren. Gestern war Kellan noch der jüngste Absolvent, der Vorzeigejäger und beste Ausbilder, den ich mir wünschen konnte. Heute ist er gebrochen, zerschmettert unter den Hufen eines Kreels. Nicht physisch, aber innerlich.
Die große, warme Hand des Dekans auf meiner Schulter bewahrt mich davor, weiter über Kellans Zustand nachzudenken. »Haben es noch andere geschafft?«
Ich versteife mich. »Nein. Außer mir … war niemand mehr am Leben.«
Kellan hebt den Blick, doch er geht an mir vorbei. »Reina war es, die uns Übrigen den Rückzug ermöglicht hat. Sie hat sich mutig und ohne zu zögern dem Kreel entgegengestellt, damit wir fliehen konnten. Und sie ist hier. Das bedeutet, dass sie die Bestie getötet hat.«