Im Bann der Lotusblüte - Elisabeth Akinor - E-Book

Im Bann der Lotusblüte E-Book

Elisabeth Akinor

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Beschreibung

Lunara dachte, ihr Leben könne nicht mehr schlimmer werden, nachdem ihr alter Meister Sarvolian sie beleidigt und gedemütigt hat, weil sie heimlich Magie praktizierte. Doch dann verwandelt er sie in einen unsichtbaren Drachen und verlangt von ihr, einen Kristall aus dem Schloss seines Erzfeindes zu stehlen, andernfalls würde er sie für immer vom Erlernen der Magie ausschließen. Entschlossen begibt sich Lunara auf ihre gefährliche Mission, nur um sich mit genau der Person anzufreunden, die sie eigentlich bestehlen sollte: Maradin. Er ist jung, freundlich und überraschend gutaussehend. Als sie Maradins Schülerin wird, verwandeln sich ihre Studien in sinnliche Spiele. Doch ihr neuer Meister birgt ein dunkles Geheimnis. Und auch Sarvolian ist nicht untätig und schmiedet im Verborgenen einen dämonischen Plan. Tauche ein in ein Märchen voll leidenschaftlicher Spiele, sinnlicher Begierde, prickelnder Gefahren, und einer tückischen Welt, in der nichts so ist, wie es scheint, und der Preis für ein Scheitern hoch ist. Achtung! Wer ein Kindermärchen erwartet, ist hier völlig fehl am Platz. Das gilt auch für Leser, die eine seichte Liebesgeschichte erwarten in der die intimen Szenen mit Bienchen und Blümchen erklärt werden.

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Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Epilog
Die Autorin
Danksagung

 

 

WELTENBAUM VERLAG

Vollständige Taschenbuchausgabe

05/2023 1. Auflage

 

Im Bann der Lotusblüte

 

© by Elisabeth Akinor

© by Weltenbaum Verlag

Egerten Str. 42

79400 Kandern

 

Umschlaggestaltung: © 2022 by Magicalcover

Lektorat: Sabrina Bomke

Korrektorat: Hanna Seiler

Buchsatz: Giusy Amé

Autorenfoto: Fotoatelier Flott-Jasmin Braun

 

 

ISBN 978-3-949640-40-7

 

www.weltenbaumverlag.com

 

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.de abrufbar.

 

 

 

 

 

Elisabeth Akinor

 

 

 

Im Bann der

Lotusblüte

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Erotisches Märchen

Dieses Buch enthält explizite erotische Beschreibungen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

»Petersilie, Salbei,

Rosmarin und Thymian«

 

Prolog

 

Ich schaue zu Boden und zittere. Bis in die Kehle spüre ich die harten Schläge meines Herzens. Warum bin ich nur so dumm gewesen? »Du bist ein strohdummes Mädchen!« Sarvolian von Greifenthal läuft mit energischen Schritten um mich herum und fuchtelt mit seinen Händen in der Luft. »Schweigen hilft dir nicht, mach endlich den Mund auf! Was hast du gelesen?« »Nichts.« »Nichts? Es riecht in dieser Kammer, als hätte jemand ein Hähnchen vor dem Braten vergessen zu rupfen, und du erklärst mir, du hättest nichts gelesen?« Sein runzliger Zeigefinger schiebt sich unter mein Kinn und hebt meinen Kopf, sodass sich sein eisgrauer Blick in mich hineinbohrt. »Ich vermute vielmehr, hier hat jemand nicht nur gelesen, sondern auch eifrig ausprobiert! War das ein Levitationsversuch, Lunara? Hast du Vogelfedern verbrannt? Kann es sein, dass du meinen Kerzenleuchter beim Absturz mitgerissen hast?«

Schuldbewusst folge ich Sarvolians Fingerzeig und sehe zu dem Ohrensessel mit den Fledermausstickereien, auf den ich mich vor wenigen Augenblicken in meiner Verzweiflung gerettet habe, um einem Aufprall auf den Dielenbrettern zu entgehen. Daneben liegt der Leuchter. Der Kerzenstumpen ist herausgefallen, einige Schrittlängen weiter unter den Ingredienzienschrank gerollt und am Schrankbein liegen geblieben. »Verzeiht mir, Meister von Greifenthal, es kommt nicht wieder vor.«

»Das will ich meinen!« Sarvolians Stimme poltert. »Ausgerechnet eine meiner besten Schülerinnen vergreift sich hinter meinem Rücken an meinen Büchern! Sie wagt es hier …«, er holt Luft, »hier, mitten in meiner Stube, Vogelfedern zu verbrennen und das Fliegen zu versuchen. Wie finde ich denn das? Hat so eine Schülerin den Aufenthalt in meinem Zirkel verdient?«

Ich schluchze auf und falle vor ihm auf die Knie: »Nein, Meister! Bitte werft mich nicht aus dem Zirkel. Bitte, lasst mich weiterlernen. Ich werde hier nie wieder Vogelfedern verbrennen, ich schwöre es!«

»Du hast schon andere erlebt, die ausgeschlossen wurden. Kannst du dich an Line und Vilat erinnern? Es war nicht gut für die beiden Turteltäubchen, sich über meine Liebeselixiere herzumachen. Wirklich nicht gut. Ich bin froh, dass ich die beiden nicht mehr sehen muss. Aber wenigstens haben sie ihre Erfahrungen nicht gleich vor Ort gemacht. Ein Flugversuch in meiner Stube? Das ist dreist, Lunara. Findest du nicht?«

»Meister! Lasst es mich wiedergutmachen! Ihr wisst, ich werde alles tun, was Ihr von mir verlangt, nur lasst mich im Zirkel bleiben!«

Er sieht mich lange an. »Alles? Du willst um jeden Preis in meinem Zirkel bleiben?«

Ich nicke. Meine Familie ist sehr stolz, dass ich es geschafft habe, eine Lehrstelle beim größten Zauberer des Landes zu bekommen. Zwar war ich volljährig, als ich seine Schülerin werden durfte, nahm das Angebot aber gerne an. Wie oft kommt es schon vor, dass ein Bauernmädchen wie ich, von dem jeder Bürger der Stadt meint, es könne nur Mist schaufeln und Kühe melken, eine derart hochrangige Einladung bekommt? Der Ruf von Sarvolian war für mich ein Geschenk. Und deshalb will ich meine Eltern nicht enttäuschen.

Mein Meister beugt sich zu mir herunter und greift mir ins Haar. »Du bist doch noch Jungfrau, nicht wahr?« Seine Worte sind kalt und gierig.

Warum stellt mir Sarvolian diese Frage? So habe ich ihn noch nie erlebt. In diesem Moment bedaure ich es sehr, noch Jungfrau zu sein – Unfreiwillig, wohlgemerkt! Wie gerne wäre ich schon vor einigen Sommern mit dem Hufschmied im Heu verschwunden. Er hatte wundervoll dunkle Augen und ging so sanft mit unseren Pferden um, dass ich am liebsten selbst eine Stute geworden wäre. Aber den Hufschmied musste sich ja meine ältere Schwester zwischen die Beine klemmen. Und unser Stallknecht? Dem hätte es bestimmt gefallen, wenn ich ihm den Hosenbund gelockert hätte. Aber ich habe auch meinen Stolz und muss nicht jede hässliche Fratze an mich heranlassen. Vielleicht stellt sich das nun als Fehler heraus. Unfähig, ein Wort zu sagen, starre ich in das freudlose Gesicht des Zaubermeisters.

»Mir kommt da ein Gedanke«, sagt er leise und nimmt die Hand aus meinen Haaren. »Eine Jungfrau? – Das ist eine gute Idee. Nein, das ist eine äußerst gute Idee!« Er hebt den Zauberstab und ruft »Obsaepite«, wodurch alle Türen des Zimmers mit einem lauten Knall zuschlagen. Ich höre, wie sich ihre Riegel in die Schlösser schieben. Es überkommt mich ein Gefühl, als würde mir jemand die Kehle zudrücken.

Ich muss an den Stolz meiner Familie denken. Vater und Mutter hatten mich in dem Glauben ziehen lassen, für ihr Kind etwas Gutes zu tun. Sollten sie nun so herb enttäuscht werden? Ich presse die Lippen aufeinander und erhebe mich aus meiner Demutshaltung. Es ist genug, Sarvolian. Was du auch immer vorhast, nicht mit mir! Zwar hatte ich viel magische Kraft in meine Flugversuche gesteckt, will aber trotzdem jeden Spruch, den ich kenne, einsetzen, um diesem Wahnsinnigen entgegenzutreten.

Sarvolian läuft zum Ingredienzienschrank und holt eine getrocknete Eidechse sowie ein paar Vogelfedern aus einer Schublade. Was hat er nur vor? Für was für einen Zauberspruch braucht man diese Ingredienzien? Wenn ich wenigstens wüsste, von welcher Bewegung Sarvolians nun die meiste Gefahr droht.

»Nun«, sagt er gelassen. »Ich habe einen Auftrag für dich. Du willst doch lernen, wie man fliegt? Das werde ich dir beibringen.« Er unterdrückt ein boshaftes Kichern. »Ja, du wirst fliegen, meine liebe Lunara. Vielleicht mehr als dir lieb ist. Aber du wirst es genießen. Solltest du zumindest.« Er stellt sich vor mich und sieht mir in die Augen. Der Zauberstab in seiner Hand berührt zufällig meinen Arm. Unwillkürlich ziehe ich ihn zurück. »Du weißt, wie sehr ich Maradin Zedernschatten hasse?«, fragt er mich, ohne den Blick von mir zu nehmen.

Ich nicke langsam. Es vergeht kein Tag, an dem er nicht auf seinen größten Widersacher anspielt und ihn verhöhnt. »Und was hat das mit mir zu tun?«

»Oh, eine Menge, du Dummchen! Ja, du bist wirklich ein Dummchen, wenn du das nicht weißt.« Siegessicher steckt er die Vogelfedern in die Eidechse. »Merke dir gut, was ich dir jetzt sage!« Er greift mir zum zweiten Mal ins Haar und zieht mich zu sich her. Nur widerwillig gebe ich nach.

»Zedernschatten hat mir vor einigen Jahren einen Kristall gestohlen«, raunt er mir ins Ohr. »Es ist ein magischer Kristall, der unter dem Namen Lesh-Wa bekannt ist.« Sarvolian lacht auf. »Und du, mein Täubchen, wirst ihn mir zurückholen!«

»Niemals!« Ich will mich losreißen, aber er hält mich fest.

»Sei nicht so widerborstig, du dummes Ding! Es ist ganz einfach! Der Kristall liegt in einer Turmkammer von Zedernschattens Schloss. Du kannst ihn leicht erkennen. Er sendet ein wunderbares rotes Licht aus. Es sieht aus, als wäre er lebendig. Lesh-Wa ist eines der faszinierendsten Dinge, die es auf dieser Welt gibt, Lunara!« Und mit einem heiseren Flüstern setzt er hinzu: »Wenn du ihn siehst, wird er dich genauso in seinen Bann ziehen, wie er es mit mir getan hat. Lesh-Wa ist mächtig! Und ich will ihn wiederhaben!«

Er lässt mich los und beginnt, vor mir auf und ab zu laufen. »Zedernschatten hat mich überfallen und mir den Stein abgenommen. Wir hatten einst in einem Zauber-Wettstreit um ihn gebuhlt. Aber er verlor im Kampf gegen mich. Ich bekam den Kristall zugesprochen. Eines Tages stand er mit einer Flasche Wein vor meiner Tür, um sich mit mir zu versöhnen und mich als Sieger anzuerkennen. Einer seiner Höllenhunde begleitete ihn. Du weißt schon, eines dieser Biester, die sein Schloss bewachen.« Sarvolian knurrt, bleibt stehen und starrt mich an. »Zedernschatten zwang mich in einen Drudenfuß. Ich war völlig unvorbereitet. Sein Sternenzauber erfasste und lähmte mich. Ich war sämtlicher Magie beraubt.«

Seine Miene verändert sich, als ob er Mitleid von mir erwartet. Aber ich habe nur abweisende Kälte für ihn übrig und bleibe stumm.

»Er hat sich des Steins bemächtigt und ist geflohen. Aber nicht, dass mich Zedernschatten aus meiner Gefangenschaft befreit hätte. Oh nein, ich brauchte noch eine ganze Weile, bis ich mich aus den Sternen lösen konnte. Allein das würde schon genügen, um ihn dafür bezahlen zu lassen!«

»Warum holt Ihr den Kristall nicht selbst zurück?«

»Zedernschatten ist ein listiger Fuchs. Der Kristall liegt in einer Turmkammer, die nur von einer Jungfrau betreten werden kann. Ich selbst stand schon vor der Tür der Kammer. Doch der erste Schritt über die Türschwelle verbrannte meinen Schuh und meinen Mantel. Dann erfassten mich die Hunde und warfen mich aus dem Schloss. Es ist unmöglich für mich, die Kammer zu betreten. Die Hunde sind gegen jegliche Fremdmagie immun. Ich dachte schon, es wäre an der Zeit, aufzugeben. Aber jetzt kommst du, meine liebe Lunara, und wirst endlich den Kristall seinem Meister wieder zuführen. Habe ich recht?«

Mir läuft ein eiskalter Schauer über den Rücken. Ich erkenne die Gier in seinen Augen und schüttle den Kopf. Nein, das würde ich nicht wagen. Ich würde den Kristall nicht für Sarvolian stehlen.

»Du willst nicht, Lunara? Ich dachte, du wolltest in meinem Zirkel bleiben?« Mein Meister sieht mich herausfordernd an.

»Nein, ich gehe nicht zum Hexenschloss im Wald«, sage ich heiser. »Ich bin nicht mächtig genug, um an Maradin Zedernschatten vorbei in die Turmkammer zu kommen. Er wird mich erwischen, bevor ich den Kristall auch nur gesehen habe!«

Sarvolians Lachen schallt durch die Stube. »Lunara, er wird dich nicht einmal sehen können, dafür sorge ich schon. Du musst nur den Kristall stehlen und zurückkommen. Und nun«, er richtet seinen Zauberstab auf mich. »Zieh dich aus!«

»Was?« Ich traue meinen Ohren nicht.

»Ich habe gesagt: Zieh dich aus! In dieser Gestalt kannst du den Stein nicht stehlen. Ich kann deinen Körper aber nicht ändern, solange du noch bekleidet bist. Worauf wartest du also noch? Du hast gesagt, dass du um jeden Preis im Zirkel bleiben willst. Jetzt ist Zahltag, Mädchen. Tu, was ich dir sage! Oder muss ich dir die Kleider vom Leib reißen?«

»Nein!« Ich laufe zur Tür und rüttle an der Klinke. Sie bewegt sich nicht. Als Nächstes greife ich zu meinem Zauberstab in der Rocktasche. Auch wenn ich weiß, dass ich meinem Meister mit diesem Schülerstäbchen brunnentief unterlegen bin, will ich mich nicht kampflos geschlagen geben und hebe meinen Zauberstab.

Er kommt mir nach und lacht, als wäre es ein Spiel für ihn. An der Spitze seines Zauberstabs bilden sich Funken und ein Knistern ist zu hören. Sarvolian murmelt. Verdammt, was mache ich hier? Warum fällt mir kein Abwehrspruch ein? Ich weiche aus, versuche, beim Ohrensessel in Deckung zu gehen, aber meine Beine sind nicht schnell genug. Sarvolians Zauberspruch trifft mich wie ein Blitz und lässt meinen Körper im Sprung erstarren.

Der Schülerstab fällt klappernd zu Boden. Nicht einmal den kleinen Finger kann ich bewegen, nur meine Augen suchen nach meinem Angreifer. Er hat ein Messer vom Ingredienzienschrank genommen und kommt auf mich zu. Schreien ist etwas für Angsthasen. Lieber starre ich ihn an und hoffe, dass mein Blick reicht, um ihn tot umfallen zu lassen. Vielleicht glaube ich auch tatsächlich, dass mich meine Not dazu befähigen könnte.

Sarvolian kommt ganz dicht an mich heran und raunt: »Du bist wirklich ein dummes Mädchen! Du weißt gar nicht, wie groß das Geschenk ist, das ich dir jetzt machen werde.«

Er packt meine Bluse und schneidet sie auseinander. Das weiße Leinen und das blaue Band sinken in Fetzen zu Boden. Ich spüre die Kälte auf der Haut, aber innerlich brenne ich vor Wut. Ein Grund mehr, dich sterben zu sehen! Glaub mir, die Bluse meiner Großmutter hast du nicht ungestraft zerschnitten.

Sarvolian greift in den Bund meines Rockes und schiebt das Messer dahinter. Das kalte Metall an meinem Bauch lässt für einen Moment meinen Atem stocken. Der Rock ist mein liebstes Kleidungsstück. Ich weiß noch, wie sorgfältig meine Großmutter die Rüschen aufgenäht und die Blumenranken aufgestickt hat. Wage es nicht, diese Kostbarkeit zu zerstören!

Der Mann, den ich einmal für einen achtbaren Mann gehalten habe, zieht die Klinge grob durch den Stoff, zerschneidet, was einst mit Hingabe erschaffen wurde. Schlaff rutscht der Rock in Stücken zu Boden. Ich fühle mich, als hätte er mein Herz zerschnitten. Ich kann nicht verhindern, dass eine Träne über meine Wange rinnt.

Nun verhindert nur noch die mit Spitzen besetzte Kniehose meine vollständige Nacktheit. Am liebsten hätte ich ihm jetzt schon meine Faust oder Schlimmeres zwischen die Augen gerammt. Doch derart im Bann vermag ich ihn nur anzustarren.

»Schade um das schöne Höschen«, seufzt er. Dann zieht er die Hose herunter, teilt sie im Schritt mit dem Messer in zwei Hälften und lässt sie jeweils an einem Bein heruntergleiten. Ein Brechreiz überkommt mich, als er mich von oben bis unten betrachtet. Gleichzeitig ärgert es mich, dass mich Sarvolian nicht schon vor fünf Tagen erwischt hat. Dann wäre er wohl beim Anblick meines monatlichen Hexenbluts vor Entsetzen zurückgewichen. Aber so spielt er seine vermeintliche Überlegenheit aus: »Du bist eine herrliche Jungfrau, Lunara. Eigentlich viel zu schade, um dich zu Maradin zu schicken.«

Voller Hass sehe ich Sarvolian an. Keinen Tag länger will ich in seinem Zirkel bleiben! Der Stolz meiner Eltern ist mir nicht mehr wichtig. Einiges habe ich schon gelernt und bin nicht mehr die blutige Anfängerin, was die Zauberei angeht. Soll doch eine andere Jungfrau seinen Kristall zurückholen!

Sarvolian lacht selbstgefällig. »Aber da du schon wieder ungehorsam warst und dich nicht selbst ausgezogen hast, muss ich dich noch schlimmer bestrafen, als ich wollte, mein Täubchen. Ich kann dich bedauerlicherweise nicht mehr im Zirkel lassen und schließe dich hiermit aus. Solltest du den Stein nicht aus der Kammer holen und zu mir zurückbringen, wirst du für immer ausgeschlossen bleiben. Und deine Kraft bekommst du wieder, wenn du mir den Stein überreichst und mich auf dem Boden kriechend um Verzeihung bittest.« Er setzt die Spitze seines Zauberstabs an meine Stirn. Einen Schmerzensschrei kann ich nicht verhindern, als ich spüre, wie die Magie, die ich in der Lehrzeit gesammelt habe, als heißer Strom aus meinem Körper gesaugt wird. Ein Gefühl von grenzenloser Erschöpfung breitet sich in mir aus, meine Stirn brennt wie Feuer. Sarvolian hingegen wird von einer Ekstase geschüttelt.

Von meiner Zauberkraft berauscht, führt er seine Lippen an mein Ohr. Ich kann seinen Atem spüren, als er mit erregter Stimme keucht: »Du willst sie sicher wiederhaben, meine liebreizende Lunara. Nicht wahr? Weißt du, wie wunderbar sich deine jugendliche Magie in mir anfühlt?« Ein Schauer jagt durch seinen Körper, was einen unerträglichen Ekel in mir auslöst. In der Starre gefangen, muss ich Sarvolians widerliche Demütigung ertragen. Wie sollte ich mich in diesem Zustand jemals an ihm rächen können? Ich schließe die Augen und will ihm meinen Schmerz nicht zeigen.

Er reißt sich los und tritt ein paar Schritte zurück. »So, meine wundervolle Jungfrau, es wird Zeit! Der Kristall wartet!« Erneut höre ich sein hässliches Kichern. Dann nimmt er sich zusammen und sieht mich gebieterisch an. »Strafe muss sein. Oder sollte ich es ›Entschädigung für meine missbrauchte Stube‹ nennen?« Er hebt den Zauberstab, in der anderen Hand hält er die gespickte Eidechse. Die Angst, die mich bei diesem Anblick packt, zerreißt mich. In welche Gestalt wird er mich bannen?

»Wenn du wieder diejenige werden willst, die du warst, dann erfüllst du meinen Auftrag!« Er sieht mir in die Augen. »Und du wirst zu mir zurückkommen, mein süßes Kind. Verlass dich drauf! Auf Knien wirst du mich anflehen! Sonst bleibst du nämlich für immer das Wesen, in das ich dich jetzt zwinge. Also: Bring mir Lesh-Wa!« Er wirft die Eidechse auf mich. Bevor sie mich trifft, murmelt er einen langen Spruch und entzündet sie mit einer Feuerkugel aus seinem Zauberstab, sodass nur Asche auf mich niederregnet.

Wie von einer Keule getroffen, sinke ich zu Boden und werde bewusstlos.

Kapitel 1

 

Ich erwache und liege auf feuchtem Farn unter einem Baum. An der besonderen Dunkelheit um mich herum erkenne ich, dass es Nacht ist und der Mond sein Gesicht vollständig verdeckt hat. Der Waldboden duftet nach Pilzen. Ebenso rieche ich das Fell von zahlreichen Hunden. Meine Zunge schnellt heraus und schmeckt kalten Stein. Ich wusste bislang gar nicht, wie kalter Stein schmeckt. Nur um mich zu vergewissern, züngele ich ein zweites Mal.

Ja, das ist kalter Stein. Mit Moos bewachsen. Der Geschmack erinnert mich an alte Gemäuer, vielleicht eine Festung oder eine Burg. Eine Burg.

Eine Burg?

Mein Kopf schmerzt, das Denken fällt mir schwer. Es muss etwas Ungeheuerliches passiert sein. Wo bin ich? Warum bin ich hier?

Gedankensplitter tauchen auf wie lange vergangene Träume. Ein alter Mann ruft »Dummes Mädchen!« Und ich höre einen Namen. »Lunara!« Lunara? Ja, so werde ich genannt. Mein inneres Auge sieht einen knisternden Zauberstab. Ich bin gefangen.» Bring mir Lesh-Wa!«

Sarvolian! Auf einen Schlag bin ich hellwach. Alles fällt mir wieder ein. Die auferlegte Starre, die zerstörten Kleider und der grausame Diebstahl meiner Magie.

Ich hebe meinen Arm, um ihn zu betrachten. Er ist mit Schuppen übersät, in denen sich die Sterne spiegeln. Statt meinen Händen sehe ich scharfkrallige Klauen. Mit klopfendem Herzen betrachte ich meinen Körper und finde nur ein riesenhaftes, schlangenartiges Wesen, das nicht nur unter einem, sondern unter mindestens drei Bäumen liegt. Die silbrigen Schuppen an den Flanken sind mit rosafarbenen Mustern verziert, als hätte jemand mit einem feinen Pinsel das Zeichnen von Blumenranken geübt. Auf meinem Rücken zieht sich eine Linie aus purpurfarbenen Zacken entlang. Vor Schreck will ich schreien, doch aus meinem Maul höre ich nur ein Zischen.

Die Erinnerungen an Sarvolian von Greifenthal kommen zurück, und ein grenzenloser Hass macht sich in meinen Eingeweiden breit. Im ersten Moment habe ich keine Orientierung und weiß nicht, wo ich bin. Aber durch den Geruch der Hunde fällt mir die Geschichte von Maradin Zedernschatten und seinen Höllenhunden ein und der Auftrag, den Sarvolian mir so unmenschlich erteilt hat. Nichts werde ich für ihn tun! Ich schließe die Augen und schüttle mich, was die Büsche um mich herum zum Rascheln bringt. Ich werde Lesh-Wa nicht für ihn stehlen!

Als ich meine Pranken zum zweiten Mal betrachte beginne ich zu zittern: Er hat aus mir einen Drachen gemacht! Einen verfluchten Lindwurm, der nicht einmal Flügel hat und nur lang und dünn unter Bäumen liegt. Wieder schreie ich. Diesmal hört es sich an wie ein peitschender Wind im Sturm. Mit rasender Wut schlage ich meine Schwanzspitze auf den Waldboden und schieße in den Himmel. Völlig überrascht sehe ich nach unten, fühle, wie mein dünner Körper über den Baumkronen tanzt. Ich fliege!

Wie eine aufgewirbelte Feder gleite ich in den Sternenhimmel, immer höher, immer schneller. Ich bin eine fliegende Schlange mit vier Beinen! Unter mir wird alles kleiner und kleiner. Ich erkenne Zedernschattens Schloss, das winzig in einem finsteren Meer aus Bäumen steht. Ich fege durch die Nacht, drehe ein paar Saltos und genieße die Geschwindigkeit. Fliegen ist so leicht, wer braucht schon Flügel! Nicht ganz bei Sinnen tanze ich meinen aufkeimenden Freudentaumel über der Festung. Im Steilflug lasse ich mich zu den Turmspitzen fallen. Kurz vor dem Zusammenprall wende ich mich ab und jage wieder in die Höhe, eine kleine Wolke umkreisend. Durch meine Bewegungen wirbelt sie herum und löst sich auf. Dieser schwerelose Körper ist wunderbar. Ich lege mich weit oben auf den Rücken, lasse mich von der Luft tragen und beobachte den glitzernden Himmel. Ich sehe ein paar Sternschnuppen in der Ferne vorbeiziehen. Dabei regt sich in mir ein eigenartiges Gefühl. Eine Sehnsucht. Ein süßes Verlangen, das ich mir nicht erklären kann. Ich weiß, dass diese leuchtenden Streifen nicht für mich bestimmt sind. Aber in gewisser Weise berühren sie mein Drachenherz.

Meine Eltern und meine Geschwister fallen mir ein. Von Greifenthals hässliche Stimme drängt sich dabei in meine Gedanken: »Du wirst mehr fliegen, als dir lieb ist!« Ich betrachte die goldenen Krallen an meinen Vorderpranken und die Erkenntnis triff mich hart. Welchen Preis habe ich für das Fliegen gezahlt? Ich bin kein Mensch mehr. Meine Familie, meine Freunde habe ich zurückgelassen. Ich schwebe allein im Nichts und darf sie nicht wiedersehen. »Wenn du wieder diejenige werden willst, die du warst, dann erfüllst du meinen Auftrag!« Lesh-Wa! Dieser unheimliche Kristall in der Turmkammer! Die Freude über das Fliegen währte nicht lange. »Mutter!«, will ich rufen. »Hilf mir! Weck mich aus diesem Albtraum!« Mein Ruf hört sich an wie eine verzweifelte Windbö, die über Herbstwiesen pfeift.

Gefangen! Ich bin gefangen in einem stimmlosen Drachenkörper. Eine Eiseskälte durchfährt mich. Ich will fliehen, lasse mich nach hinten fallen und wehe wie ein Sturm durch die Luft. Immer schneller, immer steiler führe ich meine Kurven. Ich stürze in den Wald und winde mich um die Bäume, in der Hoffnung dort der gnadenlosen Wahrheit zu entkommen. Erschöpft bleibe ich in einigen Baumkronen liegen. Ohne den Kristall werde ich nie wieder Lunara sein. »Verlass dich drauf«, hat er gesagt. »Du bist ein Teufel, Sarvolian!« Ein heiserer Wind peitscht durch die Finsternis. Er nimmt meine Tränen mit und lässt es regnen.

Ich werde mehr fliegen, als mir lieb ist. Wie recht er hat. Und wie ungerecht seine Strafe für ein paar verbrannte Vogelfedern ist. Ich muss Lesh-Wa stehlen! Vielleicht sollte ich Line und Vilat aufsuchen und sie um Hilfe bitten. Im selben Moment schüttle ich den Kopf. Sie können mir nicht helfen, sie können mich nicht einmal verstehen. Meine Stimme ist wie der Wind. Bei diesem Gedanken fällt mir das Lied vom Luftdrachen ein, das mir meine Mutter als Schlaflied vorgesungen hat:

 

Kennst du den Herrn der Winde?

Sanft streift er und gelinde

durch jede Wolkenschar.

Er bringt uns Schnee und Regen,

wirkt ihnen auch entgegen.

Und macht den Himmel wieder klar.

 

Zwar kannst du ihn nicht sehen,

hörst ihn nur draußen wehen,

doch bringt er Glanz und Glück.

Er streift um alle Mauern,

und wo Gefahren lauern,

da drängt er sie für dich zurück.

 

Er lindert Schmerz und Kummer,

schenkt uns gesunden Schlummer,

lässt es uns wohlergehn.

Er ist der Freund der Kinder,

der Älteren nicht minder,

und sorgt für unser Fortbestehn.

 

Ich bin dazu verdammt, abgeschieden von den Menschen als Wind über das Land zu streichen. Von dem Glück, das ich angeblich bringe, habe ich selbst keinen Vorteil.

Vielleicht könnte ich Line und Vilat den Kristall vor die Füße werfen und ihnen dabei eine Nachricht zukommen lassen. Ich bin wild entschlossen, es zu versuchen. Auf alle Fälle wird Sarvolian von Greifenthal mir nicht mehr wehtun. Das schwöre ich mir selbst in dieser finsteren Neumondnacht.

Leise erhebe ich mich aus meinem Baum und wehe über den Wald. Das Schloss ist ein dunkler Bau, umgeben von einem gewaltigen Burgring. Das Gebäude an sich ist nicht groß. Es hat nur zwei Stockwerke und einen einzigen Turm, der weit über das Dach reicht. Hinter den Fenstern der Turmkammer glimmt ein rotes Licht, das Licht von Lesh-Wa. Ich bin mir ganz sicher, das sagt mir mein Drachenherz. Ich werde zum Turm fliegen, Lesh-Wa stehlen und wieder abhauen. Bis Zedernschatten merkt, dass ich den Kristall gestohlen habe, bin ich schon längst verschwunden. Ich bin der Wind! Was will er mir anhaben?

Wie ein laues Lüftchen streiche ich über das Schloss. Aber ich habe nicht mit den Hunden gerechnet. Kaum befinde ich mich über dem Schlosshof, werden sie unruhig. Etwa ein Dutzend Hunde wimmeln herum. Sie stecken ihre Nasen in jeden Winkel. Es ist, als suchen sie eine unsichtbare Fährte. »Bin ich denn nicht unsichtbar für euch?«

Testweise sinke ich tiefer zwischen die Zinnen der Mauer. Noch immer können mich die Tiere nicht ausmachen, auch wenn sie immer aufgeregter werden. »Doch unsichtbar?« Ich werde wagemutig und lasse mich zu Boden sinken. »Und jetzt, ihr Schlabbermäuler?« Ich liege mitten unter ihnen. Die Hunde in meiner Nähe jaulen und ziehen den Schwanz ein. Aber weder laufen sie davon, noch greifen sie mich an. Ich bin eine leichte Brise und schlängle meinen Körper durch die Hundemeute. Es ist ein großer Spaß, sie in Angst und Schrecken zu versetzen.

Plötzlich öffnet sich die Tür am oberen Balkon. »Was ist denn da unten los?«, höre ich eine Stimme rufen. Ich sehe einen hochgewachsenen Mann auf den Balkon treten. Er ist in einen nachtblauen, fließenden Seidenmantel gehüllt. Die Kapuze hat er sich tief ins Gesicht gezogen. Nur einen kurzen Kinnbart kann ich erkennen, der darunter hervorlugt.

Mein Atem stockt. Für eine Flucht in den Himmel ist es zu spät. Ich bin mir nicht sicher, ob ich auch für ihn unsichtbar bin. Ich suche nach einem Versteck und finde es am Schlossteich. Schnell strebe ich an den Hunden vorbei, fliege sacht über die mit Lotuspflanzen bewachsene Wasseroberfläche und lasse mich lautlos zwischen die dahinter liegenden Büsche sinken, den Balkon genau im Blick.

Der Mann hat die Arme auf die Brüstung gestützt und besänftigt mit leisen Worten die Hunde. Soll das etwa der Erzfeind von Sarvolian sein? Zu meiner Überraschung ist die Stimme, die ich höre, jung und warm. Warum war ich immer der Ansicht, von Greifenthals Feind sei ein alter Mann? Falls der Kerl auf dem Balkon tatsächlich Zedernschatten ist, scheint er nur wenig älter zu sein als ich. Wer sich da wohl unter der langen Robe verbirgt? Die schlanke Gestalt und die aufrechte Haltung lassen auf einen athletischen Körper schließen. Und diese geheimnisvolle Kapuze. Zu gerne würde ich das Gesicht darunter sehen wollen.

Die Meute im Hof kommt zur Ruhe. Wenngleich die Tiere in meiner Nähe noch rastlos umherlaufen, so winseln sie zumindest nicht mehr. Zedernschatten beginnt leise zu lachen und beobachtet sie kopfschüttelnd. Irgendwie hat er nichts Bösartiges an sich. Er wirkt auf mich eher wie ein Junge, der sich über irgendetwas freut. Ich hebe meine Nase und wittere. Er riecht nach Kaminfeuer, Würzwein und Ingwer. Meine Zunge entnimmt der Luft einen Geschmack von frisch gebackenen Printen. Unwillkürlich läuft mir das Wasser zwischen meinen spitzen Zähnen zusammen.

Wenn er es sich so gemütlich gemacht hat und Würzwein trinkt, dann wird es bestimmt nicht lange dauern, bis ihn die Müdigkeit zu Bett schickt. Ich werde hier warten, bis das Kerzenlicht im Inneren erlischt.

Maradin strafft sich, um den Balkon zu verlassen. Doch bevor er im Schloss verschwindet, dreht er sich in meine Richtung, nimmt die Kapuze ab und nickt mir freundlich zu. Seine tiefschwarzen Augen durchbohren mich.

Zu Tode erschrocken sause ich kerzengerade aus meinem Versteck in den Himmel hinauf. Ich rase durch die Luft, flüchte, gehetzt von dem Anblick dieser wissenden Augen. Ich schraube mich nach oben. Höher, höher! Ich muss fort von ihm! Warum kann er mich sehen? Weiß er von mir? Sein Blick! Ich kenne diesen Blick! Etwas Altes, Vergrabenes regt sich in mir.

Ich fliege davon, zurück in den Wald. War der Mann auf dem Balkon tatsächlich Zedernschatten? Habe ich ihn nicht schon einmal gesehen? Bei einem magischen Treffen der Meister vielleicht? Nein. Sarvolian hätte ein Zusammentreffen mit ihm niemals ertragen und eine Teilnahme daran verweigert. Und doch kenne ich diese Augen, auch wenn ich den Namen Zedernschatten nicht mit ihnen in Verbindung bringe. Unruhig wehe ich durch die Bäume. Maradin? Kenne ich diesen Mann unter dem Namen Maradin? Ich weiß es nicht, spüre nur dunkle Erinnerungen, die ich nicht greifen kann. Warum hat er mich sehen können? Bin ich denn kein Wind für ihn? Verflucht! Wie soll ich nun die Schuld bei Sarvolian begleichen?

Immer wieder fliege ich zum Schloss zurück und frage mich, was hinter den erleuchteten Fensterscheiben vor sich geht. Irgendwann jedoch ist das Licht dahinter erloschen und Ruhe kehrt in das Schloss ein. Selbst die Hunde müssen sich schlafen gelegt haben. In letzter Verzweiflung fliege ich zurück zu den Zinnen. Ich muss es versuchen! Der Hof wirkt wie ausgestorben, niemand ist mehr zu sehen. Ich züngle, um mich zu orientieren. Der Geruch nach Würzwein und Ingwer ist verschwunden. Zedernschatten ist wohl zu Bett gegangen.

Lautlos wie ein Herbstblatt wirbele ich zum Turm und umrunde die Kammer. Durch das verschlossene Fenster sehe ich Lesh-Wa auf einem Sockel liegen. Zedernschatten kann dir nicht folgen! Diese Kammer dürfen nur Jungfrauen betreten. Du wirst flüchten können. Und wenn du keinen Ausweg hast, dann nutze deine Zähne und Krallen. Lunara, du bist ein Drache! Die Sätze machen mir keinen Mut, aber habe ich eine Wahl? Mit meiner Pranke öffne ich das Fenster. Als ich in die Kammer luge, streicht mir ein heißer Wind entgegen. Er hat wohl auch von Greifenthals Schuh verbrannt, aber mich wärmt er nur. Ich werde zuversichtlich. Es ist bestimmt nicht schwer. Es ist nur ein kurzer Satz, ein Zupacken und ein Fliehen. Ich frage mich, ob ich mit meiner Größe überhaupt durch das Fenster passe, da gleite ich schon mutig hinein. Ich fliege um Lesh-Wa herum, dessen Funkeln die Turmkammer in ein prächtiges Karmesin taucht. Gerade will ich mein Maul um den Kristall schließen, da höre ich die warme Stimme von Zedernschatten: »Na, Luftdrache, was für eine Schuld musst du begleichen?«

Ich schnappe den Stein und will die Flucht ergreifen, doch das Fenster schlägt zu. Wie ein Wirbelsturm drehe ich mich im Kreis und suche den Magier, um meine Krallen in seine Kehle zu schlagen, bevor er mich bannen kann. Da höre ich seine leisen Zauberformeln. Ein prickelnder Blitz trifft mich, sodass ich mit lautem Krachen zu Boden falle. Unsanft komme ich auf meiner Hüfte auf. In meinem Mund halte ich einen viel zu großen Stein, der mir fast den Kiefer bricht. Angewidert spucke ich ihn aus und halte mir die schmerzenden Wangen.

»Dachte ich es mir doch, ein Drachenweib! Oh, verzeiht!« Er räuspert sich. »Ich meine natürlich eine schöne junge Frau.« Sein Lachen ist ganz anders als das von Sarvolian. Es hört sich sympathisch an. Und warm. »Also, was hast du angestellt?«

Zitternd sehe ich mich in der Turmkammer um und finde Zedernschatten lässig auf einer Kommode sitzen. Den nachtblauen Mantel hat er abgelegt. Wie für Zaubermeister üblich ist seine Kleidung aus Seide gefertigt: Ein goldgelbes Hemd mit weiten Ärmeln und einem breiten Gürtel an der Hüfte, dazu eine weinrote Hose, die mit feinen Bündchen seine Knöchel umschließen. Die Füße stecken in schwarzen Samtpantoffeln. Ich hatte mich vorhin nicht getäuscht. Sein Körper ist makellos, genauso wie ich ihn mir unter dem Mantel vorgestellt habe.

Zedernschatten hat sein Kinn mit dem kleinen Bart auf eine Hand gestützt und betrachtet mich interessiert. Um seine dunklen Augen erkenne ich ein paar Lachfalten. Sein Haar ist zu einem Zopf geflochten, der seitlich herunterhängt und bis zum Gürtel reicht. Da ist etwas in seinem Gesicht. Etwas, das ich kenne. Diese dunklen Augen habe ich schon einmal gesehen. Aber wie kann er nur in diesem Raum sein? Hat Sarvolian nicht gesagt, dass nur eine Jungfrau ihn betreten kann? Er muss sich getäuscht haben.

»Nein, er hat sich nicht getäuscht«, beantwortet Zedernschatten meine Gedanken. »Aber es gibt nicht nur weiblichen Jungfrauen, meine Liebe. Das konntest du natürlich nicht wissen. Dein Plan war schon etwas einfältig, selbst wenn ich den Raum nicht hätte betreten können. Findest du nicht?«

»Woher wisst Ihr ...«, frage ich erstaunt und dann verstehe ich: »Ihr könnt meine Gedanken lesen!« Voller Schreck stelle ich fest, dass ich splitternackt bin. Und auch, warum ich splitternackt bin. Als ich die Blicke Zedernschattens auf mir spüre, bedecke ich meine Brust und meine Scham mit den Armen und kauere mich ganz klein zusammen.

»Nein, eigentlich kann ich keine Gedanken lesen.« Er wirft mir ein weißes Seidenkleid zu. »Aber Lesh-Wa befähigt mich dazu. Der Kristall der Magie ist mächtig. Und ich bewache und erforsche ihn. Und manchmal nutze ich ihn. Möchtest du ein Glas Würzwein mit mir trinken? – Oh, du liebst Würzwein sogar? Das freut mich. Zieh dich an und komm ins Kaminzimmer! Du musst nur die Wendeltreppe nach unten gehen. Ich habe einiges mit dir zu besprechen.«

Er steht auf, läuft mit einem freundlichen Kopfnicken an mir vorbei und lässt mich in der Kammer zurück. Ich starre ihm nach und frage mich, ob ich nun gefangen oder erlöst bin. Ich fühle mich erleichtert, aber gleichzeitig auch ertappt.

Hastig greife ich nach dem Kleid, nur um es sofort wieder loszulassen. Die weiße Seide fühlt sich leicht und kühl, ja fast lebendig an. Der einzige Schmuck sind die silbrigen Mondsteine, die auf dem prachtvollen Rundkragen und dem schwingenden Glockenrock aufgenäht sind. Ein silbernes Gürtelband liegt daneben. Dieses Kleid muss sehr kostbar sein. Ehrfürchtig nehme ich es erneut in die Hand, streife es über und spüre, wie der zarte Stoff über meine Haut gleitet und sich an meine schlanke Körperform schmiegt. Das Gefühl erinnert mich an die Katze meiner Großmutter, wenn sie mir maunzend und liebesbedürftig um die Beine streicht. Aber es ist so viel mehr. Selbst die Zärtlichkeit des Katzenfells kann nicht beschreiben, mit welcher Sanftmut dieses Kleid meine Sinne betört. Nachdem ich das Gürtelband um meine Taille gelegt und zu einer Schleife gebunden habe, liebkose ich unwillkürlich das feine, wallende Gewebe, berühre zärtlich die Mondsteine am Kragen und verspüre Lust, mich selbst zu streicheln. Nur um einen kurzen Moment innezuhalten, umarme ich mich selbst und lege die Wange auf den Kragen mit den runden Steinen. In diesem Kleid fühle ich mich so geborgen, als wäre ich seit meiner Geburt hier zuhause. Als wäre ich endlich wieder heimgekehrt.

Von der Wendeltreppe her höre ich die zarten Töne einer Laute und es weht ein Duft nach Würzwein und Ingwer zu mir herauf. Da sind Erinnerungen. Mir kommt es vor, als wäre ich vor vielen Jahren schon einmal in diesem Schloss gewesen. Auch das Turmzimmer ist mir nicht unbekannt. Aber früher waren hier Vögel untergebracht. Ja, es waren Tauben! In meinen Gedanken höre ich sie gurren. Zögerlich umfasse ich den hölzernen Handlauf der Treppe. Er fühlt sich genau wie damals an: glatt und geschmeidig.

Wenn ich die Treppe nach unten gehe, werde ich in einen großen Raum gelangen, von dem zwei Flure abgehen. Einer hinter der Wendeltreppe und einer ihr gegenüber. Dazwischen ist an der Wand eine hohe, dicke Eichentür. Aber was sich dahinter verbirgt, gibt mir meine Erinnerung nicht preis. Gegenüber der Tür gibt es eine Fensterfront, durch die man auf einen großen Balkon gehen kann. Im Raum selbst flackert meist ein Feuer in einer reich verzierten Esse. Zwei Ohrensessel und ein goldenes Tischchen stehen davor. Rechts neben der Feuerstelle lehnt in einer Nische eine magische Laute. Die grazilen Muster auf ihrem Holz fallen mir ein. Und die wunderbaren Lieder, die sie spielte, ohne dass eine Hand sie berührte. Gedankenverloren sehe ich die Wendeltreppe hinunter. Ja, ich erinnere mich. Ich erinnere mich ganz genau. Und ich habe schon einmal in diese dunklen Augen gesehen.

Das Kleid schwingt anmutig um meine Beine, als ich die Treppe heruntergehe und in das sogenannte Kaminzimmer gelange. Es sieht genauso aus, wie ich es erwartet habe, wie ein Traum aus meinen Kindertagen. Zedernschatten sitzt in einem der Sessel und lächelt mich gut gelaunt an. Jetzt bin ich mir sicher, dass ich ihn kenne. Dieses Lächeln habe ich schon einmal gesehen. Das war vor sehr langer Zeit. Aber damals, da war er noch kein Mann. In meinen Erinnerungen sehe ich einen Jungen mit einem verschmitzten Grinsen im Gesicht.

»Das Kleid steht dir gut, Luftdrache. Als wäre es für dich geschneidert worden. Komm her und setz dich! Erzähl mir deine Geschichte! Dann werde ich dir meine erzählen.«

»Was muss ich denn erzählen?«, frage ich keck und nehme im anderen Sessel Platz. Ja, er war ein Junge gewesen, damals. Und ich ein kleines Mädchen. »Lesh-Wa ermächtigt Euch doch, meine Gedanken zu sehen. Sollte ich nicht lieber über meine letzten Erlebnisse nachdenken? Dann müsstet Ihr Eure Ohren nicht bemühen.«

Er lacht herzlich und schüttelt den Kopf. »Nein, ich benutze Lesh-Wa nicht immer. Nur wenn es nötig ist. Es ist langweilig, wenn mein Gegenüber keine Geheimnisse mehr vor mir haben kann.« Versöhnlich reicht er mir ein Glas Würzwein und weist auf einen Teller mit leckeren Printen.

Zögerlich nehme ich das Glas entgegen und rieche am Wein. Auch wenn mir sein Duft bekannt vorkommt, unterscheidet er sich im Aroma doch in hohem Maße von dem Würzwein, den meine Mutter herstellt. »Was ist das für eine Mischung? Ich kenne diese Art der Zubereitung nicht.«

»Oh, das glaube ich!« Er schmunzelt. »Das ist ein bevorzugtes Rezept von mir. Der Rotwein wird ganz simpel mit ein paar Kräutern versetzt. Hauptsächlich sind Petersilie, Salbei, Rosmarin und Thymian für das Aroma verantwortlich. Und Prisen von Anis, Zimt und Nelken. Ach ja, und Honig! Honig ist auch darin enthalten.« Genießerisch nimmt er einen großen Schluck aus seinem Glas. »Jetzt lehne dich erst einmal zurück und erhol dich von dem Schrecken. Du kannst mir dabei ja erzählen, womit du Sarvolian derart verärgert hast, dass er dich in eine windige Drachengestalt steckte.«

Ich will nichts von meinem letzten Erlebnis erzählen, beginne dann aber doch steif von der Lehrzeit zu berichten, von der strengen Art und den Belehrungen meines ehemaligen Meisters. Als ich meine missglückten Levitationsversuche darlege, pflichtet mir Zedernschatten gutgelaunt bei: »Ja, den alten Fledermaussessel, den kenne ich auch noch.«

Ich weiß nicht, ob mich das angenehme Kleid oder die unbefangene Art meines Zuhörers dazu bringen, immer mehr Vertrauen in Zedernschatten zu fassen und ihm alles preiszugeben, was ich von meinem alten Meister weiß. Vielleicht sind es auch der warme Würzwein und die schmackhaften Printen, die meine Zunge lösen. Beim Bericht über meinen Auftrag wird mein Gegenüber ernst, ja verbittert und blickt starr in die zuckenden Flammen des Kamins.

Nachdem ich geendet habe, ist es eine Weile still. Wir schauen beide dem Feuer im Kamin zu und sagen nichts. Ich überlege, was ich noch erzählen könnte, als Zedernschatten endlich sein nachdenkliches Schweigen bricht: »Wir können beide froh sein, dass ich deinen Diebstahl vereitelt habe.« Er sieht mich so geheimnisvoll an, dass ich mich vorsehen muss, nicht in seinen dunklen Augen zu versinken.

»Sarvolian und ich ... wir sind untrennbar miteinander verbunden. Ich kenne seine herrische Art gut, seine Strenge und seine Strafen.« Er atmet tief durch, bevor er mit bedrückter Stimme weiterredet. »An dem Tag, an dem der Wettstreit stattfand, war Sarvolian sehr begierig darauf, den Kristall zu gewinnen. Aber er hatte ein Problem: Diesen Wettstreit konnte man nicht mit Magie gewinnen, sondern nur mit Einfühlungsvermögen, Respekt und Geduld. Deshalb zwang er mich, für ihn Wunder zu vollbringen, damit er Lesh-Wa gewinnen konnte.« Er schaut mich an. »Nur wer den Geist eines anderen achtet, darf Lesh-Wa führen. Der Kristall gibt seinem Besitzer nicht nur die Macht, Gedanken zu lesen, sondern auch die Macht, andere zu beeinflussen. Als mir gewahr wurde, dass mein Vater Lesh-Wa nur missbrauchen würde, lehnte ich mich gegen ihn auf und bezichtigte ihn des Betrugs.« Zedernschatten nippt verlegen an seinem Weinglas. Ich kann meinen Blick nicht von ihm abwenden. Der Vater dieses Mannes soll Sarvolian von Greifenthal sein? Ich finde keine Ähnlichkeit zwischen ihnen. Wie können Vater und Sohn nur so verfeindet sein?

Er nickt und sieht mich ernst an. »Sarvolian ist mein Vater. Sein Blut fließt in meinen Adern, ob es mir passt oder nicht. Der oberste Erzmagier, Valan aus dem Espenhain persönlich, hat mir den Kristall beim Wettstreit zugesprochen. Ich habe ihn nicht gestohlen, wie Sarvolian dir weismachen wollte. Die Strafe meines Vaters war schrecklich.« Er stockt und sieht in die Flammen. Es muss eine sehr schwere Strafe gewesen sein, denn in seinem Gesicht erkenne ich eine tiefe Verzweiflung. Leise redet Zedernschatten weiter: »Er verdammte mich an einen grausamen Ort und hoffte, dass ich niemals von dort zurückfinden würde. Es war ein Ort voller Folter und Pein, und es kostete mich meine ganze Kraft, um aus dieser Gegenwelt zurückzukehren. Dank des Kristalls überlebte ich und konnte fliehen. Seitdem kann mich nicht einmal ein Luftdrache in meiner Kammer schrecken, selbst wenn er mich angreifen wollte.« Aufmunternd lächelt er zu mir herüber, sodass ich beschämt meinen Blick senke. Ich muss wirklich aufpassen, dass ich mich nicht in seine vielen Lachfalten verliebe. Ja, er hat mich schon damals auf diese Weise angesehen. Wieso habe ich das im Laufe der Jahre vergessen? Aber damals war ich wahrscheinlich noch zu klein.

»Als ich seine Strafe mit letzter Kraft überlebt hatte, sicherte ich den Kristall in meiner Turmkammer. Es ist kein besonders guter Schutz gegen jungfräuliche Drachen, wie du gemerkt hast. Aber zumindest für meinen Vater stellt dieser Zauber eine unüberwindbare Barriere dar.« Er seufzt. »Ich lebe hier in meiner Einsamkeit, aber es fehlt mir an nichts. Meine Hunde und das wissenschaftliche Studieren schenken mir ein erfülltes Leben.« Gedankenverloren sitzt er mir gegenüber und reibt sich das Gesicht, das von der Hitze des Feuers leicht gerötet ist. »Aber, was mache ich nun mit dir, meine liebe Lunara?«

Auf meiner Haut spüre ich den kühlen Stoff des Kleides, wie er ohne Vorwarnung meinen Körper berührt. Es fühlt sich an, als ob eine sanfte Hand meinen Rücken mit scheuem Begehren erforscht, ihn streichelt und den Nacken sinnlich massiert. Auch wenn ich ein wenig erschrecke, genieße ich die ungewöhnlichen Liebkosungen. »Woher wisst Ihr meinen Namen?«, will ich fragen. Aber aus meiner Kehle flüchtet nur ein überraschtes Keuchen, weil ich die unsichtbare Hand nun an meinen Hüften spüre. Bevor ich reagieren kann, ist sie wieder weg und lässt ein äußerst prickelndes Gefühl zurück. Mein Körper bebt vor Sinnlichkeit. Die kühle Seide streicht katzenhaft über meine Brüste, sodass sich die Nippel wohlig verhärten und in den Stoff drücken.

»Lesh-Wa hat ihn mir gesagt, Fräulein Widderhorn«, höre ich seine Antwort in meinen Gedanken. Und laut sagt er: »Ich kann dich nicht gehen lassen, Mädchen. Du hast zu viel gesehen und könntest Sarvolian Auskunft geben. Selbst wenn du mir hoch und heilig versprichst, ihm nichts zu sagen, könnte er dich fangen und die Antworten aus dir herauspressen. Außerdem brauche ich schon lange jemanden, der mit mir zusammen den Kristall bewacht. Ich kann nicht ständig auf ihn aufpassen und meine Hunde sind nicht zuverlässig genug. Du hast selbst gesehen, wie sie sich durch deine Unsichtbarkeit haben täuschen lassen.«

»Unsichtbarkeit?« Ich bin mit meinen Gedanken nicht bei der Sache, versuche nur, meine verräterischen Nippel zu verbergen, die sich in der weißen Seide immer mehr abzeichnen. Ich halte das Glas vor mich und nippe an dem herrlichen Würzwein. Wohin ist nur diese magische Hand verschwunden?

»Weißt du denn nicht, dass Luftdrachen für sterbliche Augen unsichtbar sind? Man braucht schon eine gewisse Schläue, um ihnen auf die Schliche zu kommen. Oder eben Lesh-Wa, der selbst die zarten Gedanken eines Draco aeris erkennen kann.«

Die Verlegenheit treibt mir die Hitze in die Wangen. Scheu sehe ich in mein Glas und lächele. Dieser schelmische Blick, den er gerade wieder zu mir geworfen hat, ist wie ein Blitz, der direkt durch mich hindurchfährt. »Ich kann … also … hierbleiben?«, sage ich ein wenig unüberlegt. In diesem Moment bin ich froh, dass er mich nicht fortjagt. Ich wüsste zu gern, was für ein Mann aus dem Jungen von damals geworden ist.

»Ich denke, dass es dir hier nicht schlecht ergeht. Du könntest meine Schülerin werden und mich bei meinen Studien begleiten. Ich habe viel in meiner Bibliothek auszuwerten und da wäre es von Vorteil, eine helfende Assistentin neben mir zu wissen. Hättest du Lust, mit mir wissenschaftlich zu arbeiten? Du wirst viele neue Erkenntnisse aus meinem Fachgebiet kennenlernen. Auch der Kristall gehört zu meinen Forschungsobjekten. Natürlich werde ich dir etwas Magie geben, damit du dich nicht hilflos fühlst. Aber all das sollten wir morgen entscheiden. Jetzt ist es erst einmal Zeit, den langen Tag zu beenden.« Er steht auf und zieht seinen Mantel an. Dann reicht er mir die Hand. »Komm mit! Ich habe ein schönes Zimmer, in dem du dich wohlfühlen wirst. Ich bin müde und möchte mich zurückziehen.«

Oh ja. Ich kenne den Raum, in den er mich bringen wird. Er ist nicht weit weg vom Kaminzimmer. Wir müssen nur den Flur gegenüber der Wendeltreppe entlanggehen und uns dann nach rechts wenden. Das große Himmelbett dort ist weich, seine Bettdecke behaglich und kuschelig. Im Zimmer ist auch ein Waschtisch mit einer großen, reich bemalten Schüssel und einem Wasserkrug, der immer warmes Wasser bereithält. Neben dem Bett steht eine kleine Kommode, auf der viele Töpfchen mit Mittelchen für die Schönheit stehen und dahinter ein dreigeteilter Spiegel aus blank poliertem Silber. In der Mitte befindet sich ein Elfenbeintisch mit zwei Stühlen. Und ich weiß noch von einer Glastür, durch die man auf einen winzigen Balkon gehen kann. Im Sommer blühen dort Rosenranken. Ich muss den Jungen damals in diesem Schloss getroffen haben. Und so reichhaltig, wie meine Erinnerungen zurückkehren, war ich nicht nur einmal hier.

Nachdem wir den Flur entlanggegangen und nach rechts abgebogen sind, gelangen wir an eine hohe, schwere Zimmertür. Zedernschatten öffnet sie und lässt mich eintreten. Das Zimmer sieht genauso aus, wie ich es in Erinnerung habe. Die Kerzenleuchter auf dem Tisch und an den Wänden tauchen das Zimmer in ein warmes Licht.

»Ich wünsche dir eine angenehme Nacht, Lunara. Solltest du etwas brauchen, rufe die Krähen. Sie sind hier für unser leibliches Wohl verantwortlich und haben erstaunliche Fähigkeiten. Du musst nur zweimal in die Hände klatschen. Und keine Sorge: Sie verstehen jedes Wort.«

Ach ja, die Krähen! Sie sind seit jeher, hilfreiche Seelen in diesem Schloss gewesen. Ich nicke Zedernschatten zu und lächle ihn an. »Danke, ich komme schon klar. Macht Euch um mich keine Sorgen.«

»Ich werde dir morgen vor dem Frühstück zeigen, wie man den Schutzzauber aufrechterhält. Das wird fortan deine tägliche Morgenroutine mit mir sein. Ich werde dich rufen, wenn es so weit ist. Und jetzt wünsche ich dir eine gute Nacht.« Sein dunkelblauer Mantel raschelt, als er sich vor mir verneigt.

»Gute Nacht«, hauche ich und sehe ihm nach, bis er in den Gang zum Kaminzimmer abgebogen ist. Er hat nicht die geringste Ähnlichkeit mit seinem Vater. Außer, dass sie beide eine fühlbar starke magische Kraft besitzen, scheint sie nichts zu verbinden. Kein Wunder, dass sie Feinde sind. Wenn von Greifenthal wüsste, was mir passiert ist! Ich bin so froh, dass Zedernschatten mir meine menschliche Gestalt zurückgegeben hat. Als Luftdrache ist das Fliegen zwar unbeschreiblich schön, aber als Lunara werde ich irgendwann meine Familie wiedersehen. Vielleicht auch erst, wenn meine Ausbildung abgeschlossen ist.

Mir fällt der Pfad durch den Wald wieder ein. Das Schloss ist gar nicht so weit vom Hof meiner Eltern entfernt. Wenn man morgens losgeht und stramm läuft, kann man schon am Mittag dort sein. Diesen Weg bin ich oft gegangen, als ich klein war.

Hatte meine Mutter hier nicht eine Stelle als Magd oder Zofe? Oder hat sie nur den Krähen die gewünschten Lebensmittel gebracht? Es könnte auch sein, dass sie hier Köchin war. Ich weiß es nicht mehr genau.

Damals wohnte hier eine schöne Frau, der dieses Zimmer gehörte. Ich glaube, meine Mutter nannte sie eine weiße Hexe. Hatte diese Frau nicht einen Sohn? Ja, natürlich! Der Sohn war etwas älter als ich. Jetzt erinnere ich mich wieder.

Wie ein Wasserfall stürzen alte Bilder in mein Gedächtnis. Ich bewunderte den Jungen, weil er lesen und schreiben konnte. Manchmal malte er mit seinem Zauberstab Bilder auf den Schlosshof. Bäume oder Waldtiere. Aber am liebsten waren mir die magischen Wesen, vor allem die Drachen. Seine Zeichnungen haben mich schon als kleines Mädchen fasziniert. Und seine geheimnisvollen, dunklen Augen.

Selbst die Tiere liebten ihn. Wenn er die Hand ausstreckte, flogen die Tauben auf seinen Arm. Ich erinnere mich an so viele Kleinigkeiten, aber seinen Namen scheine ich tatsächlich vergessen zu haben. »Maradin«, sage ich leise, um die Melodie des Namens zu hören. Und dann noch einmal langsam und mit weicher Stimme: »Maradin.«

Während sich unsere Mütter trafen, bin ich ihm überallhin gefolgt. Ich bin mit ihm hinauf in die Turmkammer gestiegen. Wir haben die Tauben beim Brüten beobachtet und versucht, ihre Laute nachzuahmen. Ja, ich bin immer gerne mit meiner Mutter hierhergekommen. Er hat mir einmal eine wunderbare Blume geschenkt und kleine Fische verzaubert, damit sie im Teich für mich einen Reigen tanzten. Wie konnte ich das nur vergessen! Ist er nicht auch der Grund gewesen, warum ich schon als kleines Mädchen eine Hexe werden wollte?

Ich schließe die Tür und lache leise. Jetzt weiß ich endlich, warum der Hufschmied mir damals mit seiner Tierliebe und den dunklen Augen den Kopf verdrehte. Und warum ich den Stallknecht niemals anrühren wollte. Auch wenn mein Kopf Maradin vergessen hatte, mein Herz sehnte sich all die Jahre weiterhin nach ihm. Zum Glück! Wenn Sarvolian das alles wüsste! Wenn er wüsste, dass er mich geradewegs zu meinem vergessenen Zauberjungen geschickt hat! Im Türschloss steckt ein Schlüssel. Soll ich abschließen? Nur zur Sicherheit? Maradin. Was für ein wundervoller Name! Ein wohliger Schauer jagt mir über den Rücken. Ist es für mich nicht längst Zeit, meine Unschuld zu verlieren? Mir fallen die zufälligen Berührungen ein, die wir als Kinder hatten, seine sanften Hände und die Aufregung, die ich damals verspürte. Unwillkürlich vergleiche ich sie mit den Berührungen des Kleides. Oh nein, ich will diese Tür nicht abschließen. Die Vorstellung, dass aus dem Jungen von damals nun dieser Kerl geworden ist, lässt mein Herz höherschlagen. Was wäre, wenn er jetzt in meine Kammer käme, seine Hände zärtlich in meinen Nacken legen und meinen Rücken streicheln würde? Genau auf die gleiche Art, wie es auch das Kleid getan hat? Warum bin ich nur so erschrocken, als es meine Hüften berührte?

Oh, Maradin! Zärtlich streichle ich mir über die Brüste, denke daran, was der Hufschmied mit meiner Schwester tat. Ich fasse mir an meine Nippel und genieße, wie sie sich aufrichten und in das Kleid schmiegen. Schnell laufe ich zum Spiegel an der kleinen Kommode und betrachte mich darin.

Zedernschatten hat recht: Ich sehe in dem Kleid bildschön aus. Meine steifen Nippel in der Seide machen mich richtig verführerisch. Warum war ich im Kaminzimmer nur so schüchtern? Es gibt keinen Grund, sich zu schämen. Mit Sicherheit hätte es Maradin die Sprache verschlagen, wenn ich ihm einen Blick erlaubt hätte.

Sarvolian, du hast keine Ahnung, zu wem du mich geschickt hast! Wenn du wüsstest, dass ich deinen Sohn schon lange kenne! Du hast verloren – alter Mann! – und wirst sehen, wie süß meine Rache sein wird. Hast du gedacht, ich würde ohne dich niemals mehr eine Frau werden? Hast du gedacht, du könntest mich in dem Drachenkörper einsperren, bis ich um Gnade flehe?

Voller Wonne lasse ich die Hände über meinen Körper gleiten. Erst jetzt begreife ich, welches Geschenk Maradin mir gemacht hat. Ich kann wieder ich selbst sein. Und durch das schöne Kleid bin ich noch viel mehr. Ich fahre mir durch mein langes Haar, strecke mich, drehe mich um mich selbst, betrachte mich von allen Seiten.

»Lunara«, flüstere ich meinem Spiegelbild zu. »Es war kein Fehler, die Vogelfedern in Sarvolians Stube zu verbrennen. Es war der Anfang eines Abenteuers. Morgen wirst du Maradins Schülerin werden.«

Am Waschtisch gieße ich Wasser in die schöne Schale und wasche mir die Hände. Anschließend lösche ich die Kerzen und gehe ins Bett. Es ist angenehm weich und fühlt sich an, als wollte es mich in die Arme nehmen. Einen kurzen Moment lang denke ich darüber nach, ob ich das Kleid lieber ausziehen und nackt schlafen soll. Einerseits möchte ich es nicht zerknittern. Andererseits will ich wissen, ob es in der Nacht erwacht. Ich entscheide, es anzubehalten, und ziehe die warme Bettdecke bis unter mein Kinn.

Das Kleid lässt nicht lange auf sich warten. Wie aus dem Nichts erscheinen zwei zärtliche Hände. Sie streicheln mir über den Rücken, erfühlen meine Schultern und legen sich sanft um meine Taille. Die Berührungen lösen eine ungekannte Geborgenheit in mir aus. Verzückt schließe ich die Augen und denke an den schönen Mann, in dessen Schloss ich nun wohnen darf. Oh, Maradin! Was ist das nur für ein wunderbares Zauberkleid, das du mir gegeben hast?

 

Kapitel 2

 

»Lunara!«

Wie aus weiter Ferne höre ich meinen Namen. Ich beschließe, das Wecken zu überhören. Ich mag noch nicht aufwachen, denn ich hatte einen wonnevollen Traum. Dort gab es ein herrlich weiches Bett und ein Zauberkleid, das mich in der Nacht mit ungeahnten Zärtlichkeiten verwöhnte. Träge drehe ich mich unter meiner Decke herum und wundere mich, warum sie so weich ist. Sie fühlt sich ganz anders an, als die kratzige Wolldecke, die mich in der Holzkiste mit dem Strohsack wärmt, seit ich bei Sarvolian in der Lehre bin.

Als mich die Gewissheit packt, dass ich nicht in der alten Kiste schlafe, fahre ich hoch und blicke mich um. Es ist kein Traum. Ich liege in einem herrlich weichen Bett. Und das Kleid? Meine Hände greifen zum Kragen und fühlen die kleinen, runden Mondsteine, dicht in Reih und Glied zu einem Kreis genäht. Erleichtert streichle ich über den feinen Stoff.

»Guten Morgen, lieber Freund«, flüstere ich und lege die Wange auf meine Schulter, um den Kragen zu spüren. »Was hast du nur für wunderbare Hände!« Das Kleid antwortet mir, in dem es mich zärtlich im Nacken krault.

Draußen beginnt die Dämmerung. Das Schwarzblau des Himmels liegt wie eine schwere Decke über der Welt und nur langsam vermag es die Sonne, diesen dichten Vorhang am Horizont zu heben. »Lunara, wach auf! Die Turmkammer wartet!«

Zedernschatten! Ich bin immer noch in seinem Schloss. Oh, Maradin! Selbst in meinen Gedanken ist deine Stimme sanft und geduldig. Du bist ganz anders als dein Vater. Ich lasse mich in die Kissen zurückfallen, rekle mich und hänge dem Klang seiner Stimme nach. Ach, Maradin, wenn du wüsstest, wie sehr du mir gefällst!

»Mag sein, liebe Lunara, aber du musst dich trotzdem beeilen. Die Turmkammer wartet nicht, sonst verrinnt der Zauber und Lesh-Wa verliert seinen Schutz.«

Erschrocken schlage ich die Hand vor den Mund und springe aus dem Bett. In dem Moment, in dem meine Füße den Boden berühren, entzünden sich die Kerzen an den Wänden und das Zimmer erhellt sich. Im Spiegel sehe ich, dass das Kleid unter der Bettdecke nicht gelitten hat. Es sieht immer noch glatt und seidig aus, als wäre es gerade frisch gewaschen und geplättet worden. Mit einer Bürste, die ich auf der Kommode finde, bändige ich meine zerzausten Haare, bevor ich aus dem Zimmer renne.

Maradin erwartet mich am Kamin. Er sieht einfach umwerfend aus. Ein breiter, weinroter Gürtel ziert seine schmale Hüfte. Den langen Zopf hat er wieder nach vorn über die Schulter gelegt und die Kapuze seiner dunkelblauen Robe über den Kopf gezogen. »Guten Morgen«, sagt er nun mit seiner hörbaren Stimme. »Hast du gut geschlafen?«

Ich spüre, wie sich meine Wangen röten, als ich vor ihn trete, und schenke ihm mein schönstes Verlegenheitslächeln. »Sehr gut, Meister Zedernschatten«, hauche ich förmlich, um ihm zu gefallen. »Ich danke Euch, dass ich in diesem schönen Zimmer übernachten durfte.«

»Meister Zedernschatten? Du hast dich also entschieden, bei mir in die Lehre zu gehen und mich bei meinen Studien zu begleiten?«

»Ja«, denke ich und nicke ihm zu.

»Eine gute Wahl. Sonst hätte ich dich nämlich in den Kerker gesteckt.« Er grinst mich an, aber ich bin mir nicht sicher, ob das ein Scherz gewesen ist.

»Komm mit!«, er nimmt eine Fackel von der Wand. »Um den Zauber zu vollbringen, müssen wir zuerst zum Teich im Schlossgarten.«

Am Teich hat er mir damals die Blume geschenkt. Ich weiß es, als wäre es gestern gewesen. Freudig folge ich ihm die Wendeltreppe hinab, zur Hintertür des Schlosses hinaus, quer über den kleinen Hof zum riesigen Schlossgarten. Die Dämmerung hat die Welt noch fest im Griff.

Sobald wir den Hof betreten, begrüßen uns die Hunde. Ein besonders großer Rüde geht direkt auf Maradin zu und läuft mit ihm, die Vorderbeine pass an seiner Seite. Es sieht aus, als ob mein neuer Meister von einer Eskorte begleitet wird. Aber auch eine feingliedrige Hündin findet sich ein und läuft genau neben mir. Sie ist fast so groß, dass sie mir bis an meine Hüfte reicht. Als ich zu ihr heruntersehe, schaut sie auf und hechelt mit geöffnetem Maul. Im flackernden Schein der Fackel sieht es beinahe so aus, als ob sie mich anlachen würde. Ich lächle und nicke ihr zu.

»Das sind meine beiden Leittiere«, erzählt mir Maradin gut gelaunt. »Sie heißen Mars und Venus und begleiten mich täglich zum Teich. Venus mag dich. Sieh nur, wie schön sie neben dir läuft! Sie will dir gefallen. Außerdem möchte sie, dass du sie streichelst.«

Ich streiche über ihr glattes Fell und kraule sie hinter dem Ohr. Angst vor Hunden hatte ich noch nie. Als Bauernkind bin ich mit ihnen groß geworden. Aber unser Hund ist nicht so wohlerzogen wie diese hier. Er ist mehr dazu ausgebildet, den Hof zu bewachen. Und wenn er nicht brav ist, kommt er in den Stall.

»Oh, den Hof bewachen meine Hunde auch«, berichtigt mich Maradin. »Ich habe sie nicht nur zum Spaß. Aber sie leisten mir auch Gesellschaft und helfen mir bei meinen Studien. In den Stall würde ich sie niemals stecken.«

»Kannst du bitte aufhören, dauernd meine Gedanken zu lesen?«, denke ich ungehalten.

»Entschuldige. Die Macht der Gewohnheit. Ich versuche, mich zu bessern.«

Wir sind fast am Teich angekommen, da trifft mich eine schreckliche Erkenntnis: Er hat mich ununterbrochen beobachtet. Er hat auch gestern Abend schon meine Gedanken gelesen und mir ein paar Antworten geschickt. Er sieht meinen Geist. Und das schon seit gestern Abend? Mein Herz beginnt zu rasen. »Du hast mich gestern in der Nacht berührt«, brülle ich in meinem Kopf. »Es waren deine Hände, die ich gespürt habe, stimmt’s? Das Kleid ist gar nicht magisch!« Kommentarlos geht er weiter, als ob nichts gewesen wäre. Das macht mich noch wütender: »Jetzt tu nicht so, als hörst du mich nicht!«

»Hier im Schlossteich habe ich Lotus angepflanzt«, erzählt er mir im Plauderton. »Jeden Morgen bei Sonnenaufgang wird eine frische Lotusblüte für die Verzauberung der Turmkammer benötigt. Deshalb muss ich auch den Teich über Winter vor der Kälte schützen. Ich habe ein großes Gewächshaus, das ich über den Teich zaubere, wenn es für den Lotus zu kalt wird.«

An ein Gewächshaus kann ich mich nicht erinnern, das ist mir im Augenblick völlig gleich. Mein Herz beruhigt sich nicht und hämmert wild gegen meine Rippen. Was er zu mir sagt, interessiert mich nicht. Andererseits will ich keinen Ärger mit ihm. Ich habe keine Lust, im Kerker zu landen. Aber die nächste Zeit, nein, die ganze Lehre lang werde ich auf der Hut sein müssen und darf mir keine Blöße mehr geben. »Schön, dass du heute Nacht deinen Spaß hattest. Aber ab jetzt kannst du das vergessen! Von wegen, du missbrauchst Lesh-Wa nicht!«

Wir sind am Teich angekommen. Er bückt sich, steckt die Fackel in die Erde und pflückt eine Blüte aus dem Wasser. Ja, damals hat er mir auch eine solche Blüte geschenkt. Da war er noch nett gewesen und hat mich nicht in meinen geheimsten Momenten beobachtet.