Ida und der Eichhörnchenprinz - Leila Emami - E-Book

Ida und der Eichhörnchenprinz E-Book

Leila Emami

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Beschreibung

Merkwürdige Dinge geschehen im winterlichen Niederwald. Weder Ida noch ihre Freundin Gerda oder die anderen Tiere können diese Merkwürdigkeiten erklären. Nur Idas Freund, der Uhu Frieder, weiß, wer dahintersteckt. Doch es ist gefährlich, Ida in das Geheimnis des verzauberten Eichhörnchenprinzen und einer großen Eichhörnchenliebe einzuweihen, denn die Spione des Waldgeistes lauern überall.

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Leila Emami

Ida und der Eichhörnchenprinz

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Titelei

Ida und der Eichhörnchenprinz

Ein Märchen vom Niederwald

von

Leila Emami

1. Auflage Copyright © November 2013 Leila Emami

[email protected]

Taunusstr.14, 65385 Rüdesheim

Titelbild:

© Leila Emami

Alle Rechte vorbehalten.

 

 

1 Kapitel

1. Dezember

Es war am Abend des 1. Dezembers auf dem großen Hügel im Niederwald, wo die vielen Eichen wachsen. Zwischen den Ästen eines mächtigen Eichbaums, in einer geräumigen Höhle, in dem einst eine Spechtfamilie gelebt hatte, machte es sich Ida, die junge Eichhörnchendame bequem. Sie lächelte zufrieden. Schon bald würde der strenge Frost des Winters das Leben im Wald zum Erstarren bringen. Aber für Ida war das eine gute Zeit. Endlich durfte sie sich von den Strapazen des letzten Jahrs erholen. Unermüdlich hatte sie Eicheln, Bucheckern, Nüsse und Samen gesammelt. Diese hatte sie alle sorgfältig unter einer Wurzel der großen Tanne nahe dem vergessenen Steinbruch in einer unterirdischen Höhle versteckt. So viele, dass sie es sich sogar leisten konnte, in den kürzesten und dunkelsten Tagen, die bevorstanden, Gäste einzuladen. „Das wird ein Riesenspaß“, rief sie, rückte das Laub in ihrer gemütlichen Sitzecke zurecht und legte sich gleich zur Probe auf die himmlisch weiche Matratze. Doch was war das? Den harten Boden konnte sie immer noch fühlen. Mit einem Satz sprang sie auf. „Ida, Ida“, schimpfte sie mit sich selbst, „das hast du schon besser hinbekommen.“ Flugs schlüpfte sie aus der Öffnung ins Freie und sauste den rauen, griffigen Stamm ihrer alten Eiche hinunter. Das Laub des Waldbodens raschelte unter ihren Pfoten. Schneegeruch lag in der Luft, ohne dass sich bisher eine einzige Flocke gezeigt hätte. Ida schüttelte sich und plusterte ihr rotes, flauschiges Fell auf, um die Kälte, die ihre zarten Beine emporkroch, abzuwehren. Jetzt aber schnell! Sie hüpfte zu dem hundertjährigen Baumstumpf, wo die Eichhörnchen des Niederwaldes ihrem König huldigten. Dort sammelte sich in einer flachen Kuhle das Laub der krummen Buche. Ida hatte ein absolutes Faible für dieses Buchenlaub. Schnell, husch, husch, raffte sie eins, zwei, drei, vier Blätter auf und kehrte um. Doch da sah sie vor sich auf einem abgestorbenen Ast, der ihr den Weg versperrte, eine Decke aus samtweichem Moos liegen. Wer konnte da widerstehen? Sie deponierte ihre Buchenblätter neben sich auf dem Boden und löste geschickt ein drei Eichhörnchenpopos großes Stück des Mooses von dem morschen Ast. Freudig packte sie ihre Blätter darauf und marschierte mit übervollen Pfötchen zu ihrer Eiche zurück. Ihre wertvolle Fracht umklammert, näherte sie sich ganz behutsam, ganz langsam, Schritt für Schritt ihrem Baum. Was für ein Glück, war es gleich geschafft. Denn ein Eichhörnchen sollte niemals so langsam am Waldboden entlangkriechen. Da hörte sie plötzlich ein lautes Rascheln neben sich. Ihr Herzchen blieb beinahe stehen. „Der Fuchs!“, war ihr erster Gedanke.

 

2 Kapitel

2. Dezember

Ida schleuderte herum. Irgendetwas mit rotem Fell sauste geradewegs auf sie zu. Ida riss die Augen auf, doch bevor sie es genauer erkennen konnte, passierte es. Das Etwas rannte sie mitsamt ihrer kostbaren Fracht nieder und raste davon. Als Ida aufschaute, war es bereits im Nichts verschwunden. Das konnte unmöglich der Fuchs gewesen sein, da war sich Ida sicher. Es war viel kleiner als der Fuchs, aber größer als sie selbst. Sie schnupperte in die Leere hinein. Es roch merkwürdig nach Angst. Nach Eichhörnchenangst! Das war bestimmt ihr eigener Geruch, der alles überdeckte, dachte Ida, rappelte sich auf und klaubte mit zitternden Pfötchen ihre Buchenblätter zusammen. Ihr schönes, drei Eichhörnchenpopos großes Moosstück lag zerfetzt auf dem Boden. „So ein Flegel!“, schimpfte sie.

Ida beruhigte sich erst am Abend, nachdem sie ihre Sitzecke in die kuscheligste des ganzen Niederwaldes verwandelt hatte. Zufrieden setzte sie sich in die Öffnung ihres Nestes, ließ die Beine baumeln und sah hoch zum Himmel, der langsam in Dunkelheit versank. Sie freute sich jedes Jahr aufs Neue auf diesen blutroten Abendhimmel, den es nur zu dieser Jahreszeit gab.

Als die Schwärze der Nacht die Abenddämmerung endgültig vertrieben hatte, legte sich eine schwere Müdigkeit auf Idas Augenlider. Sie streckte und reckte sich, sprang in ihr bequemes Eckchen und kuschelte sich ein. Ja, nun war alles bestens, mollig weich und es duftete so herrlich nach Winterwald. Sie träumte von ihren Lieblingsbirkenblättern und dem samtenen Moos. Doch da erschien ihr plötzlich der rote Sausewind. Sie schimpfte mit geballtem Pfötchen: „Du Flegel, was fällt dir ein, mich so zu erschrecken!“ Doch er antwortete nicht, sondern verschwand feige in die Dunkelheit. Sie streckte ihm die Zunge heraus und rief ihm hinterher: „Von dir lasse ich mir den Tag nicht verderben!“ So träumte sie weiter vom Geruch des Schnees, des nasskalten Laubs und den Nüssen in ihrem Geheimversteck. Von dem leuchtend roten Himmel, dem Wind und … tick, tick ... dem roten Wirbelwind … tick, tick! Jemand tippte ihr zart an die Schulter. Das war Gerda, ihre Nachbarin. Ida schreckte aus dem Schlaf hoch, sah sich um. Doch niemand war zu sehen. Sie war allein in ihrem Nestchen. Tick … traf plötzlich ein winzig kleiner, rosa schimmernder Kieselstein ihre Stirn. Sie blickte nach oben. Der Stein konnte unmöglich von den glatten, runden Holzwänden oder der Decke auf sie gefallen sein. Ida hüpfte zur Öffnung. Es war schon taghell. Mal wieder hatte sie den Sonnenaufgang verschlafen. Aber wer hatte sie mit den Steinchen geweckt? Sie sah sich um, erkannte jedoch keinen Verdächtigen. „Gerda, das war bestimmt Gerda“, schoss es ihr durch den Kopf. Hüpf, hüpf, sprang sie zwei Astgabeln höher zu ihrer Nachbarin, die sich in einem länglichen Loch in dem mächtigsten Ast des Eichenbaumes eingerichtet hatte. Doch Gerdas Nestchen war leer.

„Huhu, Ida! Hier bin ich“, rief Gerda mit vollen Pausbäckchen hinter ihr. Ida drehte sich um. Gerda saß gelassen auf einem Ast ihr gegenüber und knabberte an einer Eichel, die sie in ihren Pfötchen festhielt.

„Gerda, was fällt dir ein, mich so zu wecken?“, rief Ida vorwurfsvoll.

„Ich?“, fragte Gerda erstaunt und hörte für einen Moment auf zu kauen.

„Ja, du hast dieses Kieselsteinchen auf mich geworfen.“ Ida streckte das Steinchen in die Höhe.

„Nein! Ich war in meinem Versteck, um mir mein Frühstück zu holen. Willst du eine halbe Haselnuss?“

„Nein, danke! Du warst das also wirklich nicht?“

Gerda schüttelte den Kopf. „Zeig mal her, das Kieselsteinchen.“

Ida sprang mit zwei Sätzen auf Gerdas Ast und öffnete ihr Pfötchen. Darin lag ein kleines, rosa leuchtendes Steinchen. Gerda nahm bewundernd den Stein, hielt ihn gegen die Sonne und schaute hindurch. „Wow, man kann ja hindurchsehen. Ich hätte ihn doch für mich behalten, statt dich damit zu bewerfen.“

„Davon liegen 5 Stück in meinem Nest.“

„Das ist aber seltsam.“

„Allerdings. Und du hast auch niemanden gesehen?“

„Hm, lass mich überlegen. Doch, jetzt fällt es mir wieder ein. Als ich auf unsere Eiche zurückkam, war es mir, als husche ein Tier mit rotem Fell den Stamm herunter. Doch es war so schnell, dass ich dachte, ich hätte geträumt.“

Ida war es, als setzte ihr Herzchen noch einmal aus. Der rote Wirbelwind von gestern. Was hatte das zu bedeuten?

 

3 Kapitel

3. Dezember

Ida lief den ganzen Tag ratlos umher. Egal, wen sie auch fragte, keiner konnte ihr sagen, woher die fünf rosa Kieselsteine gekommen waren. Nur der Mistkäfer korrigierte sie: „Nein, Ida! Das ist kein Kiesel-, Kieselstein. Das hier ist Rosen-, Rosenquarz, ein Edel-, Edelstein. Sehr ko-, kostbar. So etwas habe ich im Nie-, Niederwald noch nie-, niemals nie gesehen.“

Diese Erklärung machte Ida das Leben nicht gerade leichter. Wer um Himmels Willen bewarf sie mit so kostbaren Edelsteinen und warum? „Es muss jemand sein, der es gut mit mir meint. Der rote Wirbelwind kann es also nicht gewesen sein, denn der will mich nur erschrecken!“, erzählte sie sich.

Doch wer war dieser Wirbelwind? Hatte sie vielleicht nur geträumt? Nein, er hatte sie ganz in echt umgerannt. Gerda hatte gestern auch irgendetwas Merkwürdiges gesehen. Ida fragte Ulli, die neugierige Amsel.

„Was meinst du? Ich weiß nicht, was du meinst! Ob ich jemanden gesehen habe? Nein, ich habe niemanden gesehen! Ganz, ganz echt nicht, nichts Rotes, nichts Schnelles, nichts, nichts, nichts“, zwitscherte diese darauflos.

Es war zum Verrücktwerden. Bevor Ida sich schlafen legte, setzte sie die fünf rosa Edelsteine in ihre silberne Walnussschale, die sie von ihrer Schwester zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Sie schloss den Deckel sorgfältig zu und schob die Verstecknuss unter ihre Matratze aus Laub und Moos.

In der Nacht konnte sie vor lauter Fragen gar nicht einschlafen, doch irgendwann musste es wohl doch geschehen sein, denn als sie die Augen öffnete, war es taghell. Der 3. Dezember begrüßte sie mit einem strahlend blauen Himmel. Sie atmete die kalte Morgenluft tief ein. „Heute werde ich keinen Augenblick lang an den roten Wirbelwind oder die Edelsteine denken!“, sagte sie entschlossen. Da ließ ein Hungergrummeln ihr Bäuchlein erzittern. Geschwind hüpfte sie aus ihrem Nest, sprang von Ast zu Ast, von Baumstamm zu Baumstamm bis zu ihrem Geheimversteck am Steinbruch. Die Wintersonne wärmte ihr flauschiges Fell. Sie sah nach rechts, sie sah nach links. Die Luft war rein. Sie schob krachend die dunkelgraue Schieferplatte zur Seite und schlüpfte husch, husch in ihre enge Vorratskammer. Sie schnappte sich eine Haselnuss, sprang heraus, legte ihr Frühstück auf den Boden und verschloss den Eingang sorgfältig. Jetzt hurtig nach Hause! Doch als sie sich herumdrehte, ließ sie vor lauter Schreck ihre Nuss fallen. Klack, klack, klack, kullerte ihre Nuss zu einem Stein. Auf diesem Stein saß in Sonnenschein gehüllt ein junger Eichhörnchenmann. Sein Fell glänzte und das buschige Fell seines Schwanzes bildete einen leuchtenden Kranz um seinen Kopf. Doch er sah sie aus unendlich traurigen, schwarzen Augen an.