Ich bin dann mal Prinzessin – Chaos, Kekse und königliche Cousinen - Meg Cabot - E-Book
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Ich bin dann mal Prinzessin – Chaos, Kekse und königliche Cousinen E-Book

Meg Cabot

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Beschreibung

Von der Schulbank an den Königshof Olivia Grace kann es manchmal immer noch nicht glauben, dass sie nun wirklich Prinzessin ist und am Königshof von Genovien lebt. Mit einer netten Familie, zwei goldigen Pudeln und einem eigenen Pony. Trotzdem ist es oft ganz schön kompliziert, Prinzessin zu sein. Auf ihre große Schwester Mia kann sie im Moment nicht zählen. Vor lauter Regieren kommt Mia nicht mal zum Vorbereiten ihrer eigenen Hochzeit, dabei sind die ersten der über 500 geladenen Gäste bereits eingetroffen. Im Palast herrscht das reinste Chaos. Ganz klar: Jetzt ist Olivias Organisationstalent gefragt, damit aus der königlichen Hochzeit kein königlicher Reinfall wird!  

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Seitenzahl: 213

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Meg Cabot

Ich bin dann mal Prinzessin

Chaos, Kekse und königliche Cousinen

Aus dem amerikanischen Englischvon Ilse Rothfuss

Mit Illustrationen der Autorin

Samstag, 13. Juni

16.00 UhrKöniglich-Genovische GärtenHigh Tea

< NishiGirl

Hi, Olivia! Ist alles o.k.? Die Vorbereitungen für die Hochzeit deiner Schwester sind sicher super-stressig, aber ich komme diese Woche (!!!) und du hast mir noch nicht zurückgeschrieben, wie viele Badeanzüge ich mitbringen soll.

Meine Mom sagt, fünf sind zu viel. Aber ich will nicht unstylish in Genovien sein, besonders unter diesen ganzen Royals und Promis.

Ich hoffe wirklich, dass du nicht sauer mit mir bist oder so und deshalb nicht zurückschreibst. Ist irgendwas schiefgegangen? Okay, also schreib bitte bald zurück (wenn du nicht sauer bist!!!).

Oh nein. Meine beste Freundin Nishi denkt, dass wir irgendwie Streit haben oder so.

Aber das ist nicht der Grund, warum ich ihr so lange nicht zurückgeschrieben habe. Ich war einfach so beschäftigt. Es ist echt kein Zuckerschlecken, zur Prinzessin ausgebildet zu werden. Ich habe kaum Zeit, in dieses Notizbuch zu schreiben, geschweige denn Whatsapp-Nachrichten zu verschicken.

Obwohl es natürlich auch nicht direkt grässlich war. Ich will ja nicht als Angeberin dastehen, aber hier ist alles SUPERGUT gelaufen.

Und das nicht nur, weil ich

in einem Palast mit einem eigenen Thronsaal, Ballsaal und einer privaten Bibliothek wohne (dort stehen über fünfzigtausend Bücher, ohne Witz)

eine komplett neue Garderobe bekommen habe und ein eigenes Zimmer mit Orangenbäumen vor meinem Fenster, einem Badezimmer nur für mich allein und einem begehbaren Kleiderschrank, wo ich mich hinsetzen kann, während Francesca, meine persönliche Stylistin, sich überlegt, was ich anziehen soll (aber nur wenn ich bei einem offiziellen Anlass auftreten muss. Francesca sagt, es ist wichtig, nicht dasselbe Outfit zweimal hintereinander zu tragen, sonst »ist das Volk enttäuscht«)

in Genovien lebe, einem winzigen Land am Mittelmeer zwischen Italien und Frankreich, wo es weiße Sandstrände und superschönes Wetter das ganze Jahr über gibt.

Nein, halt! Obwohl das natürlich alles ziemlich toll ist. Aber der wahre Grund, warum alles so gut läuft, ist ganz einfach: Ich lebe hier mit Leuten zusammen, die mich wirklich mögen.

Wenn ich morgens zum Frühstück herunterkomme, fragen mich Grandmère und meine Schwester Mia und ihr Verlobter Michael, ob ich gut geschlafen habe und was ich essen möchte und was ich an diesem Tag vorhabe, und solche Sachen.

Meine Verwandten in New York (Tante, Onkel, Cousin und Cousine) haben mich das nie gefragt. Und es war ihnen egal, ob ich Cornflakes wollte oder French Toast oder Waffeln oder Pfannkuchen, geschweige denn, dass sie mich gefragt hätten, wie ich meine Eier möchte. Sie haben mir gar keine Wahl gelassen! Das Einzige, was wir in meinem früheren Zuhause zum Frühstück bekamen, war Haferbrei. Nicht weil die Familie arm war oder so, sondern weil Hafer wenig Fett hat und reich an Ballaststoffen ist.

»Hafer ist der Besen der Natur«, hatte meine Tante immer gesagt.

»Hafer?« Grandmère rümpfte die Nase, als ich ihr das erzählte. »Hafer ist was für Pferde!«

Ha! Ich weiß, dass sie recht hat, weil ich gerade reiten lerne, was auch zu meinen Prinzessinnenstunden gehört. Dad hat mir sogar ein eigenes Pony geschenkt (in meinem alten Zuhause durfte ich keine Tiere haben, weil meine Tante nicht wollte, dass ihre schönen hellen Designerteppiche schmutzig werden, aber jetzt habe ich ein Pudelbaby namens Schneeball und ein Pony)!

Das Pony heißt Lady Christabel de Champaigne, aber ich nenne sie einfach Chrissy. Chrissys Fell ist hellbraun, außer ihrer Mähne und ihrem Schweif, die goldfarben sind. Wenn ich Chrissy putze – ich liebe es, sie zu striegeln –, macht sie zufriedene kleine Geräusche mit ihrem Maul, ein bisschen wie ein Blubbern.

Womit ich nicht behaupten will, dass alles perfekt ist. Nichts ist vollkommen, nicht mal wenn man Prinzessin ist und unter Menschen lebt, die einen wirklich lieben, in einem Palast am Mittelmeer, wo man vom Schlafzimmer auf Orangenbäume schaut.

Jetzt zum Beispiel haben Grandmère und Mia wieder mal Krach. Nein, sorry, ich meine natürlich eine »Auseinandersetzung«. Grandmère sagt, Royals streiten nicht. Sie haben »Unstimmigkeiten« oder Auseinandersetzungen.

Bei dieser Auseinandersetzung geht es um Mias Hochzeit, die in genau einer Woche stattfindet. Eine Woche!

»Nein, Grandmère«, sagt Mia. »Ich hab dir doch gesagt: kein Violett.«

»Aber Violett ist die Farbe der Könige, Amelia. Und es ist eine königliche Hochzeit.«

»Es ist eine Sommerhochzeit in einem Palast am Strand. Violett ist zu dunkel. Außerdem wurden die Kleider schon geliefert und sie sind cremefarben, so wie ich es angeordnet habe. Wir können das jetzt nicht mehr ändern.«

»Ach wirklich, Amelia?«, sagte Grandmère. »Hast du noch nie was von Färben gehört?«

»Grandmère«, sagt Mia. »Meine Brautjungfernkleider sind cremefarben. Und das ist endgültig.«

Oh! Mia sieht stocksauer aus. Grandmère allerdings auch.

Solche »Unstimmigkeiten« gibt es die ganze Zeit, besonders weil die Hochzeit im Fernsehen kommt und weltweit ausgestrahlt wird. Fünfhundert Gäste, darunter einige der bekanntesten Royals und Promis, sind eingeladen. Wir haben kaum noch Platz für die vielen Hochzeitsgeschenke, die schon eingetroffen sind und im Großen Saal ausgestellt werden.

Es sind ziemlich coole Sachen darunter:

ein Straußenei aus massivem Gold aus Australien

ein 200-teiliges Teeservice aus China

Silberteller aus Österreich

ein kristallbesetztes Katzenkörbchen im marokkanischen Stil für Fat Louie, Mias Katze, vom Königshaus in Katar

und eine Spende in Mias und Michaels Namen an

Ärzte ohne Grenzen

vom Präsidenten der Vereinigten Staaten!

(Ich persönlich finde nicht, dass Spenden interessante Geschenke sind, aber Mia und Michael haben extra darum gebeten.)

Aber es gibt ein Geheimnis, das fast niemand kennt und das der wahre Grund für die vielen Kräche, nein, Auseinandersetzungen im Palast ist.

Weil nämlich fast nichts fertig ist.

Das stimmt echt! Man sollte meinen, dass man in einem Schloss darauf eingerichtet ist, Staatsbankette für Hunderte von Gästen auf die Beine zu stellen, und dass alles wie am Schnürchen klappt.

Aber das gilt offenbar nicht, wenn eine königliche Hochzeit für 500 Gäste um mehrere Monate vorverlegt werden muss, so wie in Mias Fall, weil die Braut nämlich Zwillinge bekommt.

Ja, ehrlich: Ich werde Tante! Ist doch irre, oder? Erst hatte ich gar keine Familie und jetzt auf einmal so viel!

Ich freue mich wie ein Schneekönig darauf. Besonders, weil ich die Namen mit aussuchen darf. Hier meine Namensliste:

Mädchennamen:Jungennamen:MinnieCecilVivianRobertoGenevièveJulianYvetteSteve

Mia und Michael verraten mir nicht, welche Namen sie ausgewählt haben (sie wissen ja nicht mal, ob die Zwillinge Mädchen oder Jungen sind).

Aber Michael sagt immer, wenn es Jungs sind, nennt er sie Han und Solo (das soll ein Witz sein, aber Mia findet es gar nicht komisch, und ich auch nicht. Einen Namen für Babys auszusuchen ist eine ernste Angelegenheit, besonders wenn es Thronerben sind).

Auf jeden Fall bedeutet diese ganze überstürzte Hochzeitsplanung, dass neben den unzähligen Touristen, die jeden Tag in den Palast kommen (er ist täglich von zehn bis siebzehn Uhr für den Publikumsverkehr geöffnet, außer an Sonn- und Feiertagen) auch noch scharenweise andere Leute im Palast ein und aus gehen:

Floristen, Landschaftsgärtner, Stylisten, Dekorateure, Designer, Schneider, Bäcker, Musiker, Fotografen, Elektriker, Bauunternehmer und Handwerker, Catering-Personal und Fernsehleute, die überall herumrennen, um alles rechtzeitig für den großen Tag fertig zu kriegen.

Aber wegen ihren »Hormonschwankungen«, wie Grandmère es ausdrückt (mein Dad sagt Stress dazu), dreht Mia immer gleich durch, wenn jemand von der Hochzeit anfängt, und sagt dann total genervt: »Sucht einfach was aus, es wird schon okay sein.«

Aber manchmal (zum Beispiel bei der Farbe der Brautjungfernkleider) schaltet sie auf stur und will unbedingt ihren Kopf durchsetzen. Und dabei kommt dann meistens was ziemlich Langweiliges heraus, weil sie nur ja kein Aufsehen will.

Aber was wäre eine königliche Hochzeit ohne Aufsehen? Und wozu ist man schließlich Brautprinzessin?

»Deine Schwester ist eben ein typischer Stier«, sagt Grandmère. »Und Stiere wollen mit dem Kopf durch die Wand, sie sind treu, aber starrsinnig, sodass sie über gute Führungsqualitäten verfügen. Als Bräute sind sie allerdings eine Katastrophe.«

Ich weiß nicht, ob das stimmt. Ich bin Schütze. Schützen sind Optimisten und sehen immer das Gute an allem.

Mein Dad ist laut Grandmère auch keine Hilfe, nicht nur, weil er ein Mann ist und Männer sich vor Hochzeiten fürchten (obwohl ich nicht glaube, dass das für alle Männer gilt. Michael zum Beispiel bleibt ziemlich cool), sondern weil er Mia die Regierungsgeschäfte übertragen hat, um mehr »Qualitätszeit« mit mir verbringen zu können, nachdem er schon den Großteil meiner »prägenden Jahre« versäumt hat.

Aber im Augenblick ist er voll damit beschäftigt, den Sommerpalast renovieren zu lassen, wo ich mit ihm leben werde, wenn endlich alles fertig ist, zusammen mit Rocky, Mias kleinem Bruder, und ihrer Mom, Helen Thermopolis (die auch Rockys Mom ist). Auf diese Weise können wir »Mia die Regierungsgeschäfte überlassen« und sie kann »ihr Leben als frisch verheiratete Ehefrau und Mutter genießen«.

Aber wie es aussieht, dauern die Renovierungsarbeiten noch Monate. Der Palast ist nämlich fast fünfhundert Jahre alt und sinkt bereits in die Erde ein, weil die Fundamente so vermodert und brüchig sind, was Grandmère »irgendwie symbolisch« findet.

Aber mir ist es sowieso egal, weil ich dann weiter im Hauptpalast bei Mia, Michael, Grandmère, Fat Louie und den Zwillingen wohnen kann, wenn sie erst mal auf der Welt sind.

»Also, ehrlich gesagt weiß ich nicht, was deine Schwester ohne uns machen würde«, sagte Grandmère heute Morgen im königlichen Gewächshaus zu mir, als wir die langweiligen weißen Moosröschen abbestellten, die Mia haben wollte, und stattdessen riesige violette Iris auswählten, die ja viel, viel schöner sind. »Nachdem dein Vater jetzt zurückgetreten ist, muss sie die ganze Zeit mit dem neuen Premierminister über wichtige Staatsangelegenheiten sprechen – wo zum Beispiel die vielen Kriegsflüchtlinge untergebracht werden sollen oder wie die neue Sorte genetisch veränderter genovischer Orangen genannt werden soll –, sodass sie kaum noch eine Sekunde zur Ruhe kommt. Ich zweifle natürlich keinen Augenblick daran, dass deine Schwester das Land retten wird. Aber wir beide werden diese Hochzeit retten, Olivia.«

»Ich weiß«, sagte ich. »Im Ernst?«

»Oh ja«, sagte Grandmère, »es ist ein Segen, dass wir hier sind.«

Und sie hat ja so recht! Ich hoffe, der Sommerpalast kriegt nie ein neues Fundament.

Ich habe also kein schlechtes Gewissen, wenn ich in mein Tagebuch schreibe oder Nishi antworte, während Mia und Grandmère sich streiten, nein, auseinandersetzen, weil sie mich sowieso nicht beachten und ich ja weiß, dass alles zu Mias Bestem ist.

OlivGrace>

Ich bin natürlich NICHT sauer auf dich! Hier ist nur so viel Trubel. Hoffentlich magst du Lila, weil wir die Brautjungfernkleider lila färben lassen.

5 Badeanzüge sind okay, denke ich. Vergiss nicht, dass wir hier einen Pool UND den Strand haben. Außerdem sagt Grandmère, man kann nie genug von allem haben, außer Feinde.

Und weißt du was? Laut Grandmère haben wir beide den wichtigsten Job bei der GANZEN Trauungszeremonie, weil wir Mias Schleppe halten müssen, wenn sie den Gang entlanggeht. Ich bin so aufgeregt! Kann es kaum erwarten, dir Chrissy zu zeigen!!! Und alle anderen natürlich auch.

Samstag, 13. Juni

17.00 UhrKöniglich-Genovische GärtenHigh Tea

Nishi hat endlich zurückgeschrieben, aber was in ihrer letzten Nachricht stand, war der Hammer.

<NishiGirl

Bin so froh, dass alles okay ist und du nicht sauer auf mich bist.

Okay, also fünf Badeanzüge.

Kann es kaum noch erwarten, dich wiederzusehen!

Wie toll ist das denn, dass wir die Schleppe deiner Schwester halten dürfen! Und ich freu mich wahnsinnig auf dein Pony!

Aber ehrlich, wie willst du überhaupt noch Zeit für mich haben, wenn am Montag deine Prinzessinnenschule anfängt? Dann bist du doch voll im Stress.

Schule? Wer, in aller Welt, redet denn von Schule?

Ich glaube, Nishi hat da irgendwas falsch verstanden. Grandmère und Mia geben mir jeden Tag Prinzessinnenstunden, damit ich mich (und die restliche Familie) auf der Hochzeit nicht blamiere, oder vor den Paparazzi, die sich an unsere Fersen heften, sobald wir den Palast verlassen, weil sie ein Foto von der Brautprinzessin machen wollen.

Jetzt gerade habe ich auch wieder eine Prinzessinnenstunde und das ist der einzige Grund, warum ich beim High Tea in mein Tagebuch schreiben darf. Alle denken nämlich, dass ich mir Notizen mache … was ja irgendwie auch stimmt.

Aber Prinzessinnenstunden sind nicht dasselbe wie die richtige Schule.

Obwohl es natürlich superwichtig ist. Niemand will doch, dass sein Land von einem totalen Trampel ohne Manieren repräsentiert wird, selbst ein so kleines Land wie Genovien (das nur zwei mal vier Meilen groß ist).

Allerdings will auch niemand eine Prinzessin, die nicht weiß, wie die Hauptstadt von Frankreich heißt.

So gesehen hat Nishi vielleicht recht.

Aber Dad meint, ich brauche Zeit, um mich an das Leben in meiner neuen Heimat (und mit einer neuen Familie) zu gewöhnen, bevor ich mit der neuen Schule anfange. Und ich bin zwar schon einen ganzen Monat hier, aber ich glaube nicht, dass ich mich schon komplett eingewöhnt habe. Ich kenne ja nicht mal die Namen meiner ganzen Cousins und Cousinen und verirre mich immer noch im Palast! Hier gibt es mehr Zimmer als Tage im Monat! Und ich habe längst noch nicht alle gesehen.

Nicht, dass ich was gegen Schulbildung habe. Fächer wie Mathe und Geografie sind wichtig, nicht nur knicksen und bei Tisch aus dem richtigen Glas trinken. Bei dem Galadiner im großen Speisesaal, das wir gestern Abend für alle auswärtigen Gäste gegeben haben, die bereits zur Hochzeit angereist sind, gab es so viele Gläser, dass ich nicht mehr wusste, welches Wasserglas meines war und welches meinem superdicken Tischnachbarn gehörte. Schließlich hat Mia mich unter dem Tisch angestoßen.

»Olivia«, flüsterte sie mir zu. »Mach es so!« Dann formte sie mit ihren Zeigefingern und Daumen die Buchstaben b und d. »Der Brotteller zu deiner Linken – ›b‹ – ist deiner, so wie die Gläser zu deiner Rechten – ›d‹ für Drink. Kapiert?«

Ich kapierte es, klar, aber leider zu spät. Ich hatte nämlich schon die ganze Zeit aus dem Wasserglas meines dicken Tischnachbarn getrunken!

Und er auch! Wir haben aus demselben Glas getrunken!

Mein Prinzessinnen-Job ist viel komplizierter, als ich es mir je hätte träumen lassen.

Und weil ich sie alle so blamiert habe, schicken sie mich jetzt vielleicht in eine Schule, wo ich bessere Manieren lernen soll.

Aber ich weiß nicht. Ausgerechnet jetzt, so kurz vor der Hochzeit und obwohl Grandmère mich so dringend braucht? Das hätten sie doch wenigstens mal erwähnt, oder nicht? Und bisher ist kein Wort darüber gefallen.

Normalerweise darf ich beim Essen (besonders beim High Tea) nicht auf mein Telefon schauen, weil Grandmère es extrem unhöflich findet, seinem Gegenüber am Tisch (oder seinem Tischnachbarn) nicht die volle Aufmerksamkeit zu schenken.

»Du weißt nie, Olivia«, sagt Grandmère immer, »ob die besagte Person nicht das Oberhaupt eines Landes ist, das viel, viel größer ist als deines.«

»Oder«, fügt Mia hinzu, »es ist einfach ein netter Mensch und du willst dich doch nicht wie ein Idiot benehmen, der nur dasitzt und auf sein Handy starrt, statt mit ihm zu sprechen.«

Aber weil das hier sehr wichtig ist und Grandmère und Mia immer noch streiten, nein, eine Auseinandersetzung wegen der Farbe der Brautjungfernkleider haben, nützte ich die Gelegenheit, Nishi kurz zu schreiben (in der Hoffnung, dass es niemand merkt).

OlivGrace>

Was erzählst du denn da? Wer sagt dir, dass ich am Montag in die Schule muss? Also, falls du die Royal Genovian Academy meinst, das ist keine »Prinzessinnenschule«, sondern eine ganz normale Schule. Da gehen auch Jungs hin.

Bitte SOFORT antworten.

Aber inzwischen sind schon zehn Minuten vergangen und ich habe noch nichts von Nishi gehört.

Ach, und gerade fällt mir ein: Wir haben doch Juni. Und kein Mensch fängt im Juni in einer neuen Schule an. Da fangen die Sommerferien an. Bei Nishi war schon letzte Woche Schulschluss.

Also hat sie sich geirrt. Warum sollte ich ausgerechnet jetzt mit der neuen Schule anfangen, wo wir mitten in den Hochzeitsvorbereitungen stecken? Das wäre doch einfach … WAAS?

Samstag, 13. Juni

17.50 UhrKöniglich-Genovische GärtenHigh Tea

Ertappt.

Nishi hat mir geantwortet, als ich das alles gerade geschrieben hatte, aber Grandmère hörte den Klingelton und wurde böse.

»Eine Prinzessin schreibt keine Nachrichten beim Essen!«, schrie sie mich an und vor lauter Schreck ließ ich mein Handy in einen Topf mit Hortensien in der Nähe fallen. Zum Glück war das Display nicht gesprungen, als ich es wieder rausfischte – oder jedenfalls nicht mehr als sowieso schon. Es war mir nämlich vor ein paar Tagen am Pool bereits runtergefallen. Also wenigstens das.

Dann fing Rommel an zu bellen und Grandmère musste ihren haarlosen alten Pudel mit einem Schinkensandwich ablenken, obwohl ich ihr x-mal gesagt habe, dass ihm deshalb das ganze Fell ausgegangen ist. Hunde dürfen kein Menschenessen bekommen. Auf jeden Fall waren Mia und Grandmère eine Weile von ihrem Krach abgelenkt, sodass ich eine Frage dazwischenquetschen konnte. »Stimmt es, dass ich am Montag in die Schule muss?«

»Schule?« Grandmère zog theatralisch die Augenbrauen hoch. »Was ist das für ein Unsinn? Wer hat was von Schule gesagt? Wir sind bis über beide Ohren mit der Hochzeit deiner Schwester beschäftigt, für solche Banalitäten wie Schule haben wir keine Zeit.«

»Grandmère«, sagte Mia streng. »Das sind keine Banalitäten. Schule ist wichtig. Ohne eine erstklassige Schulbildung hat man keine guten Zukunftschancen, besonders als Frau … und sogar als Prinzessin …«

»Hat Nishi mir deshalb gerade das hier geschrieben?«, fragte ich und zeigte ihnen mein Handy (nachdem ich die Erde vom Display abgewischt hatte).

<NishiGirl

Da war gerade eine Schlagzeile in RateTheRoyals.com. Ihre Königliche Hoheit, Prinzessin Olivia von Genovien, wird nächsten Montag zu ihrem ersten Schultag in der Royal Genovian Academy erwartet.

»Pah!«, rief Grandmère, als sie die Nachricht gelesen hatte. Und Pah! sagt sie nur, wenn sie komplett angewidert ist. »Und so was gilt in Amerika als Nachricht? Was sind das dort für Journalisten? Haben die nichts anderes zu tun, als uns Royals hinterherzuhecheln? Gibt es denn keine Promipaare, die sich gerade scheiden lassen?«

»Grandmère, bitte!«, sagte Mia streng.

»Aber wie kann das denn sein?«, fragte ich. »Warum wissen das die Reporter und ich nicht? Das stimmt doch nicht, oder? Niemand hat mir gesagt, dass ich am Montag in die Schule muss.«

»Ach du liebe Güte.« Mia war plötzlich ganz grün im Gesicht. Laut Nishi – die viel Zeit im Internet verbringt – ist das normal, wenn man mit Zwillingen schwanger ist und unter Hormonschwankungen leidet. Ich kann nur hoffen, dass es bei mir mal nicht so schlimm wird, denn Mia muss wahnsinnig oft auf die Königliche Toilette rennen – oder sich frisch machen, wie Grandmère zu sagen pflegt. »Es tut mir so leid, Olivia, aber ich fürchte, das stimmt. Irgendwie ist es mir in dem ganzen Hochzeitstrubel entfallen.«

»Was ist dir entfallen?« Ich spürte, wie die Panik in mir aufstieg.

»Wir haben letzten Monat einen Brief von Madame Alain bekommen, der Direktorin der Royal Genovian Academy. Und in dem Brief steht, wenn du am Montagmorgen nicht zum Unterricht erscheinst, gilt das als Schulschwänzen und du wirst von der Schülerliste gestrichen – für immer.«

WAAS?

»Wie kann sie es wagen, diese Person?«, rief Grandmère. »Dazu ist sie nicht befugt. Weiß sie denn nicht, wer wir sind?«

»Ja, natürlich weiß sie das, Grandmère«, sagte Mia. »Und Madame Alain hat recht: Wir geben der Bevölkerung ein schlechtes Beispiel, wenn wir Olivia von der Schule abhalten – es sei denn, wir lassen sie zu Hause unterrichten, was wir natürlich nicht tun.«

»Was soll das heißen?«, sagte Grandmère wütend. »Olivia erhält hier wertvolle Lebenslektionen, indem sie ihre Zeit mit mir verbringt.«

»Das stimmt«, sagte ich. »Und ich hab doch auch Fortschritte bei meiner Prinzessinnenausbildung gemacht, oder nicht?« Dann sog ich die Luft ein, weil mir die peinliche Szene bei dem Galadiner am letzten Abend einfiel. »Oder ist es vielleicht wegen dem Wasserglas?«

»Nein, natürlich nicht!«, sagte Mia. »Du hast deine Sache sehr gut gemacht, Olivia. Aber Lebenslektionen sind nicht das Gleiche wie Schulunterricht und Dad und Grandmère und ich haben einfach nicht die Zeit – und auch nicht das Wissen –, um dir alles beizubringen, was du als Staatsbürgerin von Genovien lernen musst.«

Grandmère schnaubte dezent. »Sprich bitte für dich selbst, Amelia.«

Mia warf ihr einen gequälten Blick zu. »Wir können dir natürlich Haltung und Diplomatie beibringen. Aber ich meinte Fächer wie Mathe, Literatur und Naturwissenschaften. Und ich weiß, das Timing ist nicht ideal, aber es ist auch nicht wirklich eine Katastrophe für dich, wenn du am Montag in die Schule gehen musst. Hier im Palast wird es auch ein bisschen … hektisch mit den ganzen Gästen und Fernsehcrews und Reportern, die bereits eintreffen.«

Jetzt war ich wahrscheinlich etwas grün im Gesicht. Und das kam nicht von den vielen Teekuchen (obwohl ich jede Menge gegessen hatte).

»Hektisch?«, wiederholte ich. »Du meinst wohl spannend! Das macht doch irre Spaß.«

Plötzlich ertönte ein scharfes Twäng!, gefolgt von einem Kloing.

Das war Grandmère. Sie hatte einen Pfeil mit dem Bogen abgeschossen, den sie Mias kleinem Bruder geklaut hatte.

»Verflixt«, sagte Grandmère und senkte den Bogen. »Schon wieder verfehlt.«

»Grandmère, bitte.« Mia ließ ihren Kopf in die Hände fallen. »Bitte lass das! Es ist doch sinnlos, auf die Drohnen zu schießen!«

Was einem nie über das Leben als Royal erzählt wird (abgesehen von der Tatsache, dass gemeine Schulleiterinnen einen zwingen können, in den Unterricht zu kommen): Die Paparazzi schrecken buchstäblich vor nichts zurück und lassen sogar Drohnen über die Palastmauern fliegen, um ein Foto zu ergattern. Und das, obwohl es eindeutig gegen das Gesetz verstößt.

Klar, dass es irgendwie Spaß macht, mit Stöcken nach den Drohnen zu schlagen (oder mit Handtüchern, wenn es in der Nähe des Pools ist).

Aber Grandmère schießt gern mit Rockys Bogen darauf. Die Übung tut ihr gut, sagt sie, weil sie sich auf diese Weise ihre Augen-Hand-Koordination bewahrt.

»Ich hab dir doch gesagt, dass die königliche Garde sich um die Drohnen kümmern wird«, sagte Mia zu Grandmère. »Wir dürfen sie nicht selbst abschießen. Oder willst du, dass noch jemand verletzt wird … zum Beispiel meine Freundinnen, wenn sie vom Shoppen zurückkommen?«

»Oh, ich habe nicht auf die Drohnen geschossen«, erklärte Grandmère trocken, »sondern auf diese grässlichen Kreaturen.«

Mia riss den Kopf hoch. »Grandmère! Nein!«

»Aber was soll ich denn sonst tun, Amelia? Sie zertrampeln mir einfach meinen Hibiskus und ich will, dass der Garten bei deiner Hochzeit schön aussieht.«

Ich liebe Tiere, wirklich – ich will eines Tages mal Wildtier-Illustratorin werden (wenn ich das neben meinem wichtigen Job als Prinzessin machen kann).

Aber Leguane – die »grässlichen Kreaturen«, wie Grandmère sie nennt – sind echt nicht so süß. Außer einem niedlichen, der in der Nähe des Orangenbaums unter meinem Fenster herumhängt und leuchtend grün ist. Weil er noch ein Baby ist und Leguane keine Zitrusfrüchte fressen, stört er mich nicht. Ich habe ihn Carlos genannt.

Aber die ausgewachsenen, die in den Königlich-Genovischen Gärten umherstreifen, sind größer als Schneeball. Und sie haben lange Klauen und Stacheln auf dem Rücken und manchmal machen sie direkt neben den Pool, oder sogar rein, was nicht nur eklig ist, sondern auch unhygienisch und unhöflich.

Trotzdem finde ich es falsch, dass Grandmère auf sie schießt, noch dazu mit richtigen Pfeilen statt mit den Gummidingern, mit denen Rocky auf die Büsten in der Ahnengalerie geschossen hat (das ist auch der Grund, warum seine Mutter ihm den Bogen weggenommen hat).

Zum Glück für die Leguane, besonders Carlos, ist Grandmère eine miserable Schützin.

Der Pfeil, den sie gerade abgeschossen hatte, segelte auch prompt in das blau-weiß gestreifte Kissen in einer der Pool-Lounges statt auf den Leguan.

Allerdings wäre er um ein Haar im Bein eines der Diener gelandet.

»Es tut mir so leid, André«, sagte Grandmère zu dem Diener, als er mit dem Pfeil zurückkam. »Das wollte ich nicht.«

»Ich kann das gut verstehen, Hoheit«, sagte André mit einer Verbeugung. »Ich finde die Leguane auch sehr lästig.«