Im Auftrag der Lust - Jasmin Eden - E-Book

Im Auftrag der Lust E-Book

Jasmin Eden

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Beschreibung

Sex vor den Augen von Fremden, ein romantisches Liebesspiel hoch über den Dächern von New York - Sara, die schöne junge Chefin einer Agentur für erotische Phantasien erhält ein Angebot, dem sie nicht widerstehen kann: Ein Kunde bietet ihr eine Million Euro für eine Woche, in der sie ihm jeden Wunsch erfüllen muss. Sara willigt ein, und so beginnt ein Spiel mit dem Feuer - und mit Saras Lust ...

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Das Buch

Sara erfüllt die ausgefallensten Wünsche, wenn es um Sex geht: in der Flugzeugtoilette, zu dritt oder heimlich während einer Theatervorstellung – wovon auch immer ihre Kunden träumen, Sara macht es möglich. Denn gemeinsam mit ihrem attraktiven Geschäftspartner Alan leitet sie eine Agentur für ausgefallene erotische Phantasien, die hervorragend läuft und auch Saras Sexleben bereichert. Doch durch ein Missgeschick gerät die Agentur in Geldnot. Glücklicherweise erhält sie das Angebot eines besonderen Kunden: Er bietet ihr eine Million Euro für eine Woche auf seinem Weingut; während dieser Woche soll sie jeden seiner Wünsche erfüllen. Sara lässt sich auf das Angebot ein, sehr zum Unwillen von Alan. Er folgt ihr heimlich. Erst schaut er nur zu, dann wird er wie Sara in einen Strudel der Lust gerissen …

Die Autorin

Jasmin Eden, 1982 in Duisburg geboren, schreibt bereits seit ihrer Studienzeit. Unter verschiedenen Namen hat sie bereits mehrere Romane und Kurzgeschichten veröffentlicht.

Jasmin Eden

Erotischer Roman

Ullstein

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Originalausgabe im Ullstein Taschenbuch

1. Auflage Mai 2011

© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2011

Konzeption: HildenDesign, München

Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München (nach einer Vorlage von HildenDesign, München)

Titelillustration: © Sabine Schönberger photography

Satz und eBook:

Prolog

Die Berührung war elektrisierend. Sara biss sich auf die Lippe, um nicht laut aufzustöhnen. »Nein, nicht«, raunte eine tiefe Stimme an ihrem Ohr, und die raue Hand auf ihrem Oberschenkel wanderte weiter zum Saum ihres Rockes. »Ich will dich hören.«

Sara schluckte schwer. »Sie werden uns draußen ebenfalls hören«, flüsterte sie, konnte sich aber nicht gegen die Erregung wehren, die ihren Körper gefangen nahm.

Sara musste sich beherrschen, sich nicht erneut auf die Lippe zu beißen, aber sie brachte dieses Kunststück fertig. Ihr Atem ging schwer, und sie klammerte sich an ihren Liebhaber, der sich kaum noch bewegte und genau beobachtete, wie sie sich wand, während seine Hand sich zwischen ihre Beine schob. Sara entfuhr ein Keuchen, und sie spürte Hitze auf ihren Wangen.

»Ja, genau das wollte ich sehen … und hören«, murmelte er, und seine Fingerspitzen berührten ihren Slip. Er war bereits feucht und kaum noch ein Widerstand gegen die tastenden suchenden Finger. »Lauter«, hörte sie seine Worte an ihrem Ohr, und heißer Atem streifte die bloße Haut. Die Kabine des Flugzeugs war eng – Sara spürte den Rand des Waschbeckens nur zu deutlich in ihrem Rücken, aber mindestens ebenso hart drückte der Mann vor ihr sich an sie. »Ich kann nicht«, wisperte sie noch einmal, während jemand an der Tür vorbeilief.

»Ich will es aber!«, knurrte ihr Liebhaber und schob mit einem Mal seine Finger unter den Slip und tief zwischen die nassen Schamlippen. Sara entfuhr ein Schrei – in ihren Ohren klang er viel zu laut, dennoch betete sie, dass ihn niemand gehört hatte. Sie rang nach Atem, aber sein suchender Mund erstickte ihr Keuchen schnell.

Plötzlich klopfte es an der Plastiktür. »Alles in Ordnung da drin, Ma’am?«, ertönte die Stimme einer der Stewardessen. Sie klang nicht ehrlich besorgt, eher so, als fragte sie aus Routine nach. Sara war sich dennoch sicher, dass sie wegen des Schreis angeklopft hatte. Ahnte sie etwas?

»Ja, mir geht es gut, danke!«, erwiderte sie etwas zu laut, und kurz darauf vernahm Sara die sich wieder entfernenden Schritte. Sie sackte regelrecht in sich zusammen und packte ihr Gegenüber am Nacken. »Siehst du, deswegen darf ich nicht schreien«, flüsterte sie an seinen Lippen. Sie waren weich, wie auch sein Gesicht. Diese Weichheit ließ ihn jünger wirken, als er war, aber die Art, wie er fordernd das Spiel seiner Finger fortsetzte, zeigte, dass er eindeutig kein Kind mehr war.

»Macht dich das nicht an?«, fragte er und lächelte verzerrt. »Wenn jemand hier vorbeigeht und uns jederzeit so sehen könnte? Du, mit deinem Slip um die Knöchel und meine Finger tief zwischen deinen Beinen?!« Er fand ihren Kitzler und umkreiste ihn mit seiner Fingerkuppe. Der Reiz war überwältigend, und Sara presste ihren Mund auf seinen, damit er ihr Stöhnen aufnahm.

»Verdammter Exhibitionist«, meinte sie lächelnd und drängte ihre Hüften seiner Hand entgegen, um sich mehr von diesem Genuss zu holen.

Sie schluckte leicht und schloss die Augen, um sich ganz auf die Lust konzentrieren zu können, die der Mann vor ihr in ihr auslöste. Mit einer Hand hielt sie sich am Waschbecken fest, die andere fuhr zwischen seine Beine, zu der deutlichen Beule, die sich in der teuren Anzughose abzeichnete.

»Und was ist mit dir?«, fragte sie und brachte ihre Lippen nah an sein Ohr. Sein Aftershave drang ihr in die Nase, ein würziger Duft nach Moschus und Moos. Sara atmete tief ein und umfasste ihn, bis er aufstöhnte. Zufrieden lächelte sie. »Sollen dich die anderen auch hören?«

»Nein.«

Saras Lächeln wurde breiter, und sie begann, ihn in einem steten Rhythmus zu massieren. Immer wieder fuhren ihre schlanken Finger an der Hitze in seiner Hose entlang, drückten immer wieder leicht zu und arbeiteten sich zu der empfindlichen Spitze vor. »Oh doch, ich glaube schon«, raunte sie an seinem Ohr und merkte, wie er sie weiter gegen das Waschbecken drückte. Dennoch schob er ihre Hand nicht weg. Sara ließ ihn plötzlich los und schob ihn von sich.

»Was soll das?!«, fragte er, aber sie antwortete ihm nur mit einem Lächeln. Trotz der Enge schaffte sie es, sich auf den geschlossenen Klodeckel zu setzen. Mit einem Lächeln zu ihm hinauf, griff sie nach der Gürtelschnalle und öffnete sie.

Als er merkte, was sie dort tat, entspannte auch er sich und lächelte. Ohne Gegenwehr ließ er zu, dass sie seine Hose öffnete und weit genug herunterzog, um seine Erektion zu entblößen. Noch einmal sah sie zu ihm hinauf, dann beugte sie sich vor und umfing die Eichel vollkommen mit ihrem Mund. Die empfindliche Penisspitze glänzte bereits vor Feuchtigkeit, und ein würziger Geschmack tanzte auf Saras Zunge. Es war ein animierender, erotisierender Geschmack, und sie wollte mehr davon. Sie ließ ihn tiefer gleiten, saugte an dem zuckenden Schaft und streichelte über die Hoden, die prall darunterhingen.

Er zuckte zusammen, als sie ihn dort berührte, stöhnte und legte den Kopf in den Nacken, um sich ganz ihrem Mund hinzugeben.

Sara genoss es. Sie liebte diese Art von Macht, die sie ausüben konnte, und ließ ihren Liebhaber ein wenig leiden, indem sie die Zungenspitze auf das empfindliche Häutchen zwischen Eichel und Schaft drückte und an ihm saugte. Sie wurde durch ein scharfes Einatmen ihres Liebhabers belohnt. Diesmal war er es, der sich am Waschbeckenrand festhalten musste, als die Erregung zu groß wurde. Sara hielt sich an seinen Hüften fest, um ihn noch tiefer in ihren Mund kommen zu lassen.

Er hatte diese Geduld nicht mehr. Mit einem Mal fasste er ihren Kopf und stieß immer und immer wieder in ihren Mund, konnte die Reize anscheinend nicht mehr ertragen. Er achtete nicht darauf, wer oder ob ihn jemand hörte, ungehemmt keuchte und stöhnte er, während Saras Mund ihn in den Höhepunkt trieb.

Es war so weit – Sara grub ihre Fingernägel in seine Seite und schmeckte seinen Orgasmus Sekunden später als warme Flüssigkeit in ihrem Mund.

Er wurde ruhiger, und sie ließ ihm die Zeit. Während er an der geschlossenen Toilettentür herabsank, richtete Sara sich auf und zog ihren Slip wieder richtig an. Sie sah in den Spiegel und richtete ihre schulterlangen Haare, korrigierte den verschmierten Lippenstift und nickte dann flüchtig; niemand würde ihr das kleine Abenteuer ansehen.

Der Mann zu ihren Füßen sah nur zu ihr hinauf, die Lider halb geschlossen und ein leichtes Lächeln auf den Lippen. »Mrs McLaughlin«, murmelte er, »das war der beste Quickie, für den ich jemals bezahlt habe.«

Kapitel 1

Sara schob sich an den anderen Passagieren des Flugzeugs vorbei, die am Gepäckband standen. Überall die gleichen gelangweilten Gesichter von Businessmen, die auf ihre fein verpackten Anzüge und Krawatten warteten, oder Touristen, denen der Flug und die Vorfreude auf New York City deutlich anzumerken waren. Sie selbst musste nicht anstehen – Sara trug nicht mehr als ihre Handtasche bei sich, und in dieser Handtasche lag ein Scheck. Die letzte Rate ihres Gehalts, bezahlt von einem weiteren sehr glücklichen Kunden. Die Höhe der Summe auf dem Scheck war für Sara förmlich spürbar, und dieses imaginäre Gewicht ließ sie lächeln.

Beschwingt winkte sie den Zollbeamten zu, als sie an ihnen vorbei durch die Schiebetüren ging. Sie konnte die bewundernden Blicke im Rücken spüren, eine Reaktion, die Sara nur zu vertraut war und aus der sie gelernt hatte, Kapital zu schlagen. Ein sinnliches Schneewittchen, hatte ihr Exmann Jared sie immer genannt, und in der Zeit mit ihm hatte sie gelernt, das zu glauben. Immerhin waren es die nahezu weiße Haut, die langen Beine und die Kaskade aus schwarzen Locken, die ihn damals auf sie aufmerksam gemacht hatten. Sara spürte so etwas wie einen wehmütigen Stich, als die Erinnerungen vor ihrem inneren Auge vorbeihuschten, aber sie verdrängte sie schnell in die Tiefen ihres Gedächtnisses.

Vor den Milchglastüren befanden sich verschiedene Personen und warteten auf die Ankömmlinge, aber Sara ignorierte sie. Mit gezielten Schritten ging sie zum Ausgang des J. F.K- Flughafens. Ihre hohen Absätze klackten auf dem gefliesten Boden der Ein- und Ausgangshalle des Flughafens. Stimmengewirr umgab Sara, seit sie aus dem Zollbereich gekommen war, aber sie hieß die Geräuschkulisse willkommen. Sie liebte Flughäfen. Ihr rastloses Wesen konnte sich hier jederzeit auf neue und aufregende Eindrücke freuen. Hier waren alle gleich – jeder war auf dem Sprung, manche nur auf dem Weg in einen kurzen Urlaub oder einen Job, manche änderten ihr Leben. Sara mochte diesen Gedanken. Sie selbst schlüpfte auch gern in verschiedene Rollen und dank ihrer Agentur, die erotische Wünsche jeder Art und für jeden, der es sich leisten konnte, erfüllte, konnte sie ihre Rollen so oft wechseln wie ihre Wohnorte.

Ein Mann löste sich von einer Säule, an der er bisher gelehnt hatte, und kam auf sie zu. Bevor Sara die Ausgangstür erreichen konnte, schnitt er ihr den Weg ab und musterte sie durch die halbdunklen Gläser seiner Sonnenbrille. Er war groß und leger gekleidet: ein einfaches graues T-Shirt schmiegte sich an muskulöse Schultern und gab gebräunte trainierte Oberarme frei, an denen der Bizeps sich leicht wölbte. Über dem Shirt trug er eine offene schwarze Weste. Das Outfit wurde durch modische Jeans und einen leichten Bartschatten komplettiert, was ihm insgesamt das Aussehen eines Sängers oder Models verlieh. Das kurze, leicht in Unordnung geratene hellbraune Haar passte dazu – es sah aus, als wäre er gerade erst aus dem Bett gestiegen, nachdem er eine heiße Nacht mit irgendeinem Popsternchen oder Groupie hinter sich hatte. Sara lächelte bei diesem Gedanken. Es war unmöglich, Alan anzusehen und nicht gleich an schwitzende Körper und Haut an Haut zu denken.

Er erwiderte ihr Lächeln und nahm die Sonnenbrille ab. Azurblaue Augen funkelten Sara amüsiert an. »Wenn du so strahlst, ist wohl alles nach deiner Zufriedenheit gelaufen. War dein Kunde nicht allzu pervers?«

Saras Lächeln wurde breiter. »Eigentlich war er ganz nett«, sagte sie im Plauderton und hakte sich ganz selbstverständlich bei ihrem Geschäftspartner ein. »Und sehr pflegeleicht. Ein einfacher kleiner Quickie in mehreren tausend Metern Höhe.«

»Aha? Und sonst nichts?«

Sara zuckte mit den Schultern. »Nein. Aber unzufrieden war er nicht.«

Alan schmunzelte. »Hat er denn bezahlt?«

Sie schwenkte ihre Handtasche ein wenig und zwinkerte verschwörerisch. Alan lachte leise. »Sehr gut. Darf ich dich zur Feier des Tages zum Essen einladen?«

Sara tat, als müsste sie überlegen, auch wenn sie beide wussten, dass sie nicht nein sagen würde. Nach jedem erledigten Job war sie aufgekratzt, und es hatte sich schon als Tradition erwiesen, dass sie beide noch etwas danach unternahmen. »Ich weiß nicht«, sagte sie, während sie das Flughafengebäude verließen und in eines der gelben Taxen stiegen, die reihenweise vor dem J. F. K. warteten, um Einheimische wie Touristen in den Big Apple zu entführen. »Mir ist mehr nach Tanzen. Und einem schönen Apple Martini.«

Der Fahrer wartete geduldig, bis sowohl Sara als auch Alan sich auf die Rückbank gesetzt hatten.

»Tanzen?«, raunte Alan dabei in Saras Richtung.

»Ja«, erwiderte sie. »Oder hast du Angst, dass du dann morgen zu deinem Job zu spät kommst? Was war das noch? Ein kleines Sandwich zwischendurch?«

Alan verdrehte die Augen. »Meinetwegen, gehen wir tanzen.« Er nannte dem Fahrer eine Adresse in Manhattan, und dieser fuhr los. Sara gestattete sich, für ein paar Minuten einfach die Lichter der Stadt an sich vorbeiziehen zu lassen. Sie genoss diesen Moment, auch wenn das Taxiinnere penetrant nach billigem Reiniger und dem Lufterfrischer am Rückspiegel roch. Sara konnte endlich das Leben leben, von dem sie während ihrer Ehe geträumt hatte. Sie hatte die Agentur Petite Mort aufgebaut, kurz nachdem die Scheidung durch gewesen war. Nicht, dass sie ihren Mann nicht geliebt hätte – das war eines der Probleme gewesen. Sie hatte ihn zu sehr geliebt; sie hatte sich in den vier Jahren ihrer gemeinsamen Zeit vollkommen aufgegeben, um Jareds hörige Frau zu sein. Sie führten kaum wichtige Gespräche, passten nicht einmal zueinander, aber da war stets diese verdammte animalische Anziehung zwischen ihnen gewesen.

Sara schauderte selbst jetzt noch, sobald sie daran dachte. Jareds Nähe, sein Duft, seine bloße Berührung hatten ausgereicht, um sie wie Wachs in seinen Händen schmelzen zu lassen. Manchmal waren sie tagelang nicht aus dem Bett gekommen, und sie konnte sich sicher sein, dass Jared mit immer neuen Spielen aufwartete, um sie an ihre Grenzen zu treiben und gleichzeitig der Lust in den Rachen zu werfen. Es war intensiv gewesen, betörend, und es hatte alles von Sara abverlangt. Bis sie eines Tages einfach nicht mehr konnte. Sie war ausgebrannt und hatte instinktiv gewusst, dass sie vergehen würde, wenn sie so weitermachte. Also hatte sie mit allerletzter Willenskraft den endgültigen Schlussstrich gezogen und sich getrennt.

An die Zeit, die darauf folgte, wollte Sara nicht denken. Jared war ein einflussreicher Mann. Sie hatte damals als Coach in der Marketing-Abteilung seiner Firma gearbeitet und wusste gut genug, wen Jared durch Geld und Kontakte für sich gewinnen konnte. Dazu gehörten auch die besten Scheidungsanwälte. Er drohte, ihr alles zu nehmen, wenn sie ihn verlassen würde, und konnte den Gedanken einfach nicht ertragen, dass Sara ihn verließ und nicht umgekehrt. Aber sie hatte sich nicht einschüchtern lassen. Dieser Rosenkrieg hatte sie nur in ihrer Entscheidung bestärkt. Anscheinend hatte etwas in ihr schon immer geahnt, was sich hinter Jareds schönem, kühlem Gesicht und den grauen Augen verbarg. Und jetzt war sie seit knapp drei Jahren wirklich frei.

Die Agentur, die sie mit viel Schweiß und Mühe aufgebaut hatte, florierte. Es gab auf der ganzen Welt genug Menschen, die geheime Wünsche und unerfüllte erotische Träume hegten und mehr als bereit waren, die Preise, die Sara und Alan für die Dienstleistungen verlangten, auch zu bezahlen. Mittlerweile lief die Agentur sogar so gut, dass Alan und Sara sich aussuchen konnten, welche Jobs sie persönlich übernehmen wollten und welche nicht. Für alles andere hatten sie eine Sekretärin  und einen Stamm von mehreren »Wunscherfüllern«.

»Aufwachen, Dornröschen«, holte Alans weiche, tiefe Stimme sie in die Realität zurück, und Sara blinzelte. Das Taxi hatte vor einer unscheinbaren Gasse gehalten, in der sich eine lange Schlange von Menschen befand. Alan schob gerade das Fahrgeld durch die Klappe, die die einzige Verbindung zwischen Vorder- und Rücksitz des Taxis darstellte, die beide von einer Plastikwand getrennt wurden.

Sara blinzelte wieder und stieg dann schnell aus dem Wagen. Alan legte den Arm um sie. Es war Frühling in der großen Stadt, und auch wenn die Sonne bereits verschwunden war, war es nicht kühl. Dennoch fühlte sich Alans warmer Arm um ihre Schultern angenehm an. Sie ließ sich in die Gasse führen. Die hohen Häuserwände verschluckten das Licht der Neonreklamen. Nur wenige Lichtstrahlen waren auf den Gesichtern der Feierhungrigen zu sehen, die geduldig darauf warteten, dass der bullige Mann, der vor einer Metalltür an einer der Wände stand, sie einlassen würde. Alan nickte ihm zu. »N’abend Rick!«, rief er, und der Mann mit dem Gesicht einer Bulldogge öffnete kommentarlos die Tür, um sie hineinzulassen.

Sara hörte einige der Leute protestieren, aber das Geräusch wurde schnell von stampfenden Bässen übertönt. Bunte Lichter flackerten vor ihren Augen auf, als Alan sie in den Club führte. Er bestand aus einem einzelnen Raum, in dem sich die Tänzer aneinanderschmiegten, sich wanden und zu dem treibenden Beat der Musik zuckten. Gegenüber des Eingangs befand sich eine schmale Bar, und daneben hatte man einige Tische und Sitznischen eingerichtet. Der DJ stand auf einem erhöhten Pult und bewegte sich rhythmisch im Takt seiner eigenen Musik. Ein gewöhnlicher New Yorker Club, nachts, in der Woche. Nichts Außergewöhnliches.

Sie bahnten sich einen Weg zur Bar und dann zu einem der Tische. Sara hatte ihren langersehnten Apple Martini in der Hand, während Alan lässig an einem Scotch mit Eis nippte. »Besser?«, fragte er, und Sara nickte knapp, während sie einen tiefen Schluck der grasgrünen Flüssigkeit ihre Kehle hinabfließen ließ. Der Anblick der Tanzfläche lockte sie, während sie trank und den Tänzern zusah. Kurz entschlossen nahm sie den Scheck aus ihrer Handtasche und schob ihn in ihr Dekolleté, direkt zwischen ihre Brüste. Alans Blicke folgten fasziniert dem zusammengefalteten Stück Papier. Sara legte ihm einen Finger unter das Kinn und dirigierte seinen Blick wieder höher. Er grinste wie ein ertappter Junge, und sie lachte, weil er so berechenbar war.

»Ich will nicht, dass er verlorengeht«, sagte sie laut, während sie ihre Tasche am Tisch verstaute.

»Während du was tust?«, rief er.

Sara spürte, wie die Musik ihr in die Beine fuhr. Sie wollte tanzen, und genau das würde sie tun. Lächelnd fasste sie Alan um die Taille und zog ihn, statt einer Antwort, auf die Tanzfläche. Er lachte nur und folgte ihr.

Sara drängte sich in die Mitte der Tanzfläche und begann, sich zu bewegen. Sie war umringt von keuchenden, erhitzten Körpern und genoss dieses ganz eigene Gefühl der Ganzheit. Sie alle bewegten sich, geführt vom Rhythmus der Musik. Es gab einen kurzen Aussetzer, als der Takt wechselte, langsamer wurde. Die Bässe dröhnten noch immer, aber diesmal spürte Sara sie mehr, als dass sie sie hörte. Die Vibrationen wanderten direkt von ihren Fußsohlen hinauf zu ihren Waden, kitzelten ihre Kniekehlen und schienen, wie durch unsichtbare Leitungen geführt, zwischen ihren Schenkeln zusammenzulaufen. Sara schloss die Augen, um diese Musik in sich aufzunehmen. Sie bewegte sich geschmeidig zu den Klängen, ließ nur noch ihren Körper sprechen.

Ein warmer Arm legte sich um ihren Bauch, zog sie näher, und Sara musste die Augen nicht öffnen, um zu wissen, wer sie derart umfasste. Alans Geruch war würzig, schwer und überlagerte alle anderen Düfte.

Sein harter Körper drückte sich gegen ihren Rücken, und Sara hieß ihn willkommen. Sie bewegte ihr Becken und ließ ihren Po absichtlich gegen seinen Schoß kreisen. Es dauerte nicht lange, bis etwas weiteres Hartes gegen sie drängte. Sara leckte sich über die Lippen und legte den Kopf in den Nacken. Ihr machte es Spaß, Alan zu reizen, und seine Reaktion schmeichelte ihr. Schnell drehte sie sich um und begegnete seinem Blick – ob es am Licht oder seiner Erregung lag, aber das Blau seiner Augen war dunkler geworden, leicht umwölkt. Sara legte ihm die Arme um den Nacken und spürte ihre Brüste gegen seine Brust drücken. Alan platzierte seine Hände auf ihren Hüften und führte Sara, ermutigte sie, abermals ihr Becken zu bewegen und sich an ihm zu reiben. Sara lächelte und tat ihm den Gefallen. Es entlockte ihm einen rauen Laut, den niemand anderer durch die laute Musik hören konnte. Nur sie.

Der Takt der Musik blieb unverändert, ein sündiges, schweißtreibendes Stück, das in der Luft vibrierte. Sara konnte es förmlich auf ihrer Haut spüren. Sie gab sich diesem Gefühl hin. Auf Alans Stirn war leichter Schweiß ausgebrochen, und auch zwischen den leichten Bartstoppeln auf seiner Oberlippe glitzerte es feucht.

Sie löste ihre Arme, den Blick noch immer mit seinem verschränkt, und ließ ihre Hände über seine Schultern gleiten, tiefer bis zur Brust. Die Muskeln darunter waren hart, er selbst angespannt. Sara konnte deutlich den Moment in seinen Augen sehen, in dem er erkannte, was sie vorhatte.

Sara lächelte ihn an, ließ es sich nicht nehmen, ihre Lippen mit der Zungenspitze nachzufahren, und ging langsam in die Knie. Ihr Gesicht war nur wenige Zentimeter von seinem Körper entfernt. Sie seufzte unwillkürlich bei dem Gedanken daran, wie es wäre, wenn ihre Lippen nicht durch diese Lagen von Stoff von seiner Haut getrennt wären. Sie würde direkt vor ihm knien, seinen wundervoll gezeichneten Bauch vor sich, die winzige Grube des Bauchnabels und den fein getrimmten Pfad aus dunklem Schamhaar, der sich von dort nach unten schlängelte, bis er sich in einem Fleck ebenso dunklem Haar verlieren würde und darunter …

Die Musik verstummte. Sara schluckte hart und wich zurück. Was tat sie hier?

Hastig stand sie auf, sich sehr wohl der Blicke der übrigen Tänzer bewusst, aber sie ignorierte sie. Stattdessen lief sie zu ihrer Tasche und flüchtete regelrecht aus dem Club, in dem der DJ eine neue Platte aufgelegt hatte.

Vor der Tür lief Sara weiter in die Gasse hinein, bis von den anderen Leuten nichts mehr zu sehen war. Dann erst lehnte sie an der Wand, die Tasche an sich gepresst, und rang nach Luft. Manchmal konnte sie sich selbst ohrfeigen!

Alan war der Bruder ihrer verstorbenen besten Freundin – und auch wenn das nicht unbedingt ein Grund war, die Finger von ihm zu lassen, war er auch immer noch ihr Geschäftspartner. Niemals und auf keinen Fall würde sie sich wieder auf eine Beziehung mit jemandem einlassen, an dem ihre berufliche Zukunft hing. Die Lektion mit Jared hatte sie das gelehrt, und so anziehend sie Alan auch fand, sie würde dieses Prinzip nicht überschreiten.

Schritte näherten sich, und als Sara aufsah, stand Alan vor ihr. Er wirkte zerknirscht, aber sie konnte noch immer die letzten Reste seiner Erregung erkennen.

»Entschuldige«, sagte sie leise. »Ich bin nur übermüdet, und der Cocktail … das war wohl zu viel.

Alan nickte. »Schon in Ordnung. Es ist ja nichts passiert.«

Erleichtert, dass er ihr ihren Ausrutscher nicht übelnahm, wollte sie sich zum Gehen wenden, aber Alan hielt sie zurück. »Sara«, sagte er mit einer solchen Sehnsucht in der Stimme, dass sie eine Gänsehaut bekam. »Sara«, wiederholte er und kam näher. »Wir beide wissen, dass uns so etwas immer wieder passieren wird. Warum geben wir nicht einfach nach?«

»Ich habe dir gesagt, warum.«

»Ich habe es gehört. Aber es fällt mir schwer, es zu verstehen.«

Sara atmete tief ein und machte sich von ihm los. »Lass uns gehen«, sagte sie tonlos. »Mir ist kalt«.

Kapitel2

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