Im Zeichen der Zauberkugel 8: Der magische Flug durch die Wüste - Stefan Gemmel - E-Book

Im Zeichen der Zauberkugel 8: Der magische Flug durch die Wüste E-Book

Stefan Gemmel

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Beschreibung

***Der neue Band der Spiegel-Bestseller-Reihe "Im Zeichen der Zauberkugel" - fantastisches Lesefutter ab 8 Jahre!***  Alex und Sahli sind entsetzt! Charda ist es gelungen, Argus zu befreien. Für die beiden Freunde ist klar: Sie müssen unbedingt verhindern, dass der hinterhältige Dschinn wieder in Besitz seiner magischen Kräfte gelangt. Doch das ist alles andere als ungefährlich und ihre Verfolgungsjagd führt die zwei nicht nur bis in die Wüste, sondern auch in Argus' Vergangenheit ... ***IM ZEICHEN DER ZAUBERKUGEL: tolle Abenteuer mit viel Witz und einer ordentlichen Prise Magie für Mädchen und Jungen!

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Stefan Gemmel

Im Zeichen der Zauberkugel – Der magische Flug durch die Wüste (Bd. 8)

Mit Bildern von Katharina Madesta

Alex und Sahli sind entsetzt! Charda ist es gelungen, Argus zu befreien. Für die beiden Freunde ist klar: Sie müssen unbedingt verhindern, dass der hinterhältige Dschinn wieder in Besitz seiner magischen Kräfte gelangt. Doch das ist alles andere als ungefährlich und ihre Verfolgungsjagd führt die zwei nicht nur bis in die Wüste, sondern auch in Argus’ Vergangenheit …

Der achte Band der „Zauberkugel“-Reihe: spannend, witzig und mit einer gehörigen Portion Magie!

Wohin soll es gehen?

Buch lesen

Viten

An Schlaf war in dieser Nacht nicht zu denken. Alex war viel zu aufgeregt und angespannt, um ins Land der Träume zu finden. Seine Decke und sein Kissen waren so zerwühlt, als wäre ein Bagger durch sein Bett gefahren.

Argus befand sich in diesem Haus. Argus!

Schon wieder drehte sich Alex von der einen auf die andere Seite und zerwühlte dadurch sein Bett noch mehr. Ausgerechnet Argus!

Auch wenn Sahli ihren Erzfeind winzig klein gezaubert hatte und Argus nun tiefschlafend in einem alten Terrarium lag, ließ es Alex keine Ruhe. Argus konnte noch so klein sein, von ihm ging immer die größtmögliche Gefahr aus.

Ja, sie hatten ihn besiegt. Nach all ihren Bemühungen und Kämpfen in früheren Zeiten und auf fernen Kontinenten hatten sie gewonnen. Alex war davon ausgegangen, dass sie nun endlich Ruhe vor dem machthungrigen Dschinn hätten, da war Argus’ Schwester aufgetaucht: Charda!

Damit hätte niemand rechnen können. Doch auch diesen Kampf hatten sie gewonnen. Bloß: Echte Freude und Erleichterung oder gar Siegesstimmung wollte in Alex nicht aufkommen. Ganz im Gegenteil. Für ihn und vor allem auch für seinen Freund Sahli bedeutete Argus stets Gefahr. Und den mächtigen Magier in diesem Haus zu wissen, gab Alex ein unsicheres Gefühl.

Er seufzte und wollte sich gerade wieder zurück auf die linke Seite seines Bettes drehen, als er ein Knarren vor der Zimmertür hörte.

Da! Da war das Geräusch erneut. Blitzschnell setzte Alex sich auf. Irgendjemand schlich durch den Flur.

Leise schälte sich Alex aus seinem Bett und ging auf Zehenspitzen an die Tür, um sie vorsichtig zu öffnen. Fast wie in Zeitlupe beugte er sich vor und steckte den Kopf heraus, um in den Flur spähen zu können. Und tatsächlich, er hatte richtig vermutet. Zwar konnte er niemanden sehen, doch nun hörte er die Treppenstufen knarren. Jemand war auf dem Weg nach oben, zum Dachboden. Vielleicht in Opa Aurelius’ Zimmer?

Alex huschte hervor, schlich zur Treppe und sah, wie die Dachbodentür sich schloss. Das war der eindeutige Beweis, dass hier jemand unterwegs war! Zu gern hätte er nach irgendetwas gegriffen, womit er sich hätte wehren können. Doch in seinem ganzen Zimmer gab es nichts Brauchbares.

„Ich könnte ja einfach das Kissen mitnehmen und es dem Einbrecher an den Kopf werfen“, murmelte Alex. Verzweifelt sah er sich um. Da fiel sein Blick auf das Gästezimmer, in dem Sahli nun wohnte. Sahli! Aber natürlich, er würde seinen Freund zur Verstärkung wecken. Leise schlich er zu dessen Zimmer, öffnete die Tür und flüsterte: „Sahli! Sahli, bist du wach?“

Er erhielt keine Antwort und huschte daher in das Zimmer.

„Sahli?“

Alex suchte an der Wand nach dem Lichtschalter, schaltete ihn an und erschrak. Sahlis Bett war leer.

Nun wuchs die Angst in ihm auf Monstergröße heran. „Argus!“, schoss es ihm durch den Kopf. Bestimmt war es dem Dschinn gelungen, Macht über Sahli zu erlangen. Ganz bestimmt hatte er ihn verzaubert.

Alex blieb keine Zeit, seine Großeltern oder die Zwillinge zu wecken. Er musste schnellstmöglich herausfinden, was hier los war!

Hastig rannte er wieder zur Treppe. Doch er musste sich zusammenreißen, sie nicht gleich hoch zu hechten, sondern sie vorsichtig, Stufe für Stufe, hinaufzuschleichen, damit das alte Holz nicht knarrte.

Oben angekommen näherte er sich der Tür zum Dachboden. Er wusste, dass sie quietschte. Deshalb drückte Alex die Klinke ganz behutsam herunter und öffnete die Tür mit einer Ruhe, die er sich selbst nicht zugetraut hätte. Die Tür tat ihm dafür den Gefallen, nur leicht zu schnarren, statt laut zu quietschen.

Alex betrat den Dachboden, der ihm nach all den Abenteuern in der vergangenen Zeit viel kleiner vorkam als früher. An der Seite stand noch der alte Besen, den Sahli mit einem seiner Zauber früher einmal hier hatte herumtanzen lassen. Alex schnappte ihn sich, hielt ihn mit beiden Händen umklammert und fühlte sich nun endlich ein wenig sicherer.

Die Tür zu Aurelius’ geheimem Zimmer war ebenfalls geschlossen, doch durch den Türspalt schien Licht. Alex hatte sich also nicht getäuscht: Es war jemand darin. Und wie zur Bestätigung hörte Alex Schritte aus dem Raum.

Sein Herz überschlug sich beinahe vor Anspannung, als er eine Hand vom Besenstiel nahm und langsam nach der Türklinke griff. Er atmete noch einmal tief ein, sammelte all seine Kräfte, dann drückte er die Klinke herunter, riss die Tür auf, sprang mit dem Besenstiel voran in das geheime Zimmer und brüllte: „Keine Bewegung!“

Ein Schrei weckte Charda in ihrem Versteck auf. Doch sie war so müde, dass es ihr zuerst nicht gelang, die Augen zu öffnen. Es zuckte nur eines ihrer dünnen Beinchen. Dann das zweite, das dritte und schließlich zuckten alle sechs.

Es war ihr in ihrer Ameisengestalt, als müsse sie aus einer furchtbar tiefen Erschöpfung herausfinden. Sie fühlte sich, als müsse sie sich aus dem Schlaf befreien, wenn sie nicht erneut Hunderte von Jahren weiterschlafen wollte. Also riss sich Charda trotz ihrer Ermüdung zusammen und zwang sich, die Augen zu öffnen.

Sie wusste sofort, wo sie sich befand. Diese Wände, diese Decke, diese unendlich vielen Dinge, die hier herumstanden. Charda erinnerte sich, wie sie sich als Ameise aus Sahlis Schuh herausgestohlen hatte und unter dem Türschlitz hindurch in diesen Raum geflüchtet war. Einen Raum unter dem Dach, direkt vor dem Zimmer, in dem sie neulich erwacht war.

Mit letzter Kraft hatte sie sich unter einen hohen Schrank schleppen können, bevor sie völlig erschöpft eingeschlafen war.

Nun war sie geweckt worden. Erst waren es Schritte, die sie in ihrem Traum gehört, dann ein Junge, dessen Stimme sie gleich erkannt hatte: Alex.

Seine und die Stimme seines Freundes Sahli würde Charda unter Millionen wiedererkennen. Die Stimmen der Jungen, die Chardas Plan zerstört hatten, die ihr Wiedersehen mit ihrem Bruder Argus verhindert und sie wieder hierher zurückgebracht hatten, in diese merkwürdige moderne Welt, die Charda nicht mochte und in der sie sich nicht wohlfühlte.

Argus fühlte sich hier gewiss auch nicht wohl, da war sich Charda sicher. Zu gern hätte sie ihn bereits befreit, doch sie hatte auf den richtigen Moment gewartet. Den Moment, an dem sie wieder ausreichend Kräfte haben würde. Den Moment, an dem sie sicher sein konnte, dass Alex und Sahli mit ihren Freunden aus dem Haus waren. Den Moment, den sie so herbeigesehnt hatte.

Doch nun hatte sie diese Geräusche gehört und musste wissen, was dort vor sich ging.

So rappelte sie sich langsam in ihrer Ameisengestalt auf, obwohl alles in ihrem Körper sich dagegen wehrte. Sie ignorierte ihre Müdigkeit und trippelte auf den Raum zu, aus dem sie die Stimme vorhin gehört hatte: Aurelius’ geheimes Zimmer.

Alex hielt den Besenstiel gezückt. Sein Gegenüber schrie erschrocken auf. Auch Alex schrie erschrocken auf. Dann aber trafen sich ihre Blicke.

„Du?“

„Du?“

Alex nahm den Besenstiel herunter. „Wieso schleichst du nachts im Haus herum?“, fragte er verwundert.

Sahli, der auf dem Boden kniete und zu Alex hinaufschaute, musste sich erst einmal fassen. „Und warum erschreckst du harmlose Freunde?“

„Ich … ich hab mir Sorgen gemacht.“

Sahli zeigte auf Alex’ Hände. „Um den alten Besen?“

„Quatsch! Um dich, du alter Besen! Ich hatte Schritte gehört und war in deinem Zimmer und du warst nicht da und …“

„Ich konnte nicht schlafen“, kam die Antwort. Erst jetzt fiel Alex auf, dass Sahli so unausgeschlafen aussah, wie Alex sich fühlte. Und er ahnte den Grund für Sahlis nächtliche Wanderschaft. „Argus?“, fragte er nach.

Sahli nickte. „Es ist gewiss nicht gut, ihn im Haus zu haben.“

Alex stellte den Besen zur Seite und kniete sich ebenfalls auf den Boden, direkt neben das alte Terrarium, das sie am Vorabend für Argus hier aufgestellt hatten. Der Magier lag darin auf Puppengröße geschrumpft in einem von Livs Puppenbetten unter einer dicken Puppendecke. Er war noch immer in dem magischen Schlaf gefangen, den Sahli über ihn verhängt hatte.

„Bist du deshalb hergekommen?“

Sahli schaute auf den schlafenden Argus herab. „Es lässt mir einfach keine Ruhe. Ihn so nahe zu wissen, das nimmt mir jeden Schlaf.“

„So ging es mir auch“, pflichtete Alex ihm bei. „Aber im Moment müssten wir eigentlich sicher sein, oder? Solange niemand den magischen Schlaf unterbricht, in den du ihn versetzt hast, ist doch alles okay.“

Sahli lächelte. „Das hatten wir neulich schon mal gedacht, dass alles okay ist, weißt du noch? Aber wie eine Fata Morgana in der Wüste taucht dieser fürchterliche Dschinn immer wieder auf und setzt uns zu. Deshalb kam ich her. Ich musste mit eigenen Augen sehen, ob alles in Ordnung ist.“

„Kann ich verstehen.“ Alex nickte.

Gemeinsam sahen sie Argus beim Schlafen zu. Jeder in seine Gedanken versunken. So tief, dass sie die Ameise nicht bemerkten, die zwischen ihren Knien über den Boden lief.

Charda konnte es kaum fassen. Selbst aus ihrer niedrigen Position heraus, so ameisendicht am Boden, erkannte sie die winzigen Füße, die aus einem winzigen Bett unter einer winzigen Decke herausragten. Die traditionell gebogenen Schuhspitzen ließen Charda erahnen, wer dort im Bett lag: Argus, ihr Bruder!

Charda krabbelte an den beiden Jungen vorbei, um einen besseren Blick auf Argus zu erhaschen. Dort lag er, friedlich schlafend. Wie in einem Gefängnis aus Glas, nicht ahnend, was um ihn herum vorging.

Chardas Herz pochte laut vor Aufregung. Wieder war sie ihrem Bruder ganz nahe, doch wieder konnte sie ihn nicht erreichen. Und Schuld waren erneut diese zwei Jungen, die sich gerade über das Glasgefängnis beugten.

Ihre Aufregung verwandelte sich in Wut. Das alles war so würdelos für ein Mitglied ihrer mächtigen Magierfamilie. Eingeschlossen in einen hässlichen Glaskasten! In der Größe eines kleinen Fingers! Und dann auch noch ahnungslos schlafend, während seine Gegner ihm dabei zusahen.

Charda musste die beiden Freunde vertreiben. Sofort. Sie musste Argus befreien. Schließlich war er die Lösung ihres Problems: Nur er konnte sie von diesem Fluch befreien, der auf ihr lag, und ihr erklären, was damals mit ihr geschehen war.

Fieberhaft überlegte Charda, wie sie das anstellen könnte. Am liebsten hätte sie die zwei einfach auf den Mond gezaubert, denn da gehörten sie hin, ihrer Meinung nach. Aber solche Zauber vermochte Charda nicht auszuführen. Tierzaubereien, das konnte sie. Wie sie ihre Gestalt verwandeln konnte, das wusste sie.

Charda überlegte, ob sie sich in einen großen Hund verwandeln sollte, um die beiden Jungen anzuknurren und so laut zu bellen, bis sie davonliefen. Doch damit würde sie auch die anderen im Haus wecken. Und das war gefährlich.

Sie könnte sich auch in einen Krebs verzaubern und den Jungs in den Hintern zwicken. Wieder und immer wieder, bis sie endlich davonlaufen würden. Oh ja, das würde Charda gefallen. Allerdings würde das Geschrei der Jungen auch die anderen im Haus wecken. Und das war gefährlich.

Eine Spinne vielleicht? Eine Riesenspinne wäre eine leichte Übung für Charda. Die meisten Menschen fürchteten sich vor Spinnen und wenn Charda sich zimmergroß mit acht Beinen vor die Freunde stellen würde, um sie … Nein, den Gedanken verwarf sie wieder. Nicht diese Jungs. Charda hatte sie in der Wüste erlebt. Sie waren beide sehr mutig und unerschrocken. Und gerade dieser Sahli würde den Zauber durchschauen und ihr mit seiner Magie entgegentreten.

Aufgeregt lief Charda in ihrer Ameisengestalt zwischen den zweien hin und her und suchte weiter nach einer Möglichkeit, die Jungen loszuwerden, als Sahli plötzlich zusammenschreckte.

„Was ist?“, fragte Alex besorgt.

„Moment“, antwortete Sahli und zog aus seiner Hosentasche die Zauberkugel hervor, die er winzig klein chamälisiert hatte. Sie leuchtete und blinkte hektisch.

„Huo ruft mich“, erklärte er dann.

„Dein Drache?“

„Anscheinend braucht jemand meine Hilfe“, gab Sahli zurück und wies auf die blinkende Kugel. „Das hier ist unser vereinbartes Zeichen.“

„Das heißt, du musst los?“

Sahli verzog das Gesicht. „Zumindest sollte ich los. Etwa für eine Stunde. Aber ich kann doch jetzt nicht fort, oder? Nicht, wenn Argus im Haus ist.“

Alex sah nachdenklich auf den winzigen Dschinn in seinem Glasgefängnis. „Allerdings schläft er ja. Tief und fest. Außerdem: Charda ist nicht hier und niemand außer uns und den anderen hier weiß etwas von Argus. Eigentlich kann da doch nichts passieren, oder?“

Sahli zögerte noch, daher versuchte Alex es anders. „Jemand braucht deine Hilfe. Und nur wegen eines schlafenden Argus solltest du nicht zögern, Sahli. Und weißt du was? Ich komme mit.“

„Was?“

„Vielleicht kann ich dich unterstützen.“

Sahli blickte von Alex zu Argus und wieder zurück.

„Es geht um ein kleines Stündchen“, beruhigte ihn Alex. „Gleich geht die Sonne auf. Bis zum Frühstück sind wir zurück.“

Schließlich gab Sahli nach und es war ihm anzusehen, dass er sich über Alex’ Vorschlag freute. „Einverstanden“, sagte er. „Auch wenn mir ein Gefühl zurückbleibt wie bei einem Frosch, der schwimmen geht, obwohl er weiß, dass ein Storch in der Nähe steht.“

„Ja, aber du bist kein Frosch und der Storch, den du meinst, schläft tief und fest in einem Terrarium.“

Sahli musste schmunzeln. „Vielleicht sollte ich beginnen, weniger besorgt zu sein.“

Charda betrachtete die beiden Freunde mit Begeisterung. Sie trippelte schnell zur Seite und huschte unter ein Schränkchen, bevor noch einer der Freunde auf sie treten konnte. Aus ihrem Versteck heraus sah sie dann in Ruhe dabei zu, wie die beiden Jungs das Zimmer verließen. Ganz ohne Gebell oder ein Zwicken in den Po. Nein, einfach so. Sie verließen völlig problemlos das Zimmer und überließen es Charda, deren Blick nun von der sich schließenden Tür zu ihrem schlafenden Bruder wanderte.

Huo wartete bereits ungeduldig im Vorgarten. Er schnaubte und scharrte mit den Krallen im Gras, als er Sahli endlich kommen sah.

„Ist ja schon gut“, versuchte Sahli ihn zu beruhigen. Seit Huo von seiner früheren Herrin Chao-Lin mit Unsichtbarkeit bestraft worden war, konnte nur noch Sahli den Drachen sehen. Für alle Menschen ohne Magie war Huo unsichtbar und ließ auch diejenigen unsichtbar werden, die sich auf seinen Rücken setzten.

Der Drache empfing Sahli mit einem fragenden Blick zu Alex.

„Alex kommt heute mit uns“, erklärte Sahli und aus Huos fragendem Blick wurde ein verblüffter. Aber natürlich war der Drache einverstanden. Er legte sich flach auf die Erde, um Alex und Sahli das Aufsteigen zu erleichtern.

Sahli kletterte wie gewohnt auf Huos Rücken und nahm dort zwischen den weit ausgebreiteten Flügeln des Drachen Platz.

Für Alex fühlte es sich sehr merkwürdig an, etwas zu erklettern, das er nicht sehen konnte. So streckte er Sahli eine Hand aus, damit sein Freund ihm hinaufhalf. Und wie jedes Mal, wenn Alex den Drachen dann berührte, konnte auch er ihn erkennen. Normalerweise war ihm das nicht möglich. Seit dem Moment, an dem Chao-Lin das riesige Tier verflucht hatte, konnten nur Magier den Drachen sehen oder eben Menschen, die ihn direkt berührten. Und für Alex waren diese Momente, in denen er sich zu dem Drachen schlich, sich vergewisserte, dass ihn niemand beobachtete, um ihn dann zu berühren und zu begrüßen, wirklich magisch.

So wie jetzt. „Hallo, Huo“, rief Alex ihm zu und der Drache antwortete ihm mit einem freundlichen Schnaufen.

Alex ließ sich von Sahli in die Höhe helfen und kletterte zu ihm hinauf.

„Wo hält man sich fest?“, fragte er, denn geritten war er auf dem Drachen bisher noch nie. „Und wie lenkst du den Drachen?“

Als Antwort erhielt Alex nur einen einzigen Satz. „Lass dich überraschen“, rief Sahli und gab Huo mit einem Schnalzen das Zeichen zu starten.

Huo zögerte keine Sekunde. Mit einem kräftigen Ruck stieß er sich vom Boden ab und schoss im nächsten Moment schon pfeilschnell in die Höhe.

„Hey! Ho!“, schrie Alex überrascht. „Das geht aber schnell!“ Mit beiden Händen hielt er sich an Sahlis Oberarmen fest, allerdings merkte er bald, dass dies gar nicht nötig war. Er wurde sicher und fest auf dem Drachenrücken gehalten – gerade so, als wäre er darauf festgeschnallt. Alex vermutete einen Zauber dahinter oder aber Huos Muskelkraft, die das bewirkte. Aber eigentlich konnte es ihm auch egal sein, was der Grund dafür war. Wichtig war ihm nur: Er fühlte sich absolut sicher. Und so entspannte er sich allmählich und ließ sich auf diese ungewöhnliche Reise ein.

Dabei fiel ihm auf, dass Sahli den Drachen gar nicht lenken musste. Huo kannte seinen Weg und flog zielbewusst über die Landschaft hinweg. Alex erkannte unter sich Dörfer und Städte, Wälder und Flüsse. Er konnte gar nicht genug von diesem Flug bekommen. Es war ein unbeschreibliches Gefühl.