iCrimax: Kopfüber in die Pixelwelt - iCrimax - E-Book

iCrimax: Kopfüber in die Pixelwelt E-Book

iCrimax

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Beschreibung

Der Nachfolger des Bestsellers von iCrimax! Max hat es schon wieder geschafft – er ist zum zweiten Mal in einem Videospiel gefangen! Dabei wollte er nach seinem letzten Ausflug in die virtuelle Welt eigentlich nur ein wenig verschnaufen. Doch er hat die Rechnung ohne Piper gemacht. Denn die junge Autoschrauberin katapultiert ihn geradewegs ins nächste Abenteuer. Nun sitzen die beiden fest, in einer Welt, die nur aus Würfeln besteht. Als wäre das nicht schon heikel genug, wendet sich nun auch noch das Spiel selbst gegen die Neuankömmlinge. Skelette, Spinnen, Zombies und Plünderer – alle scheinen sie aufhalten zu wollen! Dabei steht ihnen die größte Herausforderung noch bevor. Denn den Ausweg aus ihrer Lage vermutet Max nirgendwo anders als im Ende – dem dunklen Reich des mächtigen Enderdrachens!

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Seitenzahl: 229

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen

[email protected]

Originalausgabe

5. Auflage 2024

© 2023 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.

Dies ist kein offizielles Minecraft-Produkt. Es ist nicht von Mojang genehmigt oder mit Mojang verbunden.

Redaktion: Mirka Uhrmacher

Text: iCrimax, Fionna Frank

Umschlaggestaltung, Illustrationen: © Marek Bláha

Satz: Achim Münster, Overath

eBook: ePUBoo.com

ISBN Print 978-3-96775-113-0

ISBN E-Book (PDF) 978-3-96775-114-7

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96775-115-4

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.rivaverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Hey, yo Leute, iCrimax hier, was geht ab, ihr Paulberger?

Herzlich willkommen zu einem weiteren krassen Abenteuer!

Dieses Mal werden wir eine neue Welt unsicher machen, die ziemlich viele Ecken und Kanten hat! Ihr könnt euch bestimmt schon denken, wohin es geht. Und es wird ziemlich schwierig, heil aus der ganzen Nummer wieder rauszukommen, so viel ist sicher! Aber Max hat wieder Piper an seiner Seite, und zusammen werden sie schon eine Lösung finden. Dafür müssen sie sich zwar den größten Gefahren stellen, die man sich vorstellen kann –

aber das wird sie nicht aufhalten!

Ich hoffe, diese Story wird euch wieder gefallen, und ihr habt eine gute Zeit beim Lesen.

Danke für euren Support über all die Jahre!

Haut rein, Leute!

Euer iCrimax

Inhalt

Keine Sekunde Ruhe

Eine neue Welt

Nachtwanderung

Das Dorf

Die Falle

Eine unerwartete Begegnung

Das unheilvolle Banner

Das Fest

Ein riskanter Deal

Die Antike Stadt

In völliger Stille

Auf der Flucht

Vor dem Ende

Lorenfahrt ins Ungewisse

Ein unerwartetes Wiedersehen

Das Ende

Epilog

Keine Sekunde Ruhe

Eiswürfel klirrten in dem Glas mit kalter Zitronenlimonade, als Max es mit einem einzigen, langen Schluck leerte. Er stellte es mit einem zufriedenen Seufzen zurück auf den Tisch und griff nach dem letzten Sandwich. Mann, war er hungrig!

Ihm gegenüber saß sein bester Kumpel Stanni und schaute ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an. Auf den ersten Blick wirkte es so, als säßen hier einfach nur zwei Freunde an einem lauen Sommertag gemeinsam im Garten. Erst auf den zweiten und dritten Blick erkannte man all die Dinge, die die Situation so ungewöhnlich machten.

Da war zum Beispiel der mannshohe, blass schimmernde und leise brummende Kristall, der in einer verschnörkelten Metallfassung hinter ihnen auf dem Rasen stand und mit allerlei Kabeln und Schläuchen an diverse Maschinen gekoppelt war. Oder die Tatsache, dass sich weit über ihnen nicht etwa der für einen Sommertag typische blaue Himmel erstreckte, sondern die schroffe, dunkle Decke einer gigantischen Höhle. Und zuletzt gab es da natürlich noch die Sonne, die gar keine war, sondern lediglich eine riesige, leuchtende Glühbirne, die an dicken Drahtseilen über ihnen hing.

Max und Stanni, beste Freunde und Gamer der Meisterklasse, waren ganz und gar nicht in einem normalen Garten. Sie waren zu Hause bei Familie Puhmann in Los Lamas, einer eigentlich rein virtuellen Stadt, die unterhalb der sichtbaren Map des Videospiels Tal Royal verborgen lag. Aber sie hatten nicht etwa VR-Brillen auf und konnten ihre Umgebung deswegen so realistisch sehen. Nein. Sie saßen wahrhaftig und wirklich in diesem Garten, tranken wahrhaftig und wirklich digitale Limonade und aßen wahrhaftig und wirklich digitale Sandwiches. Wie genau das funktionieren konnte, hatte Max noch immer nicht begriffen. Aber Stanni war vor einer Weile in dieses Spiel hineingeglitcht und hatte Max anschließend mitgenommen. Er wollte ihm nämlich den Kristall zeigen, der hinter ihnen auf dem Rasen stand. »Nullpunkt« nannte Stanni das mysteriöse Objekt, das Gegenstände aus dem Nichts erschaffen und Portale in andere Spielewelten öffnen konnte.

Max hätte all das nicht geglaubt, wenn er nicht vor Kurzem in genau so ein Portal hineingezogen worden wäre. Nun, streng genommen hatte er sich das selbst eingebrockt. Eigentlich hatte Stanni ihn nur in das Geheimnis von Los Lamas einweihen wollen, weil sie eben Freunde waren und weil er Hilfe bei der Erforschung des Kristalls brauchte. Aber als ein Portal erschien, aus dem Geräusche drangen, die Max total bekannt vorkamen, musste er es einfach berühren. Und so war er im wahrsten Sinne des Wortes in ein Abenteuer gepurzelt. Das Portal hatte ihn eingesaugt, und als er sich auf der anderen Seite umschaute, traute er seinen Augen kaum. Er war in Los Carros gelandet, der Hauptstadt seines Lieblingsspiels Ultimate Car Drifters.

»Okay, okay«, sagte Stanni jetzt mit leicht verzogener Miene, wohl weil der Anblick, wie Max hungrig das Sandwich verschlang, nicht der allerschönste war. »Noch mal von vorne. Erst hat dich diese Piper den Polizisten ausgeliefert, aber dann hat sie dich doch gerettet und zu ihrer Gang, den Gearheads, gebracht?«

»Schtmmt ’enau«, nuschelte Max mit vollem Mund, ehe er den Bissen runterschluckte.

»Aber diese Gearheads …«, fuhr Stanni fort, die Geschichte zu wiederholen, die Max ihm gerade erst erzählt hatte, »… diese Autoschrauber, die waren im Streit mit den … Kingston Riders, einer Gruppe von Gangstern? Wegen eines geklauten Vertrags? Und du hast dich da eingemischt, weil …?«

»… weil auf dem Dach des Hauptquartiers der Kingston Riders ein weiterer Nullpunkt stand, der mich zurück nach Los Lamas bringen konnte«, antwortete Max und füllte den letzten traurigen Rest Zitronenlimonade aus der Kanne in sein Glas. »Aber du hast die ganzen krassen Verfolgungsjagden und das Wettrennen vergessen, das ich in meinem Lambo gewonnen habe!«, fügte er mit einem breiten Grinsen hinzu.

Stanni lächelte zurück und nickte anerkennend. »Mann, da wäre ich echt zu gern dabei gewesen!«

Jeder andere Mensch auf der Welt hätte Max nach so einer Geschichte vermutlich für verrückt gehalten. Es klang ja auch absolut absurd! Er war in ein Videospiel gesaugt worden und hatte dort ein rasantes Abenteuer erlebt, und zwar nicht als Spielfigur, sondern als er selbst. Alles hatte total echt gewirkt: der Geruch der salzigen See an der Küste von Los Carros, der heftige Wind hoch oben auf dem Hauptquartier der Kingston Riders und das satte Brummen des Motors seines heiß geliebten Lamborghini, mit dem er kreuz und quer über die Map gejagt war!

Zum Glück aber verstand Stanni all das, denn er hatte ähnliche Abenteuer hier in Los Lamas erlebt. Anstatt Max also auszulachen, als er vor kaum einer halben Stunde durch das Portal zurückgekehrt war, hatte er ihm sofort alles geglaubt und wollte jetzt jedes Detail wissen. Wäre es nach ihm gegangen, hätten sie hier sicher noch Stunden sitzen können, bis Max jede Kleinigkeit beschrieben hatte.

»Und du warst wirklich fast zwei Tage in Los Carros?«, fragte Stanni jetzt erneut. Dieser Punkt schien ihn ganz besonders zu interessieren.

»Mehr oder weniger«, bestätigte Max und sah zum Nullpunkt, der leise vor sich hin summte. »Wie lange war ich für dich weg? Zehn Sekunden?«

Stanni machte eine vage Bewegung mit der Hand. »Da habe ich vielleicht etwas untertrieben. Aber auf keinen Fall länger als eine Minute! Ich hatte nicht mal wirklich Zeit, mir Sorgen zu machen, da kamst du schon wieder aus dem Portal rausgerollt.«

»Verrückt«, sagte Max leise.

Stanni hatte ihm natürlich sofort erklärt, dass die Zeit anders verging, wenn man ins Spiel glitchte. Immer, wenn er mehrere Stunden in Los Lamas verbrachte, um den Nullpunkt zu untersuchen, vergingen in der wahren Welt nur wenige Minuten – was ganz praktisch war, so verpasste man wenigstens nichts. Das Gleiche schien allerdings auch zu gelten, wenn man von Los Lamas aus in eine weitere Spielewelt reiste. Die Zeit dort verging viel schneller.

Aber bedeutete das nicht, dass in der halben Stunde, die er nun hier mit Stanni gesessen und geredet hatte, in Los Carros Wochen, vielleicht sogar Monate vergangen waren? Und wie sehr würde sich dieser Effekt erst verstärken, wenn er wieder in der realen Welt wäre? Einige Minuten dort würden dann doch Jahre für Piper und die Gearheads bedeuten!

Irgendwie hatte Max gehofft, diese verrückte Crew noch mal wiederzusehen, aber je länger er darüber nachdachte, desto mehr rauchte ihm der Kopf, und desto weniger glaubte er daran, dass es wirklich passieren würde. Schade, er würde seine neuen Freunde wirklich vermissen, vor allen Dingen Piper.

Er trank den letzten Schluck Zitronenlimonade aus seinem Glas und wischte sich mit dem Handrücken die Sandwichkrümel vom Mund. Das hatte gutgetan. Auch wenn er in einem Videospiel steckte, Hunger und Durst konnte er offensichtlich immer noch kriegen. Doch nach zwei Tagen Nonstop-Action füllte der kleine Snack seine Kraftreserven nur mäßig wieder auf. Max war ziemlich erledigt. Daher freute er sich darauf, wieder in die wahre Welt zurückzukehren und sich aufs Ohr zu hauen. Das Geheimnis des Nullpunkts würde sicherlich unverändert hier auf ihn warten, bis er etwas ausgeschlafener war.

Als hätte der Kristall seine Gedanken gehört, wurde aus dem sanften Summen plötzlich ein lautes Brummen. Überrascht schnellten die beiden Jungs in ihren Gartenstühlen in die Höhe und schauten zum Nullpunkt hinüber. Der vibrierte sichtbar und pulsierte in unterschiedlichen Farben.

»Was zum …?«, fragte Max irritiert und schob langsam seinen Stuhl zurück, um aufzustehen.

Stanni hingegen war so ruckartig aufgesprungen, dass sein Stuhl nach hinten hin weggekippt war. »Oh-oh!«, machte er und hechtete zu der Konsole hinüber, die über Kabel mit dem Kristall verbunden war.

»Stanni, sag mir, dass der das öfters macht«, stammelte Max und kratzte sich nervös am Hinterkopf, während er sich sicherheitshalber zwei weitere Schritte vom Nullpunkt entfernte. Seine Neugier hatte ihn schon einmal in Schwierigkeiten gebracht, er hatte aus seinem Fehler gelernt.

Stanni blickte ratlos auf das Display der Konsole vor sich, drückte hektisch ein paar Knöpfe, zog einen Hebel, aber nichts davon schien einen Effekt zu haben. Der Kristall vibrierte nur noch heftiger und blinkte immer schneller.

»Sag nicht, das Ding explodiert gleich!«, rief Max und schaute sich bereits nach einem Ort um, an dem er vor einer möglichen Explosion in Deckung gehen könnte. Die Gartenmauer? Zu weit weg. Der Tisch, auf dem der leere Sandwichteller und ihre Gläser standen? Nicht genügend Schutz. Das Innere des Hauses? Die Terassentür schien verschlossen.

»Explodieren nicht, aber er scheint zu überhitzen!« Stanni musste schreien, um das Getöse des Kristalls und das warnende Piepsen und Tröten der Geräte um ihn herum zu übertönen. »Die Messungen hier sehen ähnlich aus wie zu dem Zeitpunkt, als du wieder aus dem Portal zurückgekommen bist. Nur viel stärker, mal hundert, mindestens!«

»Mal hundert?!« Max schluckte. »Du meinst, wir bekommen gleich Besuch?«

»Ich befürchte ja.« Stanni starrte noch immer angestrengt auf die Anzeigen. »Aber von jemandem, der dem Nullpunkt ganz und gar nicht passt. Oder … von etwas …«

In diesem Moment erklang ein splitterndes Geräusch, das Max mittlerweile vertraut war. Vor dem heftig blinkenden Kristall entstanden feine Risse in der Luft, die immer länger und größer wurden und schließlich auseinanderklafften als hätte man einen Ball durch eine Glasscheibe geworfen. Ein Portal! Max konnte direkt in sein Inneres sehen, hinab auf eine Stadt, die sich entlang eines traumhaften türkisfarbenen Meers erstreckte. Motorengeheul und Polizeisirenen mischten sich unter das Summen und Brummen des Nullpunkts.

Max kannte diese Geräusche. Und er kannte auch diese Aussicht. Er sah Los Carros, die Stadt, die er besser kannte als seine eigene Heimat. Los Carros, wo er Hunderte Spielstunden verbracht hatte. Los Carros, das größte Abenteuer seines Lebens. Wie von unsichtbaren Fäden geleitet, hob er langsam die Hand und stolperte einige Schritte auf das Portal zu. Vergessen waren seine Müdigkeit und seine Bedenken. Los Carros lag direkt vor ihm. Er musste nur danach greifen …

RUMMS!

Etwas schoss aus dem Loch heraus, so schnell, dass Max kaum mehr als einen verschwommenen Schemen wahrnahm, ehe es gegen ihn prallte und ihn zu Boden warf. Ein Gewirr aus Armen und Beinen entstand, dann rollte sich eine Gestalt auf dem Rasen ab, eleganter und gekonnter, als es Max bei seinen bisherigen Portalreisen gewesen war. Nur eine halbe Sekunde später krachten die Ränder des Portals klirrend aufeinander und schlossen sich, bis das Loch in der Luft vollends verschwunden war, als hätte es nie existiert. Der Kristall beruhigte sich, das laute Brummen wandelte sich wieder zu einem Summen, einzig die Geräte gaben noch Warnsignale von sich.

Max rollte sich ungelenk auf alle viere. Er wagte nicht zu atmen. Aus dem Augenwinkel sah er, dass Stanni über die Konsole gebeugt die Figur anstarrte, die in bester Superheldenpose auf dem Rasen vor dem Nullpunkt gelandet war. Max folgte seinem Blick, und beinahe wären ihm die Augen aus dem Kopf gefallen.

»Piper???«

Sie trug ihre übliche Lederjacke, auf deren Rückseite das Logo der Gearheads prangte, und darunter ein weißes Shirt und eine schwarze Jeans, auf der einige Flecken Motoröl zu sehen waren. Genau so, wie Max sie in Los Carros kennengelernt hatte. Der einzige Unterschied war ihr Haar. Es war zwar noch immer zu einem Pferdeschwanz gebunden, aber blaue Strähnen durchzogen nun den rötlich braunen Zopf. Ihr Blick war entschlossen, als wäre sie bereit, etwaigen Bösewichten in den Hintern zu treten, wurde aber in dem Moment sanfter, als sie erkannte, wer da vor ihr im Gras lag.

»Max!«, rief sie erfreut.

Max konnte nicht anders, zu überwältigend war die Freude, Piper wiederzusehen. Er rappelte sich auf, machte zwei große Schritte auf sie zu und umschloss sie in einer heftigen Umarmung, die beide erstaunt auflachen ließ.

Klar, für ihn war nur eine halbe Stunde vergangen, seit er Piper, die Anführerin der Gearheads, auf dem Dach der Kingston Towers zurückgelassen hatte. Aber innerlich hatte er sich schon mit dem traurigen Gedanken abgefunden, ihr nie wieder zu begegnen. Dass sie jetzt hier war, wirkte wie ein Wunder!

»Was machst du hier?«, fragte er völlig außer sich, nachdem sie sich voneinander gelöst hatten. »Wie, warum, weshalb, was und … wie??« Es kam ihm vor, als hätte sein Hirn einen Kurzschluss.

Piper lachte und boxte ihm freundschaftlich in den Arm. »Du hast dich wohl für supercool gehalten, wie du so einfach in einem Portal verschwunden bist, ohne zu erklären, was los ist«, sagte sie.

»Ja, schon irgendwie«, gestand er und grinste schief.

»Wir haben wochenlang versucht, rauszufinden, was das für ein Ding ist, in dem du verschwunden bist, und wie es funktioniert. Aber du kennst mich«, sagte sie mit einem Augenzwinkern. »Irgendwann hatte ich genug vom Warten, also habe ich’s einfach angefasst.«

»Und jetzt bist du hier.«

»Jetzt bin ich hier«, bestätigte sie. »Und ich glaube, du schuldest mir eine Erklärung.«

Max guckte ziemlich baff aus der Wäsche. Eigentlich hätte er ahnen müssen, dass sie auf so eine Idee kam. Immerhin hatte er gesehen, wie sie Auto fuhr, nämlich ohne Rücksicht auf Verluste. Und wie sie in schwindelerregender Höhe zwischen zwei Wolkenkratzern umherkletterte, als wäre es nichts. Es war eher erstaunlich, dass sie überhaupt mehrere Wochen gewartet hatte, ehe sie den Kristall …

Moment. Mehrere Wochen?! Die Erkenntnis traf Max wie ein Blitz. Natürlich! Jetzt ergab auch ihre neue Frisur Sinn. Er hatte doch eben selbst noch darüber nachgedacht, dass die Zeit in Los Carros viel schneller verging als im Tal Royal. Für sie waren Wochen seit dem letzten Treffen vergangen, und jede Sekunde, die sie hier verbrachte, bedeutete Minuten, wenn nicht sogar Stunden in ihrer Welt! Ihre Freunde, ihr Vater, sie würden denken, sie sei für immer verschollen!

»Piper!« Panik lag in Max’ Stimme. »Du musst sofort zurück!«

Piper runzelte irritiert die Stirn. »Was? Warum? Ich bin doch gerade erst angekommen!«

Heftig schüttelte er den Kopf. Jetzt kam es auf jede Sekunde an! Er drehte sich zu der Konsole um, die an den Nullpunkt angeschlossen war und hinter der noch immer ein vollkommen überfordert aussehender Stanni stand. Die piepsenden Warntöne hatten nicht aufgehört, Max hatte sie bisher nur einfach ausgeblendet.

»Wir müssen sie zurückschicken, Stanni!«, rief er und eilte zu seinem besten Freund hinüber. »Sofort!«

Stanni schien wie aus einer Trance zu erwachen.

»Mist!«, fluchte er und begann wie wild, Knöpfe zu drücken und Hebel zu ziehen, was noch mehr warnende Geräusche verursachte. »Mist, Mist, Mist!« Offenbar hatte er erst jetzt verstanden, was los war.

Hinter Max räusperte sich Piper. »Ist das ein Freund von dir? Vielleicht dieser Tuan, von dem du erzählt hast?«

Noch halb über die Konsole gebeugt, drehte Max sich zu ihr um. »Das ist Stanni. Aber wir haben keine Zeit für Vorstellungsrunden. Du musst zurück nach Los Carros, so schnell es geht!«

»Was ist dein Problem?«, fragte Piper jetzt leicht schnippisch. »Ich versteh schon, dass du nicht damit gerechnet hast, dass ich hier auftauche. Aber ich dachte, du freust dich!«

Neben ihnen begann der Nullpunkt wieder zu brummen. Einige Warntöne stoppten, dafür ertönten nun andere. Gleich mehrere kleine Messnadeln bewegten sich auf dunkelrote Bereiche zu. Mit Spielern aus der echten Welt hatte der Nullpunkt anscheinend kein Problem, sehr wohl aber mit Personen aus anderen Videospielen.

»Gar nicht gut …«, stammelte Stanni.

Max musste sich etwas einfallen lassen, und zwar schnell!

»Natürlich freue ich mich, dich zu sehen!«, sagte er und ging auf Piper zu, beide Hände beschwichtigend erhoben. »Ich wünschte, ich könnte dir alles erklären.«

»Dann tu es!« Piper trat einen Schritt zurück, als Max sie grade an der Schulter greifen wollte.

»Max, die Messwerte gehen durch die Decke«, kam es von Stanni. »Die Anzeigen spinnen rum, irgendwas stimmt hier nicht.«

Aber Max hörte gar nicht richtig hin. »Glaub mir«, sagte er gezwungen ruhig, aber in seinem Kopf zählte er bereits die Sekunden, die Minuten, und überlegte, was das für die Zeit in Los Carros bedeutete. »Je länger du hierbleibst, desto schlimmer ist es für dich.«

Piper schaute ihn misstrauisch an und schüttelte langsam den Kopf. Aber da war noch etwas anderes in ihrem Blick, etwas Verletzliches. Ihm wurde klar, dass nichts, was er in der kurzen Zeit sagen konnte, genügend erklären würde, was hier gerade geschah.

»Stanni«, rief er über seine Schulter zurück, ohne Piper aus den Augen zu lassen. »Du musst das Portal aufmachen!«

Ein dumpfes, blechernes Geräusch verriet ihm, dass Stanni frustriert gegen die piepsende Konsole getreten hatte.

»Die Koordinaten wechseln ständig durch, ich weiß nicht, ob ich die richtigen treffe!«

Mittlerweile vibrierte der Kristall so heftig, dass Max es in den Füßen spürte. Ihnen lief vermutlich gleich doppelt die Zeit davon. Wenn der Kristall überhitzte oder sogar beschädigt wurde, dann würde Piper nicht mehr nur Tage oder Wochen verlieren, sondern vielleicht wirklich nie mehr zurückkehren können.

»Öffne das verdammte Portal!«, schrie Max verzweifelt über den Lärm hinweg.

Hinter ihm machte Stanni ein wütendes Geräusch, dann schlug er mit der flachen Hand auf einen großen roten Knopf. »Hoffentlich geht das nicht schief!«

Mit einem heftigen Splittern klaffte direkt hinter Piper ein Portal auf, so schnell, wie es Max noch nie gesehen hatte. Faustgroße Scherben bröckelten vom Rand ab und ließen das Loch mit jeder Sekunde größer werden. Der Nullpunkt blinkte jetzt rasend schnell und tauchte den ganzen Garten in immer rascher wechselndes Licht, sodass schwer zu erkennen war, was auf der anderen Seite des Portals lag. Nur kurz, als Max die Augen zusammenkniff, sah er strahlend blauen Himmel, und dann hörte er das sanfte Rauschen des Meers. Das musste es sein!

»Ha!«, rief Stanni triumphierend hinter ihm.

Piper hingegen war blass geworden. Sie starrte entsetzt über ihre Schulter auf das immer größer werdende Portal hinter ihr. »Max …?« Ihre Stimme klang irritiert, ja fast ängstlich.

Es brach Max das Herz, sie so zu sehen, aber er wusste, dass es nur zu ihrem Besten war.

»Es tut mir so leid«, sagte er und schluckte gegen den Kloß in seinem Hals an. Dann trat er einen Schritt auf Piper zu und versetzte ihr einen kräftigen Stoß.

Sie taumelte nach hinten – direkt auf das Portal zu. Innerhalb von Millisekunden wechselten die Emotionen auf ihrem Gesicht. Schreck, Angst, Wut. Und schließlich eine Emotion, die Max mittlerweile nur zu gut von ihr kannte – Entschlossenheit.

Noch während sie rückwärts fiel und den Rand des Portals berührte, noch in der Sekunde, in der ihr Körper sich aufzulösen begann und in das Loch gesogen wurde, griff sie mit einer Hand nach Max’ Shirt, krallte ihre Finger tief in den Stoff und zerrte ihn mit unglaublicher Kraft mit sich nach hinten.

»Oh Sh–«, war alles, was Max noch von sich geben konnte, ehe er den Sog des Portals spürte und alles um ihn herum verschwamm.

Eine neue Welt

Max fühlte sich kurz wie auf einer Achterbahn im freien Fall, dann spuckte ihn das Portal auch schon wieder auf der anderen Seite aus wie einen Kaugummi, der den Geschmack verloren hatte.

Mit einem Aufschrei flog Max durch die Luft. Aber als er auf dem Boden aufkam, erwartete ihn nicht etwa der warme Pflasterstein der Einkaufsgasse, in der er bei seinem ersten Trip nach Los Carros gelandet war. Es war auch nicht der weiche Sandstrand unterhalb seiner Villa oder vielleicht die luftige Dachterrasse des Kingston Towers. Stattdessen machte er nur eine einzige Rolle vorwärts, ehe er mit einem dumpfen »Uff« gegen etwas Hartes unter einem eisig kalten Schneehaufen donnerte.

Max wurde schwarz vor Augen. Er wusste nicht, wie lange er so dagelegen hatte, doch geschmolzener Schnee, der ihm über den Nacken ins Shirt und dann den Rücken runterlief, ließ ihn irgendwann aufschrecken.

Schnee?! In Los Carros schneite es nur zur Weihnachtszeit! Klar, es waren einige Wochen vergangen, seit er die Stadt besucht hatte. Aber Monate konnten es doch wohl kaum gewesen sein.

Mühsam stemmte sich Max nach oben. Sein Schädel dröhnte. Unter dem Schnee musste ein Stein verborgen sein, gegen den er geknallt war. Ächzend hob er den Kopf, der fast komplett im Schnee gesteckt hatte, und blinzelte sich das Eis von den Wimpern. Über ihm erstreckte sich ein hellblauer Himmel, und merkwürdig geformte Wolken zogen vorbei. Er folgte ihnen mit den Augen bis zu einer trüben Sonne, deren Form irgendwie falsch wirkte.

Trotz seines kalten Sitzplatzes stieg Max plötzlich vor Schock die Hitze ins Gesicht. Die Sonne wie auch die Wolken waren … eckig! Das hier konnte nicht Los Carros sein. Er steckte in kniehohem Schnee, der die gesamte Umgebung bedeckte. Den Boden, die schroffen Felsen des Berges, der hinter ihm in den Himmel wuchs und die Fichten, die um ihn herum standen – und das alles war aus perfekten, gleich großen Würfelblöcken geformt!

Irritiert sah er nun an sich runter und erkannte, dass auch er vollkommen viereckig war. Seine Beine, seine Arme, das alles war aus Blöcken geformt. Er hatte nicht einmal mehr Hände, daher konnte er nur annehmen, dass auch sein Kopf ein großer Würfel war.

Er war nicht in Ultimate Car Drifters gelandet. Das hier, das war Minecraft! Sie waren durch das Portal in das falsche Spiel gezogen worden!

Tausend Gedanken schossen Max durch den Kopf, und für ein paar Sekunden war er kurz davor, in Panik zu geraten. Hatte Stanni etwa einen Fehler gemacht? Waren die Koordinaten nicht korrekt gewesen? Lief die Zeit hier genauso schnell wie in Ultimate Car Drifters oder langsamer? Wo war eigentlich Piper? Und vor allem: Wie sollten sie hier bloß wieder rauskommen?

Max atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Das war nicht das erste Mal, dass er durch ein Portal gesogen worden und in einem Videospiel gelandet war, redete er sich gut zu. Und er kannte sich in diesem Game aus, immerhin hatte er schon einige Stunden gemeinsam mit seinen Freunden in dieser Welt verbracht. Er war also nicht vollkommen ahnungslos. Irgendwo hier musste es ein weiteres Portal geben, das ihn zurück zu Stanni bringen würde. Er musste es nur finden.

Etwas optimistischer kämpfte sich Max auf. Er musste seine Beine richtig hoch anheben, um sie aus dem Schnee zu ziehen. Sobald er jedoch stand, war seine Beweglichkeit trotz der würfelförmigen Gliedmaßen nicht eingeschränkt. Es fühlte sich zwar zunächst komisch an, dass er mit den eckigen Füßen beim Gehen nicht abrollen konnte, aber nach ein paar Schritten hatte er sich daran gewöhnt. Langsam stampfte er vorwärts.

»Piper?«, rief er. Aber bis auf das Knirschen des Eises unter seinen würfelförmigen Beinen, dem sanften Pfeifen des Windes und dem Knarren der Fichten war alles ruhig. Sie waren doch gemeinsam in das Portal gefallen, also waren sie sicherlich auch zusammen wieder ausgespuckt worden. Oder?

Ratlos sah sich Max um. Hinter ihm konnte er genau erkennen, wo er im aufgewühlten Schnee gelandet war. Aha! Dort war nicht nur eine Fußspur zu sehen – die, die genau bei Max endete –, sondern noch eine zweite, die in einem Bogen den Hügel hinabführte und sich dann zwischen den Bäumen verlor. Das musste Piper gewesen sein!

Komisch, dass sie einfach so ohne mich losgegangen ist, dachte Max. War er vielleicht so tief im Schnee versunken gewesen, dass sie ihn nicht gesehen hatte? Oder war er so lange ohnmächtig gewesen, dass sie Hilfe suchen wollte?

Was auch immer der Grund gewesen war, er musste sie unbedingt wiederfinden. Sie waren in ein ordentliches Chaos geraten und kamen sicherlich nur zusammen wieder hier raus! Noch dazu hatte Piper ja keine Ahnung von dieser Welt, während sich Max hier ganz gut auskannte. Schließlich war er ein Spieler!

Moment mal, genau! Wenn es in diesem Videospiel genauso lief wie in Ultimate Car Drifters, dann müsste er Zugriff auf alle möglichen Funktionen haben. Fast so, als hätte er noch seine VR-Brille auf.

Aufgeregt blieb Max stehen und konzentrierte sich. Wie war das beim letzten Mal noch gewesen? Er hatte ganz fest an das Menü gedacht und dann …

Mit einem Mal öffnete sich ein Inventar vor seinen Augen. Es war viereckig – wie alles hier – und zeigte eine Reihe noch leerer Kästchen, in die er Werkzeuge, Blöcke und andere Gegenstände legen konnte. In der oberen rechten Ecke befanden sich vier Kästchen, mit denen – das wusste er – einfache Gegenstände hergestellt werden konnten, indem er Items dort platzierte. In der linken Ecke allerdings …

… sah Max sich selbst. Eine kleine, eckige Version von sich, die den Kopf hob und senkte, wenn er es tat. Sie trug die übliche Kleidung, die er auch sonst im Spiel anhatte. Die rot-weiße Cap, das blaue Shirt mit den roten Ärmeln, seine Halskette, knielange graue Shorts und weiße Sneaker. Nur eben alles blockig.

Es war seltsam, seinen Skin zu sehen und zu wissen, dass er gerade genau so aussah. Trotzdem beruhigte ihn der Anblick auch. Egal, in welcher Welt er landete, solange er seinen Skin hatte, war er immer noch er selbst!

Mit einem kurzen Blinzeln schloss er das Inventar wieder. Um Werkzeuge konnte er sich später noch kümmern. Immerhin wusste er jetzt, wie er sein Inventar in dem Spiel benutzen konnte. Doch vorher musste er erst mal Piper finden.

Also folgte er weiter ihrer Spur durch den Schnee. Eine wirklich frostige Angelegenheit, wie er feststellen musste. Im Spiel machte die Kälte den Figuren eigentlich nichts aus. Aber jetzt und hier spürte er, wie kalt es war. Dass er nur ein T-Shirt und Shorts trug, machte die Sache kein bisschen besser.

Endlich, nach sicherlich weiteren zehn Minuten und mit bereits heftig klappernden Zähnen, erreichte er eine steile Kante des Berges. Von hier hatte man eine herrliche Aussicht über ein saftig grünes Tal, durchschnitten von einem schmalen Fluss. Warmer Wind wehte von der Ebene zu ihm herauf. Zwischen Gras, Blumen und quadratischen Kürbissen weideten Schafe und Kühe, die von hier oben kaum mehr als schwarze, braune und weiße Flecken waren. Über allem stand die viereckige Sonne, die die Landschaft in ein sanftes Licht tauchte.