Hugo, streck die Fühler aus! - Lena Avanzini - E-Book

Hugo, streck die Fühler aus! E-Book

Lena Avanzini

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Beschreibung

Eigentlich wollte Hugo, der junge Silberfisch, nur umziehen. Dabei geht seine Mutter verloren, und er landet unverhofft in einer Menschenwohnung voll hinreißend schräger Insekten. Schnell wird er Teil dieser winzigen Welt. Als die Mehrbeiner von einer hysterischen Frau mit Hygienewahn und Kammerjäger-Ambitionen bedroht werden, hilft nur noch die Flucht nach vorn. Unverschämte Silberfischmädchen, Hausgrillen mit Weitsprung-Erfahrung, Motten-Kunstflüge und ein gestohlener Diamant, so sieht Hugos aberwitziger Plan aus!

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Seitenzahl: 113

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Lena Avanzini

Hugo,

streck die

Fühler aus!

Lena Avanzini

Hugo,

streck die

Fühler aus!

Umschlag und Vignettenvon Joëlle Tourlonias

 

Inhalt

Unterwegs

Bianca

Leckerbissen

Überraschung!

Vogelkunde

Von Menschen und Staubläusen

Leonie Grün

Leonies Tagebuch

Emils Kummer

Asselblut

Putzwut

Die Konferenz der Mehrbeiner

Der Plan

Letzte Vorbereitungen

Wildnis

Mahlzeit!

Lockfalter

Die Kommissarin

Das Fest

 

Unterwegs

Es war dunkel. Es roch nach Moder. Und es rauschte ohrenbetäubend. Ich ritt auf dem Wasserstrahl wie Captain Skimmer, als er aufbrach, um Prinzessin Lilibai vor den Kiefern des Killerkaimans zu retten. Hinter mir ritt natürlich keine Prinzessin, sondern meine Ma. Und wir retteten niemand, wir zogen um. Meine Schuppen juckten vor Aufregung. Du glaubst nicht, dass sich Winzlinge wie wir Silberfische aufregen können? Lass dir sagen, dass du schwer im Irrtum bist.

„Uuuäääähh!“ Plötzlich stürzte der Strahl senkrecht nach unten. Wahnsinn. Als hätte jemand eine Schleife in meinen Darm gebunden. Ma rief mir etwas zu, aber das Tosen des Wassers übertönte ihre Stimme. „Waaas?“

„Spring ab! Da vorne!“

„Wooo?“

Ihre Antwort war ein Gurgeln. Nur das Wort „Licht!“ hatte ich verstanden. Doch ich sah bloß schwarze Ameisen bei Neumond, also nichts. Mir wurde langsam mulmig. Ich durfte auf keinen Fall die Abzweigung verpassen, sonst …

Links unter mir schimmerte etwas.

„Jetzt, Hugo, spring!“

Mit aller Kraft bog ich meinen Hinterleib durch und warf mich dem schwachen Schein entgegen. Tatsächlich! Ein Rohr, das seitlich vom Abfluss wegführte.

„Aua!“ Die Landung war härter als gedacht. Mein Kopf brummte, ein stechender Schmerz durchzuckte meine rechte Vorderklaue. Hinter mir plumpste es noch einmal, und ich drehte mich um. Mist! Ma war zu kurz gesprungen. Nur mit dem vordersten Beinpaar klammerte sie sich an den Rand der Rohrgabelung … und drohte abzurutschen!

„Ma, stemm dich hoch!“ Ich versuchte, sie zu packen, doch ihre Schuppen waren glitschig. Sie zappelte und keuchte.

„Tut mir leid, Hugo, ich schaff’s nicht.“ Verzweifelt versuchte sie zu lächeln.

„Du musst! Schnapp dir meine Fühler, ich ziehe dich hoch.“ Etwas Eisiges schnürte mir den Hals zu.

„Ich bin viel zu schwer für dich, und das weißt du.“

„Es ist unsere einzige Chance. Bitte, Ma, tu’s einfach.“

„Erinnerst du dich an unsere Abmachung?“

„Aber Ma, du …“

„Du wirst dich doch daran halten? Versprich’s mir.“

Ich spürte Tränen aufsteigen und senkte den Kopf. „Ja, ist gut, ich …“

„Schau mir in die Augen.“

Rasch wischte ich die verräterischen Tropfen weg und sah meine Ma an. „Wenn du abstürzt, werde ich nicht hinterherspringen, sondern alleine weiterkrabbeln. Wie wir es besprochen haben. Das verspreche ich.“

„Gut so. Und weiter?“

„Am Ende des Rohrs sehe ich mich um. Wenn ich keine Feinde entdecken kann, klettere ich aus dem Abfluss.“

„Richtig. Auf welche Feinde achtest du besonders?“

„Auf Spinnen, Ohrwürmer und Menschen.“

„Am gefährlichsten sind die Menschen. Sie wirken plump, aber ihre Füße sind unberechenbar, vergiss das nie! Und ihr ganzer Sinn steht danach, uns Silberfische zu zertreten.“

„Ich pass schon auf, Ma.“

„Sei höflich zu den anderen Mehrbeinern. Pople nicht in deinen Ohren. Und Fühler weg von Zucker und jedem weißen Pulver, das herumliegt. Denk daran, was mit deinem Vater passiert ist!“

„Zucker schmeckt doch sowieso eklig.“

„Genau.“ Ma stöhnte auf. Jetzt hing sie nur noch an einer Klaue. „Leb wohl, mein Schatz. Ich bin stolz auf …“

Sie rutschte ab und fiel. Dann sah ich nichts mehr außer dem tosenden Wasser im Abfluss.

Captain Skimmer wäre ihr nachgesprungen, hätte sie mit seinen Megakräften an ihren drei Schwanzborsten hochgezogen und sich selbst dazu. Aber Captain Skimmer war ein unbesiegbarer Held, kein junger Silberfisch, der gerade mal die dritte Häutung überstanden hatte. Außerdem tummelte sich der Captain zwischen den Deckeln eines Buches. Ich war dagegen im Abwassersystem des wirklichen Lebens gestrandet.

Ich schniefte. Mit eisigen Klauen griff die Verzweiflung nach mir. Noch nie hatte ich mich so winzig und verloren gefühlt. Machtlos. Nichts konnte ich für Ma tun. Nur hoffen, dass sie irgendwo an Land gespült würde. Sie war zäh. Sie war eine Kämpferin. Ich wollte fest daran glauben, dass sie es packen konnte. Was anderes war einfach nicht vorstellbar. Punkt.

„Mit Mut zum Licht“, hatte Captain Skimmer im Magen des Killerkaimans gesagt, ehe er über den Magensäuresee und durch die Darmröhre gesprungen war und im Sog eines gewaltigen Pupses den Hinterausgang genommen hatte. Mit letzter Kraft beschloss ich, der Parole meines Lieblingshelden so gut es ging zu folgen. Ma hätte es so gewollt – und etwas anderes blieb mir nicht übrig. Vorsichtig krabbelte ich dem Licht entgegen. Meine verletzte Klaue schmerzte, und ich kam nur sehr langsam vorwärts.

Als ich endlich den Ausgang des Rohres erreicht hatte, dämmerte es bereits. Ich war hungrig, verzweifelt und sehr müde. Normalerweise stand ich um diese Zeit nach einem erholsam durchschlafenen Tag auf.

Wie ferngesteuert kletterte ich durch das Abflussgitter und sah mich um. Eine weiße Fläche breitete sich vor mir aus. Kein Mensch, kein Ohrwurm und keine Spinne weit und breit. Ich humpelte zum Ende der Ebene. Eine hohe Wand wuchs senkrecht in die Höhe.

Na fabelhaft! Bei meinem Glück war ich in der Badewanne gelandet. An der glatten Porzellanwand gab es kein Hinaufkommen. Ich probierte es trotzdem, aber schon nach wenigen Schritten rutschten meine Beine weg, und ich fiel wieder hinunter. Ich musste es an einer anderen Stelle versuchen. Als ich beinahe das gegenüberliegende Ende der Wanne erreicht hatte, entdeckte ich einen feinen Riss im Porzellan. Wie gemacht für meine Beine.

Nach einer halben Ewigkeit gelang es mir, den Badewannenrand zu erreichen. Zum Hinunterklettern hatte ich keine Kraft mehr. Ich atmete tief durch, drehte mich auf den Rücken und rutschte. Mit einem gewaltigen Plumps landete ich auf einer grünen Fliese

Geschafft. Mir tat alles weh, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, angekommen zu sein. Als Erstes wirbelte ich meine Fühler durch die Luft und schnupperte. Was für ein paradiesischer Geruch! Futter. Wohin mein Blick fiel, überall Delikatessen. Hautschuppen in allen Größen sprangen mir ins Auge, ein abgeschnittener Nagel und dunkelbraune Haare, eines davon lag direkt vor meinen Fühlern. Trotz des Kummers um Ma begann es in meinem Bauch zu blubbern. Gierig wie eine Heuschrecke stürzte ich mich auf das Haar. Mmmh! Es schmeckte holzig, mit einem leicht süßlichen Abgang. Ein Menschenhaar. Von einem Mann. Der Haarträger ist mittelalt und leidenschaftlicher Knoblauchesser, riet ich. Ich bin nämlich ein Feinschmecker, musst du wissen.

Plötzlich zerrte etwas an meiner mittleren Schwanzborste. Ich wirbelte herum. Ein Augenpaar so schwarz wie Käfermist funkelte mich böse an.

Bianca

Das Augenpaar fixierte mich genauso grimmig wie Ma, wenn ich in Menschenkunde wieder mal nicht aufgepasst hatte. Es gehörte einem Silberfischmädchen. Sie war ein wenig kleiner als ich, und ihre Schuppen glänzten hellsilbrig, fast weiß. Noch nie hatte ich so eine hübsche Chitinhülle gesehen. Meine Beine drohten nachzugeben, alle sechs, und ich schaute schnell weg.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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