Humor ist eine Sosse - Tobias Bandisch - E-Book

Humor ist eine Sosse E-Book

Tobias Bandisch

3,0

Beschreibung

Ihnen gelingt es, Wort- und Gedankenkaskaden in einer ...

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Tobias ist 48, Hobbykoch und Entertainer. Zwischenzeitlich gescheitert, da keine Aufträge und kein Publikum und wohnungslos geworden, meldet er sich bei der Dating Seite finya an. Nach einigen gescheiterten Versuchen auf der Suche nach dem großen Glück, landet er mit nur einem Klick bei der zweiunddreißigjährigen Kellnerin Anna aus Breslau. Tobias hat einen Traum, er will mit seiner Wohnzimmershow, mit der er bisher erfolglos über die Lande tingelt, Hamburgs größtes überdachtes Wohnzimmer, die O2 world füllen. Anna hat da ganz andere Sorgen. Sie will ihre Heimatstadt verlassen und sehnt sich nach einem Leben in Hamburg. Zur Vorspeise Liebe, zum Hauptgang nur dich und mich und zum Dessert Tiramisu.

Tobias Bandisch, 1964 in einem kleinen Vorort von Hamburg geboren, in Bremen, lebt seit 1994 als Unterhaltungskünstler in der Stadt seines Herzens, Hamburg. Seit 2004 ist er Gastgeber der Wohnzimmershow, in der er in einem abendfüllenden Showprogramm für seine Gäste kocht, entertaint, Saxophon spielt und singt und sich dazu liebend gerne illustre Gäste einlädt.

Für alle, die noch klar denken können, und bescheiden geblieben sind.

Inhaltsverzeichnis

0. Guten Tag, Servus, das ist Anna

1. Guten Tag, ein paar Worte vorweg

2. Wer bis hierher gelesen hatdann kann es ja nicht ganz so schlimm sein

3. Wo bitte ist Kummerfeld?

4. Mal eben eine vielleicht verfrühte Biografie

5. Was ist eigentlich eine Mileidkrise? ( auch Midlife-Crisis genannt)

6. Was ist eigentlich finya?

6 b. Nörgeln

7. Die Reise nach Polen

8. Wer ist der richtige Partner für mich?

9. Ein Reim für Kummerfeld

10. Die Steuerfahnderin

11. Nancy macht was los

12. Ach, Anna!

13. Hamburg war jetzt nicht mehr ganz so schön!

Bigos Rezept

14. Nancy macht einen glücklichen Wochenendausflug

15. Menschen, die lachen, sind wirklich schön

16. Weiter geht’s

17. Ein Sonnenuntergang in Kummerfeld

18. Was man nicht mit Liebe tut, wird selten gut!

19. Nini ist auch Polin, wie sollte es auch anders sein?

20. Schnelldurchlauf, wir müssen ja langsam mal vorankommen!

21. Endlich, Anna!!! Aber noch immer kein Happy End…

22. Anna besucht mit mir ein Restaurant kurz vor Weihnachten

23. Wie schnell die Zeit und auch so ein Roman doch vergeht

24. Happy End

25. Ach nee, doch noch nicht, habe noch 319 Wörter Zeit bis 300 Seiten

26. Abspann

27. Weiter im Abspann und Ende

0 Guten Tag, Servus, das ist Anna

Anna steht in den vier Quadratmetern Küche, in die gerade ein Gasherd passt, ein alter Kühlschrank, aus dem immer Wasser tropft, wenn man die Tür öffnet und ein kleiner, abgenutzter, viereckiger Küchentisch mit zwei einfachen Holzstühlen. Es qualmt mächtig und über dem Herd rollt sich ein Teil der Tapete von der Wand. Auf dem Tisch steht ein Laptop mit der Startseite der Singleseite finya.

Anna ist Im Stress, da hilft auch der Joint, an dem sie gerade zieht, kaum weiter. Auf dem Küchentisch stapeln sich Kartons mit angeknabberten Pizzen, geleerte Wodkaflaschen, jede Menge Kleingeld, Weißkohl, Wurst und Kartoffeln. Anna nimmt ein großes Küchenmesser in die Hand und versucht den Kohl in der Mitte durchzuschneiden. Er springt vom Küchentisch, während sie sich in den Zeigefinger der linken Hand schneidet, fällt ihr zu allem Überfluss auch noch eine Auflaufform auf den Kopf, als sie den Hängeschrank über dem Herd öffnen will.

„Kurva, Kurva much!“ ruft sie erbost aus. Und da kaum einer von uns so wirklich Polnisch sprechen kann, lassen wir Anna und auch alle anderen polnischen Menschen in diesem Roman, eben deutsch sprechen. So gut sie es eben können, und das ist allemal bewundernswert mehr, als ich polnisch sprechen kann. „Kurva, heilige Mutter Maria, nicht einmal zum Kohl schneiden bin ich gut!“ Na ja, wahrscheinlich liegt es daran, Anna, weil du gestern viel zu lang im Restaurant gearbeitet hast und danach noch mit den Kollegen viel zu viele Wodka getrunken, so dass du erst in der Morgendämmerung nachhause gekommen bist in die kleine Wohnung deiner Mutti und so betrunken warst, dass du noch jetzt nicht weißt, wie du, noch in deiner Arbeitskleidung mit Kellnerschürze, in dein Bett gefallen bist. Es qualmt ganz mächtig aus dem Ofen. Anna umwickelt den blutenden Finger mit einem Küchenhandtuch, drückt den Joint im Aschenbecher aus, fegt hastig die Scherben auf dem Fußboden auf und klickt auf ein kleines Vorschaubild auf dem Bildschirm. Erstaunlich, was Frauen alles gleichzeitig können. Fehlte nur noch, dass sie eines der stundenlangen Gespräche mit ihrer besten Freundin führen würde. Worüber Frauen eben so sprechen, während sie sich gleichzeitig beinah lebensgefährlich verletzt haben und Muttis Küche in Brand setzen. Männer, Diäten, Schuhe, Sex, Sex, Schuhe, Diäten, Männer. Anna kann wirklich vieles, aber kochen kann sie eben so rein gar nicht, wenn sie es eben doch immer wieder versucht, endet es zumeist in einer kleinen Katastrophe. Es ist mein Foto, das ich gerade erst vor ein paar Monaten auf der Seite hochgeladen hatte, das Anna jetzt flüchtig und mit nur einem Blick aus den Augenwinkeln, betrachtet. Es schlagen inzwischen kleine Flammen aus dem Gasofen. Anna bemerkt es erschrocken, reißt die Herdklappe auf, löscht das Feuer geistesgegenwärtig mit der Hühnerbouillon, die in einem Topf auf dem Herd vor sich hin köchelt, den Rest erledigt sie mit dem Handtuch, das eben noch ihre Blutungen an der Hand stillen sollte. Sie dreht sich um und zu allem Überfluss fegt sie dabei auch noch eine Schüssel mit klein geschnittenen Zwiebeln vom Küchentisch. „Anna, kochanie!“ ruft ihre Mutti aus dem Wohnzimmer herüber, die gerade eingemummelt in eine Decke, bei einem Glas Tee auf dem Schoß in ihrem Lieblingssessel

M jak miłość („L wie Liebe“) mit Steffen Möller verfolgt. Ihre absolute Lieblingsserie, bei der sie keine Folge verpassen durfte, wusste sie auch, dass ihre Tochter wieder allerhand Unfug in der Küche anstellen würde. „Kochanie!“ ruft sie jetzt noch einmal herüber. „Du versuchst doch nicht etwa schon wieder zu kochen? Liebling, du weißt doch, dass du überhaupt nicht kochen kannst, da haben auch die zwanzig Stunden Kochschule nichts geholfen, die ich dir letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt habe.“

„Mutti!“ ruft Anna erschrocken zurück, ob der Genauigkeit, mit der ihre Mama wusste, was sie gerade wieder für ein Chaos in ihrer morgendlichen Unausgeglichenheit am späten Nachmittag anstellte. „Mutti, ich wollte doch nur Bigos machen und ein knuspriges Hühnchen aus dem Ofen.“

„Ich weiß, mein Engel!“ ruft ihre Mama jetzt zurück. „Dein Papa war ein fabelhafter Koch, aber leider hat er dabei noch mehr getrunken und uns dann immer wieder geschlagen, wenn er für uns kochte. Kurva, konnte der Schnitzelka, Pirogi und Gompki, hätte er doch nur nicht sein halbes Leben versoffen. Aber das kannst du ja gar nicht wissen, zum Glück, damals warst du ja noch viel zu klein und leider ist er mit seinem letzten Bigos durchgebrannt, ach herrje, zu einer zwanzig Jahre Jüngeren und seitdem müssen wir beide eben allein zurechtkommen, Kochanie.“ Annas Mutti, die von einer kleinen Rente lebt und hier und da putzen geht, widmet sich weiter voller Wohlgefühl ihrer Lieblingssendung. Annas Mutti sitzt am liebsten in ihrem Lieblingsstuhl vor ihren Lieblingssendungen, und das von früh morgens bis spät in die Nacht, nur hin und wieder in die Küche laufend, um sich einen Teller Suppe zu holen oder einen heißen Tee zu kochen, wenn Anna mal nicht da war, um ihn ihr zu bringen. Annas Mutti hat Krebs, doch sie sagt es ihrer Tochter nicht. Sie wünscht sich nichts mehr, als dass Anna glücklich wird. Sie will sie nicht belasten. Sie will nicht, dass Anna wegen ihr bleibt, wenn sie doch woanders glücklich werden kann. Annas Mutti hat Angst, ihre Zeit könnte nicht reichen alles in Ordnung zu bringen, alle notwendigen Papiere zu sortieren und ganz besonders, dass die Zeit nicht mehr reicht, Anna oft genug zeigen zu können, wie sehr sie sie liebt, um ihr durch ihre Liebe unbändige Lebenskraft zu geben. Die Angst, die Zeit könnte nicht reichen, nimmt ihr immer wieder die Luft zum Atmen. Sie fühlt sich jetzt und heute nicht wirklich krank, obwohl die Ärzte ihr gesagt haben, sie sei zu spät zu ihnen gekommen, es sei zu spät für eine Chemotherapie. Ihr Gebärmutterhalstumor hätte bereits überall gestreut. Annas Mutti hat keine Angst vor dem Tod, sie hat Angst, Anna nur noch sehr wenige Male um sich haben zu können. Früher einmal hat sie gerne ein Glas Wodka vor ihren Lieblingsserien, in ihrem Lieblingssessel, getrunken, oder auch mal eine Flasche. Das tut sie jetzt nicht mehr. Sie will die Dinge sehen, wie sie sind. Sich nichts verschleiern. Schön trinken. Nicht einmal für ein paar Stunden. Wenn der Tod sie abholen kommt, Auge in Auge vor ihr steht, will sie gewappnet sein. Sie will ihn begrüßen mit Humor. „Na, du alter Schweinehund!“ und ihn noch für sehr lange Zeit davonjagen. Denn Annas Mutti wird sehr lange kämpfen. Für Anna. Erst ein Jahr später wird sie alleine in ihrem Sessel sitzen, wird sich das Video des letzten gemeinsamen Weihnachtsfestes mit ihrer Tochter voller Liebe ansehen. Sie wird sich Morphium spritzen, was sie schon seit Wochen getan haben wird, sich eine Zigarette anzünden und eine Flasche Wodka öffnen. Sie wird bei ihrer Tochter anrufen, und so tun, als sei alles in bester Ordnung. Sie wird ihr sagen: „Liebling, ich weiß, du machst jetzt alles richtig. Ich bin so stolz auf dich. Pass auf dich auf und auf das Kleine und ein bisschen auch auf Tobias, denn er liebt dich, wie ein Mann nur eine Frau lieben kann!“ „Ich weiß, Mama, ich liebe dich auch!“ wird Anna antworten, während die kleine Agnieszka und Marie heftig an ihre Bauchdecke treten. Wahrscheinlich auch vererbte Schilddrüsenunterfunktion, von Geburt an, falls man so was überhaupt vererben kann, muss beim nächsten Besuch mal Frau Dr. Ferdinand danach fragen.

Der Tod wird zu ihr kommen, wie der beste Saufkumpane an der letzten noch offenen Nachtbar der Stadt, die sie früher so gerne mit ihrem Mann besuchte, wenn er sie mal nicht geschlagen hat. Er wird sie umarmen, noch einen mit ihr heben, auf das Leben anstoßen. Und Annas Mutti wird tot sein.

Wir gehen doch alle täglich hinaus in die Welt, wenn wir nicht wie Justus am liebsten einfach zuhause bleiben, zumindest so lange wie es noch taghell war. Wir hetzen uns ab und kämpfen um Profite, ohne zu wissen, ob wir am nächsten Tag überhaupt noch von unseren erkämpften Profiten profitieren können. Wir behandeln Menschen bewusst, oder aus Versehen, schlecht. Geben Kindern noch immer schlechtes Essen, und vielen auf dieser Welt noch nicht einmal das. Das nenne ich mal Zynismus. Wir tun all´ das, ohne zu wissen, ob nicht auch schon morgen der Gevatter Tod an unser Hintertürchen klopft. Vielleicht waren wir alle viel zu kurze Zeit tot, bevor wir geboren wurden, um in der Lage zu sein all´ diese Grässlichkeiten zu tun.

Jeder denkt, Zeit ist unendlich, Zeit ist käuflich, man könne sie sogar managen, ein Zeitfenster äußerst geschäftig mit ihr verplanen. Nein, da irren wir aber ganz gewaltig, eben noch war die Sanduhr prall mit Zeit gefüllt, fast bis zum Überlaufen -und schon ist sie leer. Ausgeschüttet mit vollen Kübeln, manchmal ganze Badewannen voll, in nur einer Nacht. Kaum merkbar hindurchgerieselt die Zeit, und wir alle müssen uns fragen: War das jetzt alles richtig so, was ich getan habe? Kann ich es mir jetzt leisten so unendlich lange tot zu sein, obwohl ich mich für meine Schweinereien eigentlich noch bei so vielen entschuldigen, es wieder gutmachen, müsste? Ich meine jetzt nicht perfekt, sondern richtig. Ich weiß, es ist ein sehr bemühter Spruch, aber wir sollten jeder jeden Tag so leben, als wäre es der Letzte. Also, in Erkenntnis dessen weiterhin unmöglich Kindern gar kein, oder weiterhin ungesundes, Essen zu geben. Findet ihr nicht?

„Bring mir etwas von deinem Hühnchen, sei es auch noch so verbrannt, Anna, Liebling“, ruft Annas schwerkranke Mutter jetzt in die Küche hinüber und fügt flüsternd hinzu, so dass Anna es nicht hören kann: „Ich brauche jetzt sehr sehr viele Kalorien, denn ich werde schon bald für unendlich lange Zeit nichts mehr essen können!“ Anna liebt ihre Mutti und würde alles für sie tun. Nur so dumm sein wie sie, was die Männer betrifft, würde sie niemals. Da würde sie gegebenenfalls mehrfach richtig hinschauen, bevor sie sich auf etwas festlegen würde. Annas Mutti hat nicht mehr das Gefühl, etwas zu verpassen im Leben. Mit den Männern hat sie abgeschlossen und so ist sie am glücklichsten, wenn sie zuhause sein kann, vor ihren Lieblingssendungen, deren Dialoge sie, nach der so und so vielten Wiederholung, zum Teil schon auswendig weiß und sie dann auch lauthals mitspricht. Zum großen Missfallen ihrer einzigen Tochter, die noch lange nicht so weit ist, Dialoge nachzusprechen, statt sie ganz maßgeblich selbst mitzubestimmen. Sie würde ihre Dialoge mit den Männern selber gestalten, gerade so, wie es ihr gefiel und so etwas wie ihrer Mutti würde ihr niemals geschehen. Da würde sie notfalls lieber mehrfach hinschauen und warten, bis sie den Richtigen gefunden haben würde. Von ihr aus, bis sie alt und grau wäre, aber so lange würde es ja zum Glück nicht mehr dauern.

Anna hält jetzt den Bräter mit dem verkohlten Huhn in den Händen, schaut kurz mein Bild an und sagt: „Svotka, bardzo svotka, nicht so schlecht der Mann. Was ist ein Entertainer?“ ruft sie zu ihrer Mutti hinüber. „Ist er berühmt?“ fragt diese zurück „Kenn´ ich nicht, Mama!“ „Dann ist es nicht wichtig, was er ist, vergiss´ das ganz schnell, Kochanie!“

1 Guten Tag, ein paar Worte vorweg

Diese Geschichte ist frei erfunden, auch wenn sie zum größten Teil stimmt. Alle Namen sind geändert, außer derer, die es nicht anders wollten. Ich bedanke mich von ganzem Herzen bei Nancy, Tim und Justus, ohne die ich in schweren Zeiten dieses Buch unter den Alsterarkaden hätte schreiben müssen, und ich glaube nicht, dass mir dort auch nur ein einziger Typ Strom für meinen alten Laptop geliehen hätte. Ich bedanke mich bei Frau Dr. Ferdinand, die mich dieses Buch noch hat zu Ende schreiben lassen, bevor sie mich in der Zwangsjacke in die Klinik hat einweisen lassen. Ganz besonders bedanke ich mich bei meiner Mama, die einen Entertainer geboren hat, der deshalb zwangsweise aber eher selten komisch ist, im bösen Gesellen Alltag. Ich bedanke mich bei Tanja, Silke und Jörn von der O2 world zu Hamburg, die bisher als einzige an das Event „Hamburgs Größtes Wohnzimmer“ glauben. Ich glaube auch daran und das nicht nur wegen meiner Schilddrüsenunterfunktion, derenthalber ich, wenn ich überhaupt mal klar denken kann, ohne latent rumzuhibbeln, ganz sicher an dem Abend mit meiner wundervollen Wohnzimmerfamilie vor Ort sein werde, um für euch zu singen, zu kochen und zu entertainen. Ich danke Hamburg, der schönsten Stadt der Welt, die ich kenne (außer Kummerfeld natürlich, aber wer Kummerfeld ernsthaft als Stadt bezeichnen wollte, der sollte schnellstmöglich auch mal Frau Dr. Ferdinand einen Besuch abstatten!), dass diese so reiche Stadt an schier unerschöpflichen Perspektiven, Lokalitäten und wundervollen Menschen, mir noch immer ein Zuhause gibt, obwohl ich niemals wirklich zahlungsfähig war in den letzten Jahren.

2 Wer bis hierher gelesen hatdann kann es ja nicht ganz so schlimm sein

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es reicht sich ein paar Teelichter auf den Schreibtisch zu stellen, eine Kanne Kaffee zu kochen, den alten Laptop anzuschmeißen und zu hoffen, dass das der Beginn einer Geschichte sein könnte, die irgendjemanden auch nur im geringsten interessieren würde. Weiß eigentlich jemand von euch, wo Kummerfeld liegt? Ich bis vor Kurzem auch nicht, da saß ich in der Küche meines Freundes Justus in Hamburg Eimsbüttel und hatte mich, nachdem ich eine Tüte Eu-Abfüllung intus hatte, auf der Single Seite finya eingeloggt und ein kleines, nettes Bildchen von mir hochgeladen, zugegebenermaßen acht Jahre alt. Na ja, führen wir es mal dem Faktum anheim, dass ich gerade kein anderes parat hatte, denn meiner Eitelkeit nicht älter werden zu wollen, oder noch besser, nicht älter aussehen zu wollen. Um es gleich mal vorweg zu nehmen, es gibt natürlich auch noch unzählige andere Dating-Portale, wie zum Beispiel: ilove, edarling, elitepartner, poppen, polonia.de und viele mehr. Und auf welcher dieser Single-Seiten diese Geschichte beginnt, ist eigentlich vollkommen egal. Ich hoffe die anderen Seiten mögen es mir verzeihen, aber hier passiert es eben über finya. Sie sponseren mich ohnehin nicht. Die Bedürfnisse, Sehnsüchte, Wünsche, Träume, ein warmes Herz, das FÜR IMMER zu einem hält, was immer auch geschehen mag, bedienen natürlich alle diese Seiten.

Was immer auch FÜR IMMER heißen mag. Aber, wer gibt sich im Angesicht der Tatsache FÜR IMMER allein zu bleiben, nicht zu gerne dieser kleinen Illusion hin. Wir sagen ja auch, nachdem wir etwas aus unserer Sicht ganz besonders schlecht gemacht haben, uns zum Beispiel die ganze Nacht bis zur letzten Morgenkaschemme mal wieder die Kante gegeben haben, spätestens nach dem Erwachen mit einem dröhnenden Kopf: NIE WIEDER! Das mache ich ganz sicher NIE WIEDER! Ein NIE WIEDER, in welchen Belangen des Lebens auch immer prophezeit, gibt es meiner Ansicht nach nicht. Die betrogene Frau schwört sich: NIE WIEDER kommt mir ein Mann ins Haus, und kaum ist der Wundschmerz verheilt, liegt schon der Nächste in ihrem Bettchen, aus dem der Duft des Betrügers kaum verflogen ist. Hat sie ihm doch gerade erst vor ein paar Wochen seine Sporttasche vor die Tür geworfen, mit den feinen Worten bedacht: „Du Lügner, du Spinner, du Trinker, du Nichtsnutz, du Träumer, du Arschloch, du Schauspieler....wolltest doch ohnehin nur hier überwintern. NIE WIEDER, ich habe ein für alle mal genug von euch Männern, ihr seid doch wirklich alle gleich.“ Ja, liebe Frauen, auch, wenn einige von euch es immer noch nicht wahrhaben wollen, wir armen Männer müssen jagen gehen, das Wild behutsam umgarnen, es weich liebkosen und umschmeicheln, mit dem einzigen Hintergedanken: Ich will das Wild erlegen, so schnell wie möglich, am besten also sofort. Und schon schreit sie wieder: „Arschloch, ich werde lesbisch!“ „Oh ja, sehr gerne, tolle Idee, wenn ich dabei zuschauen darf!“ Vielleicht ist das nicht gut mit dem zu viel Testosteron in uns, vielleicht sollten Männer auch schon mal gar nicht sechsundvierzig arme Schweine in ihrem Leben verdrücken und das meiste davon auch noch fett paniert. Vielleicht sollten wir Männer lieber auf Sellerie-Schnitzel und Tofu-Frikadellchen umsteigen. Wer weiß, vielleicht ginge dann die ganze Mann-Frau-Schmonzette besser aus , als es im Moment an der Liebesfront so aussieht? Ich freu´ mich auf die testosteronfreie Zeit schon jetzt, wie ein kleines Kind auf Weihnachten. Endlich nicht mehr jede geschlechtsreif duftende Mitte Zwanzigjährige mit geiler Körbchengröße DD hundert Meter gegen den Wind riechen und schon wieder drauf springen wollen. Endlich nicht mehr auf jede Titte starren, auf den Titten übergroßen Plakatwänden. Und außerdem, so ist mir aufgefallen, wachsen mir seit ich Mitte Vierzig bin, selber schon ganz niedliche Titten. Ich denke ich bin jetzt so bei Körbchengröße B. Das heißt, mit spätestens Fünfzig kann ich genussvoll an meinen eigenen Titten spielen, wann immer mir danach ist und bin nicht mehr auf das mir Zutragen von Titten von euch Frauen angewiesen. Das wird das Leben ganz sicher wesentlich beruhigen und vieles entschleunigen und entkrampfen. Herrlich die Vorstellung, nicht jeden Tag mindestens dreimal zum Schuss kommen zu müssen, wobei ihr Frauen uns ja eher selten mal so eben in der Umkleidekabine in der Mittagspause behilflich sein möchtet. Es sei denn, wir legen flux fünfzig Euro auf den Tisch, zwischen Currywurst zu Mittag und Latte Macchiato to go. Man hilft doch nicht mal eben so, es sei denn, es handelt sich um Liebe. Aber, wie oft finden wir die

-mal ganz ehrlich- schon so im Laufe eines lieben, langen Lebens? Hingegen die Eier ständig kochen, um hier mal im„Humor ist eine Soße“-Jargon zu bleiben. Weiter im Text: Dass es so viele Seiten zum Verlieben im Internet überhaupt gibt-und das in einer Vielzahl, dass Millionen täglich auf ihnen versuchen ihrer Einsamkeit zu entfliehen, sei es für einen kurzen Chat, für Stunden oder auch für immer, spricht nicht gerade dafür, dass in unser aller alltäglichen, zwischenmenschlichen Kommunikation alles in Ordnung ist, wenn wir nicht sogar so weit gehen sollten, es langsam als Katastrophe zu bezeichnen. Ich spreche mit vielen Menschen, im Supermarkt an der Kasse, in der U-Bahn, in Restaurants , in Bars oder eben einfach mitten in der Nacht an der Haltestelle , wartend auf den Nachtbus und ich habe das Gefühl, für viele ist es das erste Gespräch des Tages. Na ja, für michehrlich gesagt- zumeist auch. Sprechen wir nicht mehr miteinander? Lassen lieber falsche Worte und Lügen, offensichtlich gewinnbringende und verkaufte Gefühle, von Bildschirmen und Smartphones zu uns sprechen? Verkaufte Gesten und verfehlte Plakatierungen? Selbstsüchtig narzisstische Tweets und vollkommen überflüssige Likes? Statt selber mit Worten zu ringen, um dem anderen zumindest für eine Weile näher zu kommen und ihn somit glücklich zu machen? Der einzige wirklich, wahre Sinn unseres Lebens besteht doch darin, aufeinander zuzugehen. Dem anderen zuzuhören, und eben nicht alle zehn Minuten ein verschissen unwichtiges Selfie von uns ins Internet zu rotzen. Sollte uns das nicht zu denken geben? Wird ein Mensch denn dadurch wirklich wichtiger, liebenswerter, erfolgreicher, indem er sich unentwegt verlinkt und postet?

Ich weiß nicht, ob es euch auch so geht, dass ihr dieses krankhafte digitale Verhalten als äußerst überdenkenswürdig anseht, dann ist diese Geschichte ganz sicher sehr interessant für euch, oder ihr sagt: Ich habe an die hundert Freunde, wer weiß, ob das mal reicht, mein Handy steht kaum noch still und ich weiß gar nicht, wie ich das alles noch mit meinem perfekten Beziehungs- und harmonischen Familienleben in Einklang bringen soll. Dann könnt ihr dieses Buch von mir aus sofort am Kiosk eures Vertrauens, in der Bahnhofsbuchhandlung, weil ihr gerade mal wieder busy von Berlin nach München jetten wollt, eintauschen, in zum Beispiel Hera Lind, oder Eckhard von Hirschhausens Buch „Glück“. Da wird dann am Ende irgendwie immer alles gut, oder Rosamunde Pilcher, oder -von mir aus-auch in eine Kreuzfahrt auf der Aida. Da habt Ihr dann auf jeden Fall mehr davon. Oder, ihr geht einfach zur nächstbesten Single-Party, und investiert die 18,90€ in ein, zwei Drinks für eure Angebetete. Denn das wirklich wahre Leben findet ganz sicher nicht im Internet statt. In dieser Geschichte geht es oftmals um das liebevolle Scheitern zwischen Mann und Frau, wie es uns allen täglich und millionenfach passiert. Und das nicht nur im Internet. Wenn doch, schreibt es mir, schreibt mir, was ihr fühlt, schreibt mir von mir aus über jede Peinlichkeit, die euch an diesem Buch aufregt. Wer etwas riskiert in diesem Leben, der muss es eben auch in Kauf nehmen, hin und wieder peinlich zu sein und mit seiner Meinung komplett daneben zu liegen, kritisiert und eben auch abgrundtief verrissen zu werden. Wen kümmert´s? Denn zu allem gibt es ganz sicher mehr als nur eine Meinung. So lange ihr sie nicht in drei Worten ins Internet rotzt. Also, mal ehrlich, das wird nun wirklich keinem gerecht. Und, ich empfinde nach wie vor, das Tippen mit dem Zeigefinger auf eine ausgeleierte Tastatur weder als eine sportive, noch eine kulturelle und erst recht keine meinungsbildende, Leistung. Sind die eine Million Klicks von heute doch morgen längst vergessen. Und nicht immer ist das, was alle meinen zwanghaft machen zu müssen, um nicht außen vor zu sein, auch richtig. Ich habe in diesem Buch versucht, keiner Frau zu nahe zu treten, es sei denn, sie wollte es wirklich, oder hat es ohnehin schon nicht mehr gemerkt. Sollen wir in diesem Zusammenhang über den Beschleuniger Alkohol sprechen, der uns oft und in dem Moment voller Leidenschaft und Gefühl zusammen bringt, aber ebenso doppelt so schnell wieder auseinander? Trink mal eine Flasche Tequila auf Ex, der bringt dich am nächsten Morgen mit mindestens zwei Litern Mineralwasser und einer Packung Aspirin noch schneller wieder von ihr weg, als du im Rausch in ihrem Schoß gelandet bist. Das ist vielleicht so, wie das männliche Sperma sich in unglaublicher Geschwindigkeit auf den Weg zur weiblichen Eizelle macht (der Mensch kann nur beim Niesen noch eine schnellere Geschwindigkeit entwickeln, nämlich exakt 193 Stundenkilometer!). Wie oft ich, während der Recherche zu diesem Roman, nennen wir es mal so, im falschen Bett aufgewacht bin, behalte ich hier mal für mich. Ein paar Geheimnisse darf ein Autor auch noch für sich behalten. Und, solltet Ihr euch darin finden, trotz aller Wirrungen und Irrungen, glaubt mir, was immer auch geschehen mag, das Leben ist schön. Es sei denn irgendjemand beweist uns das Gegenteil davon, der schon viel zu früh von uns gegangen ist. Bei mir hat, ehrlich gesagt, noch keine angerufen, und gesagt: Schätzelchen, kann ich nicht doch vielleicht zu dir zurück kommen? Hier ist es so doof, da waren mir deine zwei Liter Wein am Tag und deine lächerlich peinlichen Pointen doch noch tausendfach lieber! Die beschimpfen sich hier alle und nörgeln nur rum über ihr verpatztes Leben, schlechte Aufträge, falsche Investitionen in Autos, Häuser, Frauen, oder was auch immer. Von wegen, nach dem Tod kommt die Erlösung für das harte Leiden auf Erden zu Lebzeiten. Schon wieder hat die Kirche uns verarscht. Das ist richtig Kacke hier, die machen hier teilweise schon zum hundertsten Mal hintereinander ihre Steuererklärungen von 1913, schreiben schon die zweitausendste Beschwerde, weil im letzten Türkeiurlaub eine Planierraupe ständig unter ihrem Balkon langgewalzt ist. Und diejenigen, bei denen die Scheidung kurz vor ihrem Tod noch nicht ganz durch war, streiten sich noch immer um Haus, Hof und Diamanten.

Und zwei mit einem Kreuzfahrtschiff abgesoffene Pärchen, tatsächlich noch immer um einen Gartenzaun, der ihrer Meinung nach fünf Zentimeter zu weit rechts stand. Wenn sie zu Lebzeiten sonst keine Sorgen hatten, dann waren die doch ganz sicher gesund, oder? Und dann gibt es da noch so eine Looser-Lounge mit den ganzen Millionen Möchtegernstars und Künstlern, die dem Bohlen, Rtl und Vox diesen ganzen Quatsch mit dem Star werden geglaubt haben. Die glotzen den ganzen Tag das „Dschungelcamp“, fressen sich zu mit Burgern und Kinderschokolade, und sind inzwischen teilweise schon sechs Tonnen schwer.

Na ja, es fällt ihnen nicht mehr auf, hier oben sind ohnehin alle schwerelos. Zum Glück sind die alle so fett geworden, dass sie sich nicht mehr auf die Showbühne vor der Himmelspforte bewegen, geschweige denn noch singen können, die pfeifen nur noch auf dem letzten Loch. Aber, wer auf der Bühne vor der Himmelspforte ganz besonders schön singt, die Harfe spielt oder auf der Panflöte ein ganzes verfickt zugekokstes, kolumbianisches Panflötenorchester aus der Fußgängerzone in der Mönckebergstraße imitiert, der darf wieder zurück ins Leben, egal ob er 2728 Jahre alt ist, oder gerade erst vier Monate. Stell´ dir das mal vor, Tobi. Leider kann ich weder ein Instrument spielen, noch singen, wie du weißt. Ich hab es sogar schon mal versucht, ihnen meine süßen, kleinen Titten zu zeigen, wie du immer gesagt hast, und dabei Hulahopp zu kreisen um meine geschmeidigen Hüften, während ich auf dem Kopf stand und Satellite von Lena rückwärts gesungen habe. Aber Jesus, oder Gott, was weiß ich, wer da immer übers Himmelsmikrophon spricht, hat gemeint, das reiche nicht, er will nicht noch mehr nackte Titten auf seiner schönen Erde sehen und noch mehr Scheißsongs hören. So war das von vornherein mal nicht geplant. Wie dem auch sei, ich muss wohl noch ein paar tausend Jahre hier bleiben.

Ich widme dieses Buch daher auch Paula, die mir immer wieder in schlaflosen Nächten so neunmalkluge Gedanken in die Ohrmuschel säuselt und mich ganz sicher niemals vergessen lässt, dass der Mensch ganz sicher nicht auf der Erde ist, um hinter sich ein von Gier und Wachstumswahn zerbombtes Schlachtfeld zu hinterlassen. Sie ist letztes Jahr im Februar gestorben, und hat mir bisher noch nicht geschrieben, weder in Briefform, noch per Mail. Und angerufen hat sie schon mal gar nicht, aus dem Jenseits, weil sie bis zum letzten Moment den Krebs als ihren Freund angesehen hat, nicht als ihren Feind, sondern ihren Freund, der gerne noch mal ein paar fette, panierte Schnitzel gehabt hätte und einen Berg Kartoffelpüree dazu mit dicker, brauner Soße. Und ein Leben voller Liebe und Leidenschaft. Und zwei süße, quarklebendige Kinder, die den halben Tag über Tisch und Sofa Gundum-Style um sie herum getanzt hätten, wenn sie mit ihrer runden Mama nicht gerade um die Wette gegessen hätten. Paula hat uns gezeigt, was es heißt zu sterben. Sie wartet jetzt auf uns alle. Wir sollen eine Grillparty feiern und Teelichter auf dem Meer aussetzen und nicht traurig sein, hat sie zuletzt in ihrem Tagebuch geschrieben. Wenn es jemanden gibt, dem ich einen kräftigen Nachschlag auf den kunterbunten Grillteller namens Leben gewünscht hätte, wäre es Paula. Und, ich weiß, Paula nimmt mich auch jetzt an die Hand, um mich durch diese Geschichte zu führen, als besten Freund sozusagen. Wir wissen sicher alle nicht immer so ganz genau, wovon wir träumen, woran wir glauben sollen. Nehmt es einfach als gegeben hin, denn nicht jeder trifft jederzeit den richtigen Ton, nicht jeder entspricht dem Schönheitsideal und, wenn ich hier jemanden zu Recht oder zu Unrecht als Klops bezeichne, dann hat er ganz sicher zwischen zwanzig und fünfzig Kilogramm zu viel auf den Knochen. Fragt mal unseren Altbundeskanzler, Tine Wittler, Vera Int Veen, Big Soul, eure Nachbarin oder die Kassiererin an der Aldi Kasse. Rund und süß, so dass beim Kassieren ihre Riesentitten fast das Display verdecken. Mal ehrlich, wer sollte da ernsthaft was dagegen haben? Ich zumindest nicht.

Solange sie keine Rückenschmerzen davon bekommt. Den ganzen Tag im Sitzen kassieren und dann noch so dicke Titten. Ob das auf Dauer gut gehen kann? Oder Nancy aus Kummerfeld, die deshalb ganz sicher kein schlechterer Mensch ist, nur, weil sie vor dem Essen gerne noch mal eine Tafel Kinderschokolade verputzt. Oder auch zwei. Ganz im Gegenteil. Sei es drum. Jeder sucht sein Glück auf seine Art und Weise. Ich habe mich auf jeden Fall darum bemüht, es so wenig wie möglich zu erklären, wie Glück funktioniert und wie nicht. Da lest ihr dann besser bei dem hochverehrten Eckart von Hirschhausen nach. Glück ist oder ist nicht und, wer nicht in der Lage ist zu scheitern und zutiefst unglücklich zu sein, wird es auch niemals mit dem kurz vor Ende der Spielzeit eingewechselten Stürmer „Glück“ aufnehmen können, der in der 119. Minute per Fallrückzieher das Siegtor geschossen hat!!! Danke für eure Aufmerksamkeit bis hier, es sei denn, ihr geht jetzt lieber zu einer Single-Party, oder loggt euch auf der Aida ein, denn hier beginnt die Geschichte wirklich. Hier und jetzt!

3 Wo bitte ist Kummerfeld?

Im Dudelrausch schrieb ich auf finya in gefühlten zehn Minuten (Warum scheint es uns so, als verginge die Zeit immer viel schneller, wenn wir betrunken sind?) zehn Single Frauen aus der Hamburger Region an mit den Worten: „Hat jemand Lust, mich mal eben hier abzuholen?“ Kurze Zeit später antworteten zwei Damen, sie würden es schon gerne tun, hätten aber gerade keine Zeit. Nancy hingegen schrieb sofort zurück: „Ist das dein ernst?“ „Na klar!“ antwortete ich. „Ich hab aber schon ein bisschen was getrunken!“ kam die nächste Mail. „Macht nichts, ich auch! Wo ist denn die nächste S-Bahn-Station zu Kummerfeld?“ Ehrlich gesagt, dachte ich zunächst diesen Ort gäbe es gar nicht und eine manisch Depressive hätte ihn sich einfach für ihr Profil ausgedacht, um ihren Gemütszustand der Internetgemeinde schon mal ganz klar zu machen. Sicherlich gibt es auch Frauen, die in ihrem Profil „Glücksstadt“ stehen haben, „Wonneproppen“ oder gar „Reizvoll“. Aber, ob es diese Ortschaften wirklich gibt, vermag ich gerade nicht bindend zu beantworten. „Die nächste S-Bahn-Station ist Pinneberg!“ Ich dachte, ok, ich schmeiß´ mir noch schnell zwei Valium rein, eine weitere Tüte des exzellenten Eu-Weines für die Fahrt, dann wird es schon irgendwie gehen. Ja, ich weiß, liebe Hamburger Hochbahn, der Verzehr von alkoholischen Getränken ist in euren Fahrzeugen verboten. Aber, wo bitteschön soll die Hamburger Partygemeinde an Samstagabenden denn sonst sich warm trinken für das nächtliche Vergnügen? Ich füllte den eklig-lieblichen Kopfschmerzwein also schnell in eine Apfelschorlenflasche um, dann würde es schon irgendwie unbemerkt gehen. Justus lugte kurz hinter seinem Rechner hervor, auf dem er, wenn er nicht gerade Ballerspiele spielte, die ich bis heute nicht verstanden habe, täglich tausende Seiten von Weltliteratur sich einverleibte. Dieses Buch liest er ganz bestimmt nicht, denn so was ist für ihn eine Unterschichtenschmonzette, so wie alle anderen zuvor, die ich bisher geschrieben, aber bisher keiner veröffentlicht hatte. Seiner Meinung nach absolut zu Recht. Zwölf an der Zahl bis dato. Aber, was soll´s, schließlich habe ich auch schon weit über zwehundert Lieder getextet, komponiert und aufgenommen und verkauft haben wir im Internet davon bisher eine CD. Nicht zu vergessen die zwölf Downloads des Liedes „Paula“. Sie heißt übrigens „Das Leben ist schön“, und mein Name ist