Ich bin dann mal Prinzessin - Meg Cabot - E-Book
SONDERANGEBOT

Ich bin dann mal Prinzessin E-Book

Meg Cabot

0,0
7,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 7,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Von wegen Durchschnitt. Plötzlich Prinzessin! Olivia Grace Clarisse Mignonette Harrison sieht sich selbst als ein komplett durchschnittliches 12-jähriges Schulmädchen. Das Einzige, was an ihr besonders ist, sind ihr langer Name und die Tatsache, dass sie eine Halbwaise ist, die bei Onkel und Tante aufwächst und ihren Vater noch nie getroffen hat. An einem komplett durchschnittlichen Tag, an dem alles schiefgeht für Olivia, passiert auf einmal etwas Unglaubliches: Eine Limousine fährt vor der Schule vor und Prinzessin Mia Thermopolis von Genovia lädt Olivia ein, nach New York zu kommen, um ihren Vater kennenzulernen und dort mit ihnen zu leben. Denn in Wahrheit ist Olivia die Halbschwester von Prinzessin Mia und königlicher Herkunft. Nun rückt sie in das Rampenlicht der Öffentlichkeit und hält ihre aufregenden Erlebnisse in einem Tagebuch für ihre Freundinnen fest.Olivia Grace Clarisse Mignonette Harrison sieht sich selbst als ein komplett durchschnittliches 12-jähriges Schulmädchen. Das Einzige, was an ihr besonders ist, sind ihr langer Name und die Tatsache, dass sie eine Halbwaise ist, die bei Onkel und Tante aufwächst und ihren Vater noch nie getroffen hat. An einem komplett durchschnittlichen Tag, an dem alles schiefgeht für Olivia, passiert auf einmal etwas Unglaubliches: Eine Limousine fährt vor der Schule vor und Prinzessin Mia Thermopolis von Genovia lädt Olivia ein, nach New York zu kommen, um ihren Vater kennenzulernen und dort mit ihnen zu leben. Denn in Wahrheit ist Olivia die Halbschwester von Prinzessin Mia und königlicher Herkunft. Nun rückt sie in das Rampenlicht der Öffentlichkeit und hält ihre aufregenden Erlebnisse in einem Tagebuch für ihre Freundinnen fest.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 137

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Cover for EPUB

Plötzlich Prinzessin!

Genau an dem Tag, an dem in Olivias Leben alles so richtig schiefgeht, passiert das Unglaubliche: Eine Limousine fährt vor ihrer Schule vor. Darin sitzt Prinzessin Mia Thermopolis und lädt ausgerechnet sie ein, mit ihr nach New York zu kommen. Dort soll sie ihre richtige Familie kennenlernen und in Zukunft mit allen zusammen am Königshof von Genovien leben. Denn die Wahrheit ist: Olivia ist die Halbschwester von Mia und somit auch eine Prinzessin. Von einem Tag auf den anderen steht ihr Leben kopf …

Aus dem Tagebuch einer frischgebackenen Prinzessin: Witzig, originell, einfach hinreißend

Meg Cabot

Ich bin dann mal Prinzessin

Aus dem amerikanischen Englischvon Ilse Rothfuss

Mit Illustrationen der Autorin

»Es wäre einfach, eine Prinzessin zu sein, wenn ich in Stoffe aus purem Gold gekleidet wäre, doch ist es ein viel größerer Triumph, zu wissen, dass man eine ist, ohne dass jemand davon weiß.«

Frances Hodges-BurnettSara, die kleine Prinzessin

Mittwoch, 6. Mai

9.45 vormittagsBiologiestunde

Die Cranbrook Middle School ist leider nicht so super, wie ich es mir erhofft hatte.

Okay, ich gebe zu, dass meine Erwartungen vielleicht überzogen waren. Ich hatte so tolle Sachen gehört! Jeder schwärmt davon, was man alles machen darf, wenn man in die Mittelstufe kommt.

Und niemand sagt dir: »Wenn du in der Mittelstufe bist, rempelt dich Annabelle Jenkins an und droht damit, dich nach der Schule zu verprügeln.«

Aber genau das ist gerade eben passiert. Annabelle Jenkins hat mich nach der zweiten Stunde im Gang gestoßen. Einfach so. Aus heiterem Himmel.

Im ersten Moment hielt ich es für ein Versehen. Ich meine, was habe ich Annabelle Jenkins getan?

Also sagte ich: »Kein Problem«, und ging in die Knie, um die Seiten aufzusammeln, die aus meinem Ordner gefallen waren. Ich schaute vorsichtshalber nach, ob mein rosa Stundenplan noch im Einband klebte, was zum Glück der Fall war. Uff.

Okay, ich weiß, es klingt ein bisschen komisch, dass ich jetzt, im Mai, immer noch Angst habe, meinen Stundenplan zu verlieren. Aber ich kann nichts dagegen machen. Man bekommt nämlich einen Verweis, wenn man seinen Stundenplan verliert. Und ich habe bisher das ganze Halbjahr ohne einen einzigen Verweis überstanden.

Außerdem beruhigt es mich, wenn mein Stundenplan im Ordner klebt, falls ich plötzlich mal unter Gedächtnisverlust leiden sollte oder so.

»Kein Problem«, sagte ich erneut zu Annabelle und stand auf. »Mein Stundenplan ist noch da.«

Und da machte Annabelle etwas komplett Verrücktes. Ich meine, wirklich irre – wenn man bedenkt, dass sie die beliebteste Sechstklässlerin an der Cranbrook Middle School ist. Sie stieß mich noch mal.

Richtig grob. So hart, dass ich das Gleichgewicht verlor und vor den Augen ihrer ganzen Clique voll auf den Hintern knallte.

Es tat nicht weh (nur mein Stolz war verletzt).

Aber es war trotzdem ein Schock, denn bis zu diesem Moment hatte ich gedacht, dass Annabelle und ich befreundet wären. Also, keine engen Freundinnen – wir sitzen nicht beim Mittagessen zusammen oder so. Annabelle lässt sowieso nur ein paar wenige Auserwählte an ihren Tisch.

Aber zumindest waren wir nicht verfeindet. Wir trafen uns sogar manchmal außerhalb der Schule, entweder bei ihr oder bei mir zu Hause, weil mein Stiefonkel mit Annabelles Dad zusammenarbeitet. Annabelle hat mir dann immer ihre Trophäen gezeigt, die sie im Turnen gewonnen hatte, und ich ihr meine Tierzeichnungen, wenn sie bei mir war. Ihre Begeisterung hielt sich zwar in Grenzen und trotzdem dachte ich, zwischen uns sei alles okay.

Aber das war ein Irrtum.

»Ist mir doch egal, ob du deinen Stundenplan verlierst, Prinzessin Olivia«, zischte Annabelle. »Du kommst dir ja soooo toll vor, was?«

»Hey«, sagte ich und richtete mich wieder auf. »Stimmt was nicht mit dir, Annabelle?«

Es war kein Sarkasmus. Ich fragte nur, weil ich mir beim besten Willen nicht erklären konnte, warum Annabelle Jenkins

mir den Ordner aus der Hand schlug,

mich anrempelte,

mich anfauchte, dass ich mir so toll vorkäme,

mich

Prinzessin

nannte.

Vielleicht war gerade ihr Hund überfahren worden und sie ließ es jetzt an mir aus? Obwohl ich nicht weiß, ob sie überhaupt einen hat. Das letzte Mal habe ich jedenfalls keinen bei ihr gesehen. Ich mag Hunde und hätte es definitiv gemerkt, wenn einer da gewesen wäre.

Aber wahrscheinlich war es nur Wunschdenken von mir, dass wir uns gut verstehen. Denn es wurde immer seltsamer, ehrlich. Annabelles Freundinnen – lauter hübsche, angesagte Mädchen – standen um mich herum und schauten zu, wie Annabelle mich demütigte. Und sie bogen sich praktisch vor Lachen, als Annabelle mich mit hoher, weinerlicher Stimme nachäffte, obwohl es sich kein bisschen nach mir anhörte – jedenfalls in meinen Ohren.

»Hey, Annabelle, stimmt was nicht mit dir?« Annabelle zeigte auf mich, schaute dabei aber ihre Freundinnen an. »Olivia ist so bescheuert, dass sie allen Ernstes glaubt, ich mag sie. Sie denkt, dass wir Freundinnen sind.«

Annabelles Gesicht ließ keinen Zweifel daran, dass wir das nie gewesen waren und auch nie sein würden. Offenbar hassten wir einander und ich hatte es nicht mal gemerkt.

Dann hielt Annabelle ihr Gesicht ganz nahe an meines und sagte: »Pass mal auf, Prinzessin Olivia Grace Clarisse Mignonette Harrison – falls du wirklich so heißt, was ich bezweifle. Es reicht mir jetzt, dass du dich für was Besseres hältst. Warte nach der Schule am Fahnenmast auf mich, dann kriegst du die Prügel, die du verdienst, okay? Und wenn du mich bei einem Lehrer verpetzt, sag ich einfach, dass du angefangen hast. Dann bekommst du den Verweis und nicht ich, klar?«

Mit einem letzten Stoß (nicht ganz so hart wie der vorige) stolzierte sie davon, gefolgt von ihrer kichernden Clique. Ich schaute ihnen nach, bis sie im Gewühle der einschüchternd großen Siebt- und Achtklässlerinnen verschwanden, die sich in den Gängen immer viel breiter machen als wir unbedeutende Sechstklässlerinnen.

Zum Glück war inzwischen meine Freundin Nishi neben mir aufgetaucht.

»Was war das denn gerade?«, fragte Nishi.

»Annabelle will mich nach der Schule verprügeln«, sagte ich. Ich glaube, ich stand noch unter Schock oder etwas in der Art. Als würde ich mich selbst in einem Film sehen. »Und sie hat mich Prinzessin genannt.«

»Prinzessin? Wieso das denn?«, wollte Nishi wissen. »Und warum will sie dich verprügeln? Ich dachte, ihr versteht euch gut?«

»Ja, das dachte ich auch«, seufzte ich. »Aber das war ein Irrtum.«

»Komisch. Findet sie, dass du eingebildet bist, oder was?«

»Ich wüsste nicht, warum.« Ich schaute an meinen Kleidern hinunter, die auch nicht anders als Nishis waren, weil wir in der Cranbrook alle Schuluniform tragen müssen, einschließlich Rock. Ich mag keine Röcke, und schon gar keine Faltenröcke. Falten sind unvorteilhaft, hatte ich in einer der Modezeitschriften meiner Stiefcousine Sara gelesen. »Oder seh ich irgendwie tussig aus?«, fragte ich.

»Nein, find ich nicht«, sagte Nishi, während die anderen in Scharen an uns vorbeiströmten, um vor dem Läuten in ihre nächste Stunde zu kommen. »Jedenfalls nicht mehr als sonst.«

Ich warf Nishi einen sarkastischen Blick zu. »Na toll – vielen Dank auch.«

»Na ja, weißt du … jemand wie Annabelle, die nur Sport im Kopf hat, findet deine Tierzeichnungen vielleicht etwas abgedreht …«

»Aber wieso? Ich hab nie mit meinen Zeichnungen angegeben! Das ist doch nur mein Hobby. Ich gewinne ja schließlich keine Trophäen damit …«

»Hmm. Komisch. Vielleicht solltest du mal zu einem Lehrer gehen.«

»Kann ich nicht. Sonst behauptet Annabelle, dass ich angefangen hätte, und dann bekomme ich den Verweis. Das hat sie wörtlich gesagt. Wo ich doch das ganze Jahr ohne durchgekommen bin.«

»Aber warum sollten die Lehrer Annabelle glauben und nicht dir?«, wandte Nishi ein.

»Weil Annabelles Dad Rechtsanwalt ist«, sagte ich düster. »Schon vergessen? Sie droht doch immer damit, dass ihr Dad die Schule verklagt, wenn sich jemand mit ihr anlegt.«

»Ach so, ja.« Nishi schüttelte den Kopf. »Hab ich ganz vergessen. Aber das ist sicher nur ein Missverständnis. Wir klären das beim Mittagessen, okay? Also, Olivia, ich muss los – bis dann.«

»Bis dann«, sagte ich, obwohl ich längst nicht so zuversichtlich war wie Nishi.

Wir stürzten uns ins Gedränge, um nicht zu spät in den Unterricht zu kommen. In der Cranbrook Middle School verliert man einen Pluspunkt, wenn man zu spät kommt. Und wer zu viele Punkte verliert, wird nicht in die Siebte versetzt.

Und da bin ich nun und zerbreche mir den Kopf, womit ich Annabelle so wütend gemacht haben könnte, dass sie mich allen Ernstes verprügeln will.

Aber mir fällt nichts ein.

Weil ich die ganze Zeit nur daran denken kann, dass ich nach der Schule zusammengeschlagen werde. Ich bin so gut wie tot.

Mittwoch, 6. Mai

10.50 UhrFranzösisch

Das Problem ist, dass ich total langweilig und durchschnittlich bin. Was aber noch lange kein Grund ist, mich zu verprügeln, oder?

Ich: Olivia Grace Clarisse Mignonette Harrison

(mein richtiger Name, egal was Annabelle sagt)

Größe: durchschnittlich (für mein Alter: zwölf)

Gewicht: durchschnittlich (komplett normaler BMI für meine Größe)

Haare: durchschnittliche Farbe (braun) und Länge (bis zur Schulter, obwohl ich meistens Zöpfchen flechte, weil ich damit besser zurechtkomme. Mein Haar wird nämlich schnell kraus, besonders an feuchten Tagen, und in New Jersey ist es oft feucht.)

Haut: durchschnittlich (na ja, braun – was daher kommt, dass ich eine schwarze Mom und einen weißen Dad habe)

Augen: auch durchschnittlich – nicht saphirblau wie die meiner Stiefschwester Sara oder dunkelbraun wie Nishis. Meine Augen sind haselnussbraun. Ganz normales Mittelbraun, in Richtung Haselnuss. Nicht mal im Licht ändern sie ihre Farbe, so wie bei manchen Romanheldinnen, deren Augen smaragdgrün funkeln, wenn sie wütend sind, oder so. Meine bleiben die ganze Zeit haselnussbraun.

Mit anderen Worten: langweilig.

Nur zwei Dinge an mir sind nicht durchschnittlich, aber das kann nicht der Grund sein, warum Annabelle mich verprügeln will.

Erstens mein Vorname: Olivia Grace Clarisse Mignonette Harrison (was Annabelle aus irgendwelchen Gründen für eine Erfindung hält, obwohl es mein richtiger Name ist, das schwöre ich).

Keine Ahnung, warum meine Mom mir so viele Vornamen gegeben hat, noch dazu so ausgefallene. Mignonette ist beispielsweise eine Soße, die man im Restaurant bestellen und zu Austern essen kann.

Dabei mag ich Austern gar nicht.

Und es gibt eine berühmte Prinzessin, die meine Stiefschwester immer in den Klatschblogs stalkt. Ihr Name ist Amelia (»Mia«) Mignonette Grimaldi Thermopolis Renaldo, Prinzessin von Genovien, und ihre Großmutter heißt Clarisse. Ich habe also zwei königliche Vornamen (Clarisse und Mignonette), was schon irgendwie komisch ist, das muss ich zugeben. Vielleicht hatte meine Mom einen Prinzessinnentick oder so.

Leider kann ich sie nicht fragen, weil sie gestorben ist, als ich noch ein Baby war. Ich habe meine Mom nie wirklich gekannt und das ist schade, weil ich sie bestimmt gemocht hätte, nach allem, was ich über sie weiß. Mom war Privatjetpilotin. Das heißt, sie hat die Privatjets von irgendwelchen schwerreichen Leuten geflogen.

Aber sie ist nicht mit dem Flugzeug abgestürzt, wie man vielleicht denken könnte. Sie ist im Urlaub in Mexiko gestorben – durch einen Wasserski-Unfall.

Ich selber war noch nie in einem Privatjet oder auf einer Motorjacht. Tante Catherine sagt immer, Wasserski sei gefährlicher als jedes Privatflugzeug.

Womit wir beim zweiten nicht durchschnittlichen Punkt wären: Weil Mom tot ist, lebe ich bei meiner Tante und ihrer Familie – meinem Onkel Rick und seinen beiden Kindern Justin und Sara. Meinen leiblichen Vater habe ich noch nie gesehen, obwohl er mir Briefe schickt und so. Ich schreibe ihm zurück, an ein Postfach in New York City, weil mein Dad ständig beruflich unterwegs ist. (Er wird gut dafür bezahlt. Das weiß ich, weil Tante Catherine immer so erfreut ist, wenn mein monatlicher Unterhaltsscheck eintrifft, obwohl die O’Tooles – so heißt ihre Familie – auch nicht gerade arm sind. Tante Catherine und Onkel Rick haben ein gut gehendes Inneneinrichtungs- und Baugeschäft.)

Deshalb habe ich ihn nie kennengelernt (meinen Dad, meine ich). Eine Sekretärin leitet meine Briefe von dem Postfach an ihn weiter. Dad lebt da, wo er seinen Koffer abgestellt hat, also hauptsächlich an Orten wie Costa Rica oder Abu Dhabi (jedenfalls den Ansichtskarten nach).

Das sind »keine guten Voraussetzungen, um ein Kind aufzuziehen«, hat Tante Catherine gesagt, und dass es in seinem Leben keinerlei Stabilität gebe.

Mein Zuhause bei Tante Catherine und Onkel Rick ist offenbar »stabil« genug, um ein Kind darin aufwachsen zu lassen, aber manchmal sehne ich mich danach, bei meinem Dad zu leben. Wir hätten sicher jede Menge Spaß auf seinen archäologischen Expeditionen, da bin ich mir sicher, auch wenn es dort keine Schulen und kein Trinkwasser gibt – nur Moskitos.

Okay, Dad hat nie wirklich gesagt, dass er Archäologe ist, und Tante Catherine reagiert total gereizt, wenn ich Fragen über ihn stelle, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass meine Eltern sich auf diese Weise kennengelernt haben. Mom war bestimmt die Pilotin auf einer seiner Expeditionen oder so.

Vielleicht will mein Dad deshalb nur schriftlich mit mir kommunizieren. Weil es zu schmerzlich für ihn wäre, wenn ich plötzlich leibhaftig vor ihm stünde. Das würde alte Wunden wieder bei ihm aufreißen und ihm vor Augen führen, was er alles verloren hat (auch wenn ich natürlich nicht so schön bin wie meine Mom – nur langweiliger Durchschnitt eben. Aber Tante Catherine meint, ich hätte denselben Knochenbau wie meine Mom und könnte eines Tages vielleicht noch attraktiv werden).

Aber ich will nicht jammern. Dad hat mir den Tipp gegeben, meine Gefühle einem Tagebuch anzuvertrauen, wenn ich einsam oder verzweifelt bin (er hat mir sogar eins geschickt, obwohl ich es fast nie bei mir habe, wenn ich es gerade brauche, sodass ich einfach irgendwas Greifbares nehme – zum Beispiel mein französisches Notizbuch, so wie jetzt).

Dad sagt, er kennt jemand, der lange Zeit ein Tagebuch geführt hat und dem das immer geholfen hat. Wahrscheinlich meint er meine Mutter und bringt es nicht übers Herz, ihren Namen auszusprechen (Elizabeth), weil die Erinnerung an ihre Schönheit ihm noch immer die Kehle zuschnürt.

Trotzdem, auch wenn ich das in meinen Briefen an Dad nie anspreche, fühle ich mich praktisch wie ein Waisenkind, und das ist das Schlimmste für mich.

Nicht dass ich irgendwie stiefmütterlich behandelt werde. Ich muss nicht in einem Schrank unter der Treppe schlafen, so wie Harry Potter (bei uns gibt es so was gar nicht), oder die Asche aus dem Herd auffegen wie Cinderella (wir haben Gasöfen, die Onkel Rick verkabeln ließ, sodass man sie mit einer Fernbedienung einschalten kann – also ich nicht, natürlich).

Nein, ich habe ein eigenes Zimmer und alles. Meine Tante und mein Onkel behandeln mich fast wie Sara und Justin, Onkel Ricks leibliche Kinder. Ich habe also keinen Grund, mich zu beschweren.

Ich bin nur manchmal traurig, dass ich keinen Hund haben darf. Oder eine Katze. (Onkel Rick ist allergisch dagegen und Tante Catherine will keine Tierhaare auf ihren Designermöbeln und teuren Teppichböden.)

Und was mich momentan total fertigmacht, ist die Tatsache, dass die Firma – O’Toole-Designs –, die Tante Catherine mit Onkel Rick führt, bald ein neues Luxus-Einkaufszentrum in einem Land namens Qualif bauen wird, sodass wir diesen Sommer dorthin müssen. Ich wäre gern so abenteuer- und reiselustig wie mein Dad, aber ich will nicht von hier wegziehen, weil ich meine Freundin Nishi ja nicht mitnehmen kann, und ich werde sie so vermissen.

Ich finde es schon schlimm genug, dass ich jeden Tag im Rock in die Cranbrook Middle School gehen muss, aber laut Tante Catherine müssen Mädchen in Qualif immer Röcke tragen und Frauen müssen sogar ihren Kopf bedecken. Das ist dort so üblich.

Außerdem finde ich es ziemlich unfair von Tante Catherine und Onkel Rick, dass ich keinen eigenen Computer bekomme, so wie Sara und Justin (das WLAN reicht in unserem Haus angeblich nicht bis in mein Zimmer!). Geschweige denn ein Smartphone. (Tante Catherine sagt, sie schenkt mir erst eins, wenn ich in der Highschool bin und gute Noten mit nach Hause bringe.)

Klar, dass ich Angst habe, eine Menge zu verpassen, weil ich nicht mit meinen Freundinnen chatten oder über WhatsApp kommunizieren kann. Sara darf das alles, obwohl sie nur vier Monate älter ist als ich!

Aber es macht mir definitiv nichts aus, dass ich keinen eigenen Fernseher im Zimmer habe, so wie Justin und Sara. Ich will später mal Wildtier-Illustratorin werden und habe keine Zeit, vor dem Fernseher rumzuhängen und Videospiele zu machen (wie Justin) oder Reality-Shows zu gucken (wie Sara). Ich muss Zeichnen üben. Als Wildtier-Illustrator zeichnet man nämlich die ganzen Tiere, die man in Büchern oder im Netz oder auf den Schildern neben den Zoogehegen sieht.